Mtmch, 6. Zma» UI1.
Erstes Matt.
Gtschriaat ti-lich, Daxnta«» ,u»?mommk». Prri« mit FEilieudlättn« «onatlich bl> Mg. iu'» Hau« Ltbiacht. dei der Erpedttio» »«d de« ZwrisSakisne« «vaehsN »0 Bfg. Dmch dtr!V»ß
drzogkn virrteljährltch 1.3b Mt. au»iMchltch ZufteSgebühr.
A«zei,»»pr»i>: « :As>. ftk dir Ispaltiz« Petitzeile oder derr» Siaum. ReNamezeile M Pfg. Für hiestge Gefchäst,» m«d Prisatanzrigr» ermähigt. — FÄ» die Nufnachm» »»» A»t«ch>«
«« öestimmt«» Tage» »rd krine Brrantwortlichkeit Sbernommen — Nnichlag der Jnferati «uf dcn Pia kattafet« der Heidelberger Zeittmg u«d den stSdtilchM Anichlagftellen. Frrnsprecher M.
DeuWland in der Veleuchtung der Times.
Unter der Ueberschrift „De u t s ch l a n d i m I a h r e
!1903", veröffentticht die „T i m e s" einen aus der Feder
ihres Berliner Korrespondenten stammenden Aufsatz, der
eine Uebersicht über die innere und äußere Politik des
Reiches bieten soll, und der natürlich wieder in dem g e -
hässigenTon gehalten ist, den die „Times" gewohn-
lich anzuschlagen Pflegt, wenn ste auf Deutschland zu
sprechen kommt. Es wird in dem Aufsatz zwar zugegeben,
^aß die Handelsaussichten sich während des abgelaufenen
^ahres bedeutend verbessert hätten, aber gleich hinzu-
stesstgt, daß man Ursache habe, an dem Bestand dieser
^esserung zu zweifeln, sonst sei nichts aus Deutschland
ju berichten, weswegen man Deutschland beglückwünschen
könne. Die Finanzen des Reiches geben noch immer zu
Äroßen Sorgen Anlaß, die Stimmen der Sozialdemo'-
Eraten nehmen immer mehr zu, und die bürgerlichen
Ereise felbst geben den Agitatoren immer neuen Stoff
äum Hetzen. Darm werden die Milftärprozesse erwähnt,
^ie beweisen sollen, daß die Unzufriedenheit in der Armee
^ve große sei, und schließlich behauptet der Korrespon-
oent, daß der neue Tarif die Lebensmittelpreise sicherlich
^ieder sehr in die Höhe treiben wcrde, während das
^latt sonft nnermüdlich betont, daß zwischen diesen Dingen
^iu ursächlicher Zusammenhang bestehe, wenigstens in
Zezug auf das Vereinigte Königreich nicht; natürlich ver-
Wt der Korrespondent anch nicht hervorzuheben, daß die
^-hamberlainsche Politik den deutschen Horizoni sehr be-
fdnklich verdunkle. Was die auswärtige Politik anbe-
Mfk, so findet der Korrespondent, daß Deutschland sich
^iervierter gehalten habe als sonst, das Zusammenschlie-
Großbritanniens, Frankreichs und Jtaliens habe die
^uberechtigte Bedeutung etwas gemindert, die man der
^Uime T-eutschlands bisher verschiedenttich beigemessen
Mbe. Man nchme in Europa hentzutage nicht mehr so
Notiz von deutschen Aiiffassnngen und deutschen Aeu-
?drungen. Jnsonderheit habe das berechtigte Anwachsen
französischen Einflusses diese Wendung zu Wege ge-
Uuch Rußland sei heutzutage die Haltung
^ dentschen Presse nicht mehr von so großem Wert.
^uffchland könne sich nicht mehr als der Bevollmächtigte
j'blands aufspielen. Dis russische Presse häbe am An-
^Ug tzoZ Jahres die Klngheit der briftschen Regierung
Zlerkannt, als diese sich von dem Bagdadbahnprojekte ab-
^.?udte, und der Zar habe sich sehr befriedigt über die An-
oherung zwischen Großbritannien und Frantreich aus-
s> ^eochen. Andererseits entdeckt der Korrespondent, daß
jg'h gewisfe Gründe vorliegen, die Rußland und Deutsch-
^ranlassen, zusammen zu gehen, und er glaubt,
r o Nur ein vollständiges Uebereinkommen zwischen Groß-
t,_^?unien und Rußtand in Ostasien die letztere Macht
- - - -
gegen Rußland zu haben. Die Proteste, die in England
gegen eine Mitwirkung mit Deutschland in der Venezuela-
affäre erhoben wnrden, hätten viel dazu beigetragen, die
englisch-dsutschen Beziehimgen „abzukühlen".
