Dem zum Konsul Ler Republi'k Honduras in Mann-
heim ernannten Hrn. Emil MeIchers daselbst ist das
Exequatur zur Ausübung seiner konsularischen Funktionen
erteilt worden.
Auslanl».
Fraukreich.
Paris, 10. Febr. General Davoust, der frü-
here Großkanzler der Ehrenlegion, ist im Alter von 75
Jahren gestorben. Er vxir ein Großnefse des Mar-
fchalls Napoleons I.
Aus Ttadt und Land.
vetüeldela, 11. Februa!,.
X Volkshochschulkurse. Von den Eintrittskarten zu Lcr
rnorgen Freitag beginnen>den Wiederholung des Zyklus von
Herrn Professor Dr. Kahle (deutsche Volkskunde) sind nur
noch ctwa 20 Stüll übrig. Somit ist auch dieser Kursus nahezu
zweimal ausverkaust. Wer noch auf eine der wenigen Frei-
tagskarten reflektiert, tut gut, sich umgehcnd an Herrn Buch-
händler Alfred Wolss, Hauptstraße 80, zu wenden. Tie Don-
nerstagskarten sind schon lange vergriffen; der erste Donners-
tagsvortrag (der mopgen wiederholt wird) findet heute statt:
„Tie Volksiunde als Wissenschaft".
st- Bortrag im Kaufmännischen Verein. Der gestrige Vor-
trag, den Pros. Dr. Karl Hammerim Kausm. Vercin hielt,
war sehr gut besucht; auch die Tamenwelt war erfreulicherweise
stark vertreten. Ter Redner behandelte in klarem, allgemein-
verständlichmn Vortrage die „Bedcutung der Tuberkulose als
Volkskrankheit und ihre Bekämpsung" und crntete sür seine
äußerst wissenswertcn Aussührungen reichen Beifall. Der
Vorsihende des Vereins, Herr Karl Ueberle, gab in herzlichen
Worten dem Dank des Vereins Ausdruck, dem sich die Erschie-
nenen durch Erheben von den Sitzen anschlossen. Einen aus-
sührlichen Bericht über den trefflichen Vortrag, dessen gedie-
gener Jnhalt in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient,
werden wir noch bringen.
4« Mannhcim, 10. Febr. (B ü r z e r a u ss ch u ß.) Ueber
sechs Stunden tagte gestern der hiesige Bürgerausschuß, und
erst in der zehnten Abendstunde erreichten seine Beratungen
ihr Ende. Eine lebhafte Debatte entspann sich über die Vvm
Stadtrat vorgeschlagene Erhöhung der Begräbnisgebühren
sür die dritte Klasse. Die Friedhoskasse laboriert an einem
ständigen Defizit, und es wurden dieserhalb schon im vorigen
Jahre die Begräbnisgebühren erster und zweitcr Klasse erhöht.
Jctzt sollte die dritte Klasse nachfolgen. Gegen diese Erhöhung
erhob sich jedoch im Bürgerausschuß lebhafter Widerspruch,
da man in ihr eine Bcklastung des kleinen Mannes erblickte.
Die Erhöhung wurde schlietzlich mit großer Mehrheit abge-
lehn t. Lange debattiert wurde über die Vorlage des Stadt-
rats, in welcher 895 000 Mk. für den Umbau des Karrfhauses
verlangt wurden. Das von der Stadt vor einigen Jahren
voni Staat erworbene Kaushaus, in dessen zweitem Stock sich
seither das Großh. Bezirksamt und die Steuerbehörde besan-
den, wird künftighin als Rathaus dienen. Als vor einigen
Jähren das Kaufhaus von der Stadt angekaust worden war,
wurden von dem dämaligen Leiter des städt. Hochbauamts die
Kostcn des Umbaues aus 8—10 Millionen angezeben, eine
Summe, die damals der Bürgerschast großen Schrecken einge-
sagt hatle. Ter jetzige Leiter des Hochbauamtcs glaubt mit
1 670 000 Mk. auszukommen, von denen zunächst die erste
Rate verlangt wurde. Das Parterregeschoß soll, wie seither,
zu Ladenzwecken dienen, wodurch die Stadt jährlich 80 000
Mark einzunehmen hofst. Die übrigen Räunie dienen zu
städtischen Bureaus. Die Vorlage wurde gutgeheihen. Ohne
wcsentliche Debatte genehmigt wurde der Antrag des Stadtrats
auf Aufnahme eines 3s4proz. 10 Millionen-Anlehens und
Rückzählung des Iproz. 8 Millionen-Anlehens vom Jahre 1899.
NachLem noch 84 320 Mt. zur Herstellung eines Erholungs-
und Kinderspielplatzes in der Schtvetzinger Vorstadt bewilligt
worden waren, war die Tagcsordnung erledigt und es fand
sodann die Verhandlung über mehrere Jnterpellationen statt.
Die erste Jnterpcllation betraf die Vorgänge im badischen
Landtage in Betrefs des Landesgesängnisbaues und der Ein-
leitung der Fäkalien in den Rhein. Die verschiedcnen Redner
führten eine scharfe Sprache gegen die Haltung dcr Regierung
in dieser Angelegenheit und stellten sich voll auf den Stand-
punkt dcr Stadtbehörde. Herr Stadtrat Ernst Bassermann
bedauerte den nnerquicklichen Streit, der die Aurorität der
Behörden nicht fördere. Er hofft, daß die Regierung in Zu-
kunft nicht mehr ein derartiges, in keiner Weise zu billigendes
Verfahren, wie sie es bei dieser Angelegenheit beliebte, einschlagen
wcrde. Die zweite Jnterpellation betraf die Bcschäftigung
von Arbeitslosen, in welcher Frage die Sozialdemokraten dcr
Revolvern in der Hond in ein Abteil, in dem
sich Wertbriefe befanden, feffelten den wachthaben-
den Beamten und raubten alle Wertbriefe.
Die Räuber sprangen WÄHrend der Fahrt auS dem Zuge.
Heute friih wurde ein iMann schwerverletzt am GleiS
liegend.aufgefunden, der sich weigerte, irgendwelche Aus-
tunft zu geben.
