Erstes Blatt.
SamstW, 9. AMar
Erschciut täglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's HauS gebracht. bei der Expcdition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post
bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auLschließlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für htestge GeschästS- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnierate aus den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtlschen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.
Französische Zäger in Badenj
lautet die Ueberschrlft eines Artikels in der „National-
zeitirng", welcher geeignet ist, großes Aufsehcn zu er-
regeu und zu eingehendien Untersuchungsen Anlaß gu
geben. Wir entuehmen der senfationellen Veröfsent-
lichung diejenigen Stellen, auf welche es hier antommt.
Sie lauten:
Jn manchen Bevölkernngskreisen Badcns wird die Ueber-
handnahme franzonscher Jagdpächter in der oberüadischen
Rheinebem: als aufsehenerregettde Erscheinung angesehen und
besproch-n. Wenn von den verschiedcnartigen, mitrmter aben-
teuerlich klingsnden Gerüchten, wclchc von Mund zu Mund
gehen, nur ein kleiner Teil auf Wahrheit beruhen sollte, so
würden fragliche Jagdpächtungen allerdings eine über den Jn-
teressenkreis harmloser Jagdliebhabcr weit hinausgehcnde Be-
achtung verdienen; denn jene Gerüchte drehcn sich um nichts
Geringeres als um den Verdacht, datz es sich im vorliegcn-
den Falle um ein ausgedehtes französisches
Spionageshsteni besonders raffinicrter nnd
auch besonders gefährlicher Art handle I
Die Behauptung von «ininheimischen Jagdliebhabcrn kann
man autzer Rechnung lassen. Ilnter diescn findet sich eine sehr
grotze Zahl, welchen die französischen Pächter die Jagdbezirke
weggesteigcrt haben oder welche befürchten, sie zu verlieren;
diese Leute sind natürlicherweise auf die Ausländer sehr fchlecht
zu sprechen und jeder Zeit bereit, an die tollsten Dinge zu
glauben. Ganz abgesehen von dieser tendenziöscn Gespenstcr-
seherei blecht aber doch eine Reihe von Tatsachcn bestehen,
welche selbst dcm ruhigsten, vorurteilsfreiesten Beobachter be-
fremderid erscheinen müssen.
Hierher gehört zunächst die Tatsache, datz die Zahl der
französischen Jagdpächter in den letzten Jayrcn
fehr grotz geworden, und datz natürlich auch die Zahl dcr
von den badischen Bezirksämtcrn für Franzoscn ausgestellten
Jagdpässe im gleichen Verhältnis gewachsen ist. Es kann be-
hauptet werden, datz südlich der Murg sich kaum noch ein grö-
tzerer Jagdbezirk in deutschcn Hünden befindet: cntwcder
sind die grötzeren Jagdgebiete von französiischen Gesell-
schaftcn direkt gepachtet, oder aber diese habcn elsässische Pärhter
vorgeschobcn und die Franzoscn erschcinen als Gäste. An der-
artigen Jagden nehmcn a u s s ch l i etz l i ch Franzosen
teil, und es wird nur französisch gesprochcn. Auffällig ist
jedenfalls die weitere Tatsache, datz die Jagdlieühaber aus
Frankreich sich beinahe ausschlietzlich den Teil Badcns südlich
der Burg bis Basel zur Befriedigung ihrer Jagdpassion aus-
gesucht haben. Schon das badische Unterland nördlich der
Murg ist völlig frei von französischen 'Jagdpächtern, obgleich
dort die Fagdem weit besser sein follen als im Oberland. Eine
ganz besondere Anziehungskraft scheinen aber die in dcr Um-
gebung von Stratzburg gelegenen badischen Bezirke auf die
Franzosen auszuüben. Es wird von Cmgeweihtcn versichert,
datz in der Umgebung Stratzbnrgs innerhalb «ines Halbkreises
von 80 Kilometern beinahe sämtliche Jagdbezirke, und be-
sonders die Waldungcn, auf badischer Seite in französischen
Händen oder im Besitze solcher Elsässer sind, welchc nnr Fran-
zosen zur Jagd einladeu. Es ioerden hier besondcrs genannt
die Gemarkungcn Wagshurst, Ncufreistett, Urloffen, Sand,
Windschläg, Reumühl, Eckartsweier, "Hesselhurst, Hoynhurst,
Griesheim, Meihenheim, Weier (wo sich ein französisches Jagd-
schlötzchen befindet); ebcnso beginnen sich die Franzosin im
Renchtal als Jagdpächter anzusiedeln. Das ganze in der Rhein-
ebene dem Kniebispatz utid dem Kinzigtal vorgelagerte Gclände
mit geringen Ausnahmen, die Waldungen aber nahezu alle,
sind in Händen französischer oder franzosonfreundlicher Jagd-
pächter. Tatsächlich jagen heute französische Offiziere nnter den