DeuLsches Reich.
Uch
händig von deutschem Einfluß befreien könnte. End-
Peint der Verfasser des Artikels, daß Deutschland
'-n diesenr Jahre seine unermUdlichen Versuche er-
^ habe. die Freundschast der Vereinigten Staaten
natürlich nm ein gewisses Gegengewicht
— Jn Sachen der Answeisung des Dr. Wet -
schsslaw m Hermsdorf macht der „Vorwärts" noch
einige Mitteilungm über eme rnssische Spitzel-
organisation in Berlin, deren Umtrieben Dr. Wet-
scheslaw zum Opfer gefallen sein soll. Der „Vorwärts"
erzählt, es gebe hier ein ganzes Heer von russischen Spitzeln
russischer und deutscher Nationalität, deren Anfgabe die
genaueste Ueberwachung der hier lebenden Russen sei.
Die Namen einiger dieser angeblichen Spitzel nennt das
sozialdemokratische Blatt, den Namen des Lefters dieses
Ueberwachimgsdienstes und seines Adlatus verschweigt es,
obwohl es ihn offenbar genau kemft.
Baden.
Karlsruhe, 6. Jan. Das Befinden des Finanz-
ministers Buchenberger ist nach hente Mittag 12
Uhr eingezogenen Erkundigungsn im allgememen ein be-
friedigendes. Die Nacht verlief ruhig, doch hält die Le-
bensgefahr nach Ansspruch des Arztes noch 10 bis 14
Tage an.
Karlsruhe, 5. Jan. Der Oberhofmeister der
Großherzogin, Frhr. v. Edelsheim, ist nicht nnbe-
denklich e r k r a n k t. Der Patinet steht ini 80. Lebens-
jahre. Den Persönlichen Dienst bei der Großherzogin
hat aushilfsweise Schloßhauptmami v. Stabel über-
nommen.
Karlsruhe, 5. Jcm. Eme Verordmmg im neu-
esten „Anzeigeblatt für die Erzdiözese Freibnrg", den
Neudruck des „M a g n i f i k a t" betreffend, wird wohl
in katholischen Kreisen berechtigte Freude nnd Genug-
ftiung erwecken. „Um vielfach geäußerten Wünschen ent-
gegenzukommen", wurde nämftch bei dem soeben beendeten
Neudrucke des „Mqgnifikat" angeordnet, daß hinfort die s
Iateinischen Vespern, die begreiflicherweise nie beim -
Volk Anklang fanden, ganz wegfallen und die be- z
kannten deutschcn Nespern an deren Stelle treten sollen.
Karlsruhe, 8. Januar. Das Ministerium des
Jnnern hat znr Ausfühnmg des Reichsgesetzes über die
Kinderarbeit in gewerbftchen Betrieben im Ein-
verständnis mit dem Ministerium der Jusftz, des Kultus
und des Unterrichts besftmmt, daß die den Behörden
zugewiesenen Aufgaben in ftolgender Weise wahrzunehmen
sind: Diejenigen der imteren Verwallungsbehörde und
der Polizeibehörde dnrch das Bezirksamt, diejenigen der
Schulauffichtsbehörds durch die Kreisschulvisitatur, die-
jenigen der Ortspoftzeibehörde durch den Bürgermeister,
in den Genieinden mit Staatspolizei dagegen dnrch das
Bezirksamt, diejenigen der Gemeindebehörde durch den
Bürgermeister und diejenigen der höheren Verwallungs-
behörde durch die Lcmdeskommissnre. Die Aufficht über
die Aussührung ber Vorschriften des Reichsgesetzes regelt
das Mimsterium des Jnnern soweit ersorderlich im Ein-
vernehmen mit dem Ministerium der Jusftz, des Kultus
und Unterrichts. Die im Reichsgesetz vorbehaltenen Poli-
zeiverordnungen werden im Wege der Bezirks- oder orts-
polizeilichen Vorschriften erlassen.
Sachscn.
— Die C r i m m i t s ch a u e r Arbeitgeber senden
Maschinen nach Schweden, nm dort einen Teil der
Waren herstellen zn lassen, deren Ansertignng in Crim-
mitschau ihnen durch den Stveik unmöglich gemacht wor-
den ist.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seirve Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Pojtdirektor Adolf Strauß in Heidelberg das Ritter-
kreuz 1. Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer
Löwen verliehen,
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den Amtsrichter Dr. Emil Krauß in Mannheim auf sein
Ansuchen aus dem staatlichen Dienste entlassen, den Referen-
där Theodor Hönl aus Emmendingen zum Amtsrichter in
Mannheim ernannt.
