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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 102-125 (2. Mai 1904 - 31. Mai 1904)
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'4

Vr'stes BlrrLt

46. NiraM. — 123.

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»V FmniltenblSttern monatlich K0 Pfg. in'S Haus gebracht, bei der Expeditton imd drn Zwrigstattonrn abgrholt 40 Pfg. D«ch d<« DtO

b«»og« virrteljährlich 1,85 Mk. auSschließlich Zustcllgebühr.

30 Wg. M di« 1tz»kvKe PMchetk »i« b««« Staum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige GeschästS- und Privatan^ige» «rmäßigt. — Ulr dt« Austeahm« »«, S»»rl«»
Mtrd teine V«»«»t»ort,<Mt iibeneomm««. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zettung und den städtischm Anschlagstellen. Fernsprecher M

Zur Volksschulfrage in Preußen.

Jm Berlmer nationalliberalen Verein hat dieser
^oge der Mg. Tr. FriedLerg einen Vortrag über die
ÄLsichten und Ziele des Lekannten Schulantrages
Tehalten.

Einen HauptLestandleil seiner Ausführungen bildete

Erörterung der Frage, ob es ein allgemeingiltiges
^chulideal in der nationalliberalen Partei gebe. Der
^iedner verneinte das, indem er ausführte:

Eine Zuschrift in einem freisinnigen Blatte stelltc es so
?ar, als ob^es für cinc liberale Partei nur ein einzigcs unum-
swßliches Lchulideal gebcn lönne. Das ist für die Nationvl-
Vveralen vollkommen ausgeschlossen. Jn Hannover, in länd-
ochcn Bezirken, sitzcn überall bravc nationalliberale Leute, die
stvs Kümpfen treu unterstützt haben, wo die agra-

^stche Hochflut alle anderen Parteien bedrohte. Deren Ver-
uetex sftzen heute im Reichstage. Soll man diese Leute als
ihcht liveral stigmatisieren, sie von sich abdrängen, bloß weil
^ andere 'Lchulideale haben? Sie stehen auf dcm Boden der
^"nfessionsschule. Daneben gibt es in unserer Partei eifrige
Znhänger der Simultanschule, besonders in Rheinland und
.sn den großen Städten, und vor allem auch in Hessen-Nassau,
sich selbst Lin Anhänger der Simultanschulen. <Äin Schul-
'd«al kann man haben, aber man dars es nicht andern auf-
^biinHen. Vielleicht sind in nranchen Kreisen die Besorgnisse
5odurch hervorgerusen, baß Hcrr Hackenberg im Abzeordneten-
chus-c zu sehr den pädagogischen Standpunkt betonte und von
Amr pädagogischen Auffassung aus der konfessionellen Bolks-
Mule den Vorzug gab. Da konstatiere ich, daß Herr Hacken-
T^rg einem erheblichen Bruchteil der Fraktion, zu dem auch
sch gehöre, nicht gerecht geworden ist. Wir sind der Meinung,
daß die Simultanschule namentlich in Gegenden mit gemisch-
rex lBeuölkerung sehr wesentliche Vorteile hat. ALer das sind
"usichwn; eine gemeinsame Ansicht darnber braucht man nicht
-U haben und kann man nicht haben. Ein materielles Schul-
iMl kann Ler Liberalismus nicht haben: er tritt ein für die
^seichberchtigung aller zulässigen Schulshsteme. Das können
<v «uf dic Fahne schreiben im Namen des Gesamtlrberalis-
ws. Wir haben aber keinc Macht, heute dies Jdeal durch-
°<n-etzen. Solange jene „zwei Weltanschauungen", die sich da
^genüberstehen, nicht auszetragen sind, müssen die Schulen
rw Lehrer darunter leiden. (Bravols Wir sind ge-
«wungcn, in der Gegenwart einen W a f fe n st i l l sta n d zu
' ueßen, unbeschadet unserer Zukunftsideale.