— Landau, 8. Febr. Ein großer Wein -
fälschungsprozeß. Unter großem Zudrang von
Weininteressenten hat 'heute der Prozeß gegen B e -
nario, Goldmann und Gen. begonnen. AngMagt
sind der Weingroßhäüdler Gustav B e n a r i o, dessen
SckMager G o l d m a n n, die Grotzöaufleute Ferdi -
nand uwd SamuelScharff (in Fa. Jsac Scharsf
Wwe., Kolonialiwarengroßhandlung), und der Ober-
tufer Rieger. Beide Geschäfte, die Weingroßhand-
lung und dias Kolonialwarengeschäft liegen nebeneinan-
ider. Die Anklage behauptet, daß gewerbs-
mäßi >g Wein, hergestellt unter Verwendung von
Chemikalien, in den Handel gebracht wurde. Die
Firma Jsaak Scharff Wwe. war Lieferantin der Sub-
stanzen. Der Obertufer der Firma holte diese und ver-
ivendete sie. Angestellte bezeugen, daß Chemikalien ver-
Packt und an einen bestimmten Platz gelegt wurden, wo
sie dann über Nacht verschwanden. Memand wußte,
wohin. Es wurde dabei der Witz von den Heinzelmänn-
chen gebraucht. Auftrag zu den Packeten gaben die An-
geklagten Scharsf. Zeuge Rutschmann hat ebenfalls
Pakete angefertigt, die dann auf die geschilderte Weise
verschwunden sind. Er glaübt, die Pakete wären zu
Benario gekommen, und zwar zu derselben Zeit, wenn
Benario Zucker bekam. Den Zucker bekam er waggon-
weise. Benario erhielt 1 Monat Gefängnis und 3000
Mark Geldstrafe, Goldmann 3000 Mark Geldstrafe, Sa-
muel und Ferdinand Scharff je 1 Woche Gefängnis und
fe 3000 Mark Geldstrafe, der Oberküfer Rieger erhielt
20 Mark Geldstrafe.
Stadtverwalturig den Vorwurf der unzulänglichen Försorge
machte. Eiidlich wurde noch der Stadtrat wegcn der von ihm
veriveigerten Einführung der vollständigen Sonntagsruhe in
den Großbetrieben interpelliert. Der Stadtrat hatte die Sonn-
tagsruhe abgelehnt, weil die Handelsiammer dagcgen war.
Die gestrige Jnterpellation wird, nachdem Herr Stadtrat Ernst
Bassermann sich entschieden für die völlige Sonntagsrnhe aus-
gcsprochen hattc, und auch die Mehrheit des Bürgerausschusses
sie verlangte, über kurz oder lang die Einführung der völligen
Sonntagsrnhe zur Folge haben.
Mannheim, 10. Febr. (Die Strafkammer) vcrur-
teiltc den Jnhaber der hiesigen Privaipacketbefördcrungsanstalt
Jaknb Häutzler, der bei Beforgungen für hicsige Waarcnhäuser
eine erhebliche Anzah! von Packeten gestohlen hatte, zu 1 Jahr
Gefängnis und 3 Fahren Ehrvcrlust. HLutzler besindet sich
gegen eine Kaution von 8000 Mark auf freiem Fuß. — Die
Wahrfagerin Elise Fabian wurde wcgen Vergehens gegen
§ 218 R. St. G. zu einem Jahr Gefänznis, ihre Mitschuldige,
die Ladnerin Atargarethe Kuhn, zu 6 Monat Gefängnis ver-
urteilt. — Spät abcnds verhandelte die Straftammer noch
gegen den Kassier Moritz Birnbaum, der in seiner Stellung
bei der hiefigen Filiale dcr Wiener Speditionsfirma Schenker
und Co. teils durch Chekfälschungen, teils durch Unterschlagun-
gen 11 000 Mark veruntrent hatte und dann nach Amerika
geflüchtet war. Derselbe wurde zu 2 Jahren 6 Monaten Ge-
fängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt.
Karlsruye, 10. Febr. (B r a n d.) Heute Nachmrttag kurz
nach 1 Uhr brach im Dachstock der Dr. Sanb « l'schen Sterili-
sicranstalt, Leopoldstraße 20, ein Brand aus, der bei dem
herrschenden Sturm größere Timenstonen anzunehmen ürohtc.
Nur dem raschen, energischen Eingreifen oer Freiwilligen
Feuevwehr ist es zu danken, daß das Feuer auf seinen Herd
besch-ränkt blieb. Der Dachstühl ist völlig zerftört, die oberen
Stockwerke, die durch das Wasser stark befchädigt wurden, bieten
einen trostlofen Anblick. Ta im 3. Stock die Zimnieroeckcn
teilweise heruntergebrochen sind, ergoß sich das Wasser m
Strömen in das 2. Stockwerk und überschwemmte trotz aller
Gegcnmaßregeln die Zimmcrcinrichtungen. sogar die zum
Mittagessen bereitstehenden Schüsseln und Tcller waren bis
zum Rand init Wasser gefüllt. Ueber die Entstehungsursache
ist noch nichts Näheres bekannt.
Kehl, 10. Febr. (G e n i ck st a r r e.) Es ist nunmehr
amtlich festgestellt, datz im Ganzen drei Mann des Pionier-
Bataillons an der epidemischen Gehirnhautentzündung (Gc-
nickstarre) erkrantt find, und zwar in verhältnismäßig leichter
Form. Die crforderlichen sanitären Maßnahmen sind unter
der Leitung des Stratzburger Generaloberarztes Prof. Dr.
Jäger, einer Autorität ersten Ranges auf diesem Krankheits-
gebiet, in nmfassendstem Maße getroffen. Bedenken wegen
eines weiteren Umsichgreifens dcr Krantheit liegen nicht vor.
Freiburg, 10. Febr. (V o n d e r U n i v e r s i t ä t.) Nach
dem neuesten Senatsbeschluß können, wie die „Brcisg. Ztg."
hört, Damen als Hörerinnen an der hiesigen Hochfchule künfttg
nur noch zugelafsen werden, wenn sie das Lehreriiinen-Examen
gcmacht haben, oder auf besondere Empfehlung eines Pcofessors
hin vom Senat durch Zweidrtttelmehrheit Dispcns erhalten
haben. — Aus dcr hiesigen Krcis- und Pflegeanstall stürzte
sich ein 60 jähriger Pflegling namens Greiner von Ncalter-
dingen vom 4. Stock herab und blieb zerschmetterr liegen. Er
Ivar sofori tot.
