heriger 4500 Mark) erzielt worden. — Es ist beabsichtigt, be-
hufs wirksameren Schutzes des Publikums bei kühler oder reg-
nerifcher Witterung dic Ostseite der Schutzhalle im Stadtgar-
ten, statt — wie scither — durch Vorhänge, durch eine Holz-
wand zu schliesten. Die bezüglichen Kosten, einfchließlich der-
semgen des Anstrichs der Holzwand, betragen 980 Mark. Fer-
ner sind für Rcparatur und Erzänzung der Stühle im Er-
frischiungspavillon 120 Mark, für Unterhaltung der Marquisen
l00 M., für Reparatur der Wirtschaftsgartenlaternen 200 M.
und für allgemeine Bauunterhaltung 200 Mark vorgesehen. —
Es ist in Aussicht genommen, dem Kanzleiassistenten des
Forstamts Wohnungsgelegenheit in der Stadt zu verschaffen
und die von ihnb benützte Wohnung im chemals v. Gayette-
fchen Hause wieder einem Waldhüter zuzuweisen. — Für den
ausgeschiedenen Waldhüter Nägele, welcher über 30 Jahre im
Dienste der Genwiitde Handfchuhsheim gestanden hat und eine
Jnvalidenrente von 160 Mark jährlich bezieht, wird nach Prü-
fung seiner Verhältnisse die Bewilligung eines Unterstützungs-
gehaltes von 250 Mari pro Jahr beantrazt. — Es find die
Kostcn der Beschaffung einer neuen Waldkarte für die rechte
NeLrrfeite vorgesehen, indem die jetzige Karte aus dem Jahre
1841 stammt und fämtliche damals hergestellte Exemplar«
aufgebraucht sind. — Jm Voranschlage des Vorjahres für das
Vermessungsamt waren unter „Sonstiges" nur 1200 Mark
vorgesehen, wovon 600 Mark auf Bureaubedürfnisse, 200 Mk.
auf die Vergütung für auswärtige Dienstgefchäfte und 500
Dkark auf eine anzustellende Dienstaushilfe entfielen. Von
Seiten des Verrnessungsamtes wurde nun darauf hingewiesen,
das; es unumgänzlich nötig sei, für die Stadtverwaltung, die
bisher allein auf die Benützung des staatlichen Katafterwerkes
angcwiesen war, ein eigenes Katasterwerk zu beschaffen, das
auch besser und leichter auf dem Laufenden erhalten werden
könne, als dies bei jenem Werk bisher müglich war. Die dar-
nach gefertigten Planmatcrialien könntcn dann vervielfältigt
und einem größereu Kreise zugänglich gvmacht werden. Endlich
sollte fpäter unter Benützung dieser Materlalien ein neuer
authentifcher Uebcrsichtsplan für das ganze Stadtgebiet in
einem handlichen Maststabe gefertizt werden. Zur Durch-
führung diefer, in anderen Städten bercits vollendeten Ar-
beiten wäre für einige Jahre die Vcrwendung eines befon-
dcren Planzeichners nötig; austerdem müßre zur alsbaldigen
Bornahme dcr erforderlichen Nachtrags- und Ergänzungsver-
messungen sür das laufende Jahr wenigstens noch ein weiterer
tcchnischer Gehilfe eingestellt werden. Die bezuglichen Kosten
berechnet das Vermefsungsamt für das laufende Jahr auf
4000 Mark. Der bisher vorgesehene Betrag von 500 Mark
für Dienstaushilfe käme dann in Wczfall. — Der durch Hand-
schuhsheim fließcnde Bach besindet sich besonders vor dem Rat-
hause daselbst in einem keineswegs befriedigenden Zustand.
