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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 126-150 (1. Juni 1904 - 30. Juni 1904)
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Mrstes Blatt.

46. UkMsz. — M.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 7. Jrmi. Der Reichstag trat heute nach
E>en Pfingstferien wieder zuammen. Größere Aufgaben
wird er in dieser Session schwerlich' mehr lösen. Er war
heute auch nur schwach besetzt. Der Präsident gedachte
des verewigten Grotzherzogs Friedrich Wilhelm von Rleck-
leiiburg-Strelitz als eines treuen deutsckMn Bundes-
lürsten, durch dessen Tod das grotzherzogliche Haus, das
Wecklenburgische Land und das 'deutsche Reich tief betroffen
ieien. Die Abgeordneten hatten sich bei dieser Kund-
stebung des Beileids und der Trauer echoben. Die im
D-aale anwesenden Sozialdemokraten schlossen
Üch dvvon nicht aus, obwohl sich der eine oder andere da-
bsi etwas unbehaglich vorzukommen schien. Es ist ihnen
übrigens nicht zum ersten Male passiert, daß sie sich von
sserartigen Kundgeibungen bei Beginn einer Sitzung
überrascht, ohne weiteres daran 'beteiligten. Sie legen
^>icht mehr, wie früher, darauf Wert, durch Sitzenbleiben,
ü>as manchen verletzt, zu demonstrieren oder eine schnelle
Äucht aus dem Saale anzutreten, die doch ungewollt
Eomisch wirkt. Es geht auch so.

Das Haus erledigtc hieranf in zweiter Lesung das Reb-
> a u s g e s e tz.

Es folgt die zwcite Bcratung des Gesetzentwurfs betreffend
sibänderung des Münzgesetzcs. Der Entwurf, der ur-
fvrünglich nur bezweckte, dem SO-Pfennigstück durch eine andere
)>egterung mit mchr Kupfergehalt eine handlichere Form zu ge-
sen, in der es sich leicktcr vom 10-Pfennigstück untcrscheidet,
»at in der Kommisfionsberatnng eine gcwissc Bedcutung ge-
^sonnen, weil die Mehrheit dcr Kommission die Bestimmung
süieingebracht hat, datz Dreimarkstücke ausgeprägt werden fol-
ün. Der altc Taler foll auf dicse Weise gerettet wcrden.

, Schatzfekretär Freihcrr v. Stengcl: Der Beschlutz der
^ommission, 3-Markstücke ncu auszuprägen, sei in Bundcsrats-
Ereisen grotzen Bedenken begegnet. Weder an dcn Reichstag
»och cm den Bundcsrat feien Eingaben aus der Bevölkerung
^uf Wiedereinführung dcr Taler eingegangcn. Der Befchlutz
Kommission treffc alfo den Bundesrat nnvorbereitet. An
^iue Annahme feitens dcs Bundesrates sei kaum zu denkcn.
T^an iverde sich daher mit der unaufschiebbaren Neuprägung
o°n 50-Pfennigstücken begnügen.

^ Abg. Dr. Ärendt (Rp.) ist für Neuprägung von Talern,
bei allen Ständen belicbt seien. Er habe übrigens in der
'^ommission nicht die Prägung von viereckigen, sondern vicl-
»uigen 50-Pfennigstücken gefordert.

Nbg. Blell (fr. Vp.): Dic ncue Gencration rechne nicht
mehr mit Talern, sondcrn mit Mark.

.. Abg. Kern (kons.) befürwortet die Vorlage in dcr Fasfung,
ihr von der Kommission gegeben wurde.

» Rorgen 1 Uhr Weiterbcratung; auherdem Vorlagc, betr.
^oufmannsgc richte.

Deutsches Reich.

,— Jn den Tagebuchblättern aus 'dem -Nachlaß des
^rstovbenen Ktlltusminifwrs Bosse, welche die „Grenz-
. °len" veröffentlichen, wird daran erinnert, Laß Bismarck
Betreff des Sozialistengesetzes die Entscheidung der
p'eschwerden dem Dnndesrat zuweisen wollte. Dem
^chersprach Bayern, und der Kanzler fügte sich. Er er-
-arte sjch damit einverstanden, daß mit der Entscheidung
vornehmlich aus Richtern zufammenge'fetzte Kom-
Emion betrant werde. Dann erzählt Bosse, der damäls

^um Mftteten aer Iraciora vuncan.

