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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-50 (1. Februar 1904 - 29. Februar 1904)
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Aris der Karlsruher Zeitunq.

Karlsruhe, 22. Febr. T-er Großherzog
empfmg heuts Vormittag den Geheimerat Dr. Freiherrn
von Dzrsch zur Vortragserstattung. Jm Laufe des Nach°
nrittags hörte Seine Königliche Hoheht die Vorträge
ües Geheimerats Dr. Freiherrn von BaLo und des Le-
gationsrats Dr. Seyb. Gestern Nachmittag wohnten die
Groß'herzogin und der Erbgrotzherzog der Einsegnung
der Leiche des Finanzministers Dr. Bnchenberger in der
Kapelle des städtisäien Krankenhauses an. Bei der mor-
gen stattfindenden Beisetznngsfeier wird der Erbgroß-
herzog dcn Großherzog und der Schlotzhauptmann von
Stabel die Großherzogin vertreten.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

Prag, 21. Febr. Heute Vormittag fand in der
russischen Kirche ein B i t t g o t t e s d i e n st für
die russischen Krieger statt, dem auch der Bllrgermeister
und das Stadtverordnetenkollegium beiwohnten. Vor der
Kirche hatte sich eine Menschenmenge angesammelt und
begrüßte die Teilnehmer mit lebhaften Hochrufen.
Aber auch einzelne Schmäh- und Protestrufe
wurden laut. Die Sicherheitswache verhaftete drei Per-
sonen. Nach dem Gottesdienst wurden vor dem Rathaus
lebhafte Hochrufe auf Rußland und Schmährufe auf
Deutfchland ausgebracht. Die Polizei verhaftete einige
Beteiligte. Ein Teil der Menge wollte vor das amerika-
nische Konsulat ziehen; die Polizei sperrte jedoch die
Straße, zerstreute die Menge und verhinderte die Kund-
gebung.

Aus Stadt und Land.

Heidelbera. 23. Februar.

Lon der Universität. Prof. ZiteImann in Bonn hat
den Ruf an die hiesige Umversität an Stelle Karlowas abge-
lehnt. Herr Zitelmann war in voriger Woche hier, schien
auch von der ihm hier zugedachten Stellung sehr befriedigt
zu sein, hat dann aber von Berlin aus leider abgesagt. Die
preußische Regierung legt ohne Zweifel sehr großen Wert da-
rauf, ihn der Universität zu erhalten, an der die preutzischen
Prinzen studieren. Der Kaiser persönlich soll einen Wunsch
in der gleichen Richtung ausgesprochen haben. —
Professor Dr. Eberhard Gothein - Bonm, der
vom nächsten semester ab, als Max Weber's
Nachfolger berufen, einen ordentlichen Lehrstuhl sür National-
ökonomie an unserer Universität einnimmt, hält gegenwärtig
am Freien Deutschen Hochstift zu Frankfurt a. M. einen Zy-
klus von Vorträgen über „D i e W e l t a n s ch a u u ng der
R e n a i s sa n c e". Eberhavd Gothein, eine seltene Erschei-
nung von außerordentlicher Vielseitigkeit der Begabnng und
Jnteressen unter der heutigen Gelehrtenwelt, ist ein Heidel-
berger Schüler des verstorbenen Historikers Bernhard Erd -
ma n n s d ö r f f e r. Jn dem Nachruf auf seinen Lehrer (in
den Preußischen Jahrbüchern) — der feinsten und tiessten
Würdizung, 'welche auf das frische Grab Erdmannsdörffe'r's
niedergelsgt worden ist — erzählt Professor Gothein von den
mächtigen Eindrücken aus Erdmannsdörssers glänzendstem und
Lcstbesuchten Colleg, dem über die Kultur der italienischen Re-
naiffance, Von da entzündet für diese etnzigartige Epoche
menschlicher Geisteshö'he, hat Gothein mehrere Jahre in Jta-
lien verlebt, und als deren herrlichen Niederschlag uns die
prachtvollen Aufsätze zur „Kulturentwicklung Suditaliens"
(1886) geschenkt, welche, nach Seiten geistreicher Aufafssung
und Kunst der Darstellung, den Vergletch mit JacobBurck-
hardt' s klasfischem Standard-Werk aushalten.

