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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-25 (2. Januar 1904 - 30. Januar 1904)
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Erstes Blatt

FreilD, LS. Zamlir!M.

Srscheint tägltch, SonntagS anSgenommen. Preir mit FamilienblStter« monatlich 50 Pfg. in'S Hau« gebracht, bei der Expedition und ben Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Poft

bezogen vierteljährltch 1.3S Mk. auSfchließlich Zustellgebühr.

für dic Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Rcklamezeile 40 Pfg, Für hicsige GeschästS- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
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AnzeigenpreiS: 20 Pfg
an bestimmten Tagen wird

M februsr-Märr

sind die Bestellungen auf die „H e i d e l b e r g e r Zei -
tung" jetzt sofort beim Briefträger, beim Postamt oder
bei unseren Boten und Agentm zu machen.

Die Post nimmt auch sür den Monat Februar allein
Bestellungen an.

Dentscher Reichstag

Berlin, 28. Januar.

Nach Eröffnung der Sitzung teilt der Präisident mit,
daß der Kaiser die Glückwünsche des Reichstags zu seinem
Geburtstag entgegengenommen habe.

Es folgt die Fortsetzung der zweiten Etatsberatung
und zwar beim Etat des Reichsamts des Jn-
nern. Titel: Gehalt des Staatssekretärs.

Abg. Gothein (fr. Vp.) stimmt mit dem Abg. Frhrn.
Heyl zu Hernsheim (natl.) darin üherein, daß der
Äusgang des Streiks in Krimmitschau nur zum Vorteil der
Sozialdemokraten führtc. Dic sächsische Regierung habe ein
historisches und notorisches Defizit angesichts der Behandlung
von Arbeiterstreiken erwiesen. Bezüglich des Aerztestreiks
plaidiert Redner dafür, datz auch hier die politischen Parteien
nicht eingreifen möchten. Stärkere Bestrafungen von Belei-
digungen durch die kleine, namentlich 'die sozialdemokratische
Presse weise er von der Hand. Die Zunahme der sozialdemo-
kratischen Stimmcn bei der letzten Wahl finde ihren Grund
in der Annahme des Zolltarifs. Dringend notwendig sei einc
umfangreiche Enquete, inwielveit Notstand in der Landwirt-
schaft herrsche, und welche Mirtel zur Ab'hilfe geeignct seien.

Abg. Korfanty (Pole) tritt für die polnischen Arbeiter
in Oberschlesien ein, von denen die deutschen Unternehmer
nicht nur Leib und Leben, sondern auch Ueberzeugung und
Glauben verlangten. Redner klagt über Ungerechtigkeiten ge-
genüber den Polen in Bergwerksbetriebcn, in den Schulen,
bei Wahlen usw. und kommt auf die Aeutzerungen eines dber-
schlesischen Arztes gegen die freie Aerztewahl in Zusammen-
hang mit der grotzpolnischcn Agitation zu sprechcn. Er be-
zeichner diesen Arzt als „verkommcnes Jndividunm."

Der Präsident bittet den Rcdner, unter dem Schuh
der parlamentarischen Redefrcihcit nicht derartige Ausdrücke
gegen einen Abwesenden, der sich nicht verteidigen könne, zu
gebrauchen. Das sci im Hause nicht Sitte. (Zurufe: Nur im
polnischen Reichstag! Hciterkeit.)

Abg. Müller - Meiningcn (fr. Vp.) weist aus die jedcs
Jahr zum Etat eingehenden Resolutionen hin. Es sei besser,
wenn alle Parteien sich verbinden würden, um einer einzigen
Resolution unter Berücksichtignng der verbündeten Regicrun-
gen zur Anuahme zu verhelfen. Er fordert u. a. Anerkennung
der Rechtsfähigkeit der Berufsvereine, Ausdehnung der Aoa-
litionsfreiheit auf die Fachvercine, Beseitigung des rückstän-
digen Verei'ns- und Versammlungsrechts, das besonders in
Hamburg dcn Frauen gegenüber schr rigoros und chikanös
angewandt werde.

Vizepräsident Graf Stolberg crinnert daran, daß die
Frage der Berufsvcreine bei den Resolutionen erörtert wer-
dcn soll.

Der hamburgische Bundesratsbevollmächtigte wendet sich in
ausführlichcr Tarlegung gegen die Vorwürfe, die Abg. Dr.
Müller-Meiningen gegen die hamburgische Polizei erhoben
hatte.

Abg. Wurm (Soz.): Ter Fortschritt in det Sozialreform
se: bedingt durch das Anwachsen der Sozialdemokratie. Sein
Parteigenosse Schippel 'habe in einer Berliner Versammlung
gcäutzert, «r sei sür Agrarzölle zu haben, Diese Erklärung
Schippels stehe in schroffem Widerspruch mit seiner Unter-
schrift gegen die Wucherpolitik. Es werde ihm Gclegenheit ge-

geben werden müsscn, seine von der sozialistischen Partei ab-
wcichende Änsicht zu rcchtfcrtigen. Die Gewerbeaufsicht solle
auf 'das Rcich übernommcn und Arbeiter hinzugezogen werden.

Staatssekrctär Dr. Gras v. Posadowsky gibt auf An-
regung eines ber Vorrcdner Auskunst über dic Einmischung
von Kölner Regierungsbeamtcn in die Verhältnisse der dor-
tigen Krankcnkasscn; die Reichsregierung könne dabei nichts
tun, da es Sache der preußischen Regierung sei, Gegenüber
dem Abz. Korfanty bemerkt Rcdner, die Regierung werde
unter keinen Umständcn 'dulden, datz Oberschlesien der Schau-
platz einer großpolnischen Agitation werde. Die Rcgierung
werde alle Hebel in Bewegung sehen, um das zu verhindern,
Bezüglich des Erlasses eines Äutomobilgesehes würden im
Reichsamt des Jnnern Erhebungcn angeftellt, Eine gesetzliche
Regclung des Photographienschutzes stehe in Aussicht. Dte
Ausdehnung des Vereins- und Versammlungsrechts auf die
Frauen werde in Krast treten, aber von der Bcfassung mit der
Politik solltcn die Frauen die Hände lassen. Gegenüber den
sozialdemokratischen Angriffen betone er, datz wir in 'der So-
zialpolitik an der Spitze aller Ländcr der Welt stehen.

Nach eiuer Neihe persöniicher Bemerkungen wird die Er-
örterung um Uhr auf morgen 1 Uhr vertagt.

DeuLsches Neich.

Baden.

Freilburg, 28, Jan. Landgerichtspräsident Dr.
Ernil Fieser, der langjährige Ehef der nationalli'bera-
len Landtagsfraktion. ist heute hier gestorben.

Emil Fieser war 1835 in Sinsheim gÄ., wurde 1864
Amtsrichter in Offenburg, 1867 Staatsanwalt in Vtllin-
gen, 1870 Staatsanwalt in Konstanz, 1879 Land'gerichts-
rat in Konstanz, 1882 1. Staatsanwalt, 1890 Landge-
richts'direktor, 1898 Landgerichtspräsident in Freiburg,
1899 Dr. jur. hon. cauja der Univevsität Heidelberg.
Von 1873 bis 1880 vertrat er den Wählkrets Engen,
1881—1882 die Stadt Rastatt u. von 1885 bis gu seinem
Abgange von der politischen Schaubühne im Jahre 1901
den Wahlkreis Donaueschingen in der Zweiten Bad. Kam-
mer, außerdem von 1887 bis 1890 den Waylkreis Karls-
ruhe—Bruchsal im Reichstage.

Das Ende der 70er und der Anfang der 80er Jahre
war für die liberale Partei Badens gekennzeichnet durch
das Triumvirat K i e f e r - 'F i e s e r - B ä r. Wie häufig
wurden diese drei Namen miteinander genannt! Sie
verkörperten das Wesen und das Streben der damaligen
Partei; sie waren populär. Nun ist auch der dritte und
letzte dieser drei Männer dahingegangen. War Kieser der
bedeutendere, so war Fieser der beüebtere und man wird
ihm in der Partei ein dauerndes freundliches Andenken
bewahren. Seine offene temperamentvolle Art verschaffte
ihm Sympathien selbst in den 'Kreisen der Polittschen Geg-
ner. Eine Zeit des Aufsteigens für die liberale Partei
ist seine Führerschaft nicht gewesen, aber es wäre unge-
recht, wollte man nicht anerkennen, daß die Zeit und die
Umstände ein Auf und Ab in dem Parteileben herbei-
führen, gegen das ein Einzelner schwer etwas ausrichtet.
Seit seinem Rücktritt von der Führung der Partei hat
man von Fieser nur selten noch etwas gchört. Bekannt
war, .daß er seit langem kränkelte; dieses war wohl der
Hauptgrund seines RLcktritts ans dem öffentlichen Leben,
wenn auch Politische Gründe, die mit der neuen Haltung

der Partet zusammenhängen,' dabei mitwirkten. Leider
hat er sich nicht schr lange der Stille seiner richterlichen
Berufstättgkeit freuen dürfen. Der Tod hat seinem Leben
ein Zicl gesetzt, noch ehe er die bödtische Siebzig erreichte.

Prcnßcn.

— Jm Kölner Aerztestreik sind die dorti-
gen Krankenkassen infolge Eingreifens der Regterung in
eine recht schwierige Lage geraten. Aus Antaß einer an
die Krankenkassen gerichteten Verfügung des Regierungs-
präsidenten, innerhatb 24 Stunden 30 Aerzte anzustellen,
sowie des Vekbotes an die Krankentassenvorstänöe, weilere
Verträge mit Aerzten abzuschließen, fand eine Versamm-
lung der Vosisitzenden sowie Delegierten der dem Kranken-
kassenverbande angeschlossenen Krankentassen statt, worin
anfs lebhafteste bedauert wurde, daß „die Regiernng zu
'Gunsten der Aerzte und zum Nachteile der betreffenden
Kassen Stellung nehme." An den Mnister des Inncrn,
den Minister für Handel und Geweröe, sowie an das
Reichsamt des Jnnern wnrden Depeschen abgesandt mit
der Anfrage, ob die Stellungnahme der Kölner Regie-
rung gesetzlich zuläffig sei. Weiterhin wurde beschlossen,
daß sofort eine Deputation nach Berlin absahren soll, die
dem Minister des Jnnern über die Vorgänge Bericht er-
statten, sowie gegen die Beeinträchtigung der gesetzlich ge-
wührleisteten Selbstverwaltung der Krankenkassen aufs
energischste protestieren soll. Ob man damit Erfolg ha-
ben wird, ist wohl' recht Zweifekhaft, da der Regiernngs-
präsident seine Verfügnng offenbar im Jnteresse der
Krankenkassenmitglieder selbst erlasscn hat.

— Durch Vermittlung des Polizeiprälsidenten ist an
den Berliner Jnnungsausschuß ein Rundschreiben
des Regierungspräsidenten in Posen gelangt, das auf
die Ansiedelung deutscher Handwerker in den
ehemals polnischen Landesteilen Bezug
nimmt. Es sind im ganzen 41 Orte, Städte und Dörfer
und deutsche Ansiedlungen aufgeführt, für die die An-
siedelung tüchtiger, selbständiger deutscher Handwerker er-
wünscht und für die Betreffenden anssichtsvoll ist. Die
Nachweisungsliste, die dem Aufruf beigefügt wird, be-
zieht sich auf 33 Verschiedene Berufe. Es wird vornehm-
lich auf die Fälle Bezug genommen, wo Handwerker, die
an und für sich nicht untüchtig sind, aber bei den hohän
Geschäftsnnkosten tn Berlin sich dort nur mühsam erhal-
ten können, aus der Reichshauptstadt fortzichen. Es heißt
in dem Schreiben des Regierungspräisidenten dann weiter:
Jch bemerke jedoch, daß nur ttichtige und in mornli-
scher Bezichung einwandsfreie Leute Aussicht anf Fort-'
kommen haben. Diesen kann event. auch eine staatliche
mäßige Unterstütznng znr ersten Einrichtnng gewährt wer-'
den. Jn der Regel wird hierbei die Darlehensform ge-
wählt. Etwaige Bewerber werden gut tun, sich vor dem
Zuzug mit den betreffenden Landräten in Verbindiing^ zu
setzen. Jch bitte aber, stets dnrauf hinweisen zu'lassen,
daß eine Sicherheit für ein .Fortkommen oder eine auch
nur moralische Verpflichtung iür -solche Zuzichc'nde ksines-
wegs übernommen oder anerkannt werden kann.

Anhalt.

Dessan, 25. Jan. Der gegenwärtige Herzos

Stadttheater.

Heidelberg, 29. Jan.

„Hofgnnst", Lustspiel in 4 Akten von Thilo von
T r o t 'h a.

Viktoria Baronesse Höhenstein ist auf dem Gute ihres
derwidweten VaterZ in allen Freudcn und Freiheiten eincs
gesunden Landlebens aufgewachsen und weitz sich in allen
Lebenstagen ihren guten Humor zu bewahren. Diescr wird
auf eine besonders harte Probe gestellt durch Vikhs Erlebnisse
bci Hofe. Zunächst gewinnt sie 'hier Fürst und Fürstin
durch ihre Unschuld, Güte und Kindlichkeit, dann lenkt sie die
allgcmeine Aufmcrksamkeit durch ihr Betragen und ihre Sprache
auf sich, 'die ein merkwürdigcs Gcmisch ist von Ausdrückcn
vom Gutshofe, aus dem Gestüt, aus der Kinderstube und der
Koserne. Viky hat Mick für das Lcben und mit festem Griff
^rleichtert sie ein paar jungen Leuten die Lösung einer deli-
katen Frage. Sie macht dic Verlobung Sr. Durchlaucht des
Fürsten mit ihrer Durchlaucht seiner Kousine möglich, indem
Üe den Liebenden zu ciner ungestörten Stundc und freien
Aussprache verhilft. Dadurch kompromittiert sich die kleine
Person bei dem ganzen Hofe, der dcn Sachverhalt falsch inter-
Pretiert. Viky wird verbannt. Doch sie kann sich trösten,
denn die Liebe ihres Leutnants blcibt ihr und ihre Unschuld
j»uß sthr tzald an den Tag kommen. Soviel genüge, um 'die !
E'rinnerung an dcn Jnhalt des Stückes, das vor drci Jahrcn
hereits hier aufgeführt wurde, zu beleben. Stellcnweise ent-
Iteht durch dcn Gegensatz von Vikys Derbheiten und der lispeln-
oen Parfümiertheü der Hofschranzen cine komische Stimmung,
9b«r das ist auch so zicmlich alles. Es liegt da eines jeircr
Lustspiele vor, die nicht vom Rcpertoire verschwinden könncn,
t?eil alle harmlosen Menschen sie veizend und entzückend finden.
vnter den Personen, die sich hier aus dem gefahrvollen Terrain

Fürstenhofes glatt und leicht Lewegen, heben sich durch ihre i
vwüsanten Renkontres heraus die Viky und der Kammerhcrr '
bön Roden. Diese Gestalten sind dankbape Rollen. Frl. !

