s
!
k
. A. Mi
46.
N8.
i»t tL>kich S«mit»>» a»I»s»>«»«». PrrV» »v Aamilirnblättcm monatlich öO Pfg. tn'S HauS gebracht, bei der Expedition und de» Zweigstattonen abgeholt 40 Pfg. D«rch dir WK
begogen virrteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.
ch»Gch>«»prrt>: M Wg. M dt« 1st»M>» Prtttreii« »drr drre» Siaum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiefige GeschästS- und Privatanzeige» ermäßigt. — Für die Slufuahme >»«
wtrd keiue Berantworttichkeit überuommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zettung vnd den städttschm Anschlagstellen. Frrnsprecher SI.
Der Psingstfeiertagi' wegen erscheint dic nächste Nnm-
am Dicnstag.
Badischer Landtag.
Die Vcrsassnngsvorlagc in dcr Zwcitcn Kammer.
Karlsruhe, 20. Mai. Heute ist der wichtig st e
des großen V e r fa s s u n g s r e f o r m w e r k e s
von der Zweiten Kanimer vollends durchberaten und mit
^ o ßerMasorität (54 gegen 6 sozialdemokratische
^siwmen) angenomnien worden. Nachdem der Be-
^chterstatter Obkircherin einem Schlußwort die Rede
Minifters Schenkel einer Lltntik unterzogen und die
ittgriffe der Sozialdemokraten auf die nationalliberale
E^tttei mit Energ-ie und -Gesch-ick zurückgeiviesen und ihr
^uchlerisches Spiel trefflich charakterisiert hatte, trat das
'^us in die S p e z i a l b e ra t u n g 'des Entwurfs ein.
s^ne Erörternng knüpfre sich nur an die Paragraphen
o. 34 und 35, zu denen die Sozialdemokraten und De-
Niokraten Wänderungsanträge stellten. Neue Gesichts-
sibnkte wurden dabei nicht vorgebracht. Das Haus trat
sn allen Punkten der Auffafsung der Kommissronsmehr-
Nest dxi und lehnte sämtliche Amendements ab. Nur der
/34 und der auf diesen bezügliche Arstkel 7 wurden
^uvas auders gefaßt; im übrigen wurde der ganze Ent-
uns in der K o m m i s s i o n s f a s s u n g angenommen.
^sefer geht nun zur Beratnng an die Erfte Kammer.
ihn die Zweite Kammer wieder zu Gesicht bekommt,
^nd in welcher Form, das wissen die 'Götter. Jmmerhin
?sU3 die rasche Erledigung der umfangreichen, diffizilen
^orlage durch die Zweite Kammer, die in erster Linie
oer sorgfältigen und gewissenhaften Vorarbeit der Kom-
sllstsion und ihres Berichterftatters Obkircher und nicht
?nletzt der weisen Mäßigung der beiden großen Parteien
^ Hauses zu danken ist, als ein Erfolg bezeichnet wer-
der insofern hoch anzufchlagen ist, als sich die Re-
^liung jetzt zum erstenmat in der Wahlrechtsfrage dem
Rrnüstgen Volkswillen gegeniibersieht.
rO. Sitzung der Zweiten Kammer.
^ ,Karlsruhe, 20. Mai. Die Berastmg über den
- bletzentwurf betreffend Abänderung der Ver -
^ lsung wird fortgesetzt.
T^^erichterstatter Obkircher (natl.) betont in seincm
b, llutzwort, dah man die Vorlage stets als ein grohes Entgegcn-
von Seiten der Rcgiernng betrachtet habe. Wer pral-
diO,.on Lande drauhcn gewirtt hat, kann die Nachteile des in-
" Wahlrcchts besser bcurteilen, als der Minister. (Sehr
Es ist mehr odcr wenigcr nichts iveiter als eine Spe-
^ ovon auf die Unlautcrkcit gewiffer Elemente. (Sehr richstgl)
uer Abschasfung des indircltcn Wahlrechts erblicken wir ein
dom- öegen die Teilnahmslosigkcit, mit der weite Kreise dem
iich "'Een Leben gegenübcrstchen. Der Minister hat die Gabe,
abe "'onchmal nicht deutlich auszudrncken, so viel konnte man
'N i ous seinen Ausführungcn hcrauslesen, dah die 1. Kammcr
^unruhigen Zeiten ein Bollwcrk sein soll. Aus diesem Grund
zuu, ^ou der 2. Kammer Rechtc nehmen und dieselben der 1.
seit^E"' Die sogen. „traurige" Rolle der 1. Kammer besteht
dens m ^ und hut niemals zu crnstcn Konflikten gcführt. Je-
spZalls kann man nicht von einer Entrechtung der 1. Kammer
—Ganz nnbegreiflich erscheint der Standpunkt der So-
Zweites Orgelkonzert.
