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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-50 (1. Februar 1904 - 29. Februar 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14240#0329

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G^stes BlÄtt

.M 39

Dikllstgß, 1k. WM !ßM.


Erschei«t täglich. SonntagS auSgmommen. Prei» mit FawilienblSttern monatlich SO Pfg. in'S Hau» gebracht, bei der Grpedttion und den Zweigstationen abgrholt 40 Pfg. Dmch die U»ß

bezogen vierteljährlich 1,8S Mk. auSfchlietzlich Zustellgebühr.

AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder dere» Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiestge BeschäftS- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Nnzei»«n
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnscrate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstsllen. Fernsprecher 82.

^ine Kundgebung für deu sozialen Frieden

man die Beschlüsse nennen, die der Verband schlesi-
Icher Textilindustriellcr in einer von 68 Fabrikbesitzern
.chuchten Versammlung am 2. Februar iu Breslau ge-
chtzt hat. Aus den Verhandlungen wird offiziell mitge-

teilt:

»Zweck der Versammlung war die Ausgestaltung des
^erbandes, der bisher nur wirtschaftliche Jnteressen ver-
zu einer Organisation, der auch die Förderung und
Erhaltung des sozialen Friedens als Aufgabe zufällt.
8ür die Beweggründe zu dieser Ausgestaltung und den
-Teist, in dem sie gedacht ist, gibt das vom Verbandsaus-
^chusse beschlossene Einladungsschreiben zu der Ver-
^Mmlung Auskunft, welches den Gedanken einer Be-
tampfung berechtigter Arbeiterforderungen weit von sich
^bweist, das Koalitionsrecht der Arbeiter anerkennt und
^ dem Satze gipfelt, daß die richtige Mitte zwischen den
üorderungen der Arbeiter und den Rücksichten, die die
Unternehnier ihrer Selbsterhaltung schuldig sind, nur
bann gefunden werden könne, wenn bviderseits ge-
bildete O r g a n i s a t i o n e n sich gegenüberstünden
^ud wenn an die Stelle des Kampfes der Vertrag
^ivischen zwei ebenbiirtigen Gegnern träte.
F>ese Tendenz kam auch in dem zur Beratung gestellten
^utwurfe eines neuen Statuts zur Geltung. Dieses weist
bern Ausschusse unter anderem auch die Aufgabe zu, im
rEe von Arbeitseinstellungcn oder sonstigen
^kreitigkeiten zwischen Arbeitgebcrn nnd Ar-
bestnehmern — nötigenfalls auch ohne Anrufung des be-
reiligten Arbeitgebers — zu intervenieren, dic Verhand-
''Uigen zu führen und auf einen gütlicheu Aus-
^eich hinzuwirken. Der Entscheidung des Ansschusses
but sich her Ünternehmer auch dann zu unterwerfen, wenn
^ ihm völlige oder teilweise Erfüllung der Arbciterfor-
beruugen vorschreibtf allerdings hat dafür auch derjenige
blnternehmer, dessen Widerstand gegen Arbeiterforderun-
b^n fsir gerechtfertigt erachtet wird, Anspruch auf ener-
lüschen Schutz gegen Vergewaltigung, auf wcitgehende
^oralische und finanzielle Unterstützung des Verbandes."
... ^instimmig kam der Statutenentwurf, der diese Grund-
für die Mitglieder des Vcrbandes festlegt, zur An-
bnhme. Hier wird in der Tat ein Weg beschritten, der
^Nn sozialen Frieden führen kann: Starke, gut geleitete
?nd straff disziplinierte O r g a n i s a t i o n e n der Ar -
r?it^eber und der Arbeiter , die ihre Gleich -
-2rechtigung gegenseitig anerkennen und anf diesem
^oden die Gegensätze in ihren Anspriichen und Jnteressen
surch friedlichen Vertrag auszugleichen sich bcmüheu. Die
^üchsende Tarifbewegung in Deutschland muß durch
^che erfreuliche Kundgebungen angesehener Arbeiter-
^orbände eine mächtige Förderung erfahren. Mö-
dem Beispiel der schlesischen Textilindustrie bald wei-
Unternehmungsorganisationen folgen.

