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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 126-150 (1. Juni 1904 - 30. Juni 1904)
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Mittmß, ?z. Zm im.

Erstes Blatt.

46. ziijMß. — . N 143.

Trscheint täglich, Sonntags aiisgenommen, Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's HauS gebracht, bei der Expeditio» und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg.

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an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischrn Nnschlag

Badischer Landtag.

107. Sitzung der Zweiten Kammer.

Ka r l s r u h e, 21. Juni. Zur Beratung steht das
^ultusbudget und die Znterpellation
> e ii n : e r und Gen., betr. die O r d e n s n i e d e r -
' a s s u n g e n.

Bericbterstatter Obkircher (natl.) vcrwcist bczüglich der
^uzelheiten auf den gedruckten Bericht der Kommission. Be-
^nders gründlich wurde diesmal die Frage untersucht, ob die
Aiträge für das Erzbisch. Konvikt (15 000 Mark) und zur
Kshuldentilgung des Konvikts und des Seminarfonds (20 000
-»carki rechtlich begründet sind. Die Regierung hat stets die
^chlspflicht Lesrritten; das Erzbisch. Ordinariat aber behaup-
der Staat habe den Pflichten, die ihm der Reichsdcpu-
ationshauptschlutz auferlcgte, nicht genügt. Redner schildert
^ngehend die historische Entwicklung der Dotation des Erzbis-
Unrs. Heute könne die Frage, nicht mehr aufgerollt tverden,
oo Dotation genügend bemessen war, oder nicht. Jn den
(cher Jahren erhob die Kurie erstmals Ansprüche an den Staal,
T^lche seitdem immer wiedcr kehren. Zuletzt habe dre Kurie,
!?nhl hauprsächlich mit Rücksicht auf die politische Lage, im Juni
s^Ol erneut den Anspruch auf Staatsbeiträge erhoben. Sie
^stlangt die lleberwersung des gesamten Grundstockes der Do-
'Nlion, der s. Zt. 75 364 fl. betrug, also heute ein Vermögen
ca. 3,6 Millioncn darstellt. Die Regierung lehnte jede
t-frhandlung über die Ansprüche ab, crklärte sich aber bereit,
("ltznwirken an eiuer Sanierung des Konvikts- und Seminar-
^nds. Jnfolge dieser Korrespondenz wurden mehrere Anfor-
^rungen ins Brrdget für 1902—03 eingestellt, die, wie be-
Mut, vom Haufe angenommen wurden. Auch jetzt habe die
(Negierung, wie die Kommissionsmehrheit, die Rechtspflicht be-
Isrrtten, aber aus Billigkeitsgründcn der Forderung zuge-
,Nrnrnt. Die Mehrheit war der Meinung, datz das Erzbisch.
1-rdinariat durch Erhöhung der Vcrpflegungssätze und Lurch
Asranziehung der allgemeinen Fonds und der Kirchenfteuer die
Mnanzen der berden Fonds wohl sanieren könne; sic will däher
Is Zukrmft diese Mittel nicht mehr bewilligen. Redner fragt
u, oh die Regierung mit lchr preutzischen Regierung ins Be-
'rhrnen getreten sei wegen eines grötzeren Bcitrages für die
-°henzollernfchen Krrchenzwecke. (Bravol)
n ^lbg. Dr. Wilckens (natl.): Unserc Fraktion hat auf dem
stzten Landtag der Anforderung für die Erzbisch. Fonds nahezu
stftstinrmig zugesrimmt; als aber die Anforderungen dieses Jahr
^sverkehrten, haben wir cine gründliche Untersuchung veran-
At. welche ergab, datz an der Kalarmtät hauptsächlich die nie-
l^ren Verpflegungssätze schuld sind. Es wird nicht angängig
auf die Dauer fiir solche Zwecke staatliche Mittel zu ge-
st^ren. Wir können unmöglich jetzt nach 80 Jahren die Do-
^swnsfrage wieder aufrollen. Hier hcitze es: Principiis obstal
sr werden für die Zukunft die Anforderung nicht mehr

werc

^Ünlligen, . .. .,_, ....... _^,...^„.„^.0....

