besltzsr. Erfreulich ist. daß die Versicherung in den letzten
JerHren in verschiedenen Landesteilen Eingang gesuyden
hat. Da der neue Entwurf Mtlich unbeschränkte Dauer
des Gesetzes vorsieht, ist zu hoffen, daß der Zugang in
noch weit verstärktem Maße stattfinden wird.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seirve Könitzliche Hoheit dcr Großherzog Wben
döm Wirklichen Geheimen Rat Prosessor v. Dr. Gduard Z e l-
ler crn der Universität Berlin, wohnhast in Cannstatt, Äas
Grvßkreuz des Ordens bom Zähringer Löwen verliehen.
— Die auf Antrag des 'Gewevbelehrers Kölble in Bühl
erfolgte Gntlassung aus dem badischen Staatsdienst wuvde
auf dessen Ansuchen zurückgenommen.
Karlsruhe, 22. Jan. Der Großherzog
hörte heute Vormittag von 10 Uhr an die Vorträge des
Präfidenteu Dr. Nicolai und des Mnisterialdirektors Ge-
heimerats Becker. Um 12 Uhr 18 Minuten traf Prinz
Heinrich XXXIII. Reuß aus Heidelberg hier ein. Die
Prinzessin Wilhelm erschien zur Mittagstafel, an welcher
anch der Prinz Reuß teilnahm. Mit dem Befinden der
Kronprinzessin von Schweden und Norwegen geht es so
viel besser, daß auch dieseÄe heute wieder an der Tafel
teilnchmen konute. Laufe des Nachmittags besuchten
die Großherzoglichen Herrschasten mit hem Prinzen Reuß
mehrere Maler-Ateliers. Um 3 Uhr 46 Minuten reiste
derselbe nach Heidelberg zurück. Von 5 Uhr ab hörte
der Großherzog die Vorträge des Gcheimerats Dr. Frei-
hchn-n von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.
Aus Stadt und Land.
Heldelb^rg. 23. Januac.
Bon der Nniversität. Die Fcuerbestattung des
Mh. Rat Prof. Dr. b. H o l st findet heute Nachmittag 2?s Uhr
im hiesigen Krematorium statt. Geh. Rat v. Holst, ein gebo-
rener Lrvländer, war JourNalist in Amerika, dann Ordinarius
für Geschichte an der nerigegrüntzeten Stratzburger Hochschule,
sckiann an den Uyiversitäten Freiburg und Chicago. Der
ViceköNsul -de-r Vereinigten StaatKr lädt durch Anschlag am
Schwarzen Brett bie amerikanischen Studenten der Ruperto
Carola zur Teilnahme an der Leichenfeier des berühmten Ge-
schichtsschreibers der Unionsversassung ein.
8tU.UK. Städtischer Maskenball. Für das diessährige
Fe'st. das in den gesamten Räumen -der Stadthalle stattfindcn
tvird — d-ie öffentliche Wirtschast ist an -diesem Abend nur für
die Ballbesucher geöffnet — sind die Vor-bereitungen im grotzen
Ganzen beendet. Die theatralifch-humoristische Votstellung
dnrch eine große Zahl der Kün-stler unid Kün-stlerirmen des
Sta-httheaters wird auf der Bühne der Staidthalle stattfinden,
etwa nach 9 Uhr beginnen und kaum eine Stunde in Anspruch
nehmen. Sie wird jedensalls -den stöhlichen Verlauf des Bal-
les wefntlich erhöhen, der um 8 Uhr >beginnen und um 5 Uhr
früh sein Cnde erreichen wird. Das Nähere über die zu ver-
teilenden Preise an Gvuppen und die schönsten -Herren- und
Tamen-Masken wird aus den Plakaten zu ersehen sein. Jn
Anbetracht des zu erwarteniden stärkcven- Besuches wird eine
Verme'hrung der Preise gegen früher stattfinden. Einen sehr
schönen Einidruck dürste auch die nach künstlerischen Entwürfen
berzustellende Rosenlaube machen, in der von zarter
HaNd Srk^ kredenzt werden wiäd. Das Orchefter, in der Stävke
von 30 Dlufikern, stxht unter der Leitng hes Herru Kapell-
mei-sters Lehmann vom hiesigen Orchestevverein. Blumen-
Bertaufsstände werden zu ebener Erde u. a>uf dem Balkon auf-
gestellt, Maskenabzeichen werden nur am Eingang abgegeben.
Jn den oberen Sälen wird die Bewirtung nnr bei Wein und
mit Rauchverbot stattfiNden; in allen unteren Räumen wivd
dagegen nach der ersten Pause das Biertrinten und Rauchen
gestattct sein. Die ersten Reihen bes Balkons im grotzen Saal
strtd zum Preife von ö Mark für die erste und von 4 Mark für
die gweite unl> allenfalls auch dritte Reihe für diejenigen Per-
sonen reserviert, die wähvend des Festes beftimmte Plätze zn
hckben tvünfchen, aber auch nach ihrem> Belieben die übrigen
Räume nn-d >das in denselben herrschende Lcbcn unb Treiben
gn besichtigen -vorhaben. Die reservierten Plätze f«r den Bal-
ron können schon jetzt nach bem Saalplan bei dcm HauSver-
ter -der Stadthalle, Herrn Wächter , zwischen 11—1 Uhr be-
stellt -tverden. Der Eingang zn dem Vevwaltungszinimer ist
von der Neckarseite, Portal VI. Für -die oberen Galerien sind
80 Plützc zu 2 Mark fiir die Person -vorgesehen. Diefe Kar-
ten berechtigen jedoch nicht znm Befuche des Balles. Bezüglich
der Verpflegung sind die umfasscnldsten Matzregeln getroffen,
so 'datz sie anch bei der zu erwartertden> großen Beteiligung
von Befnchern in ber besten Weise erledigt werden kann. Eine
Konbjtorei ist zu diefem Zwecke auch vor bem Kammermusik-
savl errichtet. Wenn das Publikum, Männlein wie Weiblein,
den nöti-gen närrifchen Humor mitbringen wird, so werden hof-
scntlich älle Besucher zufrieden gestellt werben.
-s- Volkshochschulkursus. Hatte Herr Stadtvikar Lic. Wie-
lanbt am Donn-crstag in Erweiternng seines Themas fich über
.,Das Verhältnis von Natuvwissenfchaft und Religion" über-
banpr äusgesprochen, so ging er cnn gestrigen Freitag anf den
eigentlichen Darwinismus und sein Verhältnis zur Religion
näher ein. Wir bringen im heutigen 2. Nlatt eine Skizze
zn seinen klaren, wie-der sehr aufm-erksam und -dankbar an-
gehörten Tarlegungen,
Der hiesige sozialdemokrakische Berein. hielt am letzten
Mittwoch Abend in „Schifswirts Bierkeller" seine diesjährige
Generalversam-mlung ab. Bei der Wah-l des Vorstandes er-
klärte -der seitherige 1. Vorsitzende, Herr Schubach, eine Wie-
derwahl aus Familienrücksichten ablehnen zu müssen. Es
wnrde Herr Ri-pp als 1. Vorfitzen-der gewählt un-d Herr Schu-
bach als 2. V-orsitzen>d«r.
st- Jm Kaiserpanorama ist von Son-ntag ab Florenz unL
seine Kunstschätze, die >zu den -berühmtesten der Welt gezählt
wecken, ausgestellt.
lAusgestellt. Jn bem Schaufenster der Herren Gebr. Um-
nnmental dargestellt worden. Wer dies gemalt, muß viel
gelebt und gelitten haben!