Deutscher Reichstafl.

Berlin, 15. Febr. Der Reichstag setzte die Be-

Stadttheater.

Heidelberg, 16. Febr. !

a p s e n st r e i ch", Drama in vier Aufzügen von Franz
nni Beyerlem. ^

M olso ist das vielberufene Stück, das so grotzen Läv n
oex Welt macht, den Soldaien da nnd dort verboten wird
die unentwegten Gegncr des Militarismus scharenweise
üiä ^h^ater gieht, anch solche, die sich sonst nie in dem Kunst-
^oiPel blicken lassen? Nun, tver hier auf starke antinnlitärische
^Äotion gerechnet hat, der wird sich eimgermahen enttäuscht
Niiü-^ haben. Es mntz viel gcstrichen worden sein; es
dj ben viele Schärfen gemildert worden sctn. Einmal trat
obk-^ deutlich zu Tage, als eine starke Zurechtwcisung von
nrfolgte, während doch von unten her ein kemerkenswer-
vtvergehen nicht passicrt war. Wenn wirklich in dem
dsn ^.nüeizendes und Anfwieglerisches liegt: hier war für
^Luschauer wenig davon zu merken.

wie dem auch fei, dieses Kvmpliment mnh man dem
lasser machen: cr hat etnen tragischen Konslikt geschickt
dÜ.oiisgchucht ihn auherordentlich cnergisch durchgesühct,
plle Nebennmstände sorgsam vcrwendct und^ohne auf-
ej,, -llche Effekthascherei ins rechte Licht gestellt. So schuf er
'Zl Eberiskräftiges, ein packendes Werk von starker Wirkung.
^riM ^chkung ergreift das Gemüt; aber nicht in jener quä-
>ui,?chen Weise, die hente so vielfach angcwendet wird, wie
^iri- ^ ä- kürzlich noch in „Therese Raquin" gesehen; wir
getrost mit unserem Herzen an den Worgängen
exsüsch da abspielen, beteiligen. uns von ihnen bewegen und
allcL r lassen. Und am Schlntz haben wir das Gesühl, dcs !

^wkommen mutzte, wie es kam.
l'ic eÜ E Grunde inrmer die lwenigen gleichen Motive,

stkchssch im Leben, wic in der Dichtung wisderholen. Dis Urn
bstnsg' öie Personcn und die Gewänder wechseln, der Kern
derst-lbe.

ratung des Etats des R e i ch s a m t s des Innern
fort.

Zunächst polemisiericn ein paar Ab-geordnete gegen das,
was andere cinige Tage vorher gesagt haben, wobei die Aus-
führungen start ins Persönliche gingen, für die Allgemeinheit
indesscn kaum Wert besitzen.

Dann kommt Staatssckretär Dr. Graf v. Posadowsiy
auf verschiedene in der, Debatte gemachte Aussührungen zurück
und erklärt, zur Erweiterung des Reichsversicherungsaintes
könne eine Einrichtung getrof'fcn werden, wonach örtliche Fest-
stellungen dcr Voraussetzung von Rentengewährung cingehen-
der als bisher geprüft werden könnten. Angesichts der gro-
tzen Zahl der Rekurse, die das Neichsversicherungsamt erledigt
habe, müsse man crwägen, ob sich für die Rekurse über kleinere
Bcträge nicht die 'Beseitigung des Rekursverfährens unb üic
Einsührung üer Revision empfehlc. Redner konimt auf die
Bemerkungen verschiedener Rcdner über die Viüa Bebcl zu-
rück. Dic bürgerlichen Parteicn solltcn sich doch freuen, wenn
die Sozialdeniokraten Billen- besäßen. Bebel und seine
Freunüc sollten auch Rittergutsbesitzer sein, dann würden sie
die Landwirtschaft anders beurteilen als jetzt.

