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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-50 (1. Februar 1904 - 29. Februar 1904)
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Kunächst Gelegercheit geboten, in einer größeren Versamm-
lung am 10. Jebruar sich vorgustellen.

Vadischer Landtafl.

26. Sitzung der Zweiten Kammer.

Karlsruhe, 8. Februar. Präsident Dr. Gön -
ner eröffnet die Sitzung um 4^ Uhr.

Eingegangen: Petitionen der Anits- und Amtsge-
richtskangleidiener um angemessene Entschädigpng fiir
Reinigung der Kangleien, der b-ad. Lokomotwbeamten uni
Vermchrung der etatmäßigen Stellen, des bad. Gastwirte-
verbands um Au'shebung der Transserierungstaxe. Ein
Nachtrag zum Speziachudget Les Eisenbahnbaucs im Ge-
samtbetrag von 2 330 000 Mk. — Abg. Dreher er°
hält vom 8. bis 13. Februar Urlaub zur Teilnahme an
den Verhandlungen des Landivirtschastsrats.

Zur Beratung steht das Bu-dgetdesMinisteriums
des Jnnern, das, wie Berichterstatter -Fehrenbach
sZtr.) ausführt, der Kommission keinen Anlaß zu grundsätz-
licher Aussprache geboten hat. Mit Befriedigung künne kon-
statiert werden, datz fich das Ministerium des Jnnern vom
Pclizei- und Verwaltungsministerium immer mehr zu einem
volkswirtschaftlichen Mini-sterium cntwickelt. Bemänzelt wur-
den die luxuriösen Bauten in diesem Ressort. Es fielen Stim-
men, daß manche Bezirksämter einen Vergleich mit Neu-
schwanstein aushalten künnen. (Oho!) Der Berichterstatter
beantragt, sämtliche Positionen zu genehmigen.

Abg. Dr. Wilckens (natl.) anerkennt, daß die Regie-
rung in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht die Erwartun-
gen gerechtfertigt, die er von ihr vor zwei Jahren hegte.
Die Regierung hat insbesondere in der Wahlrechtsfrage
ihre Position verbessert und wird hoffentlich die Hand dazu bie-
ten, die noch vorhandenen Differenzpunkte zu be-
s e i ti g e n. Auch auf sozialem Gebiete wurde Ersprießliches
geleistet. Redner gedenit rühmend der Wirksamkeit Wörris-
hofers und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß dessen Nachsolger
den beschrittenen Weg einhalten möge. Bcdauerlich ist, daß
der Staatsbeitrag für die Kreise nicht erhöht werden konnte.
Die Bezirksvorstände suchen mit Eifer und Verständnis ihrer
schwierigen Aufgabe gerecht zu werden. Die Handhabung der
Rechnungsabhör bietet Anlaß zu manchen Klagen. Bedauerlich
ist, -aß zu den- Schutzmannschaften der Städte so wenig Badener
zugehen. Besserung kann nur durch.Revision der Gehaltsord-
nung erzielt werden. Nicht minder notwendig ist eine Revision
der Bauordnung. Die aus dem Ortsstraßengesetz resultieren-
den Gemeinidebeiträge sollten als öffentliche -Lasten behandelt
werden, wie es die bezüzliche Eingabe der Städte der Städte-
ordnung verlangt. Dic Aufhebung der städt. Ver-
brauchsabgaben vom Jahre 1910 an ist ein s ch w e r e r
Eingriff in die Finanzpolitik der Städte, die ein großes
Jnteresse an der Beseitigung des betrcffenden Paragraphen im
Zolltarifgesctz haben. (Oho! bei den Sozialdemokraten.) Die
Aufhebung ist um so fataler, als an die Gemeinden im-mer
größere Aufgaben herantreten. Ein Bedürfnis nach Verstaat-
lichung der Gemeindeaichämter besteht nirgends.

