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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-50 (1. Februar 1904 - 29. Februar 1904)
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Erschei«t täglich. Sonntag» au»genommen. Prei» «it AamtlientlStter« monatlich 80 Pfg. in'» Hau» gebracht, bei der Sxpedition m»d den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Dnrch dt« Hsst

b«»og« vierteljährlich 1,W M. au»fchließlich Zustellgebühr.

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«n bestimmten Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnseratc auf den Plackattafrln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernfprecher SL.

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DieMg, 23. Fekmr 1W.

Evstes Bltttt.

^6. Zchrgüüg. — -N 45.

Zum Hmscheiden des Finanzministers
Vuchenberger.

Aus Anlaß des Ablebens des Finanzministers Dr.
^uchenberger ist an seine Gemahlin am 20. d. M..
^uchmittags, von Heidelberg folgendes Telegramm abge-
6ungen:

Jhrer Exzellenz Frau Finanzminister Buchenberger,
Karlsruhe.

Durch die Nachricht von dem Heimgang Jhres hoch-
verehrten Herrn Gemahls tief erfchüttert, erlaube ich
' ustr, Sie Namens der nationalliberalen
Landtags - Fraktion unserer innigsten und
herzlichsten Teilnahme zu versichern. Unser Land wird
den Entschlafenen stets zu seinen hervorragendsten und
berdientesten Staatsmännern zählen und hat allen An-
laß, sein frühes Hinscheiden aufs schmerzlichste zu be-
klagen und ihm ein dankbares Gedächtnis zu bewah-
ren. Landtagsabgeordneter Oberbürgernieister

Dr. Wilckens.

— Das Hinscheiden des Finanzministers begegnet
^vvit über die Grenzen Badens hinaus der allgemeinsten
Eeiluahme. Der Reichskanzler hat alsbald nach
r^uhfang der Todesnachricht an den Großh. Gesandten
^u Berlin, Grafen von Berckheim, folgendes Telegramm
öerichwt: „Tiefbewegt durch die Mitteilung von dem
Heimgaage des Finanzministers Dr. Buchenberger bitte
Eure Exzellenz, der Großh. Bad. Regierung mein
^vzljchsws Beileid und mein aufrichtiges Bedauern aus-
^usprechen, daß ein Mann von hervorragenden Eigen-
fE>aften des Charakters und Herzens, cin ausgezeichneter
^kaatsmann und bedeutender Gelehrte seinem amtlichen
^irkungskreise und dem Vaterlande zu früh entrissen ist.

(gez.) Reichskanzler Graf Bülow.
Am Sonntag Nachmittag 4 Uhr fand im Kranken-
vause in Karlsruhe die feierliche Einsegnung des Entschla-
k^uen durch Hofprediger Fischer statt. An der Feier
Hahmen teil: Die Großherzogin und der Erb-
^^aßhxxzog mit Gefolge, die Minister Schenkel
Freiherr v. Dusch, Geheimerat Reinhard, der
^dußische Gesandte v. Eisendecher, mehrere Skadt-
I^ke, sowie die nächsten Angehörigen und Freunde des
^erstorbenen, die Oberin und das übrige Personal, das
Herrn Buchenberger während seiner siebenwöchigen
^ankheit gepflegt hat. Jn einer ergreifenden Ansprache
"Uas der Geiftliche darauf hin, wie es dem Dahingegan-
^Uen nicht erspart geblieben sei, den Leidenskelch bis
Kir Neige zu leeren. Aber eingedenk des Wortes: „Nicht
?2in, sondern dein Wille geschehe", habe er mit Geduld
Unabänderliche ertragen. Die Großherzogin sprach
- dr Gattin und den Töchtern Buchenbergers wiederholt
^ zu und gab ihrer Anteilnahme an dem schweren Ver-
auch äußerlich Ausdruck, indem sie die vier Damen
-^rzlich umarmte und küßte. Nach Schluß der Feier, die
^vgefähr eine Stunde dauerte, fprach die Großherzogin
,^ch dem Krankenhauspersonal fllr die aufopfernde Pflege
^rzlichou Dank aus. Abends halb 7 Uhr wurde die Leiche
^ch den mit vier Pferden bespannten Schloßleichenwa-

Stadttheater.

