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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 126-150 (1. Juni 1904 - 30. Juni 1904)
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Mmtis, H. Zmi M. Erstes Blatt. 46. WrM,. — 141.

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Der Reichskanzler über die Ostmarkenpolitik.

Berlin, 19. Juni. Die „N. Allg. Ztg." meldet:

Reichskanzler empfing gestern die Verwal-
jUngskommission der königlichen Akademie zu
Pose n, die ihm das Diplom als Ehrenmitglied der Aka-
«emie iiberreichte. Aus die Ansprache des Rektors, Pro-
A'sor Ktihnemann, erwiderte Ler Reichskanzler nach
^ankesworten: Er sei heute mehr wie je der Meinung,
. uß die O st m a r k en s r a g e die wichtigste Frage un-
^rer inneren Politik sei, und wenn er auch pflichtgemäß
ulle seine Landsleute ins Herz geschlossen häbe, so habe
dr doch sür die Deutschen unserer vielumstrittenen Ost-
'Uark ganz besondere Liebe. Er lege bei seinen Maß-
Uahmen für die Hebung des Deutschtums im Osten auf die
^ristige Seite großes Gewicht. Wo der Deutsche prospe-
^oren solle, müsse ihm geistiges Leben blühen; wo ihm
ll'unst und Wissenschaft fehlton; verkümmere öer Deutsche,
^ie einer unserer großen Philosophen gesagt habe: Das
^eil komme den Teutschen von den Jdeen und durch die
^deen. Hierfiir nun zu sorgen, sei die Akademie in erster
^uiie berusen. Er stimme den beiden Hauptgedanken zu,
7sL der Rektor ausgesprochen habe, von der notwen-
d>gen Unabhängigkeit der Wissenschaft und dek nationalen
?ufgabe der Posener Akademie. Die Freiheit der Wissen-
Ichafr sei sür den Deutschen die Luft, deren er sür das
lloistige Leben bedürse. Tie nationalen Ziele, welche die
dosener Akademie in dem uns Deutschen im Osten aufge-
dsungenen Kampse versolge, müßten jedem an derselben
^igen^ Lehrer immer vor Augen stehen. Es sei schon ein
?rohes, wenn die Akademie dazu beitrage, die Deutschen
'jj Posen zu einigen. Unser Volk häbe bei seinen Vor-
^gen auch Fehler, die im Lause der Geschichte dem Vater-
ionde oft Schaden gebracht haben. Hierzu gehöre vor
^llein der Hang der Deutschen zur Uneinigkeit. Wir
ll'iirden mit unserer Ostmarkenpolitik schon weiter sein,
^nn die Deutschen im Osten gegenüber dem Gegner
lline Parteiunterschiede, kleinliche Standes- und Klassen-
orrirteile in den Hintergrund treten ließen. Möge die
llkademie Einigungspunkt und Bindeglied unter den
^ourschen in Posen werden. Bülow schloß: Er werde
llts gj- erstes Ehrenmitglied der Posener Akademie an
orein weiteren Ergehen den grötzten Anteil nehmen, und
ex ihr bei irgendwelchen Schwierigkeiten ihrer Ent-
.,'cklung einmal beistehen könne, so solle sie immer auf
„nh zählen können. tzm Verlause des sich anschließenden
^.IPrächs gab der Reichskanzler der Hofsnung Ausdruck,

§ 15b des Gesetzentwurss betreffend die Grün-
^'Ug n.euer AnsiedIungen, den er in voller
ennknis seiner Tragweite eingebracht habe und als not-
endigHs Verteidigungsrüstzeug im Kampfe gegen den
Deutschtums betrachte, vom Mgeordneten-
"use angenommen würde.

Deutfches Reich.

^ K r o n b erg , 18. Iüni. Heute Mittag um 12 Uhr
das Kaiserpaar zu Wagen von Hombürg v. d. H.
^sein, um der Einweihung esnes Epitaphs- mit dem

Viedaillonbild der Kaiserin Friedrich an der Stadtkirche
beizuwohnen. Ter Kaiser nahm sodann den Vorbeiinarsch
des Regiments ab und nahm militärische Meldungen ent-
gegen. Ilnter den Hochrusen der zahlreichen Volksmenge
fuhr das Kaiserpaar nach Schloß Friedrichshof, wo Fa-
milientasel stattsand.