Aus Baden. Jn Ladenburg riß am Samstag infolge
der starken Strömnng die Neckarfähre ab, als eine Abtcilnng
von etwa 20 Dragonern der Schwetzinger Eskadron unter
Führung eines Offiziers den Fluß dafelbst überschritt. Glück-
licherwcise faßte der sofort ausgeworfene Anker Grund, bcvor
das Fahrzeug bis zur Eisenbahnbrücke, die vcrhängnisvoll hätte
werden müssen, abgetrieben war. Dank dcs Beistandes von
zahlreichen zuni Flußufer geeilten Einwohnern Ladenburgs
gelanz es nach Ifhstündiger Arbeit, die Fähre mit Tauen zum
Üfer zu ziehen. Glücklicherweise ereignete sich, trotzdem die
Pferdc durch dic infolge des Heranholens der Fähre veranlaß-
ten Stöße nnd Erschütterungen unruhig geworden lvaren, kein
Unglück. — Eine in Karlsruhe beschäftigte Denttsttn
machte am 8. d. M. in der in der Oststadt belcgenen Wohnung
ihres Bräutigams einen Selbstmordversuch. Sie schoß sich mit
einem Rovolver in die linke Brusffeite und wurde fchwer ver-
letzt in das Diakonissenhaus gebracht. Die Gründe, die das
Mädchen zu dieser Verzweiflungstat getrieben habcn, sind noch
nicht aufgeklärt.
Theater- und Kunstnachrichten.
-p Heidclberq, 11. Febr. (S t a d t th e a te r.) Für die
Fastnachtsvorstellungen, welche nächsten Sonntag, bezw. Diens-
tag stattfinden, glaubt die Theaterdiretticm eine gute Wahl
getroffen zu haben, indem sie das Zaubermärchen „Die Reise
ins Schlaraffenland" von Adolf Steinmann und Carl Schmidt
zur Aufführung angcnommen hat. Das gencmnte Stück wurde
bereits an vielen Bühnen iviedevholt gegeben und hat stets durch
feinen belustigenden Fnhalt den größten Beifall gefunden, Bei
uns werden die Hauptrollen des genannten Märchens, welches
von Regisseur Steinmann (der gleichzeitig Mitverfasser des
Stückes ist) sorgfältig infzenicrt und durch hübsche Gesangs-
nummern ausgeschmückt wird, gcfpielt von den Damen Bonne,
Harttnann, Hollmann, Kellcr, Huch, Bercnh, Wagner und den
Herren Eckhof, Haß, Brenner, Sigl, Steffens, Kehr, Schütt,
Älbers nsw. Die allgemeine Kartenausgabe für diese Vor-
stellungen hat heute Donnerstag begonnen.
/X Kaim-Konzert. Das nächste Konzert deS Kaimcrchesters
am 2. März foll nach Art der Münchner Volks-Symphonie-
konzerte dem weitesten Kreise zugänglich gemacht werden. Es
sind deshalb nur Preife zwifchen 60 Pfg. und 1.60 Mk. vor-
gefehen. Herr Peter Raabe, ber ständige Leiter 2er Volks-
Shinphoniekonizerte des Kaimorchesters wird cm diesem Abend
dirigieren.
Handel und Verkehr.
X Herrcnmühle. Der Auffichtsvat der Herrenmühle vorm.
C. Eenz Akt.-Ges. in Heidelberg hat in seiner gestrigen
Sitzung befchlossen, der anf 12. März einberufenen General-
verfammlung, nach Tcckung der aus dem Vorjahr übernom-
menen Unterbilanz von 36 680.02 Mk., sowie nach reichlichen
Abfchreibungen nnd Rücklagen, die Verteilung ciner Divi-
dende von 6Prozent in Vorschlag zu bringen.
Mannheim. 10. Febrnar. Overrbeinüche Bank —.— B.,
96.00 G. Rhein. Kreditbank 138.50 B.. 139 00 G Rbein. Hypotheken-
Bank-G.. 189.50 B. Brauerei Kleinlein, Heidelberg—B.,
184.50 G, Schroedl'sche Brauerei Heidelberg —B., 203.— G.,
Portland-Zcmcntwerk Heidelberg 118.— B.. —G.
Wasserstandsnachrichtcn.
N e ck a r.
Heidelberg 11. 2.8». gef.0.46m
Hetlbron» 9.. 2.98 gest 1.10 m
Mannhetm. 10.4.73. gest 0.73 m
RbeiII
Lauterburg 10., 4.44, gest. 0.47 m
Maran. 10 . 4.45, gest. 0.37 m
Mannheim 10 4.30, gest, 0 50 m
Der Krieg in Ostasien.
Neue kriegerische Aktionen sind heute — wenn. nicht
noch Telegramme eintrefsen — nicht zu Vevzeichnen, aber
es liegen a u s f ü'h r l i ch e r e Nachrichten nüer düs
bisher Geschehene vor. Sie beziehen sich auf
'drei Punkte: 1. den Torpedoangriff der Japaner auf die
russische Jlotte, 2. die Beschießung von Port Arthur
und 3. den Verlust ztveier russischer Kreuzer bei der
reanischen KMe.
Was die Rcsultate des japanischen Torpedoa"!
griffs betrifst, jo wurde das russische PanzerM?
„Zesarewitsch von einem Torpedo am Heck getrrl'
fen, die am Steuer liegenden Schotten wurden leck und ^
Steuereinrichtung konnte nicht mehr benützt werdeu.
dessen konnte das Schiff den Kmrs nach dem Hafen nehu"'!
und dort einlaufen. Das FLaggschifs „Retwisosff
er'hielt einen Torpedoschuß ins Vorderschtff und begab
ebenfalls in den Hafen. Ein Kessel der „Pallado
flog in die Luft, da ein Torpedo im Feuerraum exp^
dierte. Man hofft, daß die Schiffe wteder in kurzer
in See gshen können. Als .am anderen Tage die Japa"!