Aarlsruhe, 5. Fanuar. Der Großherzog
nahni heute Vormittag 10 Uhr den Wortrag des Ober-
hosmarschalls Grafen von Andtaw entgegen und erteilte
von 11 llhr an bis 1 Uhr einer Anzahl Personen Audienz,
darunler dem Oberrechnungsrat Hund und dem stellver-
tretenden Vorsitzenden des Stadtverordnetenvorstandes
Klingel in Heidelberg, dem Kanzleirat Holl in Heidel-
berg nnd den Hauptlehrern a. D. Sigmnnd und Burger
in Ladenburg. Um 1 Uhr 20 Minuten begaben sich der
Großherzog und dic Grotzherzogin, der Erbgroßherzog
und die Erbgroßherzogin zum Bahnhof, um daselbst den
Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg, Statthalter in Elsaß-
Lothringen, auf der Durchreise llon Langenburg nach
Straßburg mit seinen Angehörigen zu begrüßen. Jm
Laufe des Nachmittags nnd Abends hört der Großherzog
die Vorträge des Geheimerats Dr. Freiherrn von Vabo,
des Vizepräsidenten Dr. Nicolai und des Legationsrats
Dr. Sepb.
Uusland.
Jtalien.
— Die nene Zeiftmg Mr. Steads in London veröffent-
licht eine Unterredung, die der englische Reisend«
Mr. George Lynch als Vertreter des Blattes mit Papst
Piiis X. hattc, nnd bei welchcr die Lage in Mazedonien
zur Sprache kam. Der Papst sagte, er habe vieles getan,
um das Los der Christen in der Türtei zu bessern, und
werde auch immer tun, was in seinen Kräften liege, aber
andererseits liebe er es nicht, sich in Politische Fragen zu
mischen, wenn er nicht besftninit wisse, daß er etwas Gutes
erreichen könne. So habe er anch neulich, als es so aus-
gesehen habe, als werde es in Panama znm Kriege kom-
men, an den Präsidenten Roosevelt telegraphiert und
ihn gebeten, zn tun, was in seiner Macht liege, um dM
Frieden zu erhalten, und habe auch daranf eine sehr
freundlich gehaltene Antwort von dem Präsidenten cr-
halten.
^weites populäres Symphonie-Konzert.
HeidclLerg,6. Jcm.
yeftrige Abend brachte eine Fülle -des Schönen und
Gade's poesievolle B-dur-Symphonic (Nr. 4)
^ ad ' Orchester nnter Leituny des Herrn Mustkdirettor
^c>r ^ zu voller Wirkung gebrachr. Vou hohem Jntcrcfse
? ztveite Orchesternunnner: dic symphonische Phantasie
^rk^ Dr. Louis aus München. Das gcistvolle
Migtz "Urde durch das herrkiche gleichuamige Gedicht HÄbels
kt, 'das unter dem Bilde der mythologischen Figur den
deuz ?undeldaren, unfaßbarcn schopscrischeu Geist 'des Wer-
rt, ber nur der frommen Dichterseele sich zu er-
n Plll- Das Gedicht war dem Programm bcigedruikt,
^rez Erkläruug brachte dic zestrige Nummer un-
doch Eine solche war zum Verständnis nötig; ist
stln Musik setbst ein Proteus, der sich schwer in die Fcs-
ftUdsiitsff'NPter Gedanjengänge schlagen läßt. Jedes Gemüt
" ' im Unendlichen, Unaus-
eiNtzrjlsPiurmter Gedcmkengänge schl
lie individuell verschiedeu
^zzuichkn liegen ihre höchsten Wir
^rk liegeu ihre höchsten Wirkuingenl — Das jchwierrge
entschieden unter Wagners Einsluß steht, war oom
stihr^Iffr.lüchtig einstudiert. Der Komponist, der die Aus-
dez letu ffcitete, erntete reichen Beisall. Den Orgelpart
- ^ t ^ j,, Teites führte mit gewohnter Sicherheit Herr
i aus. — Das Konzert schloß mit der flott gespielten
Dx AU Smetana's „verkcmfter Braut".