Abg. Fehrenbach (Ztr.) glaubt, daß kein Anlaß vor-
liegt zu leidenschaftlichen partcipolitischen Auseinandersetzunzen.
Zu bedauern sei, daß die konservative Partei hier im Hause
nicht mehr vertreten ist, um so mehr, als wir im letzten Landtag
mit ihrem Vertreter einig gegangen sind. (Abg. Mampel
(Ant.) ruft laut: Bravo!) Anzucrkcnnen ist, daß das Mini-
sterium des Jnnern gerecht und sach-lich nach allen Seiten ver-
sahren ist. Die Verwaltungsstellen müssen allen Parteicn zu-
gänglich sein. Man hat immer noch die Empfindung, daß ge-
wisse Vertrauensstellen mehr mit Rücksicht auf Besitz und Par-
teistellung, als auf Jntelligenz und Anfehen verteilt werdcn.
Den Wahlen gegenüber ist die Regierung m-it der wünschens-
Iverten Reservc aufgetrrten. Jmmerhin sind einige Fälle zu
erörtern. Der Ministerialerlaß betrefsend die Lehrmittel und
Befreiung -vom Schulgeld entsprach wöhl den früheren Kam-
merverhandlungcn, aber er ist nicht wünschenswert, schon mit
Rücksicht auf die Reichstagswahlcn, bei denen der von -Schnl-
geld befreite Wähler des Wahlrcchts nicht verlustig geht. Die
bezügliche Bestimmung dcs Unterrichtsgcsches sollte cntweder
entfernt oder die Auslegung mit dcm Reichsgesetz in Einklang
gebracht werden. Die Verordnung, daß die Wählmänner als-
bald nach der Wähl dem Bezirksamt nach ihrer Parteistellung
zu bezeichnen sind, könnic zu Mißverständnissen Änlatz bieten.
Die Aufforderung des Bezirksamts Staufen an die Bürger-
mcister, sie sollen Zahl und Jnhalt der Wahlreden feststcllen,
ist ungehörig, eben-so auch der Vorgang in Buchen, wo ein
Baukontrolleur zwei Bürgermeistern Zuwendungen zum Schul-
bezw. Rathausbau in Aussicht gestellt haben soll, wenn die
Wahl in nationalliberalem Sinne aussalle. Redner bringt
weiter Wünsche von Hebammen un-d Waldhütern bctreffend
Aufna-Hme ins Ortsstatut vor. Die Städte hätten sich am

wir uns mit derlei Uncrguicklichem nicht weiter beschäftigen, son-
-üern etwas weniger Unschönes üetrachten.

Je mehr sich die Stadt nach Westen zu ausdehnt, um so
-lauter werden die Klagen in der Oftstadt, daß dort üie Häuser
infolge der Verschiebung des Zenrrums nach Westen immer
mehr an Wert verlieren. Auch dafür wird nichts getan.

Wir wissen, daß unser Heidelbergeü Derggelände sich für
die Bebauung zu wenig eignet, weil es zu steil ist und die
weniger steilen Flächen zu hoch liegen. Viele möchten indes
gerne auf dem Berge wohnen. Die gesalzenen Preise der
Berggrundstücke aber ermöglichen dies nur den sehr Reichen.
Und doch habcn wir vor Ziegelhausen passendes Bergterrain
noch genug übrig. Am Neuburger Stift und auch auf den
Büchsenäckern kann man wenigstens 3—400 000 Quadrat-
meter Terrain für Villen geeignet machen. Hier ist die herr-
-lichste Baugcgend.

Ziegelhausen hätte längst zur Eingcmeindung gewonnen
werden müssen und einstweilen wenigstens müßte die elektrische
Bahn von der Brückenstraße doxthin geführt werden. D-ie Ren-
tabiliiät beginnt natürlich crst in Fahren, ivird dann aber auch
-den bis dahin zu erwarten-den Verlust reichlich decken.