Bei Kapitel „AussichtSamt für Privatversicherungen" ver-
langt

Abg. Werncr (wirtschaftl. Ver.), daß das Amt dafür
sorge, datz die Leistungcn der Lebensvetstcherungsgesellschaft
„Viktoria" mit den Leistungen, die sie von den Vcrsicherten
fordere, in Einklang gebracht werden.

Aus eine Anregung des A'bg. Dr. Potthoff (freis. Vg.)
erklärt Staatssekretär Dr. Graf v. P o s a d o w s k y, er werde
einen amtlichen Bericht über die „Viktoria" einfordern. Ueber
die Zahl der Nkitglicder der Versichcrungsbeiräte werde er
Nachsorsch'UNgen anstellen.

Bei der Position Unterstützung an die Gesellschaft für
deutschc Erziehung und Schulgeschichte bemerkt
Staatssekrctär Dr. Graf v. Posadowsky aus eine Anre-
gung, er wolle ein Gutachten über eine etwaige Äenderung des
Arleitsplanes dieser Gesellschast einfordern.

Bei Titel viertc Beitragsrate zu den Kosten dcs Aus -
baues 'der H o h k ö n i g s b u r g verteidigt der Staatsse-
kreiär gegen dic Aussührungen des Abg. Dr. Südekum
(Soz.) dic Weiterführung des Ausbaues, wofür auch die Ab-
georüneten Hennig (kons.) und v. Kardorff (Rp.)
lebhast eintreten. — Die Position wird gegen die Stim'incn
der Sozialdcmokraten un'd der frcisinnigen Volkspartei ange-
nommen.

Bei Titel Beteiligung des Reiches an der Weltaus -
st e l l u n g in S t. Louis führt nnch Abg. Dr. Spahn
(Ztr.) aus, die Kunstfrage scheine ihm bei der Ausstellung
über die Köpfe der Einzelstaaten hinaus geregelt zu sein. Die
Art der Sessionisten habe ihre gute Berechtigung; sie hätten
gelehrt, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Für diesmal sei
es zu spät, ihre Richtung mehr zur Geltung zu bringen; das
nächste Mal fordere er mehr Berückfichtigung.

Um 6 Uhr wird die Weiterberatung auf morgen vertagt.

Deutschcs Reich.

Badcn.

Lörrach, 15. Febr. Zu der Mättermeldung, datz
die soz. Partei in Lörrach ein Vehmgericht abgchalten
und den Genossen Marquard ohne Gr u n d aus der
Partei ausgeschtossen habe, wird in der „Volksstimme"
solgcndes festgestellt: Bürgermeister Grether richtete
ein Schreiben an die soz. Parteileitung, dahingehend,
daß die 'freisinnige Partei sich für Marquardt ent-
schieden habe, also sür einen sozialdemokratischen Sitz
im Gemeinderat, während man den zweiten offenen Sitz
Stegmüllcr und somit der soz. Partei nicht ein-

i Hier in unserem Stück schreitet das Ver'hängnis hinter der
! verbotenen Liebe her zwischen der schönen krastvollcn Wacht-
I meisterstockiter Klürchen Volkhardt und dem jungen Leutnant
! von Laüffen von des Vatcrs Schwadron. V-or zwei Jähren
i war sic halb und halb mit den Sergeantcn HelLig, der als
Pflegebrnder,neben ihr aufgewachsen war, verlobt. Jn Ler
Hoffnung, eine Braut zn finden, kommt Helbig von der Reit-
schulc in Hannover zurück; seine Annäherung fiudet indessen
cntschiedene Zurückwcisnng. Helbig merkt alsbald, wic die
Sachen stehcn. Er klopft nach dern Zapfenstreich an des Leut-
nants Tür; Klürchen, die beim Leutnant ist, weil sie weitz, datz
die Untcroffiziere die Rückkchr Helbigs feiern, also 'die Luft
rein ist, huscht ins Kabinett. Zwiscksen dem Sergeanten und
i dern Offizier kommt es zu einer Auseinandersetzung, Helbig
dringt auf den Leutnant ein, wird von diesem verwundet, vom
Unteroffizier vom Dienst abgeführt und darnach vor ein
Kriegsgericht gestellt.