Heidelberg, 21. Mai.
dies,^^^ ^em erstcn Orgelkonzcrt beiwohnte, dürfte schon nach
Vex "si Zu der Uebcrzcugung gelangt sein, dah eine derartige
so^"Rtalsting nicht bloh dcm mnsikalisch gebildetcn Zuhörcr,
Ki^sfu auch jedem Laien, der schöne Musik liebt, einen grohen
ges^ . 8cnuh bietet. Diese Ucberzcugung dürfte sich nach dem
dc,A.-^" zweiten Orgelkonzert umsomehr befesttgt haben, als
sfrik ^ des Schönen nnd Gntcn wiedcr sehr viel bot. Herr
Uew unser prächtigcr Organist, verstand es, mit sei-
sach , ffsivollen Spiel alles zu entzücken. Wie ergreifend ein-
mächstg schön in ihrer ganzcn Prachtentfaltung durch-
Dxx " wiederum die herrlichen Klänge der Orgel den Saal.
bixx,von Herzen kommendc Bcifall, der Fritz Steins Dar-
Kjch, 6en folgte, sei dem jungen Künstler ein Beweis, wie sein
8er, g" Ichuu jetzt anerkannt wird. Das Programm des gestri-
Der ^"ffZertabends zerficl, wie das vom erstcn, in zwei Teile.
abermals Bach gewidmet, cnthielt des Altmeisters
für°N^ schönes „Präludium Es-dur, das wunderbare Air
Ora drei wahrlich ergreifendc Orgelchoräle aus idem
lÜr unb auherdcm (Ä. Fr. Händels „F-dur-Sonate
vosjt
,S. Vtoline".
Der zweite Tetl dagegen wicder Kom-
äuw modcrneren Stils, so R. Wagners „Elsas Brautgang
Sx, ^unjwr", Frz. Liszt „Consolation", ein prächstges Violin-
shruv» Tartini, das „Andante cantabile" aus der 4. Orgel-
von Charles Marie Widor nnd den 1. Satz aus der
er»,-?M^°^onate op. 65" von Fos. Rheinberger. Wie bereits
r war dic Durchsührung dieses so abwechslungsrctchen
wtzrd, dnrchweg cine tadellose, so datz es einem schwer
rmem dieser schönen nnd prächtig gespiclten Werke den
M zu geben.
P g ' )' Kweiter Solist war für dicsen Abend Herr Friedr. W.
Eein ^ ^ ^ gewonnen, cin Violiniiinstler, der den Heidelbergern
'si- H«rr Porges entzücktc schon in dcn
o ch abgchaltcnen Bcethoven-Konzertcn dnrch sein seelciwol-
zialdemokratie, die seit Fahren in allcn Tonarten den Ruf nach
dem direktcn Wahlrecht crhoben hat und jctzt auf einmal mit
Forderungcn hervortritt, die alle anderen weit i'tbertreffcn und
das Reformwcrk am mcisten gefährden. Eichhorn hat gestern
einc Agitationsrcdc in Moll gehalten; in den Volksversamm-
lungcn aus dem Lande wird dann die dur-Tonart angeschlagen.
Denn es kommt den Sozialdemokraten nur darauf an, hier Ma-
terial zn schaffen, für die Aufreizung der Maffen. (Eich-
h o r n: für die Hetzel), ja, für die Verhetzung dcs Volkes. Die
sozialdemokratischcn Anträge sind bereits von der Kommission
abgelehnt worden. Redner begründet den Standpunkt der Kom-
mission. Zn Bayern haben die Sozialdemokraten die Bestim-
mungen i'tber das Wahlrecht ohne weiteres geschluckt. Bei uns
aber wisscn sie, datz es auch ohne sie geht und dah sie spätcr
um so leichter über Lie anderen Parteien schimpfen können.
(Bravo!) Bei dieser Sachlage sollten sie uns nicht weis machen,
datz diesc Bestimmungcn von grundlegender Bedeustlng sind.
Die Kommiffion hat gegenüber den schweren Angriffen der
Sozialdemokratie ein gutcs Gewiffen; sie ist sich bewutzt, datz
sic von dcn Rechten der 2. Kammer nicht mehr vergeben hat,
als sie verantwortcn kann. (Lebhafter Beifall.)
Das Haus tritt dann in die Spezialberatung cin.
Zu 8 33 beantragt Abg. Lehmann namens der sozial-
dcmokratischen Fraktion die Einführung des Proportionalwahl-
verfahrens für das ganze Land (nicht blotz für die Städte).
Abg. Venedey (Dem.) erklärt, datz die demokrastsche
Fraktion für de,l Antrag Lehmann und falls derselbe abgelehnt
wird, für die Rcgicrnngsvorlage stimmcn wcrde.
Abg. Dr. Goldschmit (natl.) spricht sich gegen die
Verhältniswahl in dcn Städten aus, nnd erklärt nachträglich,
datz er auch gegen eine Arbeitervertretnng in der 1. Kam-
mer sei.
Der Antrag L e h m ann wird mit allen gegcn 13 Stimmen
(Soz., Freis., Dem.) abgelehnt, desgleichen der Eventual-
antrag (Regierungsvorlage) mtt allen gegen 14 Stimmen (die
vorigen nnd Abg. Dr. Goldschmit, natl.) Sodann wird
der Kommissionsantrag mlt allen gegen die genannten
14 Stimmen angenommen.
Zu ß 34 beantragt Abg. Eichhorn (Soz.) die Aushebung
der einiährigen Karenzzeit und demgemätz Strich des lctztcn
Absatzcs dicses Paragraphen.
