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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-25 (2. Januar 1904 - 30. Januar 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14240#0068

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ralen Verein Freiburg unterzeichnetes Wahlflugblatt habe
nicht nur Hätzliches, soirbern zum Teil auch Strafbares
enthalten. Zum Schluß fügt Wacker im Hinblick auf üeir
ihm, wenn auch nur von ferne in Anssicht gestellten Pro-
zetz kläglich hinzu::

Jch gtaube, datz mein „offener Bricf" an Sie rurch Jnhalt,
Zusammenhalt unö Wortlaur klar ist u. nicht mitzverstandlich
und halte es für kaum. noüvendig, noch extra zu detonen, datz
ich dei und mit den Worlen „und teilwerse auch strafbar ist"
an eben diese massiven Leistungen dachte, dic zum Gegenstand
von Beleidigmrgsprozessen hätten gemacht tverden sollen. Diese
habe ich gemeint, irgend etwas Anderes nichr.

Hochachtungsvoll

Zährirrgen, 10. Januar 1904.

Th. Wacker.

Das nenut man einen Rückzug nrit abgesägten Hosen.

Nachdem Wacker in dieser klemlauten ZVeise die Per-
sönlichen Angriffe gegen Obkircher zurückgenommen, fatzt
er nun Dlut und beginnt im „Beob." einen seiner Kilo-
meterartikel gegen das obengenannte Flugblatt. Jns-
besondere eifert er dagegen, datz in ihm die angebliche
Verfolgung der kathol. Kirche als eine der dicksten Lügen
bezeichnet wurde. Sodann richtet sich sein Zorn gegen
den leider nur zu wahren Satz im Flugblatt:

„Mrtbürger! Das Zemtrum suchr Euch weitzzrrmachen, es
fei kerne relrgiöse, kerne konfessionelle Partei.

Urrd doch stellen seine Wahlmacher, wie rir Konstanz der
Anwalt Dr. Baur, an die katholischen Gcistlichen die Zumutung:
serd unsere Wahlagenten, unsere Briesträger, unsere Spionc,
veranstaltet Radanversammlungen I

Unangenehm mag es ja für das Zentrurn sein, datz
diese Machenschaften in Konstanz aufgedeckt wurden, ader
sie lassen sich nicht ablengnen und ebensowenig wegdis-
putieren.

Schwetzingen, 10. Ianuar. Auf heute lstach-
mittag war von der Leitung ües nationalttbera-
len BezirksveremS Schwetzmgen eme Parteiverjamnüung
in den Kolosseumssaal einberusen, um zu den wrchtigsten
Vorlagen im Lanürag wie vor aüem zur Ansechtung der
Waht des Herrn LanügerichtSrat C l a u tz - Ossenburg
Stellung zu nehmen. Irn Verlaufe üer Versainmlung
referierte Abg. Clautz in emgehender, ohjektwer Weise
über die bisherige Tätigteit des neuen Landtags und ging
des weiteren aus die der Erledigung im Landtag harren-
den Aufgaden ein. Die Versainmlung, welche von über
300 Personen besucht war, spendele dem Reserenten grotzen
Beifall für seine Darlegungen. Dann kam die Wahlan-
fechtung in der Versammlung zur Sprache.

Wie der Referent Ratschreioer Rerchert nach dem Be-
richt des „Marmh. Gen.-Anz." ausführtc, hatten die Erhevungen
durch den Gr. Amtsvorstand, Oberamtmann Wendt in der an-
geordneten, umfünglichen Weise statrgefunven und, soviel er
wisse, ein positives Resultat nicht zu Tag gefördert. Ins-
besondere seien folgenüe von den 10 Herren, aus Hockenheim
und Schwetzingen, die den Wahlprotest unterschrieben, behaup-
teten Tatsachen unerwiesen geblieben: 1. Seine (Reichert's)
Anwescnheit und sein unberechtigtes AgiticrM sür Herrn Clautz
während der ganzen Wahl im Wahllokal, namentlich seine Ein-
wirkung daselbst auf die Alt- und Neuluhheimer Wahlmänner.