Nationalsoziale Bersammlung. Die gestrige national-
soziate Versammlung im „Tannhäuser" war erhebltch schwächer
besucht, wie die fruheren; es mögen etwa 120 Zuhörer an-
ivesend gewesen fein, Der Vorfitzende, Prof. Deißmann,
begrüßte die Erschienenen und deutete an, daß dcr schlvache
Besuch vielleicht mit der gleichzeitigen sozialdemokratischen Ver-
sammlung in der Turnhalle zusammenhänge. Dann sprach er
seine Freude darüber aus, daß der Reichskommiffar Rohr-
bach in Deutsch-Südwestafrika, ein Freund der national-
soztalen Bestrebungen, nicht umgekommen, wie zuerst verlau-
tete, sondern in Sicherheit sei. Ferner teilte er eine ent-
gegenkommende Antwort des Stadtrats auf die neulichen Re-
soluttonen betresfend Schulärzte und Volkslesehalle mit.
Shließltch lud er die Vereinsmitglieder zum Alldeutschen
Abend am nächsten Freitag ein. Hierauf ergriff Reallehrer
Emele aus Karlsruhe das Wort zu einem Vortrag über städ-
ttsche Boden- und Finanzpolitik. Redner entwickelte dalxi
das Programm der Bodenresormer. Manche ältere Leser wer-
den sich vielleicht noch enksinnen, daß die Heidelberger Zeitung
schon vor etwa 15 Jahren eine Reihe von Artikeln im Sinne
der Bodenreform' verüffentlichte. Damals stand das Publi-
kum der neuen Jdee sehr mtßtrauisch und ablehnend gegenüber;
heute ist es anders, hat doch die deutsche Marineverwaltung
die Bodenverhältniffe in Kiautschou im Sinne der Boden-
reform geregelt. So fanden die Ausführungen des Herrn
Emele hier keinerlei Widerspruch, ja man darf wohl sagen,
allgemeine innere Zustimmung bei den Zuhörern. 'Gegner der
Bodenreform sind naturgemäß diejenigen Bodenbesitzer, die von
dem durch das Anwachsen der Bevölkerung herbeigesührten
Wertzuwachfe ihres Geländes profitieren. Herr Emele setzte
auseinander, datz die 'Bodenreform den Städten erhebliche Ein-
nahmen bringen würde und daß die Städte einer Steigerung
ihrer Einnahmen durchaus bednrfen, wenn sie ihren stetig
wachfenden Aufgaben gerecht tverden wollen. Was die Be-
steuerung des unverdienten Wertzuwachfes anbetrifst, so meine
er, 30 Prozent könnte der Staat, weitere 30 Prozent die Ge-
meinde an sich ziehen, der immer noch sehr ansehnliche Rest
sollte dem Besitzer verbleibcn. Weiter betonte der Redner, daß
die Bodenpolitik der Gemeinden darauf hingehen müffe, keiner-
lei Grundbesitz zu veräußern, dagegen so viel wie möglich zu
erwerben. Zu erwägen sei, ob.die Gemeinden nicht das Vor-
kaufsrecht für alle Grundstücke erhalten sollten. Jm engen
Zusammenhang mit der Bodenreform sei eine bessere Ansgestal-
tung des Hypothekenrechtes und des Enteignungsrechtes nötig.
Letzteres sei heute noch viel zu schwerfällig. Auherdem unter-
zog der Redner unsere Steuergesetzgebung einer Besprechung.
Er bezeichnete die Annahme als falsch, daß die Grund- und
Häusersteuer den Löwenanteil an der Steuer au-fbringe. Sie
sei überhaupt durchaus irrationell eingerichtet, denn sie werde
nach Staatskatastern erhoben, die nach dem Ertragswert von
vor fünfzig bis sechzig Jahren aufgestellt seien. Bei der jetzt
in Angriff genommenen Steuerreform wolle man statt des Er-
tragswerts den Verkehrswert aufnehmen; das sei ja immer-
hin ein Fortschritt, aber schon nach wenigen Jahren werde
der Katasterlwert dem wirklichen Wert nicht mehr entsprechen
und dann werde der alte Mißstand sich wiederholen. Dem-
gezenüber sei zu empfehlen, dah statt der Einschätzung durch
den Staat, die Selbsteinschätzung durch den Bcsi^r ersolgt,
und daß diese in kürzeren Zeiträumen wiederholt wird, was