ais Abends, Herr Hofionzerftueister Kras-
r^r, d» ^ r s.uiar, ertvies sich als cin hervorragend tüch-
^enen lchönen Ton ausgezeichneter Geiger. Dem erha-
UentiTL^ft>uven-Konzert tvurde er vollaus gerecht. Bei der
-'solrdi--- ^ffluosen-Hochflut ist es eiu Verdienst, wieder einmal
Su Gehör zu briugen. Besonldcrs schön
Gelt, ^ kräftigen Humor des Themas im dritten Sahe
'bielte Dir äußerst schwierige Joachim'sche Kadenz
^>as i.,. unt meisterhafier Technik. Daß die E-Saite zuerst
"^as ivar wohl äußeren Einslüssen zuzuschreiben.
bsgleitete im allgemeinen korrekt. — Jn cher
zweiten Nummer seines Programms saßte sich Herr Kras -
sclt leider kurz. Er spielte sehr schön das duftig-zarte ALend-
lied von Schumann und das reizende Pcrpetuum mobilc aus
der G-dur-Suite von Ries. die, beiläufig bemerkt, wohl ver-
diente, einmal ganz gespielt zu werden. Für den lebhaften
Beifall dantte er durch eine Zugabe con sordino, vermutlich
eine „Berceuse"? — s.
ÄLeiKe ZcitkM.
-— Berlin^ 5. Fan. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt:
Der Kaiser stellte bekamftftch gelegeriftich des Frarikfurter
Sängcrwettstreits die Veranstalftmg einer SammIung
deutscherVolksliederin Aussicht. Nachdem die
vorberatenden Schritte geschehen smd, ist zur Durchfüh-
rimg der Aufgaben von allerhöchster Stelle eine geeignete
Organisafton geschaffen worden. Sie besteht aus einer
Arbeitskonunission und einer größeren beratendeu Kom-
mission. Neben deutschen und niederländischen Volks-
liedern sollen steierische und sonstigc österreichische, sowie
schweizerische Volkslieder in der Sammlung Aufnahme
sinden. Beide Kommissionen stehen unter dem Vorsitz des
wirkl. Geheimrats Frhrn. v. Liliencron.
— Lockstedt (Schleswig-Holstein), 28. Dez. Ueber
dic Entdeckiing eines Kriegsschatzes wird der
„Kieler Zeitung" von hier geschrieben: Hier wußten alte
Leute zu erzählen, daß an einem Feldwege ein großcs
Vermögen in 5kriegszeiten vergraben worden wäre. Man
hielt dies für müßiges Gerede. Als nun kürzlich der
Weg zu einer Straße umgebaut werden sollte, mutzte
stellenweise Terrain abgetragen werden. Ein Arbeiter
fand dabei eine Büchsemit geIben Münzen, die
er für Spielmarken hielt nnd deshatb seinen Kindern
gab. Jn der Schule wurde ein Lehrer auf die Münzen
ausmerksam und konnte feststellen, daß es Louisdors auS
den Jahren 1739 'bis 1762 waren. Diese Entdeckung
veranlaßte weiteres Suchen, und so hat man bis jetzt
drei Behälter gesunden, deren Jnhalt an Goldmünzen
einen Wert von mehreren Tausend Mark hat. Man ift
jetzt auf der Suche nach weiteren Münzen.
-v- London, 4. Januar. Me englische Gesellschast
will jetzt, wie eine amerikanische Zeiftmg zu berichten
weiß, energisch gegen das Eindringen der amerika-
nischen Erbinnen Front machen, und zwar aus
dem nicht mehr ganz neuen und mit Recht so betiebten
Wege des Boykotts. So ist angeblich bereits eine „infvv-
melle Vereinigung eingeborener bnlischer Herzöginnen"
gogründet worden, die keinen anderen Zweck hat, als die
Herzogin von Roxburghe sowie andere amerikanische
Mädchen, die etwa in Zukunst dieselbe Würde erlangen
mögen, gesellschastftch zu boykottieren. „Naftirlich", so
fagt das Blatt, „ist es schwer, genaue Einzelheiten über
das Unternehmen zu crsahren, aber es ist ganz sicher, daß
etwas derartiges in die Wege geleitet wird."
— Der descrtiertc Erfinder. Aus Paris wird dcm
„Berl. Tagebl." berichtet: Vor kurzem legte Soldat Du-
morfter vom 145. Linienregiment seinen Vorgesetzten die
Erfindung einer neuen Mitrailleuse vor. Man dispen-
sierte Dumvrtier vom Dienste und stellte ihm ein Bureau
für seine Sftidien zur Verfügung, lehnte aber schlietzlich
Die heutige Nummer umfatzt drei Blätter, zusammeu 12 Seiten.
