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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1904 - 31. März 1904)
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Grstes Blatt.

DiWtllg, 15. Miirj M4.

^6Z



Lrscheist täglich, SonntagS auSgenommen. Prei» mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's HauS gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch di« Post

bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag dcr Jnserate anf den Pla kattafeln der Heidelberger Zeitnng und dui städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Deutscher Reichstafl.

Berlin. 14. März. Vor Eintritt in üie Tages-
ordnung machte Kolonialdirektor Dr. Stübel Mit-
teilung iiber Forderungen des Gouverneurs oon Südwest-
afrika zur llnterdrückung des dortigen AMtandes (Siehe
unter der Rubrik: Zum Aufftand in Südwestafrika.)

Nachdem Präsident Graf Ballestre m bemerkt hat,
daß der Reichstag auf die Sache zurückkommen werde,
sobald die angekündigte Vorlage eingegangen ist, geht das
Haus zur Tagesordnung, W e i t e r b e r a t u n g des
Militäretats, über.

Der Antrag Oriola auf Wiederherstellung der Regic-
rungsforderung bezüglich dcr Zahl dcr linteroffizicre wird rnit
104 gegen 104 Stimmcn abgclehnt. (Große Heitcrkeit.)

Hierauf wird der Antrag Spah n auf Bewilligung von
719 Unterofsizieren mehr, als die Büdgetkommission bewilligte,
niit großer Mehrheit angenommen.

Die Resolution der Bndgetkommission, betr. die Vermci-
dung der Einberufung von Reservisten tn der Erntezeit wird
sast einstimmug angenommen.

Jm Lanfe der Weiterberatung wünscht

Abg. Drocscher (d.-kons.) beim Titcl Bekleidung und
Ausrüstung, datz Licferungen an ortsansässige Handwerker
Und Handwerksgenossenschaften vergeben werden.

Abg. Zubcil (Soz.): Durch diesen Vorschlag würde nnr
das Schwttzshstem, die Heimarbeit gefördert werden. Redner
sührt dann Klage über Behandlung und Bezahlung in den
staatlichen Bckleidungsämtern, besonders in Straßburg.

Generallentnant v. G a l l w i tz legt cingehcnd die Ver-
hältnisse in den staatlichen Bekleidungsänitern dar, die sich
burchaus bewährt hätten, und rechtserttgt die Vcrgebung von
Anbeiten an die Strafanstalten. Die Arbeiter dieser Beklei-
oungsämtcr müßken sich von Umstnrzbestrebungcn fernhalten.

Nach weiterer unerheblicher Dcbatte wird Kapitel Beklei-
"üng und Ausrüstung dcr Truppen in dcr Kommifsionsfassung
llenehmigt.

Bei Kapitel Garnisonverwaltung und Servis bittet Abg.
(>> Gersdorff (kons.), daß Städte mit überwiegcnd dcut-
lcher Bevölkerung tn Poscn bei Einrichtung von Garnifonen
"«rücksichtigt toerden mögen.

Wbg. Graf Mielzynski (Pole) wendet sich gegen die
Eohkottierung polnischer Wirtschaften durch Osfiziere.

Abg. v. Gersdorff (kons.): Die polnischc BevMerung
wache den Deutschen ebenso.

Bei Kapitel Manöverkosten wird über unzurcichende
)-htschädigung der Flurschäden geklagt; General v. Gall-
">ttz betont, daß die Zentralstelle allen berechtigten Wünschcn
^uchkomme.

. Abg. v. Oer tz e n (tvildkons.) führt Fälle aus scincr Er-
kahrnng <rn, wo die Militärverwaltung Lei Flurbeschädigungen
uch sehr entgegenkommend gezeigt hatte.

, Bei dem Kapttel Militärmedizinalwescn wünscht Abg. S ü-

k u m- (Soz.), daß die Behandlung sexueller Krankheitcn
OE' Militärpersonen mit mchr Aufmerksamkcit befolgt iverde.