Hier nnn suchen beide Männer das Mädchen zu schonen,
indcssen das Kriegsgericht ist von dem Vize'wachtmeister
Queitz aufchie richtige Spur gebracht worden. Leutnant von
Lausfen steht dicht vor einem- Meineid, als Klärchen sich zur
Vernehmung drüngt und dcn Sachverhalt bckennt. Die
Kriegsgerichtsszene ist autzerordentlich packend und von dem
Versasscr in feincr Charakterisierung anfs Wirkungsvollste
durchgeführt.

Das Ende ist, datz der alte Wachtmeister. Volkhaodt, ein
Mann, der 33 Jahre dient, den Todesritt von Vionville untge-
niach-t hat und das eiserne Kreuz trägt, sich mit denr Lentnant
duellieren und, als dieser das als unmöglich verweigert, ihn
crschiehen will. Schon erhebt er die Pistole, allein „die larige
j Unterosfizierszeit hat ihni das Mnrk aus den Knochen geso-
gen"; das Snbordinationsgefühl üricht müchtig in ihm dnrch,
er kann den ihm direkt vorgesetzten Offizier n,icht töten. Noch
hält er ihn sür den Hauptsckiuldigen, für den Versührer, da
gellen ihni die Wortc der Tochter ins -Ohr, datz sie sich deni
Leutnant „an den Hals geworfen" habe. Das raubt dem

räumen könne. Sollten die Sozialdemokraten an der
Forderung festhalten: „Zwei oder 'keiner!" so werde ari
Stelle Marquardts ein bürgerlicher Kanüidat treten. Dar-
auf teilte die soz. Parteileitung deni Stadtoberhaupte mit,
,daß 'sie um den Parteidersamintungsbeschluß nicht herum-
könne, es bleibe somit bei der Forderung: Zwei oder
keiner. Auf diese Forderung wurden Marquardt und
Stcgmüller e h r e n w ö r t l i ch verpflichtet, im
Falle der Wahl nur des einen oder des andern die Wahl
wohl anzunehmen — weil sie souft bekanntlich eine Buße
von 200 Mark zu zahlen hätten—, aber das Mandat
nicht auszuüben! Die Wahl kam und Marquardt wurde
gewählt. Sofort erklärte Marquardt noch am gleichen
Abend der soz. Parteileitnng, daß er die Wahl annehme
nnd das Mandat anch ausüben werde. Man könne ihn ja
ausschließen! Marquardt habe also wider nlle Treu und
allen Glauben gehandelt und entgegen seinem Ehrenwort.
'Auf Grund dieses Verhaltens hat die soz. Partei die drei
Parteigenossen Marquardt, Fröhling nnd Bauer geächtet.
Marqnardt wird nicht umhin können, sich zu diesem, ihin.
in der „Volksstimme" gemachten Vorwnrf zu äußern.

Karlsruh e,, 16. Febr. Das Wefinden des F:
nanzministers B n ch e n b e r g e r 'hat sich in der ver-
gangenen Woche wieder nicht nnerheblich verschlim -
m e r t. Am letzten Donnerstag mnßte ein in den Lungen-
höhlen gebildeter Abszeß durch einen Einstich entsernt
werden. Die Temperatur betrng gestern Abend 39,1,
heute fvüh 37,6. Bei dem fortwährend anhaltenden
Kräftevcrfall scheint die Hoffnung nuf Genestmg nahezrr
ausgeschlossen.

Wrirttcmberg.

Stuttgart, 15. Fcbr. Für die S tadtschuI t-
heißwahl in Heilbronn ist ein Kompromiß der
politischen Parteien nicht zu stande gekommen, es werden
tüelmehr alle Parteien einzeln in den Wahlkampf emtreten
nnd zwar stellt die Volkspartr> Landgerichtsrat Gmelin-
Ranensbnrg, die Sozialdemokraten F-inanznssessor Dr.
Sigel-Stnttgart, die dentsche Partei Regiernngsassessor
Dr. Goebel-Stuttqart nls Kandidaten anf. Landgerichts-
rat Speidel-Heilbronn tritt als nnabhängiger Kandidat
auf.

