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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-50 (1. Februar 1904 - 29. Februar 1904)
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SsuMg, 6. Ftbnm 1864.

Evstes Blatt.

46. ZshrgW. — ^ 31.

ss

^rscheint täglich, SonntagS aukgenommtn. Prei« mit Familienblätter« monatlich 50 Pfg, in'S Hau» gebracht, bei der Expedition und dm Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.

stnzeigcnpreis: 30 Pfg. für dte Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamczeile 40 Pfg. Für hiestge GeschästS- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigm
an bcstimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übemommm. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 8L.

Mr ^ebruar-Märr

dix Bestellungen auf die „H e i d e l L e r g e r Zei -
^Ug" jetzt sofort beim Briefträger, beim Postamt oder
unferen Boten und Agenten zu machen.

Die Post nimmt auch für den Monat Februar allein
^l'tellungen an.

Opfer des Aufstandes in Südasrika.

Lleber einen Deil der Opfer des A n s st andes
die „Nationalztg." folgende Uebeüsicht:

. Die nls ecmordet gemeldeten Wcißen Tausend -
^^un-d und Vilet wohnten erstcrer in Otjizewa,
etzterer ca. vier Stunden östlich von Windhuk bei Farm
'Mfnung, der Siedelungsgesellschast gehörig. Die bei-
^ Familien abzuschlachten, war kein Kunststück; da diese
Zweifel ebenso dürch den Aüfstand der Hereros
. ^rrascht wurden, wie die Regierung und jeder Be-
^°hner dcr Kolonie überharrpt: die Ansiedler Eng-
^rth, Stüber und Koczarski sind ehemalige
:^fstztrüppler rind handelten nun nrit den Eingeborenen
rf Felde, waren also arich je einer gegen hundert. Der
- Aallene Leutnant d. R. Voyse n ist der Sohn des
^ ^ufrnanno Boysen. Zulott und Rudolf betrieben
Maurerhandwect in Windhuk und .Gerwinski
hr Schceiber beim Goüvernement, F a ckert war bei der
. heirbahn, Paas ch und Weiß waren aktive Militär-
^rfonen, gleich den Vorhergenannten zum Feldzug sin-
^kufene Reserve- und Landwehrleute, die mit Ausnahme
^"tzsens 1893—94 gegen Witbooi, 1896 den Aufstand
er Heceros (Nieodemus-Leute und Ovamban'djerris) mit-
haben und nun im Kampfe fiir Hans und Herd
^ inieben sind. Pilet, Farmec in Frauenstekn, ist Magde-
kger nnd seit etwa sechs Jahreir Farmer, Tausendfreuüd
^ Zivilpolizist, der feine Familie erst im Juli v. I.
>h. ^urnen ^^ß; letztere strandete bereits nüt dem Damp-
^ t^ulu Böhlen" an der Liberia-Küste im Juni v. I.
Von Dr. V o r b erg - Friedenau geht der „Deutschen
^j.uug" jolgendes Schreiben zn: „Die Ztveifel übcr das

bin

Nnnre Vorberg war in
Ufein.

^.uiicksal der beiden Frauen auf der Pilet schen Far m
^ ich zn meinem Bedauern in der Lage, zn bcheben.
^ Nanre Vorberg war in Südn'estasrilka nrir durch
-en Bruder ohne Ängehörige vertrcten, dessen Farm
^earric, an die Piletsche grenzte. Jn der Depesche war,
^ue Nachsrage beim Admiralstab und eine dort am
'' «.mnriar angclangte Bcstätigung von S. M.- S. „Ha-

ergüb, zu lesen: „Pilet und zwei Frauen, Vorberg

bicht-

ol?' erniordet". Das Komma ist erst bei der Weiter-
Meldung an dic Zeitungen vcrloren gegangen.
h^ iuge hinzu, daß meiu Bruder vor zwei Jahren, sehr
Äe von der gekauftcn Farm, doch schrieb: „Wenu
e ^ , 'dereros einmal wieder aufstehen, bin ich der
^2 u-' ihnen zum Opfer sällt." — Nur
Kiloineter nordöstlich von Windhnk wohnte dieser
E'i ^udoll für das Land und seine Volksgenossen Gefallene.
kial Deil der Nachbarn. so der Familie v. Franyois,
^iu Fallen vielleicht die Rettung ermöglicht.