^,-^urch Richard Wagner und sein musikalisches Drama ist
.die Mihgestalt des alten Operngenres zu rechtem Be-

Lpvtsein " ..

DMten,

Afßtsein gekommen. Das frivole Spie'l mit den einzelnen

nu» En. welches darin getrieben wvrden, hat er schonungslos
„^Mdeckt und die Musik aus eine neue, einzig sinngemäße
tvürdige Art in seinen Schöpfungen mit den andercn
^fuestern, die so schlimw behandelt worden, mtt Dichtkunst,
und Schauispielerkunft vereinigt. Seine große Neu-
hem^' einfach und naturgemäß (wie alles ^Geniale) fie uns

eine schon erscheinen inag, hatte gletchwohl zn Beginn

^ '-r-turm des Widerstandes und des Unverständnisses er-
M ' Aber sein Jdeal ist durch ihn Wirklichkeit geworden.

alle Taten des Genies ösfnet auch diese der Welt die Augeu
KxÄ^uen« Schauen und überdies tveckt sie schlummernde
die Verwandtes vermügen und die nur zum Bdwutzt-
.cht M werden brauchen, um zu wirken und fich ein-
Ocn in die neue Richtung.

Cxr^u.u dem Standpnnkt dieser Betrachtung möchte ich eine
auffasscn und begrützen, die seit etniger Zeit auf-
^erü^^l Deutschlaud, als dem Lande, wo sie das meiste
ig . uis ^erhosft, vor dte Oeffentlichkeit getreten und erst
ioga,. Städten vor einem grötzeren Pwblikum zum Teil

,'>un? . — ....^>t. V.vou Kunstlern und

J s g E^unden sich hat sehen lassen: die in Amerika gcborene
^rnon " ^ ^ Duncan, von der die meisten Leser wohl schon
>hren baben und die wir nun hier in Heidelberg iu

wllen "^uen küustlerischeri Tarbietungen kennen lcrnen

3ielD^i„?^^^ ^ Tanzkunst hat sich diese Künstlerin zum
u»f ' u^rFu^lmrhr die Wiederveredeluug derselben, die
zu siäi- niedereu und auch hohen Rauges nur

'unken w ^utstellt ivordcn und auf das tiefste gc-

Eusweib-n' ' uls eiu Teil der in dieser gebotenen,

lcn schr zjwcirelhachcn Genüsse, hat sich das Ballett aus-

vortragender Rat im Staatsministerium war, über den
Mnisterrat vom 20. Oktober 1878:

. . . Als richtcrlichc Mitglieder (der Beschwerdekommission)
seien ihm (dem Fürstcn Bismarcksst die Mitglieder dcs Obcr-
tribunals v. Grävenitz, Clauswitz, Hahn und Delius als poli-
tisch vollkommen zuverlässig bezeichnet worden. Dcr Justiznn-
nister (Leonhardt) schlug noch dcn Obertribunalsrat v. Holleben
bor und benutzte dcn Anlatz, nm — wie mir schien, wcnig takt-
voll und geschickt — die preutzischen Richter überhaupt als po -
litisch znverlässig herauszustreichen. Fürst Bismarck
meinte, wenn die preuhischen Juristen alle so wären wie der
Staatsanwalt Tessendorf, dann wären sie in der Re-
kursinstanz zu brauchen; aber die preutzischen Staatsanwälte
sühlten sich meist nicht als Rcgierungsbeamte, sondern als sou-
veräne Richter. Den badischeu Oberstaatsanwalt Kieser
bezeichnete er als abschreckendes Beispiel. An badische
Richter könne man also sür die Kommission gar nicht denken.