durchaus nicht schwierig fei, Welche großen und günftigen
Wirkungen eine Bodenreform in dcr angedeuteten Weife in
Verbindung mit einer Steuerreform haben würde, das wurde
von dem Redner des Näheren auseinandergesetzt, Erwähnt
sei noch, daß er im Verlaufc seines Vortrags auch des Antrags
Zehnter gedachte, der den unverdienten Wertzuiwachs mit einer
Steuer treffen will, womit also diese Frage schon bis zur
parlamentarischen Behandlung gediehen ist. Pros. Deiß-
mann oankte dem Referentcn und meinte, feine Ausfiihrun-
gen würden hier besonders interessieren, weil die BestrÄmngen
der Bodenrcformer in unscrer Stadtverwaltung Sympathicn
hätten und großes Verständnis finden. Sodann weil auch hier
große Mißstände im Wohnungswesen vorhanden sind, unter
dcnen sowohl Befitzer wie Mieter leiden, Man Laue Villen
und große Etagenwohnungen, bie leer stehen, und dabei seien
die Mietprcise steigendc, Shndikus Dr. Landmann aus
iRannheim stimmte den Ausführungen des Rcfercnten zu und
machte dabei einige nicht unintercssante Bemerkungen. So
erzählte er, daß man in Mannheim versucht habe, das Erbbau-
recht praktisch zu verwerten. Die Stadtverwaltung sei bereit,
Plätze im Erbbaurecht zu vergeben, aber sie habe keine Ab-
ne'hmer gefunden, denn die Hypothekenbanken geben keine
Gelder auf Häuser die nach Erbbaurecht erstellt werden, Ent-
wedcr müsse man bei der Konzession neuer Hypothekenbanken
die Belchnung solcher Grundstücke durchsetzcn, oder die
Städte selbst mnßten sich an dem Hypotheken'wesen beteiligeu,
Jn Dresden bestehe eine städtische Grundrentenbank, die sehr
günstig und ersolgreich wirke. Medizinalrat Kürz sprach als
Vorfitzender der hiesigen Ortsgruppe der Bodcnreformer seinen
Dank fiir die Ausführungen der beiden Mdner aus und wies
daraus hin, Ivie die Fragen der sozialen Reformen in enger
Verbindung mit der Frage der Bodenreform stehen. Er an-
erkannte, daß die hiesige Stadtverwaliung auf diesem Gebiete
sogar zum Teil fiihrend vorangehe, so loeit die Mittel ihr es ge-
statten. Er erwähnte dann die mustergiltigen' May'schen Woh-
nungsuntersuchungen, beklagte das Fehlen kleiner und klein-
ster Wohnungen, von Spielplätzen für die Kinder, eines Volks-
bades, wies darauf hin, wie schwierig die so uotlvendigen
Strahendurchbrüche in der Altstadt bei d un gcgenwärtigen Ent-
eignungsrecht seien, und meiute, das jpäwc frei iverdende
Terrain des jetzigen Bahnhofs sollte nach bodenreformerischen
Grundsätzen bebaut werden. Jn einem Schlußwort behandelte
der Referent, Herr Emele, einige in der Diskuffion zutage
gctretenen Punkte. Gegen 11 Uhr nahm die Versammlung
ihr Ende.

V. Sozialdeniokratische Versammlung. Die auf gestern
Abend von der sozialdemokratischen Partei in die Turnhalle
einberufcne Volksbersammlung wcrr schwach besucht; es waren
rmr etwa 80—100 Personen anwesend. Jm Namen der so-
zialdemokratischen Partei begrüßte Herr Ripp die Versam-
melten. Dann nahm der Landtagsabgeordnetc Herr Leh -
mann, das Wort, und sprach 114 Stunde über die neue
Wechlrechtsvorlage. Einige Bestimmungen derselben erkannte
er als Fortschritt an, dagegen bezeichnete er die Forderung
der zweijährigcn Ansässigkeit bezw, des zweijährigen Besitzes
der StäärZcmgehörigkeit für das aktide Wahlrecht, dann die
Suspendierung des Wahlrechts der Stenerrückständigen und
schließlich die Verstärkung der politischen Macht der Ersten
Kammer und die Erweiterung ihrer budgetrechtlichen Kompe-
tenzen als reaktionäre Maßnahme und als unannehmbar, Jn
diesem Sinne wurde eine Resolution angenommen, nachdcm
sich vier Sozialdemokraten für die Resolution ausgesprochen
hatten, wobei auch die Versammlung der nationalliberalen
Partei und die Rede des Oberbürgermeisters Dr, Wilckens
beruhrt wurde. Nach einem Schlußwort der Abgeordneten
Lehmann fand die Versammlung kurz nach 11 Uhr ihr Ende.