Erstes Matt.
Gtschriaat ti-lich, Daxnta«» ,u»?mommk». Prri« mit FEilieudlättn« «onatlich bl> Mg. iu'» Hau« Ltbiacht. dei der Erpedttio» »«d de« ZwrisSakisne« «vaehsN »0 Bfg. Dmch dtr!V»ß
drzogkn virrteljährltch 1.3b Mt. au»iMchltch ZufteSgebühr.
A«zei,»»pr»i>: « :As>. ftk dir Ispaltiz« Petitzeile oder derr» Siaum. ReNamezeile M Pfg. Für hiestge Gefchäst,» m«d Prisatanzrigr» ermähigt. — FÄ» die Nufnachm» »»» A»t«ch>«
«« öestimmt«» Tage» »rd krine Brrantwortlichkeit Sbernommen — Nnichlag der Jnferati «uf dcn Pia kattafet« der Heidelberger Zeittmg u«d den stSdtilchM Anichlagftellen. Frrnsprecher M.
DeuWland in der Veleuchtung der Times.
Unter der Ueberschrift „De u t s ch l a n d i m I a h r e
!1903", veröffentticht die „T i m e s" einen aus der Feder
ihres Berliner Korrespondenten stammenden Aufsatz, der
eine Uebersicht über die innere und äußere Politik des
Reiches bieten soll, und der natürlich wieder in dem g e -
hässigenTon gehalten ist, den die „Times" gewohn-
lich anzuschlagen Pflegt, wenn ste auf Deutschland zu
sprechen kommt. Es wird in dem Aufsatz zwar zugegeben,
^aß die Handelsaussichten sich während des abgelaufenen
^ahres bedeutend verbessert hätten, aber gleich hinzu-
stesstgt, daß man Ursache habe, an dem Bestand dieser
^esserung zu zweifeln, sonst sei nichts aus Deutschland
ju berichten, weswegen man Deutschland beglückwünschen
könne. Die Finanzen des Reiches geben noch immer zu
Äroßen Sorgen Anlaß, die Stimmen der Sozialdemo'-
Eraten nehmen immer mehr zu, und die bürgerlichen
Ereise felbst geben den Agitatoren immer neuen Stoff
äum Hetzen. Darm werden die Milftärprozesse erwähnt,
^ie beweisen sollen, daß die Unzufriedenheit in der Armee
^ve große sei, und schließlich behauptet der Korrespon-
oent, daß der neue Tarif die Lebensmittelpreise sicherlich
^ieder sehr in die Höhe treiben wcrde, während das
^latt sonft nnermüdlich betont, daß zwischen diesen Dingen
^iu ursächlicher Zusammenhang bestehe, wenigstens in
Zezug auf das Vereinigte Königreich nicht; natürlich ver-
Wt der Korrespondent anch nicht hervorzuheben, daß die
^-hamberlainsche Politik den deutschen Horizoni sehr be-
fdnklich verdunkle. Was die auswärtige Politik anbe-
Mfk, so findet der Korrespondent, daß Deutschland sich
^iervierter gehalten habe als sonst, das Zusammenschlie-
Großbritanniens, Frankreichs und Jtaliens habe die
^uberechtigte Bedeutung etwas gemindert, die man der
^Uime T-eutschlands bisher verschiedenttich beigemessen
Mbe. Man nchme in Europa hentzutage nicht mehr so
Notiz von deutschen Aiiffassnngen und deutschen Aeu-
?drungen. Jnsonderheit habe das berechtigte Anwachsen
französischen Einflusses diese Wendung zu Wege ge-
Uuch Rußland sei heutzutage die Haltung
^ dentschen Presse nicht mehr von so großem Wert.
^uffchland könne sich nicht mehr als der Bevollmächtigte
j'blands aufspielen. Dis russische Presse häbe am An-
^Ug tzoZ Jahres die Klngheit der briftschen Regierung
Zlerkannt, als diese sich von dem Bagdadbahnprojekte ab-
^.?udte, und der Zar habe sich sehr befriedigt über die An-
oherung zwischen Großbritannien und Frantreich aus-
s> ^eochen. Andererseits entdeckt der Korrespondent, daß
jg'h gewisfe Gründe vorliegen, die Rußland und Deutsch-
^ranlassen, zusammen zu gehen, und er glaubt,
r o Nur ein vollständiges Uebereinkommen zwischen Groß-
t,_^?unien und Rußtand in Ostasien die letztere Macht
- - - -
gegen Rußland zu haben. Die Proteste, die in England
gegen eine Mitwirkung mit Deutschland in der Venezuela-
affäre erhoben wnrden, hätten viel dazu beigetragen, die
englisch-dsutschen Beziehimgen „abzukühlen".