^erii^ zu lverden. Bei Hauptmann erscheint die mo-

in dem Ausdruck: Tcmpelbau, Glockenspicl, Seiden-
Erz und Steinen, Gold und Elfenbein soll droben
fiir das Haus der Macht und Schönheit gebaut tvcrden

Ä>r zzsiKhlt, die Heiligung, dic Erlösung. Vom Fluche crlost
«ch'iiFfi"d;ust im Dienst dcs Höchsten sich, die Kleinen und
ja alle Kreatur, selbst Waldgott, Brunnengeist und
hbr Betätigung einer großen kuliischen Kunst voll-
steis die Erlösung. Ter Glockengießer, der Künstler, be-
s-, vom Fluche. „Jch tu' es für Euch alle." DaZ
A dj^ nFObel, dessen Erbtcil ratlose Träghcit ist. Das Jdeal
^c>hreuni^^"8 des neuen Grals drobcn i:n Gcbirge. Das
-iu bie Konkurrenz des Schreiberhauer Mystcriunis

I«rchten. Denn die Frage ist, ob Haupllnann, der

StadttheaLer.

^ Heidelberg,6. Febr.

drairfi ! ^ ^ r r s u n k e n e G l o ck e". Ein deutscheS Märchen-
a? h, 5 Akten von Gerhart Hauptmann.
ist Hauptmanns Drama „Die bcrsunkene Glocke"

^idcü "^iitzjahr 1002 von cinem Karlsruher Ensemble in
4v „u dargestcllt uüd hier eingchend besprochcn worden.

^ Kürze seien heute einige wichtige Punkte hervor- ,
Die Dichtung hat drei Hauptwurzeln. Darauf, datz !
isi in Agnetendorf, im Gebirge, seine Wohnung hat,

KViir ^ dem- Drama lcbendiger Hinweis. Er hat die
^r iKner Heimat, die er mit klaren Augen angeschaut, mit
Macht seincr Kunst in wundervolle Bilder nnd
Äs umgesetzt. Das ist dic eine Stimme in der versun-
shachj Aocke. Dcis zweite, das den Wert der Dichtung aus-
^ervgs, das Volkstüinlich-Realistische. Es wird Wnz wun-
üchtbg- ^ der Wittichcn, dem alten Wciblein vom Gebir-ge,
"i, Jn dieser Figur lcbt der Hauptmann, wie wir ihn
-^ie'^"^rpelz" und dcn „Webcrn" licben und Lewundern.
Rn, tzff'Äikrast aber sog die Dichtung aus den Zeitgedanken
stNM.» des Jahrhundcrts, da die Synibole Nietzsches an-

Riit den Nachrichten über den gkücklichen Ents-atz von
Windhiik und Okahandja lamen auch Einzeliheiteu, welche
d-as Unheil einigermatzen übersehen lassen, das über die
deukschen Ansiedlcr im A-ufstan-dsgckbiet hereingebrochen
ist. Sämtliche Farmen und Bahnhöse in den Bezirken
Windhut, Otahauldja und zum Teil auch Karibib sind
verwüstet, 44 Männer, Frauen und Kinder siüd nach-
weislich ermor'dct ivorden, 50 weitere hält man sür tot
und im Gefecht sind 20 Deutsche gefallen. Jm Bezirk
Windhuk, zu dem auch der Distrikt Okahandja gehört, gab
es 78 Farmcn, die zum Teil sich sehr gut enßwickelt hat-
ten, in Karibib waren 21 Farmen vorhaüden, von denen
12 idurch Weiße bew-öhnt wurden. Die weiße Bcvötke-
rung nach Wzug der Regierungsbeamten und Soldaten
betrug im Bezirk Wiüdhuk 956 Köpse, im Bezirt Ku-
ribib 268. Aüsiöd-ler, Farmer, Ka-usleute und Händler
gab es in Windhuk 258, Handwcrker und Arbeiter 219,
in Karibib 65 und 102. Das mühsam erworbene Eigen-
tum ist jetzt vernichtet, die großen Diehherden befin'den
sich im Besitz der Herero. Ums-o mehr gilt es, .das Un-
glück unserer Landsleute eiuigermaßen durch HAfe des
Mutterlandes gut zu machen. Verschiedene Körperschaf-
ten haben einen Ausruf zu S a m m I u n g e n erlassen,
der hoffentlich bci nnserem Votk ein weites Echo findet.