Abg. Obtircher (natl.) rechtferstgt die Stellnngnahme
der Kommiffion.
Ministcr Schenkel bedanert, dah die Wartezeit von 2
auf 1 Jahr reduziert wurdc. Die Regierung werde indeffen
den Kommiffionsantrag annehmen. Der Minister äuherte so-
dann Bedenken gegcn den Proporz und bittet, dte ursprüng-
liche Faffung des Z 38 wieder herzustellen.
Wg. Venedey (Dem.) kann sich mit der Wartezeit, die
eincn Rückschritt darstelle, nicht befreunden.
Wg. Sühkind (Soz.) sucht darzutun, dah diescr Para-
graph der Sozialdemokratie nur Schaden, den andern Parteien
aber grotzcn Nntzen bringt.
Abg. Dr. Heimbnrger (Dem.) stellt piamens der
demokrattschcn Frakston den Eventualantrag: „Der Besitz der
Staatsangehörigkeit nmtz nnmittelbar vor der Wahl mindestens
1 Jahr gcdaucrt habcn". Es sollen also die Worte „und der
Wohnsitz" wegfallcn.
Minister Schenkel ist damit einverstanden, wenn die
Karenzzeit auf 2 Jahrc ausgedehnt wird.
Abg. Zehnter (Ztr.) ersucht das Haus, an dem Kom-
missionsantrag festzuhalten; event. sollc man eine Kaffung
wählen, die dem Kommiffionsantrag und dem Wunsch dcr Re-
gierung Rechnnng trägt.
Abg. Dr. Wilckens (natl.) bcantragt, die Sitzung zu
unterbrechen, damtt die Kommiffion zu den Anträgen Stellnng
nehmen kann.
Die Sitzung wird unterbrochen.
Nach Wiederaufnahme der Sitzung beantragt Abg. Zehn -
ter (Ztr.) namens dcr Kommiffion, den H 34 dahin abzuän-
dcrn, datz einjährige Staatsangehörigkcit genügcn soll, falls
der Wohnsitz mindestens ein Jahr gödauert hat.
les Spiel. Auch gcstern zeichnete er sich dadurch bcsonders aus.
Seine Leistnngen in Bachs „Air" und in Tartinis „Andante für
Violine" waren wirklich glanzvoll und zeigten, welch grohes
Könncn der Künstler auf seinem Jnstrument besitzt.
Der Besuch des gestrigen Konzertes, welches im grohen
Saale dcr Stadthalle stattfand, war ein gnter zu nennen; zahl-
reiche Fremdc waren anwesend; aber noch ist er nicht so, wie es
derartigc Vcrcmstaltungen m jeder Hinsicht verdienten.
Kleine Zeitung.
Frimtfrlrt n. M., 20. Mai. Wie gemeldel wird i)at
das Todesurteil auf die beiden Mörder Groß und
Stafforst eiuen niederschmetternden Eindnick ge-
machl. Auch Groß ist vollständig gebrochen. Er sah noch
bei seiner Einliefernng' ip das Prenngesheimer Gefängnis
aschfahl aus. Die beiden Mörder sind im Prenngesheimer
Gesängnis in besonders sicheren Zellen nntergebracht,
jeder in Einzelhaft. Die Hände stecken in ledernen Hand-
schnhen ohne Finger nnd sind auf dem Rücken geschlossen.
Es wird ihnen dadnrch vollständig nnmöglich gemacht,
sich etwa selbst zn verletzen und dadurch der Strafe zii ent-
ziehen. Irgendwejche Gegenstände, mit denen sie sich eine
Perletzung znfiigen könnten, besind'en sich nicht in den
Zellen. Außerdem werden sie aufs schärfste beobachtet.
Die beiden Vcrteidiger der Mörder, welche nächstens nach
Prenngesheini fahren, werden, wie verlantet, ihnen ab-
raten, das Rechtsnsittel der Revision einzuleffen.
— Brcslan, 20. Mai. Stadtkämmerer Stadtrat
Weller erschoß stch in seinem Asibeitszimmer im
Abg. Eichhorn (Soz.) erklärt sich auch gegen dieses
Amendcmcnt.
ALg. Dr. Hetmburger bleibt nnf seincm Antrag be-
stehen.
Berichterstatter Obkircher widersprtcht der Behanptung,
datz durch dcn § 34 die Arbeiter entrechtet werden.
Die Anträge Eichhorn und Heimburger werden
mit allen gegen 13 Sstmmen abgelehnt, dann wird der Kom-
missionsantrag in der neuen Fassung mit allen gegen 13 Sttm-
men angenommev.
Zu ß 35 Abs. 4 stellt Abg. Lehmann den Antrag, das
Wort „nnverfchuldet" einzufügen, damit die Leute, die ohne
Schuld mit der Steuer im RLckstand sind, das Wahlrecht nicht
verlieren.