— Der „Südd. ^Reichsk." zufokge stnd die deutsche
und rus s i sch e Regieruug mit !dem Austausch' von Er-
klärungen beschäftigt, durch die zur Wivderaufnahme der
mündlichen H a n d e l s v e r t r a g s v e r h a n d l u n -
g e n der Grun'd gelegt werdeu kanu. Daß die Verhaud-
lungen zum Abjchluß eines Handelsvertrags führeu,
'stehe außer Zweifel.

— Die Korespoudenz sür Textiliudustrie meldet: Ter
A r b e i t g e b e r v e rb a n d der deutschen Tex-
t i I i nb u st r i e hat gestern beschlossen, die Mitglitzd-
schast der Hauptstellen deutscher Arbeitgeberverbäude zu
erwL'rbett. Jm Hinblick auf die zahlreiche Arbeiterschaft,
welche die deutsche Textiliudustrie 'beschäftigt, stellt dieser
Arbeitgeberverband' cine der machtvollsteu Arbeitgeber'-
orgauisationen bes deutscheu Reiches dar, die für dis Ent-
wicklung der Arbeiterver'hältnisse von maßgebendem Ein-
fluß werben wird.

Trier, 7. Juni. Jn dem Prozeß des Graseu
Hoensbroech gegen deu Kaplan Dasbach, welch
letzterer eine Belohunng von 2000 Guldeu ausgejetzt
hatte für den Nachweis, daß die Jesuiten den Grundsatz
lehren: „Der Zweck heiligt die Mittel", wurde die Klage
abgewiesen, weil keine öffenkliche Auslosung, son-
dern eine Wette vorliege, dic nicht einklagbar sei. Das
Gericht ließ öahingestellt, ob der Kläger den verlangten
Nachweis geführt habe.

Badeu,

— Zu der besremdendeu Stellungnahme der Mehrheit
der E r st en Kammer zur W a h I r e ch t s r e s o r m
schreibt man dem „Schwäb. Merk.": Die Nachrichten auZ
der Verfassungs'kommission der Ersten Kammer haben in
allen Lagern eine grotze Enttäuschung heroor-
gerusen. Mcm hatte wohl erwartet, daß die Kommission
die Abänderungsanträge der Zweiten Kammer znm Teil
wieder beseitigen wei'de, aber eine Ablehnung dec Ver-
safsungsresorm ü'berhanpt, sdarauf 'war niemav.d-
vorbereitet, cn ch die Regierung nicht. Wenn es ri">'Ng ist,
daß die Standesherren und die grundherrlichen Mitglieder
'der Ersten Kammer jenen Standpunkt einnebmen, so ist
wahrscheinlich eine Mehrheit für die Wlehming vorhan-
den. Der Standpnnkt der Kommtfsion ist aber zu e n g-
h e r zi g, um den Ausga'ben eines Oberhanses oder
Senats zu genügen. Datz durch die Vernlehrnng der
Mitgl-ieder dpr verhältnismäßige Einfluß 'ber

ge'bilbet. — eine Karikatur sedes wirklich edlen -und künft-
lerischLn Tanzes. Das Be'wußtsein, dvtz in dem Tanze in-
dessen ho'he Möglichkeiten der Schönheit und >des Ausdruckes
licgen, wie es die Griechen so tvohl gewutzt und benutzt haben,
ist in dieser jungen Künstlerin aus das stärkste erwacht. Eine
eigenartige Begabung fühlt sich> in ihr berufen, zu> wirken, gu
reformieren und .durch eigene Tat zu beweisen.

