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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-50 (1. Februar 1904 - 29. Februar 1904)
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Erschei«t tägltch, SonntagS auSgenommen. Prei» mit Familtenblätter» monatlich 50 Pfg. tn'S Hau» sebracht, bet der Txpeditton nnd den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Hsst

be»og«n vierteljährlich 1.SS Mk. au,schließlich Zustellgebühr.

AnzetgenpreiS: 20 Pfg. für die Ispalttge Petttzeile »der deren Staum. Reklamrzeile 40 Pfg. Für htesig« BeschäftS- nnd Privatanzetgen ermätzlgt. — Für dte Aufnahme von Anzeigen
sn besttmmten Tagen wird keine Berantwortlichkett übernommen. — Anschlag der Jnserate aus den Plackattafeln der Heidelberger Zcitung und den städtischen Anschlogstellen. Fernsprecher 82.

MUlllg, 15- Febrmr

MlWß. --

Deutsches Reich.

! '— Die „Nordd. Allg. Ztg." teilt folgeudes aus der

^Srtindung der demnächst dem Reichstage zugehenden
§ "^iage über die Reichsgarantie für die D a r - e s - « a -
^ a m-Mrogoro- (Ostafrika) Bahn mit: Die wich-
Hte Neuerung des gegenwärtigeu Entwurfs. verglichen
^ der Fassung, die dem Reichstage in der vergangenen
^Nislaturperiode vorgelegt wurde, besteht darin. datz die
dvrweite. die früher mit 1,0668 Meter in Aussicht ge-
. "biwen worden war. nunmehr aus 0.75 Meter feftgesetzt
Urde. Dadurch verringern sich die reinen Baukosten,
^ i> statt eines Grundkapitals'von 24 bezw. 22 Mllionen
,ein solches von 18 750 000 Mk. und an. jährlicher
»!^chsgarantie find statt 815 113 Mk. bezw. 747 187
nur 636 807 Mk. erforderlich. Der Bau und Be-
der Va. n erfolgt durch eine Kolonialgesellschaft, die
dem Bankenkonsortium innerhalb einer cinjährigen
vom Tage der Konzessionserteilung ab zu bilden ist.
, Vollendung und Jnbetriebnahme der Bahn ist inner-
^lb füiifjährigen Frist vom Tage der Bestätigung
'Tesellschaftsvertrages ab zu bewirken. Das Banken-
^bsortium hofft, den Bau iuuerhalb einer dreijährigen
zu volleuden und die drei ersten tz'ahreszählungen an
^ Anteilseigner der zu bildenden Eisenbahngesellschaften
^ Tuli 1905. 1906 und 1907) aus dem Baufonds erfol-
( äu lasfen, so datz die crftmalige Belastung des Reichs
der zu übernehmcnden Garantie erst am 1. Juli 1908
"tM.

A. — Die Wähler SchiPPels im 16. sächsischen
E^chstagswahlkreis haben ihrem Abgeordneten cin Ver-
äuensvotuni ausgestellt. indem fie folgende Resolution
^ahmeu:

h .-Den Parteigenossen des 16. sächsifchen Rcichstagswayt-
sind die kheoretisch-schrchzöllnerischen Ncigungen chres
yeordneten Schippel seit langem Lekannt und sie haben daran
Itzsi^sils Anstotz genommen, so wenig wie der Stuttzarter
tag 1898 anlätzlich des Schippelschen Referats uud die
siüt>er Parteigenossen anlätzlich des Schippelschen Buches
Goi es tat. Ein Vorwurf würde gegen 'dcn Genossen
d^>Pvel dann zu evheben scin, wenn er Mehrheitsbeschlüssen
o/ Partei in Zollfragen zuiwidergehandelt, oder ioenn er in
ativer Weise die einheitliche Aktion der Partei zu durch-
HsiKsn suchte. Davon kann jedoch angesichts der ganzen
l^chUuug Schippels und nach näherler Kenußinisnahme der
Vorgänge im 3. Berliner Wählkreise so wenig dic
sein, datz eigentlich jedes weitere Wort in dieser Frage
i,^.- die Oeffentlichkeit überflüssig erscheint. Die Parteigc-
tzustU des 16. Wahlkreises wehren sich deshalb mit aller
ZVchiedenheit 'dagegen, datz fortgeseht in der Partei neue
ch-!^>tfälle künstlich geschaffen werden, dic jedes parteigenös-
dusammenwirkcn verekeln und fchlietzlich jede solidarifche
^teiarbeit überhaupr unmöglich macheu."