?lbg. Venedey (Dem.) hat prinzipielle Bedenken gegen
die Faffung des 8 35 Abs. 4. Er werde dahcr für dcn Strich
dieses Absatzes ünd gegcn den EventnalantraL Lehmann stim-
men.
Mintster Schenkel erklärt, dah die Regierung grohen
Wert auf diesen Absatz lege. Die Kommiffion habe denselben
schon genug eingegrenzt und allen Bedenken Rechnung getragen.
Jn der Gemeinde- nnd Städteordnung gelte diese Bestimmung
schon lange.
Die Anträge Lehmann nnd Venedey werden mit allen
gegen 6 bezw. 13 Stimmen abgelehnt; dann wird der Kom--
miffionsantrag mit allen gegen 13 Stimmen angenommen.
Die übrigen Paragraphen Iverden mit einer redakstonellen
Uenderung des Art. 7 debattelos angcnommen.
Das Gesetz wird hierauf in namentlichcr Abstimmung mit
allen 54, gegen 6 Stimmen (der Sozialdemokraten) angenom-
men. (Bravol)
Schluh der Sttzung A1 Uhr. Samstag 9 lihr: Pesttionen.
Deutsches Reich.
— Von allen Seiten ertönen jetzt konservative
Stirmnen in der Presse, die Konservativen hätten durch-
alls nicht die Wsicht, den Reichskanzler Grafen
Bülow zu Fall zu bringen; sie wünschen vielmehr sein
Bleiben. namentlich auch wegen der auswärtigen Politik,
die bei ihm in gewandten und erfahrenen Händen sei.
Es scheint, daß sie zu der Ueberzeugung gekommen sind.
ein etwaiger Nachsolger Bülows würde ihnen ferner ste-
hen als 'der jetzige Reichskanzler.
— Nach der „Südd. Reichskorresp." ist der neue
d euts ch - ita lren i s che H a n d e l s v e r t r a g irni
paraphierteir Entwurs endgiltig sertiggestellt. Erörte-
rungen Wer nachträgliche Modisikationen oder Zusätze
werden ziwischen den beteiligten Rsgieningen nicht ge-
führt.
— Wre die „Nordd. Allg. Ztg." hört, verläßt Ä-er Ge-
sandte in Belgrad, Dr. v. Voigts-Rhetz, den
dortigen Posten, anf den er Mittc nächster Woche zurück-
kehrt, demnächst aus Gesundheitsrücksichten. Zu seinem
Nachfolger ist, dem Vernehmen nach, der frühere Gesandte
in Meriko, Dr. Frhr. v. Heyking, besttmmt.
Badcu.
Karlsrrrhe, 20. Mai. Dre Lciche der verwit-
weten E rb g r o ß he r z o g i n P a n li n c v o n S a ch-
sen-Weimar-Eisenach traf heute aus Florenz
mittelst Sonderznges nm 11 Uhr 35 Minnten auf dem
hiessgen Hanptbahnhose ein, woselbst sich die Großher-
zogrn, der E r b g r o ß h e r z o g und die Erbgroß-
herzogin eingefunden hatten, nm den mitreisenden
Rathaus. Ueber das Motiv verlautet nichts, marr nimmt
Ueberroiznng infolge Ueberattbeittrng arr.
— Ducll nnd Mensur. Am> 23. November vorigen
Jahres hatten sich sieben Bergakädemiker ans Klausthal
vor dern Landgerichte Hildesheim wegen Zweikampfs mit
tötlichen Waffen zu oerantworten, weil fie sich an schlä-
germensuren mit den üblichen Schntzvorrichtungen betei-
ligt hatten. Das L'andgericht eriannte aus Krei-
sprechung sämtlicher Angeklagten, weil nicht anzunehmen
sei, daß es sich dabei um Zwerkampf mit tötIr -
chenWaffen handle; nur folchen Zweikampf habe
offenbar das Gcsetz treffen wollen. Dcr bisher vom
Reichsgerichte verlretenen Ansicht, datz die Schlägermen-
sriren als Aweikamps zu bestrafen seien, glaube das Land-
gericht nrcht bertrcten zu können. Ans die Revision des
Staatsanwalts hob das Reichsgericht (3.' Straf-
senat) das Urteil aus, da kein Anlaß vorliege, von der
bisher vertrerenen Rechtsansicht abzugehen, und verwies
die Sache an das Landgericht znrück.
Theater- und Kunstnachrichten.
Bcrlin, 19. Mai. R. Leoncavallo, der Konrponist des
„Bajazzo", ist, wie die „Fr. D. Pr." mcldct, am 18. Mai, von
Mailand kommcnd, in Berlin eingetrosfcn und hat das Ma-
miskript der Oper „Der Roland von Berlin", die er
jetzt fertiggestellt hat, mitgebracht. Er wtrd um einc Audienz
beim Kaiser nachsuchen und dabei das Wcrk überrcichen, das
er ja bekanntlich auf Nnrcgung dcs Kaiscrs ansgesührt hat.
Die heutige Nummer umsaßt vier Bliitter, zusamme« 18 Seiteu.