Der Schreiber dieser Zeilen hatte die Gelegenheit, Jfa-
dora Duncan >vor einlger Zeit bei elnem. Austretcn in Berlin
zu sehen und> darf versichern, datz dies für ihn «in- eigentüml-
lich eindrucksvolles Erlebnis und ein ungemeiner Genutz ge-
wesen ist. D-as Programm des Aben'ds hietz damals „Tänze
zu Beethovenscher Musik". — Musik und Tanz sind eng ver-
schwistert, sa sind sich> gegenseitig verpstichtet und verbunden.
Hatte der Danz des künstlerischen Urmenschen >der Musik den
künstlerischen Rhythmus geschenkt, so empsängt umgekehrt der
Tanz von der Melodie den inneren Gehalt für den Ausdruck
seiner Bewegungen. und Figuren. Es fehlte in der Kritik
(namentlich der Berliner Presse, die der Neues wollen'den
Künftlerin i'hreu Weg wieder mit Dornen besät) nicht <m
Sstmmen, welche sazten: „Es ist ein! Unsinn, sa ein Ver-
gehen; man svll und man känn iinsern Bccthovcn nicht tanzen."
Diesen 'Zweislern und> Besserwisscrn begegnetc Mitz Duncan
jedoch in ciner kleinen Ansprache, 'die sie am. Schlusse ihrer
Dar'bietungen hielt (und übrigens auch in> einer kleinen Bro-
schüre, hie sie verfatzt) geistvoll und dabei sehr bescheiden,
indem sie sagtc: sie bilde fich nicht cinhden stefen, unsatzbaren
Gehalt Becthovenscher Töne ganz und so wiederzugeben, wie
ihn seder Einzelne ihre Zuschauer übrigens in sewcils se'hr
verschiedener Weise austatzt, kennt und liebt, ihn so zu sicht-
barem Ausdruck und in der Sprache der Gebärden und Bewe-
gungen übersetzen zu könuen. Sie versuche nur das zum
Ausdruck zu bringen, was sie bei diesen Klängen, indem sie
tanzc, empfindc; ihr eigcntliches Ziel sei aber, uns einen
stinstlerischen Tanz vorzuführen, wie die Absicht ihres ganzen
Strebens, die Tanzkunst wieder zu veredeln. Eine Musik,

Wertreter des ädeligen G r o ß g r u n dsb e si tz es zp-
rückgelst, >das ist doch kein ausreichender Grund für die
Berwerfung- einer Verstärkung des Hauses, denn dadurch
wird nur zum Ausdruck gebracht, was sich im Le'beii schon
vollzogeu hat, nämlich das Auskommen neue r sozialer
Schichlen, die der wisseuschastlichen. Bildung, dem Dienst
der großen Gemeinde und Kreise, dem Handel und der
Jndustrie angehören. Man sollte es im Hause begrüßeu,
daß ihm neue und srische Kräste zugeführt werden, die
sein Anseheu stärken. Denn darüber dars man sich keiner
Täuschung hiugeben, daß die Erste Kammer in ihrer
jetzigen Zusammensetzung, so bedentend die Arbeitskraft
ihrer Mitglieder ist, auf die Dauer nicht das gleiche An-
sehen gegenüber der Zweiten Kammer behaupten kanu,
wenn >sie nicht in gedachtem Sinne verstärkt und ihre Zu-
sammensetzung rnit den Tatsachen der modernen Entwick-
lnng in llebereinstimmnng gebracht wird. — Daß Geh.
Rat Lewald >das Amt eines Berichterstatters der Ver--
sassungskommission der Ersten Kammer niederge-
kegt hat, wird bestätigt. Leivald ist ein liberal denken-
der Männ, der für die Notwendigkeit der Versassungs-
revision eintritt. Er hät erst kürzlich eine sympathische
Lebensbeschreibung Lameys, des Begründers der liberalen
Gesetzgebung Badens, herausgegeben. Wenn einem sol-
chen Manne zugemutet wirb, Tinge zn vertreten, die er
nicht vertreten kann, so bleibt ihm nichts anderes ü'brig,
als der Rücktrit vom Posten des Bcrichterstatters. Man
kann deswegen aus der letzteren Tatsache einige Schlüsse
ziehen, wie 'die Tinge stehen. Doch muß dies 'mit Vor-
sicht geschehen, da die Kommission der Ersteu Kammer
uoch' nicht mit der Regierung. verhandelt hat und wenn
dies geschieht, noch manches anöers werden kann.
Staatsminister v. Brauer hat bekanutlich erklärt, daß däs
Zustandcbringen der Vevsassungsrevision der Wunsch sei,
'der ihn im Amt znrückhielt. Schon früher wurde hervor-
gehoben, daß v. Brauer eine gewinnende Art hat, durch
die er Dinge znstande bringt, die den Versuchen von an-
derer Seite -rviderstan-den. Hier wird er nun Gelegen-
heit haben, 'seine geschickte Hand zu zeigen. Sollte die
Revision wirklich scheitern, so wäre natürlich des Bleibens
sür Herrn v. Brauer nicht mehr, der überhaupt da und
dort rücktrlttslustige Aeußenmgen fallen lätzt. Als sein
mutmaßlicher Nachsolger wurde früher Geh. Rat von
Jagemanu angesehen, der aber nach seinen neuesten
staatsrechtlichen Veröffentlichungen (AuflösiiN'g des
Reichs usw. betr.) nicht mehr für das Amt eines
badischen Ministerpräsidentcu in Betracht kommen dürstc-.
Wer der „kommende Mann" ist, darüber herrscht seitdem
völlige Ungewißheit.