Achnliche Zuspitzung alles Gefühls aus das Wefentliche
in der Geberde finden wir in allen folgenden Bildern: Jung-
fran mit dem Ktnde, Monbfchein, Kreuzig-ung und Anbetung
ber hl. 3 Könige. Jn diefem ist der Ausdruck der verfchie-de-
nen Köpfe, trotz der geschlossenen Augen geradezn erstaunlich;
sie beben alle ein Jnnenleben, dte Außenwelt mtt ihren phanta-
stischen Formen gehört nicht zu chnen.
Viel wäre noch zn sagen über die harmontsch schöne „hei-
lige Familie", das entzückende Märchen vom „Sonnenköniz",
die „Hochzeitsretse" — man beachte den Mangel je'der süß-
lichen Gebevde, das versunkene Hinfahren- ins Retch der
Träume und Wünsche, unb die bei aller Vevsunkenheit noch an-
Mtzsende weibliche Hoheit! —, über die „Himmelfahrt' und die
„göttliche Nähvniutter". Doch der Ranm ist beschränkt. So
sei noch auf 'das große „Golgatha" hintzewiesen, bas jeder Be-
sucher der Ausstellnng in seiner ganzen Wucht und Gröhe auf
stch wirken lassen rnüge; sein Urteil über Previati wird dann
für alle Zeitcn festftechen.
B. Feistel - Rohmeder.
niann, Haup'tstr.. rst ein herrliches Gemälbe, dieChtrurgie, The-
- ra-pie n. di»' - Psnctiiatrie darstellestd, ansgestellt. Das Bil-d ist
von Hexrn Maler Wollthan gemalt und war deffen Meisterstück
bei ^n Meisterprüfungen der Handwerkskamnier in Dtann-
heitN- — Jn dem Möbelgefchäst -des Herrn- Mrnstiel Nachfolger,
Hanptftraße Nr. 9, ist ein kunstvolles schmieideeisernes Hostor
ausgestellt. Angefertizt ift >dasselbe von Fr. Schlicksup,p,
Kunstschm-i>e!de unb Bauschlosserei, Muenheim.
-s- F-und. Gestern Mittag wuvde beim- Entfernen des
Fundamentmauevwerkes des füdl. Flügels des alten Sch-ul-
hauses in der Grabengaste ein fogen. Grun >dstein aufge-
furilden. Ter Stein von quadratischer Form 30 aus 40 Zen-
timeter zeigte in >der Mitte eine Wertiefung, die ans dem Stein
hcrausgearbeitet war. Jn -dem Stein befanden sich die Ur-
kunben und eine Mütze in einem weihen Töpfchen vermodert
vor. Autzer dem Urkustdentopf zwei lange Flaschen ans grü-
nem Glas ohne Jnhalt nstd eine kleine Madonnenminiatur-
figur mit dem Jesuskinld auf dem Arm ans hellgelber Terra-
wtta. Der Stein war nnr mit einer gewöhnlichen Platte ab-
gödeckt. ^
O. Strafkammersitzung vom 22. ds. Vorfitzender: Land-
gerichtsrat Gautier , Vertreter ber Anklagebehövde: Staats-
anwalt Dr. Se 'bol >d. 1. Fabrikarbeiter Panl Fräßle aus
Hammereisenbach ist bereits 37 Mal vorbestrast und zwar ab-
wechselnd wegen Betru-gs, LaNostreicherei und Bestelns. Hier
evschwin'delte er fich unter Angabe eines falschen Ramens usw.
kleinere Geldbeträge. Wegen Betrngs im wie-derholten Rück-
fall erhält er 6 Monate Gefängnis, wegen Bettelns 6 Wochen
Hast und außer-dem wird er der Lanidespoltzeibchörde über-
wtefen. 2. Schreinergehilfe Daub aus Spechbach, fertigte
zwei mit gesälschter Unterschrist versehene Zettel an, mittels
denen er einen hiesigen Kausmann zur Herg>ccke von 20 Mar7
und 10 Mark vcranlatzte.' Wegen Urkundenfälschnng aus Ge-
winnsucht im'ZusämmeNtresfen mit Betrug erhält er 4 Mo-
nate Gefängnis. i3. -Der Reifende Joh. Friedvich Haber-
kern ans HeideMrg drohte einer ihm in der Hirschstrahe
begegnenden Franj die sich vorher abfällig über ihn- geäuhert
hatte, mit Schlägen. Vom Schöfsengericht wurde er von der
Anklage der Bedrohnng freigesprochen. Auf dic Berufnng der
Staatsanwaltschaft wir-d er aber heute zu 10 Mark Geld-
strafe veruvteilt. 4. Tischler Friedr. Wilhelm Albert BeItz
von Dresden- wnrde vom hiesigen Schöffengericht wegen Unter-
schlagung zu 20 Tagen Gefängnis verurteilt. Nach diesem
Urteil, ge-gen das der Angeklagte Berufung einlegte, haste er
als Vorsitzender der Zahlstelle Wieblingen des bentschen Holz-
arbeiterverbandes im Einverständnis mit dem Kafsier un'd uu-
ter Ausnützung der Gefchästsunfähigkeit desselben der Kaste
eine Anzahl kleinere Beträge, zusaintnen- etwa 80 Mark, ent-
nommen. Das Gericht kann in dem Verhalten des Ängetlag-
ten keine Unterschlagung evblicken, sondern nur Anstiftung zur
Unterfchlagung, hebt bas erstinstanzliche Urteil auf und erlennt
dementsprechend aNf 20 Mark Geldstrafe. >>. schweinehäNdler
Jöhann Werle von Grünstädt hatte vom hiefigen Bezirksamt
einen Strafbefehl von 50 Mark erhalten, weil er in lüohrbach
bei dem Haitdel mit Schweinen, die er aus der Psalz cinge-
führt hatte, Veterinärpvlizetliche Vorschriften autzcr Acht ge-
l-affen habe. Das Schöffengericht ermäßigte di-e Strafc auf
3 Mark. Nach dem Willen bes Angeklagten sollten die schweine
rm Bezirk Eppingen, wo eine polizeiliche Ouarantäneoorschrift,
wte im Heidellberger Bezirk, nicht besteht, verkauft wevden, wur-
'den aber öhne sein Wiffen- von seinem Gehilfen nach Rohcbach
gebracht un-d dort verkaüft. Das Gericht konnte deshalb em
strafbares Verschulden des Angeklagten nicht erkennen und
sprach ihn auf fetne Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil
nnd unter Abweisung der Berusung der Staatsmiwaltschaft
frei. 6. Die Berufung dcs Handelsmanns Mofes Oppen -
heimer von Gemmingen gegen ein schöffengerichtliches Ur-
teil, nach welchem er wegen Beletdi-gung eines anderen dortigen
Handelsmannes 5 Mark Geldstrafe evhalten hatte, wird als
unbegründet znrückgewiefen.