Wällen der rechtsrheinischen Forrs dcr Fcstung Stratzburg nnd
durchstreifen, mit badischen Jagdpässen ausgerüstct, ungehindert
das ganze Gebiet zwischen Rhcin und Schwarzwald. Ällerdings
sollen sich die Herren als harmlose Fndustrielle, Bankiers, Guts-
bcsitzer usw. einführen. Wer will die französischen Legitima- ^
tioncn auf ihre Richtigkcit prüfen! °
Auf die Frage, wcshalb sich die zahlreichsn cinheimischen
Jägcr in jcner rcichen Gegcnd dcrart die Jagdbezirke weg- ,
steigern lassen, crhält man die Antwort — gegen die Fran- ;
zosen ist jede Konturrenz vergcblich; sie überbieten sclbst üas z
höchste Gebot. Es wird bchauptet, daß bei Offenburg eme
Waldjagd von Franzosen nm den wohl noch nirgends erreichten :
k Preis von 17 Mark pro Hektar ersteigert worden sei. Die Ge- -
r meinden in der Rheinebene ziehen aus den ungeheuren Jagd- j
j pachtsummen Einnahmcn, welche ihnen sehr zu statten kommen z
x unb auch von jedermarm hierzülande gegönnt iverdcn, viclleicht j
i mit einziger Ausnahme der emheimischen Jagdliebhabcr, die ;
! sich aus ihren altgewohnten Fagdgründen verdrängt sehen. ^
) Man mag über Ke Kombinationen, tvelche zunächst von. dsn >
j nm ihre Fagdcn gebrachten deutschen Jagdliebhabern ausgehcn, j
nach Beliebcn spotten — ohne allc Bcdenken sind aber die tat- s
sächlichen Verhältnissc in der oberbadischen Rheinebene doch i
nicht, undl cS hab>en fchon sehr crnsthafte Lcutc sich gewundert, >
datz, angesichts dieser cigenartigen Ucberschwcmmung ciucs i
grohen Gebietes mit Ausländern, an matzgcbcnder Stelle nicht ?
init Dingen gcrechnet wird, welche vielleicht nach Spionen- s
riecherei aussehen, abcr deshalb doch nicht zu den Dingen der -
Unmöglichkeit gehörenl i
Praktisch handclt «s sich namcntlich nm die gcnaue KenutniS )
der Z ugänge zn dcn strategisch hochwichtigen s
S ch'w a r z Wa l d p ä s s e n imd Äes dicsen vorgelager- ;
ten Geländes bis auf den geheimsten Waldpfad. Die s
« Grundlage der „Strategie" ist die Terrainkenntnis; es sind z
s schon Schlachten' gewonnen bezw. berloren worden infolge der s
: Kcnntnis eines 'einfacheu Weges, eines Ueberganges nsw. Und s
! welche Bedeutuna hat die genane Terrainkenntnis fiir die Pa- ?
? trouillenführer, für den Kuudschafterdienst im Kriege! Ein j
i dentscher Jäger follte cs sich einfallen laüen. jensiits der Vo- s
j gesen eine Jagd zu eriverben und französtschcs Gebiet abzu- !
j strcifen l . . i
Iln Bädvn iinü in Elsaß-Lotbringen werden dieie j
! Ausfülirimstl'n mit imniittelbarem Interesse gelesen wer- I
j den. Die „Nationalzeitung" ist ein ernstes Blatt, das j
l nicht leichtsirtig Nörgebt und sich seine Korrespondenzen s
! genau ansiebt. Von „Spionitis" ist man ja in Teutsch- !
s land frei; aüdererseits aber sind die Betzmwtmrgen des ba- ?
i dischen Gewäbrsmannes der „Nationalzeitung" so ernst,
E daß man. sie nicht unbeachtct lassen darf.
Deuischcs Reich.
— Die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt das Gerücht von ^
i U n i f o r m ä n d e r u ii g e n und zwar Einführung )
: einer Grundfarbe für die Waffenröcke, Ersatz der Feld- -
' binde durch ein lleberschnallkoppel, Anbringung von Ab- ;
! zeichen des Dienstgrades auf den Aermel und Vertau- i
s schung der grauen Litewka durch eine graugrüne für vöttig '
> nnbegründet.
— Die Hochzeit der P r i n z e s s i n M a r i e R e u ß ;
! ältere Linie, die am 14. Januar stattfinden sollte, i
s ist verschoben worden, weil, wie die „Allgem. Ztg." er- i
i fährt, die Eltern 'des Bräutiganis, deS Leutnants Baron )
l Guagnoni, die streng katholisch sind, wegen der am Bücke- )
- burger Hofe — die Mutter der Prinzessin war eine ge- I
> borene Prinzessin Jda zu Schaumburg-Lippe —- gefor- i
j derten Trauung nach protestantischeni Ritus Schwierig- s
j keiten machen.
s — Wie das Kriegsministerium mitteilt, hat der Kaiser
mit Rücksicht auf die notwendige Gediegenheit der Bautsn
besümmt, daß die Verlegung des westfäl. Husaren-
regiments Nr. 11 aus Düsseldorf nach Krefeld
erst ain 1. April 1906 erfolgen soll.
- Für die Marine werden nach der „Frankf Z."
1l n i f o r m ä n d e r u n g e n beabsichtigt. Es sollen
n. a. die Stabsoffiziere und Admiräle eine andere Mütze
erhalten, auf deren Schirm sich Sfickereien befinden, an
denen man ihren Rang erkennen kann.