Vielleicht überläuft da Manchen eine GLnsehaut, wenn er
mi die Kosten denkt. Natürlich gehört etwas zeitgcmäßer Un-
ternehmungsgeist dazu. Wir haben doch aber auch gerade
lange genug hintendrein gehinkt und leben eben in Heidclberg
noch lange nicht im 20. Jahrhu-ndert. Welchem Zeitalter cnt-
spricht denn die Neuenheimer und Ziegelhäufer Landstraße?
Höchstens kann sie noch als- der Mitte des vorigen Jahrhun-derts
angehörig betrachtet wcrdcn. Welcher Unterschied zwischen der
Pracht der Natur und der Armseligkeit in dieser Straße! Da-
bei ist auch bei Schonung des Neckarprofils bei dem heutigen
technischen Können Raum genug zu gewinne-n, um sie auf min-
destens 30 Meter zu verbreitern und statt des dürftigen Geh-
pfädchens, welches die Fußgänger bei einigermaßen lebhaftem
Gerkehr zu ununterbrochenem Ausweichen nötigt uitd ihnen
zum Naturgenuß gar keine Zeit läßt, eine moderne Promenade
herzustellen. Mir verkennen durchaus nicht die gewaltige
Summe, die dafür aufzuwen-den ist, di-e Jnteressen der Oststadt
aber verlangen, daß man in dieser Bcziehung nicht ängstlich
fein darf und außerdem werden die entstehenden Kosten ren-
tiert wcrden durch den Gelvinn, welcher uns enfiteht dadurch
daß wir hier weitere Annehmlichkeiten erhaltcn, dcrcn Fehlen
seither Viele vom Hierherziehen abhielt.

Kampfe gegen den Zolltarif nicht beteilizen sollen; jetzt mützten
fie sich den Eingriff in ihre Rcchte auch gefallen lassen. Hof-
fentlich läßt sich bis zum Jahre 1910 ein Ausgleich fin-den.
Dem Bedauern Wilckcns über den Hingang Wörrishofers
schlicßc Rcdncr sich an.

Abg. Neuwirth (natl.) Lcfürwortct die Rcvision der
Bauorünung.

Abg. Neuhaus (Ztr.) kommt auf dic V-erkehrsstcuer (!)
und aus die Gemcindeumlagcn zn sprcchen. Jn den Groß-
städten eilen die Umlagcn dem> Wachstum dcr Steuerkapitalicu
um 38 Prozent, in dcn kleincn Landgcmeindcn aber um 126
Prozent voraus. Daraus gcht hcrvor, datz die Städte keincn
Grund zur Klage über die Umlagc habcn. Die Gcmeindcöe-
steuerung ist der Revision dringend bedürftig. -Am meisten
drücken die Schul- und Armenlasten. Die Arbeiterzüge h-aben
auch ihre Schatten-seitcn. Wcnn sie nicht bcstündcn, würde dic
Jndnstrie gezwungcn, sich zn dczcntralisieren. Die Wöhnungs-
not i-st auf dcm Lande grötzcr als in der -Stadt. Der Arbcitcr
wohnt viel befser in der Stadt als auf dem Landc, wo sich die
BrutstÄten dcr Schwindsucht fin-dcn. Durch dcn Zuzug frem-
dcr Arbeitcr steigt der Armenaufwand in den Ileinen Gemcin-
dcn ganz bcträchtlich. Tcr unvcrdicntc Wertzuwachs, dcr durch
Erteilung einer Wirtschaftskonzesswri für ein Anwcsen cnistcht,
solltc gebührenid bcsteuert werdcn. Jn'den Bczirksräten solltcn
nicht allzu große Bauern sitzen (Hcitcrkeit); cs soll einige geben,
dic daS ganze Jahr über Bier von cincm- Braucr beziehen,
dem „zufällig" einc Konzession erteilt wurde.