!
k
. A. Mi
46.
N8.
i»t tL>kich S«mit»>» a»I»s»>«»«». PrrV» »v Aamilirnblättcm monatlich öO Pfg. tn'S HauS gebracht, bei der Expedition und de» Zweigstattonen abgeholt 40 Pfg. D«rch dir WK
begogen virrteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.
ch»Gch>«»prrt>: M Wg. M dt« 1st»M>» Prtttreii« »drr drre» Siaum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiefige GeschästS- und Privatanzeige» ermäßigt. — Für die Slufuahme >»«
wtrd keiue Berantworttichkeit überuommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zettung vnd den städttschm Anschlagstellen. Frrnsprecher SI.
Der Psingstfeiertagi' wegen erscheint dic nächste Nnm-
am Dicnstag.
Badischer Landtag.
Die Vcrsassnngsvorlagc in dcr Zwcitcn Kammer.
Karlsruhe, 20. Mai. Heute ist der wichtig st e
des großen V e r fa s s u n g s r e f o r m w e r k e s
von der Zweiten Kanimer vollends durchberaten und mit
^ o ßerMasorität (54 gegen 6 sozialdemokratische
^siwmen) angenomnien worden. Nachdem der Be-
^chterstatter Obkircherin einem Schlußwort die Rede
Minifters Schenkel einer Lltntik unterzogen und die
ittgriffe der Sozialdemokraten auf die nationalliberale
E^tttei mit Energ-ie und -Gesch-ick zurückgeiviesen und ihr
^uchlerisches Spiel trefflich charakterisiert hatte, trat das
'^us in die S p e z i a l b e ra t u n g 'des Entwurfs ein.
s^ne Erörternng knüpfre sich nur an die Paragraphen
o. 34 und 35, zu denen die Sozialdemokraten und De-
Niokraten Wänderungsanträge stellten. Neue Gesichts-
sibnkte wurden dabei nicht vorgebracht. Das Haus trat
sn allen Punkten der Auffafsung der Kommissronsmehr-
Nest dxi und lehnte sämtliche Amendements ab. Nur der
/34 und der auf diesen bezügliche Arstkel 7 wurden
^uvas auders gefaßt; im übrigen wurde der ganze Ent-
uns in der K o m m i s s i o n s f a s s u n g angenommen.
^sefer geht nun zur Beratnng an die Erfte Kammer.
ihn die Zweite Kammer wieder zu Gesicht bekommt,
^nd in welcher Form, das wissen die 'Götter. Jmmerhin
?sU3 die rasche Erledigung der umfangreichen, diffizilen
^orlage durch die Zweite Kammer, die in erster Linie
oer sorgfältigen und gewissenhaften Vorarbeit der Kom-
sllstsion und ihres Berichterftatters Obkircher und nicht
?nletzt der weisen Mäßigung der beiden großen Parteien
^ Hauses zu danken ist, als ein Erfolg bezeichnet wer-
der insofern hoch anzufchlagen ist, als sich die Re-
^liung jetzt zum erstenmat in der Wahlrechtsfrage dem
Rrnüstgen Volkswillen gegeniibersieht.
rO. Sitzung der Zweiten Kammer.
^ ,Karlsruhe, 20. Mai. Die Berastmg über den
- bletzentwurf betreffend Abänderung der Ver -
^ lsung wird fortgesetzt.
T^^erichterstatter Obkircher (natl.) betont in seincm
b, llutzwort, dah man die Vorlage stets als ein grohes Entgegcn-
von Seiten der Rcgiernng betrachtet habe. Wer pral-
diO,.on Lande drauhcn gewirtt hat, kann die Nachteile des in-
" Wahlrcchts besser bcurteilen, als der Minister. (Sehr
Es ist mehr odcr wenigcr nichts iveiter als eine Spe-
^ ovon auf die Unlautcrkcit gewiffer Elemente. (Sehr richstgl)
uer Abschasfung des indircltcn Wahlrechts erblicken wir ein
dom- öegen die Teilnahmslosigkcit, mit der weite Kreise dem
iich "'Een Leben gegenübcrstchen. Der Minister hat die Gabe,
abe "'onchmal nicht deutlich auszudrncken, so viel konnte man
'N i ous seinen Ausführungcn hcrauslesen, dah die 1. Kammcr
^unruhigen Zeiten ein Bollwcrk sein soll. Aus diesem Grund
zuu, ^ou der 2. Kammer Rechtc nehmen und dieselben der 1.
seit^E"' Die sogen. „traurige" Rolle der 1. Kammer besteht
dens m ^ und hut niemals zu crnstcn Konflikten gcführt. Je-
spZalls kann man nicht von einer Entrechtung der 1. Kammer
—Ganz nnbegreiflich erscheint der Standpunkt der So-
Zweites Orgelkonzert.