Baden.

h. Für den neueu Posten eines Ministerialdirektors
^ badischen Gesandtschaft in Berlin soll, wie aus gn-
Tuelle verlautet, Gch. Oberregiernngsrat Freiherr
^ ^nch v. Bodman, Landeskommissär in Konstanz, in
^.^sicht genommen sein. Derselbe ist in den Rechtsver-
^ "jissen kein Neuling, da er schon zweimal im Reichs-
»^äsi't siitia war, und zwar im Jähre 1888 mit Urlaub

zur Uebernahme der Stelle eines kommissarischen Hilfs-"
nrbeiters beim Reichsversicherungsamt und in ben Jahren
1889 nnd 1890 als kaiserlicher Regierungsrat und stän-
diges Mitglied des Reichsversicherungsamtes.

Karlsruhe, 13. Febr. Ueber das B esinden
dcs G r o ß h e r z o g s sind allerlei beunruhigende Ge-
rüchte iin Umlaus, die indessen, wie uns von bestunter-
richteter 'Seite mitgeteilt wird, glücklicherweise der Be-
gründung entbe'hren. Der Groß'herzog fühlte sich aller-
dings nach der Rückkehr aus Berlin, was bei seinem hohcn
Alter ganz erklärlich ift, infolge der Strapazen der Reise
etwas ermüdet nnd hütete, dem Rate des Arztes folgend,
einige Tage das Bett. Doch ist zu ernsten Besorgnissen
kein Anlaß vorhandcn, da der Großherzog bereits wieder
das Bett verlassen und im Kreise der großherzoglichen
Familie verkehrt hat.

K a r l s r u h e, 13. Febr. Bei Finanzuiinister Dr.
Wuchenberger ist in den letzten Tagen wieder ein.
störender Zwischenfall eingetreten. Es hatte sich, wie der
„Schw. Merk." metdet, eine neue Ausschwitznng in den
Lungenhö'hlen gebildct und mußte durch einen Einstich
eiitsernt werden. Das Allgemeinbefinben ist infolgedessen
ebenfalls herabgestimmt. Die Temperatur betrug heute
morgen 37,9. Der Zwischenfall trat ein, als die Hoff-
nung auf völlige Genesung wieder festeren Halt bekom-
nien hatte, die nnn leider wieder sehr ins Schwanken
gerät.

Karlsruhe, 13. Februar. Staatsminister von
B r a ii e r reist Montag nach Aegypten ab, wo er
bis zur völligen Wiederherstellung seiner iGesundheit
Aufenthalt nehmen wird.

K arlsru h e , 13. Fcbr. Ein großes A b Iösnng s-
k o m ni a n d o wird Ende Asiai für die ostasiatische
Besatzungsbrigade hinausgehen. Die BezirkskommanöoS
suchen Reservisten und Landwehrlente ersten Aufgebotes,
welchs sich zur Einstellnng in die Brigade bis 30. Sep-
tember 1906 verpflichten.

Karlsru 'he, 13. Febr. Fm Jahre 1902 dienten
von 43 Lehrern 14 als Einjährig-Freiwillige; 1903 von
39 Lehrern 19. Die Beförderungen befriedigen sehr nnd
zeigcn, daß die Lehrer den anderen Berufssiänden nicht
nachstehen. Etwas ungünstiger ist die Beförderung zn
Reserve-Offizier-Aspiranten. Nur zwei konnten sich die-
ser AuAzeichnung erfreuen.

Schwetzingen, 14. Febr. Die Landtags-
wahI ist wegen erheblicher Verstöße gegen die Wahlord-
nung und wegen Wahlbeeinflnssung ab e r in a I s a n g e-
fochten worden.

— Redaktenr G i ch h o r n von der „Volksstimme"
siedelt nach Pforzhei m über, das er bekanntlich im
Reichstag vertritt. Er wird dort Arbeitersekrctär.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 13. Febr. Es wird die Beratung des
Etats beim R e i ch s v e r s i ch e r u n g s a m t fortge-
setzt. Die Debatte bringt nichts Wesentliches. Weiter-
beratung Mont a g.

Badischer Landtag.

4. Sitzung der E r st e n Kam m e r.

K a r l s r n h e, 13. Febr. Tagesordnnng: Beratung
'des Bndgets des Justizministeriuiiis.

Frhr. v. ta Roche berichtete n-amens der Budgetkommis--
sion über dcn Justizetat. Die Kommission 'hat irgend eine
Weanstandring ntcht zu erheben gehabt.

