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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-101 (2. April 1904 - 30. April 1904)
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IonmStW, It. April 1V1.

Grfte« Blatt

48.

^L87.

«tt FamilirnblSttmr monatlich 60 Pfg. in'S HauS gkbracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch di» H«ß

bezogen vierteljährlich 1,36 Mk. auSschlteßlich Zustellgebühr.

NnreigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispalttge Petttzeile oder beren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für htestge GeschästS- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anztigrn
,n bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate aus den Plakattafein der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprech« 82.

»rschrtnt tagltch, Sonntag» auSgenommen.

DeuLscher Reichstag

BerIin, 13. April.

Am Bundesratstische der ReichZkanz'ler, die Staats-
sekretäre Dr. Graf o. Posadowsky, Frhr. v. Richthofen
und Dr. Nieberding.

Abg. v. Kardorff (Rp.s: Jn wciten Kreiscn des Vol-
kes herrsche dic Ueberzeugung, datz das Staatsruder unserer
auswärtigen Polttik betm Grasen Büloto in guten Hänüen ist.
Mit der Aufhebung des Paragraphen 2 des Fesuitengesetzes
sei er etnverstanüen, weil dteser etwas Verletzendes gegen die
katholische Bcvölkerung hatte: aber der Augenblick der Auf-
hebung set der denkbar ungünsttgste zewesen.

Abg. Spahn (Ztr.) wendet sich gegen die gestrigen Aus-
sührungen des Abg. Sattler bezüglich Aufhebung ües Para-
tzraphen 2 des Jesuitengesetzes.

Abg. v. Heydeb r a nd und der Lasa (kons.) tst be-
^eit, bei einer anderweitigen Kodistkation des Artikels 64 der
Reichsversassung übcr dic Abgabenfreiheit der natürlichen
Masserstraßen mitzuwirken und sür die Einsührung von Tlb-
gaben einzutreten, aber nicht für eine solch' ho'he, datz der Ver-
^ehr darunter lcide. Seinc Freunde seien. sür die Aufhebung
"es Paragraphen 2 des Jesuitengesetzes, dagegen seien sie für
eine weitere Abbröckelung üieses Gesetzes auf keinen Fall zu
haben.

.. Staatssekretär Frhr. v. Richthosen verteidigt gegen-
übex den Ausführungen des Abgcordneten von Kardorff die
unterhändler Deutschlands beim Abschlutz der Brüsseler
«uckerkonvention, dte besonders England gegenüber sich in den
Unseren Jnteressen entsprechenden Grenzen hielten. Bezüglich
Handelsverträge sührt dcr Staatssekretär aus, für die Vor-
usreitung der Handelsvcrträge sci eine lange Zeit crsorderlich.
^ir traten, nachdcm die Vorbereitungen aus Grund des neucn
Aolltarifs beendigt waren, im August vorigen Jahres in mün!d-
üche Verhandlungen mit Rutzland', Jtalien, der Schweiz und
Belgixa. Die Vcrhandlungen mit Jtalien sührten zum Ab-
^chlutz eines Vertrags; mit Rußland und der Schweiz ist dies
^och nicht 2er Fall. Mit Lesterreich und Rumünien lverden
"vraussichtlich im> Lause dieses Monats die Ford-erungen aus-
Iftauscht werden. Wir arbeitcn nnt einem- Tempo, das von
^Mer anderen Nation übertroffen wird.

, Abg. Dr. R i ck I i(els.-lothr. Landesp.) wünscht, datz
oen, Reichslande endlich dic ihm gebührende staatsrechtliche
(^tellung als Bundesstaat niit oem Recht auf Sitz und Stimme
ssv! Bundesrat gegeben werde. Ein Protest gegcn die durch den
Krankfurter Frieden geschassene Lage bestehe nicht mtzhr. Wir
">ud trotz unserer SymPathie^sür Frankreich cbenso gutc Pa-
s^oten nnd Deutsche wie die Süddeutschen es trotz ihrer Sym-
''»thie für Oesterreich-Ungarn sind.