Heidelberg, 21. Mai.
dies,^^^ ^em erstcn Orgelkonzcrt beiwohnte, dürfte schon nach
Vex "si Zu der Uebcrzcugung gelangt sein, dah eine derartige
so^"Rtalsting nicht bloh dcm mnsikalisch gebildetcn Zuhörcr,
Ki^sfu auch jedem Laien, der schöne Musik liebt, einen grohen
ges^ . 8cnuh bietet. Diese Ucberzcugung dürfte sich nach dem
dc,A.-^" zweiten Orgelkonzert umsomehr befesttgt haben, als
sfrik ^ des Schönen nnd Gntcn wiedcr sehr viel bot. Herr
Uew unser prächtigcr Organist, verstand es, mit sei-
sach , ffsivollen Spiel alles zu entzücken. Wie ergreifend ein-
mächstg schön in ihrer ganzcn Prachtentfaltung durch-
Dxx " wiederum die herrlichen Klänge der Orgel den Saal.
bixx,von Herzen kommendc Bcifall, der Fritz Steins Dar-
Kjch, 6en folgte, sei dem jungen Künstler ein Beweis, wie sein
8er, g" Ichuu jetzt anerkannt wird. Das Programm des gestri-
Der ^"ffZertabends zerficl, wie das vom erstcn, in zwei Teile.
abermals Bach gewidmet, cnthielt des Altmeisters
für°N^ schönes „Präludium Es-dur, das wunderbare Air
Ora drei wahrlich ergreifendc Orgelchoräle aus idem
lÜr unb auherdcm (Ä. Fr. Händels „F-dur-Sonate
vosjt
,S. Vtoline".
Der zweite Tetl dagegen wicder Kom-
äuw modcrneren Stils, so R. Wagners „Elsas Brautgang
Sx, ^unjwr", Frz. Liszt „Consolation", ein prächstges Violin-
shruv» Tartini, das „Andante cantabile" aus der 4. Orgel-
von Charles Marie Widor nnd den 1. Satz aus der
er»,-?M^°^onate op. 65" von Fos. Rheinberger. Wie bereits
r war dic Durchsührung dieses so abwechslungsrctchen
wtzrd, dnrchweg cine tadellose, so datz es einem schwer
rmem dieser schönen nnd prächtig gespiclten Werke den
M zu geben.
P g ' )' Kweiter Solist war für dicsen Abend Herr Friedr. W.
Eein ^ ^ ^ gewonnen, cin Violiniiinstler, der den Heidelbergern
'si- H«rr Porges entzücktc schon in dcn
o ch abgchaltcnen Bcethoven-Konzertcn dnrch sein seelciwol-
zialdemokratie, die seit Fahren in allcn Tonarten den Ruf nach
dem direktcn Wahlrecht crhoben hat und jctzt auf einmal mit
Forderungcn hervortritt, die alle anderen weit i'tbertreffcn und
das Reformwcrk am mcisten gefährden. Eichhorn hat gestern
einc Agitationsrcdc in Moll gehalten; in den Volksversamm-
lungcn aus dem Lande wird dann die dur-Tonart angeschlagen.
Denn es kommt den Sozialdemokraten nur darauf an, hier Ma-
terial zn schaffen, für die Aufreizung der Maffen. (Eich-
h o r n: für die Hetzel), ja, für die Verhetzung dcs Volkes. Die
sozialdemokratischcn Anträge sind bereits von der Kommission
abgelehnt worden. Redner begründet den Standpunkt der Kom-
mission. Zn Bayern haben die Sozialdemokraten die Bestim-
mungen i'tber das Wahlrecht ohne weiteres geschluckt. Bei uns
aber wisscn sie, datz es auch ohne sie geht und dah sie spätcr
um so leichter über Lie anderen Parteien schimpfen können.
(Bravo!) Bei dieser Sachlage sollten sie uns nicht weis machen,
datz diesc Bestimmungcn von grundlegender Bedeustlng sind.
Die Kommiffion hat gegenüber den schweren Angriffen der
Sozialdemokratie ein gutcs Gewiffen; sie ist sich bewutzt, datz
sic von dcn Rechten der 2. Kammer nicht mehr vergeben hat,
als sie verantwortcn kann. (Lebhafter Beifall.)
Das Haus tritt dann in die Spezialberatung cin.
Zu 8 33 beantragt Abg. Lehmann namens der sozial-
dcmokratischen Fraktion die Einführung des Proportionalwahl-
verfahrens für das ganze Land (nicht blotz für die Städte).
Abg. Venedey (Dem.) erklärt, datz die demokrastsche
Fraktion für de,l Antrag Lehmann und falls derselbe abgelehnt
wird, für die Rcgicrnngsvorlage stimmcn wcrde.
Abg. Dr. Goldschmit (natl.) spricht sich gegen die
Verhältniswahl in dcn Städten aus, nnd erklärt nachträglich,
datz er auch gegen eine Arbeitervertretnng in der 1. Kam-
mer sei.
Der Antrag L e h m ann wird mit allen gegcn 13 Stimmen
(Soz., Freis., Dem.) abgelehnt, desgleichen der Eventual-
antrag (Regierungsvorlage) mtt allen gegen 14 Stimmen (die
vorigen nnd Abg. Dr. Goldschmit, natl.) Sodann wird
der Kommissionsantrag mlt allen gegen die genannten
14 Stimmen angenommen.
Zu ß 34 beantragt Abg. Eichhorn (Soz.) die Aushebung
der einiährigen Karenzzeit und demgemätz Strich des lctztcn
Absatzcs dicses Paragraphen.