— Eine spstematische soziale A u f k l ä r u n g
nnter den Arbeitcrn d n r ch Arbeiter selbsr will ein
großer sozialer Nusbildungskursus anbahiien helfen, der
sür dieses Jahr der „Deutschen Tagesztg." zufolgs von
k i r ch l i ch - ch r i st l i ch - s o z i a I e r Seite geplant
ist. Als Zeit sind sechs Wochm festgesetzt. Die Koiten
betragen 70—80 Mk. und werdsn zumeist von einer Ge-
werkschaft gedeckt werden nnissen. Hier und da müßte
auch Entschädigung für entgangenen Arbeitsverdiensi ge-
zahlt werden. Die Höchstzahl der Kiirsisten soll 46 sein,
in erster Linie Arbeiter, doch schließt man Angehörige
anderer Berufe nicht aus. Generalsekretär Lic. Mnmnr
hat ein eingehendes Lehrprogramm ausgearbeitet.
— Der im 22. sächsischen Reichstags-Wahlkreis zum
zweiten Mal unterlegene Kandidat Graf v. H o e n s --
broech veröffentlicht in der „Tägl. Rundsch." eine sehr
hestige Erklärnng gegen die Konservativen nnd Agrarwr
im Wahlkreis, die, wie er behauptet, die Stimmung für
ihn verdorben haben.
Badcn.
— Während der Großherzog sür den erkrankten
F i n a n z m i n i st e r einen verantwortlichen Vertreter
ernannt hat (siehe Amtliches) gilt fnr den S t a a ts °
ministerv. Brauer eine Stellvertretung nicht nichr als
nötig, da seine Genesimg so rasch voranschreitet, daß sein
.Erscheinem iw Landtag auf Mitte oder Ende dieses Mo-
nats mit Bestimmtheit erwartet werden kann, Für die
wichtigsten Staatsgeschäfte soll der Minister tzem Verneh-
men nach seine Arbeit bereits wieder aufgenommen haben.
KarIsriihe, 8. Jan. Das Befinden des Finanz-
ministers Buchenberger ist nach wie vor ernst.
Die Temperatur beträgt 37,8,
KarIsruhe, 7. Jan. Jm Februar p. I. hat die
hiestge evangslische Kirchengenieindeversammlung, wie
man der „Straßb. Post" schreibt, die Ablösung der
Stolgebühren der Geistlichen mit WirLung
vonr Jahre 1904 an beschlossen, ist aber dabei von den
Vereinbarungen in anderen Städten des Landes insofern
abgewichen, als bestimmt wnrde, daß im Falle der Zu-
ruhesetzung eines Pfarrers derselbe die Hälfte des zuletzt
bezogeneii Ablösungsbetrages, böchstens aber 1000 Mark
als Ruhegchalt und ini Falle seines Todes die Hinter-
bliebenen, die Kinder bis zum 18. Lebensjahre, die Hälfte
des dem Pfarrer hiernach zustchenden Ruhegehaltes als
V e r s o r g u n g s g e h a l t erhalten sollen. Mit diesen
Zuwendungen wäre ein geeigneter Ansang zur Beseitigung
der ans den nngenügenden Gehältern der Geistlichen her-
rührenden Nachtcile gemacht; der O b e r k i r ch e n r a t
hat jedoch die Genehmigung hierzu vers a g t, weil die
Stadttheater.
Heibelberg, 8. Jan.
„Der Barbier von Sevilla" von G. A. Rossini.
Rossinis Meisteroper, die schon seit mchreren Fahrcn bei
uns nicht mchr aufgeführt wordcn, tvurdc mit gutem Erfolge
eiittu<il wieder in den Spielplan aufgcnommcn. Das durch
seine unverwüstlichc Grazie uud seincm gcistsprühcnden Humor
immer wieder hinreihendc Werk üietet schon durch den leicht-
beflügelten Eharakter seiner Dpvache und Ausdrucksweisc
einem nicht ronmnischen Sängerpersonal die grötzten Schwie-
rigteiten, ganz abgcsehen von den hohen Ansorderungen, üie
es an die Gesangsrechnik >der Einzelnen stellt. Datz diese Oper
hier eine immeryin ganz respektable Wiedergabe findet, ist ein
nicht zu unterschätzendes Zeichen einer fortschreitenden Ent-
wicklung nnd gercrcht unserem dicsjährigcn Personale und
seinem Leiter zur Ehve.
Frl. Kornar janü sich als Rosine mit dem musikalischen
Beile Vortvesflich ab; ihre Äoloratur war vein und beweglich,
besonders in ihrer AuftrittSarie, allerdings war der Mangel
an Kraft in dcn Ensemblenummcrn wiedcr sehr fühlbar. Jhr
Sviel dürfte Lurch ein wenig mehr Tempevamcnl noch gc-
winnen. Jn dieser Beziehung ist der Figaro des Herrn von
Keller um so niehr zu loben, welcher auch in dieser Partie
sein ernstes Streben nach guter Charakteristik bckundete, wie
er auch gesanglich durchweg lobenswert war. Herr Mark war
leider so ertallcl, dag man seine Gesangsleistung nur wenig
beurteilen kann. Doch wurde er schauspielerisch seincm Alma-
viva im ganzen sehr gerecht. Den Bartolo stattel Herr
Becker mit seinem gemütlichen Humor aus und kommt
dadnrch dcm Jdeale des echten Batzbnsfo der alten komischen
Oper, der in unserer Zeit fast ausgestorben ist, crheblich nahc.