,.T

D«r Biberpelz".

Heidelberg, 23. Febr.
Komödie von Gerhart Haupt-

'p^^eser v. Wehrhahn ist ILirMch drrmmer als die Polizei er-
Solche A'mtmänner lann es nicht geben". Darauf ist
HÜffutworten, daß ein preußischer Amtsvorsteher kein badischer
lUpufuoun mit abgeschlossener juristischer Bildung ist, sondern
ßin ^ Gutsbefitzer, der in der ostelbischen Manier fich um
^an ^ ^zirk kümmert, Das Jndividuum v. Wehrhahn hat
einen starken Schuß privater Stupidität mit auf den
"^veg bekommen, die sich besonders darin zeigt, daß cr
SgWestionen von oben sehr zugänglich ist und in Zeitcn dcs
mistrngesetzes überall nur Kolporteure vcrbotener Schrif-
stin ^°ä'nllsten und Anarchisten zu sehen Dcrmeint. Dies cin-
ih^ Weltbild, das Herr v. Wehrhahn im Kopfe trägt, läßt
^eut ^ immer das Unpassende tun. Unschuldige, barnilose
Di„r): chikaniert er; wenn man seine Unterstützung in einer
svihlsaffäre verlangt, wird er höchst ungemütlich, die
.Mutter Wolffn protegiert er nach Kräften, tucz, er
Nvej^ ^ blind nach allen Richtungen. Es gibt für ihn nur
Uytz Ichubfächcr, in Lcnen er die Menschcn unterbringt: Rote
Ten, . vtgestnnte. Daß die gutgesinnte Mutter Wolffn eine
Diebin sein könnte, davon läßt fich Herr v. Wehrhahn
Uiw^.Eäumen. — Wirtschaftlich stnd die Wolffs nun gerade
hen„ günftig gestellt, aber das entschuldigt ihre Gewohn-
ltiekm in keincr Weise. Die Mutter ist Waschfrau und
U wo ste nur kann. Der Vcrter ist der Schiffer Wolff,
nn ^^Zhnhcitsmcißig wildert und seine Rehböcke gewöhnlich
Wnlkow verkaust. Das älteste Töchterchen Leon-
^olE-^wnstniüdchen bei Rentier Krügers, denen die MutWr
sst dann und wann Holz wegstibitzt. Krüger behandeln
her uch >hrer Meinung zu fchlecht. „Schind'st Du meine Kin-
'tehl' jch Dir Dein Holz", argumenticrt die Wolsfn. Sie

gen nach dem Friedhofe überführt, wo Dienstag,
mittags halb 12 Uhr, die B e i s e tz u n g stattfinden wird.
Fran Minister Buchenberger siedelte vom Krankenhaus,
wo sie während der Krankheit ihres Gemahls ständig
weilte, wieder nach ihrer Wohnung über.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 22. Febr. Der Reichstag hat heute den
'Etat der Reichspost- nnd Telegraphenverwaltnng voll-
ständig erledigt.

Das Hauptstück der Sitzung war wieder etwas Polen -
p o l i t r k. Der preußische Landtag hat bekanntlich den preu-
ßischen Beamten in den ehemals polnischen Landesteilen beson-
dere Zulagen und Erziehungsgelder, die sog. Ostmarkenzulage
bewilligt. Es sind Kreiszulagen im nationalistischen Kampf;
sie sind unwidcrruflich. Nun wird diese Ostmartenzulage auch
für die Post- und Telegraphenbeamten verlangt. Die Polen-
politik der preußischen Rezierung hat im Landtage eine größe
Mehrheit, die Mehrheit des Rcichstages nun billigt sie leider
nicht, und dementsprechend hat sie auch heute diefe Ostmarten-
zulage für die Post- und Telegraphenbeamten gegen die Stim-
men der beidcn konservativen Fraktionen und der National-
liberalen abgelehnt.