B e r l i n, 6. Febr. Das Gouv-ernement Wind -
huk telegraphiert, daß nach Angabe 'der eingeborenen
Diener der Hilssarbeiter der Ltvlouialabtei'Iung!, Lega-
tionsrat H ö p n e r, und der landwirtschaftliche Sachver-
ständige bei dem Gouvernement Watermeyer am
14. Januar in Waterberg von den Hereros ermordet
worben seien. Hinsichtlich des Korrespondenten der
„'Köln. Ztg." M ullendorf und des ihn begeitenden
forsüvirtschastlichen Sachverständlg-en Dr. Gerber, die
hier ein-getrosfenen Privatmeldungen zufolge ebenfalls er-
mordet sein sollen, mcldet das Gouvernement, datz eine
Nuchricht hierüber nicht vorliege.

Deutscher Reichstag

BerIin, 5. Febr.

Das Haus setzt die zweite Beratung des Etats 'des
Rcichsa m ts de s I u n e r n fort.

Abg. P-atzig (natl.) bcfürwortet -die Berücksich'tigung der
Wünschc verschiedener Beawtenkategoricn nach- besserer Ge-
h-altsbesoldung. Die Ansicht Posadowskys, Prenßcn müsse dam-it
vorangehen, führe zn einem circulus vitiosus. Die Enquöte
betrefs-end die Verhältnisse dcr Priv-atbe-amten müsse van dem
Staatssekretär bald in einen Ciesetzentwnrf vevlvandelt wer-
den. Er bcrnnsse eine Etatsposition znr Veranstaltung einer
Enquäte übcr d-ie Lage dcs Hairdwerks und regt an, dafür
andere vorzesehene Ausgaben zu streichcn. Er beknmpft die
sozialdemokratische Polstik gegenübcr den nationalliberalen
Anträgen und betont, datz die Republiken Frankreich und die
Schwciz in sozialpolitischer Bezic'hung hinter Deutschl-aüd zu-
rückstehen. Gegenüber d-er Klage der Sozialdeniokraten, daß
dic G-elverbcinspektion die meisten Betriebe nur cinmal jä'hrlich
revidiere, sci zu beach-ten, datz die Berufsgenossen-schaften be-
züglich der Durchführung der Unfallmatznahmen jährlich wic-
derholt köntrollicren. Die Gewerbeinspektoren sollten auch
über die Wöhnungsverhältnisse und das Verhältnis zwischcn
Miete und Lohneinkommen genau bcrichten. Das Reichsamt
des Jnnern erwerbe sich cin großes Verdienst durch Heraus-
gabe eines „ReichsarbeitÄblattes". Die bürgerlichcn Parteien

den Sinn für das Schlich-te hat un-d Uncrheblichkeiten abhold
ist, wirklich cinen tiefstcn Grund seines Wesens aufgrnb, als er
den Glockcngietzer schuf. Hier kann nur das Gesühl entscheiden.
Jm Tale wirktc der Meister und sehnte sich aus der Niederung
hinaus. Er gotz, wie es ihm gegebcn war, und wie es die
Lcnte im Tale wissen, die Glocke, cine Glocke, gut für dic Täler,
nicht für die Hühen. Er wagt -sich mit t'hr hinauf, hinaus
gleichsam aus der Sphäre dcr Sklavenmor-al, in >die freic, un-
beengte Natur. Aber er stürzt beim Wege nach obcn, die
Glocke, das Werk des Tels, — im Tale klingt sie, in den Ber-
gen nicht, — vcrsinkt tm See. Dcr Meister hatte nichts Dio-
nysisches in sich, es war wenig Ratur in ihm, cr war eigent-
kich lebensarnr. Er und sein Werk tau-gtcn nicht sür die Frei
heit der Bergc.

Ein verjüngendes Bad, von geheimnisvollen Mächtcn berei-
tet, stählt ihn zurn Halbgott. Der Dienst der Tüler lockt
ihn nicht mehr, stolz schreitct er zur Höhe und schafft im er-
habcnen Rausche die Werke seiner Herrlichkeit, daS Perpe-
tuum- mobile des Glockenspiels aus edelstem- Metall und den
Tempel dcr Höhe, er verteidigt sein Werk gegen die Dunkel-
männer, die namenlosen Fein-de allesamt, gegen deren Pfeile
er vollauf bewehrt ist. Aber ehe die Sonnenpilger -heraufstei-
gcn könncn zum Fest inr bollendeten Tempel, beginnt die ver-
sunkene Glocke zu könen, >das Mte ist leben-dig geworden und be-
tört das Herz mit Schmeichell-aut. Und irn Meister, -dem star-
ken Hclden, ist keine Kraft des Widerstandcs. Er kann der
alken Schwäche, die 6cf in dic innersten Winkel seiner Brust
verb-annt schien, nicht Herr werden. Alle Stirnmen des Tals
tönen im tiesen Lant der vcrsunkene'.!> Glocke. Den Hel-den reitzt
das, was ihn einst ans Tal sesselte, von 'der Höhe herab. Es
ist der Unter-gang des Mcnschen, der setn Leben und scin Werk
nicht zur Einheit zus-am-menschniieden kcmn, der das, was er
war, und was er ist, und w-as er schafft, znm grützlichsten von
einander gerissen vor sich liegen hat.