Minister Schenkel: Mit der Erwcitcrung dcr sozial-
politischcn Tätigkeit -dcr Regierung ist auch ihre Verantwortung
einc größere gcworden. Die Regierung vcrfährt bei allcn
sozialen Maßnahmcn ganz ohne Rücksicht auf die Partcien.
Daraus ergibt sich n-atürlich nicht, daß sic alle Partcien mit
der gleichcn Licbe an ihre Brust drückt (große Heiterkcit).
Bci dcr Bcsetzung dcr Vcrwaltun-gsstcllcn könncn wir nicht
ganz öhnc Rücksicht auf die Parteien vcrfahrcn. Die Rcgie-
rung muß gleich-mäßig zusammcngcsetzt scin und die Geschäfte
leiten im Geiste eines gemäßigten ruhizcn Fortschrittcs. Der
Vorgang in Buchcn- war ganz harmlos. Tcr Partciagitator
(Wacker!), dcr densclben vcrwertct und über Gebühr aufgc-
bauscht 'hat, hätte bcsscr gctan, sich bcim Oberamtmann vorhcr
zu erknndigcn. Die Vorwürfe gcgcn dcn Oberamtmann waren
so -vorfichtig gcsaßt, daß wir ihncn strafrechtlich lcidcr nicht Lci-
kommcn konntcn. Auch dcr Ministcrialcrlaß bezüglich der
Untcrrichtsmittel und dcs Wählrechts wurde unbercchtigter-
wcise zu einer Hetze gcgen die Regierung benützt. Die bezüg-
liche Bestimm.ung im Wahlrcchtsenttvurf zeigt, wic die Regie-
rung darübcr denkt. -Gcgcn dic Verordnung betreffenld die
Wahlstatistik wandten sich auffallcndcrwcise gcrade die Blätter,
die vier Wochcn vorher cine Wählstatistik verlan-gt hatten. Die
Mahnung Fehrenbachs zur Sparsamkeit werden wir beim
Neubau der Wieslocher Jrrencmstalt un-d — wohl zum
Schmerze Blanken-Horns >— auch bei den Neubauten in Baden-
wciler besolgen. Die Bauordnung tvird demnächst revidiert,
insbesondere hinsichtlich des besseren Schutzes der Bauarbeiter,
Wenn sich die Müg-lichkeit bietet — was ich n-icht glaube —,
die Verbrauchssteuern übcr das Jahr 1910 hlnaus zu erhalten,
dann würdcn wir gerne dabei mitwirken. Andernfalls muß
eben den Gemeinden ein Ersatz geboten- werden in Form einer
Ergänzung un-serer Gemeindebesteucrung. An eine Wert-
zuivachs- oder Wirtschastskongessionssteuer ist dabei weniger zu
denken, wohl aber an einen Zuschlag zur staatlichen Verkehrs-
fteuer und zwar für alle Gemeinden. Die Aichungsfrage ist
für die Regierung noch nicht spruchreif; wir werden aber dic
Wünsche der Gemeindcn gebührend Lerücksichtigen, wenn ein
cntfprechender Reichsgesehentwurf an uns herantritt.

Um dL7 Uhr wird die Beratung abgebrochen. Fortsetzung
Dienstag 10 Uhr.