— Kauftnännischer Berein für weibliche Angestellte. Wir
machen nnfere Leser nochmals auf den heute Dienstag den
23. Februar, abends S Uhr, im großen Harmoniesaale statt-
findenden Vortrag aufmerksam. Fräulein Iohauna Leichter
wird über die Zwccke des zu gründenden Vcreins sprechen.
Zum 'Schluß Diskusston. Der Vortrag ist frei für Jedermcmn.

-i- Deutscher Nbend. Wir machen die Leser darauf cmf-
merksam, daß am Freitag, deni 26. d. M. im grohen Saale
der Harmonie ein „Deutscher Abend" stattfindet, ver-
anstaltet vom Alldeutschen Werbande mit Unterstützung der
andcrn hiestgen nationalen Vereine. An diesem, wie Lblich,
mit Konzert eingeleiteten Abende wird, nach einer Begrüßungs-
ansprache des Herrn Stadtpfarrer Schneider, Herr Pfarrer
Dr. Christlieb, ehemaliger langjähriger Missionar in Tokio,
über das moderne Japan unter besonderer Berücksichtigung der
„gelben Gefahr" sprechen. Uußerdem werden die Herren Geh.
Rat Dr, Erich Marcks und Professor Dr. Gerhard Anschütz
Ansprachen halten. Letzterer Herr wird einen Bericht erstatten
über „Dis Sprachenfreiheit in politischen Versammlungen."
Jeder Nationaldenkende ist hierzn eingeladen und, wie immer,
sind auch an diesem Abende Damen als Gäste gern gesehen.

V Aus der Handwerkskammer für die Kreise Mannheim,
Heidelberg und Mosbach, Laut Beschluß der gcmeinschaft-
lichen Sitzung des Vorstandes und des Ausschusses für das
Lehrlingswesen, welche am 19, Februar in Mannheim statt-
gefunden hat, follen die Gesellenprüfungen tunlichst vor Ostern
abgchalten werden und sie müssen spätestens am 15. April
beendet sein. Da das Rccht ziur Auleituug von Lehrlingen
und die Möglichkeit der Eriverbung des Meijtertitels von der
bestandenen Gesellenprüfung abhängt, jo ist ;edcm angehenden
Gesellen dringend zu raten, fich an diesen Prüfungen zu be-
teiliaen. Auch andere Vortcile sind damit verbunden. So hat
z. B. die Großh. Generaldirektion der Bad. Stacrtseisen-
bahnen angeordnet, daß bei Einftellung von handwerksmäßig
vorgebildeten Arbeitern denjenigen der Vorzug gegeben wird,
welche die' Gesellenprüfung abgelegt haben, Die Ausstellung
der Gesellenstücke und der Lehrlingsarbeiten für den Kammer-
bezirk Mannheim findct dieses Jahr wieder in Mannheim
statt und zwar vorausfichtlich vom 20. bis 27. April, Än-
meldeformulare für die Gesellenstncke sind durch das Sekre-
tariat der Handwerkskammer zu beziehen. Die Einlieferung
der Arbeiten hat zwischen dem 12. und 16. April zu erfolgen.
Zur 'Meisterprüfung haben fich 178 Kandidaten gemeldet. Die
Prüfmigen finben im April dnrch die zuständigen Prüfimgs-
kommiffionen statt. Der neue Meisterbrief ist fertiggestcllt.
Die nächste 10. Vollversaminlung wird am 8. MLrz l. I. in
Weinheim ftafifinden. Für dieselbe wurde folgende Tages-
ordnuug aufgestellt: 1. Tätigkeitsbericht, 2, Genehmigung des
Voranschlags für das Rechnnngsjahr 1904—05, 3. Beratung
des Statut-Entwurfs für die Krcdit- und Rcchtsschutzvercinc,
4. Nnträge und Eingaben. Das Vcrzeichnis der Kaiserlicki
deutfckxn Konfiilate ist im Bureau des Sekretariats der Hand-
werkskammer, dl. 5, 5. 2. Stack in Mannheim, aufgelegt.