Generalleutnant Sixt von Arnim weist darauf hin,

nach statistischen Angaben dic Geschlechtskrankheiten im
v^ere abgenommen haben.

- Nachdcm eine Reihe weiterer Kapitel bis zum Kapitel „Er-
lsttz" nnd „Resevvcmcmnschasten" erlebigt worden sind, vertagt
Och das Haus auf morgen.

Deutschcs Reich.

Badcn.

„ , Die verschiedensten bundesstaatlichen Regierungen
^keileir sich, in offizieller Fererlichkeit die einen, durch

Nermittlung der offiziösen Presse die andern, zu erklären,
daß sie im Bundesrat gegen die Aufhebung des Z 2
des I e s u i t e n g e s e tz e s gestimmt haben. Entschei-
dend hat, wie der „Schwäb. Merk." aus znverlässiger
Quelle hört, der UmfatlBadens gewirkt, das lange
entschieden für die Aufrechterhaltung des ganzen Gesetzes
eingetreten war. Ia, man geht schwerlich fehl in dcr
Annahme, datz dte Abberufnng ües langjährigen badischcn
Gesandten in Berlin, des Herrn Jageinann, und sein
Ersatz durch den Grafen v. Berckheim im Zusammenhang
steht mit der Aenderung der Ansichten der badischen Re-
gierung. Und sonst wohlunterrichtete Leute wollen weiter
Ivissen, datz bei der lctzten Anwesenheit des Großherzogs
in Berlin ein starker Drnck auf den alten Herrn ausge-
übt worden sei, seine Regierung im jesnitenfreundlichen
Sinn abstimmen zu lassen. Man nrag die Vorgänge in
letzter Zeit ansehen von welcher Seite man will: sie bleiben
bedauerlich und werden ini Gedächtnis der treuesten Pa-
trioten weder als diplomatische noch als nationale Erfolge,
wohl aber als das Gegenteil davon fortleben.

— Am 10. d. starb in Wien, 64 Jahre alt, Feld-
zeugmeister nnd wirklicher Geheimerat Leander v o n
Wetzer. Der Verstorbene war ein Badener, ge-
bürtig aus Freiburg i. Br., wo sein Vater als Univer-
sitätsprofessor tätig war und sich als Mitherausgeber des
Wetzer und Welte'schen Kirchenlexikons einen Namen ge-
macht hatte. Schon in frühen Jahren trat der nunmehr
aus dem Leben Geschiedene in die Pionierschnle in Tulln
a. tz. Donau ein, machte, zum Leutnant befördert, öen
österreichijch>-italienisch-französischen Krieg im Jahre 1869
nnd 1866 den preutzisch-österreichischen Krieg in Vöhmen
mit, wobei er sich als tapferer Soldat bewährte. Später
im Generalstabe verwendet, wurde er, zum Oberst be-
sördert, m!t der selbständigen Leitung der kriegsgeschicht-
lichcn. Abteilung betraut und darauf zum Direktor des
Kriegsarchivs ernannt, das er aus ziemlich nngenügen-
dern Zustande heraus zu einem wissenschaftlichen Jnstitute
ersten Ranges emporhob. Literarisch vielsach tätig, ver-
schaffte er sich einen Namen als bedeutendcr Historiker.
Seine Leisümgen fanden grotze Anerkennung. Vom Kaiser
Franz Josef wurde ihm der erbliche Adelstand vcrliehen,
viele österreichische und andere Orden, darunter auch das
Komniandeurkreuz des Zähringer Löwen-Ordens und das
Ehrenzeichen für Knnst und Wissenschaft, wurden ihm
zuteil, ebenso wurde er zum wirkl. Mitglied der kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften ernannt.