— Nach dem vom MLg. OMrcher erstatteten Bericht
der BudgetkommWon der Zweiten Kammer über das
S p e -z i a lL u d g e t des >U n te r r i ch ts m i n i st e -
rinms Titel Wissenschast und K'ünfte beantragt die
Kommifsion, die Ausgabe im ordentlichen Etat fiir fedes
der beiden Budgetjahre mit 323 66-1 Mk. und- die Ans-
gaben im anßerordentlichen Etat für beide Budgetjahre
zusammen mit 120 000 Mk. z-u genehmigen. Jn ein,-
zelnen sei bemerkt: Die Staatsdotation für die Akademie
der bildenden Künste soll nm 3000 Mark erhöht werden.
Jm Jähre 1902—-03 betrng die SMlerzähl 116 und
3 Hospitanten. Ferner werden gefordert znr Förderung
der Erhaltung nnd Restaurierung alter Künsl- nnd Bau-
denkmäler statl bisher 30 000 Mk. jetzt ftir beide Jahre
40 000 Mk.; -znr Forkführung der Jnven.tarlsation und
Pnblikati-on der Kunstdenkmäler 15 000 Mk.; für grö-
ßere bauliche Herstellungen in den Gebäuden der Stern-
warte bei Heidelberg sowie zur Ausstattung des astro-
metrischen un'd- astrophpsikalischen Fnstituts mit J-n-stru-
menten usw. 25 000 Mk. und znr Förderung wissen-
schastlicher nnd künstlerischer Unternehmungen 25 000
Mk. Von dieser Snmme soll der Betrag von 3000 Mk.
als Stvatstzuschutz zu den Ko'sten des 'dritten internationa-
len Mathematikertages in Heidelberg rescrviert w-erden.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem ersten Vorsitzen-den des Deutschen Vereins für Sanitäts-
hun-de, Tiermaler I. Bungartz in Oberdollendorf a. Rh.,
das Rittcrkrenz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen
verliehen.

— Gewerbelehrer Friedrich Huber an der Gewerbe-schule
in Ettlingen wurde in gleicher Eigenschaft an jene in Bruch-sal
versetzt und ihm die Stelle des 1. Lehrers (Vorstan-d) üLer-
tragen.

Karlsruhe, 8. -Febr, Heute Abend findet im
»Großherzoglichen Schlosse ein großer Hofball statt, zu dem
über 700 Einladungen ergangen sind. Der Großherzog,
iwelcher auf ärztlichen Rat in der mächsten Zeit längeres
Stehen vermeiden soll, wird zu dem Feste nicht erscheinen
ünd durch den Erbgrotzherzog vertreten sein. Aützer der
Grotzherzvgin wird auch die Erbgrotzherzogin und Prinz
Karl dem Hosbälle anwohnen.

Karlsruhe, 8. Febr. Die Kronprinzessin von
Schweden und Norwegen begab sich heute Dormittag 11
IHr 27 Minuten nach Frant'furt a. M., um ihre Schwie-
germutter, die Königin von Schweden un-d Norwegen, zu
begrüßen, welche, aus der Reise nach Abbaz-zia begriffen,
heute in FranVfurt eingetrosfen ist und zwci Tage daseH-st
zu verweilen gedenkt. Die Kronprinzessin wird heute
Mend 7 Uhr 33 Minuten wieder hierher zurückkehren.
Der Großherz-og hörte heute Vormittag von 11 Uhr an
den Vortrag des Geheimerats Dr. Frhrn. von Dusch
und empfing danach den Gesandten in München, Gcheime-
rat Freiherrn von Bodman. Jm Laufe des Nachmittags

hörte Seine Königliche Hoheit die Vortrüge des Major^
von Woyna und Les Lezationsrats Dr. Seyb.

Jhre Königlichen Hoheiten der Gr-otzherzog ur>^
die G r -o ß h e r z o g i n haben dem unter dem Protek^
torat Jhrer Majestät der Königin von Schweden und Nok'
wegen stehenden Hilfskomitee für die Wgebrann'
ten von Aalesund nach Christiania eine große SeN^
dung von warmen Kleidungsstücken als Geschenk zugehf^
lassen, um daLurch Höchsührer wärmsten Teilnahme ftu
die schwere Heimsuchung Ausdruck zu gchen, welche di^
Stadt in einem Augenblick ereilt hat, da Jhre Kömglia^
Hoheit die Kronprinzefsin von Schweden nnd NorwegeU
hier weilt. Wie nsir hören, hat auch die Kronprinzestzu
von hier aus eine wevktätige Hilfe zu Gunstcn ihrer >n
Not geratenen norwegischen Landsleute ausgchen lasseu-

Ausland.