, Von diesem Standpunkte aus suchte der Redner dann
^uüich zu machen, daß der Antrag doch wenigstens Man-
ches sichxre, was im anderen Falle mcht gefichert worden
uäre und manches Unerwünschte ausschließe, was fonft
^cht gekommen wäre. So behauptete er, daß die Simul-
^uschulen, wo sie stehen, durch den Antrag nicht gefährdst
°dex v^rxü^t würden, sondern, werm auch als Ausnahme

der Regel, doch gesetzlich gesichert blieben, und in
'Uem gewissen Maße auch ihre Foriettkwickelung und
uuch Neuerrichtung ermöglicht sei, im Gegensatz zum
°^genwärtigen System des diskretionären Verwaltungs-
^Ressens. Tie Bestimmung des Antvags in 2b: „Leh-

dse znr Erteilung des Religionsunterrichts für kon-
kstionelle Minoritäten an Schulen anderer Konfessionen
Ugestellt sind, dürfen voll beschästigt werden" sei sogar
, u so Ledentender Fortschritt und eine so wesentliche An-
.ffiuung cm das Simultanschulfystem, daß man es eigent-

lich

nrcht fagen sollte, um die Konservativen nicht auf-

'Uerksam zu macheu.

Ferner erörterte er die Frage, ob es denn überhaupt
nötig gewesen sei, in einem -Gesetz, das die Unterhaltung
der Schulen betrifft, etwas über die Ovganisation fest-
zusetzen- Jn dieser Hmsicht ist zu bemerten:

Da die Unterhaltungspflicht der Volksschule gegenwärtig
in weiten Landesstrichen vorzugsweise von den Hausvätern
dcr bctreffenden Schul-Genossenschaft getragen wird, diese Ge-
nossenschasten aber naturgemätz und historisch wesentlich auf
dem Gebiet der Konfession sich gebildet haben, so ist es schwer
zu umgehen, 'wenigstens nach dieser Richtung hin über den
konfeffionellcn Charakter der Bolksschule bei Regelunz der
Uuterhaltungspflicht gewisse allgemeine Be'stimmungen zu
treffen, wenigstens würde man nicht zu einer Einigung mit
der mächtigen tonsevvati'ven Partei gekommen sein, wenn man
sich nicht bercit gezeigt hätte, hier gewisse grundlegende Be-
stimmungen in das Gesetz auszunehmen.

Dieser Hinweis aüf die Einigung mit den Konser-
vativen führte zu der Frage, ob denn die Tattik, in dieser
Sache Züsammenschlutz mit den Konservativen zu suchen,
überhaupt richffg war. Dr. Friedberg meinte:

Bom sichern Port läßt sich gemächlich! raten. Man sagt:
Lie Konservativen haben von Jahr zu Jahr ihre Forderunzen
herabgesttmmt. Schließlich hätten wir sie ganz mürbe ge-
macht. Aber wer will mit Bestimmtheit voraussagen, daß diese
Theorie des Aushungerns zum Ziele führt? Jst nicht die Ge-
fahr größer, datz die Konservativen mit dem Zentrum sich
gegen uns verbünden? Und gerade unsere Freunde aus dem
Rheinland sollten doch etwas gewitzigt sein. Jch erinnere an
die Reform des ko>nmunalen Wahlrechts. Damals schloß Dr.
Sattler in der Kommifston mit dem Zentrumsführer Fritzen
einen Kvmpromiß ab, unü als es bekannt wurde, erhob sich
ein solcher Sturm der Entrüstuntz im Rheinland: man liesere
die Kommunen dem Zentrum aus, datz wir die Sache liegen
lassen mutzten. Und im nächften Jahre verbündeten sich
Zentrum und Konservative uüd brachten gegen uns ein Wahl-
gesetz zustande, das noch viel schlimmer war. Das sollte doch
eine Warnung sein. Oder will man sich etwa, wenn die Kon-
servattven mit dem Zcntrum sich verständigen, auf den Wider-
stand der Rczierung verlassen. Eine schwächere Argumen-
tation habc ich noch nie gehört.

Zum Sch'luß wies Friedberg die Behauptung zurück,
als hätte man die Linksffberälen völlig über den beab-
isichtigteu Kompromiß im Stich gelassen, sie überrumpelt:

Dieser Vorwurf trifft mich schwer. Ich bin stets für cin
Zusammengehen mit dcn LinksliLeralen eingetreten und bin
diesern Grundsatz auch treu geblieben bei dieser Verhandlung.
Herr v. Zedlitz hat sich mit der Regierung in Verbindung
gesetzt, und ein Vertreter der Regierung hat mit den einzel-
nen Parteien verhandelt. Er hat sich zunächst an die freikon-
servattve Partei ge'wandt, dann an nns. Jch habe sosort die
Antwort gegeben in Gegenwart anderer Parlamentarier: mit
uns zu -verhandeln, hai eigentlich wenig Zweck. Wir sind
nicht die Majorität; wenden Sie sich zunächst an die Konser-
vativen, bei denen ist der Schlüssel der Position. Gleichzeitig
habe ich' ihm auch gesagt: Sie mlüssen sich aber auch an die
Freisinnigen 'wenden und uannte die Namen Ernst und Kopsch.
Ev hat das auch zugesagt und hat es getan. Es sin'd also dec
Freisinnigen Vereinigung und der Volkspartei die Miffei-
lungen -gemacht worden. Nun hatten wir und die andern
auch die Mitteiluugen so aufgefaßt, datz wir davon unserer
Fraktton Kenntnis geben sollten. Wir haben eine ganze An-
zahl von Sitzungen über diesen nns metallographisch mitge-
teilten Antrag gehabt. Jch habe in der Hand des Abgeordneten
Ernsi das Letreffende Exemplar auch gesehen, und Herrn
Korsch ist es auch' mitgeteilt worden. Wir h-äben gefragt,
welche Antwort sie erteilt hätten, und da wurde uns gesagt:
Herr Ernst hätte es für seine Fraktion abgelehnt, die Sache
mi'tzumachen, und Opposition und einen Abänderungsantrag

Heidelberger Kunstverein.

ij„j,^th.rfachen Wünschen cntsprechend sei hier in Kürze Jnhalt
tiir I^'rnmung des Goethe'schen „Märchen" wiedergegeben
tg« 7'unstvereinsbesucher, welchen dasselbe vielleicht nicht be-
sck--» ^ crinnerlich, da es zum Vcrständnis der H e n d r i ch-
Bilder uncntbehrlich ist.

Uijd'-, grotzen Flusse, der von starkcm Rcgen geschwollen
ir,^ P"«rgetreten war, wohnte in seincr Hütte der alte Fähr-
«r der Nacht wcckten ihn laute Stimmen, und als

IvxxB^ah' fand er zwei Jrrlichter übcr dem Kahne schwebend,
Dex qss?^!siöend von ihm verlangten, übcrgesetzt zu iverden.
GxsDsiE säumte nicht, stietz ab und fuhr mit seiner gewöhnlichen
quer über den Strom, indes die Frcmden in einer
sehr behenden Sprache gegen einander zischten
^ in lantes Gelächter ausbrachen, indes sie auf den
viv "rib Bänken dcs Kahnes hin und her tanzten. Als sie
ries - Lf Üfer ankamen, schüttelten sich die Reisenden und
ÜLck- für Eurc Mühe", wobei viele glänzcnde Gold-

feuchten Kahn fielen.

"tüin ^ grollte und wollte das Geld nicht nehmen. „Jhr
leii datz man mich nur mit Früchtcn der Erde bezah-

hotz n?"' ^asse Euch nicht los, bis ihr mir nicht vcrsprecht,
besi, ^ Kohlhäupter, 3 Artischoken und 3 grotze Zwie-

sich aiii si^'-^^rhtcr wolltcn lachend davonhüpfen, da spürten sie
so dav ;Löchst unangcnehme Weise am Boden festgehaltcn,
^ f"? Ssi kommen, versprachen, was er wolltc.

Unter tr "v ^ dann an derselben Seitc den Flutz hin-

fcharr^^T»', am«r gebirgigen Gegend das Gold vcr-

<Ric rs brachte ihm sonst Unglück. Er fand

Und Kluff zwischcn hohcn Felscn, schüttete cs hinein

L"vr nach Hause.

durch öefand sich die schöne grüne Schlange, die

churde ^siLende Dtünzc aus ihrem Schlafe geweckt

sie gsif leuchtenden Scheiben ersah, verschlang sie

«telle mit grotzer Begterde nnd sühlte sofort mit

der angenehmstcn Empfindung das Gold in ihren Eingeweidcn
schmclzcn und sich durch den ganzen Körper verbreiten, und
zur größten Freude bemerktc sie, daß sie leuchtend geworden
war. Der Wunsch, sich auch für die Zukunft diese Gabe zu
sichern, trieb sie aus dcm Felsen hcraus, um nach dcm Spender
des schönen Goldes zu sehen. Sie fand aber niemanden. Desto
angenchmer war es ihr, sich selbst und ihr anmutiges Licht zu
bewundern. Alle Blättcr schiencn aus Smaragd, alle Blumen
auf das herrlichste verklärt. Endlich crblickte sie von wcitem
einen Glanz, der dein ihrigen ähnlich war. Durch Sumpf und
Rohr kroch sie und kam endlich auf cin feuchtcs Ried, wo unsere
beidcn Frrlichter hin und wieder spielten. Nachdem sie die
Schlange eine Weile gcneckt hatten, frug diesc, ob sie ihr nicht
sagen könnten, wo das glänzende Gold herkäme, worauf die
Jrrlichter lachten und sich schüttelten und cine Menge Goldstücke
dabci verstreuten, welche allc die Schlange verschlang. Sie
leuchtete aufs herrlichste, iudes die Jrrlichter ziemlich magcr und
klein geworden warcn. „Jch bin euch auf ewig verbunden,"
sagte die Schlange, „fordert von mir, was ihr wollt."

„Dann führe uns zur schönen Lilie, denn wir sterben vor
üngednld, uns ihr zu Füheu zu werfen."

„Die schöne Lilie wohnt jenseits des Wassers", versetzte die
Schlangc. „Da cuch aber der Fährmann nicht zurückbringen
darf, so will ich euch iu dcr Mittagsstunde Lbersetzen und der
schönen Lilie vorstellcn."

Mit ciner leichten Verbeugung entfcrnten sich die Jrrlichtcr
und die Schlange kroch mm, immer leuchtend, nach einem Fel-
sengcwölbc, das schon längst ihre Neugierde gereizt hattc, wo sie
aber ohne Licht nichts hätte wahrnehmen können. Mit ihrem
Schein erblickte sic nun in einer glänzenden Nische cincn golde-
nen König, in der nächsten einen silbernen König, in der drit-
ten eincn aus Erz mit einem Lorbcerkrauz. Als sie sich nach
dcm vicrtcn umsehen wolltc, trat ein Mann mit ciner kleinen
Lampe hercin, die auf eigentümliche Weisc den ganzen Dom er-
leuchtcte. Die Könige und der Alte wechselten seltsame Worte,
während die Schlange den vievten König betrachtete. Als die

angckündigt und Herr Kopsch habc erklärt, er glaubc nicht»
datz seine Freunde unterschreiben würdcn. Darauf ist mit
ihnen nicht weiter verhandelt worden. Herr Ernsi hat mit
seiner Fraktton darüber 'verhandelt. Herr Kopsch hat es
unterlassen, und so stand Herr Fischbeck vor Ler Datsache,
baß er nicht orientiert war, und machte seiner Ueberraschung
in sehr starken Ausdrücken Luft. Warum Herr Kopfch das
nicht getan hat, weitz ich 'nicht. Jch glaubte, daß die Sache in
Ordnung sei; Sie sehen, daß jeden-falls ein bewutztes Beiseite-
lassen der freisinigen' Parteien bei uns nicht beäbsichttgt 'war
und auch nicht stattgefunden hat. Jch' hoffe, dvmit ist die Sache
aufgeklärt.

Jn der Isbhaften Diskussion, die sich an den Vortrag
anschloß, wurde zwar anerkannt, daß durch die Aus-
führungen Friedbergs manches geklärt sei, aber imrner
wieder schlug doch der Gedanke dnrch, man hätte die
konfessionelle Schule in dem Antrag nicht gesetzlich fest-
legen follen.