Die Todesmattheit und das Siegerjauchzen, die Traumes-
beklemmung nnd üie vastlose Schöpfersehnsucht, wie sie in den

sollten sich die -Freudi-gkeit des Schafsens nicht durch die So-
zialdcm-okratcn verLittern lassen, zu-mal das Reichsamt in
der Arbeitsfreudizkeit -vorangehe. (Beifall bei den National-
llberalen.)

Dem Vurredner antwortet ein neugcwähltcr Sozialdemo-
krat, Herr Lesche, dcm n-atürlich die ganzc Sozialpolitik
als ein Angstprodukt dcr bürgerlichen Parteien erschein-t, un-d
der schließlich eine bessere Lebenshaltun-g der Arbciter und
Koalitionsfreiheit sür wertvoller als alle Versicherungsgesetze
Lezeichnetc. Dann kam- der Ab-g. Erzberger vom Zentrum,
Schriftsteller und Sozi-alpolitiker, auch mit einer Kritik der
Sozialdemokratie und mit ciner auf den Bischof Ketteler zu-
rückgchenden D-arstellun-g dcr sozialpolttischen Verdienste seiner
Fraktion. Dazwischen beschäftigtc sich A'üg. Müller-Mei-
ningen in einer Polenük gegen den hanseatischen Bunides-
ratsbevollmächtigtcn Dr, Schäfer, dcr jüngst das Thcma der
Prostitution un-d der Bordelle in Hambur-g bchandelt hatte,
mit der Handhabung des Versammlun-gsrechts durch die Ham-
burger Polizei, Er schilderte, wie ultrareaktionär di-eses Recht
in Hamburg sei und gehandhabt wcrüe, und redetc dem- Grafcn
Posadowsky gut zn, doch> einmal zu versuchen, ob nicht dem
Wunsche ües Reich^stags entsprechend!, auf diesem Gebiete
einheitliches Recht zu erlangen sei, Es h-andelt sich im Wesent-
lichen darum, datz die Hamburger Polizei Vcrsanimlungen
verbictet, in d-enen einc bestimnite in d-cr Fran-enbewegnng
verdienstlich tätjge Dame die Frage der Prostitution und was
dam-it zusamnienhängt, bchandelt. Der h-anseatische Bundes-
ratskommissär Schäser blieb dabei, datz diese Versammlun-
gcn vcrboten würden -wegen der besonderen Art und Weise, in
der diese Dame vor einem gemischten Publiknm über sexuelle
Fra-gen sprechc.

Üeber Handhabung Les Vereins und Versammlungsrechts
gcg-en die dänische Bevölkerung in Nordschleswig, namcntlich
über Willkür bei den Wahlen, sprach der dänische Abg. Jes-
s e n,

Staatssekretär Dr, Graf v. Posadowsky stellt gegen-
über verschiedenen Aenßerungen aus dem Hause fest, daß die
Obervcrwältungsgerichte in dcr Frage der Regreßpflicht der
Berufsgenossenschaften gegen-über den Armenverbänden- die
zesetzlich-en Bestimmnng-cn vollständig logisch, interpretieren.
Was verstehL man untcr der grötzcren Hcranziehung der
Frauen zur politischen Arbeit? Wäre es wünschenswert, a-e««
Fr-auen als Mitglicder des Bundes der Lan-dwirte in d««
Versammlungen Zollerhöhung forderten? (Heiterkeit.i Tie
Grun-dlage ocjscn, waS in Dcutschland auf jozialpolitischem
CieLiete geschehen-sei, seien dic kaiserlichcn Erlasse, Es ist po-
litisch gleichgiltig. wer zuerst an die Frage herantrat, Wenn
wir betonen, was Deutschland aus sozialpölitischein Gebiet ge-
leistet hat, so ist das: lediglich Verteidigung gegen die sozial-
dcmokratischen Vorwürft der Rcklamepolttik. Wenn die So-
zialdemokratcn -die Leistungen vorurteilsfrci anerkennen, so
Iverd-en wir nie darauf zuvückkommcn. (Beifall.)