Wagner hatte hicr Gelegcnheit, ihre schönen darstellerischen
Qualitäten ins hellste Licht zu setzcn. Frl. Wagner ist eine
kluge Sprecherin, sie hat auch Humor und vor allem Geschmack.
— Herr 'S t e i n m a n n gab den komischen Parkettrutscher
recht fein und diskret. Das Publikuni feierte 'diesc Darsteller
dankbar. Herr Sigl als biederer, ehrenfcster Vikypapa, Herr
E ck h o f nls jugendlicher Fürst und Herr Kehr als liebender
Leutnant war cbenso liebenswürdig wie Frau Lehmann
als Fürstin und Frl. Bonne als ehrgeizige Gräfin. Von
den Nebenrollen sci Frl. Hollmann löbend erwähnt. Sie
spielte eine kleine Jntriguantin. Frl. H u ch war als Prinzefsin
recht sympathisch. Das Publikum amüsierte sich trefflich. Die
Regie lag in den bewährten Händen 'des Herrn Stcinmann.

K. W.

Das Verqiftunqsunglück in Darmstadt.

Darmstadt, 27. Jan. An den Folgen der V e r-
giftung durch Bohnensalat in der Alice-Koch-
schnle, über die gestern berichtet wurde, 'sind bis jetzt vier
Personen gestorben. Außer dem 24jährigen
Frl. Bcreau. starb heute auch die Kochlehrerin Frl. Göh-
ring im Kraukeuhause, ferner ein Dienstmädchen, das für
ihre Herrschaft den Salat aus der Kochschule holte und
dällon aß; und die Tochter einer Laufsrau, die dcn Salat
von ihrer Herrschaft erhalten hatte. Schwer erkrankt sind
außerdem, so weit bis jetzt festgostellt ist, noch eine Frau
und eine Anzahl von Sch'western. Dte Staatsanwalt-
schaft hat ttntersuchung eingeleitet und sämtliche noch vor-
handenen Konservebüchsen mit Beschlag belegt. — Der
„Frankfurter Zeitung" wird in der Angelegenheit ge-
schrieben: Der Vergiftungsfall in der K'ochschule 'des
Alicefrauenvereins hält begreiflicherwAse gan'z Darmstadt

in Aufregung, umsomehr als immer neue Erkrankungen
konstaiiert 'werden und bei der schleickMÄen Art, mit der
die VergiftungserscheinungeN erst spät u. dann zum Teil
schr plötzlich u. gefährlich auftreten, noch nicht recht zu er-
kennen ist, welche Mittagsgäste der Kochschule, die ver-
gaugenen Samstag von dem verdovbenLv Bo'hneüsalal
gegessen haben, von einer Gefäbr ganz verschont bleiben.
Auch das Befinden der im städtischen.Krantenhaus unter-
gebrachten Kranken gibt teilwZisL zu recht ernsten MLstirch-
tungen Anlaß. Bei der Kochschülerin Fräulein M'cchr
aus dem benachbarten Eberstadch die nnt der verstorbenen
Jnstitutsleiterin 'Frl. Goering den Bohnensalat bereitete,
lmben sich mm gleichfalls Krankheitserscheinungen einge-
stellt. Frl. Goering hatte die Bohnen s. Z. selber ge-
kauft und eingemacht. Was den Zersetzungsprozeß der in
der Konservenbüchse lliftdicht verschlossenen Bohnen lzerbei-
geführt hat, ist rätselhsft. Heutc'Morgen sollte die Leiche
des gestern verstorbenen Frl. Bernau scziert werden. Teile
der alten und eine noch ungeöffnete Konservenbüchse wer-
den zur ttntersuchung an Professor Gaffky gesandt.

Darm st a d t, 28. Ian. Jn der Vergiftnngsange-
le^enheit berichtet man der „Frankf. Zeitung" weiter:
Der Vergiftungsfall in der Kochs-chule des Alicen-Frauen-
-vereins hat nun schon das fünfte Menschenopfer ge-
sordert. Sosben um 12 Uhr mittags ist in dem Elifa-
bethenstift dlje Gemeindeschwester Agnes, deren Zustand
seit gestern hoffnungslos war, gestorben. Eine Diako-
nissin Mavie ist unter Vergiftungserscheinungen ebenfalls
in das gleiche Hospital eingeliefert worden, wo nun mit
der soeben gestorbenen sämtliche vier Schtvestern der Jv-
 
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