Justizmiuister Frhr. v. D u s ch bcstätigt, was die Frage
der Hilssrichter anbelangt, datz die Zähl Ler angeforderten
Richterstellen ausrcichen wird, die Geschäfte zu bewältigen.
Mit cinem ausgedehnteren Gebrauche dcs Z 183 d-er Stras-
Prozetz-ordriun-z, Uebertragung von Untersuchun-gen an die
Amtsgerichte, ist die Regieruug einverstanden. W-as di-c wei-
tere Anstellung von Gerichtssch-reibern erfter Klasse betrifft,. so
-werden wir, wenn -es 'die finan-zielle Lage gestattet, mehr Stel-
len cinford-ern. Die Auszahlung von Zeugcn- und Sach-
werständigengebühren d-urch dic Gerichtsschreibereien werden
'wir da, wo sich ein Bedürfnis herausstellt, cintreten lassen.
Wir sin-d a«ch bereit, die Frage der Errichtung von Elerichts-
kassen zu prüfen. Was die Petition der Not-are betrifft, so
liegt kein genügen-dcr Grund vor, von der Staatsministerial-
Entschlietzung vmn Jahre 1902 abzugehen. Die Aversierunz
-der Not-ar-e ist so getroffen, daß die Notare eine entsprechenüe
Vergütuug für ihre Dienstleistungen crhalten.

Es wubde darauf in die Spezialberatun-g cingetretcn.

Titel 1—4 fanden ohne Tebatte Amrahme. Bei Titel S,
Amtsgerichte, bekla-gte

Frhr. v. Göle r den steten Wechsel der Amtsrichter bei
Len kleinen Amtsgerichten. Jn dieser Veziehun-g bestehen bei.
dem Amtsgerich-te Eppingen peinliche Zustände. Knnm daß ein
Amtsrichtcr in Eppingen ist und seine Wo'hn-ung bezogen hat,
wird cr schon wieder als Hilfsrichter a'bgerufen. Statt seiner
komni-t dann cin Referendär, östers aber ein junger Praktikant,
der wenig Praxis hat. Es soll Las kein Vorwurf sein, aber die
Erfährung zeigt uns, datz diese Beamtcu nicht das Vcrtrauen
bcsitzcn wic der Nichter, der lange auf scinem Posten ist. Es
'loäre besser, wenn man die jungen Juristen- bei dcn grötzeren
Anitsgcrichtcn b-cschäftigen würdc. Sie wären in dcr Lage,
sich dort dic nötigen Erfahrungen zu stimmeln. So wie die
Berhältnisse 'hcute sind, kommt das Vertrauen in die Jnstiz
in dcn klcinen Vezirkcn etwas ins Sinken. Las Ncchts--
bewußtsein wird dadurch im Volke erschütterk.

Ministerialdirektor H ü b s ch: Den Bedcnken des Vorred-
ners hinisichklich der Besetzung der kleinen Amtsgerichte kann
ich nur Leitrcten. Ter bestehcnde Z-ustand ist zu oedaucrn und
gewitz zum Nachtcil dcr Justiz. ES ist aber schwer, eine Aen-
derung cintrcten zu lassen, wetl viele Amtsrichter als Hilfs-
richter cinberufcn werdcn. Zur Zeit sind 25 Amtsrichter
Hilfsrichter. Man hat auch schon die Fragc aufgeworfcn, ob
man dic gesctzlichc Bcstimmung, daß nur Amtsrichter als
Hilfsrichter zugezogen Iverden dürfen, nicht ändern soll, damit
ültere Refereiidäre Hi-'lfsrichter werdcn können.

Es wurdcn hicrauf dic übrigen Titel und dcr autzcrordent-
lichc Etat crledigt.

Justizminister Frhr. b. D u s ch: Daß zum a-utzerordent-
lichen Etat iii-emand das W-ort ergriffcn hat, zcigt mir, dasr
di-e Angriffe, die im anvcren pause gegen d-as Justizministe-
rinm wegcn des Mannhciiner Gcfängiiisbaues crhobcn worden
sind, in diescm Hause kcincn Widerhall finden. Gegenüber
den Verhandlung-en, welche kürzlich in dicscr Angclcgenheit im
M-annheimer Bürg-eransich-utz stattgefundcn haben, verwcise
ich auf den Standpunkt der Regicrung, wie ich i'hn der Zweiten
Kammer bereits dargelegt habe. Ohne alles zu kennen, kann
man sich in ciner solchcn Nriige'legcnhcit ein vollständiges Urtcil
nicht bilden. Tas Justizmiiiisterium mutz sich gcgen den
Vorwurf Vertvahrcn, datz cs Matzrcgcln getroffen habc, u-iiz
eine gemeinnützige Untcrnehnrung in Mannheim zu verhindern.
Das ist durchaus unrichti-g. Mit dieser Erklürnng findcn die

Stadttheater.

