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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-50 (1. Februar 1904 - 29. Februar 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14240#0254

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wendrgkeit der Verrnedrung der Aahl der Unteroffiziere
MgebM hat und vott Kardorff und Richthofen dafür ein-
getreten finch wivd' die Regierungsforderung und Antrag
Speck angenommen. Nächste Sitzung am 9. Februar. .

Deutsches Reich.

— Jm preutzischen Abgeordnetenhaus kam der Mg.
B r o e m e l von der freis. Vereinignng auf das in Nau>-
manns „Hilfe" veröffentlichte Fabrikantenliedzu
sprechen. Er führte aus, datz auch er das Gedicht, das der
freikonservative Maeordnete Gamp seiner Partei vor-
gchalten habe, nicht villige, und fügte dem Hinzu: Es gibt
sehr viele liberale Männer, welche die Politik, die darauf
ausgeht, mit den Sozialdemokraten zufammenzuarbeiten,
für gefahrvoll und aussichtslos halten. Auch ich gehöre
zu diesen Männern, und ich habe deshalb auch in der
eigenen Partei stets diese Politik bekämpft und werde dies
auch ferner tun. Jch beklage es tief, datz Naumann
in fanatischer Weise und demagogischer Art
Klassenhatz predigt, ich bedaure es umsomehr, als
diese Devhetzungen von einem Manne ausgehen, der Mit-
glied der freifinigen Vereinigung geworden ist.

— Jn der „Berl. Neuest. Nachr." findet fich die auf-
fallende Nachricht, der Kaiser wolle, daß der Staatsfekre-
tär des Reichsmarineamts, v. Tirpitz, die Leitung des
Kolonialamts übernehme.

— Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat be°
schlossen, den Fräktionsvorstand zu beaustragen, die An-
gelegenheit ^chippel zu untersuchen und darüber der
Fraktion Bericht zu erstatten.

Baden.

— Nach der „Breisg. Ztg." wird als Nachfolger
Fieser's in Freiburg Landgerichtspräfident Uibel in
Mosbach genannt.

Karlsruhe, 5. Febr. Wührend sich bisher in
unserm Lande die Auseinandersetzungen zwischen Aerzten
und Krankenkassen in durchaus friedlicher Weise abgespielt
und beide Teile ein gegenseitiges Entgegenkommen bewie-
fen haben, scheint der ärztliche Kreisverein K o n st a n z
entschlossen zu sein, die Entscheidung seines Streites mit
den Landkrankenkassen des Bezirks Mehkirch vor das
Forum des Landtagss zu bringen. Der Streit
Lreht sich weniger um die Honorarfrage, als Vielmehr um
Lie Forderung der Meijährigen Karengzeit und der Zu-
-gehörigkeit aller Kassenärzte zum ärztlichen Kreisverein.
Nachdem das Mnisterium des Jnnern diese Forderungen
als unzulässig bezeichnet und für den Fall, datz die Aerzte
ihre Drohung, während der vertraglichen Zeit von der
sKasse fur etwaige Dienftleistungen das DoPPelte der
Preußischen Minimaltaxe zu fordern, durchfiihren sollten,
den Gr. Bezirksarzt in Meßkirch angewiefen hat, die Ba-
handlung Ler Kassenmitglieder gegen Bezahlung nach
,der einfachen Minimaltaxe zu übernehmen, hat der ärzt-
liche Kreisverein Konstanz lt. „Straßb. Post" seine Reckt-
fertigungsschrift der Zweiten Kammer überreicht, damit
Äese im Streit zwichen Aerzten und Krankenkassen beM.
Ministerium eine Entscheidung herbeisühre.