----—

Aus der Karlsrrcher Zeitung.

.K arlsruhe, 15. Febr. Der Großherzog emp-
sing gestern Mittag 12 Uhr den Staatsminister Dr. don
Braner, welcher 'heute eine Erholungsreise antrat. Hente
Mittag 12 Uhr hörte Seine Königliche Hoheit den Vor-
trag des Legationsrats Dr. Seyb. Ilin 4 Ilhr nahm
Seine Königliche Hoheit den Vortrag des Geheimerats
Dr. Freiherrn von Babo entgegen. Die Großherzogin
wird heute Abend den bei dem Erbgroßherzog und der
Erbgroßherzogin stattfindenden Ball besuchcn.

Karlsruhe, 19. Fcbr. Staatsminister v o n
Braner ist heute Nachmittag nach Aegypten abge-
reist. Die Reise wird aus dringenden Rat dcr Aerzte
unternommen, die crklärt haben, daß eine Ausheilnng
des Leidcns nur bei längerem Anfenthalt in warmem.

rechtschaffenen, ehrlicbenden Manne die Besinnung; er erhebt
die Pistole abermals und erschieht sein Kind.

Nicht zum wenigsten beruht die starke Wirkung des
Stückes darauf, daß der Dichter in dcr Charakterzeichnuug
sehr geschickt und objektiv versährt. Er raubt uns nicht die
Sympathie für das LieLespnar, das im Mittelpunkt der Hand-
lung steht. Es hat sich in Schuld vcrstrickt, es ge'ht daran zn
Grunde und reitzt noch andcre nnt sich; aber es sind von Hause
aus keine verdorbene schlechte Menschen. Sie hcrben sich nicht
genug gewehrt, sie haben gegen die verderbliche Leidenschaft-
lichkeit nicht gehörig angekämpst; man mutz sic schwcr. tadeln,
aber man darf sie auch bedauern.

Und dann die andercn Personen des Stückes — wic natür-
lich weitz sie der Dichter hin-zustcllen! Der alte prächtige Wacht-
meistcr, ctn Muster ber Pflichttreue und des Dicnsteifcrs, ein
guter Mensch und liebevoller Vater; -dann die anderen Untcr-
offiziere, der Vizcwachtmeiste'r Queitz, d<r „auf die Weiber
spuckt", sett seine Frau ihn durchgegangen, der etwas schwer-
fällige Helbig, der einen so fürchterlichen Kam-pf zwischen Liebe,
Eifersucht und Disziplin auszufechten hat> wie sind sie nnk
wenigen cinsachen Strichen doch so lebens'währ gezeichnet! Fer-
ner die Offiziere, insbesondere -der Leutnant von HLwen, der
als älterer Kamerad, leider zu spät, so herzlich und so nach-
drücklich warnt, dann der Rittmeister Lehdenburg, der
hinter der Maske beschränkter Naivität etnen Schatz von prak-
tischer Klugheit und richtigem Takt verbirgt. Das sind alles
Menschen, die leben, die uns interessiercn, mit denen wir zi«
empfindcn vermögen.

Die Aufführung unter der Regie des Herrn Direktor
Heinrich war sorgfältig vorbereitet Ivor'den; man hatte augen-
scheinlich großes Gewtcht darauf gelegt, ein wohlabgeftim'mtes
Ganze zu erzielcn, und das ist bestens gelungen.

Die einztge Frauenrolle, die dcr Klärchcn Volkhardt, war
Lei Frl. Hartma n n gut aufgehoben. Jhr ausdrucksvolles
Spiel in den Szenen mit dem' Vater, dem Pflegebruder und
dem Leutnant, ist als eine sehr hübsche, wertvolle Kunstleistunz
 
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