Port Arthur beschossen, konnten „Zesarewitsch" und
wisan" sich an der Wwehr mit ihren Kanonen beteiligO''
Die Beschießung von Port Artlhur durch die
paner dauerte eine kleine Stunde. Dabei erhielten dlff
Panzerschiff „Poltawa" und der Kreuzer „Novik" so^
die Kreuzer „Diana" und „Askold" Beschädigungen u"^
der Wasserlinie. Diese von russischer Seite ausgehendf
se'hr knappe Meldung wird durch eine Meldung, die aU-
Tschtfu nach Amerika telegraphiert wivd, folgendennaß^
ergänzt: Die drei von den Japanern kampfu^
sähig gemachten russischen Schlachtschiti
versperren die Hafeneiüfahrt nur für tiefgehevff.
Schiffe. Tie Russen versuchen durch Pumpen die SchÜ!!
über Wasser zu halten und durch Kollisionsmatien ^
Lecks zu verstopsen, um die Schiffe bei Hochwasser in
inneren Hafen bringen zu können. — Da die NachriK
über Amerika zu uns kommt, so ist Vorsicht ihr geg^'
über gäboten.
Ueber die dritte Angelegenheit, die sich an der koreau^
schcn Küste ereignet hat, liegt ein Telegramm vor, dä
der japanische Gesandte in Lonidon von der Regiernng
Tokio erhalten hat. Somit scheint es, daß Europa aN^
von japanischer Seite amtliche Meldnngen über bie Ps'''.
gänge auf dem Kriegsschauplatz erhalten wird; das wa^
ja sehr zn begrützen. Das hier in Rede stchende Te^'
gramm der japanischen Regierung meldet:
T o k i o, 10. Fdbrnar. Ein japanisches Geschwade'
das Transportschiffe begleitete, traf am 8. Febru^
auf dem Wege nach Tschemulpo das Kafentanonenbuf,
„Korejetz", üas aus dem Hafen ausführ. „KorejeU^
nahm gegen die Japaner eine offensive Haltung an u>!
fenerte auf die Torpedoboote. Diese schossen Kvei Tors^
dos ab, fehlten aber. „Korejetz" kehrte darauf nach sesiu'
Ankerstelle zurück. Am Morgen des 9. forderte der j a p
nische Kommandant formell die russisch '
Kriegsschiffe auf, vormittags den Hafen von TE
mulpo zu verlassen. Wenn dicser Fovderung n'Ui
nachgekommen werde, so sei er gezwungen, die Rusm
Zwei russische Kriegsschiffe ve!'
sB
im Hafen anzugreifen.
liehen um llftch Uhr den Hafen und es entspann
anßerhalb des Archipels ein Karnpf. Nach beU.
Geschützkampf, der eine Stunde währte, zog sich ^
Flaggschiff zwischen die Jnseln zurück. Gegen dlbeU
sank der russische Kreuzer nnd gegen 4
morgens des 10. Fäbruar wurde gemeldet, das Hochsi''
kanonenboot „K o r e j e tz" sei gleichfalls gesitt
k e n, nachdem eine Explosion stattgefunden ha^.
Die Offiziere und Mannschaften der beiden gesunkeU^
Schiffe flüchteten sich auf den französischen Kreu
zer „Pascal". Auf japanischer Seite keine Unfällc'-
Ein Telegramm des Bureau Reuter entspricht u",
seinem Jnhalt, genau den obigen Angaben. Es fful
hierzu, daß der Kamps von 11 bis 3 Uhr dauerte.
glanbte, der gesnnkene Krenzer sei der Kreuzer 1. Kla"
„Warjag".
Nachdem die Japaner die russischen Kriegsschiffe u
seitigt hatten, landeten fte den ffir Tschemulpo besümuia'!
Truppentransport. 8000 Mann wurden schnell an La>^
gebracht; die übrigen folgten. Die Truppen begannen
Pormarfch auf Soul (Kvrea), um 'die Hanptstadt zu lu-
setzen, Auch sonst sind in den Häfen des südlickNU uu^
westlichen Koreas japantsche Truppen gelandet. AnderV .
seits stehen starke russffche Truppenniassen an ^
Nordgrenze von Korea. Die Entscheidungskämpfe uu-U
den sich zu Lande in Korea abspielen.
Petersburg, 10. Febr.- Heute Nachmittag
siichte der Kaiser
ka'dettenkorp
in Admiralsnnifonn das Mari
Er wanidte sich an die Kade
he'
n e'
tpU
mit folgender Rede: Es ist Ench. bekannt, daß nns w,,.
gestern der Krieg erklärt wurde und daß ein ffickisud
Jeind in dunkler Nacht unsere Feste und nnsere
ohne jegliche Herausforderung unserersK ,
überfiel. Jetzt braucht Rußland sowohl seine Flotte
auch seine Armee. -Jch bin heute gekommen, mn Euck V
sehen und zu sagen, daß ich Euch zu Osfizieren b!
f ö r d e r e. Indem ich Euch 31/2 Monate. vor deiu
Dec'
min befördere, bin ich übenzengt, daß JHr alles
setzen werdet, Ener Wissen zn bereichern und daß Fhr >-
nen werdet, wie Eure Urgroßväter und Groschäter ,
dient, die Admirale Tschitschagow, Lasarow, Nachiu"^-,
Kormilow und Jstomin gödient haben zum Nuveu
Ruhm des teuren Vaterlandes. Jch bin überzeugi-
Thr alle Kräste unserer Flotte widmet, über der
Flagge mit dem Andreaskreuz weht. Hnrrah! ,
P e t e r s 'si u 1: g , 10. Febr. Der „RegierumE^
veröffentlicht nachstehendes Manife st des Ka i sc'
„Wir tun allen unseren trenen Untertanen folgtt^.,,
kund: Jn der Sorge, den nnserem Herzen te"^
Frieden zn wahren, wasidtcn wir alle Bemiihusi^
zur Festigung der Ruhe im änßersi ,
Osten an. Zu diesem friedlickbenden Zwecke erkla^,
wir unsere Zustimmung zn der von der japanischr"
gicrüng vorgeschlagenen Revision der zwischen beu j,
Reichen bestehenden Mmachungen bezüglich der kore
schen Nugelegenheiten. Die über diesen Gegenstauv
heim ernannten Hrn. Emil MeIchers daselbst ist das
Exequatur zur Ausübung seiner konsularischen Funktionen
erteilt worden.