-j- Unfall. Geftern Nachmistag wurden auf -der Hanid-
schuhsheimer Landstraße infolge des Geräusches eines Zuges
der Straßenbahn die Pfebde des Fnhrknechts Johemn Rauh
lin der Ziegelfabrik vorm. Stöckinger bödienftet) fcheu und
gingen durch. Der Knecht wollte -die Pferde anhalten, kam
aber zn >Fall und der Wagen ging über den Mann hinweg. Mit
vielen- teilweise sehr evheblichen Verletzun-gen am ganzen Kör-
per wurde der Knecht in seine Wohnnng verbracht.
— Polizeibericht. Wegen Bettelns wurden 7 Pevsonen
verhaftet. Zwei Personen kamen tve-gen Ruheftörung
bezw. Unfugs zur Anzeige.
Karlsruhe, 22. Jan. (Das Schwuraerickt! ver-
handelte heute gegen >den 52 Jahre alten Hanptlehrer Johann
Georg Eckert von Brötzingen wegcn Körperverletzung mit
nachgefolgtem Tode. Es ist dies der Fall, we-gen desien die
sozialdemokrastsche Fraktion des Lmtdtags eine Jnterpellation
an die Regiernntz gerichtet hat. Der Angeklagte ist beichnldigr,
am 17. Növ. v. I. >den 12 Jahre alten Schüler Emanuel
Elsäster wezen Unaustnerffamkeit mit einem Rohrstock in der
Rechenstunde dreimal auf das Gesäß geschlagen zu haben uud
zwar jetoeils 4—5 und 2—S Schläge. Äm 25. Nov st..rb der
Knäbe infolge einer Lungenientzündung, ohne die Schule wie-
der besucht zu habcn. Ter Angeklagte ist seit 20 Johren in
Brötzingen angestellt und hat einimal die Mißbilligung wegen
Ueberschreitens -des Züchttgüngsrechtes anszesprochen erhalten.
Der Angeklagte erklärt, dah er in bem Verhalten des Schülers,
-der wiederholt >die leichteste Rechenaufgabe nicht h-abe lösen kön-
ncn, eine böswillige Hartnäckigkeit evblickt habe, d-ie ihm znr
Züchtigung wöhl berechtigt erfchienen sci. Er habe dabei nicht
stärter, wie üblich zugeschlagen. > Der den Knaben- behaüdelnde
Arzt, der am Täge nach der Züchtignng zuyezogen, sa-gt aus,,
datz er über die fchwere Mißhandlung empört gewesen sei, denn
er h-äbe eine Anfchwellung vom unteren Rande der zwölsten
Rrppe fast bis zur Kniekehle festgestellt, au-f dcr sich 10—42
fingerdicke blutunterlaufcne Striemen besuNden -hätten, Eine
weitere Unterfuchnng nach Verlauf von drei Tagen h-äbe nichts
Posittves ergeben, doch sei das Hinzutreten eincr inneren Er-
krankung nicht ausgefchlossen gewcsen, Dr, Fischer-Pforzheim,
der 'der Sektion beigewohnt, erklärt, daß der Tod vielmehr in-
folge von Lungenentzündung ein-getreten sei, Die vernomme-
nen Lehrer stellen ihrem Kolle-gen ein gutes Zeügn-is ans und
die Knaben bekuNden im- Allgemeinen, dah die Szene in der
Schnle so verlaufen sei, wie sie öben angege>ben. Alsdann wur-
den die Eltern vernommen, wobei Lesoniders der Vater des
verstottbcnen- ktnaben in sshr errcgter Weise den Znstand seincs
Sohnes schiliderte; der hintere Teil fei von Striemen bedeckt
gowe>sen und verschwollen und mit dem linken Fnße haüe der
Knabe geknappt. Der Lehrer habe gebeten, eine Anzeige nicht
zn erstatten; er wüvde für alles aufkommen. Die Anzeige
selbst fft don dem verheirateten Brüder des Berstorbenen bei
'der Pforzheimer Staatsanwalffchast gamacht wovden. Nach
Anssage der Diakonissin sind >die Anschwellungen bis znm
Rücken hinausgctzangen, währen-d 'der Bä-der haibe der Knabe
über große Schmerzen im Rückcn und am Gesäß geklagt. Ans
dem Sachvevstäüdigenurteil der Me'dizinalräte Rehmann, Ma-
rol-d unid Dr. Mufer geht hevvor, daß ein urfächlicher Züsam-
menhang zwischen den Schlägen -uüd der Lungcnentzündung
für die Sachvevständigen nicht nachzuwcffen sei. Das Gutach-.
ten der Obermedizinalbehörbe ist anf Grund >des Sekttonsbe-
fundes gu der entgegengesetzten Annahme zekommen, >da sich
von der hinteren Wölbung des o-beren Lappens des linken Lun-
genflügels ein in fenkrcchter Richtung sckprärzltch-roter Strei-
fen sich befunden habe. Solche Berletzungen seien aber leicht
hervorgerufen dnrch Erschütternng, Schütteln, Schlagen ufw.,
wie dnrch jegliche Emotton, die Lie Lunge in vibrierende Be-
wegnng AN versehen in der Lage sei. >D»siGeschwü.vLNLN''b e-r >--
neinten die Schuldfrage, worauf dis Freis prech ung
evfolgte. -> . , , - ,
Offenburg, 21. Jan. (P e r s o n a l i e n. -v- O k tro i.)
Sicherem Vernehmen nach wird Lündgerichtspräsffstnt Wei-
zel hier anf 1. April in den Ruheftand treten. 'Mls sein
Nachfolger wivd, wie man bem „Mannh. Gen.-ANz." schreibt,
in hiefigen Furiftenkreisen Laüdgerichtsdirestor Zehnter
in Mannheim genannt. Für ben znm Oberlandesgerichtsrat
ernannten llnterfuchungsrichter Ernft soll Amtsrichter Grie-
ninger in Achern als LandjMrichtsrat hierher verfetzt wevden.—
Einen kleinen Krach foll es im hiefigen >dcmokratischett
Verein abgefetzt Häben, weil verschiedene Mitglieber dessel-
ben in ihrer Eigerffchaft als Stadtverordnete unter Verletzung
der demokratffchen Prinzipien sür das Ostroi gestimmt häben.
Der VorftanL Les Vereins (ein Wirt) habe aus Zorn darübet:
sein Aint niebevgelegt und einem demokrattschen Köhleühändler
nnd OktroisreunL erklärt, daß die Wüste bei ihm in Zukunft
keine Kohlen mehr bestellen wüvden.
Tt^eater- und Kunstnachrichten.
