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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1904 - 31. März 1904)
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Erstes Matt

-I i>. HshkMs«. — > W 58

5'^-

Mittivch, 9. Mz W4.

Crschrint täglich, SountagS auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 5V Pfg. in's HauS gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla-kattafeln der Heidelberger Zeitnng und de» städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 8. März.

Auf der Tagesordnung stcht zunächst der Gesetzeutwurf
betreffend die Reckstsstellung des herzoglich holsteinischen
Fürstenhauses. Danach soll das holsteinische Haus dieselbe
Rechtsstellung haben, wie das ehemals königlich hanno-
versche und ehemals chursürstlich-hessische und das ehemals
herzoglich-nassauische in all den Beziehungen, in denen
das Gesetz für genannte Häuser Vorbehalte macht. (Es
handelt sich um das Recht, daß die Mtglieder solcher
Häuser nicht persönlich vor IGericht zu erscheinen Lrauchen,
daß sie als Zeugen in ihrer Wohnung vernommen wer-
den, Eide durch Unterschreiben dcr Eidesformel leisten
können, und daß es ihnen sreisteht, ihre Grundstücke in
das Grundbuch eintragen zu lassen. Ein in den Zei-
tungen mehrfach erwähnter Prozeß mit der Kammerfrau
der verstorbenen Mutter der Kaiserin, in dessen Verlauf
der Bruder und die Schwester der Kaiserin als Zeugen
vernonimen worden sind, hat offenbar den Anlaß gegeben
zu dem Gesetzentwurf, der dem holsteinischen Fürsten-
hause die erwünschten Sonderrechte verleiht, und weil es
das Haus der Kaiserin ist.)

Abg. Stadthagen (Soz.) bcantragt, ten Entwurf
etner Kommission von 14 Mitgliedern zu überweisen, da es sich
um ein Gelegenheitsyesetz handlc.

Staatssekretär Dr. Nicberding konstatiert, daß weder
drc Absicht der Regierungen, noch die Fassung des Entwurfes
sclbst so gedeutct wcrden könne, als ob irgend welchc Sonder-
stellung des Fürstcnhauses auf dcm Gebicte des Strafrcchts
M Anspruch gcnommen wcrden soll.

Abg. S t o ck m a nn (Reichsp.) hält es nicht für notwen-
diz, den Entwurf einer Kommission zu überwciscn.

Auf einc Bcmcrkung des Abgcordnetcn Stadthagen
crtlärt

Sraatssekrctär Dr. Nieberding: Untcr dcn Vorrech-
ten Les herzoglichen Hauses, dcren Fortbestchcn durch diesen
stntwurf auhcr Zweifcl gestellt wcrden soll, befinde sich kcin
<!inziges, welches das Herzogshaus in dic Lage brinze, Anträge
Iu stellcn, ivelche dcm allgemeincn Prozetzrccht entgegenstehen.
^ Abg. Jesscn (Däne) protcsticrt gcgcn dic Bemcrkungcn
^tadthagcns, datz das schleswig-holsteinisch-augustcnburgisch
herzogliche Haus als angestammtes angesehen werde,

Nachdern noch niehrere Redner gesprochen habcn, wird dcr
Entwurf in 1. und 2. Lefung angenommen.

Jn der fortgesetztcn Beratung des Militäretats be-
bauert Abg. Sattler tnatl.), datz es nicht gel.ungcn sei, eine
Vermehrung der Unteroffiziere in der Budgetkommission durch-
äusctzen. Tic Aeußernng des Abg. Bcbel, datz die Sozialdc-
uiokraicn daL Vatcrland bis zum lctzten Atemzug vertetdigcn
tvürden, sci schr crfreulich, Er glairbc aber, datz Bebel sich und
leinen Freundcn die Entfchlietzung vorbchalten werde, ob es
uuch ein gerechter Verteidigungskrieg sei.

Abg. Ledcbour (Soz.) meint, durch die abzöttische
P^rebrung der Disziplin in der Armee sei den Vorgesetzten
eine Machtvollkommcnycit gegcben, die niemals sonst in irgend
welcher Bevölkerungsklasse vorkomme. Daher rühre cs, daß
lo viele Mitzhandlungen in dcr Armec vorkommen, Schr
chele Beschwcrdcn gelangen gar nicht nn die Oefsentlichkeit.
Redner bcspricht dann den Erlatz -dcs Erbprinzen bon Sachsen-
Meiningen, welcher bestim-mt, datz Befchwerd-cführer nnch ande-
eeu Truppcntcilcn versetzt werdcn sollen. Die Anordnung-
mnne doch nur -dann einen Sinn haben, wenn der Prinz an-
genoimnen habe, daß der Beschlverdcführer beini Vcrbleiben

stiuem Truppenteil nun erst rech-t mitzhandelt werde. Le-
^dvur spricht dann von Patriotismus der Sozialdemokraten,

Die Liebc zuin Volk, die der wahrc Patrioiismus sci, hättcn die
Sozialdcinokraten stets h-crvorimgcnd bewicsen.