Vor Beratung der zum Etat vorliegenden Petitionen er-
greift Staatssekretär Kraetke das Wort zu folgender Er-
klärung: Am 19. Januar d. I. hat der fozialdemotratische Ab-
geordnete Haase die Königsberger Postbeamten bezichtigt, das
Briefgeheimnis verletzt zu haben. Der Staatssekretär des
Auswärtigen hat dem Herrn damals anheirnzestellt, diese Sache
beim Postetat zur Sprache zu Lringen. Jch habe bis jetzt ge-
wartet und stelle sest, daß von jencr Seite nichts in dieser An-
gelegenheit geschehen ist. Auf Grund von Erkundigungen
stellc ich fest, daß k e i n A n l a ß zu einer solchen Beschuldigung
vorliegt.

Die Petitionen werden gemäß den Kommissionsanträgen
erledigt; damit ist der Postetat crledigt. Ebenso wird der Etat
der Rcichsdruckerei debattelos angenonimen.

Morgen 1 Uhr Weiterberatung des Etats.

Deutsches Reich.

— Als Nachfolgei des verstorbenen sozialdemv-
kratischen Abg. Noseno.v soll nach eincr Melmmg ans
Chemnitz der bekannte Sozialdemokrat Götz, der vor
einigen Monaten sein Mandat für Mitweida ruedergelegt
hatte, kandidieren.

Baden.

Karlsruhe, 22. Febr. Der Großh. Oberschul-
rat 'hat an die 5Ireisschulvlsitaturen die Weisung ergehen
lassen, in Zukunft nach Vornahme einer amtlichen Prü-
fung zwei Prüfungsbescheide auszustellen, einen allge-
meinen für die Ortsschulbehörde und einen speziellen für
die Lehrer. Sie ist damit einem längst gehegteu Wunfche
der Lehrsr entgegengekommest.

— Die demokratis'che „N e u e B a d. L a n d e s z t g."
erklärt mit Rücksicht darauf, daß die Erste Kammer bsi
der V e r f a s s u n g s r e f o r m ein Wort mitzusprechen
hat, den Reformentwurf der R e g i e r u n g für das
r e I a t i v B e st e, w a s s i ch i n a b s e h b a r e r Z e i t
in Baden erreichen Iäßt! Das Blatt meint,
damit follten die Herren Volksvertreter rechnen, wollen
fie nicht eine günstige Gelegenheit zu einem dankens>-
werten gcsetzgeberischen Fortschritt leichtfertig verpassen.

hat eben ein energisches Temperament oder „Temperatur",
wie sie selbst sagt.

Wulkow liegt mit fcinem Spreetahn an lder Schleuse, bei
der stren-zen Witterung hätte er gerne einen Pelz; fo wendet
cr fich an die Wolffn, wenn sie unter der Hand einen guten
Pelz kricgen tönntc, würde er wöhl 60 Thaler anlegen. Dem
Manne tann geholfen werden, denkt Mutter Wolffn. Wozu
hat sichi der Rentier Krüger erst neulich einen Bibcrpelz an-
gefchafst? Als Krüger beim Amtsvorsteher die Anzeige er-
stattet, ihm sci ein Pelz gestohlen worden, dentt natürlich
niemanden an die Wolffn. Krüger und Dr. Fleischer, der
bei ihm im Hause wohnt, halten treu zusammen und genießen
harinlos ihr Leben. Sie gelten als gefährliche Menschen.
Wehrhahn saßt seine ganze Aufgabe in den Plan zusammen,
die Gegend von „diesen Elementen, welche unsere gan^
Gefellschastsordnung unterwühlen", zu säubern. — Der erste
Akt führt uns in die Freuden und Leiden der Wolsss cin.
Wenn die lustige, kluge Mutter etwas unternehmen will, gießt
sie bem Vater einen ordcntlichen Schnaps ein, daß er etwas
betoeglicher wird. Dann kommt der Amtsdiener Mitteldarf,
man bespricht das Nachbarliche, und schli-etzlich muß der Wächter
des Gesetzes den Dicbcn, die ausziehen, um das -Krügersche
Holz zu erbeuten, mit der Laterne leuchten. Der Kern des
Stückes sind zwei famose Amtsverhandlungen, die außerordent-
lich lustig sind. Der Anzeige Erstattende (Krüger) möchte
im-mer, daß seine 'Sache, der Diebstahl, verhandelt werde, und
der Amtsvorsteher möchte, durch einen Vigilanten („Schrift-
steller" Motes) aufmerksam gemacht, immer die Staatsver-
schwörung entdecken. So verstehen sie sich nicht. Krüger
gerät in Zorn, alles schreit durcheinander. Man ereifert fich
aufs heftigste.