2. Das Wahlzettelberteilen im Wahllokal dnrch Wahlmann,
Bürgermeister Ding-Edingen. 3. Die ungesetzliche Beschaffen-
heit des Jsolierraumes. 4. Die nicht richtige und unparteiische
Einteilung der Stadt Hockenheim in Wahldistrikt'e. — Die erste
Behauptung enthalte grelle Unwahrheiren. Er (Reichert) habe
iveder im ersten noch im zweitsir Wahlgang den Saal betreten.
Zu Ende des dritten Wahlgangs habe er sich in den Saal ledig-
lich zu dem Zweck begeben, um das Wahlresultat zu erkundigen.
Von Agitieren sei keine 'Rede gewesen. Die zweite Behauptung
über das Wahlzettelverteilen durch Bürgermeister Ding kormrre
gar nicht weiter in Betracht. Was den Jsolierraum anbelange,
so hätte doch der Vater des Wahlprotestes gewiß leichtes Spiel
gehabt, etwaigen Mängeln abhclfen zu lassen. So ein Osen-
schirm wäre doch rasch zur Stelle gewescnl Statt dessen schweige j
tnan, lasse die Dinge gehen, verschasste sich einige Zeugen, '
um dic Wahl, wenn sie lricht nach Geschmack ausfalle, hinterher !
anzusechten. Ja auf diese Weise könne man jede Wahl cm>- >
fcchten. Man könne Anfechiungsgründe förmlich konstruieren, !
um sie, wenn es patzt, zu benützcn. Cs werde jedoch allseits j
anerkannt, datz Herr Obcramtmann Steiner, der landesherr-
lrche Wahlkommtssär, mit autzerordentlich — peinlicher Ge- >
nauigkeit den Wahlakt geleitet habe. Wenn irgend etwas an !
dem Lokal zu beanstanden wäre, so sei es die rämnliche Un-
zulänglichkeit des Saales für 220 Personen mit dcn Wahlge- !
räteu. Wenn >das Wählgeschäst unter die „Gewerbebetriebe" i
siele, was glücklicherweise nur Lei wenigen Menschen cmge- !
norumen werden könne, so würde sich für -den Herrn Fabrik-
inspektor ern dankbares Ärbeitsseld in dcm erwähnten Punkte
eröffncn und er glaube, datz jeuer in den Saal kaunr 50 Mann
znr Wahlarbert zülietze. Da aber die Grötze des Saales anf
den Wahlansfall keinen Einflutz ausübe, so häbe er diese Sache
nrrr so nebenbei erwähnt. Eine veränderte Wahlordnung arrf

Grmrd des neuen Gesetzes, das cmgekündigt sei, werde diesen
Mitzstand nicht mehr in die Erscheinung tre-ten lassen. Zum
4. Puukt des Wahtprotestes, die Distriktssinteilung in Hocken-
heim möchte er nur vas Eine bemerken, datz die Erhevung-en
die völligc partcilose Distriktseinteilung ergab, dcrgegen soll
der von den Protestleru cingereichte Plan etwas po-
litisch gefärbt sein. Merkwürdig sei, datz die Distrikts-
Einteilung in Hockenheim deswcgen angrcifbar erscheint, werl
rn 2 Distrikten je 8 un-d in 2 Distrikten je 6 Wahlmänner zu
wählen waren. Jm Jcrhre 1899 sc-ien in Hockcnheim 5, 6, 7
und 8 Wahlmänner gewählt worden. Das sei natürlich nicht
bdanstarrdet worden. Herr Eder siegte, das genügtc. Wenn
nnn wieder einmal der Kandidat der tm Bczirke nummerisch
stärkstsa nat.-lib. Partei gewählt würde, dann ginge das mrr
nnrechtcn Dingen zu. Es sei zu hofs-en, dah die 2. Kammer
der Landstände iu ihrer dcmnächstigen endgiltigen Bcratung
des Wahlprotestes dem Recht zum Recht verhelfe.