X BienenzUchkerverein Heidelberg, Die Generalversamm-
lung dcs Bienenzüchtervereins Heidelberg am Sonntag war
trotz der äußerst ungünsfigen' Witterung sehr zahlreicht besucht;
es dürfien ficher 80—90 Mitglieder anwesend geiwefeu sein.
Nach der Begrüßung dcr Versam'mlung durch den Vorftand
ging es rasch an die Erledigung 'der auf der Tagesordnung
stehenden Punkte ; als: 1, Mit einer Frankfurter Verficherungs-
gesellschaft wurde ein Hastpflichtversicherungsvertrag abgeschlos-
sen, zwar nickt für jedes einzelne Mitglied, sondern für alle
Mitglieder zusammien, und die Prämie fiir denselben im Be-
trag von 20 Mk, wird aus der Vereinskaffe bezahlt. Auch die
Mitglieder, wclchc unter dem Jahre in den Bczirk ziehen oder
versetzt werden, nnd Bienen haben, genießen ebenfalls dic Wöhl-
tat der Verfichcrung, 2. Der Kafsenvorrat im Betrag von
128 Mk. soll anstatt zu oiner Verlosung, wie bisher, zum An-
kauf von Mittelwänden verwendet wcrden und an jedes Mit-

glisd nngefähr 1 Pfd. derfelben abgegeben 'werden. 3.
der Führung und Stellnng der Verelnsrechnung pro 1903 ist
nichts zu beanstanden, dem Rechner wird Entlastung erteitt
und demselben der Dank für seine pünktliche Führung aus"
gesprochen. 4. Jeder Jmker aus dem Beztrk, der einen Jmke^
kurs mitmacht, erhält Roths Bienenbuch gratis, Als 5. Punkt
kam die Wähl an die Reihe. Nachdem der 1. Vorstand, He<t
Gerichtsschreiber Herrel aus Hetdelberg, und der 2. Vorstarcd'
Hauptlehrer Hutt aus Doffcnheim, eine Wiederwahl entschiedeN
äblehnten, wurden an deren Stelle mit Stimmenmehrheck
Hauptmann a. D. Putzhard aus Handschuhsheim als 1-
und Hauptlehrer Kampp aus Neckargemünd als 2. Vorstastd
gewählt, Dem bisherigen 1. Vorstand wurde für die gewist
senhaste Führung und Leitung des Vereins und seiner
schäfte der Dank des Vereius ausgesprochen. Hochbefriedigt
über den schönen Verlauf der Versammlunz trennten sich die
Acitglieder auf Wiedersehen im schönen Monat Mai.

X Militär-Konzcrt in der Stadthalle. Nach längerer Paust
fand am Sonntag Abend im großen Saale der Stadthalle
sehr gut bcsuchtes Konzert und Kvar von der Wormser Mllü
tärkapelle statt. Die Kapelle wuvde mit frendigcm Beifall be^
grüßt, ihre Darbietungen fanden den Beifall des Publikums»
so daß Wiederholungen und Zugaben stattfinden mußten. Herr
Rösel stcllte stch als tüchtiger Dirigent und Biolinist vor. DeV
hier zum ersten Male gehörte Walzer „Donauperlen" von Dr-
I. Calander-Wannard mtt seiner schünen Jntroduttion und
seinen reizenden Melodieri kann als fehr hübsche KomposüioN
bezcichnet werden und ward mit wohlberdientem Applaus auS^
gezeichnet, so daß wir hoffen, den Walzer noch öfters zu hören-

Freiburg i. B., 21, Februar. (Todesfall.)
kurzem Kranksein an der Lungenentzündung sta r b heute srim
der Direktor des hi»sigen Gymnafiums, Geh. Hofrat Emil
Bender. Er ivar im Jahre 1838 in Unterschüpf im Taw
bergrund geboren, in den Jahren 1869 bis 1881 an den Gym-
nafien in Tauberbischofsheim und Bruchsal als Profefsor
tätig, wurde 1881 Direktor des Gymnastums in Ofsenbrrrg
und von 1885 an Gymnasiumsdirektor in Freiburg; im Jerhrc
1900 wurde er mit dem Titel Geh. Hofrat ausgezeichnet. Der
Berstorbene gehörte zu den hervorragendsten Schulmäimern
unseres Landes als Lehrer der klassischen Philologie wie als
Leiter großer Anstalten, so insbesondere des hiefigen, stärkften
Gymnasiums Badens. Mit wohltuender Milde und liebevoller
Behandlung der Schüler verband Direktor Bender eine entt
sckstedene Tatkraft in erforderlichen Fällen,

Thealer- und Kunftnachrichten.