Karlsrnhe, 14. März. Ileber die Arbeiten der
bad. We r f a s s u n g s k o m m i s s i o n schreiben sozial-
demokratische Blätter: Die Wahlreformvorlage ist in erster
Lesung von der Kommission dnrchberaten worden. Von
den Verschlechterungen, die die Regiernng haben wollte,
sind in der Kommission ein Teil ganz beseitigt, ein anderer
stark abgeschwächt worden. So wivd nichts aus der Aus-
dehnung des Bndgetrechts der Ersten Kammer. Es bleibt
bei dvm Uebergewicht der Zweiten Kammer; dadurch ist
aber auch die Verstärkung der Ersten Kammer ziemlich
belanglos geworden. Die Paragraphen betreffs des Bnd-
getrechts haben folgende Fassiing erhalten:

8 60.

Ter Enttvurf dcs Finanz-gesetzcs nebst dem Staats-
buöget^und alle sonstigcn auf die Aufstellung und den Vollzng
des Staatsbudgets bezügkichen Vorlagen, ferner Entlvürfe,
ivelM die Ausnahme von Anlehen, die Veräußerung, Be-
1-nstung oder Verwendung des L-taats- und Dvmänenvermö-
gens oder die Verwaltung der Stnats-Einnahmen und -Aus-
gaben betrefsen, sowie Entlvürfe über direkte und indirekte
Stantssteuern sind zuerst der Zweiten Kammer vorzulegen.
Sie gelangen, unbeschadet der vorläufigen Mitteilung Ler
Zlveiten Kamnier über cinzelne Teile des L>taatsbudgets, nur
d au n « n dic E r ste Kammer , wenn sie von dcr Zwei-
ten Kammer nicht i ni ganzen abgeIehnt worden sind.

8 61.

Wcichen in Weziehung auf einen von der Zweiten Kammier
angenom!menen Entwurf der in Z 60 bezeichneten Art die Be-
schlüsse der Ersten Kanmier in einzelnen Punkten von denen
dcr Zweiten Kamnier ab, so hat auf Verlangen der Rcgierung
eine wiederholte Beschlußfasfung beider
K a m m ern zn erfolgen. Kommt hierbei cine Uebereinstim-
-mung nicht zustcmde, oder hat mangels eines darauf gerichteten
Verlangens der Regierung cine wiedcrholte Bcschlußsaflunig
nicht stattgefunden, so ist der Abstimmung der Ersten Kanmier
über den Entwurf im ganzen die Fassung zu Grunde zn legcn,
in Ivelchcr der Entwurf von der Zweiten Kcnnmer ange-
noimnen wordcn ist.

Z 61a.

Lehnt die E r ste Ka m -me r einen von der Zwciten Kam-
nier angenommenen Entwurf der in Z 60 Lezeichneten Art
im ganzen ab, so treten auf Verlangen der Rvzierung die bei--
den Kammern zu gemeinsamer A b st i m m u n g zu-
sammen, und Ler so gesaßte Beschluß gilt daiin als Beschluß-
der Landstände.

Vorerst h-at jetzt wieder die Regierung das Wort. Jn
der nächsten Zeit soll sie ihre Stellung zu den Kominis-
sionsbeschlüssen präzisieren und erst dann wird in die
zweite Lesung eingetreten.

Etttingen, 14. März. Auf dcr Bism-arck-
sänle war hente eine Flagge auf Halbmast gehitzt.
Darunter besand sich ein Plakat mit folgender Aufschrift:
„B i s m arck verhülle Dein Angesicht, der Michel geht
wieder nach Canossa!"

Vadischer Landtafl.

44. Sitznng der ZweitenKammer.

Karlsruhe , 14. März. Präsident Dr. Gön -
ner eröffnet die Sitzung nm i/^5 Uhr. Eingegangen ist
eine Bitte der Gemeinde Singen um etnen Staats-
beitrag für eine Wasserleitung.