Ilach einer kurzen Diskussion wurde folgende Reso -
lution einstimnng angenommen:

„Die heute in Schwetzingcn von der nationallibe-
ralen Partei -einberufene Versamnüung von Wählern
des Wahlbezirkes Schwetziugen-Ladeuiburg, zu welcher
auch die Wahlmänner aller Parteien ein-
geladen und in grotzer Unzahl ohne Parteiunterschied
erschienen waren, spricht emstimmig ihre Entrü -
stung aus über die erfolgte Einsprache gegen- die
Abgeordneten-Wahl im 14. Landtagswahlkreis voni
11. November 1903 und spricht die Hoffnung und den
Wunsch aus, datz die nach deu Wahrnehmungen der
Wahlmänner und nach dem allgomeinen Urkeil recht -
ni ä ß i g z u sta n d e g e k o m m e n e Wahl be
stehen bleibt."

Elsaß-Lothringcn.

G r a n d s o n t a i n e, 8. Jan. Großes Aufsehen
verursacht hier und in der Umgegend der „Straßb. Post"
zufolge und sogar jenseits der Grenze die Auswei-
sung deutscher Fuhrleute aus Frankreich.
Tort hatken sich in dem benachbarteu Raon-sur-PIaine,
von dem französischen Holzhändler Toussaint zn Laneuhe-
ville zur Wfuhr seiner aus dentschem Gebiete gekauften
Windfallhölzer nach Allarmont engagiert, der Fuhrwerks-
besitzer Ferry und Genossen aus Wackerba-ch einguartiert
gehabt. Nach etwa dvei Wochen wurde ihneu auf einmal
bedeutet, sie hätten für jedes Pferd 250 Franken Steuer
(keine Kautiou) zu entrichten, widrigeufalls sie das Land
zu verlassen hätteu. llm dieser hoheu Steuer zu eutgeheu,
entschlossen sie sich, auf deutschem Gebiete unmittelbar bei
Forsthaus Windeck in mehreren- von ihrem französischen
Arbeitgeber aus Brett-ern hergestellten Hütten mit ihren
Pferden Unterkunst zu nehmen. Dort glaubteu sie mm
ungeschoren zu sein und die Mstchr nach Allarmont ruhig
weiter fortsetzen zu können. Doch schou uach einigen Tageu
wurden weitere dakuu gehende Holzstansporte seitens der
Donane in Raon-siir-Plaine mit dem Bedeuten ange-
halten, daß diese nicht mehr weiter als bis Raon-sur-
Plaine gehen dürsten. Auf das „Warum?" blieb man
deu entrüsteten Fuhrleuten die Autwort schuldig. Der
darob in seineu Juteresseu sehr geschädigte Holzhändler T.
reiste unverzüglich nach Paris, von wo aus die Weisimg
ergangen sein sollte, an zuständiger Stelle gegeu diese
vorstellig zu werdeu, doch bis jetzt umsoust. Die betroffe-
uen deutschen Fuhrleute sollen sich jetzt beschwerdeführend
an die Regierung gewandt haben, da sie, imd wie es sch-eint.
mit Recht, aunehmen, datz die ganz-en Mächcnschaften -von
ibreu stauzösischen Kollegen herriihren, denen man deut-
scherseits bei ihren Fahrten bis fogar üder Schirmeck
hinaus weder mit Pserden uoch Ochsen noch nie das Ge-
ringste in den Wsg gel'egt haste. Im großeu Windsalljahr
1893 wareu inländische Fuhrleute läugereZeit eb-enfalls in
dem genannteu französischen Dorfe wohnhaft und an der
Mstchr bis nach Raon L'EtaPpe beteiliat, ohne datz ihnen
feitens der Franzosen Steine in den Weg gelegt worden
seien. Auf den Ausgang dieser Angelegenh-eit ist man
hier sehr gespannt.