-fi Heidelberg, 22. Februar. (Beethoven-Abend.)
Der diesjährige Zyklus der Seelig'schen Kammermnsik-
konzerte nimmt am nächsten Donnerstag mit eineM
Beethoven-Abend seinen Abschluß und zwar unter
abermaliger Mfiwirkung des Frankf. Hugo Heermann ^
Quartetts. Wie üblich, find mich dicsmal wieder Werke ans
den drei Schaffensperioden des Meisters gewählt: Das C-moll-
Streichquartett aus op. 18, das Klaviertrio D-dur op. 70'
gemeinhin bekannt unter dem Namen „Gespenster"- oder anck
„Jledermmis-Trio" und fein überhaupt letztes Streichquartett
op, 135 F-dur mit seinem programmarfigen Finale „Dcr
schwer gefaßte Entschluß". Das Konzert muh dicsmal aus-
nahmsweise um 147 Uhr beginnen.

Handel und Verkehr.

Mannheim, 22. Februar. Oberrheinische Bank —,— B.»
93.00G.RHein. Kreditbank 138.50 B„ 138,— G. Rbein. Svvotbeken-

Bank-B„ 190. — G. Brauerei Kleinlein, Heidelberg —B.»

184.50 G, Schroedl'sche Brauerei Heidelberg —B„ 203.— G.
Portland-.Zcnientwerk Heidelberg 116.— B-, —.— G.

Wasserstamdsnachrichten.

Heidelberg, 23 Febr, (Ne ckar.) 3.00 m, gest 018 m.

Kleine Zeitung.

— Hochschnlnachrichten. Der Privatdozent für phyfikalische
und anorganische Chemie an der Univerfität L e i p z i g, Dr.
R( Luther, ist zum etatsmäßigen a. o. Profeffor ernannt
worden.

— Darmstadt, 22. Ftzbr. Gestern fand in König
im Odentvald die Taufe des jüngsten Sohnes des
Erbprinzen und der Erbprinzessin von Erbach ^
Schönberg in Gegenwart des Königs und der Kv-
nigin Von Württemberg, der Königin Wilhelrnina und
bes Prinzgemahls Heinrich, sowie anderer fürstlicher Aiv
verwandten statt.

— Wcimar, 22. Febr, Der frühere Oberbürger-
meister der Stadt Eisenach, Dr. jur, Georg vou
'Few son, war wegen Berbrechen im Amte (Z 346 R--
St.-G.»B.) seinerzeit von der Strafkammer in Eisenach
zu einer Gefängnisstrase von 2 Monaten verurteilt wor^
den, gegen welches Urteil der Beklogte Derufung eiw
legte. DaA Reichsgericht hob das ganze Urteil auf und
verwies die Sache vor das Landgericht Weimar, ivelches
gestern den Angeklagten freisprach,

— Bilsc als Dramatiker. Leutnant Friy Oswaid
Mlse, der Verfasser jenes vielgenannten Skandalroman!'
„Aus einer kleinen Garnisan", hat jetzt ein DvaMU
(Berlin, Verlag von Gustav Schulz) geschrieben, das er
„Wahrheit" nennt, Es ist eine recht schwache Arbeii
nnd künstlerisch nicht wertvoller als sein Roman. DcM
Drama handelt von einem treulosen Grafen, dein seifib
Frau indessen wieder verzeiht.

— „Gruß aus SLdwcstafrika." Recht schreiblustill
waren die Angehörigen des Marine-Expeditionskorp-
(813 Personen), die am 21. Januar mit der „DarM"
stadt" nach Deutsch-Südwestafrika abgingen. Bon der
Schiffspost an Bord der „Darmstadt" sind, wie die
„D. Veirk. jZtg." mitteilt, 'betm Marmepostbureaiu
Berlin mit dem am 27. Januar in Madeira abgewi<"
senen Kartenschlusse 621 Feldpostbriefe, 9762 Feldpost"
karten und 64 Feldpostanweisimgen eingegangen. 2ln
Feldpostkarten wurden von den Truppen an einem Tag^
3200 Stück aufgeliefert,

— Das Schicksal der alten englischcn Soldatc». EittS
Leichenschau über einen durch einen Eisenbahnzng g^
töteten alten Mann gibt 'der englischen Presse wieder eim
mal Gelegenheit, über das traurige Geschick, das nur
häufig verdiente Soldaten in ihrem Alter erreicht,
trachtungen anzustellen, Der Derunglückte war währeim
des Krimkrieges Korporal in dem bekannten 96. Rell^
ment, das als erstes die !Höhen von Alma erkletleri^'
Er zeichnete sich bei dieser Gelegenheit 'dwrch seine klll'
erschrockenheit und Tapferkeit so aus, daß er in der
zette besondere Erwähnung fand und von dem englisch^
 
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