Geeignete Abhilfe kann hier nur durch eine cntsprechendeUeber-
deckung des Bachbettes erfolgen. Damit wäre zugleich auch
cine Erweiterung des Platzes in der Nachbarschaft des frühe-
ren Rathauses erreicht und ein pafsender Raum zur Abhaltung
eines ObstmarkteS geschaffen, einer Einrichtung, für die im
Stadtteil Handschuhsheim ein lebhaftes Bedürfnis besteht. —
Verfchiedene in der letzten Zeit vorgelegte Baugesuche lafsen
die Herstcllung eines Kanals in der Eppelheimcrstraße zwi-
fchen Mittermaier- und östlicher Schlachthausstrahe als drin-
gend erwünscht erscheinen. Die Kanalifierung der betr. Strecke
war bisher mit Rücksicht auf die tiefzreifenden Aenderungen,
ivclche die Erstellung des neuen Bahnhofcs in dcni für den
Bergheimer Baubezirk bestehenden Kanalisationsplan berur-
sachen wird, noch verschoben worden. Eine weitere Zurück-
stellung erscheint aber, wenn nicht die Bautätigkeit in jener
Gegend gehemmt werden oder gesundheitswidrige Verhältnisse
entstehen sollen, als untunlich — Der durch den Gemarkungs-
teil Handschuhsheim fließende Bach zeigt, wie erwähnt, hin-
sichtlich fetnes Bettes, fowett dasfelbe im> bebauten Ortsteil
gelcgen ist, zum Tetl höchst unbefriedigeude Zustände, die einer
fystcmatischen Verbcsserung dringend bedürfen. Die hierbgi
erforderlich werdendcn' Arbeitcn wcrdcn fich vorausfichtlich
über den Zeitraum mehrerer Jahre erstrccken. Es wird hier
zunächst eine erstc Rate von 1000 Mari angefordert. — Von
den zenehmigten vier Iveiteren Hauptlehrerstellen soll cine auf
Ostern d. I. zur Besetzung kommen, nachdem auf genannn'n
Zeitpunkt die Errichtung etner weiteren kombtnierten Klasfs
für Knaben und Mädchen Les ersten und zweiten Schuljahres
im Schulhaus IV (Neucnheim) geplant ist. — Ten Lrei
Hauptlehrern, welche früher in' dem >Schulhaus I Tienstlooh-
nungen hatten, wurde, als ste dieselben wegeu Abüruchs die-
fcS -Schulhauses vcrlasseu mutzten, aus Btlligkeitsgrüuden Zu-
fchüsse vou je 260 Mark zur Miete von Privatwohiiunger. ge-
währt, da die Stadt ntcht in der Lage war, ihuen .inberwcite
Dienstwohnungen zur Verfügung zu stcllen.
(Schluß folgt.)
V Bon der Universität. Aus den reichen Papyrus-
schätzeu unserer Universitätsbibliothek, aus der koptischen
Paphrushandschrift Nr. 1 hat der Privatdozent für Kirchen-
geschichte in der theologischeu Fakultät dcr Universität Berlin,
Lic. Dr. Carl Schmidt, soeben ein bedentsames Dokument
urchristlicher Literatur, die „A cta P a u l i" (koptischer Text,
Uebersetzung und Untersuchungen mit Tafelband) herausge-
gc-ben (Letpzig bei Heinrichs). Philologen, Juriiten u. Theo-
logen find sett mehrercn Jahren an der Publitation der Hei-
delberger Sammlung vou Paphrushandschristeu lebhast in-
tcrcssiert. — Die hiesizen Universitätsklinikeu
sind zur Zeit üermaßen mit Leideuden jeder Art iiberfüllt,
daß Raum und Lagerstätten für neu aufzunehmende Krankc
nur noch in beschränktem Maße vorhanden sind. Da das
Pflegcpersonal zur Bedienung 'der Krankcu nicht mehr aus-
reichte, niußteu aushilfsweisc Krankenfchwestern von Frank-
furt a. M. eingestellt werden.
X Adretzbuch für Sommerfrifchen. Der hessische gemetn-
nützige Verein zur Vermtttelung von Land- und Kuraufent-
halten in Darmstadt ist zur Zeit mit der Zufammcnstel-
lung der empfehleuswerten S o m m e r f r i f ch e n im Ver-
einsgebtet (Odenwald mit Bergstraße, Main- nnd
Neckartal, Rheinhessen, Vogelsberg mit Umgebung, ohne
Bcschräuknng auf dte Londesgrenzen) beschäftigt. Diese Som-
mevfrischen sollen gedruckt und an die Jnteressenten kosten-
los abgegeben werdcn. Wir machen unsere Leser hierauf mit
dem Anfügen aufmerksam, daß Wohnungs- u. Pensionsanze-
Lote tunlichft bald dem Gefchäftsflchrer des Vereins, dem
Herrn Rechnungs- und 5lassenführer Harth in Darm-
stadt mitzuteilen sin'd, werm sie noch Ausnahme in der Zu-
sammenstellung findcn follen.