Aus Stadt und Land.

X Das Kaiser-Panorama bringt rn dreser Woche ernc-n
Cpklus vow Savoveir mit hochrnteresscmter Besteigung des
Montblanc. Es rst somir den Besuchern Getegerchert geboten,
einen Einblrck in die grotzartige, wildronrantische Alpenwelt mit
ihren Riesengletschern, Eishöhlen, lieblichen Tälern und freund-
lich-en Dörfern zrr gewinncn. Savohen bietet viel Schöncs und
Bewundernswertes. Vor allem rst der Aristokrat unter den

man es sonst leicht von ihr hörte, Frau Ferner. Sie wutzte,
wie Gertrud, diese Art des Emporstreten-s zrr schätzen.

„Es gibt Niemanid in- der Welt, der nach mir fragt, rch mutz
mir selbst gen-u-g seru un-d ich Lin es auch." Hoch war des Dok-
tors Haupt erhoben — Mw-iß, er war sich selbst geuug.

Ter Oekonomierat erhob sich und- reichte rhm mit 'dcm
Ausdruck besonderer Achtung. die Hand.

„Erlauben Sie mir erncn Glückwunsch zu Jhrenr endgil-
tigen Erreichen eines besriedigeudeni Zieles. Wer so für die
Wissenschaft zu kämpfeu versteht, hat sicher den höchsten Grad,
. welchen Sie erteilt, verdient — Hcrr Doktor!"

„Wenn Si« längere Zeit in unserer Gegend verweilen, so
hofse ich, Sie werden uns auf dem Hallerhose dre Ehre eines
Besuches crweisen", lud Maricmne den Doktor herzlich ein.

Es war höchste Zeit, an die Heim-kehr zu dcnken, die sil-
berne Sichel dcs Mon-des stand- schon län-zst am Himmel.
Herr Ferner hatte auch das Einspannen des Wagens schon
vor einiger Zeit befohlen. Die Seinigen bereiteten sich unter-
desten zurn Aufbruche vor.

Sreben Häupter wolltcn untergetracht serrr. Herr Wal-
ter, der höchst gelangweilt des sremden Doktors Aus«inan-der-
setzungen angehört, erhob sich zum Kutsch-ieren, Herr Ferner
nahm ne-ben i-hm Platz, und Albert behalf sich in der Mitte.
Die vier Darnen nahmen den inneren Fond ein.

Doktor Bergmann lächelte unmerklich, als — nach all' den
Aeutzcrungen warmen Entgegenkommens von Seiten der Fa-
milie Ferner — Frau von Freienfels sich nur leise verneigte,
artig, wie am Morgen gegen Herrn Walter, als cr ihr den
Sonnenschirm überrerchte; aber er wutzte es sa, mit solcher
Höslichkeit bauen sie eine bessere Schranke, als rücksrchtsloser
Hochmut es vermöchte.

„Adieu" —- „aus Wiedersehen" — tönte es hrnüber und
herüber, und der ZurückbleibenLe wurde nicht ferftg mft Ab-
ichiedszercm-onien.

Unter all' den Händen, die sich ihm entgegenstreckten, war
erne — ein klernes schneeweitzes Händchen, das rhm zaghast

davgeboten wurd« — er sah, oder be-achtete es wenigstens nicht.

Schüchtern wurde es zurückgezogen und Claudra ver-
schwand im Jnnern des Wagens.

Nur Gertrud war noch autzen. Wie stand es nun unr
rhre Vermuftnrg? Sie war nicht klüger -geworden. Auf das
Geratewohl beschloh sie einen Wurf zu tun.

„Wann werden Sie Jhr Erbe antreten und Schlotz El-
wart beziehen?" Sie fragte das, von den Uebrigen ungeh-ört,
leise, aber deutlich und sfteg ein.