—- Der Kaiser hat bestimmt, daß ein großes mari-
tinies Schauspiel vor dem Kriegshaseir von Kiel zu
Ehren des Königs von E n g I a n d stattsinden soll.
Die Boje, an der die englische Königsjacht Victoria and
Albert ihren Liegeplatz nimmt, wurde durch ein Tele-
graphenkabel mit dem Lande verbunden. Für die Be-
satzungen der englischen Schiffe errichtet man ein eigenes
Post- und Telegraphenamt in unmittelbarer Nähe des
Hafens neben dem königlichen L-chloß. Die Leibkom-
pagnie des 1. ^Garde-RegimentA zu Fuß in einer Stärke
von 135 Mann, sowie die Regimentsmusik und Spielleute,
100 Mann, werdev! die Ehrenwache bei der Aükünft des
Königs von England bilden. An allen vier Ubenden der
Anwesenheit des englischen Königs werden sämtliche im
Kriegshafen ankernden deutschen Schiffe in Beleuchtnng
erstrahlen.

Prcußen.

— Man scheint an maßgebender Stelle innerhalb der
prenßischen Regiernng eingesehen Zu häben,
welchen! schlechten Eindruck es machen muß, wenn das
Abgeordnetenhaus seine Tätigkeit krotz vorliegenden Be-
ratungsstofses eine Woche früher einstellt, als nötig und
beabsichtigt war, lediglich aus dem Grunde, ,weil einige
Herren M i n i st e r , darunter welche, die eben beim
Gordon-Benett-Rennen waren, bei der KieIer Woche
nicht fehlen dürsen. Deshälb verkündet jdie „Nordd.>
Allg. Ztg." ofsiziös, daß der Minister des Jnnern
sich dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses gegenüber
nachträglich bereit erklärt hat, anch während der Zeit der
Kieler Woche wenn nötig im Ab g e o r d n e t e n -
hau s e z n erscheinen. Dieser nachträglick) erwachte
Diensteifer hat in diesem Falle noch einen besonderen
Grund. Es handelt sich nämlich darum, dasi noch das
sogenannte A n s i e d I u n g s g e s e tz, d. h. das Gesetz,
welches die polnischen Ansiedlungen Verhin-
dern will, nichk mehr zustande käme, wenn die Herren
Minister, von denen als Ressortminister minöestens der
des Jnnern nnd der Landwirkschaft znr Stelle sein
müssen, auf die Kieler Woche nicht verzichten.

Badischer Landtag.

106. Sitzung der Zweiten Kammer.

Karlsruhe, 18. Juni. Abg. Weiß berichtet
über den G e se tz e n t w u r s, die Gemeinde-
st enern betreffend.

Die vorgeschenen Bestimmungen ans dem Gebiete der Ge -
m c i n d e b e st e u e r u n g erstrecken sich anf folgcndes:

1. Einräumung dcs Rechts zur Statuierung einer obliga-
torischcn Kurtaxe an geeignete Gemeinden;

2. Einführung eines obligatorischen, sonst fakultativen kom-
munalen Zuschlags zu der staatlichen Verkehrssteuer;

3. Einräumung des Rechts zur Statuicrung von Lustbar-
barkeitsabgüben;

4. Einführung einer obligatorischcn kommunalen Waren-
haussteuer;

5. Beizug dcr nach dem Einkommcnstcuergesetz von der
Staatssteuer bcfreiten Gehälter, Penstonen und Warte-
gelder zur Gemeindebesteuerung unter bestimmten Vor-
aussetzungcn. Es handelt sich hierbci um Beamte, die
aus der Kasse cines anderen Bundesstaatcs Gehalt usw.
bcziehcn.

Jm Prinzip sei dic Kommission dcr Anschauung gewesen, datz
es notwendig sei, den Gemeindcn neue Einnahmequellen zuzu-
führcn. Jn Bezug anf den Zuschlag zur staatlichen Verkehrs-
steuer sci folgcndes festgestellt worden: Jn Gemeinden über
10 000 Einwohner mit mindestens 40 Pfg. Umlage von 100 Mk.
Grundsteuerkapital wird cin Zuschlag crhobcn, nnd zwar in
Höhe von 14 Prozent des für die staatliche Verkehrsstener matz-
gebenden Wertes. Weiter kann die Gemeinde durch Gcmeinde-
beschlutz eine Abgabc von Lustbarkeiten einschlietzlich mnsikalischcr
und theatralischer Schaustellungen erheben. Am umstrittenstcn.
sci die Frage der Warenhaussteuer gewescn; von vier Korpora-
tioncn seien Petitionen für diese Steuer eingelaufen; eine von
Angestellten der Warenhäuser gegen dieselbe. Auch in der Kom-
misfion seien verschiedene Anschauungen zutage getreten, sodatz
schlietzlich mit 8 gegcn 4 Stimmen die Annahme cmpsohlen
wnrde. Seitens dcs Abg. Muser waren drei Änträge nber
Steuern eingclaufen, welche die Erbschafts- und Schenkungs-
steucr, das Enteignungsgesctz nnd die Besteuerung des Grund-
stucksverkaufes betrcffen. Sie sollen der Regierung als Material
überwiesen werden. Endlich sind im Entwurf erleicht-erte Be-
stimmungen in Bczng auf den Almendgenutz vorgesehen. Jn der
Kommission sei man dabei bon dem Gedcmken ausgegangen, datz
die Almende noch heute cine wohlberechtigte Einrichtung seien»
doch feien besondcrs in dcn Städten die Formen des Almends
mit den Erfordcrnissen der Zeit in Widerspruch geraten. Ge-
rade im Jnteresse der Erhaltung des Bürgernutzens sei es aller-
dings notwendig, eine Aenderung eintreten zu lassen. DieselbL
geht dahin: Kommt üiber die voin Gemeinderat beantragte Aen-
derung des Almcndgenusses ein gültiger Beschlutz nicht zustande»
so kann eine Aenderung angeordnet werden, wcnn überwiegende
öffcntlichen Jnteresse vorliegen und den Genußberechtigten ein
gleichwertiger Ersatz durch -cine andere Naturalnutzung gewährt
wird.

Abg. Binz erklärt, datz die Vorlage den Wünschen der
Städte, -wie auch einzelner Jnteressenten in Bezug auf die
Wavenhaussteuer entgegenkomme. Er stehe auf dem Boden des
Kommissionsbcrichts.

Abg. Mnser (Dem.) wird das Gesetz ablehnen, da cine
Reihe von Materien verkuppelt seien, die nicht znsammen gehör-
ten; deshalb wiirde er es sür wünschenswert halten, über die Be-
stimmungen des Entwurfs im einzelnen abzustimmen. So sollte
man dem kleinen Mann nicht den Grundstückserwerb erschwcren,
wie dies der Paragraph über dcn Zuschlag zur Verkehrssteuer
tue. Anders verhalte es stch bei dem unverdienten Wcrtzu-
lvachs, für den cr eine scharfe Besteuerung empfehlen möchte.
Für die Lustbarkeitssteuer könne er sich gar nicht begeistern. Die
Lustbarkciten, auf die nian es hier absehe, seien die der kleinen
Leute. Vor allem tönne er sich nicht bereit finden, musikalische
und theatralische Darbi-etungen üurch eme Steuer zu erschweven.
Was die Warenhaussteuer betreffe, so wisse er schr genau, datz^
es sehr gefährlich sei, gcgen sie aufzutret-en. Der Politiker solle
sich aber nicht führen lassen und nicht Konzessionen an Vorurteile
machen, die nichts nützten.