Zur Beratung ste'ht zunächst der S chwe tz i n ge r Wahl-
protest, über den Abg. Dr. Weygoldt Bericht erstattet.
Gegen dic Wa-Hl des Abg. Ihrig ist Einfprache erhoben wor--
dcn auf Grund folgcnder Punkte: 1. Hauptlehrer Stein in
Hockenhcim soll dcn sozialdemokratischen Wahlmännern in
Neulußheim 100 Liter Bier versprochen haben. Die Erhebnn--
gen ergaben, daß tatsächlich 100 Liter Bier in Aussicht gestellt
wurden, falls Jhrig gewählt würde; allein es konnte nicht be-
Iviesen wcrden, daß Stcin das Bier in Aussicht gestellt hat;
nuch wnrde der Beiveis nicht evbracht, daß Len sozialdemokra-
tischen Wahlinänncrn Bier versprochen wurde. Die Komtnif-
sion erachtete daher diesen Punkt für uncrheblich. 2. Haupt-
-lehrcr Stein habc, um die sozialdemokratischen Wählmänner
gegen die nationalliberale Kcmdidatur auszuhetzen, das Ge-
rücht ausgcstreut, Raffchreiber Pflaum in Hockenheini habe nnt
Bezug aus die sozialdeinokratischcn Wählmänner geäußert, er.
kaufe dic Lumpen um, 4 -«choppen Bier. Die Erhebungcn er-
gaben, datz wvhl eine ähnlichc Redensart in Altluß'heim unilief.
die aber nicht vorr Stein herrührte. Auch diesem Punkt hat

Kleine Zeitung.

D' Hochschulnachrichten. Jena, 14. März. PrivatdvA
is ^6ert Meyer in Breslau hat den Ruf als ordentliö
iür deutfches Recht an die hiesige Umversität an.

7^ Frankfurt, 14. März. (Z u m Raubmord
der Ze i l.) Die ini Laufe des Vormittags. der
"'ttankf. Ztg." aus Hamburg zugegangenen Nachrtchten
^leitigen. anch den letzten Zweifel, daß der Kutscher
6 f f o r st -Mr Möbelträger Bruno Groß die
ei^^^ üon Hermann Lichtenstein sind. Stafforst hat
^eständnis abgelegt. Das Geständnis wurde durch
eigenartigen Umstand herbeigeführt. Ein Bereiter
p^diciunschweig war tvegenUnterschlagung am Samstag
de verhastet word-en. Er hatte Stafforsts Bild an

Anschlagstafel etner Polizeiwache gesehen. Er kannte
^ Osiorst von früher nnd kam dort mit ihm zusammen.

wfforst nannte ihm seine Wohnung nnd zeigtc ihm
^ -.^'"cksachen von Lichtenstein. Hiervon machte der Be-
ior^ Polizei WUtteilung. Jn der Wohnung Staf-
man dann tatsächlich Lichtensteins Uhr, beide
forN und 40 Mk. Bargekd. Hieraus wurde Stas-
ren -^?^Mols vernommen. Endlich legte er ein volles
Ge-ständnis ab. Er erzählt: Er habe Groß
kan, kennen gelernt. Als Stafforst nach Frankfurt
Mili F^^egnete er Grotz wiedcr. Sie sannen dann anf
halw^ Wege, nm fich Geldmittel zu verschaffen. -Grotz
den Lichtcnstein als einen reichen Mann er°
oni, in dessen Geldfchrnnk sich 60 bis 70 000 Mark be-