Auslanl».
Fraukreich.
Paris, 10. Febr. General Davoust, der frü-
here Großkanzler der Ehrenlegion, ist im Alter von 75
Jahren gestorben. Er vxir ein Großnefse des Mar-
fchalls Napoleons I.
Aus Ttadt und Land.
vetüeldela, 11. Februa!,.
X Volkshochschulkurse. Von den Eintrittskarten zu Lcr
rnorgen Freitag beginnen>den Wiederholung des Zyklus von
Herrn Professor Dr. Kahle (deutsche Volkskunde) sind nur
noch ctwa 20 Stüll übrig. Somit ist auch dieser Kursus nahezu
zweimal ausverkaust. Wer noch auf eine der wenigen Frei-
tagskarten reflektiert, tut gut, sich umgehcnd an Herrn Buch-
händler Alfred Wolss, Hauptstraße 80, zu wenden. Tie Don-
nerstagskarten sind schon lange vergriffen; der erste Donners-
tagsvortrag (der mopgen wiederholt wird) findet heute statt:
„Tie Volksiunde als Wissenschaft".
st- Bortrag im Kaufmännischen Verein. Der gestrige Vor-
trag, den Pros. Dr. Karl Hammerim Kausm. Vercin hielt,
war sehr gut besucht; auch die Tamenwelt war erfreulicherweise
stark vertreten. Ter Redner behandelte in klarem, allgemein-
verständlichmn Vortrage die „Bedcutung der Tuberkulose als
Volkskrankheit und ihre Bekämpsung" und crntete sür seine
äußerst wissenswertcn Aussührungen reichen Beifall. Der
Vorsihende des Vereins, Herr Karl Ueberle, gab in herzlichen
Worten dem Dank des Vereins Ausdruck, dem sich die Erschie-
nenen durch Erheben von den Sitzen anschlossen. Einen aus-
sührlichen Bericht über den trefflichen Vortrag, dessen gedie-
gener Jnhalt in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient,
werden wir noch bringen.
4« Mannhcim, 10. Febr. (B ü r z e r a u ss ch u ß.) Ueber
sechs Stunden tagte gestern der hiesige Bürgerausschuß, und
erst in der zehnten Abendstunde erreichten seine Beratungen
ihr Ende. Eine lebhafte Debatte entspann sich über die Vvm
Stadtrat vorgeschlagene Erhöhung der Begräbnisgebühren
sür die dritte Klasse. Die Friedhoskasse laboriert an einem
ständigen Defizit, und es wurden dieserhalb schon im vorigen
Jahre die Begräbnisgebühren erster und zweitcr Klasse erhöht.
Jctzt sollte die dritte Klasse nachfolgen. Gegen diese Erhöhung
erhob sich jedoch im Bürgerausschuß lebhafter Widerspruch,
da man in ihr eine Bcklastung des kleinen Mannes erblickte.
Die Erhöhung wurde schlietzlich mit großer Mehrheit abge-
lehn t. Lange debattiert wurde über die Vorlage des Stadt-
rats, in welcher 895 000 Mk. für den Umbau des Karrfhauses
verlangt wurden. Das von der Stadt vor einigen Jahren
voni Staat erworbene Kaushaus, in dessen zweitem Stock sich
seither das Großh. Bezirksamt und die Steuerbehörde besan-
den, wird künftighin als Rathaus dienen. Als vor einigen
Jähren das Kaufhaus von der Stadt angekaust worden war,
wurden von dem dämaligen Leiter des städt. Hochbauamts die
Kostcn des Umbaues aus 8—10 Millionen angezeben, eine
Summe, die damals der Bürgerschast großen Schrecken einge-
sagt hatle. Ter jetzige Leiter des Hochbauamtcs glaubt mit
1 670 000 Mk. auszukommen, von denen zunächst die erste
Rate verlangt wurde. Das Parterregeschoß soll, wie seither,
zu Ladenzwecken dienen, wodurch die Stadt jährlich 80 000
Mark einzunehmen hofst. Die übrigen Räunie dienen zu
städtischen Bureaus. Die Vorlage wurde gutgeheihen. Ohne
wcsentliche Debatte genehmigt wurde der Antrag des Stadtrats
auf Aufnahme eines 3s4proz. 10 Millionen-Anlehens und
Rückzählung des Iproz. 8 Millionen-Anlehens vom Jahre 1899.
NachLem noch 84 320 Mt. zur Herstellung eines Erholungs-
und Kinderspielplatzes in der Schtvetzinger Vorstadt bewilligt
worden waren, war die Tagcsordnung erledigt und es fand
sodann die Verhandlung über mehrere Jnterpellationen statt.
Die erste Jnterpcllation betraf die Vorgänge im badischen
Landtage in Betrefs des Landesgesängnisbaues und der Ein-
leitung der Fäkalien in den Rhein. Die verschiedcnen Redner
führten eine scharfe Sprache gegen die Haltung dcr Regierung
in dieser Angelegenheit und stellten sich voll auf den Stand-
punkt dcr Stadtbehörde. Herr Stadtrat Ernst Bassermann
bedauerte den nnerquicklichen Streit, der die Aurorität der
Behörden nicht fördere. Er hofft, daß die Regierung in Zu-
kunft nicht mehr ein derartiges, in keiner Weise zu billigendes
Verfahren, wie sie es bei dieser Angelegenheit beliebte, einschlagen
wcrde. Die zweite Jnterpellation betraf die Bcschäftigung
von Arbeitslosen, in welcher Frage die Sozialdemokraten dcr
Revolvern in der Hond in ein Abteil, in dem
sich Wertbriefe befanden, feffelten den wachthaben-
den Beamten und raubten alle Wertbriefe.
Die Räuber sprangen WÄHrend der Fahrt auS dem Zuge.
Heute friih wurde ein iMann schwerverletzt am GleiS
liegend.aufgefunden, der sich weigerte, irgendwelche Aus-
tunft zu geben.