Heidelberg, 23. ^an. (S t'ab t th e a t e r.) Rächsten
Montag gelangt im Stadttheater LevitxeMiche Schwank „M a-
dame BonivarL" von Alex. Biston und Anthonh Mars
zur Aufführung mst den Damen Bvn-ne (Titelrolle), Holl-
mann, Wagner nn-d 'den Herren -Eckhof, SchneiLer, Sigl un!d
Stesfens tn den Hauptrollen. „Mädame BontvarL" ist ein
übermütiger Schwank mit brillanten Rollen nüd wirffam-ster
Sstuationskomik, der gaüz der Karnövalssttmmung enffprickst
und überall Len größten Lacherfolg erzielte.
Eingesandt.
Heidelberg, 22. Jan. 1
Mst Bezug anf >Las „Eingefandt" in der hentigen Zestnrig,
Reinignntz der Gehwege von Eis urild Schnee betreffend, möchte
eine „Hansfrau" das ost angewcndete einfache Mittel empfeh-
len: Salz oder Viehsalz zu streuen. Schon nach knrzer Zett ist
Eis und Schnee fo mürbe, daß dasselbe nur abgekehrt zn
wevden braucht, was für Dienstmädchen keinerlei Anstrenznng
mit sich bringt.
Heidellierfler Vereinsansielegenheiten.
X Der dramatische Klub veranstaltet am Sonntag im
oberen Saale Les Hotel „Adler" eine Narrerffitzung. Es wer-
den hierbei zahlreiche Büttenredner uüd Karnsval-fften vo«
Heidelberg auftreten. Von feiten- des hoh-en Efferrats der
Karnevalgefellschcrst Hetdelbevg-Neuenherm wevden einige Her-
ren erscheinen und ihren feierlichen Einzug halten. Jedermcmn
hat Zntritt zu der «Mtzung.
Handel und Vcrkehr
Mannbrim, 22, Jannar. Oberrbeinische Bank —.— B.,
96.00 G. Rkein. Kreditbank—.— B, 140 00 G, Rtiein. Hypotheken-
Bank 192.50B. 192 00 G, Bra -crei Kleinlein, Heidelbcra—B-,
184,50 G- Schroe'al'sche Branerei Heidelderq —B,, 203. - G-,
Psrtland-Zementwerk tzeidelberg 125,— B,, 121150 ,G,
Heidclberg, 23. Jän. (M a r k t p re i se.) ,Heu, der
Zentner 3,20—3,50 Mark, Korn-Stroh, Ler Zentncr 2,20 bis
2,60 Mark, gcm, Stroh, 'der Zcntner 1,80—2,00 Mark, gelbe
Kartoffeln, der Zentner 2,50—2,60 Mark, Salastartoffeln,
Ler Zentner 4,80—5,00 Mark, Butter, in Ballen 0,96—1,00
Mark, Butter, das Pfund 1,10—1,20 Mark, Zwiebeln, das
Pfuüd 8—10 Pfg., Kn-obla-uch, "das PfunL 35 Pfg-, Gelbrüben,
das Pstind 2—3 Pfg., Rosenköh-l, Las Pfnnd 10—15 Pfg.,
Schwarzwurzeln, das Pfuüd 45—-50 Pfg,, Eier, 'daS Stück
6—8 Pfg„ Eier, 100 Stück 6,80—7,00 Mavk. Blumenröhl, das
Stück 18—20 Pfg,, Rotkraut, 'das Stück 20—25 Psg,, Weitz-
kraut, das Stück 8—10 Psg., Wivsing, das Stück 6—8 Pfg.,
Boden-Kohlrabi, das Stück 8—10 Pfg., Sellerie, >das Stück
4—5 Pfg., Lauch, das Stück 2—3 Psg,, Rettich, >das Stück 3
bis 5 Pfg-, Meerettich, Las StüÄ 15—20 Pfg,, weiße Rüben-,
das Stück 2—3 Pfg-, rote Rüben, das Stück 6—8 Pfg., Kopf-
salat, das Stück 8—10 Pfg., Eüdivien, das Stück 3—5 Pfg-,
Aepfel, das Stück 3—6 Pfg., Aepfel, das Pfun-d 15—22 Psg-,
Birnen, das Stück 4—6 Pfg-, Bivnen, Las Pfund 20—25 Psg--
Petersilie, das Gebund 1—2 Pfg„ Schnittlauch, das Gebuüd
1—2 Pfg„ Haase, per Stück 3,40—3,50 Mark, Froschschenkel,
per Schnur 30—35 Pfg.
Wiesloch, 22. Jan. Der heutige Schweinemarst war mü
89 Stück Milchschweinen -befahren. Prets 12—16 Mk. pev
Paür
Wasierstandsnachrichtcn.
N e ck n e.
Heidelberg 23 , l,44 qef. 0,05 m
Heilbronn 22„ 0,84, qcf 008 ni
Mannbeim 22,2,82, qef 0 12 m
R bein
Lanterburg 22, 3,04, qef. 0.14w
Maxau, 22 3,22, qcf. o,>>8 m
Mnnnheim, 22,2,68, qef, 0 15 m
Kleine Zeitung.
— Eduard Acllcrs 90. Gcbnrtskag. Stultgart-
22. Jan. Zum heutigen 90. Geburtstage- des Geh. Rates
Professor Eduard Zeller sind von den Untversitäleü
Verlin, Tübingen, Heidelber g und Äern sowie vott
der Berliner Akademie Mordnungen erschienen, um deM
Senior der deutschen Philosophie ihre Verehrung darzrü
bringen. Die Universität Vonn hat eine Adresse über-
sandt. Der Kaiser hat Prof. Zeller dem „Schwäb. Merk."
zufolge sem Bildnis mit eigeühändiger Unterschrift rrnch
solgendem Handschreiben übersandt: „Mein lreber Pro'
fessor Dr. Zeller! Am heutigen Tage, an welchein
auf 90 Jahre Jhres arbeitsreichen, erfolggekrönten Le"
bens mit Befriedigung zurückblicken können, vereinige illl
mich im G-eiste mit den Vertretern und Jüngern der dcirt-
schen Wifsenschaft, um Jbnen zu diesem bedeutuNgsvolleK
Lebensabschnitt aufrichtige Gljick- untz Segenswünsche dai'
zubringen. Meine Wünsche und Gedanken gelten aber'
nicht nur dem großen Philosophen,- auf den die deutsÄ^
Wissenschaft für alle Zeiten üolz sein wird, sondern auw
dem Manne, der meinen in Mth ruhenden Eltern
nahegestanden hat. Es gewährt mir eine Herzenssreude-
daß ich Jchre von Künstlerhand gefertigte Büste neb^
den Standbildern der Vervwigten in der ReichshauP"
stadt an historischer Stätte habe der Nachwelt üb-erliefe^
können und habe ich nur bedauert, daß Sie an der
nen EnthMungsfeier nicht haben Persönlich teilnehM^
können, Jch bitte Sie, das beifolgende Bildnis zur b'
innerung an den heuttgen Tag freundlichst anzunehM^
und sich beim Anblick desselben zu vergegenwärtigen, dm
Jhr ferneres Wohlergchen stets mit besonderer Freudr
ers-üllt Jhren dankbaren König Wilhelm I. R." —
Austrage des Königs überbrachte .Kultusminister Dr.