Auch Herr Lang brachte seinen Bcrsilio des östeven zu mcist
komischer Wirknng. Die kleinen Rollen dcr Marzelline und
des Fiorillo fanden dnrch Frl. Caro und Herrn « t a u f-
fert angemessene Vertretung.
Das Orchester brachte unter Leitnng von Musikdirektor
Nadig die prickelnden Reize der Rossinischen Musik zur vol-
len Geltüng. _ L.
> Oscar Straus-Ensemble-Abend.jI
Keidelberz, 9. Jcm.
Da haben wir wieder einmrststccht 'herzlich gelacht nnd nns
gut unterhalten. Das dürsten wohl die Äteisten der Besucher
ycsagt haben, als sie nach Schluß der Darüietungcn des
Straus-Ensemblcs gestern Aücnd den yroßen Harmonie-Saal
verlicßen. Und tatsächlich warcn es köstliche und amüsanle
Stunden, die uns gestern Abend Herr Oscar Straus mit sei-
nem neu zusammengestellten Ueberbrettl-Ensemble bereitete.
Wären die Leistungen aller derartigen Knnstveranstaltungen
solchc, wie wir sie gestern sahen und hörten, uns wäre nicht
bange um das Fortbestehen der Ueberbrettl's, bunten Bühnen,
oder wie sie sonst heißen, diese Ueber- und Unter! Der Be-
suchcr dcrartiger Veranstaltungen will sich nicht an grotzen
Kunstleistungen erbaucn, sondern will sich unterhalten und
lachen, nnd dies konnte er gestern Abend im vollcn Maßc. Schon
dic im 2. Teil dcs Abends vorgetragenen Kouplets und Pa-
vodicn des Frünlein Bozena Bradzky allein hätten ge-
nügt um die Zuhörcr vollauf zu besriedigen. 'Jyre Darstellung
cines „trunkenen Mädchens", . ihre „Tanz-Parodien" sind
wohl cinzig. Man mutz sie zesehen haben, diese Bradzky, ivie
sie tanzte, wie sie lachte und wie sie sang! das dürfte ihr eine
andere Ucberbrettl-Diva so lcicht nicht nachmachen! Der ran-
schende, nicht cndenwollende Beifall nach jeder ihrer Glanz-
leistungen war ein wohlverdientcr. Eine sehr gute Krast be-
sitzt Herr O. Strautz auch in Herrn Hans Fredy, einem
vorznglichcn Komiker! Dieser Künstler.wirkt schon dnrch seine
originellen Gesichtszüge; es ist ihm daher ein leichtes, mit
gntem Vortrage seinen Darbietungen zu vollem Erfolge zu
verhelsen. Waren seine humoristischcn Vorträge im 1. Teil
zwar altbekannt, so crziclte cr durch die Gediegenheit seincs
Vortrages damit doch großen Beifall. Gevadezu stürmisch
tvar dieser jcöoch nach scincm Auftretcn im 2. Teil, wo er z.
B. mit seinen „iniernationalen Gesängen" wahre Lachkrämpse
bei den Zuhörern hervorrief. — Recht amüsant und chic ist
auch Fräulein Mitzi Bardi, die 2. Diva des Enscmbles,
welche durch Vortrag reizender Liedchen sich bald die Gnnst
des Publikums eroberte. Besonders das Liedchen „Hätt' die
Fran Mutter" wurde von ihr ganz allerliebst gesungen. —
Mit ihren Vorträgen und Chansons ünrste zlvar Fräulein
Carla Lingen vor „höheren Töchtern" nicht erichcinen,
doch versteht es die Künstlerin, dieselben derart pein zu brin-
gen, daß sie nicht abstotzend, sondern ganz crgvtzlich wirke'n.
Wie köstlich und gut waren z. B. die Vorträge des Chanson's
„Der Atann" oder „Die rcichcn Lcutc", cmcm geoiegenen
Gedichte von Eyslcr! Auch ihr ward reichcr Bcisall zu Leil. —
Jn Herrn RovertÄoppel lernien wir iwch eirien Künstlcr
kennen, der sowohl allein, als vereint mit der kostlichen Bradskh
als Sänger sowohl, wie als guter Plime scinen Mann stellt.
Seine Solo-Gesänge, wie „Herr Duncan ', oder „Tev Teüsil
ist ein Mann ein- Wort" sind wahre Prachtlcistungen! — Herr
Oscar Strans verdient nicht biotz als Leiter öiescs Cm-
sembles, son'dern auch als vorzüglicher Klavierbegleiter bei
den Solo- und Dno-Gesüngen voues Lob. Hossin wir, datz
er bald wieder mit einem ebenso guten Ensemble uns erfreut!
Kleine Zeitung.
— Der vcrlicbte Mcnelik. Aus Athen bekommt dtzr
Nachricht, daß Menelik, der Kaiser von ALessynien, sich
trotz seiner 59 Jahre noch einmal fürchterlich verliebt hat.
Die Anserivählle seines Herzens ist die Frau eines grie-
chischen Arztes, Helene C . . . ., eine Dame von geradezu
überirdischer Schönheit. Sie machte mit ihrem Gatten
Die heutige Nrrmmer umfaht drei Vlätter, zusamMen 14 Seiteu
SamstW, 9. AMar
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bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auLschließlich Zustellgebühr.