— Landau, 8. Febr. Ein großer Wein -
fälschungsprozeß. Unter großem Zudrang von
Weininteressenten hat 'heute der Prozeß gegen B e -
nario, Goldmann und Gen. begonnen. AngMagt
sind der Weingroßhäüdler Gustav B e n a r i o, dessen
SckMager G o l d m a n n, die Grotzöaufleute Ferdi -
nand uwd SamuelScharff (in Fa. Jsac Scharsf
Wwe., Kolonialiwarengroßhandlung), und der Ober-
tufer Rieger. Beide Geschäfte, die Weingroßhand-
lung und dias Kolonialwarengeschäft liegen nebeneinan-
ider. Die Anklage behauptet, daß gewerbs-
mäßi >g Wein, hergestellt unter Verwendung von
Chemikalien, in den Handel gebracht wurde. Die
Firma Jsaak Scharff Wwe. war Lieferantin der Sub-
stanzen. Der Obertufer der Firma holte diese und ver-
ivendete sie. Angestellte bezeugen, daß Chemikalien ver-
Packt und an einen bestimmten Platz gelegt wurden, wo
sie dann über Nacht verschwanden. Memand wußte,
wohin. Es wurde dabei der Witz von den Heinzelmänn-
chen gebraucht. Auftrag zu den Packeten gaben die An-
geklagten Scharsf. Zeuge Rutschmann hat ebenfalls
Pakete angefertigt, die dann auf die geschilderte Weise
verschwunden sind. Er glaübt, die Pakete wären zu
Benario gekommen, und zwar zu derselben Zeit, wenn
Benario Zucker bekam. Den Zucker bekam er waggon-
weise. Benario erhielt 1 Monat Gefängnis und 3000
Mark Geldstrafe, Goldmann 3000 Mark Geldstrafe, Sa-
muel und Ferdinand Scharff je 1 Woche Gefängnis und
fe 3000 Mark Geldstrafe, der Oberküfer Rieger erhielt
20 Mark Geldstrafe.
Stadtverwalturig den Vorwurf der unzulänglichen Försorge
machte. Eiidlich wurde noch der Stadtrat wegcn der von ihm
veriveigerten Einführung der vollständigen Sonntagsruhe in
den Großbetrieben interpelliert. Der Stadtrat hatte die Sonn-
tagsruhe abgelehnt, weil die Handelsiammer dagcgen war.
Die gestrige Jnterpellation wird, nachdem Herr Stadtrat Ernst
Bassermann sich entschieden für die völlige Sonntagsrnhe aus-
gcsprochen hattc, und auch die Mehrheit des Bürgerausschusses
sie verlangte, über kurz oder lang die Einführung der völligen
Sonntagsrnhe zur Folge haben.
Mannheim, 10. Febr. (Die Strafkammer) vcrur-
teiltc den Jnhaber der hiesigen Privaipacketbefördcrungsanstalt
Jaknb Häutzler, der bei Beforgungen für hicsige Waarcnhäuser
eine erhebliche Anzah! von Packeten gestohlen hatte, zu 1 Jahr
Gefängnis und 3 Fahren Ehrvcrlust. HLutzler besindet sich
gegen eine Kaution von 8000 Mark auf freiem Fuß. — Die
Wahrfagerin Elise Fabian wurde wcgen Vergehens gegen
§ 218 R. St. G. zu einem Jahr Gefänznis, ihre Mitschuldige,
die Ladnerin Atargarethe Kuhn, zu 6 Monat Gefängnis ver-
urteilt. — Spät abcnds verhandelte die Straftammer noch
gegen den Kassier Moritz Birnbaum, der in seiner Stellung
bei der hiefigen Filiale dcr Wiener Speditionsfirma Schenker
und Co. teils durch Chekfälschungen, teils durch Unterschlagun-
gen 11 000 Mark veruntrent hatte und dann nach Amerika
geflüchtet war. Derselbe wurde zu 2 Jahren 6 Monaten Ge-
fängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt.
Karlsruye, 10. Febr. (B r a n d.) Heute Nachmrttag kurz
nach 1 Uhr brach im Dachstock der Dr. Sanb « l'schen Sterili-
sicranstalt, Leopoldstraße 20, ein Brand aus, der bei dem
herrschenden Sturm größere Timenstonen anzunehmen ürohtc.
Nur dem raschen, energischen Eingreifen oer Freiwilligen
Feuevwehr ist es zu danken, daß das Feuer auf seinen Herd
besch-ränkt blieb. Der Dachstühl ist völlig zerftört, die oberen
Stockwerke, die durch das Wasser stark befchädigt wurden, bieten
einen trostlofen Anblick. Ta im 3. Stock die Zimnieroeckcn
teilweise heruntergebrochen sind, ergoß sich das Wasser m
Strömen in das 2. Stockwerk und überschwemmte trotz aller
Gegcnmaßregeln die Zimmcrcinrichtungen. sogar die zum
Mittagessen bereitstehenden Schüsseln und Tcller waren bis
zum Rand init Wasser gefüllt. Ueber die Entstehungsursache
ist noch nichts Näheres bekannt.
Kehl, 10. Febr. (G e n i ck st a r r e.) Es ist nunmehr
amtlich festgestellt, datz im Ganzen drei Mann des Pionier-
Bataillons an der epidemischen Gehirnhautentzündung (Gc-
nickstarre) erkrantt find, und zwar in verhältnismäßig leichter
Form. Die crforderlichen sanitären Maßnahmen sind unter
der Leitung des Stratzburger Generaloberarztes Prof. Dr.
Jäger, einer Autorität ersten Ranges auf diesem Krankheits-
gebiet, in nmfassendstem Maße getroffen. Bedenken wegen
eines weiteren Umsichgreifens dcr Krantheit liegen nicht vor.
Freiburg, 10. Febr. (V o n d e r U n i v e r s i t ä t.) Nach
dem neuesten Senatsbeschluß können, wie die „Brcisg. Ztg."
hört, Damen als Hörerinnen an der hiesigen Hochfchule künfttg
nur noch zugelafsen werden, wenn sie das Lehreriiinen-Examen
gcmacht haben, oder auf besondere Empfehlung eines Pcofessors
hin vom Senat durch Zweidrtttelmehrheit Dispcns erhalten
haben. — Aus dcr hiesigen Krcis- und Pflegeanstall stürzte
sich ein 60 jähriger Pflegling namens Greiner von Ncalter-
dingen vom 4. Stock herab und blieb zerschmetterr liegen. Er
Ivar sofori tot.