Abg. Obtircher (natl.) rechtferstgt die Stellnngnahme
der Kommiffion.
Ministcr Schenkel bedanert, dah die Wartezeit von 2
auf 1 Jahr reduziert wurdc. Die Regierung werde indeffen
den Kommiffionsantrag annehmen. Der Minister äuherte so-
dann Bedenken gegcn den Proporz und bittet, dte ursprüng-
liche Faffung des Z 38 wieder herzustellen.
Wg. Venedey (Dem.) kann sich mit der Wartezeit, die
eincn Rückschritt darstelle, nicht befreunden.
Wg. Sühkind (Soz.) sucht darzutun, dah diescr Para-
graph der Sozialdemokratie nur Schaden, den andern Parteien
aber grotzcn Nntzen bringt.
Abg. Dr. Heimbnrger (Dem.) stellt piamens der
demokrattschcn Frakston den Eventualantrag: „Der Besitz der
Staatsangehörigkeit nmtz nnmittelbar vor der Wahl mindestens
1 Jahr gcdaucrt habcn". Es sollen also die Worte „und der
Wohnsitz" wegfallcn.
Minister Schenkel ist damit einverstanden, wenn die
Karenzzeit auf 2 Jahrc ausgedehnt wird.
Abg. Zehnter (Ztr.) ersucht das Haus, an dem Kom-
missionsantrag festzuhalten; event. sollc man eine Kaffung
wählen, die dem Kommiffionsantrag und dem Wunsch dcr Re-
gierung Rechnnng trägt.
Abg. Dr. Wilckens (natl.) bcantragt, die Sitzung zu
unterbrechen, damtt die Kommiffion zu den Anträgen Stellnng
nehmen kann.
Die Sitzung wird unterbrochen.
Nach Wiederaufnahme der Sitzung beantragt Abg. Zehn -
ter (Ztr.) namens dcr Kommiffion, den H 34 dahin abzuän-
dcrn, datz einjährige Staatsangehörigkcit genügcn soll, falls
der Wohnsitz mindestens ein Jahr gödauert hat.
les Spiel. Auch gcstern zeichnete er sich dadurch bcsonders aus.
Seine Leistnngen in Bachs „Air" und in Tartinis „Andante für
Violine" waren wirklich glanzvoll und zeigten, welch grohes
Könncn der Künstler auf seinem Jnstrument besitzt.
Der Besuch des gestrigen Konzertes, welches im grohen
Saale dcr Stadthalle stattfand, war ein gnter zu nennen; zahl-
reiche Fremdc waren anwesend; aber noch ist er nicht so, wie es
derartigc Vcrcmstaltungen m jeder Hinsicht verdienten.
Kleine Zeitung.
Frimtfrlrt n. M., 20. Mai. Wie gemeldel wird i)at
das Todesurteil auf die beiden Mörder Groß und
Stafforst eiuen niederschmetternden Eindnick ge-
machl. Auch Groß ist vollständig gebrochen. Er sah noch
bei seiner Einliefernng' ip das Prenngesheimer Gefängnis
aschfahl aus. Die beiden Mörder sind im Prenngesheimer
Gesängnis in besonders sicheren Zellen nntergebracht,
jeder in Einzelhaft. Die Hände stecken in ledernen Hand-
schnhen ohne Finger nnd sind auf dem Rücken geschlossen.
Es wird ihnen dadnrch vollständig nnmöglich gemacht,
sich etwa selbst zn verletzen und dadurch der Strafe zii ent-
ziehen. Irgendwejche Gegenstände, mit denen sie sich eine
Perletzung znfiigen könnten, besind'en sich nicht in den
Zellen. Außerdem werden sie aufs schärfste beobachtet.
Die beiden Vcrteidiger der Mörder, welche nächstens nach
Prenngesheini fahren, werden, wie verlantet, ihnen ab-
raten, das Rechtsnsittel der Revision einzuleffen.
— Brcslan, 20. Mai. Stadtkämmerer Stadtrat
Weller erschoß stch in seinem Asibeitszimmer im
Abg. Eichhorn (Soz.) erklärt sich auch gegen dieses
Amendcmcnt.
ALg. Dr. Hetmburger bleibt nnf seincm Antrag be-
stehen.
Berichterstatter Obkircher widersprtcht der Behanptung,
datz durch dcn § 34 die Arbeiter entrechtet werden.
Die Anträge Eichhorn und Heimburger werden
mit allen gegen 13 Sstmmen abgelehnt, dann wird der Kom-
missionsantrag in der neuen Fassung mit allen gegen 13 Sttm-
men angenommev.
Zu ß 35 Abs. 4 stellt Abg. Lehmann den Antrag, das
Wort „nnverfchuldet" einzufügen, damit die Leute, die ohne
Schuld mit der Steuer im RLckstand sind, das Wahlrecht nicht
verlieren.