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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnierate aus den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtlschen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.
Französische Zäger in Badenj
lautet die Ueberschrlft eines Artikels in der „National-
zeitirng", welcher geeignet ist, großes Aufsehcn zu er-
regeu und zu eingehendien Untersuchungsen Anlaß gu
geben. Wir entuehmen der senfationellen Veröfsent-
lichung diejenigen Stellen, auf welche es hier antommt.
Sie lauten:
Jn manchen Bevölkernngskreisen Badcns wird die Ueber-
handnahme franzonscher Jagdpächter in der oberüadischen
Rheinebem: als aufsehenerregettde Erscheinung angesehen und
besproch-n. Wenn von den verschiedcnartigen, mitrmter aben-
teuerlich klingsnden Gerüchten, wclchc von Mund zu Mund
gehen, nur ein kleiner Teil auf Wahrheit beruhen sollte, so
würden fragliche Jagdpächtungen allerdings eine über den Jn-
teressenkreis harmloser Jagdliebhabcr weit hinausgehcnde Be-
achtung verdienen; denn jene Gerüchte drehcn sich um nichts
Geringeres als um den Verdacht, datz es sich im vorliegcn-
den Falle um ein ausgedehtes französisches
Spionageshsteni besonders raffinicrter nnd
auch besonders gefährlicher Art handle I
Die Behauptung von «ininheimischen Jagdliebhabcrn kann
man autzer Rechnung lassen. Ilnter diescn findet sich eine sehr
grotze Zahl, welchen die französischen Pächter die Jagdbezirke
weggesteigcrt haben oder welche befürchten, sie zu verlieren;
diese Leute sind natürlicherweise auf die Ausländer sehr fchlecht
zu sprechen und jeder Zeit bereit, an die tollsten Dinge zu
glauben. Ganz abgesehen von dieser tendenziöscn Gespenstcr-
seherei blecht aber doch eine Reihe von Tatsachcn bestehen,
welche selbst dcm ruhigsten, vorurteilsfreiesten Beobachter be-
fremderid erscheinen müssen.
Hierher gehört zunächst die Tatsache, datz die Zahl der
französischen Jagdpächter in den letzten Jayrcn
fehr grotz geworden, und datz natürlich auch die Zahl dcr
von den badischen Bezirksämtcrn für Franzoscn ausgestellten
Jagdpässe im gleichen Verhältnis gewachsen ist. Es kann be-
hauptet werden, datz südlich der Murg sich kaum noch ein grö-
tzerer Jagdbezirk in deutschcn Hünden befindet: cntwcder
sind die grötzeren Jagdgebiete von französiischen Gesell-
schaftcn direkt gepachtet, oder aber diese habcn elsässische Pärhter
vorgeschobcn und die Franzoscn erschcinen als Gäste. An der-
artigen Jagden nehmcn a u s s ch l i etz l i ch Franzosen
teil, und es wird nur französisch gesprochcn. Auffällig ist
jedenfalls die weitere Tatsache, datz die Jagdlieühaber aus
Frankreich sich beinahe ausschlietzlich den Teil Badcns südlich
der Burg bis Basel zur Befriedigung ihrer Jagdpassion aus-
gesucht haben. Schon das badische Unterland nördlich der
Murg ist völlig frei von französischen 'Jagdpächtern, obgleich
dort die Fagdem weit besser sein follen als im Oberland. Eine
ganz besondere Anziehungskraft scheinen aber die in dcr Um-
gebung von Stratzburg gelegenen badischen Bezirke auf die
Franzosen auszuüben. Es wird von Cmgeweihtcn versichert,
datz in der Umgebung Stratzbnrgs innerhalb «ines Halbkreises
von 80 Kilometern beinahe sämtliche Jagdbezirke, und be-
sonders die Waldungcn, auf badischer Seite in französischen
Händen oder im Besitze solcher Elsässer sind, welchc nnr Fran-
zosen zur Jagd einladeu. Es ioerden hier besondcrs genannt
die Gemarkungcn Wagshurst, Ncufreistett, Urloffen, Sand,
Windschläg, Reumühl, Eckartsweier, "Hesselhurst, Hoynhurst,
Griesheim, Meihenheim, Weier (wo sich ein französisches Jagd-
schlötzchen befindet); ebcnso beginnen sich die Franzosin im
Renchtal als Jagdpächter anzusiedeln. Das ganze in der Rhein-
ebene dem Kniebispatz utid dem Kinzigtal vorgelagerte Gclände
mit geringen Ausnahmen, die Waldungen aber nahezu alle,
sind in Händen französischer oder franzosonfreundlicher Jagd-
pächter. Tatsächlich jagen heute französische Offiziere nnter den
Wällen der rechtsrheinischen Forrs dcr Fcstung Stratzburg nnd
durchstreifen, mit badischen Jagdpässen ausgerüstct, ungehindert