Karlsruhe, 5. Febr. Einem wiederholt von den
Landständen geäußerten Wunsche entsprechend, wird die
Megievung mit der V e r st a a t l i ch u n g der Be-
zirksbaukontrolleure einen Versuch machen.
Jn sechs Amtsbezirken mit besonders starker Bautätigkeit
sollen zunächst die Baukontrolleure mit festen Bszügen
durch das Ministerium des Jnnern vertragsmätzig ange-
stellt und als bauliche Sachverftändige den Bezirksämtern
beigegeben werden. Die J-ahresvergütung soll zunächst
1600 Mark, die Tagesgebühr bei auswärtigen Geschäften
T Mark betragen. Vorläufig sino die Baukontrolleure
der Bezirke Pforzheim Land, Durlach, Villingen, Lörrach,
Freiburg Land, Schwetzingen, wahrscheinlich auch Bruch-
sal, Mannheim Land und Karlsruhe Land in Ausficht
genommen. Den Bezirksbaukontrolleuren will die Re-
gierung auch, soweit es angeht, Privatbautätigkeit von
Fall zu Fall gestatten. Bei Wohnungsuntersuchungen
sollen dieselben als Sachverständige herangezogen werden.
Gs dürften bei der eudgiltigen Einrichtung solcher etat-
mäßiger Stellen wohl zwei Gohaltsklassen, eine in Tarif-
abteilung H 1, für die älteren Beamten eine zweite W-
teilung b' 5 mit 3500 Mk. Höchstgehalt und 680 Mk.
Wohnungsgeld in Betracht kommen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Es wurden Amtsrevident Emil Müller in St. Bl-a-
sien dsin Großh. Verwaltungshof zur Anshilfeleistung beige-
geben; Revident L. Kupferschmidt in Lörrach dem Be-
zirksamt St. Blasien und Revident Wilhelm Bäckert in Ep-
pingen dem Bezirksamt Lörrach zur Aushilfcleistung zugeteilt.

— Es wurden die Zollverwalter Ernst Zipse in Wag-
Häusel nach Stetten und Heinrich Kall in bad. Rheinfelüen
nach BZäÄäusel und die Zollverwalter Albert Ekert in Ra-
dolszell nach Rastatt und Jos. Anton Walpcnbach in Gai-
lingen nach Radolfzell versetzt.

Ka-r.ksruhe, 5. FÄ>r. Der Grotzherzog empfrng
heute Vormittag 11 Uhr den Ministerialdirektor Geheim-
rat Becker zu längerem Vortrag. Jm Laufe des Nach-
mittags hörte Seme Königliche Hoheit die Vorträge des
Geheimerats Dr. Freiherrn von Babo und des Legafions-
rats Dr. Seyb.

seine Felscn heruntergesprungen, hatte seine Sprüchlein her-
gesagt, da mußte er auch schon wieder aus und davon. Der
Darsteller nützte jeden Augenblick, da er auf der Bühne war.
glücklich aus. Herr Steinmann imponiert als Darsteller
immer mehr. Was er aus dem Nickelmann machte, war
etwas ganz wundervolles. Graugrünstlbernes Ungeheuer mit
sprccheudem Aug' uud eiuem Ton, so eirrdringlich, so geheim-
nisvoll! Wieviel wußte er ins Einzelne hineinzulegen, fo in
das „Dim-baum, helf Dir Gott aus Deinem Tranrn!" Herr
Steinmann verfügt über erne gewalfige Macht des Ausdrncks.
Der Direktion gebührt die lvärrnste Arrerkennung. K. W.

Ausland. /

Oesterreich-Uugarn.

— Der vom Prager Benedfitinersfist „Emans" aus
veranstaltete Kreuzzug gegen dle Los - von - Rom -
Bewegunghat schon recht ansehirliche Ziffern anftzu-
weisen. Jnnerh-alb eines Monats häben sich mehr als
180 000 Mitglieder bei dem Bonifaziusverein
angemebdet. Das St. Bonifaziusblatt, das in 400 000
Exemplaren erschienen war.(in tschechischer und deutscher
Ausgäbe), mußte noch in weiteren 200 000 .Exemplaren
nachgedruckt werden. Me Februarnummer wird wieder
in 40 000 Exemplaren gikdruckt und enthält einen .Ausruf,
der an Deutlichkeit nickfis zu wüuschen übrig lätzt. Der Bo-
nifaziusvereiu, heitzt es, will seiu eine katholische Liga,
ein Bund der Katholiken gegen den Ansturm des „reichs-
deutschen" Protestanfismus. Schon sind viele durch die
Lügen und Verleuindungen gewissenloser Ver-
führer betört vom „heiligen Glauben" abgefallen. Schon
ist unser schönes Daterland an seinen GrenZen nmspannt
mit einem Gürtel von „Bethäuser n", die man er°
richtet hat, unserer „heiligen Kirche" zum Trotz usw.
Was durch die zweite Nummer erlöst wivd, soll zum Bau
einer neuen katholischen Kirche in Turn bei Teplitz ver-
wendet werden.