Strafe, also dcs Göttergebotes ist Orest. Zur Beurteilung
des Ganzen ist dies von grötzter Wichtigkcit, nur so läßt sich
die crschreckende Ruhe und Ueberlegung erklären, mit der
Orest vorgeht. Denn dieser, an Euergie der Schwester weit
überlegen, empfindet nicht die gerinAte Scheu vor setner
fchrecklichen Tat, nein, jubeln will er, wenn ihm der Mutter-
mord gelungen ist. Die Götter haben ihn gesandt und sie
allcin tragen die Vercmtwortung. Entsprcchend dem teilweife
religiösen Charakter der gricchischen Tragödie, sollte eben auch
hier gezeigt werden, daß dic Götter den Frevel ahndcu, die
Götter, in deren Hünden der Mensch nur eine Puppe ist. Und
gcrade dies läßt uns jene Gestalten aus vergangener Zeit so
frcmd erscheinen, denu um sie reiu als Menscheu zu verstehen,
müßten wir schon au halbzivilisiertc Völker deuien, bei deneu
nach dem Gesetz der Blutrache der Mord unweigerlich den Mord
uach sich zieheu muß.
(Schlutz folgt.)
X Tcr Fastniichtsdienstag, Das Wctier hielt fich am ge-
strigen Fastuachrsdienstag leidlich. Seit der Mürtagszeit mar
die Hauptstratze sehr belebt, uud je weitcr der Zeiger an der
Uhr vorrückte, desto mehr Publikum fand sich dort ein, um an
dem Fastuachtstreibcu aktiv oder passw teilzunehmen. Um
3 Uhr war die gauze Straße vom Darmstädter Hof bis zum
Cafe Wachter mit einer dichtgedrängten Menscheumenge be-
setzr: ein Dkecr von Köpfen, von oben herabgesehen. Alle Fenster
Ivaren bcsetzt. Schnceballen, Papierschlangen und Knallerbsen
wurden geworfen; hcitcre Rufe und das Klatschen dcr Narren-
pritschen gaben von der lnstigen Karnevalsstimmnng Zeugnis.
Mit 'spannung wnrde der Zug der Großen Karnevalgesellschast
ertvariet. Endlich erschten er. Man nahm ihn sehr beifälltg
auf und freute fich über die vielen hübschen Gedanken, die darin
mit glücklichem Humor verkörpert wurden. Schmückendes Bei-
werk, wie Klappergarde, Prinzengarde, Prunkwagen, Elferrat,
Fanfarenbläscr, Herolbe und sonstige Rciter gab dem Zuge
Glanz und Schimmer und umrahmte die einzelnen Gruppen
in der schönsten Wcise. Zahlreich waren die lokale-n Anspie-
lungen im Zuge, die Hostieferantenfabrik, das vergcssene Nenen-
heimer Postamt, der Zickzackverkchr auf dem Ncckar, die über-
bürdete Schu>ljugend, die auf dic Schtefertafel fchrieb: „Jch
bin ein Esel!", die modernen Studentinnen von Jung-Hetdel-
berg, dann die Bauchwehhalle, das bestürmtc Leihhaus, die
Mmmelbahn usw., das alles tvar in der Jdee und Durchführung
sehr gut und echt karnevalistisch. Dic Politik wnrde durch zwei
Wagen, dic den Crimmitschauer Streik darstellten — einer
zeizte die Herren im Hause, dcr andcre Lic Weberfamilie nebst
Streikposten und Schutzmann — in das Karnevalstreiben hin-
eingezogen. Beide Wagen fandcn befonderes Jnteresse. Wer
konnte, sah sich den> Zug, der einen langen Weg zu machcn hatte,
zweimal an. Ei'nstimmig erkannte man ihn als hubsch und
intercssant an. Außerhalb dcs osftziellcn Zuges bcwegten sich
im Laufe des Nachmittags noch einige Gruppcn durch dic Stra-
ßen. Dcr I). <2. stcllte den alten und neuen. Karzer,
das heißt dcn nenen als Zelle im Amits-
gefängnis mit einem studentischen Jnsassen dar. Auch der 8. L.
vcranstaltete wieder einen Aufzng. Die Elektrische hatte den
Verkehr für einige Stunden eingestellt, bis das Gedränge all-
rnählich nachlietz. Aber es dauerte das lebhaste Treiben doch
bis zur Nachtcsicnszcit an und noch am späten Abend pulsierte
hin und wieder eine Flntlvelle karncvalistischer Fröhlichkeit durch
die,Straße. Di.e Wirtschasten warcn abends natürlich stark
besetzt und an Fastnachtshalloh fehltc es dort nicht. Nun ist
alles vorüber! Heute Ausspannung und da und dort ein kleiner
Jamnier, morgen tritt das WerktagSleben in sein volles Rccht.
f TodeSfall. Gestern Nachmtttag tst Prof. Gaß, ein lang-
jähriges Mitglied des Lehrerkollcgiums des hiesigen Gymna-
siums, gestorben.