Schließlich foll die Wolffn dem Amtsvorfteher helfen, dcn
Dieben auf die Spur zu kommen. Dazu ist sie gerade die
Rechte. Sie ist ein Meisterstück des Dichters. Jn ihr fpiegelt
sich das gemeine Volk. Sic ist schlau, derb, witzig, gutmütig

Bleibe sie diesmal unbenützt, dmin werde sie so bald nicht
wiederkehren.

Badischer Landtag.

32. Sitzung der Zweiten K a m m e r.

K a r I s r u h e, 22. Febr. Bei Begimi der heutigeni
Sitzung der Zweiten Kanimer gedachte der Prüsident Dr.
Gönner in warm empfundenen Worten des Hin-
scheidens des Finanzministers Dr. B n ch e n b e r g e r.
Me erste Nachricht von der schweren Erkranknng des nun
verewigten edlen Mannes habe feinerzeit in den wei-
testen Kreifen der Bevölkerung die tiefste Teilnahme ge-
funden. Tief ergriffen war man von der vorgeftrigen
Trauerkunde, welche den Heimgang eines so hochge-
schätzten Ministers anzeigte. „Jch glaube im Sinne aller
Kollegen zu handeln, wenn ich der Ileberzeugung Aus-
druck gebe, daß durch das Hinscheiden des Herrn Finanz-
ministers, dessen hervorragende Bedeutung als Staats-
mann und Vertreter der Wissenschaft ini ganzen deutschen
Reiche rühmtich bekamit und gebührend gewürdigt war„
das badische Land und Volk, in dessen Regierung der»
selbe eine dnrch ausnehmend reiches Wissen mid erfolg--
reiches berufliches Wirken ciiisgezeichnete Stellung ein-
genommen hatte, einen außerordentlich schweren Verlust
erlitten hat. Auch in diefem Hause wird das Ausscheiden
des Entschlafenen nmso schmerzlicher empfnnden werden„
als demselben hier von allen Seiten Sympathie unb
'Vertrauen entgegengebracht wurde." Die Kammer beauf-
tragte den Präsidenten, der Witwe des Verstorbeiien das
herzlichste Beileid auszusprechen.