?lbg. Venedey (Dem.) hat prinzipielle Bedenken gegen
die Faffung des 8 35 Abs. 4. Er werde dahcr für dcn Strich
dieses Absatzes ünd gegcn den EventnalantraL Lehmann stim-
men.
Mintster Schenkel erklärt, dah die Regierung grohen
Wert auf diesen Absatz lege. Die Kommiffion habe denselben
schon genug eingegrenzt und allen Bedenken Rechnung getragen.
Jn der Gemeinde- nnd Städteordnung gelte diese Bestimmung
schon lange.
Die Anträge Lehmann nnd Venedey werden mit allen
gegen 6 bezw. 13 Stimmen abgelehnt; dann wird der Kom--
miffionsantrag mit allen gegen 13 Stimmen angenommen.
Die übrigen Paragraphen Iverden mit einer redakstonellen
Uenderung des Art. 7 debattelos angcnommen.
Das Gesetz wird hierauf in namentlichcr Abstimmung mit
allen 54, gegen 6 Stimmen (der Sozialdemokraten) angenom-
men. (Bravol)
Schluh der Sttzung A1 Uhr. Samstag 9 lihr: Pesttionen.
Deutsches Reich.
— Von allen Seiten ertönen jetzt konservative
Stirmnen in der Presse, die Konservativen hätten durch-
alls nicht die Wsicht, den Reichskanzler Grafen
Bülow zu Fall zu bringen; sie wünschen vielmehr sein
Bleiben. namentlich auch wegen der auswärtigen Politik,
die bei ihm in gewandten und erfahrenen Händen sei.
Es scheint, daß sie zu der Ueberzeugung gekommen sind.
ein etwaiger Nachsolger Bülows würde ihnen ferner ste-
hen als 'der jetzige Reichskanzler.
— Nach der „Südd. Reichskorresp." ist der neue
d euts ch - ita lren i s che H a n d e l s v e r t r a g irni
paraphierteir Entwurs endgiltig sertiggestellt. Erörte-
rungen Wer nachträgliche Modisikationen oder Zusätze
werden ziwischen den beteiligten Rsgieningen nicht ge-
führt.
— Wre die „Nordd. Allg. Ztg." hört, verläßt Ä-er Ge-
sandte in Belgrad, Dr. v. Voigts-Rhetz, den
dortigen Posten, anf den er Mittc nächster Woche zurück-
kehrt, demnächst aus Gesundheitsrücksichten. Zu seinem
Nachfolger ist, dem Vernehmen nach, der frühere Gesandte
in Meriko, Dr. Frhr. v. Heyking, besttmmt.
Badcu.
Karlsrrrhe, 20. Mai. Dre Lciche der verwit-
weten E rb g r o ß he r z o g i n P a n li n c v o n S a ch-
sen-Weimar-Eisenach traf heute aus Florenz
mittelst Sonderznges nm 11 Uhr 35 Minnten auf dem
hiessgen Hanptbahnhose ein, woselbst sich die Großher-
zogrn, der E r b g r o ß h e r z o g und die Erbgroß-
herzogin eingefunden hatten, nm den mitreisenden
Rathaus. Ueber das Motiv verlautet nichts, marr nimmt
Ueberroiznng infolge Ueberattbeittrng arr.
— Ducll nnd Mensur. Am> 23. November vorigen
Jahres hatten sich sieben Bergakädemiker ans Klausthal
vor dern Landgerichte Hildesheim wegen Zweikampfs mit
tötlichen Waffen zu oerantworten, weil fie sich an schlä-
germensuren mit den üblichen Schntzvorrichtungen betei-
ligt hatten. Das L'andgericht eriannte aus Krei-
sprechung sämtlicher Angeklagten, weil nicht anzunehmen
sei, daß es sich dabei um Zwerkampf mit tötIr -
chenWaffen handle; nur folchen Zweikampf habe
offenbar das Gcsetz treffen wollen. Dcr bisher vom
Reichsgerichte verlretenen Ansicht, datz die Schlägermen-
sriren als Aweikamps zu bestrafen seien, glaube das Land-
gericht nrcht bertrcten zu können. Ans die Revision des
Staatsanwalts hob das Reichsgericht (3.' Straf-
senat) das Urteil aus, da kein Anlaß vorliege, von der
bisher vertrerenen Rechtsansicht abzugehen, und verwies
die Sache an das Landgericht znrück.
Theater- und Kunstnachrichten.
Bcrlin, 19. Mai. R. Leoncavallo, der Konrponist des
„Bajazzo", ist, wie die „Fr. D. Pr." mcldct, am 18. Mai, von
Mailand kommcnd, in Berlin eingetrosfcn und hat das Ma-
miskript der Oper „Der Roland von Berlin", die er
jetzt fertiggestellt hat, mitgebracht. Er wtrd um einc Audienz
beim Kaiser nachsuchen und dabei das Wcrk überrcichen, das
er ja bekanntlich auf Nnrcgung dcs Kaiscrs ansgesührt hat.
Die heutige Nummer umsaßt vier Bliitter, zusamme« 18 Seiteu.