- r Bewilligung in Frage gestellt angesichts der Fälle Fameck,

viele von uus haben heute schon die Zweckmätzigkeit

^?riiin und des Pfarrers Keller. Anspruch auf Billigkeit kann
^ Kirche nur erhebeu, wcnn sie die Grenze einhält und ihre
^Lane anweist, den konfcfsionellen Frieden nicht zu stören. Die
Bsfhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes hätte sichcrlich weniger
.wub aufgewirbelt, wenn nicht kurz zuvor der Fall in Trier
z sTrkommen wäre. Taneben erschcint es freilich vielen ztveifel-
job jetzt der 8 l übcrhaupt noch durchführbar ist. Das Zen-
vin!? "E offenbar die Aufhebung des ganzen 'Gesetzes. Jch will
stw- .^^upten, datz bci der Aufhebung des 8 2 eiue do ut des
^"tik getrieben wurde; aber man hat zweifelhaft den 8 2 ge-
Sen Zentrum für die Heeres- und Marineforderun-

Sünstig zu stimmen. So muh notwcndig dcr Gedanke auf-
^vnnen, datz auch der 8 1 dereinst fallen wird. Jedenfalls
os tlüger gewefen, wenn der Bundesrat nicht nachgegeben
Datz die Bad. Rcgierung dafür gestimmt hat, war um so
j oallender, als sie frühcr sich dagegcn erklärt hat. W i r b e-
ÄuL b o n Stellung dcr Regierung und bitten um

itzl'lärung über die Grüude, dic sie zu diesem Vorgehen be-
»r^n haben und wie sie sich zum 8 1 stellt. Bezüglich der Or-

denszulassungen ist unsere Stellung die gleiche geblieben. Die
Regierung würde sich mit der Zulassung auch nur einiger Klö-
stcr auf eine abschüssige Bahn begeben, auf der es keinen Halt
gäbe. Wir halten es für sehr zweifelhaft, oü die Regicrung
den weitergehenden Wünschen des Zentrums Widerstand leistcn
könnte. Das Zentrum stellt sich zwar formell auf deu Stand-
punkt, datz es Sache dcr Regierung sei, Klöster zuzulassen. Es
wäre aber angesichts der Vorgänge auf dem Mannheimer Ka-
tholikentag, eine Jllusion, anzunchmcn, datz es mit einem oder
zwei Klöstern seiu Bewenden hntte. Wir wollen aus politischen
und wirtschaftlichen Gründcn keine Klöstcr. Die Zulassung ist
keinc Frage des Rechts, sondern der politischen Zweckmätzigkeit.
Auch aus. wirfichaftlichen Gründen sind wir gegen dic Ansamm-
lung von Vermögen in toter Hand. Möge die Regierung sich
der Verantwortlichkeit bci ihrcr Entscheidung stets bewuht sein,
und den Grundsatz walten lassen: Principiis obstal (Lcbhaftes
Bravour bei den Nationalliberalen.)