Säch-sischer OLerstleutnant K r u g zu N i d d-a stellt d-as
gestcrn vom Abg. Bcbcl crwähntc Vorkoimnnis in Bautzcn rich-
tiz, lvobci cin Ossizier mit Zivilistcn in- Strcit und Prügetei
gcrict und Äann von scincn Kamcradcn befreit wurdc.

Abg. Müllcr - Mciningcn (freis. Vp.) wcndet sich gc-
gcn dic Erklärungcn dcs Kricgsmiinsters, dcr Erbprinz von
Sachscil-Meiningcn sci wegcn des bekanntcn Erlasscs nicht ver-
abschicdct wordcn. Es sci bcdaucrlich, datz nicht cinc Pc-
schwcrdcpflicht, sondern nur cin Beschwerdcrccht bcstche.

Kriegsministcr v. Eincm führt aus: Die Bemerkung
des Vorrcdners, dcr Erbprinz von Sachscn-Meiningen sci we-
gen Bckämpfung von. Soldatcn-mißhandlungen verabschicdet
worden, bedcute eine Jnsinuation gcgcn dcn Kai-
scr, als ob er nichts gegen dic Mißhandlungen getan häben
wolle, Weiter bemerkt -cr: Jm Gcneralstab urvd im Kriegs-
ministeriuin scien viclc tüchtige -Ofsizicre. Wenn sie wcgcn
ihrcr Vcrdicnstc ge-adclt würden, so sci cs nicht Sachc dcr Ab-
gcordnetcn, dics zu kritisieren. Der Minister tritt dann der
Aeußcrung des Vorredners ent-g-cgen, die Gardc-Kavallcrie rc-
kruticre sich nur aus -adligcn Offizicrcn, die sich nur Respckt
durch Säbekrasseln vcrschafften, Die Ausführungen des Vor-
rcdners über eine zu grotze Macht -des Militärkabinetts halte
er für unrichtig; ihmi sei es bishcr nicht In den Wcg gc-
kommcn.

Abg. Stöckcr (wirtsch. Vcr.): Dcr „Vorwärts" bczeichnct
hcute dcn Militärctat als den- Etat der crstklassigen Mcnschen.
Es sei eine Bosheit, datz man die schlimmen Gcstalten des Bau-
dissinschcn Romancs mit dcn Offiziercn tdentifizierc. Was
soll-e dic Rcgicrung niit mchrstündigen Redcn von Leuten, die
nicht gedient habcn und von dcn Dingen nichts verstehen?
(Lärm.) Dics Schlcchtniachen dcr Armce mache nach auhcn
keincn guten Eindrnck, da man dcm Auslande die nötige Scheu
vor unserer Armee nimmt. Dic Sozialdemokraten gingen
mit -den Juden durch dick und dünn. (Abg. Hoffmann (S-oz.):
Jhr Heiland war Judc!)

Präsidcnt Gras B a l le st r c m (schr erregt) : Die Zurufe
fangen an, blasphemisch zn werden. Sind aber Sie in Jhre-r
großen Mehrheit Christen, glänbige Ehristen, so werde ich
nicht duldcn, datz solchc Blasphemicn fallen. (Bvausender
Bcifall.)

Stöckcr (fortfahrend): Bebel sagte vom Bandisfinschcn
Werke, wenn nur ein Drittel Ivahr wäre, dann usw., er suppo-
nicrte also, datz etwas Währcs daran sei. Wenn man so etwas
behauptet, mutz man es betveisen, Es beständen im Offizier-
korps wohl mancherlei Mitzständc, die beseitigt werden müßten,
doch wo cin Willc, sei auch ein Wcg. Möge man dicsen Wcg
bald findcn, zum Heile des Vaterl-andes und dcr glorreichen
Armee. (Lebhafter Beifall.)

Abg. Kroesell (d.-soz.) wünscht, datz auch die Militär-
vcrwaltung Mittelstandspolitik treibe.

Um 6 Uhr wird die Wciterbevatung auf morgen vcrtagt.