Heidelberg,1S. Fe-br.

Azptä- > e Reise ins S ch I a r a f f e n l a n d". Zauber-
mtt Gesang von Adolf Steinmann und C. M.
l^>idt.

liyOjw klcine Julie ist heute zur Kaffecvisite -zu ihren- Kou-
gcladen und erzählt ihnen, was sie gestern im> Theaker
»h'Oj- Fastnachtsvorstellun-g allcs gesehen und gehört hat. „Zu
längt das Plappcrmäulchen an, „war einc
>l^^^rwerkstatt, mit einem grotzen und kleinen Schncider,
»i, . kleinc, wißt ihr, dcr mit dcn schönen Sam-methosen
char erst Lehrling. Tann sind so viele Männer dage-
die wollten- endlich ihre Kleider fertig 'haben und der
ffro^jdermeister hat immer gesagt: „morgcn, morgen sind sie
HejL« ' „Wie hat denn der Schneidcr und sein Lehrling ge-
^8die kleinc Lotte das Bäschen. „De-r Meister
.-Hy "wirn-bock und dcr Lehrbube Heinz", antwortete Julie.
RZ der Meister 'hat' dann zu Hein-z -gesagt, er ginge jetzt
Äh„7Zrtsh«us, zn der Meisterin aber sollte er sagen, er ginge
einkassienm Jetzt kamcn Grctel und -Fricdcl, die
E»ics? Pstegekinder der Familie, aus der Schule und wollten
arbeiten anfangen, aber der lustige Heinz hat gesazt:
T^etswr und pjo Meisterin sind nicht da, jctzt bin ich der
1>e Haus, jetzt singen nnt> tanzen wir. Auf einmal, wie
siustig sind, geht die Tür auf und wer komm-t rcin,
die Meisterin. Ten Schrecken, dcn dic armcn Kin-
Gretcl und- Fricdcl habcn gleich um V-erzcihung
E>ejst si: »bcr der schlimmc Heinz hat die Elle, mit der ihn die
schlagen wollte, schncll genomnien und ist aus den
ävy,! Äi'surigcn und dann dte Treppe hinauf und hat der
'>hihz '^»isterin die Zunge herauSgestrcckt. Tcr Meister ist
»uch gekomvien und als i'hm die Frau er-zählt hakte,
R>ex Ler Heinz Ivar, ist cr die Trcppe hinaufgcsprungen,
Heinz war flinker und ist dic anderc Treppc hcrunter,>
^sitcr jhm nach und damit cr schneller unten war, ruffcht

cr auf dem Trcppcngcländer und sällt mitteii in ein Wasser-
saß, das dort stand. Die Meisterin hat ihn herausgezogen,
in ein Tuch cingcpackt und ins Bett gesteckt. Friedel und Hcinz
haben noch Decken gcholt un'd die brave Gretcl hat ihin Kaffce
gebracht. Dann hat die Meisterin die Bcttvorhänge zugezo-
gen. Da kommt der Herr Bürgermeister ganz aufgeregt un-d
cr-zählt, daß ihm die Ratten scinen Staatsrock ganz auf-gc-
fresscn- 'h-aben, datz cr abcr un'bc-dingt eincn haben muß, weil
der Fürst kommt, sonst sci cr un-d die ganze Stadt blamoren.
Da steigt- der Schneiderm-cister aus 'deni Bctt, trotzdcm es die
M-eisterin' nicht leidcn will, und will dem Herrn Bür-germei-
ster das Matz zum Staatsrock nchmen. W-cr, da tun ihm
auf einnial das eine Vein Ive'h nnd cr mutz wieder zu Bett
gehen. Tcr Bürgcrmcistcr ist in- großer Not, da sagt der kleine
Hein'z: „Jch werdc 'dcn Staatsrock m-achcn nn'd bis morgeii
früh wird cr fcrtig scin. Dcr Bür-gcrnieistcr ist zufrieden und
geht n-ach Hausc upd die Meisterin hat gesa-gt, „seht nur zu,
wic ihr fertig werdet, ich gehe auch zu Bett". Die drei Kinder
setztcu sich nun auf dcn Tisch imd fingen zu nä'hcn an. Da
üat ter Hcinz di-e Gretel, sic müchte -doch ein schönes Märchcn
ckzählen und diü licbc Grctcl erzählte vom- Schlaraffcnland,
wo lU-an' sich durch Kuchen esscn muß, wcnn nian hinkom-mcn
will, wo- eincm di-e gcbratciien Taubcn in den Mund flicgen
und alles so schön ist, so wun-derschün. Da k-nm das San-dmänn-
chen- und streute den Kindern Sand in die Augen, so d-atz sie
vor Müdigkcit cinschlicfcn, und träumtcn vom Schlaraffen-
land." „Ja, a-ber", frägt Lotte, „dcr Staatsrock sollte doch ser-
tig wcrdcn, ist dcnn der fertig gew-orden, wenn die Kindcr ein-
gcschlafen sind?" „Freilich, Lotte", fährt Julic weitcr in ihrer
'Schildcrun-g fort, „das kommt jetzt." Denkt cuch, auf cinmal
kommcn kleine- Hcinzclmännchcn mit Laternchen- die bciden
Trcppcn heruntcrgchuscht, sahcn dic schlasen'den Kinderchen
und lascü an- dcr Tasel daß Matz zum Staats-
rock dcs Herrn Pürgermeisters. Dann sin-zen- sie
än zu nähen und auf cinmal stand dcr sertige
Staatsrock, wie auö dcm Bodcn' gsgaubert, da. Dic Heiuzel-