Fortbildungskurse für Handwerksmeister.

Freiburg , 6. Febr. Jn der G e w e r b e s ch u l e
zu Freiburg i. B. hat sich mit Anfang d. I. eine bedeut-
same Ausgestaltung des seitherigen Unterrichtsprogramms
vollzogen und zwar durch Einrichtung von Fortbil-
dungskursen für Handwerksmeister. Von
ihrer Gründuug im Jahre 1837 an suchte die Anstalt,
wie alle übrigen Gewerbeschulen des Landes, ihre Ans-
gabe lediglich in der Unterweisung der Handwerkslehr-
linge. Vor 15 Jahren hat man nun damit angefangen,
die Schüler nach ihrem Gewerbe zu trennen, wodnrch es
ermöglicht wurde, den Unterricht den fpeziellen Bedürs-
nissen der einzelnen Handwerke anzripassen: die verschre-
denen Wteilungen der Anstalt erhielten auf diese Weife
mehr und mehr den Eharakter von Fachschulen. Verfieft
wurde dieser Charakter durch die Angliedernng sogenann-
ter prakfischer Kurse an die Gewerbeschule. Man ist da--
bei von der Erkenntnis ausgegangen, datz die heufige
Werkstattausbildung vielfach nicht mckhr eine allseitige,
eine vollständige ist und daß deshakb der Gewerbeschule die
Aufgabe zufällt, hier ergänzend einzugreifen. So ent-
standen Praktische Knrse sür Holzarbeiter, Metallarbefier,
Bildhauer, Buchbinder, Schriffietzer und Buchdrucker,
Dekorafionsmaler, Sattler und Polsterer und für Kon-
ditoren. Die Bildung weiterer Praktischer Kurse ist vor-
gesehen.

Gleichzeitig wurde jetzt auch der zweiten Stufe des
gewerblichen Nachwuchses, den Gesellen und Gehilfen,
Gelegenheit zu beruslicher Weiterbildung geboten. -Die
Zu diesem Zwecke eingericht-.'ten Kurse sind ebenfglls auf
dem Prinzip der Fachschulen ausgebaut. Das Unterrichts-
programm umfatzt gewerbliche BuchMirung, Kostenbe-
rechnen, Projetfionslehre, Fachzeichnen, tünstgewerb-
liches Zeichnen und Modellieren, alles mit sorgfältiger
Berücksichtigung der Bedürfnisse der betreffenden Ge-
werbe. Selbswerständlich stehen Lie vorhin eriväbnten
praktischen Kürse auch den Gesellen und Gchilfen ofsen.

Eine schulmätzige gewerbliche Erziehiing känn aber
nur dann eine dnrchgreisende und vollständige sein, wenn
sie aIle Stufen deö Handwerks umfatzt. Don dieser
Erkennfins ausgehend, wurden jetzt die M e i st e r f o r t-
b i l d u n g sk u r s e als Schlußglied der gewerblichen
Erziehung in das Unterrichtsprogramm der Gewerbeschule
aufgenommen. Diesekben sollen nicht nnc dem jungen
Handwerker als Vorbcreitung fiir den theoretischen Teil
der zur Führung des Meistertitels vorgeschriebenen
Meisterprüfiing dienen, sondern sie sollen anch dcn jüw
geren Meistern selbst alle jene Kenntnisse vermitteln,
welche das heutige Erwerbsleben von jedeni Geschäfts-
manne und nicht zületzt von dem Handwerksmeister for-
dert. Deshalb enthält das sür die Meisterfortbildungs-
kurse aufgestellte Unterrichtsprogramm nicht blotz die von
den Handwerkskammern auf Grnnd der Bestimmungen
des neuen Handwerkergesetzes für die Aieisterprüfiing vor-
geschriebenen Fächer: gewerbliche Buchfühiüng, Kalku-
lation, Wechsellehre, Gewerbekundc, soziale Gesetzgebung
und Genossenschastsivesen fiondern weiter noch: Wichtiges
aiis dem bürgerlichen Gesetzbuch, wichtiges aus dem Ge-
biete des Verwaltungsrechts und der Rechtspslege, die Ge-
werbegerichte, die badische Steuergesetzgebung, Materi-
alienkunde und Technologie.

