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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 102-125 (2. Mai 1904 - 31. Mai 1904)
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SanMg, 14. Mai 18V4.


46. ZllhkWg. — -4L 112.


G,sch«t»t tSgttch, SomltagS au»genommen. Preis mit Familienblättern monatlich öv Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expebitton und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post

! bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ansschließlich Zustellgebühr.

! >«>ltß»»prei»r 20 Pfg. fjk die Ispaltige PeMzeil« oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiestge Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Nnzeig«
, « besttmmtrn Lagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Deutscher Reichstag.

B e r l i n, 13. Mai.

Zur Beratung steht Lie dritte Lesung des Gesetzent-
tvurfs betreffend EntschäLigung für unfchuldig erlitteye
11 u t e r s u ch u n g s h a f t.

Die Borlage wird gegen dic Stimmcn dcr Sozialdcmokratcn
angenommen.

Es folgt die Fortsetzung dcr drittcn Etatsberatung bei Iu -
st i z e t a t.

Abg. Graduauer (Soz.) bcgründet eine Resolution,
nach der unbeschadet der Vorlage eines Reichsstrafvollzuggesetzes
die verbündeten Regierungcn zu Maßnahmen aufgefordert iver-
den, um in den Gefängnissen und Strafanstalten eine rechtzeitige
Festlegung der körperlichen uud geiftigen Erkrankungen von Ge-
fangenen, sowie Hilfeleistung in Erkrankungsfällen zu sichern;
ferner verlangt die Resolution, datz die Verhängung schwerer
Disziplinarstrafen unter Rechtsgarantie gcstellt, sowie datz dcm
Reichstag jährlich eine statistische Uebersicht über die Diszipli-
narstrafen in Strafanstalten vorgelegt wird.

Staatssekretär Dr. Nieberding führt aus: Einige vou
dem Vorredner angeführte Fälle sind schr alt, andere entweder
nbertrieben oder direkt unrichtig. Jn Prcutzen besteht seit 1887
eine neue Ordnung für Zuchthausstrafen, die Anordnungcn über
die Behandlung von Kraukcn und Jrrcn enthält, das Be-
schwerdewesen ordnet und Anwcisungcn für die Aerzte gibi.
Eine regelmähig wiederkxhrendc Revision der Strafanstalten
findet ebenfalls bereits statt. Die von Leuß in seinem Buche
geschilderten Fälle stellten sich bci einer von dcr Staatsanwalt-
fchaft vorgenommenen Untersuchung größtenteils als unbe-
8 ründet heraus. Die Strafe des Dunkelarrestcs werde über-
haupt nicht mehr verhängt wcrden. Gegen die „Wclt am Mon-
tag", den „Vorwärts" und gegen eine grötzere Zahl sozialdemo-
kratischer Provinzialblätter sei Strafautrag gestellt, um
den Redakteuren Gelegenhcit zu geben, die objcktive Wahrhcit
festzustellen. Erweise sich die Behauptung als wahr, so werde
Remedur eintrcten. Die Behauptung vou der gesundheitsschäd-
stchen Beschaffung des Trinkwassers in Plötzeusee habe fich nach
einer wissenschaftlichen Untersuchung als unrichtig herausgestellt.
Die Einrichtung der Strafanstalten sei in Deutschlaud minde-
ftens ebenso gut, wie in anderen Ländcru. Der Staatssekretär
bittct um Ablehnung der Resolution.

Nach einer längeren Diskussion wird die Resolution abge-
tehnt und der Rest des Justizetats bcwilligt. Ebenso der Rest
des Ctats und das Etatsgefetz.

. Morgen: Entlastung des Reichsgerichts, Revision dcr Zucker-
steuer. ' _

Deutsches Reich.

Bade«.