Türkei. .

— Es sind Symtome dafiir vorhanden, daß sowow
der Sultan, als Bülgarien, als die Mazedonier durch ^
russisch-japanische Verlvicklung die Situafi-on für günM
genug halten, um ihre Geschäfte ungenierter zu besorgch'
und so dürften wir mit einer Belastungspro-bb
des europäischen 'Friedens wenigstens aus deü'-
Balkan ganz bestimmt rechnen.

Aus Stadt und Land.

öeidelb-":!!. 9. Febrnae-

X Durchgcreist. Die Kronprinzessin von Schw^^
den traf gestern Mittag 12.2-1 llihr von Karlsruhe komnieM
hier ein und führ 12.26 Uhr in der Richtung nach Frankfuft
a. M. Iveiter. — Der ErBMinz von Sachsen-Meiningen
kurz vorher, 12.02 Uhr, von Amorbach kommend ein, sfieg b»
Grand-Hotel ab nn-d suhr 2.26 Uhr nach Straßburg.

!! Pure Erfindung. Das hier und auswärts verbrcitet^
Gcrücht, daß auch nach dem Gen-usse von Speisen in- ein«R>
hiesigen Hotel ersten Ranges Gäste erkrankt sein sollen, ist voll"
ständig unrichtig und beruht auf Erfindung.

X Zimmerbrand. Jn der Wohnung einer Frem-densührerw
auf dem Schloß entstaiid gestern- ein ZimMerbrand, welchlit
einen Schaden von ettva 20 Mk. verursachte. .

X Polizeibericht. Verhaftet wurden 6 Personen uno
ztvar ein Schl-osser und ein Schuhmacher Ivegen Hansfriedcn-K^
bruchs, ein Frauen-zimmer wegen Trunkenheit und Rich-^
störung, ein Bierbrauer, welcher sich der Militärpflicht K»
entziehen suchte, und ein H-ansbursche wegen Bettelns. Zht
Anzeige kamen drei Personen wegen Ruhcstörung nnd
Kausmann, welcher in einer Wirtschast einem Schlosser eiN«N
Stühl auf den Kopf schlu-g, wegen Körperverletzung.

Karlsruhe, 8. Febr. (Todesfall.) Die cinst so g»'
seierte dramatische Sängerin am hiesigen- Hoftheater, FraN
Mal-Vine Schnorr von Carolsfeld geb. Garriguc^'

ist heute im hohen Alter im. hiösigcn VinzentiuskrankenhaNS
gestorben. Die Tödesnachricht wird in allen kunstsinnigcN
Kreiscn die lebhasteste Teilnähme erlvecken. Malvine Garrv
gues, die Tochter cines portugiesischen Generalkonsuls in- K>^
penhagen, verheiratete sich mit Ludwig Schnorr b. Carolsfcl"'
dcr gleich ihr aus reiner Begeisterung für dvs Höchste un"
Edelste der Krmst, sich seinen Beruf gc-wählt. Die vortrefflichc»
Leistungen diefer in dramatischer und gesanglicher BeziehnnS
gleich bedenten-den Künstlerin dienten ihm als Vorbild und ver-;
vollständitzten- die Lehrer Devrients. Sie war 1846—1860
in Breslau engagiert und folgte im März 1865 gleich ihr<w>-
Gatten dem Rufe König Lirdwigs nach München, nm am
Jun-i 1866 die Jsolde iir dem Wagnerschen Musikdran»»
„Tristan und Fsolde" zu kreiren. Nach dem Tode ihres Gafic»
nahm- sie cin Engagement in Hamburg, später ein solches fss
Karlsrnhe. Jn lehtcrer Städt schlug sie auch ihren Wohnsw
auf, als sie sich unter den gröhten Ehrungen- von der Bühn^
gänzlich zurückgezogen hatte. .