Die Freiburger Gewerbeschule ist durch diese Ausge-
staltung ihres Unterrichtsprogramnis in ihre volle Auf-
gabe hineingewachsen. Erwägt man dabei noch, datz auch
eine Parlierschule für Maurer, Steinhauer u. Zimmerer
und ferner eine Mouteur- uud Werkmeisterschule an sie
angegliedert sind, so wird man anerkemien müssen, datz
die hiesige gewerbfiche Lehranstalt dem Handwerkerstande
alles das bietet, was ihn zum erfolgreichen Konkurrenz-
kampfe besähigen kann. Der Stadwerwalfiing Freibnrg
gebührt das Verdienst, mit dieser umfassenden Fürsorge
für das Handwerk, speziell mit der Einführung der Mei-
ster-Fortbildungskurse, zuerst auf dem Plan erschienen
zu sein und die erste Vollgewerbeschule des
deufichen Reiches ins Lbben gerusen zu haben. Nicht
minder gebührt äber Anerkennung dem weitsichtigen und
unermüdlichen Leiter der Schule, Roktor Schott, der an
der Spitze der Vorkämpfer einer modernen zukunftsrei-
chen Handwerkerbewegung marschiert und dessen Name
mit der Freiburger Gswerbeschuke bis in die fernfte Zu-
kunst aufs engste verbunden bleiben wird. Die große
Beteilignng, welche die Meisterfortbildungskurse
gefunden haben, ist der sicherste Beweis dafür, daß mit

deren Errichtung einem wirklichen Bedürfnis entsprocheä
worden ist. Möge das hier gegebene Vorbild allerseifige
Nachahmung finden!

Aus Stadt und Laud.

Heidelb-ra. 6. Fetrnac.

X Jungliberaler Verein. Jn der gestrizen außerordenfi
lichen Generalversamimtun>g widmete -der Vorsitzende, Pros-
Metzger, deni- langjächrigen Führer der nattonalliberalen
Partei, Herrn Landgerichtsrat Fieser, wanme Worte dankba-
ren Gedenkens. Er hob die Verdienste des unvergeßlichen
Mannes unr die nattonalliberale Sache hervor uNd stellte ihn
als Muster für jeden um die nationalliberal« Sache Kümpfen-
den -dar. Die Versanunlnng ehrte sein Andchiken dnrch Erhc-
ben von> ben Sitzen. Der in der ordentltchen Generalver'
sammlung nicht vollständig gewählte Vorstand des junglibe-
ralen Vereins für das Jahr 1904 wurde gestern durch Znwach
auf die satzungsgernäßc Anzahl von 22 Beisitzern ergängt. Dst
Liste der vom alten Vorstand Vorgeschlagenen fand dte^ An-
nahme der Versammlunz. Zur Anstellung eines Parteisekre-
tärs der nationalliberalen Partci, ein Vorhaben, datz von den
Jungliberalen Lesonders auf chroni letzten Parteitage in Ost
fenburg lebhaft besürwortet war, bewilligtc der Verein einen
nam'haften Znschuß. Einige in der Versammlnng vorgeschla
gene Satznngsänderung-en wurden bis zur nächften ordentlichen
Hauptversanrmjlnng zur Beratung Nerschoben. Bei allicn
Punkten zeigte dic rege Disknssion, welchen lebhaften Anteck
dic Mitglieder an der jungliberalen Sache nehmen und lätzt
erhoffen, datz trotz des schwachen Besuches der geftrigen autzer-
ordcntlichen Hauptversammlung auch das Jahr 1904 cine leb-
hastc Vereinstätigkeit bringen wird nnd so die Aufgaben der
jungliberalen Vereine fördern helfen wird. Die Rechnungs-
legung ftir das abgelaufene Fahr wurde als geprüst und in
Ordnung befindlich zefunden. Die nächste öffentliche Ver-
sam'nrlung wird voraustsichtlich noch in diesern Monat in
Nenenheim stattfindcn.