„Wöher wissen Sie?" Ueberrascht rief es Doktor Berg-
rnanrr chr nach, als die Räder schon im Rollcn warcn.

Er lvar es also! Er war es wirklich. Doch Gertrud
schwieg, und behielt ihre Entdeckung für sich allein. Niemmrd
von den Jhrigen ahnte, welche fieberhafte Aufregung sie be-
herrschte, als sie -durch den sftllen Abend nach -Haus-e suhren.

Claudia's Ivartcte zu Hause uoch eine Ueberrasch-ung. Onkel
Ludwig hatte früh Morgens einen Boten nach der Stadt ge-
schickt, der nun rechtzeittg zurückgekehrt war. So fand sie im
Vorzimmer unten einen nagclneuen, prächti-gen, englischen
Damensattel. Dankend fiel sie dem -Onlkel um den Hals.

Frau Marianne überlegte im Sftllen, was dieser unnötige
Gegonstand wohl gekostct haben möge und begriff ihrcn
sonst so sparsamen Gaften nicht. Wahrhastig, hätte sie Anlagen
zur Eifersucht gehabt, so würde sie auf seltame Gedanken ge-
kommen em>.

Jndessen war sie an diesem Tage gütig gegen ihre Nichte
gewescn. Sie hatte Einkehr in sich gehalten und beschlossen,
ihren schroffen Stcmdpunkt auszugeb-en. Claudia gegenüber gab
es eine verdienstvolle Mission, die, zu bessern, was üble Er-
ziehung gesündigt. An ihv sollte es nicht fehlen, datz sie noch
rechtzeitig aus ihrer Unsähigkeit geweckt wurde, mit der Armut
zu rechneu.

Vor allem wollte sie untersuchen, Ivie jene Angelegenheit
mit den Vermögenspapieren, die ihnen allen nach dem Tode
des Schwagers von Areienfels so viel Kopfzerbrechens gemacht,
schlietzlich rhre Erledigung gefunden.

Gletschern, üer Dtontblanc, mit seinen gefährlichen Sreüen,
klasfenden Schneespalten, Graten u. s. w-, in mc-hreren Ltus-
nahmen, durch welche wir uns eiue J-dlee von der Schwierigteft
einer solchen Besteigung machen- tönncn, oertreten. Eine An-
zaht hübscher Städlchen und Dörser wie St. Marftn, Chcrm-
bery, Bois, St. Gervais, Grey, Argenftere u. s. Iv., ferner
malerische Täler und Schluchten sowie die herrlichen Glerscher-
meere nmchen einen grohartigen Eindruck auf üie Besucher und
erwecken die Lust zum Reisen, das man hier so billig und be-
qucm ausführen kann.

Bruchsal, 10. Januar. (Das Museum) hier har eben
die Feier seines 100jährigen Bestehe -n s beeendigt..
Me künstlerisch bcgabten Kräste der Gesellschast hcftten sich zu-
sammengetan, um dem Feste -eine gewisse künstlerische Einheit
zu gebcn und es' ebenso sehr zu sinem anmutigen Bilde der
Vergangenheft zu gestalten als dem gcgenwärtigen künsfteri-
schen und geselligen Leben sein Recht zu lassen. Eine besondere
Weihe erhielt das Fest durch ein sehr huldoolles Telegramm
Seiner Köuiglichen Hoheit des Gootzherzogs, als Antwort auf
ein Begrützungstelegramm der Festfeiernden. Für weftere Kre-ise
wird von Bedentung sein das Schriftchen des Pros. Dr. Himmet-
stern: „100 Jahre- Mnseumsgesellschaft", das in kurzsn Zügen
ein lebendigcs Bild der Geschichte der Gesellschafi eiftwirst mrd
als ein Beitrag zur Kultur und Geschichte unserer Stadr und
unseres Landes bezsichner werdeir kann.

Heidelberger V re!nsangelegenheilen.