Berlin, 8, März. Die Wahlprüfungskommission
des Reichstages erklärte zunr zweiten Male die Wahl des
sozialdemokratischen Abgeordneten Bran n im 4, Wahl-
kreise Franksnrt -a. O.-Lebus mit 7 gegen 3 Stimmen für
n n g ü l t i g.

Deutsches Neich.

-— Wie im Finanzansschnsse der bayrischen Kammer
der Reichsräte mitgeteilt wukde, stndet in diesem und im
nächsten Jahr eine Neuprägung von Fünfzig-
p f e n n i g st ti ck e n in den deutschen Münzstätten statt.
Der Dnrchmesser der Stücke wir-d verkleinert, wo-
durch diese wesentlich dicker werden, um der Verwechslung
mit den 10 Pfennigstücken vorzubeugen. Ferner werden

die neuen Fünfziger schärser geräudert und endlich soll,
mie die „Tägl. Rdsch." mitteilt, die Äufschrist nicht mehr
„50 Pfennig", sondern Mark" lauten. Betreffs der
Frage, ob 20 Pfennig- oder 26 Pfennigstücke ausgeprägt
werdeu sollen, liegt Zurzeit ein Antrag, 26 Pfeunigstücke
zu Prägcn, im Bundesrat nicht vor; die Frage rnht zur
Zeit.

Baden.

— Zn einer Polemik mit dem „Landcsboten" schrcibt
der „Volksfrennd": Die sozialdemokratische Fraktion ist
selbstverständlich gegen -die Erweiterung des Bndget-
rechts der Ersten Kammer und die Vermehrung von deren
Mitgliederzahl. Eine Frechheit, die wir mit aller
Entschiedenheit zuriickweisen, ist es, wenn das Blatt
schreibt, die Sozialdeniokraten seien bereit, das Necht der
Erstgebnrt, wel-ches die Volkskammer gegeniiber der Ersten
Kammer besitze, für das Liusengericht der Vermehrung.
ciniger sozialdemokratischer Mandate zu verkaufen.
Dieser insame Vorwurf, der einm beabsichtigten Verrat
der Prinzipien involviert, ist lediglich dazn gemünzt, die
Vertreter der Sozialdemokratie vor dem Volke zu denuu-
zieren. Mit keiner Silbe wnr-de in Offenburg da-
von gesprochen, daß nnsere Fraktion bereit sei, irgend eiu
Vorrecht der Zweiten Kammer preiszugeben. Jm Ge-
genteil, es wnrde als ganz s e l b st v e r st ä n d l i ch
bezeichnet, daß die Soziasdemokratie derartige „Gegen-
geivichte" prinzipiell ablchnen müsse." — So das sozial-
demokratische Blatt. Wir haben also die Tatsachs zu
verzeichnen, daß die sozial-demokratische Presse die Na-
tionalliberalen begeifert, weil ste an den Rechten der
Zweiten Kammer auf die Gefahr hin, daß die Wahlrefornr
scheitert, feschalten, datz diese Presse es abcr als sekbst-
verständlich bezeichnet, daß die Sozialdemokrafie die
Preisgabe des Bndgetrechts der Zweiten Kammer ab-
lehnt. Zu solchem schreienden Widerspruch verführt Lie
Gcnossen der Wunsch, den Nationalliberalen eins anzu-
häugen. Hier ist doch nur zweierlei möglich, entweder
dic Sozialdemokratie tritt für die Budgetrechte der Zwei-
ten Kammer ein, dann darf sic die Nationalliberalen die-
serwegen nicht angreifcn; oder ste greift die Natiouak-
liberaleu an, dann darf sie uicht für das Dorrecht der
Zweiteu Kammer eintreteu. Der Versuch, beides mit
einander zu vereinigen, muß mit eiuer Blamage euden,
denu die Logik ist stärker, als jede sozialdemokratische
kleberpfiffigkeit.

Badischer Landtafl.

41. Sitznng der Zweiten K a m m e r.

Karlsruhe, 8. März. Eingegaugen sind
Petitionen von Platzaufsehern, Lademeistern, Ran-
gierern nm etatmäßige Anstellung. Das Haus trat in
die S p e z i a I b e r a t » n g der Heil- und Pflege»
anstaIten ein.