X Das Kaiser Panorama stellt von Sonntag ab eine ganz
ncue Serie „Meisterwerke der Btldhauerkunst" aus. Der Zu-
tritt ist nur für Evwachscne -gestattet. Norwegen und das ab-
gebrannte Aalesund ist nur noch heute zn sehen.

X Er wollte sich riichen, nämlich der 89 Jahre alte im Ze-
menttverk Leimen beschäftigte Zementarbeiter Johann Trtm-
born aus Langcl i. Rheinland, weil er von seinem Meifter
Wilhelm Schönit entlassen worden war. Er lauerte rhm am 4.
ds. Mts., abends 8 Uhr, auf und gab einen Revolverschutz auf
rhn ab. Zum Glück ging die Kngel fcchl. Trrmborn wurde
gestern, von zwci Gendarmen eskortrert, ins hicfige Amts-
gefängnis abgeliesert.

V Eine Einbrecherbandc scheint wieder einmal in hiesigef
Stadt ihr Handwerk zn treiben. Vor einigen Tagen wurde bci
dem Bankbeamten Bundschuh einzebrochen; 40 Flaschen Wein
wurden von den Dieben erbeuiei. -Jn der Nacht vow Dorst
nerstag auf Freitag drangen L>pitzbuben in den Laden des
Bäckermeisters Bitzinger, Hauptstratze, und stahlen «us der
Ladenkasse 3 Mark Kleingeld nnd ein Portemonnaie mit 2
Mark, sowie eine Platte mit Backwaren. Anch in der Kondi-
torei Loos wurde der Versuch gemacht, cinzu-brechcn, dürch das
Hinzukommen eines Hauseinwohners und durch die Wachsaw-
keit des Hnndes -wurde der Einbrecher indcssen bei serneM
Vorhaben gestört, sodatz er unverrichteter Sache abziehen
mutztc. Der Polizei ist es noch nicht gelnngcn, den oder dic
Täter abzufassen.