DeuLsches Reich.
Uch
händig von deutschem Einfluß befreien könnte. End-
Peint der Verfasser des Artikels, daß Deutschland
'-n diesenr Jahre seine unermUdlichen Versuche er-
^ habe. die Freundschast der Vereinigten Staaten
natürlich nm ein gewisses Gegengewicht
— Jn Sachen der Answeisung des Dr. Wet -
schsslaw m Hermsdorf macht der „Vorwärts" noch
einige Mitteilungm über eme rnssische Spitzel-
organisation in Berlin, deren Umtrieben Dr. Wet-
scheslaw zum Opfer gefallen sein soll. Der „Vorwärts"
erzählt, es gebe hier ein ganzes Heer von russischen Spitzeln
russischer und deutscher Nationalität, deren Anfgabe die
genaueste Ueberwachung der hier lebenden Russen sei.
Die Namen einiger dieser angeblichen Spitzel nennt das
sozialdemokratische Blatt, den Namen des Lefters dieses
Ueberwachimgsdienstes und seines Adlatus verschweigt es,
obwohl es ihn offenbar genau kemft.
Baden.
Karlsruhe, 6. Jan. Das Befinden des Finanz-
ministers Buchenberger ist nach hente Mittag 12
Uhr eingezogenen Erkundigungsn im allgememen ein be-
friedigendes. Die Nacht verlief ruhig, doch hält die Le-
bensgefahr nach Ansspruch des Arztes noch 10 bis 14
Tage an.
Karlsruhe, 5. Jan. Der Oberhofmeister der
Großherzogin, Frhr. v. Edelsheim, ist nicht nnbe-
denklich e r k r a n k t. Der Patinet steht ini 80. Lebens-
jahre. Den Persönlichen Dienst bei der Großherzogin
hat aushilfsweise Schloßhauptmami v. Stabel über-
nommen.
Karlsruhe, 5. Jcm. Eme Verordmmg im neu-
esten „Anzeigeblatt für die Erzdiözese Freibnrg", den
Neudruck des „M a g n i f i k a t" betreffend, wird wohl
in katholischen Kreisen berechtigte Freude nnd Genug-
ftiung erwecken. „Um vielfach geäußerten Wünschen ent-
gegenzukommen", wurde nämftch bei dem soeben beendeten
Neudrucke des „Mqgnifikat" angeordnet, daß hinfort die s
Iateinischen Vespern, die begreiflicherweise nie beim -
Volk Anklang fanden, ganz wegfallen und die be- z
kannten deutschcn Nespern an deren Stelle treten sollen.
Karlsruhe, 8. Januar. Das Ministerium des
Jnnern hat znr Ausfühnmg des Reichsgesetzes über die
Kinderarbeit in gewerbftchen Betrieben im Ein-
verständnis mit dem Ministerium der Jusftz, des Kultus
und des Unterrichts besftmmt, daß die den Behörden
zugewiesenen Aufgaben in ftolgender Weise wahrzunehmen
sind: Diejenigen der imteren Verwallungsbehörde und
der Polizeibehörde dnrch das Bezirksamt, diejenigen der
Schulauffichtsbehörds durch die Kreisschulvisitatur, die-
jenigen der Ortspoftzeibehörde durch den Bürgermeister,
in den Genieinden mit Staatspolizei dagegen dnrch das
Bezirksamt, diejenigen der Gemeindebehörde durch den
Bürgermeister und diejenigen der höheren Verwallungs-
behörde durch die Lcmdeskommissnre. Die Aufficht über
die Aussührung ber Vorschriften des Reichsgesetzes regelt
das Mimsterium des Jnnern soweit ersorderlich im Ein-
vernehmen mit dem Ministerium der Jusftz, des Kultus
und Unterrichts. Die im Reichsgesetz vorbehaltenen Poli-
zeiverordnungen werden im Wege der Bezirks- oder orts-
polizeilichen Vorschriften erlassen.
Sachscn.
— Die C r i m m i t s ch a u e r Arbeitgeber senden
Maschinen nach Schweden, nm dort einen Teil der
Waren herstellen zn lassen, deren Ansertignng in Crim-
mitschau ihnen durch den Stveik unmöglich gemacht wor-
den ist.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seirve Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Pojtdirektor Adolf Strauß in Heidelberg das Ritter-
kreuz 1. Klasse mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer
Löwen verliehen,
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den Amtsrichter Dr. Emil Krauß in Mannheim auf sein
Ansuchen aus dem staatlichen Dienste entlassen, den Referen-
där Theodor Hönl aus Emmendingen zum Amtsrichter in
Mannheim ernannt.