Karlsruhe, 12. Mai. Bei dem jetzt in Kärls-
buhe wohnenden früheren evangelischen Pfarrer Gottfr.
^ chwarz, der voriges Mhr vom Wdannheimer Schwur-
Mricht von der Anklage der RÄigionsschniü'hung freige-
chrochen worden ist, als das erzbi'schöfliche Ordinariat auf
^rund des Z 166 Str.-G.-B. Klage gegen ihn erhoben
^utte, erfchien ani vergangenen Dienstag ein Polizei-
wrnmissar, befchlagnahmte 9000 Exemplare des Flug-
^^ttesj „Deutschland in höchster G e f a h r"
Mnspruch gegen den Toleranzantrag) und überreichte
thm eine Vorladung vor den Untersuchungsrichter tvegen
^ergehens gegen 8 166. Das^ Vergehen soll in obigeni
Äuglbjait begangen sein durch Sätze, in welchen die rö-
^fsche Kirche als „widerchristlich" uud als eine „Macht

Bösen", der Papst als „Antichrist" und der Toleranz-
chttvag als eiu „Anschlag auf die Geistesfreiheit" !be-

zeichnet ist. Die gleichen Uusdrücke hätte Schwärz in den
Broschüren, wegen beren er voriges Jähr angeklagt war,
gebraucht, war äber trotzdem freigesprochen worden.

— Der Kommandant des> Jnfanterie-Regiments Nr.
112 (MüU)ausen), Oberft Deimting, hat seine Er-
nennung zum Chef des Stabes' des Generalleutnants von
Trotha erhalten, welcher demuächft den Obevbefehl über
die Truppen auf dem südwestasrikanischen Kriegsschauplatz
übernchmen wird. 'Auch Häuptmänn v. Klitzing vom 142.
Jnfanterie-Reginient, sowie 12 Unteitoffiziere und 35
Mann vom Jnfanterie-Regiment Nr. 112, 1 Gefreiter
und 8 Rlann vom Jnfanterie-Regiment Nr. 142 un'd 8
Mann vom 'Dragoner-Regiment Nr. 22^ wevden demuächst
nach dem Kriegsschauplatz äbgehen.

Elsaß-Lothringcn.

M e tz , 13. Mai. Bischof Benzler hat dem Kaiser
schristlich angezeigt, daß er das Interdikt über den
Kirchhvf in Fameck zurückgeno m m e n habe.

Badischer Landtag.

(71. S i tz u n g d e r Z w eiten Kamme r.)

Karlsruhe, 13. Mai. Die allgemeine Beratung
über das E i s e nb a h n b e t r i e b s b u d g e t wir'd
fortge'setzt.

Der Präsident pibt zunächst bekannt, datz zwci Anträge
von den Abgg. Frühauf, Heimburger und Vortisch
eingelaufen sind: 1. Dic Regierung zu ersuchen, alsbald nach
Eintritt ciner Besscrung der wirtschaftlichen Lage, längstens
aber, wenn die Eisenbahnbctriebsübcrschüsse den Betrag von
22 Millionen crreicht haben, einc durchgreifende P c r s o n e n-
tarisreform vorznnehmen und dieselbe jetzt schon vorzu-
bereiten, insbesondere dcn 2 Pfennig-Tarif für die 3. Klasse
ohne Schnellzugszuschlag cinzuführen und inmlle Schnellzüge
Wagcn 3. Klassc einzustellen. 2. Den Eisenbähnrat auf gesetz-
liche Grnndlage zn stellcn und den beiden-Kammcrn einc ange-
messene Vertrctung in demselben einzuräumen.

Geh. Rat Stutz und Oberbaurat Wasmer äutzern sich
zu den Ausführungen Birkenmayers. Geh. Oberregieruugs-
rat Schulz betont, datz die Verwaltung auch keiu Freund ist
von dcn Abstempelungen bei Fahrtunterbrechungen; aber sie
siud notwendig zur Vexhütung von Ilnterschleifen.

Reg. Rat Henn erläutcrt einige Bestimmungen über die
Eisenbahnarbeiterpensionskasse und betont, datz in der ISstün-
digen Dienstzeit auch die Ruhepausen eingerechnet sind, und datz
die Dienstzeit nicht jeden Tag gleich ist. Jm übrigen sei die
Verwaltung fortgesetzt anf Bcsserung dieser Verhältnisse be-
dacht.

Abg. Hauser lnatl.) führt Klage darüber, dah die Bahn
Radolfzcll-Mengen als Sekundärbahn behandelt wird, trotzdem
sich in den letzten Jahren der Verkehr bedeutend gehoben hat.

Abg. Geppcrt (Ztr.) tritt für den^ Ausbau des Kilo-
meterheftes ein und warnt vor riskanten Schritten in der Ta-
rifreform. Dringend wünschenswert wäre eine Verbilligung der
Obsttarife. Rcdner befürchtet, datz die jetzt vvrgeschriebenen
Begleitadressen dem Exprehgutverkehr Eintrag tun. Die Güter-
hallen sollten mit Räumen für frostempfindliche Güter ausge-
stattet werden. Jn Zeiten wirtschaftlicher Not müssen die Wün-
sche der verkehrsarmen Gegendcn den luxuriösen Bautcn vor-
gehen.

Abg. Frühauf (freis.) konstatiert, dah das Eisenbahn-
budget heute nicht mehr als Anhängsel zum Staatshaushalt,
sondern als Axe und Stntze des Budgets betrachtet wird. Die
Ausführungen der Zentrumsredner seien ihm sehr sympathisch
gewesen. Die Einführnng der 4. Klasse würde nicht dcm Markt-
verkehr dienen, sondern den skandalösen Zustand bringen, dah

alle dic, welche heute mit dem Kilometerhcft den Schnellzug be-
nützen, gezwungen werden, auf dem Bummelzug zu fahren, wo-
durch nur Zeit und Geldverluste entstehen würden. Autzerdem
würden nur die Standes- und Klassenunterschiede erweitert.
Die Mitwirknng der Volksvertretung bei Festsetzung der Tarife
hält Redner für absolut notwendig, ebenso auch eine gründliche
Rcform der Personen- und Gütertarife. Der Betriebskoeffi-
zient bietet keinen Anlah zu Befürchtungcn, da wir uns in
einem llebergangszustand befinden und früher begangene Fehler
wicder gnt zu machen haben. Für gröhere llm- nnd Neubauten
dürfen nur Zinsen nnd Amortisationsquote in den laufenden
Etat cingestellt werden; die Hanptsumme gehört in den Bau-
etat. Pflicht der Regierung wäre es, an die Besserstellung der
Bahnbediensteten ernstlich heranzutreten und sie nicht immer
wieder auf die Rcvision des Gehaltstarifs zu verweisen, die nach
den Erklärungen des Untcrrichtsministers in der Schulkommis-
sion von den jetzt amticrenden Regierungs- und Volksvertretern
Niemand erlebcn werde (?). Ersparnisse liehen sich erzielen
durch automatische Fahrkartenausgabe und Kontrolle. Die
Einstellung der 3. Klasse in sämtliche Schnellzüge sollte bei uns
cbenso gnt möglich sein, als in Württemberg. Es ist eine Frivo-
lität, dcm Publiknm zuzumuten, die Kostcn für die leeren l>-
Züge aufzubringcn, ihm selbst aber dic Einstcllung der 3. Klasse
in solche Züge zu verweigern. (Vizepräsident Dr. Heimbur-
ger rügt den Ausdruck „Frivolität"). Redner wünscht genane
Auskunft über die Kosten des Heidelberger Eisenbahnunglücks-
nnd die Entschädigung der Verunglückten bczw. der Hinterblie-
benen. Die Anregung des Abg. Dr. Binz in der Kommission»
nicht bloh für die Fassaden, sondern für die Gesamtanlagen der
Bahnhöfe Preisausschreiben zu erlassen, verdiene die größte
Beachtung. Die projektierten Bahnhofsbanten hätte man in
der Zeit der wirtschaftlichen Depression von 1800—1905 aus-
führen sollen, dann hätte man ca. 25 Mill. an Löhnen und
Materialpreisen gespart. Vom Loknlverkchr ist Karlsruhe ganz
ausgeschlossen. Die Verwaltung fördert zwar auf jedc Weise den
Verkehr mit Durchgangs- n. Luxuszügen, steht aber denWünscheir
der Städte Karlsruhe und Baden betr. Ermäßigung der Fahr--
preise für die Strecke Baden-Karlsrnhe konstant ablehnend ge-
gcnüber. Den produzierenden Ständen, spcziell der Landwirt»
schaft, wäre mit eincr Herabsetzung des Gütertarifs weit mehv
gedient, als durch dcn Schutzzoll. Die Grenze kann nur durch
Experimentieren gefunden werden, vor dcm sich leider unsere
Verwaltung scheut. Der tote Punkt ist noch lange nicht errcicht.

Generaldirektor Roth weist die Mutmahung, daß dic Eisen-
bahnverwaltung Kenntnis von betriebsgefährlichen Zustänoen
auf der Strecke Heidelberg-Schlierbach gehabt und nichts zur
Beseitigung gctan habc, als unbegründet zurück.

Gegcn halb 2 llhr wird die Beratnng abgebrochen. Fort-
setzung: Heute Nachmittags 5 Uhr.

(Beruht über die Nachmittagssitzung folgt.)

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Ober-Postpraktikant Karl Lemaire in Mannheim
wurde mit Wirkung vom 1. Januar ds. Js. ab in einer Ober-
Telegraphcnsekretärstelle bcim Telegraphenamt daselbst ange-
stellt.

— Zollverwalter Josef Stahl in Erzingen wnrde unter
Erncnnung zum Rcvidenten zur Zolldirektion versetzt.

Karlsruhe, 13. Mai. Am gestrigen Vormittag.
nahmen Lte Höchsten Herrschaften an dem Gottesdienst in
der Schkloßkirche teil nnd empfingen danach den Präsi-
denten v. Helbing. Im Laufe des gestrigen Nachntit-
tags niachten Ihre Königlichen Hoheiten eine größere
Ausfahrt dnrch mehvere Teile der mestlichen Sta'dt und
Imrchl Mühllburg, an den Hospitalbauten vorüber bis znnr
Wildpark. Tiese'lben kehrten durch den Fasanengarten
zu Fuß in das Schloß zurück. Abends befuchten die
Großherzoglichen Herrschaften die zwei letztm Akte der
Oper ini Großherzoglichen Hoftheater. Heute Vormittag

Rittershaus-Konzert.

Heidelberg, 14. Mai.

- Das schon vor längerer Zeit hier angekündigt gewesene, aber
wmer wieder auf spätere Zcit hinein verlegte Konzert des Kgl.
-hfopernsängers Alfrcd Rittershans vom Königl. The-
„San Carlos" in Lissabon fand nnn cndlich gestern Abend
A großen Saale der „Harmonie" statt. Trotzdem die Zeit für

r. " solches Konzert doch schon recht ungünstig l'iegt, noch dazn

in Heidelbcrg, wo man am Schlusse ciner überaus reichen
..Z"Mrt-Saison steht und von lautcr Hören ganz ermattet aus-
»hen mill, brachte es der Name Rittershaus doch zu Wege, eine
usotzere Anzahl Mnsikfreunde tn dem Harmonie-Saal zu ver-
cZ^gon. Herr Rittershaus, eine stattliche Erscheinung, ver-
es gleich im Anfange des Konzcrtes durch Vortrag zweier
.Meren Gesangsnummern sich die Gunst der Zuhörcr zu er-
Hckfn, hjb jhm anch während des ganzen Abends im vollsten
blieb. Der Künstler ist im Besitze glänzender Stimm-
die er gut verwertet, und so erzielt er schöne Erfolge.
siw^^bnor ist prächtig, für einen Saal fast zu stark, man kann
bwr orgötzen. Der Vortrag des Künstlers ist, wie der

dölv ^uer Kollcgen von der Bühnc, dem Konzertpodium nicht
mixf! angepaßt, was sich am dcutlichstcn bei Wiedergabe von
bemerkbar machte.^Herr Rittershans scmg Lieder vün
dos;/' dlchenbach, Giehrl, Schubert, sowie solche eigener Kom-
styu, ferner Arien und Lieder ans Opern von Mascagni,

s, j: °i und Wagner, und errang mit seinem herrlichcn Tenor
ljch *Mchen Beifall. llnbestritten wohlverdient war diese herz-
pZ^hunstbezeugung der Zuhörerschaft gewiß nach der wirklich

chtcgcn Durchführung dcr Aricn aus Werken von Verdi und
r j ^ugni. — Uls zweite Solistin brachtc der Abcnd Frl. Ma-
Und st^^stuhanns, cine Lieblings-Schülerin von Reinccke
Ansorge, die mit ihrcn Leistungen ihren Lehrern alle
wij uwcht. Wir lernten in ihr eine Pianistin kennen, die
örohem Verftändnis auf die Jntcnsion des Komponisten

eingeht und fo seine Wcrke zur vollen Geltung bringt. Auch sie
erntcte viel Beifall und zwar nicht nur als Solistin, sondern
auch als vorzügliche Begleiterin zu dcn Liedervorträgen des
Herrn Rittershaus. _ —c—

KLeine Zeitung.

— Hochschulnachrichtcn. Iena, 13. Mai. Der ordcntliche
Professor der Geschichte, Geh. Hofrat Dr. Ottokar Lorenz,
ist gestorben. Er war am 17. September 1832 zu Jglau
geboren und ist der Verfasser einer größercn Reihe geschichtlichcr
Werke. Seine letzte größere Arbeit war nnseres Wissens das
Buch „Kaiser Wilhelm nnd die Begründung des Reichs" nach
Schriftcn und Mitteilungen beteiligter Fürsten nnd Staats-
männer.

— Frnnkfurt, 13. Mai. Am nächsten Montag wer-
den G r o ß und Staffor st auf der An'klagebank des
Schwurgerichts erscheinen, um sich wegen des Raubmordes
auf der Jeil zu verantworten. Die Vernehmung der
beiden Verbrecher wird lange Zeit in Anspruch nehmen.
Etwa 70 Zeugen sind geladen. Es ist leicht möglich, daß
die VerhandUing mehr als zwei Tage, die vorgesehen
siüd, dauern wird.

— London, 11. Mai. Lädy Stan >1 e h 'hat folgen-
des bekännt gemacht: „Lady Stanley wünscht mitzuteilen,
daß Sir Henry es gern gesehen haben würde, wenn man
ihn in der Westminsterabtei in der Nähe Livingstones
beisetzte." Der „Daily Expreß" erfährt nun^, daß dieser
Wunsch des verstorbenen Forschers nicht erfüllt lverden
wird. Ein Beamter 'der Abtei eicklärte nämlich, Stanley
fei nicht groß genug gÄvesen, um in der Westminsterabtei
zu ruhen. Tmmerhin hält man ihn für groß genug,

nm am Dienstäg in der Abtei einen Trauergottesdienst
für ihn zu hakten, bei dem sich der Könlg wahrscheinlich
vertreten lassen wird. Mr. Mounteney Jephson, der der
einzige ü'berlebende Offizier aus den Expeditionen Stan-
leys sein soll, traf vom Festland in London ein, um der
Beerdigung beiznwohnen. Er begleitete Stanley anf dW
Emin Pascha-Expedltion.

— Panik dnrch eine Maus. Eine Panik, die durch
eine Maus vernrsacht wurde, brach in der vorigen Woche
in einem Theater in Philadelphia aus. Die Maus streifte
leicht den Fuß einer Dame, worauf diese zu schreien au-
fing. Sofort darauf ertönten Rufe „Feuer" und 500
Psrsonen stürzten dem Ausgange zu. Viels Damen wur-
den ohnmächtig, andere trugen Verletzungen dävon und
eine Dame ließ in der Angst ihr Kind vom Balkon herab
in die Arme eines Mannes fallen.

— Einc Wicdcrhvlung dcr Chicagocr Theaterürand-
katastrophe wurde im Newyorker Proctor-Theater durch
die Besounenheit der leitenden! Personen nnd das recht-
zeitige Eingreifen der Polizei vevhindert. Das Feuer
brach im oberen Teil des Theatergebändes c!nZ und wrrrde
zuerst von einem Schutzmann ans der Straße entdeckfi
der sofort den Direktor des Theaters benachrichtigte.
Dieser beorderte die Theaterangestellten aus die füv
solche Fälle bestimmten Plätze uitd begab sich dann auf
'die Bühne, von wo aus er dem Publikum mitteilte, im
Hause nebenan sei Feuer ausgebrochen, und zur Ruhe
mahnte. Gleichzeitig nahmen 16 Polizisten mit gezo-
genen.Knütteln Aufstellnng in den Gängen. Der befeh-

Die heutige Nummer «mfaßt vier Blätter, zusammen 16 Seiten.
 
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