Abg. Fehrenb ach (Ztr.): Es wäre wüuschenswert, datz
die Dotationsfrage in eiuer Monographie bis zum nächsten
Landtag eingehendcd gcwürdigt wird. Die Kirchenbehörde steht
auf dem Standpunkt, datz der Staat >auf Grund des 8 35 des
Reichsdeputationshauptschlutz zur „festen und bleibenden Aus-
stattung der Domkirchen und dcr mit dcnselbeu verbundenen
Anstalten" vcrpflichtet ist. Wir denken auch nicht daran, die
ganze Sachc auf dcn Kopf zn stellen; aber die Kirchc würde eine
Pflicht versäumen, wenn sie ihre Ansprüche aufgeben ivürde.
Auffallend ist übrigcns, datz die ablehncnde Haltung des Staa-
tes nicmals so ausführlich begründet wurde, wie die Rechtsauf-
fassung der Kurie. Auch wir können uns nicht ohne weiteres
auf den Standpunkt der Kurie stellen. Für uns liegt noch ein
non liquet vor, das auch durch die Gerichte geklärt werden kann.
Es wäre aber töricht, von der Kammcr auf diese Entscheidung
hinzudrängen. Für wie vielc Zwccke leistet der Staat Beiträge,
wo gar keine Rechtspflicht, nicht einmal Billigkeitsgründe be-
stehen. Jch möchte daran eriuneru, datz für evangel. Theologen
seit langem 6000 Mark Stipcndicn vom Staat ohne jcde ernst-
liche Grundlage gewährt werden. Die Zuhilfenahme andcrer
Fonds geht nicht an, weil sie für die vorgeschriebeueu Zwecke
verwcndet werden müsscn. Die Kirchensteuer aber reicht kaum
aus für die allerdringendsten Ausgaben. Auf die Fälle Trier
und Fameck, die antzerbadische Verhältnisse berühren, gche ich
n-icht cin; den Gottenheimer Fall aber bcdaure ich lebhaft. Der
-Brief wnrde offenbar in der Aufregung -geschrieben. Wir
sind.der Meinung, datz der konfessionelle Friede heilig zu halten
ist. Was wöllen Sie sagen gegen diesen einen Brief gcgcn
die llnmenge von Angriffe und Verlcumdungen, die wir erdulden
mußtcn? Was übrigens diese Fragen mit der vorliegcnden An-
gelegenheit zu tun haben, verstehe ich nicht. Jn uns wird die
Aufrechterhaltung des konfessionellen Friedens die sorgfältigsten
Wächter finden, und wir stehen nicht an, korrigicrend einzugrei-
fen, sobald es nötig ist. Zu einer Aufregung über die Auf-
hebung des 8 2 des Jesuitengesctzes kann ich kcinen- berechtigten
Grund erblicken. Was die Ordensfrage anlangt, so ha-
bcn wir uns diesmal zu ciner Jnterpellation cntschlossen, iveil
über die Verhandlungen dcr Rcgierung mit dem Erzbisch. Ordi-
nariat nichts bekannt wurdc. Wir sind auf die Antwort der
Regierung gespannt. Dem Klostersturm darf keine Bcdeutung
beigemessen lverden, iveil der Träger derselben und damit auch
die Sache in der öffcntlichen Meinung bereits gerichtet ist. Die
Ansichten von Leuten, welchc die Bedürfnisfe der Kirche nicht
kenncn, dürfen für die Rcgierung keine Rolle spielen. Die Re-
gi-erung weitz auch, datz Bed-enken wirtschaftlicher Art nach dcn
Erklürungen des Ordinariats einfach ausgeschlossen sind. Dr.
Wilckens Auge war autzerordentlich getrübt, wcnn er in unse-
rem Herzen dcn Wunsch nach ciner unbcschränkten Zulassung
von Männerklöstern crblickt hat. Es fällt uns nicht ein, den
Fehler vergangener Jahrhunderte noch einmal zu machen. Wir
würden es bedauern, wcnn das ganze Land mit Klöstern über-
schwemmt würdc. Datz Staatcu mit Klöstern wirtschaftlich und
kulturcll zurückstehen, ist nicht erwiesen. Wir zwcifeln nicht
daran, datz auch auf diesem Gebiet unsere Geduld und unsere
unermüdliche Tätigkeit bclohnt wird.