Eine unmittelbare Schlafwaqenverbindung soll zwischen
Berlin und Mannheim eingerichtct werden. Die Nacht-
vcrbindnng zwischen der ReichShauptstadt und Mannhcim wär
bisher zwar mit dnrchgehenden Wagen nach Mannheim und
Neunkirchen versehen. Wer aber den Schlaswagen bentitzcn
wollte, mnßte ihn früh 6 Uhr in Osterburken verlassen, da
'dem Zuge nnr ein Schlaswagen nach Stuttgart beigegeben ist.
Es bcsteht deshalb die Absicht, diesem Zuge noch einen zweiteN
Schlafwagen nach Mannheim beizuzebcn. Der Zug geht bom
Anhalter Bahnhos in Berlin abends 8.35 Uhr über Erfurt,
Ritschenhansen und Würzburg. Er trisft in Mannheim 8.15
Uhr ein. Heidelberg crretcht der Zug niorgcns 7.50 Uhr. Er
findet dort umnittelbaren Anschluß nach Karlsruhe urvd allcn
südlich davon gekegenen Stationen in Baden.
-s- Feuerlösch Probe. Am Donnerstag, den 18. Fobr.,
nachm. halb 3 Uhr, findet aus dein Mcßplatz eine össent -
ItcheFeuerlösch - Probe statt. Zu diesem Zwecke wird
ein Kamin und cin Holzschuppen, beide innen mit Teer ge-
strichcn und mit Petrolenm begossen, angezündet und mittels
dem Momcnt - Feuerlöscher „Excelsior" der
Firma Wilh. Narr ini Stnttgart znm Verlöschen gebracht. 'Es
sei deshalb hiermit aus diesen- Versuch, dcr 'die staunens'werte
Löschkrast des Apparatcs vor Angen führen wird, aufmerksam
gemacht.
X Altc Knlköfen. Bei den Ausräumungsarbeiten im
Steinbruch in Leimen (Jementwerk) sticß man auf zwei uralte
Kalköfen, welche nach dem Urteil der SachvcrstäNdigcn zwei-
fellos römischen Ursprungs sind. Dic Oesen Lesitzen einen
Durchmesser von zweieinhalb Meter nnd sind in ihrem unteren
Teile in die Muschelkalkschichten dcs Bruches eingcgraben.
Außerdem sanden sich zwci Schlüssel, die in ihrcr eigcntüm-
lichen Form auffallend einem im Landesmuseum in Karlsruhe
ausbewahrten römischen Schlüssel glcichcn. Leider fallen die
Oefen bei der sortschreitenden Arbeit im Bruch der Vernich-
tung anheim.
X Warnung. Eine französilche Firma vcrsucht mit dem
sogen. Schneeballensysteni! hier in Teutschland seidene Unter-
röcke abzusetzcn. Da dieses Warenverkausssystem in Tentsch-
land verboten ist, seicn unsere Leser davor gewarnt.
st- Unfall. Gcstern wollte cin Metzger in der Bergheimer-
straße aus einen Wagen der elcktrischen Bahn springen, er glitt
dabei aus unü wnrdc eine Strecke weit geschleift, wobei cr am
linken Knie erheblich vcrleht wurdc.
Unfaü. Jm Ntarstallhos bekam gestern Abend ein Stu-
dcnt cinen anscheinend epileptischen Anfall und mußte nach
dcm akademischen Krankenhans vcrbracht wcrden, wo sich der
Ansall -wiederholtc.
— Polizeibericht. Verhastet wurden ein Schiweizer
wegen Bettelus, ein Taglöhner wegen Trunkenheit, 2 Stu-
denten und ein Kausmann wegen sortzesetztcr Rnhestörung.
Zur Anzeigc kamen 1 Kellncr wcgen Unterschlagung nnd
4 Personen wegen Ruhestörung.
Bruchsal, 16. Febr. (Das leidige Spielen m i t
Schußwaffen) hat gestern A-bend auch hier zu traurigen
Folgen gesührl. Der 11jährige Sohn cines hiesigen Schrei-
ncrmeisters legte mit einem geladenen Jagdgewehr anf dcn
Schreinevzesellen Albert Schrcier aus Kenzingen an, als
plötzlich der Schuß losging und dem Schreier an dem Kinniback
eine schwere Verlehung beibrachte.