Aus Baden. Jn Ladenburg riß am Samstag infolge
der starken Strömnng die Neckarfähre ab, als eine Abtcilnng
von etwa 20 Dragonern der Schwetzinger Eskadron unter
Führung eines Offiziers den Fluß dafelbst überschritt. Glück-
licherwcise faßte der sofort ausgeworfene Anker Grund, bcvor
das Fahrzeug bis zur Eisenbahnbrücke, die vcrhängnisvoll hätte
werden müssen, abgetrieben war. Dank dcs Beistandes von
zahlreichen zuni Flußufer geeilten Einwohnern Ladenburgs
gelanz es nach Ifhstündiger Arbeit, die Fähre mit Tauen zum
Üfer zu ziehen. Glücklicherweise ereignete sich, trotzdem die
Pferdc durch dic infolge des Heranholens der Fähre veranlaß-
ten Stöße nnd Erschütterungen unruhig geworden lvaren, kein
Unglück. — Eine in Karlsruhe beschäftigte Denttsttn
machte am 8. d. M. in der in der Oststadt belcgenen Wohnung
ihres Bräutigams einen Selbstmordversuch. Sie schoß sich mit
einem Rovolver in die linke Brusffeite und wurde fchwer ver-
letzt in das Diakonissenhaus gebracht. Die Gründe, die das
Mädchen zu dieser Verzweiflungstat getrieben habcn, sind noch
nicht aufgeklärt.
Theater- und Kunstnachrichten.
-p Heidclberq, 11. Febr. (S t a d t th e a te r.) Für die
Fastnachtsvorstellungen, welche nächsten Sonntag, bezw. Diens-
tag stattfinden, glaubt die Theaterdiretticm eine gute Wahl
getroffen zu haben, indem sie das Zaubermärchen „Die Reise
ins Schlaraffenland" von Adolf Steinmann und Carl Schmidt
zur Aufführung angcnommen hat. Das gencmnte Stück wurde
bereits an vielen Bühnen iviedevholt gegeben und hat stets durch
feinen belustigenden Fnhalt den größten Beifall gefunden, Bei
uns werden die Hauptrollen des genannten Märchens, welches
von Regisseur Steinmann (der gleichzeitig Mitverfasser des
Stückes ist) sorgfältig infzenicrt und durch hübsche Gesangs-
nummern ausgeschmückt wird, gcfpielt von den Damen Bonne,
Harttnann, Hollmann, Kellcr, Huch, Bercnh, Wagner und den
Herren Eckhof, Haß, Brenner, Sigl, Steffens, Kehr, Schütt,
Älbers nsw. Die allgemeine Kartenausgabe für diese Vor-
stellungen hat heute Donnerstag begonnen.
/X Kaim-Konzert. Das nächste Konzert deS Kaimcrchesters
am 2. März foll nach Art der Münchner Volks-Symphonie-
konzerte dem weitesten Kreise zugänglich gemacht werden. Es
sind deshalb nur Preife zwifchen 60 Pfg. und 1.60 Mk. vor-
gefehen. Herr Peter Raabe, ber ständige Leiter 2er Volks-
Shinphoniekonizerte des Kaimorchesters wird cm diesem Abend
dirigieren.
Handel und Verkehr.
X Herrcnmühle. Der Auffichtsvat der Herrenmühle vorm.
C. Eenz Akt.-Ges. in Heidelberg hat in seiner gestrigen
Sitzung befchlossen, der anf 12. März einberufenen General-
verfammlung, nach Tcckung der aus dem Vorjahr übernom-
menen Unterbilanz von 36 680.02 Mk., sowie nach reichlichen
Abfchreibungen nnd Rücklagen, die Verteilung ciner Divi-
dende von 6Prozent in Vorschlag zu bringen.
Mannheim. 10. Febrnar. Overrbeinüche Bank —.— B.,
96.00 G. Rhein. Kreditbank 138.50 B.. 139 00 G Rbein. Hypotheken-
Bank-G.. 189.50 B. Brauerei Kleinlein, Heidelberg—B.,
184.50 G, Schroedl'sche Brauerei Heidelberg —B., 203.— G.,
Portland-Zcmcntwerk Heidelberg 118.— B.. —G.
Wasserstandsnachrichtcn.
N e ck a r.
Heidelberg 11. 2.8». gef.0.46m
Hetlbron» 9.. 2.98 gest 1.10 m
Mannhetm. 10.4.73. gest 0.73 m
RbeiII
Lauterburg 10., 4.44, gest. 0.47 m
Maran. 10 . 4.45, gest. 0.37 m
Mannheim 10 4.30, gest, 0 50 m
Der Krieg in Ostasien.
Neue kriegerische Aktionen sind heute — wenn. nicht
noch Telegramme eintrefsen — nicht zu Vevzeichnen, aber
es liegen a u s f ü'h r l i ch e r e Nachrichten nüer düs
bisher Geschehene vor. Sie beziehen sich auf
'drei Punkte: 1. den Torpedoangriff der Japaner auf die
russische Jlotte, 2. die Beschießung von Port Arthur
und 3. den Verlust ztveier russischer Kreuzer bei der
reanischen KMe.
Was die Rcsultate des japanischen Torpedoa"!
griffs betrifst, jo wurde das russische PanzerM?
„Zesarewitsch von einem Torpedo am Heck getrrl'
fen, die am Steuer liegenden Schotten wurden leck und ^
Steuereinrichtung konnte nicht mehr benützt werdeu.
dessen konnte das Schiff den Kmrs nach dem Hafen nehu"'!
und dort einlaufen. Das FLaggschifs „Retwisosff
er'hielt einen Torpedoschuß ins Vorderschtff und begab
ebenfalls in den Hafen. Ein Kessel der „Pallado
flog in die Luft, da ein Torpedo im Feuerraum exp^
dierte. Man hofft, daß die Schiffe wteder in kurzer
in See gshen können. Als .am anderen Tage die Japa"!