b. Strafkammersitzung vom 5. ds. Vovsitzender: Landge-
rrchtsrat Gautzer; Vertreter der Anklagebehörde: Staats-
anwalt Dr. Sebold. 1. Der 14jährige Volksschüler Adols
Haberacker und der gleichaltrize Lehrling Karl Heck, beide von
hier, durchstöberten an einem Sonntag Vormittag rm Novem-
ber vor. Js. die Zimmer der k>ei den Eltern des ersteren woh-
nenden Stu-denten, wobei ihnen Zigarren und Zigaretten in
die Hände fielen; am Nachmrttag wiederholren sie ihren
Raubzug in den Studentenzimmern, versuchten Bckhältnissc
mit falschen Schlüsseln zu ösfnen und entwendeten gus offe-
nen Sch-ubläden kleinere Geldbeträge. Wegcn vcrsuchten schive-
ren und vollendeten einfachcn Diebstahls -wird gegen jcdcn der
beiden jugendlichen Verbrecher auf 2 Wochen Gefängnts er-
kannt. — 2. Die Dicnstmagd Maria Augnstina Bareis au^
Walldorf hat trotz ihrcs jugendlichen Alters von 18 Jahren
schon 11 Vorstrafen erlitten und zwar meistens wegen Betruzs
und Dicbstähls längcre Freiheitsstras.en. Am 13. November
v. I. entwendete sie ihrcr Dienstherriii hier Kleidungsstücke
im Werte von 56 Mark. Die Strafe wird dresmal anf 1 Jahr
Mfängnis, abzüglich 2 Monatc Untersuchungshast bemessen-
— 8. Der 15 Jahrc alte Bäckerlehrling Karl Friedrich Höll
niüller aus Neckarzinuncru entwcndete seinem Lehrmeister
in Bammenthal die Beträge von 22.Mark und 5 Mark aus
eincr verschlossencn Sch-ublade, die cr mrt einem salsche»
Schlüssel geöffiret hattc. Da der Lehrmeister einen Strasan-
trag nicht gestellt hat, wird das Verfähren nach ParagraPÜ
247 N.-St.-G.-B. eingestellt. — 4. Eteorg Rehberger aus
Wicsenbach, Fuhrmann in der hiesigen Herrenmühle, kaM-
als er am 5. Dezember nrit seine-nr Fuhrwcrk von der Anslade
spur am Karlstor abfahren und umwenden wollte, gerade in
dem Moment rnit dem Hinterteil seines Wazens dem Hanptgc-
leise zn nahe, als ein Zug von Schlierbach her einfuhr. Es
crfolgte cin Znsammcnstotz zwischen der Lokomottve und dern
Wa-gen. Wegen fahrlässiger Gefährdurrg eines Eisenbahn-
tranSports wird der Angeklagte zn 20 Mark Geldstrafe evtl-
4 Tage lZlefängnis verurteilt. — 5. Die Berufung des ZfiP
mermanns Joh. Jak. Scheffner aus.Walldorf gegen ein schöf'
fengerichtliches Urteil, nach welchem er wegen Körperverletzung
2 Wochcn Gcfängnis erhielt, weil er anf der Landstratze vor
Walldorf öhne Grund einen Burschen angegriffen und mrß-
handelt hatte, wird als unbegründct zurückgewiesen. — d-
Landwirt Heinrich- Schey anS Schluchtern wurde in eineM
dortigen WirtShause von dem Händler Konstantin Heckel dnrai
Redensarten so gcreizt, datz er diesem ein Fcuerzeug aus den
Kopf schlug, wodurch Heckel erheblich am Kopfe verletzt wurde-
Das Schöffenzericht sprach gegen Schey eine Geldstr-ase von
40 Mark evtl. 10 Tage Gefängnis aus. Mit diesem UrteU
-war Heckel nicht zufriedcn, cr legte Berufung cin, unr deM
Schey eine höh-ere Strafc zu verfchasfen. Das Gericht belietz eo
jedoch bei der erkannten Strafe und legte dem Berufsklügök
Heckel die Kosten des Verfährens auf. -- 7 .Ein Rerscnder dcs
Kanfmanns Jöel Grohwachs hier hausrerie auf den Land
orten in der Nühe mit Bildern nnd Spiegeln ohne t:n Besrtz^
ein-es Wandcrgewerbescheines zn scin oder Wandergewerbc-
stcuer bezahlt zu h-abcn. Vom Schösfcngericht wurde er des-
halb in eine Geldstrafe von 360 M-ark verfällt. Nach dem Uf(
tcil rst nun der Prinzipal für die Strafe hastbar. Wegen lne-
ser Bestimmung legtc Großwachs Berufrmg ein; er wtrd ab«
mit derselben kostenpflichtig abgewicsen. .

ZV Manirheim, 5. Fcbr. (E i n sckwerer U n f a I b'
ereignete sich gestcrn Abcnd auf dem hiestgen Rangierbahnhos-
Einem ledigen Wagenrapporteur von hier wurden berm Ra»-
gicren eincs Zuges beide Bcine abgcsahren.

Mannheiur, 6. Fcbr. (Panorama.) Am morgigc'"
Samstag fin-det die W i e d e r c r ö f f n u n g des Mannhctt
mer Panoramas statt und zwar mit der R-euausstellrmg dc^
Kolossalrundgemäkdes „Schlacht bei L ü tz c n" (30jährigc'c
Krieg), gemalt von dem bckannten Schlachtenmaler Profeslch'
Louis Braun in München, soioie mit einer weiteren Ncuhc^'
den Dioramen-Gcmälden „Episoden aus denr Bv-
 
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