Sehr fympathlsch werden uns in Baden, speziell in
Heidelberg, die Ausfü'hrungen des Justizrats v. Gor --
d o n berühren, der vor dreißig Jahren — wohl als Stu-
dent — hier geweilt hat: Wer wie ich in H e i d e I b e r g
miterlebt hat, wie aus dem Liberalismus heraus die
großen Abstimmungen ftattfanden: heute die Evange--
lischen, morgen die 'Katholiken, übermorgen die Juden,.
und nun die Anhänger der verfchiedenen Konfessionen mit
tlberwälügender Mehrheit erklärten: wir wollen ferner-
hin ein Volk von Brüdern fein, unsere Kinder in dieselbe
Schule schicken; wie dann abends der Jubel war, wie die
Glocken der Klrchen läuteten über die konfessionslose
Schule, wie die Studenten zum alten Bluntschli zogen,.
wie die Böllerschüsse über den Neckar dröhnten und die
Raketen ausstiegen, der wird sein Lebtag öaran denken.
Es ist ein schweres historisches Geschick sür Deutschlanch
daß wir nun einmäl mit zwei großen Konfessionen durch
das Leben ziehen müssen; da müßte doch jeder National-
liberale wenigstens im Staate das Gemeinsame betonery
wenigstens die Kinder von Anfang an zu'sammengehen
lassen. Die Parteisahne hätte hoch gehalten werdsn
müssen. Was ist das für ein Wasfenstillstand ohne vor-
herigen Kampf? Es wird ja gar nicht gesagt, daß wir et-
was anderes wollten. Man behandelt heute die Schule
tatsächlich als Paritäffsche. Man hütet sich davor, die
evangelische Schule als evangelisch zu bezeichnen- Wir
haben also das Prinzip der Konfessionalität in Preußen
tatsächlich nicht, und der Wortragende brauchte bloß Mi-
nister zn werden, und mit einem Federstrich könnte er
sämtliche Schulen schon heute in sämtlichen Gemeinden
paritätisch machen. Das ist die Rechtslage. Aber nach
dem Antrag kann der Minister gar nichts mehr machen,.
denn dann heißt es im Ge'setz: sie sollen konfessionell seilsi
außer in ganz besonderen Fällen. Mit audern Worten
— das wollep wir uns doch nicht unklar machen lassenr.
es liegt eine kolossale Verschlechterung unseres Rechts-
znstandes darin. Und weshalb nmßten wir diese Ver-
schlechterung ohne Kamps in den Kauf nchmen? Bloß um
eine Liierung mit den Konservatioen zu erzielen? Wir
sollen Rücksicht nchmen nach rechts: ja, dann sollen wir
auch Rücksicht nchmen nach links.

Könige ncich dcn Gcheimnissen dcs Alten frngen, sagte dieser,
er wolle sie ihnen eröffnen, sobald er das vierte wisse; da nä-
herte sich ihm die Schlange und zischte ihm etwas ins Ohr. „Es-
ist an der Zeit", ricf der Alte nnd alsbald schallte es aus dem
Tempel zurück nnd der Alte versank nach Westen und die
Schlange nach Osten.

Unterdesscn warcn die Jrrlichtcr im Hanse des Altcn, das
am Berge cmgebaut war, gcwcsen nnd hatten dessen Frau ge-
betcn, ihre Schuld beim Fährmann abzutragen. Sie versprach
cs, nachdem ihr auch von ihrem Gatten dcr Auftrag getvordern
die Botschaft dcr Schlange zur schönen Lilie zu bringen.

Am Flusse aber wohnte der Ricse; er üadctc cbcn und ent-
stieg dcm Wasscr, fast wäre die Alte auf seinen Schatten ge-
treten, dcr wcit übcr den Flutz und dic Ebenc hinfiel. Um sie
zur Strafe dafür zu necken, griff der Schattcn mit eincr Hanb
in den Korb der Alten und stahl ihr die Hälfte ihrer Gaben.
Darauf traf sie mit cinem schönen Jüngling zusammen, welcher
als Königssohn cinen purpurstrahlenden Nlantel trug. Auch er
war auf dcm Wege zur schönen Lilie, dcnn cr liebte sie mit ver--
zehrendcr Licbe. So gingen sic denn zusammen nnd kamen
zum inajestätischcn Bogcn der Brücke, der im Glanze der Sonne
auf das wundcrbarste schimmerte, gleichwie aus Smaragd,
Chrysopras nnd Chrysolith zusammengcbaut. Die Schlange
war es, dic jcden Mittag sich über den Fluß bäumte und nun
vom vcrschlungenen Golde leuchtetc. Die Wandercr betraten
sie mit Ehrfurcht nnd gingen schwcigcnd hinüber.

Auch dic Jrrlichter, von welchen jcdoch nichts zu sehen tvar,
gingen übcr die Brncke nnd dann bcwegte sich dteselbc nnd glitt
den Wandrcrn nach.

Sie kamen allc zum Garten dcr Schönen, welche die Bc-
sncher aufs Neuc entzückte. Für sie und alle, dic nnter ihrem
Bann mitlitten, war die Stundc dcr Bcfrciung gekommen. Die
Schlange opfcrte sich für allc, und so konnte auch der verzauberte
Tempcl mit dcn vier Königen aus der Ticfe aufsteigen. Tes
armen Fährmanns Hütte nahm cr als strahlenden Tempelaltar
in sich auf. Als dic schönste Königin, die je gelebt, reichte dis

Die hentige Nummer umfaßt drei Blatter, zujamme» 12 Seite«.
 
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