das ganze Gebiet zwischen Rhcin und Schwarzwald. Ällerdings
sollen sich die Herren als harmlose Fndustrielle, Bankiers, Guts-
bcsitzer usw. einführen. Wer will die französischen Legitima- ^
tioncn auf ihre Richtigkcit prüfen! °
Auf die Frage, wcshalb sich die zahlreichsn cinheimischen
Jägcr in jcner rcichen Gegcnd dcrart die Jagdbezirke weg- ,
steigern lassen, crhält man die Antwort — gegen die Fran- ;
zosen ist jede Konturrenz vergcblich; sie überbieten sclbst üas z
höchste Gebot. Es wird bchauptet, daß bei Offenburg eme
Waldjagd von Franzosen nm den wohl noch nirgends erreichten :
k Preis von 17 Mark pro Hektar ersteigert worden sei. Die Ge- -
r meinden in der Rheinebene ziehen aus den ungeheuren Jagd- j
j pachtsummen Einnahmcn, welche ihnen sehr zu statten kommen z
x unb auch von jedermarm hierzülande gegönnt iverdcn, viclleicht j
i mit einziger Ausnahme der emheimischen Jagdliebhabcr, die ;
! sich aus ihren altgewohnten Fagdgründen verdrängt sehen. ^
) Man mag über Ke Kombinationen, tvelche zunächst von. dsn >
j nm ihre Fagdcn gebrachten deutschen Jagdliebhabern ausgehcn, j
nach Beliebcn spotten — ohne allc Bcdenken sind aber die tat- s
sächlichen Verhältnissc in der oberbadischen Rheinebene doch i
nicht, undl cS hab>en fchon sehr crnsthafte Lcutc sich gewundert, >
datz, angesichts dieser cigenartigen Ucberschwcmmung ciucs i
grohen Gebietes mit Ausländern, an matzgcbcnder Stelle nicht ?
init Dingen gcrechnet wird, welche vielleicht nach Spionen- s
riecherei aussehen, abcr deshalb doch nicht zu den Dingen der -
Unmöglichkeit gehörenl i
Praktisch handclt «s sich namcntlich nm die gcnaue KenutniS )
der Z ugänge zn dcn strategisch hochwichtigen s
S ch'w a r z Wa l d p ä s s e n imd Äes dicsen vorgelager- ;
ten Geländes bis auf den geheimsten Waldpfad. Die s
« Grundlage der „Strategie" ist die Terrainkenntnis; es sind z
s schon Schlachten' gewonnen bezw. berloren worden infolge der s
: Kcnntnis eines 'einfacheu Weges, eines Ueberganges nsw. Und s
! welche Bedeutuna hat die genane Terrainkenntnis fiir die Pa- ?
? trouillenführer, für den Kuudschafterdienst im Kriege! Ein j
i dentscher Jäger follte cs sich einfallen laüen. jensiits der Vo- s
j gesen eine Jagd zu eriverben und französtschcs Gebiet abzu- !
j strcifen l . . i
Iln Bädvn iinü in Elsaß-Lotbringen werden dieie j
! Ausfülirimstl'n mit imniittelbarem Interesse gelesen wer- I
j den. Die „Nationalzeitung" ist ein ernstes Blatt, das j
l nicht leichtsirtig Nörgebt und sich seine Korrespondenzen s
! genau ansiebt. Von „Spionitis" ist man ja in Teutsch- !
s land frei; aüdererseits aber sind die Betzmwtmrgen des ba- ?
i dischen Gewäbrsmannes der „Nationalzeitung" so ernst,
E daß man. sie nicht unbeachtct lassen darf.
Deuischcs Reich.
— Die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt das Gerücht von ^
i U n i f o r m ä n d e r u ii g e n und zwar Einführung )
: einer Grundfarbe für die Waffenröcke, Ersatz der Feld- -
' binde durch ein lleberschnallkoppel, Anbringung von Ab- ;
! zeichen des Dienstgrades auf den Aermel und Vertau- i
s schung der grauen Litewka durch eine graugrüne für vöttig '
> nnbegründet.
— Die Hochzeit der P r i n z e s s i n M a r i e R e u ß ;
! ältere Linie, die am 14. Januar stattfinden sollte, i
s ist verschoben worden, weil, wie die „Allgem. Ztg." er- i
i fährt, die Eltern 'des Bräutiganis, deS Leutnants Baron )
l Guagnoni, die streng katholisch sind, wegen der am Bücke- )
- burger Hofe — die Mutter der Prinzessin war eine ge- I
> borene Prinzessin Jda zu Schaumburg-Lippe —- gefor- i
j derten Trauung nach protestantischeni Ritus Schwierig- s
j keiten machen.
s — Wie das Kriegsministerium mitteilt, hat der Kaiser
mit Rücksicht auf die notwendige Gediegenheit der Bautsn
besümmt, daß die Verlegung des westfäl. Husaren-
regiments Nr. 11 aus Düsseldorf nach Krefeld
erst ain 1. April 1906 erfolgen soll.
- Für die Marine werden nach der „Frankf Z."
1l n i f o r m ä n d e r u n g e n beabsichtigt. Es sollen
n. a. die Stabsoffiziere und Admiräle eine andere Mütze
erhalten, auf deren Schirm sich Sfickereien befinden, an
denen man ihren Rang erkennen kann.