Minister Freiherr v. Dusch glaübt nicht, datz es eincm Ge-

richtshof gelingen wird, der einen Rechtsboden finden wird,
auf dem sich die Ansprüche der Kurie bezüglich dcr Fonds bewe-
gcn. Der Staat fteht heutc noch auf dem Standpunkt, datz die
Ansprüche rechtlich unbegründct sind. Bczüglich -der Beiträge
von Hohenzollern sind cinleitende Schritte erfolgt; ein größcrer
Beitrag von Preutzen steht zu erwarten. Bezüglich dcr Auf-
h-ebung des 8 2 des Jesuitengesetzes steht die badische Regierung
ganz auf dem vom Ncichskanzler dargelegten Standpunkt. Vorr
einer do ut dcs-Politik ist keine Rede; die Regieruug hat nur
cinem oft geäutzerten Wunsch der überwiegendcn Mehrheit des
Neichstags stattgegeben. An die Aufhebung des 8 1 denken wir
nicht. Auffallend ist mir, datz der sonst so ruhige und bedäch-
tige Abg. Dr. Wilckcns die Frage dcr Billigkeit und Gerechtigkeit
gar nicht berührt hat (Sehr richtigl im Zcntrum). Bessere
Gründe für die Aufhebung kann ich gar nicht aufführ-en, als sie
Bassermann bei seiner W-ahlrede in Karlsruhe angefiihrt hat.
Aehnliche Bestimmungen finden sich im -Strafgcsetzbuch und für
die Anarchisten. Auf Erörtcrung über dic Vorgänge in der Rc-
gierung lasse ich mich nicht ein; wohl aber kann ich erklären„
datz die endgültige Entschlietzung einstimmig gcfatzt wurde. Die
badische Regierung hatte keinen Anlah, dcm Vorgehen der
preutzischeu Regierung zu widersprechen und dadurch die kathol..
Bevölkerung B-adens zu kränken (Bravo! im Zentrum). Be-
züglich der Zulassuug der Männcrorden habe ich
namens des Staatsministeriums die Erklärung abzugebeu, datz
die Regierung nach eingehender Prüfung der Frage, ob und un--
tcr welchen Bedingungen einige Klöster zugelassen sind, in V e r--
handlungen mit dcm Erzbisch. Ordinariat eingetreten ist,.
die aber noch nicht zum Abschlutz gekommeu sind. Von
dcm Verlauf üieser Verh-andlungcn wird es abhängen, ob die
Klöster zuzulassen sind, oder nicht. Die Regierung ist sich voll.
bewutzt, daß diese Erklärung wcder auf dieser (Zentrums-) noch
auf jener (nationalliberaler) Seite Bcfriedigung hervorrufen
wird. (Sehr richtig! Heit-erkeit). Zur Begründuug führt der
Minister aus: Zum sogcn. Klostersturm lag nicht die geringstL
Vcranlassung vor. Die Klosterfrage wurde matzlos aufgcbauscht.
Wer sich fo gegen die Klöster stemnit, steht nicht auf dem Boden
dcs Äesehes-von 1860, das heute gar nicht mehr angenommen
würde. Vor zwei Jahrcn wurde die Regierung von der 2. Kam-
mer mit 33 gegen 20 Stimmen aufgefordert, die Klöster zuzu-
lassen. Auf die Dauer känn die Regicrung dem Volkswillen
nicht entgegentreten. (Sehr richtigl) Dcr Regierung daraus
Borwürfe zu machen, ist weder liberal nvch klug. Denn cine
solche Politik kann nicht zum Vorteil der nationalliberalen Par-
tei ausschlagen. Wenn man behauptet, die Zulassung der Klö-
ster führe zu mittelalterlichcn Zustünden, so greift man damit
die katholische Kirchc an. (Sehr richtig! im Zentrum.) Die
Partei des Herrn Fehrenbach hat jedenfalls nicht die Absicht,.
Baden mit Klöstcrn zu überschwemmen. Der konfessionelle
Friede ist zur Zcit in Deutschland auf's schwerste gefährdet.
Die Fälle in Trier un-d Fameck könncn wir als Ausdruck
der grötzten Int 0 leranz nur auf's lebhafteste bedauern.
Bei den Verhandlungcn mit der Kurie haben sich bei aller Ge-
neigtheit der Regicrung zahlreiche gesetzl. Schwierigkeitcn erge-
ben, die nur schwcr zu bcseitigen sind.DieRegierung wird bestrebt
sein, die Angelegenheit zu einem friedlichen Ausgl-eich zu füh-
ren. Von cinem kirchlichen Bedürfnis kann man
übrigens nicht rcden. Die Zahl der Ordensgeistlichen,
die Aushülfc leistcten, ist von 103 im Jahre 1895 auf 362
lm vorigen Jahre gcstiegen, in gleichem Matze wuchs die Zahl
der Missionen, ohne datz dcr badische Staat deswegen erschüttert
wurdc. Wenn di-c Regierung Klöster zulätzt, so handelt sie nur
im Sinne des grötzten libcralcn Staatsmanncs, Lamey. Die
Regierung wird sich durch kcine An-griffc bcirrcn lassen, auf
dem betretenen Wege weitcr zu schreiten, sie wird die Klöster
zulassen, weun dies gescheh-en kanu uuter Wahrung aller Staats-
interessen.