Jn der Fortsetzunz der Generaldebatte über das Ministe-
rium des Jnnern wendet sich Abg. Obkircher gegen 'die
Agitation des Zentrums und zitiert den Ausspruch 'des Erz-
bischofs nuf dem Mannheimer Katholikentag, daß ein guter
Katholik seiner Uebcrzeugung auch mit dem Wählzettel An»-
druck zu geben habe. Ein Zentrumsmann könne als politische«:
Beamter in der Staatsverwaltung keinen Platz findcn. Die.
Gegengewichte in der Verfassungsfrage seien doch recht schwer.
Abg. Eichhorn: Obkirchers Wunsch würde ein Parteimini-
sterium fchasfen. Gern ertenne er an, daß in Baden kein An-
laß zur Klage über Beschränkung des Vcreinsrechts, der Koa-
litionsfreiheit und der Preßfreiheit vorliege. Durch Aus-
nahmegesetze, wie sie der Abg. Goldschmidt vorschlage, könnr
man die Sozialdemokratie nicht vernichten. Jm Uebrigen Le-
daure er die Auffassung des Ministers Schenkel, daß die So-
zialdemllkratic mit ihren 3 Millionen Wählern ein Werk der
Hetzer sei. Minister Schenkel: Der Vorredner habe ihn
falsch verstanden. Er habe im Gegenteil gesagt, daß die So-
zialdemokratie aus berechtigten und gesunden Motiven hervor-
gegangen sei, deren Vertreter er in diesem Hause nicht missen
möchte. Andererscits verfolge diese Partei aber undurch-
führbare und staatsgefährliche Ausgaben. Auch müsse er die-
Form der Agitation der sozialdemokratischen Presse tadeln.
Nach einigcn Bemerkungen des Abg. Klein polemisiert Abg.
Kopf gegen einige Ausführungen Obtirchcrs. Es habe nie
größeren Terrorismus gegebcn, als zu Zeiten der naiional-
liberalcn Hcrrschaft. Ein Beweis ihrer Jntoleranz sei ihr
Verhalten gcgen die Forderung von Klöstern. An dem Aus-
spruch Nörbers könne nichts getadelt weoden, da jeder die Pflicht
habe, seiner christlichen Weltanschauung auch im öffentlichen
Leben Ausdruck zu geben. Ferner verwähre cr sich entschieden
gegen die Anschauung Obkirchers, der dem Zentrüm teine Ver-
waltungsbeamten konzedieren will.

Schluß )49 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch halb 10 Uhr.
Fortsctzung.

und verschlagen zugleich und ihren Triumph über Wehrhähn
gönnt man ihr von Herzen.

Die künstlerische Wirkung der Komödie war groß und schön.
Hier ist Hauptmanns Stil b.Lwunderungswürdig, hier ist Le-
ben, hier ist Kraft, hicr ist Wahrheit, hier ist Kunst. Wer sich
nur imnier etwas Unbefangenheit bewahrt hat, dem muhte so
recht behaglich werden. Die Regie des Herrn Steinmann
und bie Jnszenierung waren hohen Labes wert. Frl. Bonn 6
war die Mutter Wolffn. Sie trng das Hauptinteresse beS
Abends und hatte eine Schlichtheit, eine Naturtreust und
Sicherheit, wie man sie bei Darstellerinnen nicht 'hänfig findet.
Es war gleich reizvoll, sie am Herd hantieren, mit ihrem Mann
und Wulkow verhandeln zu sehen, wie ihren Auseinander-
setzungen mit Wehrhahn zu folgen. Sie hatte in Herrn
Steinmann einen vorzüglichen Partner. Herr Caner,
der vor vier Jähren hier den Wehrhahn spielte, ftand noch in
guter Erinnerung. Herr Steinmanü war nlcht so schars wte
Herr Cauer, er war liebenswürdiger, aber er schuf einen Ty-
pus, dem die schünsten und eindringlichsten Züge nicht fehlten.
Sein Mienenspiel weckte ost große Heitertcit. — Frl. v o n
Bukovics und Frl. Hollmann spiclten die Wolffschen
Töchter, wie wohl fühlten sich die Davstellerinnen in diesen
brillanten, gut realistischen Rollen. Frl. Hollmann hat
eine gute Sicherheit in der Behandlung des Urwüchsisch-Komi-
schen. Den liberalen Rentier Krüger, dcr deschwerdeführend
vor den Amtsvorstehcr kommt, verkörperte Herr S i g l. Er
war ganz der nämliche wie damals, als cr bei der ersten Auf-
führuntz vor 4 Jahren diese samose Rolle schuf. Er war glän-
zend. Schon in der Maske, und dann dieser polternde Ton
und die stetige «lufgeregtheit. Man reichte dem Darsteller den
wohlverdienten Kranz. Eine vorzügliche Figur war der alt«
Wolff des Herrn Schü t t. Distret und schlicht gab Herr
Stesfens den Dr. Fleischer. Die Herren Schneider,
Brenner, Haaß genügten ihren Aufgaben. Eine sehr
charakteristische Schreibergestalt schuf mit weutgen sicheren
Strichen H«rr A l b e r s. K. W.
 
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