Wsizsäcker dem Iubilar das Großkreuz des Friedriw-
ordens. — Die Universität Marburg sanLte Dr. Zrll
JerHren in verschiedenen Landesteilen Eingang gesuyden
hat. Da der neue Entwurf Mtlich unbeschränkte Dauer
des Gesetzes vorsieht, ist zu hoffen, daß der Zugang in
noch weit verstärktem Maße stattfinden wird.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seirve Könitzliche Hoheit dcr Großherzog Wben
döm Wirklichen Geheimen Rat Prosessor v. Dr. Gduard Z e l-
ler crn der Universität Berlin, wohnhast in Cannstatt, Äas
Grvßkreuz des Ordens bom Zähringer Löwen verliehen.
— Die auf Antrag des 'Gewevbelehrers Kölble in Bühl
erfolgte Gntlassung aus dem badischen Staatsdienst wuvde
auf dessen Ansuchen zurückgenommen.
Karlsruhe, 22. Jan. Der Großherzog
hörte heute Vormittag von 10 Uhr an die Vorträge des
Präfidenteu Dr. Nicolai und des Mnisterialdirektors Ge-
heimerats Becker. Um 12 Uhr 18 Minuten traf Prinz
Heinrich XXXIII. Reuß aus Heidelberg hier ein. Die
Prinzessin Wilhelm erschien zur Mittagstafel, an welcher
anch der Prinz Reuß teilnahm. Mit dem Befinden der
Kronprinzessin von Schweden und Norwegen geht es so
viel besser, daß auch dieseÄe heute wieder an der Tafel
teilnchmen konute. Laufe des Nachmittags besuchten
die Großherzoglichen Herrschasten mit hem Prinzen Reuß
mehrere Maler-Ateliers. Um 3 Uhr 46 Minuten reiste
derselbe nach Heidelberg zurück. Von 5 Uhr ab hörte
der Großherzog die Vorträge des Gcheimerats Dr. Frei-
hchn-n von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.
Aus Stadt und Land.
Heldelb^rg. 23. Januac.
Bon der Nniversität. Die Fcuerbestattung des
Mh. Rat Prof. Dr. b. H o l st findet heute Nachmittag 2?s Uhr
im hiesigen Krematorium statt. Geh. Rat v. Holst, ein gebo-
rener Lrvländer, war JourNalist in Amerika, dann Ordinarius
für Geschichte an der nerigegrüntzeten Stratzburger Hochschule,
sckiann an den Uyiversitäten Freiburg und Chicago. Der
ViceköNsul -de-r Vereinigten StaatKr lädt durch Anschlag am
Schwarzen Brett bie amerikanischen Studenten der Ruperto
Carola zur Teilnahme an der Leichenfeier des berühmten Ge-
schichtsschreibers der Unionsversassung ein.
8tU.UK. Städtischer Maskenball. Für das diessährige
Fe'st. das in den gesamten Räumen -der Stadthalle stattfindcn
tvird — d-ie öffentliche Wirtschast ist an -diesem Abend nur für
die Ballbesucher geöffnet — sind die Vor-bereitungen im grotzen
Ganzen beendet. Die theatralifch-humoristische Votstellung
dnrch eine große Zahl der Kün-stler unid Kün-stlerirmen des
Sta-httheaters wird auf der Bühne der Staidthalle stattfinden,
etwa nach 9 Uhr beginnen und kaum eine Stunde in Anspruch
nehmen. Sie wird jedensalls -den stöhlichen Verlauf des Bal-
les wefntlich erhöhen, der um 8 Uhr >beginnen und um 5 Uhr
früh sein Cnde erreichen wird. Das Nähere über die zu ver-
teilenden Preise an Gvuppen und die schönsten -Herren- und
Tamen-Masken wird aus den Plakaten zu ersehen sein. Jn
Anbetracht des zu erwarteniden stärkcven- Besuches wird eine
Verme'hrung der Preise gegen früher stattfinden. Einen sehr
schönen Einidruck dürste auch die nach künstlerischen Entwürfen
berzustellende Rosenlaube machen, in der von zarter
HaNd Srk^ kredenzt werden wiäd. Das Orchefter, in der Stävke
von 30 Dlufikern, stxht unter der Leitng hes Herru Kapell-
mei-sters Lehmann vom hiesigen Orchestevverein. Blumen-
Bertaufsstände werden zu ebener Erde u. a>uf dem Balkon auf-
gestellt, Maskenabzeichen werden nur am Eingang abgegeben.
Jn den oberen Sälen wird die Bewirtung nnr bei Wein und
mit Rauchverbot stattfiNden; in allen unteren Räumen wivd
dagegen nach der ersten Pause das Biertrinten und Rauchen
gestattct sein. Die ersten Reihen bes Balkons im grotzen Saal
strtd zum Preife von ö Mark für die erste und von 4 Mark für
die gweite unl> allenfalls auch dritte Reihe für diejenigen Per-
sonen reserviert, die wähvend des Festes beftimmte Plätze zn
hckben tvünfchen, aber auch nach ihrem> Belieben die übrigen
Räume nn-d >das in denselben herrschende Lcbcn unb Treiben
gn besichtigen -vorhaben. Die reservierten Plätze f«r den Bal-
ron können schon jetzt nach bem Saalplan bei dcm HauSver-
ter -der Stadthalle, Herrn Wächter , zwischen 11—1 Uhr be-
stellt -tverden. Der Eingang zn dem Vevwaltungszinimer ist
von der Neckarseite, Portal VI. Für -die oberen Galerien sind
80 Plützc zu 2 Mark fiir die Person -vorgesehen. Diefe Kar-
ten berechtigen jedoch nicht znm Befuche des Balles. Bezüglich
der Verpflegung sind die umfasscnldsten Matzregeln getroffen,
so 'datz sie anch bei der zu erwartertden> großen Beteiligung
von Befnchern in ber besten Weise erledigt werden kann. Eine
Konbjtorei ist zu diefem Zwecke auch vor bem Kammermusik-
savl errichtet. Wenn das Publikum, Männlein wie Weiblein,
den nöti-gen närrifchen Humor mitbringen wird, so werden hof-
scntlich älle Besucher zufrieden gestellt werben.
-s- Volkshochschulkursus. Hatte Herr Stadtvikar Lic. Wie-
lanbt am Donn-crstag in Erweiternng seines Themas fich über
.,Das Verhältnis von Natuvwissenfchaft und Religion" über-
banpr äusgesprochen, so ging er cnn gestrigen Freitag anf den
eigentlichen Darwinismus und sein Verhältnis zur Religion
näher ein. Wir bringen im heutigen 2. Nlatt eine Skizze
zn seinen klaren, wie-der sehr aufm-erksam und -dankbar an-
gehörten Tarlegungen,
Der hiesige sozialdemokrakische Berein. hielt am letzten
Mittwoch Abend in „Schifswirts Bierkeller" seine diesjährige
Generalversam-mlung ab. Bei der Wah-l des Vorstandes er-
klärte -der seitherige 1. Vorsitzende, Herr Schubach, eine Wie-
derwahl aus Familienrücksichten ablehnen zu müssen. Es
wnrde Herr Ri-pp als 1. Vorfitzen-der gewählt un-d Herr Schu-
bach als 2. V-orsitzen>d«r.
st- Jm Kaiserpanorama ist von Son-ntag ab Florenz unL
seine Kunstschätze, die >zu den -berühmtesten der Welt gezählt
wecken, ausgestellt.
lAusgestellt. Jn bem Schaufenster der Herren Gebr. Um-
nnmental dargestellt worden. Wer dies gemalt, muß viel
gelebt und gelitten haben!