Miuistcrialdircktor Hübsch verbreitet sich eingehcnd übev
die Dotatiou des Erzbistums und ersucht das Haus, die Aufor-
derungen auch in Znkuuft zu bewilligen.

llm 1(L llhr wird die Sitzung abgebrochcn. Forfictzung:
nachm. halb 5 Uhr.

Stadttheater.

-fi Heidelberg, 22. Juni.

^ nn , 0 dcr Genie und L e i d e n s ch a f t", Lust-
T ^ M 5 Akten, frei nach dcm Französischen von Alexander
schTlft a s. Drittes und l-ctztes Gastspiel des kgl. Preutz. Hos-
^wbielers Adalbert Matk 0 wskh.
ih^ö"^nu grotze Schauspielcr auf Reiseu geheu, um autzerhalb
M w ^irkungskreises Lorbecrcn zu pflücken, danu nehmen sie
i>ie ^ Veiseköfferchen häufig Thcaterstückc zur Aufführuug mit,
als dramatifche Kunstwcrke nicht hoch einzuschätzen sind,
rech, rcm Künstler Gelegcnhcit geben, mit seinem Könneu fo
.glänzen. Zu diesen Wcrkcn gehört auch Dumas „Kean",
Is Titelrolle eine sogen. Bombenrolle ist, und dem Darftcller
hp^^uter Durchführung sicheren Ersolg bringt. Ueber den Jn-
°rs Werkes uochmals ausführlich zu berichten, dürfte uns
Lhnj, krlafsen bleiben, da dies bereits anlätzlich des Gastspieles
tm Juli ^900 au dieser Stelle gestchehen ist. Aufs
r^s^les sich die ---chöpfimg Dumas als cin Werk, das mit

--ir „?^"Ser der Titelrolle steht und fällt. Gestern, gcstehen
best ^ gleich offen, stand es und fiel esl Matköwsky, einer der
CZ ^wserer dcutfchen Bühncnkünstler, spielte uud spielte nicht.

L-zeueu, wo cr hinreitzend schön, daun abcr auch Szenen,
. unt einer Oberflächlichkeit spielte, die das Publikum, ins-
vichL das -Heidelberger, au cinem Künstler zu bcmerken
ist. Zum Glück warcu es nicht die vorwiegcnden
'fu, die so zu Schaden kameu, trotzdem litt der Gesamtein-
liinstlerischcn Leistungcn Matkowskys dadurch ganz be-
^unz vorzüglich spieltc der Gast die Szene in der
er, v^l°bc "(u Beginn der Vorstellnng des Hamletl Hier zeigte
lc, Dsii er ein grotzer Künstlcr ist. Gut gclangcn dcm Künft-
die j,, Durchführung der Szcne mit „Anna Daüby" und
ö>ied Matroscnkucipe. Leider fprach gestern Matköwsky
rasch, datz er im crsten Att fast ganz, iu den spä-
^ifall ^üufig uuverstäudlich blieb! Trotz allcdem war der
, mit dem er vom Publikum in überschlvänglichcr Weise