Abg. L e h m a n n (Soz.) erklärt sich namcns seiner Frak-
tion gegen den Gesetzent-wurf; Rcdncr geht die einzelnen Bestim-
mungen des Entwnrfs durch, deren Annahme er nicht befürwor-
ten könne, vor allem auch nicht den Zuschlag zur Verkehrssteuer,
die in Baden schon eine hohe sei, so daß man lediglich die Grund-
stücks-wcrte ungerechterweisc steigcr-e. Ebenso wenig bestche in
Baden eiii Bedürfnis nach einer Lustbarkeitssteuer, die Baden
ohne innere Berechtigung Preuhen n-achgemacht habe. Mit der
Warenhausbesteuerung wolle man den Mittelstandsrettern einen
Brocken hinwcrsen, der nicht das geringste nützc.

A-bg. Hauh (natl.) tritt im Jnteresse der kleinen Städte

Münchener Ausftellungen.

Originalbericht.

(Nachdruck verboten.)

I.

München, den 12. Juni 1804.

"'laspalast, Luitpoldgruppe und Künstler-Genoffenschaft.

^esamteindruck ist ein schr guter. Unter etwa 2000
D^^sPngsnumrnern, welche zum überwiegenden Teil aus
" ßainmen, dürfen wir die Mchrzahl als K u n stwerke
8eei gewitz ein nennenswerter Erfolg! Ein Erfolg, der

ist, das Märchen vom künstlerischen Nicdergang Mün-
'tllei, n Fscksiö zu nichte zu machcn. Es wurde eigentlich von
^dirnim^^^i^ten — Jurys, Ausstellungsleitung und Hänge-
jn s°s, '— Hervorragendcs geleistet. Sowohl das Ganze

rer - als der einzelne Saal,

_ . wurde von künstlerischen

^nde-^Pi^n aus behandelt, und das Resultat ist ein glän-
?llex "" Saal reiht sich, wo mindestens drei Viertel

svndei,- Betrachtens nnd Genietzens wert sind. Be-

SNr ward den Saalwänden und ihrem Verhältnis

^deim-, ^""""""8 des Mldes zuteil, so datz wir nns mit un-
^ wen Ausnahmen befriedigt fühlen.

^"usrst?m schllcht kommt diesmal die eigentliche Marktware, der
' '""6- Er mntzte sich in einige hinterste Gemächer
^"cmderin^s?«"^ "'an darf hoffen, datz allmählich mich dem
E^ust i s — denn in München selbst ist die neuerstandene
»lejsch 20 Jahre jedem einigermatzen Gebildeten in

Mlistex 's? Blut übergcgangen — und dem kanfenden Kunst-
aufgeht uber -die Qualität dieser traurigen
-.igcn - ^eidcr wird dic nächste Folge dieser naturnotwcii-
!'""Ungz,„sdcr Zurnckdrängung der gewissen- und ge-
'ubrijstP, .'en -Nalerei, sein, datz nunmehr die Provinz mit den
v gcn Ei'zeugnisscn, die in den Ausstellungen kcinen

Platz mehr finden, überschwemmt wird nnd datz der ahnungs-
lose Kunstfrcund, dcr vielleicht nie übcr die Mauern seiner Hei-
matstadt hinauskam, mit den Massenerzeugnisfen dieser Kunst-
prolctarier beglückt werden soll. Vereinzelt tauchen ja Händler
mit dcrartigen aufgekauften Fabrikmalereien schon auf; auch
Hcidelbcrg sah im vergangenen Winter einen solchen
„Markt". Es ist deshalb nicht dringend genug zu wünschen,
Latz das Bedürfnis nach wirklicher Kunst immcr mehr Gemeingut
werde, daß keiner die Gelegenheit versäume, in den grohen
Kunstzentren, an welchen ihn seine Ferienreise doch fast immer
vorbeiführt, an der Quelle Knnst zn genietzen und die Fähigkeit,
das wahre Kunstwerk als solches sofortj zn
e r k e n n e n, als Grnndelement der Bildung erfaßt werdc.