Abg. Goth'ein (freis. Vg.) verbreitet sich über das eng-
"Ich-sranzösische Abkommen, das ein Beweis sei für oie Locke-
,Z>Ug der dentsch-englischen Beziehungcn. Die Aufhebung des
^aragraphen 2 des Jesuitengesetzes könne nur vorteilhaft wir-
aber die Art und Weise der Aufhebung sei bedenklich. Er
Mdert entschieden völlige Abgabefreiheit auf den natürlichen
^»sserstratzen.

Abg. Graf Reventlow (wirtsch. Ver.) fordert eine feste
Pfganisation der Nachrichten über Südwestafrika und kommt
die Beziehungen des Rciches zum Wolff'schen Telegraphen-
x>>reau zu sprechen. Dieses Bureau üabe früher nur solche
-Pchrichten verbrcitet, aus welche die Begiernng Wert legte;
Sache habe sich aber anders gestaltet, seitdem das Burcau

der bedoutendsten par-
schon heute die ganze
lepeschen des Bureaus
g Levorzugt. Redner
zu sprechen.

Darauf vertagt sich das Haus auf niorgen.

Fau beherrsche durch den Ankauf cines
>?^tttarischen Berichterstatterbureaus
.slamcntarische Berichterstattung. Z
; besonders in dcr Befördcrun

dann aui die auswärtiae Volitik

Deutfches Reich.

— Der in dein Gefecht bei -Ogansira gefallene O b e r-
leutnant von E st o r f f ist am 30. September 1874
in Mägdeburg geboren, wurde 1893 als Portepee-Fähn-
rich in das Kaiser-Alerander-Garde-Grenädier-Regiment
Nr. 1 eingestellt nnd dort im Äpril 1894 Offizier. Vier
Jahre später trat er bereits, von einer glühenden Pas-
sion für die Kolonien beseelt, zur Schutztrüppe für Süd-
westafrikä über und gehörte ihr bis zum Herbst 1901 an.
Er war längere Zeit Stationschef von 'Warmbad. Bei
seiner Rückkehr wurde er wieder in das Kaiser-Ulexander-
Regiment eingereiht. Seit dem Herbst vorigen Jahres,
war er zur Kriegsakademie kommandiert. Nachdem er
sich bei dem ersten Aufbruch zur Unterdrückung des Auf-
'standes gcmeldet hatte, wurde er als Nachrichtenoffizier
zum Stabe des Marine-Erpeditionskorps kommandiert.
Vor etwa drei Wochen trat er dann zur 'Abteilung seines
Brüders, des Majors' von Estorfs, der die eine der am
9. stegreichen Kolonnen befehligte, über. Er fie'l beim
Sturme auf die Stellung des Gegners, mitten ins Herz
getroffen. Sein zweiter Bruder ift Major und Adjutant
bei der General-Jnspektion des Mlitär-Erziehungs- nnd
Bildungwesens.

Vadischer Landtafl.

KarIsruhe, 13. April. Dem Bericht der Budget-
kommission der E r st e n K a ni m e r über die Ansorder-
ungen für das Gewerbe, erstattet durch Erbgro tz-
'herzog Friedrich, entnehmen wir den Antrag, die
angeforderte Summe nach den Befchlüssen der Zweiten
Kammer in Höhe von 471 620 Mk. zu genehmigen. Jm
allgemeinen bemerkt der Becichterstatter, daß auch dies-
mal gegenüber der letzten Budgetperiode eine wesentliche
Steigerung in der Förderung des Gewerbes eingetreten
sei, die um so beachtenswerter erscheine, wenn man noch
die jährlich über 730 000 Mk- im ordentlichen und 84 000
Mk. im außerordentlichen Budget des Ministeriums des
Unterrichts betragenden Mittel für gewerbliche Unter-
richtsanstälten und die eingestellten 80 000 Mk. für-Ge-
werbeaufsicht in Betracht zieht. Jn gleicher Weise betont
der Bericht die Fürsorge nnd Förderung, die der L a n d-
wirtschaft seitens der Regierung entgegengebracht
werde. Auch hier wird der Antrag gestellt, die Gssamt-
summe in Höhe von 1 785 150 Mk. zu genehmigen.