ö. Ter Draiiiatische Klub hieü am Sonntag Abend in dem
übersüllten Saale und Galerien des Bürger-Casinos seinen au-
gezeigten V a r ie he - Th e a te r - Ab sn d ab. Die arft-
stische Lcitung lag in den bewährten Händcn des Herrn
Dietrich, welcher für -den Abend ein sehr reichhaltiges und
mnüsantes Programm zusammengestcllt hatte, das nur den
Fchler hatte, datz -cs zu reichhaltig war, sodatz infolge der oor-
geschrittenen Zeit einige Nummern wegsallen mutzten. Die
Hauskapelle der K. V. unter der Direkfton des Herrn Kehrcr
erhielt für ihre guten Leistungen, insb-esondere für den Ka-
dettonmarsch, vielen Beisall. Auf die vielen Programmnum-
meru einzugehen, wäre zu weitläusig, nur soviel sei gesagt,
datz Hcrr Schramm als Zithervirftwse aus Milsbach, und als
Schorsch Rumpler, Frankfurter Dialekthumorist, autzerorderftlich
gefallen hat cbenso Herr Wohlgemuth als sächsischer Humorist
mit seinem Rekruten und als Glanznmnmcr Lona Barrr-
son zu Pferde, -was wahre Lachsalvcn hervorrief. Groh-
artige Athleftsche Produkiionen führte The Germania-Troup
(Preisgekrönt) aus, insbZondere mit Heben und Stenrmen
und schlietzlich mft dem Ringkampf; auch ihr ward grotzer
Applaus zuteil. Die Frl. Schnetzler und Nenbnrgc-r als lieb-
liche Tyrolerinnen sangen mid spielten Zither und machten
ihre Sachen gut. Mit jubelndc-m Beisall empfangen
erschien etwas später dre im Klub so geschätzte Liedersängeriin
Adelina Link und sang reizend das Zigsunc-rkind und aus
dem sützen Mäd-el mit durchschlagcndem Ersolge; auch Herr
Di-etrich lietz sich als guter Säiiger hören. Vorzüglrch ge-
spielt haben in dcm kleinen Thcaterstück, „Der stumme Musi-
kant", die Herrcn Zeller, Kehrcr und Wohlgemuth. Nun forderte
die goldene Jugend stürmisch ihre Tanzrechte und als wir den
Hcimweg einschlugen, wurde der erste Walzcr flott geranzt.

Theater- ui-d .Dmstnachrichlcn.

Vortrag Max Hofpauer. Ueber Herrn Hofschauspieler Ni'ax
Hofpauer, welcher am Donnerstag den 14. d. M. im Harinonre-
saale einen Vortrag in verschiedenen Aknndarten über „Hei-
matkunst in Wort und Bild" HLlt, schreibt die „Ber-
liner Staatsbürgerzeitung": „Der mcrstcrhafte Vortrag bay-
rischer und österreichischer Dürlektdichtungen, auf dcn sich gestern
Zlbeud die Aufmerksamkeit des übervollen Saales konzenrrierte,
lietz uns' so recht erkennen, wie nur ein vollsndeter Schauspieler,
als den -wir Blax Hofpauer seit langcm schätzen, imstande ist,
d-en ftefen Gehalt volkstümlicher Werke eines -Stielsr, Anzen-
gruber, Rosegger usw. in ihrem ganzen Werte auszuschöpfen.
— Hofpauer beschränkt sich nich-t a-us die 5tunst der Rede allein;
die Gestalten der Dichftmg leben, w-ie sehen das Bild vor uns,
wie es ein Desregger mit Palefte und Pinsel micht überzeu-
gender gcben kann."