Achnliche Zuspitzung alles Gefühls aus das Wefentliche
in der Geberde finden wir in allen folgenden Bildern: Jung-
fran mit dem Ktnde, Monbfchein, Kreuzig-ung und Anbetung
ber hl. 3 Könige. Jn diefem ist der Ausdruck der verfchie-de-
nen Köpfe, trotz der geschlossenen Augen geradezn erstaunlich;
sie beben alle ein Jnnenleben, dte Außenwelt mtt ihren phanta-
stischen Formen gehört nicht zu chnen.
Viel wäre noch zn sagen über die harmontsch schöne „hei-
lige Familie", das entzückende Märchen vom „Sonnenköniz",
die „Hochzeitsretse" — man beachte den Mangel je'der süß-
lichen Gebevde, das versunkene Hinfahren- ins Retch der
Träume und Wünsche, unb die bei aller Vevsunkenheit noch an-
Mtzsende weibliche Hoheit! —, über die „Himmelfahrt' und die
„göttliche Nähvniutter". Doch der Ranm ist beschränkt. So
sei noch auf 'das große „Golgatha" hintzewiesen, bas jeder Be-
sucher der Ausstellnng in seiner ganzen Wucht und Gröhe auf
stch wirken lassen rnüge; sein Urteil über Previati wird dann
für alle Zeitcn festftechen.
B. Feistel - Rohmeder.
niann, Haup'tstr.. rst ein herrliches Gemälbe, dieChtrurgie, The-
- ra-pie n. di»' - Psnctiiatrie darstellestd, ansgestellt. Das Bil-d ist
von Hexrn Maler Wollthan gemalt und war deffen Meisterstück
bei ^n Meisterprüfungen der Handwerkskamnier in Dtann-
heitN- — Jn dem Möbelgefchäst -des Herrn- Mrnstiel Nachfolger,
Hanptftraße Nr. 9, ist ein kunstvolles schmieideeisernes Hostor
ausgestellt. Angefertizt ift >dasselbe von Fr. Schlicksup,p,
Kunstschm-i>e!de unb Bauschlosserei, Muenheim.
-s- F-und. Gestern Mittag wuvde beim- Entfernen des
Fundamentmauevwerkes des füdl. Flügels des alten Sch-ul-
hauses in der Grabengaste ein fogen. Grun >dstein aufge-
furilden. Ter Stein von quadratischer Form 30 aus 40 Zen-
timeter zeigte in >der Mitte eine Wertiefung, die ans dem Stein
hcrausgearbeitet war. Jn -dem Stein befanden sich die Ur-
kunben und eine Mütze in einem weihen Töpfchen vermodert
vor. Autzer dem Urkustdentopf zwei lange Flaschen ans grü-
nem Glas ohne Jnhalt nstd eine kleine Madonnenminiatur-
figur mit dem Jesuskinld auf dem Arm ans hellgelber Terra-
wtta. Der Stein war nnr mit einer gewöhnlichen Platte ab-
gödeckt. ^
O. Strafkammersitzung vom 22. ds. Vorfitzender: Land-
gerichtsrat Gautier , Vertreter ber Anklagebehövde: Staats-
anwalt Dr. Se 'bol >d. 1. Fabrikarbeiter Panl Fräßle aus
Hammereisenbach ist bereits 37 Mal vorbestrast und zwar ab-
wechselnd wegen Betru-gs, LaNostreicherei und Bestelns. Hier
evschwin'delte er fich unter Angabe eines falschen Ramens usw.
kleinere Geldbeträge. Wegen Betrngs im wie-derholten Rück-
fall erhält er 6 Monate Gefängnis, wegen Bettelns 6 Wochen
Hast und außer-dem wird er der Lanidespoltzeibchörde über-
wtefen. 2. Schreinergehilfe Daub aus Spechbach, fertigte
zwei mit gesälschter Unterschrist versehene Zettel an, mittels
denen er einen hiesigen Kausmann zur Herg>ccke von 20 Mar7
und 10 Mark vcranlatzte.' Wegen Urkundenfälschnng aus Ge-
winnsucht im'ZusämmeNtresfen mit Betrug erhält er 4 Mo-
nate Gefängnis. i3. -Der Reifende Joh. Friedvich Haber-
kern ans HeideMrg drohte einer ihm in der Hirschstrahe
begegnenden Franj die sich vorher abfällig über ihn- geäuhert
hatte, mit Schlägen. Vom Schöfsengericht wurde er von der
Anklage der Bedrohnng freigesprochen. Auf dic Berufnng der
Staatsanwaltschaft wir-d er aber heute zu 10 Mark Geld-
strafe veruvteilt. 4. Tischler Friedr. Wilhelm Albert BeItz
von Dresden- wnrde vom hiesigen Schöffengericht wegen Unter-
schlagung zu 20 Tagen Gefängnis verurteilt. Nach diesem
Urteil, ge-gen das der Angeklagte Berufung einlegte, haste er
als Vorsitzender der Zahlstelle Wieblingen des bentschen Holz-
arbeiterverbandes im Einverständnis mit dem Kafsier un'd uu-
ter Ausnützung der Gefchästsunfähigkeit desselben der Kaste
eine Anzahl kleinere Beträge, zusaintnen- etwa 80 Mark, ent-
nommen. Das Gericht kann in dem Verhalten des Ängetlag-
ten keine Unterschlagung evblicken, sondern nur Anstiftung zur
Unterfchlagung, hebt bas erstinstanzliche Urteil auf und erlennt
dementsprechend aNf 20 Mark Geldstrafe. >>. schweinehäNdler
Jöhann Werle von Grünstädt hatte vom hiefigen Bezirksamt
einen Strafbefehl von 50 Mark erhalten, weil er in lüohrbach
bei dem Haitdel mit Schweinen, die er aus der Psalz cinge-
führt hatte, Veterinärpvlizetliche Vorschriften autzcr Acht ge-
l-affen habe. Das Schöffengericht ermäßigte di-e Strafc auf
3 Mark. Nach dem Willen bes Angeklagten sollten die schweine
rm Bezirk Eppingen, wo eine polizeiliche Ouarantäneoorschrift,
wte im Heidellberger Bezirk, nicht besteht, verkauft wevden, wur-
'den aber öhne sein Wiffen- von seinem Gehilfen nach Rohcbach
gebracht un-d dort verkaüft. Das Gericht konnte deshalb em
strafbares Verschulden des Angeklagten nicht erkennen und
sprach ihn auf fetne Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil
nnd unter Abweisung der Berusung der Staatsmiwaltschaft
frei. 6. Die Berufung dcs Handelsmanns Mofes Oppen -
heimer von Gemmingen gegen ein schöffengerichtliches Ur-
teil, nach welchem er wegen Beletdi-gung eines anderen dortigen
Handelsmannes 5 Mark Geldstrafe evhalten hatte, wird als
unbegründet znrückgewiefen.