— Eine spstematische soziale A u f k l ä r u n g
nnter den Arbeitcrn d n r ch Arbeiter selbsr will ein
großer sozialer Nusbildungskursus anbahiien helfen, der
sür dieses Jahr der „Deutschen Tagesztg." zufolgs von
k i r ch l i ch - ch r i st l i ch - s o z i a I e r Seite geplant
ist. Als Zeit sind sechs Wochm festgesetzt. Die Koiten
betragen 70—80 Mk. und werdsn zumeist von einer Ge-
werkschaft gedeckt werden nnissen. Hier und da müßte
auch Entschädigung für entgangenen Arbeitsverdiensi ge-
zahlt werden. Die Höchstzahl der Kiirsisten soll 46 sein,
in erster Linie Arbeiter, doch schließt man Angehörige
anderer Berufe nicht aus. Generalsekretär Lic. Mnmnr
hat ein eingehendes Lehrprogramm ausgearbeitet.
— Der im 22. sächsischen Reichstags-Wahlkreis zum
zweiten Mal unterlegene Kandidat Graf v. H o e n s --
broech veröffentlicht in der „Tägl. Rundsch." eine sehr
hestige Erklärnng gegen die Konservativen nnd Agrarwr
im Wahlkreis, die, wie er behauptet, die Stimmung für
ihn verdorben haben.
Badcn.
— Während der Großherzog sür den erkrankten
F i n a n z m i n i st e r einen verantwortlichen Vertreter
ernannt hat (siehe Amtliches) gilt fnr den S t a a ts °
ministerv. Brauer eine Stellvertretung nicht nichr als
nötig, da seine Genesimg so rasch voranschreitet, daß sein
.Erscheinem iw Landtag auf Mitte oder Ende dieses Mo-
nats mit Bestimmtheit erwartet werden kann, Für die
wichtigsten Staatsgeschäfte soll der Minister tzem Verneh-
men nach seine Arbeit bereits wieder aufgenommen haben.
KarIsriihe, 8. Jan. Das Befinden des Finanz-
ministers Buchenberger ist nach wie vor ernst.
Die Temperatur beträgt 37,8,
KarIsruhe, 7. Jan. Jm Februar p. I. hat die
hiestge evangslische Kirchengenieindeversammlung, wie
man der „Straßb. Post" schreibt, die Ablösung der
Stolgebühren der Geistlichen mit WirLung
vonr Jahre 1904 an beschlossen, ist aber dabei von den
Vereinbarungen in anderen Städten des Landes insofern
abgewichen, als bestimmt wnrde, daß im Falle der Zu-
ruhesetzung eines Pfarrers derselbe die Hälfte des zuletzt
bezogeneii Ablösungsbetrages, böchstens aber 1000 Mark
als Ruhegchalt und ini Falle seines Todes die Hinter-
bliebenen, die Kinder bis zum 18. Lebensjahre, die Hälfte
des dem Pfarrer hiernach zustchenden Ruhegehaltes als
V e r s o r g u n g s g e h a l t erhalten sollen. Mit diesen
Zuwendungen wäre ein geeigneter Ansang zur Beseitigung
der ans den nngenügenden Gehältern der Geistlichen her-
rührenden Nachtcile gemacht; der O b e r k i r ch e n r a t
hat jedoch die Genehmigung hierzu vers a g t, weil die
Stadttheater.
Heibelberg, 8. Jan.
„Der Barbier von Sevilla" von G. A. Rossini.
Rossinis Meisteroper, die schon seit mchreren Fahrcn bei
uns nicht mchr aufgeführt wordcn, tvurdc mit gutem Erfolge
eiittu<il wieder in den Spielplan aufgcnommcn. Das durch
seine unverwüstlichc Grazie uud seincm gcistsprühcnden Humor
immer wieder hinreihendc Werk üietet schon durch den leicht-
beflügelten Eharakter seiner Dpvache und Ausdrucksweisc
einem nicht ronmnischen Sängerpersonal die grötzten Schwie-
rigteiten, ganz abgcsehen von den hohen Ansorderungen, üie
es an die Gesangsrechnik >der Einzelnen stellt. Datz diese Oper
hier eine immeryin ganz respektable Wiedergabe findet, ist ein
nicht zu unterschätzendes Zeichen einer fortschreitenden Ent-
wicklung nnd gercrcht unserem dicsjährigcn Personale und
seinem Leiter zur Ehve.
Frl. Kornar janü sich als Rosine mit dem musikalischen
Beile Vortvesflich ab; ihre Äoloratur war vein und beweglich,
besonders in ihrer AuftrittSarie, allerdings war der Mangel
an Kraft in dcn Ensemblenummcrn wiedcr sehr fühlbar. Jhr
Sviel dürfte Lurch ein wenig mehr Tempevamcnl noch gc-
winnen. Jn dieser Beziehung ist der Figaro des Herrn von
Keller um so niehr zu loben, welcher auch in dieser Partie
sein ernstes Streben nach guter Charakteristik bckundete, wie
er auch gesanglich durchweg lobenswert war. Herr Mark war
leider so ertallcl, dag man seine Gesangsleistung nur wenig
beurteilen kann. Doch wurde er schauspielerisch seincm Alma-
viva im ganzen sehr gerecht. Den Bartolo stattel Herr
Becker mit seinem gemütlichen Humor aus und kommt
dadnrch dcm Jdeale des echten Batzbnsfo der alten komischen
Oper, der in unserer Zeit fast ausgestorben ist, crheblich nahc.