Aarlsruhe, 5. Fanuar. Der Großherzog
nahni heute Vormittag 10 Uhr den Wortrag des Ober-
hosmarschalls Grafen von Andtaw entgegen und erteilte
von 11 llhr an bis 1 Uhr einer Anzahl Personen Audienz,
darunler dem Oberrechnungsrat Hund und dem stellver-
tretenden Vorsitzenden des Stadtverordnetenvorstandes
Klingel in Heidelberg, dem Kanzleirat Holl in Heidel-
berg nnd den Hauptlehrern a. D. Sigmnnd und Burger
in Ladenburg. Um 1 Uhr 20 Minuten begaben sich der
Großherzog und dic Grotzherzogin, der Erbgroßherzog
und die Erbgroßherzogin zum Bahnhof, um daselbst den
Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg, Statthalter in Elsaß-
Lothringen, auf der Durchreise llon Langenburg nach
Straßburg mit seinen Angehörigen zu begrüßen. Jm
Laufe des Nachmittags nnd Abends hört der Großherzog
die Vorträge des Geheimerats Dr. Freiherrn von Vabo,
des Vizepräsidenten Dr. Nicolai und des Legationsrats
Dr. Sepb.
Uusland.
Jtalien.
— Die nene Zeiftmg Mr. Steads in London veröffent-
licht eine Unterredung, die der englische Reisend«
Mr. George Lynch als Vertreter des Blattes mit Papst
Piiis X. hattc, nnd bei welchcr die Lage in Mazedonien
zur Sprache kam. Der Papst sagte, er habe vieles getan,
um das Los der Christen in der Türtei zu bessern, und
werde auch immer tun, was in seinen Kräften liege, aber
andererseits liebe er es nicht, sich in Politische Fragen zu
mischen, wenn er nicht besftninit wisse, daß er etwas Gutes
erreichen könne. So habe er anch neulich, als es so aus-
gesehen habe, als werde es in Panama znm Kriege kom-
men, an den Präsidenten Roosevelt telegraphiert und
ihn gebeten, zn tun, was in seiner Macht liege, um dM
Frieden zu erhalten, und habe auch daranf eine sehr
freundlich gehaltene Antwort von dem Präsidenten cr-
halten.
^weites populäres Symphonie-Konzert.
HeidclLerg,6. Jcm.
yeftrige Abend brachte eine Fülle -des Schönen und
Gade's poesievolle B-dur-Symphonic (Nr. 4)
^ ad ' Orchester nnter Leituny des Herrn Mustkdirettor
^c>r ^ zu voller Wirkung gebrachr. Vou hohem Jntcrcfse
? ztveite Orchesternunnner: dic symphonische Phantasie
^rk^ Dr. Louis aus München. Das gcistvolle
Migtz "Urde durch das herrkiche gleichuamige Gedicht HÄbels
kt, 'das unter dem Bilde der mythologischen Figur den
deuz ?undeldaren, unfaßbarcn schopscrischeu Geist 'des Wer-
rt, ber nur der frommen Dichterseele sich zu er-
n Plll- Das Gedicht war dem Programm bcigedruikt,
^rez Erkläruug brachte dic zestrige Nummer un-
doch Eine solche war zum Verständnis nötig; ist
stln Musik setbst ein Proteus, der sich schwer in die Fcs-
ftUdsiitsff'NPter Gedanjengänge schlagen läßt. Jedes Gemüt
" ' im Unendlichen, Unaus-
eiNtzrjlsPiurmter Gedcmkengänge schl
lie individuell verschiedeu
^zzuichkn liegen ihre höchsten Wir
^rk liegeu ihre höchsten Wirkuingenl — Das jchwierrge
entschieden unter Wagners Einsluß steht, war oom
stihr^Iffr.lüchtig einstudiert. Der Komponist, der die Aus-
dez letu ffcitete, erntete reichen Beisall. Den Orgelpart
- ^ t ^ j,, Teites führte mit gewohnter Sicherheit Herr
i aus. — Das Konzert schloß mit der flott gespielten
Dx AU Smetana's „verkcmfter Braut".