-j- Unfall. Geftern Nachmistag wurden auf -der Hanid-
schuhsheimer Landstraße infolge des Geräusches eines Zuges
der Straßenbahn die Pfebde des Fnhrknechts Johemn Rauh
lin der Ziegelfabrik vorm. Stöckinger bödienftet) fcheu und
gingen durch. Der Knecht wollte -die Pferde anhalten, kam
aber zn >Fall und der Wagen ging über den Mann hinweg. Mit
vielen- teilweise sehr evheblichen Verletzun-gen am ganzen Kör-
per wurde der Knecht in seine Wohnnng verbracht.
— Polizeibericht. Wegen Bettelns wurden 7 Pevsonen
verhaftet. Zwei Personen kamen tve-gen Ruheftörung
bezw. Unfugs zur Anzeige.
Karlsruhe, 22. Jan. (Das Schwuraerickt! ver-
handelte heute gegen >den 52 Jahre alten Hanptlehrer Johann
Georg Eckert von Brötzingen wegcn Körperverletzung mit
nachgefolgtem Tode. Es ist dies der Fall, we-gen desien die
sozialdemokrastsche Fraktion des Lmtdtags eine Jnterpellation
an die Regiernntz gerichtet hat. Der Angeklagte ist beichnldigr,
am 17. Növ. v. I. >den 12 Jahre alten Schüler Emanuel
Elsäster wezen Unaustnerffamkeit mit einem Rohrstock in der
Rechenstunde dreimal auf das Gesäß geschlagen zu haben uud
zwar jetoeils 4—5 und 2—S Schläge. Äm 25. Nov st..rb der
Knäbe infolge einer Lungenientzündung, ohne die Schule wie-
der besucht zu habcn. Ter Angeklagte ist seit 20 Johren in
Brötzingen angestellt und hat einimal die Mißbilligung wegen
Ueberschreitens -des Züchttgüngsrechtes anszesprochen erhalten.
Der Angeklagte erklärt, dah er in bem Verhalten des Schülers,
-der wiederholt >die leichteste Rechenaufgabe nicht h-abe lösen kön-
ncn, eine böswillige Hartnäckigkeit evblickt habe, d-ie ihm znr
Züchtigung wöhl berechtigt erfchienen sci. Er habe dabei nicht
stärter, wie üblich zugeschlagen. > Der den Knaben- behaüdelnde
Arzt, der am Täge nach der Züchtignng zuyezogen, sa-gt aus,,
datz er über die fchwere Mißhandlung empört gewesen sei, denn
er h-äbe eine Anfchwellung vom unteren Rande der zwölsten
Rrppe fast bis zur Kniekehle festgestellt, au-f dcr sich 10—42
fingerdicke blutunterlaufcne Striemen besuNden -hätten, Eine
weitere Unterfuchnng nach Verlauf von drei Tagen h-äbe nichts
Posittves ergeben, doch sei das Hinzutreten eincr inneren Er-
krankung nicht ausgefchlossen gewcsen, Dr, Fischer-Pforzheim,
der 'der Sektion beigewohnt, erklärt, daß der Tod vielmehr in-
folge von Lungenentzündung ein-getreten sei, Die vernomme-
nen Lehrer stellen ihrem Kolle-gen ein gutes Zeügn-is ans und
die Knaben bekuNden im- Allgemeinen, dah die Szene in der
Schnle so verlaufen sei, wie sie öben angege>ben. Alsdann wur-
den die Eltern vernommen, wobei Lesoniders der Vater des
verstottbcnen- ktnaben in sshr errcgter Weise den Znstand seincs
Sohnes schiliderte; der hintere Teil fei von Striemen bedeckt
gowe>sen und verschwollen und mit dem linken Fnße haüe der
Knabe geknappt. Der Lehrer habe gebeten, eine Anzeige nicht
zn erstatten; er wüvde für alles aufkommen. Die Anzeige
selbst fft don dem verheirateten Brüder des Berstorbenen bei
'der Pforzheimer Staatsanwalffchast gamacht wovden. Nach
Anssage der Diakonissin sind >die Anschwellungen bis znm
Rücken hinausgctzangen, währen-d 'der Bä-der haibe der Knabe
über große Schmerzen im Rückcn und am Gesäß geklagt. Ans
dem Sachvevstäüdigenurteil der Me'dizinalräte Rehmann, Ma-
rol-d unid Dr. Mufer geht hevvor, daß ein urfächlicher Züsam-
menhang zwischen den Schlägen -uüd der Lungcnentzündung
für die Sachvevständigen nicht nachzuwcffen sei. Das Gutach-.
ten der Obermedizinalbehörbe ist anf Grund >des Sekttonsbe-
fundes gu der entgegengesetzten Annahme zekommen, >da sich
von der hinteren Wölbung des o-beren Lappens des linken Lun-
genflügels ein in fenkrcchter Richtung sckprärzltch-roter Strei-
fen sich befunden habe. Solche Berletzungen seien aber leicht
hervorgerufen dnrch Erschütternng, Schütteln, Schlagen ufw.,
wie dnrch jegliche Emotton, die Lie Lunge in vibrierende Be-
wegnng AN versehen in der Lage sei. >D»siGeschwü.vLNLN''b e-r >--
neinten die Schuldfrage, worauf dis Freis prech ung
evfolgte. -> . , , - ,
Offenburg, 21. Jan. (P e r s o n a l i e n. -v- O k tro i.)
Sicherem Vernehmen nach wird Lündgerichtspräsffstnt Wei-
zel hier anf 1. April in den Ruheftand treten. 'Mls sein
Nachfolger wivd, wie man bem „Mannh. Gen.-ANz." schreibt,
in hiefigen Furiftenkreisen Laüdgerichtsdirestor Zehnter
in Mannheim genannt. Für ben znm Oberlandesgerichtsrat
ernannten llnterfuchungsrichter Ernft soll Amtsrichter Grie-
ninger in Achern als LandjMrichtsrat hierher verfetzt wevden.—
Einen kleinen Krach foll es im hiefigen >dcmokratischett
Verein abgefetzt Häben, weil verschiedene Mitglieber dessel-
ben in ihrer Eigerffchaft als Stadtverordnete unter Verletzung
der demokratffchen Prinzipien sür das Ostroi gestimmt häben.
Der VorftanL Les Vereins (ein Wirt) habe aus Zorn darübet:
sein Aint niebevgelegt und einem demokrattschen Köhleühändler
nnd OktroisreunL erklärt, daß die Wüste bei ihm in Zukunft
keine Kohlen mehr bestellen wüvden.
Tt^eater- und Kunstnachrichten.
Heidelberg, 23. ^an. (S t'ab t th e a t e r.) Rächsten
Montag gelangt im Stadttheater LevitxeMiche Schwank „M a-
dame BonivarL" von Alex. Biston und Anthonh Mars
zur Aufführung mst den Damen Bvn-ne (Titelrolle), Holl-
mann, Wagner nn-d 'den Herren -Eckhof, SchneiLer, Sigl un!d
Stesfens tn den Hauptrollen. „Mädame BontvarL" ist ein
übermütiger Schwank mit brillanten Rollen nüd wirffam-ster
Sstuationskomik, der gaüz der Karnövalssttmmung enffprickst
und überall Len größten Lacherfolg erzielte.