fänden. Stafforst habe sich geweigert, die Btordtat mit
auszusühren, aber Grosz habe ihn durch Drohungen ge-
zwungen. Drei Tage lang, am 23., 24. und 25. Februar,
seien sie auf dem 'Wege nach dem Lichtensteinschen Haus
geweseu, aber sie seien uicht zur Ausführung des Planes
gekommen, weil dcm Stafforst der Mut gefehlt habe.
Graß sei sehr anfgebracht darüber gewesen. Er habe
wiederholt Drohungen ausgesprochen, alte Geschichten
von Stasforst zur Anzeige zu bringen, wenn Stafforst
nicht ernst mache. Am 26. Februar habe Stasforft nach-
gegeben, am Mittag seien -sie in das Lichtensteinsche Kon-
tor gegangen, wo Lichtenstein allein anwesen'd- war. Sie
hätten vorgegeb-en, ein Klavier zu kaufen. Jm geeigneten
Moment schlugen sie Lichtenstein nüt einem Zweikilostück
nieder. Lichtcnstein setzte sich zur Wehr. Darauf wurde
er mit eincm Bindfaden erdrosselt. Sie schleppteu die
Leiche ins Hinterzimmer. Stafforst stand Wache, wäh-
rend Grotz den Geldschrank öffnete. Er fand nur 800
Mark und fie teilten das Geld. Nachdem sie den Platz
der Tat verlassen, reiste Stafforst sofort von Frankfurt
ab. Der ursprüngliche Plan von Groß war, nach der
Aussage Stafforsts, Lichtenstein zu erschretzen. Zwei Re-
volver wurden gekauft. Stafforst sollte Lichtenstein Sand
in Zie Augen strenen, Grotz die Schüsse abgöben. Nachher
war der Plan geändert und man beschlotz, Lichtenstein zu
erschlagen. Stafforst führte sich als Wirt aus Offmbach
eiu, Groß als Vermittler des angeblichen Klavierkanfs.
Wiederholt besuchten sie 'das Lichtensteinsche Geschäftslokal.
Am 26. Febrnar fiel dies Lichtenstein besonders auf.
Als beide flüsterien. stieg Lichtensiein eine böse Ahnung

auf. Er schrie: „Was wollt Jhr von mir?" Davauf
schlug Groß, so sagt Sto!fforst, Lichtenstein uieder. —-
Mt denr Bebraer Zug um 7 Uhr 54 Miuuten ist heute
Abend Friedrich Stafforst, der am Freitag in. Hamburg
verhastet worden war, auf 'd-em Sachsenhäuser Bahnhof
eingetroffen. Stafforst ist nicht geschlossen. Jst dieser
blutjunge Mensch mit dem schmalen, schön geschnittenen
Gesicht und den sympathischen Zügen ein Raubmörder,
der nach wohlüberlegtem Plan ein granenhaftes Verbre-
chcn zur Vernichtung eines Ndcnschenlebens vorbereitete
und kQltblütig durchführte? Stafforst ist 25 Jahre alt,
der Bartlose macht abev einen viel jüngeren Eindruck..
Man hält ihn für einen Zwanzigjährigen. Er ist sehr
niedergeschlagen, fast gebrochen. Willenlos folgt er seinen
Führern, den Kopf trägt er gesenkt, die Augen- weichen
nicht vonr Erdboden. Morgen früh soü 'Stafforst seinem
Komplizen Briino Groß gegenübergestellt werden. Grotz
hat keine Ahnnng von den Vorgängen der ketzten Tage,
er weitz nichts von der Verhaftung des Gcnossen, den ec
wohl in Sicherheit glaubt. Das m-acht ihn wohl auch
so zuversichtlich in scinem Anftreten vor der Polizei un!d
deni Untersiichnngsrichter. Deiui ohne die Festnahme
von Stasforst wäre cs nicht lcicht gewesen, Grotz zu über-
sühreu. Gotz war .Kunstfreuud. Jn scinem Zimmer in
der Hansteinstratze hatte er seine eigencu Möbel unterge-
bracht. Dort hat er fünf 'Gemälde, Landschaftcn, znrück-
gelassen, die er auf Dersteigernngen erworben hatte. Sie
sollten sein künftiges Heini schmücken, denn er gedachte
in knrzem zu heirat-en. Er besaß eine griechische Büste
nnd einc Doppelbüste von Schiller und Goethe.
 
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