Auch Herr Lang brachte seinen Bcrsilio des östeven zu mcist
komischer Wirknng. Die kleinen Rollen dcr Marzelline und
des Fiorillo fanden dnrch Frl. Caro und Herrn « t a u f-
fert angemessene Vertretung.
Das Orchester brachte unter Leitnng von Musikdirektor
Nadig die prickelnden Reize der Rossinischen Musik zur vol-
len Geltüng. _ L.
> Oscar Straus-Ensemble-Abend.jI
Keidelberz, 9. Jcm.
Da haben wir wieder einmrststccht 'herzlich gelacht nnd nns
gut unterhalten. Das dürsten wohl die Äteisten der Besucher
ycsagt haben, als sie nach Schluß der Darüietungcn des
Straus-Ensemblcs gestern Aücnd den yroßen Harmonie-Saal
verlicßen. Und tatsächlich warcn es köstliche und amüsanle
Stunden, die uns gestern Abend Herr Oscar Straus mit sei-
nem neu zusammengestellten Ueberbrettl-Ensemble bereitete.
Wären die Leistungen aller derartigen Knnstveranstaltungen
solchc, wie wir sie gestern sahen und hörten, uns wäre nicht
bange um das Fortbestehen der Ueberbrettl's, bunten Bühnen,
oder wie sie sonst heißen, diese Ueber- und Unter! Der Be-
suchcr dcrartiger Veranstaltungen will sich nicht an grotzen
Kunstleistungen erbaucn, sondern will sich unterhalten und
lachen, nnd dies konnte er gestern Abend im vollcn Maßc. Schon
dic im 2. Teil dcs Abends vorgetragenen Kouplets und Pa-
vodicn des Frünlein Bozena Bradzky allein hätten ge-
nügt um die Zuhörcr vollauf zu besriedigen. 'Jyre Darstellung
cines „trunkenen Mädchens", . ihre „Tanz-Parodien" sind
wohl cinzig. Man mutz sie zesehen haben, diese Bradzky, ivie
sie tanzte, wie sie lachte und wie sie sang! das dürfte ihr eine
andere Ucberbrettl-Diva so lcicht nicht nachmachen! Der ran-
schende, nicht cndenwollende Beifall nach jeder ihrer Glanz-
leistungen war ein wohlverdientcr. Eine sehr gute Krast be-
sitzt Herr O. Strautz auch in Herrn Hans Fredy, einem
vorznglichcn Komiker! Dieser Künstler.wirkt schon dnrch seine
originellen Gesichtszüge; es ist ihm daher ein leichtes, mit
gntem Vortrage seinen Darbietungen zu vollem Erfolge zu
verhelsen. Waren seine humoristischcn Vorträge im 1. Teil
zwar altbekannt, so crziclte cr durch die Gediegenheit seincs
Vortrages damit doch großen Beifall. Gevadezu stürmisch
tvar dieser jcöoch nach scincm Auftretcn im 2. Teil, wo er z.
B. mit seinen „iniernationalen Gesängen" wahre Lachkrämpse
bei den Zuhörern hervorrief. — Recht amüsant und chic ist
auch Fräulein Mitzi Bardi, die 2. Diva des Enscmbles,
welche durch Vortrag reizender Liedchen sich bald die Gnnst
des Publikums eroberte. Besonders das Liedchen „Hätt' die
Fran Mutter" wurde von ihr ganz allerliebst gesungen. —
Mit ihren Vorträgen und Chansons ünrste zlvar Fräulein
Carla Lingen vor „höheren Töchtern" nicht erichcinen,
doch versteht es die Künstlerin, dieselben derart pein zu brin-
gen, daß sie nicht abstotzend, sondern ganz crgvtzlich wirke'n.
Wie köstlich und gut waren z. B. die Vorträge des Chanson's
„Der Atann" oder „Die rcichcn Lcutc", cmcm geoiegenen
Gedichte von Eyslcr! Auch ihr ward reichcr Bcisall zu Leil. —
Jn Herrn RovertÄoppel lernien wir iwch eirien Künstlcr
kennen, der sowohl allein, als vereint mit der kostlichen Bradskh
als Sänger sowohl, wie als guter Plime scinen Mann stellt.
Seine Solo-Gesänge, wie „Herr Duncan ', oder „Tev Teüsil
ist ein Mann ein- Wort" sind wahre Prachtlcistungen! — Herr
Oscar Strans verdient nicht biotz als Leiter öiescs Cm-
sembles, son'dern auch als vorzüglicher Klavierbegleiter bei
den Solo- und Dno-Gesüngen voues Lob. Hossin wir, datz
er bald wieder mit einem ebenso guten Ensemble uns erfreut!
Kleine Zeitung.
— Der vcrlicbte Mcnelik. Aus Athen bekommt dtzr
Nachricht, daß Menelik, der Kaiser von ALessynien, sich
trotz seiner 59 Jahre noch einmal fürchterlich verliebt hat.
Die Anserivählle seines Herzens ist die Frau eines grie-
chischen Arztes, Helene C . . . ., eine Dame von geradezu
überirdischer Schönheit. Sie machte mit ihrem Gatten
Die heutige Nrrmmer umfaht drei Vlätter, zusamMen 14 Seiteu