Karlsruhe, 16. Febr. (E i n blutiges D r a m a)
spielte sich gestern Abend in der Weststadt ab. Ein 51 Jahre
alter, von seiner Frau getrennt lebender Taglöhner aus Mün-
zeshetm, kam mit seiner Logiswirtin, einer ebensalls von ihreni
Manne geschiedcnen 44 Jahrc alten Frau in seinem Zimmer,
das er abgeschlossen hattc, in Strcit. Jm Verlause desselbcn
griff der Mann- zum Revolver und tndem er seine Drohung,
erst die Frau nnd dann sich selbst zu erschießen, wahrmachtc,
scuerte cr zunächst zwei Schüfse auf die Frau, während er sich
selbst zwei Kugeln in den Kopf jagtc. Glücklicherweisc wurde
die Frau, wic es si-ch später heransstelltc, nur leicht, er selbst
aber durch einen Schnß in die rechte Schläse lebensge -
s ä h r l i ch verletzt. Nachidem den Verletzten von einem Mi-
litärarzte Notverbände angelegt waren, wnrden sie in das
städt. Krankenhaus übersührt, von wo die Frau hentc srüh wic-
der entlassen wnrdc.
— Karlsruhe, 16. Febr. (De r närrischc F e st z u g)
der GroßenKarnevals - Gesellschast zing heute
Nachmtttag bei lcidlich gutem Wettcr unter Niitwirkung vie-
ler Vereine von statien. Die Zugsordnung wies insgesamt
69 Nummern auf. Besonderen Applaus fanden die Wagen
der Karnevals-Gesellschast, die Landgrabengarde und die
Studicrendcn der Technischen Hochschule, dic sich mit 6 Wagen
am Znge beteiligten. Ein kostüm-ierter Ball in der Festhalle
bildete den Abschlutz des Faschings in der Residenz.
X Waldmichelbach, 16. Febr. (Bahnbau.) Der hie-
sige Gemcinderat hat in seiner gestrigcn Sihung beschlossen,
zu den Geländecrwerbsiosten zu dem projektierten BahnbaU
von Hirschhorn durch das Ulsenbachtal hierher eine einmaffÄ^
Summe von 10 000 Mark beizusteuern.
Eingesandt.
Heidelberg, 17. Febr.
Seitens eines gewissen öffentlichen Hauses wurden ge-
stcrn in den Wirtschaften Empfehluiigen in Form von kleineN
Besuchskarten unter die junge Mäntierwelt gebracbt.
Wtr halten es demgegenübcr sür empsehlenswert, daß die Pw
lizet recht bald diesem großstädtischen Unsug steuert.
Ttieater- uud Kunftnachrichten.
Herdelberg, 17. Febr. (S t a d t t h e a te r.) MorycN-
Donnerstag, wird wiederholt die Oper „Cavalkeria
r u st i c a n a" von Mascagni und die komische Operette „D i c
schöne Galathe von Suppe gegebcn. Eine weitere Wic-
derholung der beidcn musikalischen Werke kann in der nächsteN
Zeit ntcht stattfinden. Freitag geht wieder die populäre Op<"
rette „D ie F l e d e r m a u s", deren bisherige Aussührungtts
stets mit grogem Beifall anfgenommen wurden, in der bereit^
bekannten Rollenbesehung in Szene.
Mannheim, l7. Febr. Die für nächsten Samstaz, d<w
20 ds., angekündigte Aufführung des Kindermärchens „Prin-
zessin Goldhaar" wird bereits um 4 Uhr, ftatt 5 Uhr, beginnieN.
PersonaLnachrichten.
Aus dein Bereiche der Staatseisendahnverwaltun».
Befördcrt: zu L o k o m o t i vf ü h r e r n die Lokomotiv-
heizer Karl Schwing in Mannheim, Hcinrich Bommer in Vib
lingen, Emil Lung in Lauda.
Bestätigt: als Kanzleigehilfe Louis Westphal von
Waßcspindt (Preußen); als R c ch n u n g s g e h i l f e Schreib-
gehilfe Karl Wenninger von Rapbach..
Bertragömähig aufgeiiommen: als L o k om o t iv h e i z e r'
Friedrich Moser von Karlsruhe, Adolf Herzog von Weiher,
Josef Kiefer von Durüach, Anton Dtringer von Grombach'
äkarl Stort von Wolsenweiler, Friedrich Schneider von Lauda,
Ernft Weiß von Zaisenhausen, Karl Kohm von Heidelberg-
Engelbert de Temple von Landau, Otto Frirsch von Osfcnburg,
Ludchig Laih von Adersbach, Jakob Fichtner von Zai-
scnhausen, Friedrich Hörner von Berg, Johann Berger
von Eberfingen, Karl Lampert von Obrighciin,
Theodor Falkenstein von Winterberg, