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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1904 - 31. März 1904)
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Erstcs Blatt

Z. Mökj >!M.


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Deutscher ReichsLtlfl.

B e r I i it, 2. März.

Weiterberatiiirg dec' I n st izetat s.

Abg. Dr. M ü l l r r-Mcinmgen (fr. Vp.) fordcrt dic Ein
führung dcr bcdingtcn Vcrurtcilung als 5konscqncnz dcr üe-
dingten Bognadizung. Üicdncr bcklagt dcn Mangcl an Ütich,-
tcrn an dcn preußischcn Landgcrichten und bcspricht dic richter-
lichc Auslcgung dcs Paragrapbcn 166, dcn cr dcn Totcngräber
der öfsentlichen Mcinung ncnnt. Redncr bespricht sodann dic
Beschlagnahme dcs „Simplicissimus" wcgcn Bcleidigung dcr
katholischcn Rcligion und fvagt an, wic cs >nit dcr rcichsgesctz-
lichcn Rcgclung dcs Versichcrungsvertrags stehe.

Staatssckrctär Dr. Nieberding crwidcrtc aus dic lctztcrc
Anfrage, dic Arbciten hiersür gelangtcn im nächstcn Viertcl-
jahre zum Abschluß; dcr Bundcsrat werde ini Sommer an
diese Geschgebungsarbeit hcrantretcn. Was die bcdingteBcgna-
digung angeht, so gcben die Richter erst in dcn lctzten Jahren
«uf Drängcn der Justizverwaltung ihre Zurückhaltung dagczen
auf.

Abg. Thiclc (Soz.) führt zählrcichc Fällc an, in denen
dic Justiz gcgenüber den Arbcitern und Sozialdemokraten
wit zwcierlei Maf; gcmessen habc, und beh-cmptct, d-atz die Hal-
lenscr Gerichte scine Abgcordneten-Jmmunität verletzt hättcn.

Stvatssekretär Dr. Nieberding führt -aus: Thiele habe
stch zucrst geweigert, dcr Vorladung zu folgcn, di-e ihm während
dcr Scssion im Verlaufc eines vorhcr anhängig gemachtcn
Berfahrens zugin-z. Er habc es dann abcr doch getan. Das
Geseh sei klar. Ein'vor dcr Sessionseröfsnung eingclcitetcs
Perfähren könnc cingcstellt werden anf Bcschlutz dcs Rcichs-
lags; hätte Thicle cinen diesbczü-glichen Antrag gestcllt, so
lväre cs ihm zwcifcllos erspart gcblicben, vor Gcricht zu er-
scheincn. Evcntuell könnc j-a die Gcschäftsordnungskommission
diese Fragc noch-m-als beraten.

Abg. Bar-gmann (srcis. Vp.) bcmängelt die Bcstim--
wungen über dic Fessclung dcr Gefangcnen und bringt dcn
Fall des oldcnburzischcn Abgeordnetcn Schmidt zur Sprache,
der von einem Schntzmann brutal bchandclt wurdc. Rcdncr
berlangt schärferes Vorgehen geyen dic Dienstbotenprügelci
und das Duell.

Staatssckretär Dr. Niebcrding: Die Regierun-g bc-
äbsichtigt nicht den Erlatz cin-cs bcsondcren Duell -
6 esetzes vor der Fertigstellung dcs revidiertcn Strafgcsctz-
buches. Die Beh-auptung Bargmanns von dcr Zunahmc dcr
Zivilduelle cntsprechend'derjcnigcn dcr Militärducllc sci falsch.
Die Zahl dcr Tuelle zeige eine sinkendc Tendenz. Seit einiger
dfit wcrden von -den Rezierungen vereinbarte Grundsätzc be-
Aüglich der Fesselung von Gesangenen an-getvandt. Der Ein-
Ielsall Schmidt gehöre vor dcn Oldenburgcr Landtag.

Abg. Stadthagen (Soz.) bringt einc Neihe von Ein-
Kllfällen vor, in dencn Richtcr in politischer Leidensch-aft Ur-
teile gefällt hätten, die das Mitztraucn der B-evölkcrung bc-
llründcten, un-d sodann einc Rcihe allgcm-eincr Beschwerdcn
uber: Abhängigkcit des Richtcrst-andes, das prcuhischc Gcsind-c-
^cht, das Ansiedclungsgcsetz und -andcre mehr. Er sprich-t
Uvei Stundcn lanz und crweckt stürmische Heiterkeit, als er
uuf Unterbrcchungen erwidcrt: Jcdes Wesen m-acht das Ge-
länsch, wozu es durch seine Veranlagung getriebcn wird.

Abg. de Witt (Ztr.) sordert im Namcn sciner Partei
vie bedingte Berurtcilnng anstatt dcr bcdingten Bcgnadigung.

Abg. Iessen (Däne) beschwcrt sich üb-cr die Behandlung

Däncn durch die Gerichte in Schleswig.

Gegenübcr einer Bemerkung des Abg. Dove (srcis. Vcr.)
°rrwahrt sich Staatssckretär Dr. Nieberding -zegen den
Vorwurf Lcr Jmpotenz und dcr Lethargie -des Reichsjustiz-
units und dagegcn, dah die Arbeiten des wissenschaftlichcn Ko-
witces für dic Strafprozctzreform- milde Beiträge darstellcn.
^55 Ansdruck Lcthargie sei cin starkes Stück gcgcnübcr vcr
^ätigkeit des Reichsjustizamts in -den letzten 15 Jahren.

Nach 6(4 Uhr wird die Weiterberatnng aus morgen vertngt.

DeuLsches Reich.

- Dns Thema erner Annäherimg und Levorstehenden
Anssöhnung des .Herzogs von C n m b e r land mit dcm
deut s ch -e n K a i s e r h anse will m>an, wie das Ber-
lin-er Tageblatt ersährt, in Kvpenhagener, dem Hase nahe-
slehenden Kreisen trotz aller Einwendungen von anderer
Seite nicht aufgeben. Tas dänische Königshmrs soll die
Vermittlerrolle übernomnien haüen und sie mrt den besten
Ausslchteu auf Erfolg spielen. Man verweist auf allerlei
Ereiguisse der neuesten Zeit, die die Richtigkeit dieser Au-
sicht beslätigeu lonnten. Vor allem sieht man in der Vcr-
lobung des Großherzogs Friedrich Franz von Mecklen-
bnrg-Schwerin mit 'der Tochter des Cumberland'scheir
Hauses einen bcdeutungsvollen Schritt -auf dem Wege der
Aussöhnulig des Harmoveraners mit dem Reiche, ziimal
der junge Großherzog dem Kaiser sehr nahe stehen soll.
Weiter betrachtet nmn d-as Erscheinen des Herzogs Ernst
August auf einem Balle des d-entschen Botschafters in
Wien als ein nngewöhnliches Ereignis und stellt- ein
erstes Zusammentreffen des Kaisers m>it dem Herzoge
bei 'der Hochzeit des mecklenburgischen Großherzogs in
Aussicht. Eine andere L-esart will wissen, der Herzog
von Cumberland werde Ende März seinen Schwiegersohn
in Schwerin besuchen, um dann zusammen mit diesem
zum Geburtstage König Christians nach Kopenhagen zu
fahren, wo man wohl auch 'den deutschen Kronprinzen als
Gratulanten sehen werde.

— Prinz Friedrich LcoPold von Preußen
wird sich nach dem „Lotalanz." noch vor Ablauf dieser
'Woche nach Petersburg begeöen, nm von dem dort garni-
sonierenden 6. Libauischen Jnfanterieregiment, dessen
Chei der Prinz ist, Abschied zu nehmen. Das Regiment
geht demnächst nach dem Kriegsschauplatz in Qstasien ab.

— In der Budgetckommissioii des Reichstags erklärte
der Staatssekretär v. Tirp-itz auf eine Anfr-age des Abg.
Müller-Sagan, daß die Liefenmg von Witterungs-
berichten der deutschen Seewarte nicht nur an meteo-
rologische Jnstitute, sondern auch auf Wunsch an die
TagesPresse kostenfrei -erfolgen soll.

— Die J-apaner haben, wie Jtalien unü' einzelne
andere Länder, ber-eits bor Jahren bei ihrem Militär-
gewehr das k 'leinste KaIiber angenommen. Hente
ist ihre ganze Jnfantcrie mit dem Gewehr Meidji 30 und
die Kavallerie mit dem Karabiner Meidji 30 versehen.
Beide zeigen ein Kaliber von 6,5 Millimeter gegen 7,62
Millimster beim russischen Dreiliniengewehr. Nun ist
init dem kleinen Kaliber nickst nur der schwer ins Gewicht
fallende Vorteil verbunden, daß mehr Patronen vom
Mann wie anf den Munitionswegen mit ins Feld genom-
men werden können, sondern es besitzt anch ballistische Vor-
züge. Die Anfangsgeschwindigkeit beträgt beim japa-
nischen Gewehr 706 Mister, beim deutschen (Muster 98)
654. Tas G-ewi-cht des Geschosses beläuft sich nur anf
10,3 Gramm. Bis zu 500 Meter erhebt sich das Geschoß
nicht üb-er Mannshöhe (1,65 Meter). Die Visierung
reicht bis zu 2000 Meter. Zum erstenmale wird ein so
klsines Kaliber im .Kriege erprobt. Das Mausergewehr

der Vureii hatte ein Kciliber von 7 Millimetern. Der
russisch-japanische Llrieg dürst-e nun die wichtige Frags
klären, wie weit man mit dem Käliber hinabgehen kann.

Baden.

Freibnrg, 2. März. Wie unlängst in Karlsruhe,.
so hal gestern Abcnd anch hier im Feierlingssaal Prof.
Böhtlingk über die 511erikalisierung un-
seres Schulwesens gesprochen. Die Versammlung, die
von einein privaten Komitee v-eranst-altet war, 'hatte sehr
zahtreichen Besuch aufzuweisen. Sie nahni einstimmis
eine Resolution gegen jede 51lerikalisierung unseres Schul-
wesens an.

Karlsruhe, 2. März. Die in den letzten Tagen
verbreiteten Gerüchte über eine angebliche Vers ch l i m-
m e r u n g im Befinden unseres Großherzogs sind,
wie die „Bad. Landesztg." zuverlässig verniinmt, durchaus
nnbegründet, vietmehr hat stch der Gesun'dheits-
zustand Seiner Königlichen Hoheit in ersreulicher Weise
derart gebcssert, daß wohl in den nächsten Tagm an die
Wiederanfnahme der vollen Repräsentation gedacht wer-
den kann. Die Erledigung der laufenden Geschäfte hat
bekanntlich der Großherzog nicht unterbrochen. — Ta-
gegen ist, wie ans anderer Quelle v-erlautet, das Befindcn
der Fürstin LiPpe, einer Cousine nnser-es Grotzher.
zogs, sehr bedenklich.

Karlsruhe, 2. März. Das üb'Iiche Frak-
tionsessen der nationvlliberalen Mitglieder der 2.
Kamnier fand gestern unter zahlreicher Beteilignng im
„Hotel Große" dahier statt. Die Fraktion selbst wav
nvhezu vollzählig ersch-ienen. Außerdem w-aren die frü-
heren Mtglieder der 2. Kämmer, Generälint-endant Dr.
Bürktin, Geh. Oberregierungsrat Straub, Oberbürger-
meister Schnetzler, Geh. Kommerzienräte Reiß und Kölle,
der an sie erg-angenen Einladung gefolgt. Den erste«
Trinkspruch auf den Großherzog brachte der Fmktionschef
Abg. Dr. Wilckens in schwimgvollen, von vaterländi-
schem Geiste getragenen Worten aus. Der Redner betonts
namentlich die hochherzige Gesinnnng unseres Landes-
fürsten, wie sich solche wiederuin in seinem Entgegen-
kommen gegenüber 'den einmütigen Wünschen seines Vol-
kes in der Wah'Irechtsfr-age kundg-egeben habe, deren Ab-
schluß in denr zu erhoffenden Einvernehmen
mit der Volksvertretung und der 1. Kammer ein neues
Ruhniesblatt in der -glorreichen Regierung des Großher-
zogs Friedrich bild-en und die Gewähr sein werde für eine
gefunde freiheitliche Weiterentwicklung unseres staatlichen
Lebens. Weitere Trinksprüche wurden ausgebracht vom
Abg. Dr. Gönner auf den bewährten Führer der Frak-
tion, Herrn Dr. Wilckens, vom Abg. Dr. Binz auf die
erschienenen Gäste, in deren N-amen Generalintendant Dr.
Vürklin in einem geistvollen Rückblicke und Ausblicke
dankte nnd mit einem Hoch anf die nationalliberale Frak-
tion des Landtags schloß. Jn geho'bener Stimmung, na-
mentlich auch im Hinblick auf den einmütigen und zu-
kunstsfrendigen Verlanf der Vers-animlung des Lan'des-
ausschnsses vom letzten Sonnta-g verli-ef die Feier, in deren
Fortgang weitere Trinksprüche, ernstere und heitere Re-
den wechselten. Der sreundschaftliche Znsammenhalt der

Der Uebergang über den Vaikalsee.

Nachrichten, welche nicht nur in weiten Gesellschafts-
rreisei; Petersburgs umlaufen, sondern anch mehrfach
hochgestellten russischeir amtlichen Persönlichkeiten als
großen und ganzen richtig bestätigt worden sind, be-
i^gen, Fußmärschen ü'ber den Baikalsee die

^stssischeir Truppen mit den größten M a r s ch- u n d
i t t e r u n g s s ch w i e r i g k' e i t e n zu kämpfen ha-
EZ sollen Schneestürme 'herrschen, von deren Ge-
h'alt man E-uroPa gar keine Vorstellung h-abe, die ein-
lach ganzen Weitermiarsch der Truppen- nnd Schlit-
eirabteilungen auf mehr oder minder lange Zeit nnmög-
ststtz inaähem und Lei einer 'Kälte von 36 b-is 42 Gräd
^lsius, die seit mehreren Tagen dort herrscht, vollkom-
^Uen genügen, um nicht nur einzelne Gliedmaßen ab-
u^ieren zu lassen, sondern auch 'das Erfrieren z-ahlreicher
zu v-erursachen. Von einer Seite wird behauptet,
^ seien bisher schon über 1000 Mann infolge ErsrierenS

er erfrorener Glie'der dauernd kampfunfäh-ig geworüen,
de-^ lliissen nur von etwa 600 Mann zu erzählen. Je-
Ustills häben die Truppen aus dem Marsche über den
uikalsee mit fast unüb-erwindlichen Schwierigkciten zu
arnpfen. Diese werden noch 'durch die für solche außer-
gewöhnlichm Verhältnisse gar nicht ausreichende Ernäh-
.ssug nnd Bekleidung der Akanns-chaften wesentlich er-
Mannschaften erhalten vor Beginn des Mnr-
Zles jchxx Baikalsee auf der Station Baikal morgens
ee ,,nd trockenes Brot, anf der Hälfte des Weges in

einer Speiseharacke eine heiße Speise, meist eine dicke
Grütze aus Bnchweizen, die einfach in Salzwasser ohne
nennenswerten Znsatz von Fett abgekocht ist, aben-ds nach
Beendigung des Marsches auf der Station Tauckoi wie-
der nur Tee und trockenes Brot — und sie hab-en 47 Kilo-
mcter auf dem Eis des Baikalsees bei Wind un'd Wetter
zurückzulegen! Daß nnter so ungünstigen Verhälstiissen
schon jetzt zahllose Abgänge und Erkrankungeir vorge-
kommen sind, ist ganz erklärlich. Weniger verständlich
erscheint es jedoch, 'daß vielfach Mannschaften, wie wir
der „Köln. Ztg." entnehmen, die ihnen geliefertcn Wa-
lenki, dick-e, hohe und warme Filzstiefel, unterwegs sehr
häufig schon vor Erreichnng der Speisehalle ge-gen ein
Fläschchen Wodki eintauschen und dafür nur zu oft ihre
Füße erfrieren. Fälle von Trnnkenheit sollen nicht selten
sein. Natürlich h-at man keine Zeit, sich allzulange mit
solchen Maroden aufzuhalten nnd man läßt sie an der
Straße liegen, soweit nicht mitleidige Kanieraden sie in
tzen Gepäckschlitten unterbringen. Nunmehr ist die Schie-
nenlegung über den Baikalsee endlich vollendet worden.
Die Leute werden in den kleinen nie'dlichen Wagen der
Petersburger Strand- (Sekundär-) Bahn über den See
besördert, die mit den zugehörigen Lokomotiven vor eini-
gen Wochen dorthin abgesandt wurden. Die kleinen Wa-
gen werden indesfen vonPferden gezogen, das scheint in der
Hanptfache aus Vorsicht zu geschehen, denn die Erfahrun-
gen, welche man mit einem Probezug gemacht hat, sind
nicht sehr ermutigend ausgefallen. Wie die „Nowoje
Wremja" kürzlich zn melden wußte, ist ein ganzer Waren-

zug, weil die Lokomotive nicht rechtzeitig zum Stehen
gebracht werden konnte, in einer der so gefährlichen, sich
plötzlich bildenden Eisspalten verschwunden. Weiter er-
hält das Blatt eine Meldung aus Jrkutsk, daß kürzlich
eine unweit des Us-ers mastöv-erierende Lokomostve plötz-
lich im See versunken sei. Diese sich im Eise des Baikal-
sees ganz plötzlich bildenden, oft 100 nnd mehr Meler
langen, 2 bis 10 und mehr Meter breiten Risse und
Spalten, bringen für den Transport 'der Truppen die
größten Gefahren. Wo am Vormittag ein Zug noch
sicher un'd unbehindert passierte, befindet sich oft am Mtt-
ta-g oder Abend eine weite, nnüb-erbrückbare Spalte, die
Schienen, Schwellen usw. mit in dcn Abgrund gerissen
hat. Sind solche Spalten oder Risse nicht allzu bröit
und lang, so versucht man sie durch Einkeilen nnd Ein-
frierenlassen von 'dicken Eisblöcken wieder zn schließen.
Jetzt, wo es für die russische Heeresleitung anf jeden Tag
ankommt, den die Truppen früher jenseits des Baikal--
sees hat, können solche unvorhergesehene Naturer-eignisse
doch -recht bedenkliche Folgen haben. Von dort ab soll
die Eisenbahnverbindung tatsächlich gut fun-ktionieren,
was von Moskau Lis 'Jrkutsk, abgesehen von einigen
durch die Anhänsung von Militärzügen entstehenden Ver-
kehrsstockungen, im allgemeinen auch der Fall sein soll.
Jedenfalls verdient eine Armee, eine Truppe, die solchs
Schwierigkeiten zn überwin-den hat und trotz'dem zielbe-
w-ußt und mit eisernem Willen ihren Aufmarsch ruhig
weiter vollzieht, nnsere größte Achtung und Bewnnde-
rung. Sie wird in den Sonrmermonaten vennntlich mit
 
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