Karlsruh e, 13. April. Jn heutiger Sitzung der
D e r f a s s u n g s ko m m i s s i o n der Zweiten Kamnier
gab der Minister des Jnnern Erklärungen zu den von der
Kommisfion in erster Lesung gefaßten Beschlüssen zu dem
Gesetzentwurf, betr- die Abänd e r u ng der Versa s-
s u n g, ab. Eine schriftliche Fixierung dieser Erklärun-
gen wird 'die Großh. Regierung in den> nächsten Tagen der
Kommission übergeben. Die Erklärungen sagen:

1. Die Regiernng ist mit der Berufung eines Ab-
geordneten der Organisation der Arbeiter (Arbeiter-
kammer) in die Erste Kammer nicht einverstanden.

Bezüglich des H a n d s I s st a n d e s besteht sie auf 3,
nicht bloß 2 Abgeordneten zur Ersten Kanimer; 2. die
Regierung ist einverstanden, daß die Städte der Städte-
ordnung durch zwei Oberbügermeister in der Ersten
'Kammer vertreten werden, will aber nicht, daß die
B ü r g e r a u s s ch ü s s e und Stadträte als WahI -
körper tätig werden; 3- die Regierung ist weiter
einverstanden, daß die der Städteordnung nicht unter-
stehenden Städte mit mehr als 3000 Einwohnern
durch einen A b g e o r d n e t e n in der Ersten Kammer
vertreten werden, und zwar ist durch die Gemeinderäte
zu wählen; 4. die Regierung verlangt, daß auch die
Kr e i s an s s ch ü s s e durch einen Abgeordneten in
der Ersten Kammer vertreten sind, gewählt durch die
Mtglieder dieser Ausschüsse; 5. nach Meinung der Re-
gierung soll eine Vermehrung der Mitglieder der
Zweiten Kammer nur bis auf 70 stattfinden; 6. bezüg-
lich der das Budgetrecht und die Behandlung des
Finanzgesetzes regelnden Paragraphen tritt Lie Regie-
rnng der durch die Konimission festgesetzten Fassung
zunäch st nst chtbei; es stnd deswegen weitere Er°
örterungen notwendig.

Vielfach bezeichnet man die Wahlrechtsvorlage schon
als gescheitert, indesfen noch brancht nicht gerade alle Hoff-
nung aufgegeben zu werden. Die von der Zweiten Kam-
mre zu sassenden Beschlüsse werden doch wohl an die Erste
Kammer gehen. Diese wird ihre Auffassung kundgeben.,
Die Sache kommt dann vermutlich noch einmal an die
Zweite 'Kammer zurück und bis dahin läßt sich vielleicht
doch noch ein AuSweg finden- Man Leachte auch betresfs
der Hauptfrage des Büdgetrechts — die Wendung in
der Regierungserklärung „z unäch st noch nich t". Zur
Ruhe kommt die Wahlrechtsfrage anf keinen.Fall eher,
als bis sie ihre Lösung gefunden hat. Wenn eine Sache
sich einmal so weit entwickelt hat, wie unsere Wahlreform„
dann ist der alte Zustand einfach nicht mehr zu halten.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Betriebscissistent Karl Wilzer in Graben-Neudorf
wurde nach Karlsruhe versetzt.

— Die Betricbsassistenten Herniann Heckcr in Zell i. W.,
Otto Mayer in Neckarau, Gustav Sterk in Konstanz,.
Lconhard Schobertin Villingen, Adam Straubin Karls-
ruhc nnd Oskar Karrman n in Karlsruhe 'wurden zu Be-
triebssekretärcn crnannt.

— Stationsber'walter Franz Reit 'hingcr in> St.i
Georgen i. Schw. wurde nach Maxan und Gntcrexpebitor
Martin Zähringer in Mühlacker nach Wicsloch versetzt.

Karlsruhe, 13. April. Der Großherzog empsing
heute Vormittag den Prästdenten des Finanzministeriums
Geheimerat Becker zu längerem Vortrag. Nächmittags
U3 Uhr nahm Seine Königliche Hoheit den Vortrag des
General-Adjutanten von Müller entgegen. Hieraus solg-
ten die Vorträge des Geheimerats Dr- Frhrn. von Babo
und des Legationsrats Dr. Seyb. Morgen, Donnerstag
den 14., wird der Könjg von Württemberg Znm Besuch

^re seltsame Neuenheimer Einbruchsgeschichte

,^dete öcn Tatbestand des letzten Falles der gegenwärtigen
Ps^Ungsperiodc bcs Mann'heimer Schwurgcrichts. Auf der
N-c"agebank saßen 'der 27 Jähre alte Student Arno Martin
ck > sch aus Dresden und dessen 26 Jahre alte Ehefrau
Helene geb. Morgenstern aus Lcipzig wcgen versuchten
li,4F>gs und Meincids. Der Angeklagte soll, nachdein -er in
^Diäinniger Wcise oas elterliche Erbe durchgebracht, am 24.