ais Abends, Herr Hofionzerftueister Kras-
r^r, d» ^ r s.uiar, ertvies sich als cin hervorragend tüch-
^enen lchönen Ton ausgezeichneter Geiger. Dem erha-
UentiTL^ft>uven-Konzert tvurde er vollaus gerecht. Bei der
-'solrdi--- ^ffluosen-Hochflut ist es eiu Verdienst, wieder einmal
Su Gehör zu briugen. Besonldcrs schön
Gelt, ^ kräftigen Humor des Themas im dritten Sahe
'bielte Dir äußerst schwierige Joachim'sche Kadenz
^>as i.,. unt meisterhafier Technik. Daß die E-Saite zuerst
"^as ivar wohl äußeren Einslüssen zuzuschreiben.
bsgleitete im allgemeinen korrekt. — Jn cher
zweiten Nummer seines Programms saßte sich Herr Kras -
sclt leider kurz. Er spielte sehr schön das duftig-zarte ALend-
lied von Schumann und das reizende Pcrpetuum mobilc aus
der G-dur-Suite von Ries. die, beiläufig bemerkt, wohl ver-
diente, einmal ganz gespielt zu werden. Für den lebhaften
Beifall dantte er durch eine Zugabe con sordino, vermutlich
eine „Berceuse"? — s.
ÄLeiKe ZcitkM.
-— Berlin^ 5. Fan. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt:
Der Kaiser stellte bekamftftch gelegeriftich des Frarikfurter
Sängcrwettstreits die Veranstalftmg einer SammIung
deutscherVolksliederin Aussicht. Nachdem die
vorberatenden Schritte geschehen smd, ist zur Durchfüh-
rimg der Aufgaben von allerhöchster Stelle eine geeignete
Organisafton geschaffen worden. Sie besteht aus einer
Arbeitskonunission und einer größeren beratendeu Kom-
mission. Neben deutschen und niederländischen Volks-
liedern sollen steierische und sonstigc österreichische, sowie
schweizerische Volkslieder in der Sammlung Aufnahme
sinden. Beide Kommissionen stehen unter dem Vorsitz des
wirkl. Geheimrats Frhrn. v. Liliencron.
— Lockstedt (Schleswig-Holstein), 28. Dez. Ueber
dic Entdeckiing eines Kriegsschatzes wird der
„Kieler Zeitung" von hier geschrieben: Hier wußten alte
Leute zu erzählen, daß an einem Feldwege ein großcs
Vermögen in 5kriegszeiten vergraben worden wäre. Man
hielt dies für müßiges Gerede. Als nun kürzlich der
Weg zu einer Straße umgebaut werden sollte, mutzte
stellenweise Terrain abgetragen werden. Ein Arbeiter
fand dabei eine Büchsemit geIben Münzen, die
er für Spielmarken hielt nnd deshatb seinen Kindern
gab. Jn der Schule wurde ein Lehrer auf die Münzen
ausmerksam und konnte feststellen, daß es Louisdors auS
den Jahren 1739 'bis 1762 waren. Diese Entdeckung
veranlaßte weiteres Suchen, und so hat man bis jetzt
drei Behälter gesunden, deren Jnhalt an Goldmünzen
einen Wert von mehreren Tausend Mark hat. Man ift
jetzt auf der Suche nach weiteren Münzen.
-v- London, 4. Januar. Me englische Gesellschast
will jetzt, wie eine amerikanische Zeiftmg zu berichten
weiß, energisch gegen das Eindringen der amerika-
nischen Erbinnen Front machen, und zwar aus
dem nicht mehr ganz neuen und mit Recht so betiebten
Wege des Boykotts. So ist angeblich bereits eine „infvv-
melle Vereinigung eingeborener bnlischer Herzöginnen"
gogründet worden, die keinen anderen Zweck hat, als die
Herzogin von Roxburghe sowie andere amerikanische
Mädchen, die etwa in Zukunst dieselbe Würde erlangen
mögen, gesellschastftch zu boykottieren. „Naftirlich", so
fagt das Blatt, „ist es schwer, genaue Einzelheiten über
das Unternehmen zu crsahren, aber es ist ganz sicher, daß
etwas derartiges in die Wege geleitet wird."
— Der descrtiertc Erfinder. Aus Paris wird dcm
„Berl. Tagebl." berichtet: Vor kurzem legte Soldat Du-
morfter vom 145. Linienregiment seinen Vorgesetzten die
Erfindung einer neuen Mitrailleuse vor. Man dispen-
sierte Dumvrtier vom Dienste und stellte ihm ein Bureau
für seine Sftidien zur Verfügung, lehnte aber schlietzlich
Die heutige Nummer umfatzt drei Blätter, zusammeu 12 Seiten.