Lahr, 7. Febr. (Die „Engela potheke") ist durw
Kauf an Apotheker Fran-z Ittä aus Konstanz übergegangcn-
Wie verlautet, soll der Kaufpreis 290 000 Mark betragcN
haben.

Vom Bodensec, 4. Febr. (We l ch' enorme Mengen O b s0
vergangene-n Herbst aus der unteren Seezegend zuni Versand'
kamen, darüber gibt cine Statistik aus den Bezirksänfier»
Ueberlingen un-d Stockach Auskunst. Während der Monatc
Scptember, Oktober und November kamen aus 11 Orten diesc»
Bezirke nicht weniger als 6 817 530 Kilögram-m Obst in Stü»
gut und Wagenlädiingen zum Vevsaudt. Sowohl für Mosi
als auch für Lagerobst wurden schöne Preise erziclt.

Heidelberger Bkreinsangelegenlieiten.

V Die Groste Karneval-Gcsellschaft Heidelberg-Ncueuhcin'

hält auch in diesem Jahre die Fahne ihres Patrous, de-
Prinzen Karneval, hoch. Am nächsten Donnerstag veranstaltck
sie in dem oberen Saale des „Tannhäuser" eine Sitzung, W
die ein lustigcs Programm aufgestellt ist. Hum-or und Fröhftn»
sind ihre Devise. Der Eimuarsch der Narren in das Reich
Torheit beginnt so frühzcitig ivie müglich. Der Hohe Rat de»
Elfer ist a-uf d-en grüßten Zudran-z seiner Getreuen gefaßt.

/X Der vom Verein chem. 110er hier am Samstag, dcs>

6. d. M. im Prinz Max veraustaltete Maskenball hatte troc >
dem! großen städi. Maskenball sehr zahlreiche Beteilizung aifi'' s
zuweisen. Es war dies die erste derartige Veranstaltung, welim '
der Vere-in arrangierte. Der Verlauf war ein allgemein bc^
friedigender. Durch geschmackvolle, teilweise recht origincuc
Maskierung trug 'die jüugere Dameu- und Herrenwelt daz»
bei, dem Bvlle das -Gepräge der Faschingszett zu geben. N
allen Räunien des Prinz Max herrschte fröher Faschingstrube> -
dic Militärkapelle spielte schneidig und fleißig zum Tanze aNl-
sodaß auch. hier Jedcr auf seine Rechiiuiiz kam. An der letztc»
Francaisc um S Uhr morgcns beteiligten sich noch 72 Paarc'
Die hüb-sche karne-valistische Saaldekoration machte bem Tck»^
rateur Wilhclm- Senk alle Ehre.

-si Der Gesaugverein Badenia hielt am Sonntag Abend >») -
„Psälzer" unter äußerst zählreicher Beteiliguiig einen huuvfi
ristischen Familien-Kappenaben-d ab, welcher als recht gelungc»
zu bezeichnen war. Durch üie humoristischen Leistungen bc»
Mitgliedcr Sorm, Kollmannsperger, Dürrheimer, HeiüS' -
Stumpf und Schwarz wurden die Lachmuskeln der Anwesen-dc»
stark un-d anhaltend in Bcwegung gesetzt. Auch die heiterc»
Vorträge des Männ-erchors fanden lebhaften Beifall.

Theater- und Kunstnachrichten.

— Gelegentlich des am letztcn Sonntag im Nibelun-gensa^
dcr Mannheimer Festhalle stattgehahten Konzertes bc'-
Kapelle des 110. Regiments wurde unter Leitung des Kllß >
Musikdirigcnten Vollmer eine Fantasie aus Sahlendc»^ !
Oper „Schelm von Bergcn" (arrangiert von Wollwebc»i >
glänzend ausgeführt und außerordentlich beifällig aufgerw>N )
men. , >

— Weimar, 6. Febr. Ernst v. Wildenbruchs
 
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