Ugx dieses Jähres in Heidelberg, wo er zuletzt lebte, eincn
ej^o^uch in seine Wöhnung fingiert haben, um auf Grund
? angeblichen Schadcns von> 4000 Mark bei dcr Frankfur-
gef,,musall-, Einbruchs-, Glas- und Transportversichorungs-
ÜwPchast eine Ersatzfordcrung zu liquidieren. Vor oem
dyP^gericht Heidelbcrg hat Mauckisch, über dcn Einbruch ver-
ygri ihm gemachten Angaben unter Eid als wahr-
P^Seinätz erklärt, Frau Manckisch war initangeklagt, weil
^^ächtig erschicn, datz sie i'hrem Man-n gcholfen 'habe, die
ij^w'un^ den Zustand zu vcrsctzen, als ob Einbrecher da-
tzj„,llehaust hätten. Ter Angeklagte Mauckisch machtc den
lo^^suck eines Lebemannes. Er erschicn in tade'lloser Toilette,
er^GÜig frisiert, den sorgfältigen Schnurrbart ü I-i „Es ist
ti^'cht" aufgebürstet. Fraü Mauckisch, eine sch'lankc, schmäch-
Üej,. Tfrünette von mittelgrotzer, mädchenhaster Figur, war niit
4Zyj,chchr Einfachheit gekleidet. Ein schlichtes, aber gntsitzendes
stjP'»)d niit schwarzsamtenen Kragen und Koller, die Brust
chugelesen und mit zwei Volants am Rock. Der Ange-
t'iex,, Akauckisch, der Söhn eines Geometers, hat nach Absöl-
stii/Pä üer Mittelschulen in> Dresden und Leipzig studiert.
^iruar v. I. starb seine Mutter, >am 26. März^sein

Zahre gewöhnt hatte und siedelte
wo sie im dritten Stocke des

<cjtz,ärtzige Ehesrau, eine Maschinenstrickcrin, Lei der cr in
^>it j-? Student über zwei i
ch"ch Heidelberg über

u' Putherstratze 44 einc luxnriös eingerichtcte Wohnung
^reise von 950 Mark jährlich bezogen. Die jungen Leute

- lebten wic auf ewiger Hochzeitsreise. Gekocht wurde nur aus-
j nahinsweise, gewöhnl'ich wurde das Essen aus einem Gasthof
> geholt. 'Ausflüge und Reisen nach Mannheim zum Besuch
j oes Hoftheaters, Teilnahme an studentischen Festen und sonstige
Kurzweil bildeten- das Tagesprogramm. Für Dro-schkenfahr-
tcn gab Mauckisch in nianchem Monat 200 Mark nnd niehr aus.
Studiert hat er nicht, obwohl er stch immatrikuliercn lietz. Er
war nach. Heidelberg gckom.men, um sich zu> er'holen, die Univer-
sitätsfestlichkeiten mitzumachen nnd die Schönheiten der Gegend
zu> genietzen. Ungewöhnlich eitel nnd versesscn auf Titel nannte
sich Mauckisch bald Doktor der Philosop'hie, 'bald Assistent am
Reichsversicherungsnmt, Privatdozent oder 'Assistent beim> Aus-
wärtigen i'lmt un>d dergl. Natürlich war er auch Leutnant der
Reserve und zwar bald beim 4. sächsischen Feld-Artillerie-Regi-
ment Nr. 48, Lald bei der Marine oder der Matrosenartillerie.
Tatsächlich war er als genieiner Soldat entlassen worden, nach-
>dcm cr sich als Ein-jähriger wegen aktiver Bestechung 17 Mo-
nate Gefängnis zugezogen hatte. Die Anklage nahm> an, daß
Mauckisch den Dicbstahl fingiert habe, um, nach'dem er durch
seine Lebensweise sich ani> Ende seiner Mittel sah, neucs Geld
sich zu beschaffen. Er hatte im Jahre 1903 seine Fahrnisse
bei der crwähnten Versicherungsgesellschaft init einem Wert von
ca. 14 000 Mark versichert. Am Sonntag, 'den 24. Januar,
war Mauckisch mittags nach 1 Uhr nach Mannheim gereist,
nni das Dheater zu besuchen. Angeblich, wcik seinc Frau nn-
päßlich geworden, kehrtc er bereits um halb 9 Uhr abends zu-
rück und schlug alsbald Lärm. Er behauptete, cs sei Ivährend
seiner Abwesenheit bei i'hni eingebrochen worden und i-hm Bar-
geld in Höhe von 1100 Mark und W-ertsachen, insbesondere
Juwelen und nnderc Gegenstände im Wertc von ca. 3000 Mk.
gestöhlen worden. Noch crm gleichen Abend mcldete er den
Einbruch bei der Agentur der Franksurter Versicherungsgc-
scllschaft an. Ein Hausgenossc ^Manckisch's, der im zweiten.
Stock wohnende Oberstlcntnant a. D. Gilbert, schüpste in- !
'sölge verschiedener Umstänoe Verdacht. Er war fast loährend l
der ganzen in Frage koin'incnden Zcit zu Hause gewesen und >