Frau Suse de Cave hat in Berlin sehr schöne Ersolge in
einem Konzert in dsr Philharm-oni-e- -erzielt. '„Berliner Zei-
tung", „Staatsbürgerzeitung", „Berliner Neneste Nachrichten"
loben übereinstimmend die ausgiebige, kräftige Stimme, dsn
grotzen ru-nden Ton, den warm timbrierien Alt der geschätzten
Sängcrin, die als gebooene Heidelbcrgcrin^ uns von ihrem
Harmoniekonzert hier in bester Erinnerung ist. Die Musi k-
Zeitung schreibt: Ein musikalischcs Ereignis möchte ich das
Konzert iii der Philharmonie bezeichnen, welches Prof. Becker,
Lehrer der Kgl. Hochschule. und seinc Frau, die Geigerin Bianca
Becker-'Samolewska uuter Mitwirkung ider iztonzcrsiäiigevin
Sus-e de Cave aus Dorftnund gaben. Die beiden erstgenannten
Künstler sind sür uns Berliner alt b-ewährte Bckamfte. llm
so mehr konzentrierte sich das Jnteresse auf die für Berlin
neu-e Erscheinung der gefeierten Altisftn Susc de Cave. Die-
selbe wurde Lenii auch von- der ungemein zahlveich erschienensn
Mcnge mft grotzem Applaus begrützt, der sich nach den fran-
zöstschen Liedern -vonZNassenet und> Chaminade rmd dem Liede:
„Aus der Jugendzeit" ^von Radeke zu einem wahren Beisalls-
sturm steigerte, d-er sich nach Schlutz des Konzerts aus der
Stratze am Wagen der Säugerin fortsehte. Mt Recht hat unser

Freilich, das Verschwinden dieser Staatsobligatroneii —
darum haüe cs sich gehandelt — war eigentlich tein sonderliä)es
Rätsel, die Sache lag klar auf der Hand für denjenigen, der
sich d-ie Mühe nehmen wollte, stch Klarheit zu verschaffen. —

Als Mtrianue ihren äbcndlichen Rundgang durch das Haus
beeudet hatte uud spät an Gertrudis Tür vorbeikam, sah sie mit
Staunen durch eine Ritze derselben deren- Zimmer noch erleuchtet.
Jhre Tochter pflegte sich doch svnst in.den Sommeruächteu ohne
Licht schlafen zu legen.

Ein tvarmes Herzensverhältnis herrschtc nicht zwischen den
beiden. Frau Ferners Wesen war aus das Prakftsche ge-
richtet, es blieb ihr zu Gefühlsaustausch keine Zeit. Sie sami
auch dem ungewöhnlichen Umstand eines' erhellten Zimmers
nicht wciter nach. Mutzte sie doch am Morgen zeitig aufstehen,
da -der grotze Haushalt unter ihrer speziellen Oberleirung stand.
Ein General regierte seine Truppcn nicht sichsrer, als diese
Frau ihre Knechte und MägÄe.

Wenn sie so energisch im Hause herumhantierte, sah ihr
niemand die aristokratische Herknnst mi.-

Jn der Tat gegen alle Gewohnheit, haüe Gertrud zwei
Kerzen ang-ezündct, als sie in rhr 'Schlafzimmer gckommen war.
Nun begab sie sich damit vor den Spiegel. Wann in langer
Zeit harte sie nach dem Spiegel gefragt?

Prüfend beleuchtcte sic ihr Gesicht. Der Ternt tvar dunkel
imd nicht srei von S-ommersprossen.

„Warum könnte ich nicht anch eine helle Gesichtssarbe haben,
werm man darauf Bcdacht genommen häfte?" sprach sie mit
sich selbst. „-Man hat Lie Enkelin ernes Fveiherrn von Burnau
aufwachsen lassen, wie eine Bauerndirne, und wie erne solche
sehe ich ungesähr aus."

„Wie asfektrert Claudia mit ihrcm wehcudcn Haar aussieht."
Dabei löste sie die vollen braunen Fleäsicn und schüttelte die
wogende Maffe über die Schultern zurück; uun bog sie den
Oberkörper, um dieselbc von rückwärts in bem Glase zu schauerr

(Fortsetzung folgt.)
 
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