Fragen wir nun, wodurch sich das wahre Kunstwerk von den
nnkünstlerischen Erzcugnissen unterscheidct, so müssen wir da-
rauf hinweisen, datz schon ihre Mittel verschieden sind, so gleich-
artig sie scheinen mögen: das Machwerk wirkt durch den Gegen-
stand, also durch etivas, das autzerhalb des Kunstwcrkes
liegt, das Kunstwerk dagegen wirkt durch scinc cigenen Mittcl,
das heiht, auf das Bild angcwcndct, durch Farben, Helligkeit-eii,
Dunkelheiten, Linien, Verhältniss-e. Der üeste Gedanke nnd
die sinnigstc Fabel niachen aus einem schlechten Bild kcin gutes;
hingegcn kann dcr alltäglichc Vorgang un-d das einfachste Motiv
durch seine künstlerische Ausgestaltung, d. h. durch die Aus-
nützung jcner oben angeführten Mittel, cinem Meisteriverke zu
Grunde liegen, was natürlich nicht ausschlietzt, datz auch -das
Meisterwerk tief an Gedanken sei. Doch sind solche Meisterwerke
selten nnd cine komplizierte Fabcl sollte uns immer mitztrauisch
machen.

Die diesjährige Glaspalastausstellung bringt in den Gruppen
„Münchencr Künstlergeiiosserischaft" und „Luitpoldgruppe" eine
reiche Füllc von wirklichen Kunstwerken. Fall alle bekannten
Namcn sind dabei vcrtreten, soweit sie nicht im „Deutschcn,
Künstlerbund" ausgestellt haben, nnd die meisten sühren neue
künstlerischc Problcme interessant durch. Auffallcnd ist der
Sieg dcr Erzengnng von Licht durch Farbe anf dcr ganzen Linie,

der Sicg des feincn Farbklangs nnd der aufs äutzcrste gesteigerte
Geschmack. CI -sind wcnigk übertriebene und g-eschmacklose
größere Bilder vorhanden — von der oben erwähnteii zurück-
gedrängten Marktware abgesehen.

Jn den -Sälen der „Lnitpold-Gruppe" finden wir besonders
cntzückende Porträts. Walter Geffken, Alexander Fuks,
Richard Scholz, Richard Vogts bieten das Feinste, Jn-
teressanteste, was auf diesem Gebietc gelcistet tverdcn kann.
M-erkwürdigcrweise haben die dargestellten Frauen alle einen
bedeutenden Ausdruck; ob das Modell diesen besitzt oder nicht,
ändert nichts mi der Tatsache, datz die Gegenwart einen sehr
merkwürdigen und interessanten Fraucntypus bevorzugt. Auch
tragen alle wirklich fcinen dargestellten Franengestalten — Re-
formkleider; der einzigartige künstlerische Reiz dieser Tracht,
namentlich soweit Gesellschaftstoil-ette in Bctracht kommt, gibt
Gelegenheit zu den entzückendsten Bildwerkcn. Selbst die alten
Herren, die Veterancn Münchener Knnst, habcn sirh fast ohne
Ausnahme diesmal mit feinen, nicht nur mit verkäuflichen Bil-
dern eingestellt. Defrcggcr schickte n. a. cincn reizenden,
streng formal gehaltcnen wciblichen S t u d i e u k o p f (17Sn),
Mathias Schmid einc in abgestumpften nentralen Tönen ge-
haltene Genreszcne „D i e Fatzmalerin" (1061); Prof.
Willroider ist mit ciner Reihe sehr guter Zcichnungen
(1686 n—i) vcrtrcten. Es wäre unmöglich, die Namen alle
auszuzählen, und cs kann nnr auf Allgcmeines hingclvi-esen
werden.

Auffallend ist die Mengc dcr vielfach mit famosen Sachen
vcrtretencn Malerinnen. So ist das einzig schöne Bildnis Ric-
carda Huchs von Sophic v. Scheve, sind die herrlichen Blu-
mengruppen von Dora Zech (1324), Angelika v. Lepell
(695), Klara Grunpertz (368) und Helene Cramer
(173) — dic lctztercn vicr, nebcnbei bemorkt, im sogen. Ehren-
saal (Saal Nr. 5) — die äutzerst präzis tzemalte Lampcnlicht-
-Studie von Frida v. Wichmann „Einsam" (1276), ferner
die meksl sehr gnt komponiertcn Landschaftcn der Dmncn P ro -
to popescn (937), Pfaffenbach (910), Körner
 
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