Heffen.

Mainz, 6. Funi. Eine Anzahl von Mtgliedern
der Zweiten Kämmer richtete an die Regierung die An-
frage, ob sie geneigt sei, Schritte gegen das Vorgehen des
Kohlenkontors zu stm.

Badischer Landtag.

02. Sitzung der Zweiten Ka m m e r.

KarIsruhe, 7. Iuni. Zur Beratung kommt zu-

dic eigcn-s dafiir geschrieben sei, gäbe es noch nicht, und des-
hal'b inüsse sie sich eine andere Musik 'dazu spielen lassen.
Da es ihr aber daran gelegen sei, elivas Edles und währhast
Schönes zu leisten, könne sie nur die edclste Musik gebrauchen.
(Tänze früherer grotzer Meister, etwa Mozarts oder älterer
französischer könncn i'hr — nebenbei gesagt, da man ihr das
einwerfen möchte — ja auch nicht dienen, da sie fiir Rund-
und Konlretänze gedacht.)

Jn her Tat, — nach solcher Ausfassung ihrer Aufgabe
sollte alle verneinende Kritik schwcigen und ihre Aufgäbc nur
darin- sehen, zu verhtehen und zn ermutigen. Von einer Ent-
weihung kann 'nicht die Rede sciii; im Gegcnteil nnr von
einem, schönen Bestreben und cinem. — wundervollen Ge-
lingen!

Denn der Tanz der Mitz Dnncan ist ein reiner Genuß„
ein wahrhaft künstlerlscher Eindruck. An die Schönheit nnd
Grazie griechischer Vasenbilder und plastischer Werke erinnert
sie uns in ihren Stellungen; sie crweckt in nns eine Vor-
stellun'g von der Tanzkunst der Hellenenl wie denn die Künst-
lerin.offenbar die Schüpfungcn der klassifchen bildenden Kunst»
sowohl der Anrike wie der Ncnaissance eisrig und mit Nutzen
stndiert hat. Um dcm Körpcr ungchin'dert die Möglichkeit zu
ausdrucksvoller Bewegung zu geben, mntzte sie au«, darnach die
Klcidung richten, die ihr Freiheit und Anstand zugleich gäb«.
Sie wählte Lie schlichteste und zugleich> schönste: ein nach helle-
nischer Art gegürtetes Gewand, das Beine und Füße nicht
hindert, welcki letztcre sie in> edel-natürlicher Nackkheit lätzt.
Wer künstlcrisch> empfindet, wird- ihr dic Berechtigung zu letz-
terem unbedingt zugestehen. Nnr unsere verbildeten Sinme
nnd unreinen Gedanken könnten sich hiergegen auflehnen; in
Wirklichkeit wird jeder, der Mitz Dnncan tanzen sah, gestehen»
datz man nicht leicht etwas Ratürlich-Anständigercs und Ein-
sach-Keuscheres crblickcn könnte; denn sie bleibt in jeder Be-
wcgung die echte und vornehme Kü'nstlerin.

Was «iwa bei ihren Leistungcn nvch zn wünschen übrig
wärc, z. B. dä sie hie und da dem Rhythnius strenger folgte.

Die heutige Nummer umfaßt drei Mätter, zusamme« 14 Seiteu.
 
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