Nach persönlichcn Bemerkungcn vertagt d-as Haus um 6sL
Uhr die Wciterberatung anf morgen; antzerdem Gesetz betr.
dic Friedenspräsenzstärkc.

Berlin . 5. Febr. Budgetko m missio »

desRei ch s tag s. Bei der Beratung des Kapitels 24
bittet Speck (Zentr.), den Titel 7 (Unteroffiziere) abzul'eh-
nen. Jm Gegensatz hierzu tritt Graf Oriola (natl.) sür
W e r m e h r u n g der U n t e r o f s i z i e r e ein. Der
Kriegsminister ist erstaunt, daß die Forderung aus Wider-
sprn-ch st-oße. Der zweijährige Dienst stelle höh-ere An-
sorderungen an die Ausbildung und- deshalb sollten- wei-
tere Darlegungen über die Notwen'diKkeit der Vermehrung
des Uusbildungsmateriäls nnnötig sein. Der Minister
'führt Beispiele an, wie ein Mangel an llnteroffizieren
eine Vermehrung von Mißhandliingen herbeiführe. Nach-
dcm der Kriegsininister noch eine Erklärung über die Not-

klan-z-reichen Monologen dcs Heinricki lcbt, auszudrücken, -dazu
brauchts einen tapferen Sprecher; dcr w-ar gestcrn in Herrn
Eckhof zur Stelle. Erinnerte seine Darstellung auch in
höhem Grade an seinen armen Heinrich vom verflossenen Win-
tcr, so war doch- alles aus einem- Gutz. Besonders glücklich
Ivar er im dritlen und vierten Akt, da er dem Hochgefühl des
Schaffcnden nnd -dann den tief nagenden Sorgen Ansdruck g-ab.
Rautendelein war Frl. Wagner. Sic hakte wundervolle
Momente, -gleich beim- Auftreten, wo sic die Mücken hascht, war
sic entzückend graziös in jedcr Hinsicht. Frl. Wa-gner spricht
schr klng. Die Stimme hätte hier nnd da mehr sütze Dnmpf-
heit habcn inüssen. Die wnnderdolle geistige Durcharbcitung
der Rolle durch die junge Darstellerin imponiert un-d hat die
Anerkennung verdient, die Frl. Wagncr in so reichem Matze
gestern zu Teil wurde. — Der Dichtung fehlen nicht blasse
P-artien, ja öde Stellen. Leben run vor Allem recht alle Aus-
tritte der Wittichen, wunder'voll-cn Reiz haben die Erscheinnn-
gen des Nickelmann. Die beiden schönsten Augcn-blicke der Dich-
tun-g sind die Episoden der Kinder mit dem Träncnkrüglein nnd
die Szcne der Wittichen, da sie dem Heinrich die drci Becher
mit verschi-edenerlei Wein reicht. Jst es dann nicht lustig, Ivenn
sich der Waldschratt über den Brunnen neigt und zum Nickel-
mann heruntcrspricht?

Die Fvau Magda, den Pfarrer, -den Schulineistcr und den
Barbier spiclten Frl. Huch und die Herren SigI, Al -
bers und Schütt schlicht nn-d ausdrucksvoll. Die dr>-i Fi-
gurcn, die d-cn eigentlichen poetischcn Zauber in das Drama
bringen, die Wittichen, der Waldschratt un-d der Nickelrnann,
wurden ansgczeichnet verkörpcrt durch Frl, Bonne, Herrn
Carl Haatz und Herrn Steinman n. Frl. Bonne über-
Ivand alle Schwierigkciten des Schlesischen und war in der
Darstcllung lvarm und schlicht. Herr Haatz debütierte als
Waldschratt. Er ftihrte sich sehr glücklich eini Ein gutes Or-
g-an, reiche äutzerc Ausdrucksmittel und eine crfreuliche
Sicherheit! Seine Rolle war, trotzdem sie wichtig für die Hand-
lung ist, an allen En-den ary gekürzt, Kaum war Ler Schratt

Die heutige NuMmevIumfaht vier Vlätter, zusammen 16 Seiteu.
 
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