mnnnchen sind d-ann- ivie'der sortgehuscht. Wic dcr Meister
aufgewacht ist, hat er seincr Frau gcruscn, sic solle Kasfce
kochen, da sieht er auf ein-mal den fcrtigcn Staatsrock ste'hen,
dic Kin-der sind dann auch aufgewach-t, aber geschaut haben die
und haben garnicht gewußt, was sie sa-gen sollen. Der Mei-
ster hat d-ann viel Gcld bckommcn, das heitzt, seiuc Frau hat's
genommcn und dcr Meistcr hat blos; Taschcn-gcld zekricgt. Da
ist der heilige Weihnachtsabcnd gekommcn und die Meisterin
hat einen Schdveinskopf zurechtg-emacht, hat ihn auf dcn Tisch
gestellt und dabei hat sie.sich mit ihrem M-niin gestritt-cn, er
hat die Platte nnt dem! Schweinskopf her- un-d sie hat ihn -wie-
dcr hingezogen." „Warum 'ha-bcn sic dcim d-as gctan, die Pl-atte
'hin- un-d hergezogen. „Jedes 'hat doch dcn Schweinskopf für
sich gewollt, weitzt Du", mcint Jnlic. Dann erzählt sic wei-
ter, der Meister wollte haben-, daß die Kinder auch etwas ab-
bekämcn, aber d-ie böse Fran hat gesagt, dcr Mcistcr soll nur
froh scin, datz cr selber was davon bekommt. Dic armcu, ar-
mcn Kindcr haben ani Christabcnd nichts bekömm-c.-i als P-ell-
kartoffcln und voiiü Meistcr eincn Groschcn''imd da hat die
Meistcrin noch gcscholtcn. Sie habcn' dann zcbetet und von
dcm liebcn Mütterlcin gcsprochcn, das schon lan-gc iin Him-
nicl beini- licbcn Gott war. Wie sie dann cingeschlafen w-arcn,
k-amcn ihre kleinen Frcun-dc wieder und stclltcn cin Christ-
bäumchen auf dcn- Tisch und viclc, viele Sachen für die Kin-
der. Sie habcn dic Kindcr dann aufgcwcckt unü dic warcn so
vergnügt und so d-ankbar für 'das Bäumchcn un-d die schönen
Sachen und konn-tcn sich gar nicht satt schcn. Die Hcinzel-
männchen wolltcn dann die andere Treppc wicdcr hinauf-
huschen und vcrschwinden, da rutschen sie aus einmal aus und
fallen nllc hin." „Wie kam dcnn das, war die Trcppc mit
Scife gcschniiert?" erkundigte sich die witzbegicrtgc Lottc wie-
dcr. „Abcr ncin", s-agt Julic, „was glaubst Du, dic bös«
Schncidersfrau hatte Erüscn auf di-e Trcppe gestreut, sic hat
nämlich nachts schon p-oltcrn hören, wcnn die Hciriizelmänncheri
kamerr und die Arbcit schafften. Die Neugier hat ihr keine Ru'he
gelafscn, sie wollte wissen, wer da immcr nachts kommt. Wi«
 
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