Eingesandt.
Heidelberg, 22. Jan. 1
Mst Bezug anf >Las „Eingefandt" in der hentigen Zestnrig,
Reinignntz der Gehwege von Eis urild Schnee betreffend, möchte
eine „Hansfrau" das ost angewcndete einfache Mittel empfeh-
len: Salz oder Viehsalz zu streuen. Schon nach knrzer Zett ist
Eis und Schnee fo mürbe, daß dasselbe nur abgekehrt zn
wevden braucht, was für Dienstmädchen keinerlei Anstrenznng
mit sich bringt.
Heidellierfler Vereinsansielegenheiten.
X Der dramatische Klub veranstaltet am Sonntag im
oberen Saale Les Hotel „Adler" eine Narrerffitzung. Es wer-
den hierbei zahlreiche Büttenredner uüd Karnsval-fften vo«
Heidelberg auftreten. Von feiten- des hoh-en Efferrats der
Karnevalgefellschcrst Hetdelbevg-Neuenherm wevden einige Her-
ren erscheinen und ihren feierlichen Einzug halten. Jedermcmn
hat Zntritt zu der «Mtzung.
Handel und Vcrkehr
Mannbrim, 22, Jannar. Oberrbeinische Bank —.— B.,
96.00 G. Rkein. Kreditbank—.— B, 140 00 G, Rtiein. Hypotheken-
Bank 192.50B. 192 00 G, Bra -crei Kleinlein, Heidelbcra—B-,
184,50 G- Schroe'al'sche Branerei Heidelderq —B,, 203. - G-,
Psrtland-Zementwerk tzeidelberg 125,— B,, 121150 ,G,
Heidclberg, 23. Jän. (M a r k t p re i se.) ,Heu, der
Zentner 3,20—3,50 Mark, Korn-Stroh, Ler Zentncr 2,20 bis
2,60 Mark, gcm, Stroh, 'der Zcntner 1,80—2,00 Mark, gelbe
Kartoffeln, der Zentner 2,50—2,60 Mark, Salastartoffeln,
Ler Zentner 4,80—5,00 Mark, Butter, in Ballen 0,96—1,00
Mark, Butter, das Pfund 1,10—1,20 Mark, Zwiebeln, das
Pfuüd 8—10 Pfg., Kn-obla-uch, "das PfunL 35 Pfg-, Gelbrüben,
das Pstind 2—3 Pfg., Rosenköh-l, Las Pfnnd 10—15 Pfg.,
Schwarzwurzeln, das Pfuüd 45—-50 Pfg,, Eier, 'daS Stück
6—8 Pfg„ Eier, 100 Stück 6,80—7,00 Mavk. Blumenröhl, das
Stück 18—20 Pfg,, Rotkraut, 'das Stück 20—25 Psg,, Weitz-
kraut, das Stück 8—10 Psg., Wivsing, das Stück 6—8 Pfg.,
Boden-Kohlrabi, das Stück 8—10 Pfg., Sellerie, >das Stück
4—5 Pfg., Lauch, das Stück 2—3 Psg,, Rettich, >das Stück 3
bis 5 Pfg-, Meerettich, Las StüÄ 15—20 Pfg,, weiße Rüben-,
das Stück 2—3 Pfg-, rote Rüben, das Stück 6—8 Pfg., Kopf-
salat, das Stück 8—10 Pfg., Eüdivien, das Stück 3—5 Pfg-,
Aepfel, das Stück 3—6 Pfg., Aepfel, das Pfun-d 15—22 Psg-,
Birnen, das Stück 4—6 Pfg-, Bivnen, Las Pfund 20—25 Psg--
Petersilie, das Gebund 1—2 Pfg„ Schnittlauch, das Gebuüd
1—2 Pfg„ Haase, per Stück 3,40—3,50 Mark, Froschschenkel,
per Schnur 30—35 Pfg.
Wiesloch, 22. Jan. Der heutige Schweinemarst war mü
89 Stück Milchschweinen -befahren. Prets 12—16 Mk. pev
Paür
Wasierstandsnachrichtcn.
N e ck n e.
Heidelberg 23 , l,44 qef. 0,05 m
Heilbronn 22„ 0,84, qcf 008 ni
Mannbeim 22,2,82, qef 0 12 m
R bein
Lanterburg 22, 3,04, qef. 0.14w
Maxau, 22 3,22, qcf. o,>>8 m
Mnnnheim, 22,2,68, qef, 0 15 m
Kleine Zeitung.
— Eduard Acllcrs 90. Gcbnrtskag. Stultgart-
22. Jan. Zum heutigen 90. Geburtstage- des Geh. Rates
Professor Eduard Zeller sind von den Untversitäleü
Verlin, Tübingen, Heidelber g und Äern sowie vott
der Berliner Akademie Mordnungen erschienen, um deM
Senior der deutschen Philosophie ihre Verehrung darzrü
bringen. Die Universität Vonn hat eine Adresse über-
sandt. Der Kaiser hat Prof. Zeller dem „Schwäb. Merk."
zufolge sem Bildnis mit eigeühändiger Unterschrift rrnch
solgendem Handschreiben übersandt: „Mein lreber Pro'
fessor Dr. Zeller! Am heutigen Tage, an welchein
auf 90 Jahre Jhres arbeitsreichen, erfolggekrönten Le"
bens mit Befriedigung zurückblicken können, vereinige illl
mich im G-eiste mit den Vertretern und Jüngern der dcirt-
schen Wifsenschaft, um Jbnen zu diesem bedeutuNgsvolleK
Lebensabschnitt aufrichtige Gljick- untz Segenswünsche dai'
zubringen. Meine Wünsche und Gedanken gelten aber'
nicht nur dem großen Philosophen,- auf den die deutsÄ^
Wissenschaft für alle Zeiten üolz sein wird, sondern auw
dem Manne, der meinen in Mth ruhenden Eltern
nahegestanden hat. Es gewährt mir eine Herzenssreude-
daß ich Jchre von Künstlerhand gefertigte Büste neb^
den Standbildern der Vervwigten in der ReichshauP"
stadt an historischer Stätte habe der Nachwelt üb-erliefe^
können und habe ich nur bedauert, daß Sie an der
nen EnthMungsfeier nicht haben Persönlich teilnehM^
können, Jch bitte Sie, das beifolgende Bildnis zur b'
innerung an den heuttgen Tag freundlichst anzunehM^
und sich beim Anblick desselben zu vergegenwärtigen, dm
Jhr ferneres Wohlergchen stets mit besonderer Freudr
ers-üllt Jhren dankbaren König Wilhelm I. R." —
Austrage des Königs überbrachte .Kultusminister Dr.
Wsizsäcker dem Iubilar das Großkreuz des Friedriw-
ordens. — Die Universität Marburg sanLte Dr. Zrll