Port Arthur beschossen, konnten „Zesarewitsch" und
wisan" sich an der Wwehr mit ihren Kanonen beteiligO''
Die Beschießung von Port Artlhur durch die
paner dauerte eine kleine Stunde. Dabei erhielten dlff
Panzerschiff „Poltawa" und der Kreuzer „Novik" so^
die Kreuzer „Diana" und „Askold" Beschädigungen u"^
der Wasserlinie. Diese von russischer Seite ausgehendf
se'hr knappe Meldung wird durch eine Meldung, die aU-
Tschtfu nach Amerika telegraphiert wivd, folgendennaß^
ergänzt: Die drei von den Japanern kampfu^
sähig gemachten russischen Schlachtschiti
versperren die Hafeneiüfahrt nur für tiefgehevff.
Schiffe. Tie Russen versuchen durch Pumpen die SchÜ!!
über Wasser zu halten und durch Kollisionsmatien ^
Lecks zu verstopsen, um die Schiffe bei Hochwasser in
inneren Hafen bringen zu können. — Da die NachriK
über Amerika zu uns kommt, so ist Vorsicht ihr geg^'
über gäboten.
Ueber die dritte Angelegenheit, die sich an der koreau^
schcn Küste ereignet hat, liegt ein Telegramm vor, dä
der japanische Gesandte in Lonidon von der Regiernng
Tokio erhalten hat. Somit scheint es, daß Europa aN^
von japanischer Seite amtliche Meldnngen über bie Ps'''.
gänge auf dem Kriegsschauplatz erhalten wird; das wa^
ja sehr zn begrützen. Das hier in Rede stchende Te^'
gramm der japanischen Regierung meldet:
T o k i o, 10. Fdbrnar. Ein japanisches Geschwade'
das Transportschiffe begleitete, traf am 8. Febru^
auf dem Wege nach Tschemulpo das Kafentanonenbuf,
„Korejetz", üas aus dem Hafen ausführ. „KorejeU^
nahm gegen die Japaner eine offensive Haltung an u>!
fenerte auf die Torpedoboote. Diese schossen Kvei Tors^
dos ab, fehlten aber. „Korejetz" kehrte darauf nach sesiu'
Ankerstelle zurück. Am Morgen des 9. forderte der j a p
nische Kommandant formell die russisch '
Kriegsschiffe auf, vormittags den Hafen von TE
mulpo zu verlassen. Wenn dicser Fovderung n'Ui
nachgekommen werde, so sei er gezwungen, die Rusm
Zwei russische Kriegsschiffe ve!'
sB
im Hafen anzugreifen.
liehen um llftch Uhr den Hafen und es entspann
anßerhalb des Archipels ein Karnpf. Nach beU.
Geschützkampf, der eine Stunde währte, zog sich ^
Flaggschiff zwischen die Jnseln zurück. Gegen dlbeU
sank der russische Kreuzer nnd gegen 4
morgens des 10. Fäbruar wurde gemeldet, das Hochsi''
kanonenboot „K o r e j e tz" sei gleichfalls gesitt
k e n, nachdem eine Explosion stattgefunden ha^.
Die Offiziere und Mannschaften der beiden gesunkeU^
Schiffe flüchteten sich auf den französischen Kreu
zer „Pascal". Auf japanischer Seite keine Unfällc'-
Ein Telegramm des Bureau Reuter entspricht u",
seinem Jnhalt, genau den obigen Angaben. Es fful
hierzu, daß der Kamps von 11 bis 3 Uhr dauerte.
glanbte, der gesnnkene Krenzer sei der Kreuzer 1. Kla"
„Warjag".
Nachdem die Japaner die russischen Kriegsschiffe u
seitigt hatten, landeten fte den ffir Tschemulpo besümuia'!
Truppentransport. 8000 Mann wurden schnell an La>^
gebracht; die übrigen folgten. Die Truppen begannen
Pormarfch auf Soul (Kvrea), um 'die Hanptstadt zu lu-
setzen, Auch sonst sind in den Häfen des südlickNU uu^
westlichen Koreas japantsche Truppen gelandet. AnderV .
seits stehen starke russffche Truppenniassen an ^
Nordgrenze von Korea. Die Entscheidungskämpfe uu-U
den sich zu Lande in Korea abspielen.
Petersburg, 10. Febr.- Heute Nachmittag
siichte der Kaiser
ka'dettenkorp
in Admiralsnnifonn das Mari
Er wanidte sich an die Kade
he'
n e'
tpU
mit folgender Rede: Es ist Ench. bekannt, daß nns w,,.
gestern der Krieg erklärt wurde und daß ein ffickisud
Jeind in dunkler Nacht unsere Feste und nnsere
ohne jegliche Herausforderung unserersK ,
überfiel. Jetzt braucht Rußland sowohl seine Flotte
auch seine Armee. -Jch bin heute gekommen, mn Euck V
sehen und zu sagen, daß ich Euch zu Osfizieren b!
f ö r d e r e. Indem ich Euch 31/2 Monate. vor deiu
Dec'
min befördere, bin ich übenzengt, daß JHr alles
setzen werdet, Ener Wissen zn bereichern und daß Fhr >-
nen werdet, wie Eure Urgroßväter und Groschäter ,
dient, die Admirale Tschitschagow, Lasarow, Nachiu"^-,
Kormilow und Jstomin gödient haben zum Nuveu
Ruhm des teuren Vaterlandes. Jch bin überzeugi-
Thr alle Kräste unserer Flotte widmet, über der
Flagge mit dem Andreaskreuz weht. Hnrrah! ,
P e t e r s 'si u 1: g , 10. Febr. Der „RegierumE^
veröffentlicht nachstehendes Manife st des Ka i sc'
„Wir tun allen unseren trenen Untertanen folgtt^.,,
kund: Jn der Sorge, den nnserem Herzen te"^
Frieden zn wahren, wasidtcn wir alle Bemiihusi^
zur Festigung der Ruhe im änßersi ,
Osten an. Zu diesem friedlickbenden Zwecke erkla^,
wir unsere Zustimmung zn der von der japanischr"
gicrüng vorgeschlagenen Revision der zwischen beu j,
Reichen bestehenden Mmachungen bezüglich der kore
schen Nugelegenheiten. Die über diesen Gegenstauv