Abg. Grciff (uatl.) dankt detn Berichterstattcr Lauck
für daS Wohlivollen, das er d-cr St-adt Wiesloch s-cit sciner
Tätigkeit daselbst als Amtsrtchtcr erhalten 'h-abe. Die Stadt
WieÄoch wünscht, dotz das dortigc Schlachkhaus daucrnd von
dcr Aust-alt bcnützt wtrd. Das Mtn-istcriunc dcs Jnncru uud
bcsondcrs dcr Rcspizicnt sür d-as Jrrcnwcscn, Gch. Obervcg.-

Stadttheater.

Heidelberg, g. März.

„Tas Käthchcu von Hcilbronn". Ein grotzes
llNtorisches Ritterschauspicl von Heinrich von K l e i st.

Jn den Jahrcn 1807—1808 lebte Heinrich v. Kleist in
o-resden, wo er einen dancrnden Wohnort gesuudcn zn häben
nnd cin tvenig Ruhe für die vom Schicks-al zerquälte
Ffiust. Neue Plänc erfülltcn ihn. Mit Pfuel, dem spätercn
dincral Pfucl, grüudetc er eine Buchhandluug, nnd „Phöbus"
vard herausgegeben, eine Zeitschrift, in der er das Guiskard-
^ZllMent, den zcrbrochenen Krug, dcn Mtchacl Kohlhaas, die
--larquisc von O. n. Tei-le der Pcnthcsilca veröfsentlichte. Diese
acüschrift konute sich nicht länger als ein Jahr haltcn. Dcr
TUchtcr hatte etn begütertcs und angenehmcs Mädch-cn, Nichte
nd Mündel des Vaters Körner, kennen gelernt. Seinc Zu-
u>1nng, die Gelicbte solle ihm ohne Wisscn der Familie schrci-
aem' wclchc diese sich nicht cinlieh, löste die beretts ernst
7(R°röenc Verbindnng. Ans dicscm' Hcrzensereiguis uud wohl
«IsR uus Nachklängen des uuendlich tiefcren Verhältnisses zu
^uthelmine v. Zcnge, sciner erstcn Braut, bildcte Klcist das
ItHlb, ,vie er es sich in seiner grenzenlosen Hingebuug an den
a„n dachte, indem er das Käthchen von Heilbronn schrieb.
^ lr Nienschlichen Gefühle sind -ganz ins Mhstische gehobcn. Dos
Gfi'Uli mal die Auffassnng der Romantik, ohue Cherubim, Dop-
..-S'Mger, Anmeldung der Seclcn geht es nichk ab. DaS
tbr ist Graf Wctters Seelenbraut. Nun steht mir bei,
/fiUtter, ich bin doppelt, ein Geist bin ich nnd wondle zur
nim > dcutet dcr Graf scinen! Znstand in der Sylvester-
Rk auf den cr durch wtederholte A'hnungen vorbereitet
^firoe, wo er entführt wtrd nach Heilbronn ans Lager dcs

Mädch^ns

Jn dcr nämlichen Sylvesteruacht hat, da das Blet

>^"^ Mädchen im Bette gebetet, Gott niöge ihr den
s>L>i öestinrmt sei, im Traume zcigcn. Uud da er-

Uii^" ^ Mitternacht als seine Braut sie zu begrützcn.
dan kommt noch eius htnzu. lAithchcii tst — niemand weiß
on - des Kaisers Kirrd. Sie ist dcm Grafen bestintmt. Er

ahnt es, abcr cr stötzt sic von sich. Die Wclt steht zwischen ihnr
und i'hr. Er kann sich -gar nicht in dcn Gedonkcn finden, der
auf dem tiefstcn Grnudc seiner Scelc lcbt. „Wch mir, mein
Gcist, voin Wun-derlicht gebleüdet, schwankt an Les Wähusinus
grauscm- Hang nmhcr! Dcnn wie begrcif' ich dic Verkündigu-ng,
dic mir noch silbcrn wicdcrklingt ini Ohr, daß sie die Tochter
mcines Kaisers sci?" So klagt er. Er stürzt sich iu-die Hän-
'del und Streitigkeiien seiner Welt. Er verlobt sich einem koket-
teu EdelfräU'leiu; abcr sein -Sch'icksal waltct um ihn. Ilnd wäre
er in der Wüstc, Käthchen wird ihm folgen, bor seiner Schlvelle
wird sic schlofcn, für thn ins Fencr gehcn, jcdc Gcfahr von
scinciu Hauptc abwehrcn. Was das Schicksal Ivill, in dem
Mädchcu lcbt cs rcincr als in deni Dianne. Dnrch' äutzcre
Fügnngen erst kommt er zur Klarheit über das Eigcntliche, was
thm in der Ticfe lebt: die Liebe zu Käthchen. Das ist der ei-
gen-tlichc Zau-bcr, der zwischen den bnnteu Vorgüngen dicscs
Ritterschanspiels hcrvorblitzt, das wittert nm die Szene vor
der heimlichcn Vehme, das leuchtet übcr jener abenteuerltchen
Nacht, da das Schlotz gestürmt wird, uud die brennenden Trüm--
mer ü-ber dem Käthchen zusammenbrechen. So entsaltet sich
ein heorliches Leben in dieser Dichtung dcs unglückltchsten
dcntschen Dichters. Das war ein echtes Drama und eine echte
Tcilnahme!