bedacht wurde, ein herzlichcr; cin Zeichen, daß die Heidelberger
Herru Matkowsky als grotzen Künstler ehren und ihn gern in
ihrem kleinen Musentempel als Gast begrützen l Die überrageude
Rolle des Kean drückt die Nebcnrollen derart herab, datz die
Durchführung derselbeu keincm Schauspieler grohes Vergnügen
bcrcitct. Wcrden dieselben trotzdem gut und mit Lust und
Liebe gespielt, so ist dies ein Vcrdicnst der Darsteller, das nur
anzuerkcnnen ist. Mit Vcrgnügen kann man dies von dcr gest-
rigen Vorstellnng sagen. Sämtliche Rollcn wurden gnt durch-
geführt. Das Zusammcnspiel war ein treffliches, die Regie cine
tadellose. Vou dcn Einzelleistungen seieu als hervorragend
angeführt dic dcs Herrn Pascal du Bois - Reymond
als Souffleur, des Herrn A. Wierth als Priuz von Walcs
und die des Hcrru Paul Pauly als Graf v. Coelfeld. Die
Rollcn der Dameu, dic in diesem Werke sehr stiefmütterlich be-
dacht find, lageu gleichfalls in den besteu Händeu und wurden
cbenfalls ganz vorzüglich wiedergegeben. Recht lobenswert war
Frl. Lilly Schwendcmann als „Annh Dauby", Frl. Riza
Baj 0 r als Gräfin Helenc u. Frl. R 0 mminger als Pistolc.
Das Publikmn kargtc auch bei diefcn Leistungcn nicht mit Bci-
fall uud dankte so uicht nllein dem grotzen, sonderu auch dcn
anderen Künstlern fiir alles das Gute und Schönc, was uns
gestern fowohl, als in dcn vorhergchenden zwei Tagcn gcboten
wurdc.

Die Stimmung im Theater sclbst war gestern cine vorzüg-
liche! Dazu kam cin Zwischcnfall löstlicher Art. Jn das Stück
ist eine Schauspielaufiührung cingeschoben. Die Zuhörer wer-
dcu durch Schauspieler markicrt, die im Zuschaucrraum verteilt
sind. Das war gestcru so gefchickt gemacht, daß Vicle fich täu-
schen lietzen. Als eiuer dcr fingicrten Zuhörer nach Vorschrift
dcs Stückes sein Mitzfallen auszudrücken und laut zu raison-
nicrcn begann, crhöb sich cin Herr, suchte ihn zu beschwichtigen
und ricf schlietzlich Pölizei hcrbei. Man kann sich den Heiter-
keitsausbruch, den dicser Zwischenfall hervorrief, vorstellcn.

So nahm das Gafispicl Matkowsky ein schr fröhlichcs
Endc. —c

Kleine Zeitnng«

— Hochschuluachrichlen. Professor K r ö u i g - Jena hat
den Ruf uach Freiburg als Nachfölger Hegars nunmehr
angeuommen.

— Münchcisi 20. Juni. Das Ehrengericht der An-
üvaltskammer schl 0 ß den Rechtsamvalt §skales ^
der in vielen Zeitungen Bnßsnmmen wegen eimr falfcheu
Nachricht übcw den flüchtigen Weinwirt Glafer verlangt
hatte/ a u s de »1 A nw a I t ssta n d e an s.

— Der erstc Bismarckturm i„ böhmischcn Landcn ist
Sonntag auf dem 752 Meter hohen Hainberge vei Afch
eingewerht worden. Der Tnrm ist vollständig ans Granit
hergestellt nnd 34 Meter hoch. Die Baiikost-en, die sich
auf 60 000 Kronen belaufen, find lediglich dur-ch frei-
willige Spenden aufgebracht worden. Von dem mäch-
tigen Banwerk schweift der Blick ebenso weit hinein nach
Sachsen und nach Bayern wie nach Böhmcn.

— Ncwyork, 21. ^uni. 98 weitere Leichen voin „Ge-
neral Slocnm" wurden geftern geborgen, fodaß insge-
samt jetzt 7 3 0 Leiche n geborgen sind. Vennitzt wer-
den noch 300.

Dürfiije Jejend! Ein!Berliner lommt an die Münchener
Bavaria-Slatue. „Hm, is ja uich übel", sagt er, nachdem
cr cinen Blick darauf geworfen h-at, „aber wo h-abcn Se denu
die audern?"

Humor des Auslandes. „Lieben die Männer die Blon-
dinen mehr oder die Brüneklen?" — „Ta mußt Du mal
-Fräuleiu Turuer fragen: die har Erfahrungen in deiden.
Farben!"

Die heutige Nummev umsaht^drei Blätter, zusammeu 12 Seiten.
 
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