hatte nicht das geringste Geräusch vernommen, obwohl nian
sonst in dem neuen Haus fast jedes 'Geräusch im oberen Stock-
werke hört. Jn der Wohnung Mauckisch's war ein großer
Hund ein'gesch'losscn, der sich nicht gerührt hatte. Auf dem Bo-
den lagen zerstrcut mehrere Zwanzigmarkstücke und verschie-
dene Ringe, dercn Fall 'inan unten hätte hörcn rnüssen. Das
Geld soll aus ciner Sparkasse von dcr Form eines Sch-weizer-
hänschens herausgeschüttet worden sein. Das war abcr gar
nicht notwendig, da man es ohne Schwierigkeiten heransneh-
men konnte. Sondcrbarcrwcise war die Tür cines auf dem
Flur stehenden Schrankes ausge'hängt, obwöhl dcr Schlüssel
stak. Ausfallen mußte auch, daß dcr Dieb, nicht zufrieden mit
'dcr reichen Beute an Bargeld nnd Jnwelen, auch noch- grötzcre
un'd unbequeni. zu transportierende Dinge weggeschlept haben.
soll. Gilbert machte von seinem Verdackt auch der Kriminal-
polizei Mitteilun'g, worauf dic Vernc'hlniing vor dem Amtsge-
richt erfolgte. Die Anklage fand weiter verdächtig, daß^ der
Angeklagtc an dem kritischen Tag sein Dicnstmädchen schon
vor ihrer Abrcise zu ihren Eltern hätte gehcn lassen, was sonst
nie 'dcr Fall war, nn>d er ihr ben kleinen wachsamen Spitzhund
mitgegeben, während dcr nicht wachfame nnd teilnahmlose
große Hund im Hause blieb. Als bei der Entdeckung des Dieb-
stahls >der Polizeisergeant Fenrich den Angeklagtcn fragte,
ob er versichert sei, antwortete dieser zunächst nicht, er b'lätterte
wciter in einer Geldkasiette, in dcr noch 2000 Mark Papicr-
geld lagen, bis cr die Polizei fand. Dann sagte er: Ja, ich
bin versichert. Die Anklage nahm an, datz der Angeschuldigte
die von ihrn als gestohlen angegebenen Wertsachen wirklich be-
sessen, sie aber entiveder vor odcr nach -der Tat veräutzert habe.
Jn der Nacht bom 26. zuni 27. Jcmuar hürten die Ehcleute
Gilbert ein Klopfen in der Wohnung Mauckisch's, als ob eine
Kistc zugeschlagen würde. Am nächsten Tage — Kaisers Ge-
burtstag — fuhr dann Manckisch in ber Uniform eines Re-
servcleutnants mit rinern Koffer nach Mannhestn, wo er mit
einer Person zusamiinentraf, deren Namen cr nicht nanntc.
Eines -der schwerstcn Jndizien sah die Anklagc in dem Ver'hal -
 
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