Die Da-r'stellun-g des seit Jahren hicr nicht aufgeführten
Schauspiels war recht glücklich. Die Massenanftritte, der
Brand dcs Schtosses, die Löschanstalten, alles ging ganz ordent-
lich, anch hinsichtlich der Dekorafionen Ivar nichts verfehlt.

Herr Sigl 'hatte sein Benesiz und empfing die Begrützung
und den Dank des vollen Hauses. Der gcfeierte Darstellcr gab
deiu hitzköpfigen Waffenschmied sein ganzeS Feuer und seine
ganze Wärme. Er zeichnete eine prächtige Gestalt. Hcrr Hol -
st e i n widmete sich mit ganzer Kraft dem Grasen Strahl, er
war sehr glücklich in dieser Rolle: er hatte Stolz, Würde,
Krast nnd, was besondcrs lobend hervorgehoben werden mntz,
in der Szcne, da er das schlafende Käthchen ansfragt, Wärme
nnd Humor. Das wunderbollste -deI ganzen Abends war die

Szene, da Käthchen mit ihrem Vater vor dem Kloster sitzt nnd
uicht weiß, soll sie zu ihm oder soll sic sich im Kloster vergraben„
oder soll sie dem Grafen fokgen. Diescn Ausruhr der Gcfiihle
stcllte Frl. Wagner mit einer Kraft und Jnnigkeit dar»
die herrlich war. Anch die erwähntc Traumszene suchtc ihres-
Gleichen. Hicr konntc nian lernen, wic man solche Sachen
sprcchcu soll. Hicr sah man, wic rcif, wic rcich dicse Darstel-
lcrin ist. Ein recht treüherziger Gottschalk war Herr
Schneider . ein würdiger Vcrsall Herr Plän k. Frl.
B o n n e sprach als alte Brigitte ihr-en wichtigen Part sehr
einfach und ergrcifeud. Frl. Huch zeigte als bösc Kumgunde
grotzen Eifer. Diescs Käthchendraüia ist cinc Dichtung, sic Ivird
immcr wicdcr dic Tcilnvhme aller Freunde der Dichtung,
tveckcn. K. W.

Kleine Zeituüfl.

— Hochschulnachrichten. Dem Profcssor dcr StaatSwiffen-
schaftcn an der Handelsh'ochschule in Köln, Dr. jur. et phtl.
Chr. Eckert ist als tllcbeiiamt ctnc a. o. Professur in dcr
philosophischen Fakiiltät dcr Universität B o n n libertragen
worden. Pros. Eckert wird seinc Lehrtäligkeit bereits im kom-
nieuden Sommersemester beginnen nnd neben den vorgcsehencn
-Borlesiingen in dcr Kölner Hochschule eine vierstündige Bor-
lesung über „Allgemeine Volkswirtschaftslehre" an dcr Böuner
Unibcrsität halten. — Der kaiserliche Gesandte z. D. Geh. Rat
R. Krauel, dcr seit eimgen Jahren in Freiburg i. Br.
wohnt, übernimnit züm Herbst eine o. Professur sür Rechts-
und Staatswissenschaften an der Berliner llnivcrsität. —
Der Assistcnt am chemischen Laboratvrium, Dr. Jöh. Schrö -
dcr, hat sich mit einer Probevorlesung über die Anfgaben uud-
Zielc dcr analytischcu Chcmie in 'dcr philosophischen Fakultät
Ler Univcrsität Gictzcn als Privatdozent fnr Chemie ciugc-
fiihrt. —-Der a. o. Professor der Archäologie und Kunstgcschichte
in Jena, Dr. ^Fcrd. Noack, hat den Rnf nach Kiel als
o. Professor an Stelle des vcrstorbenen Prosessors Dr. Arthnr

Die yeutige Nummer umfaßt drei Blätter, zusammen 14 Seite«.
 
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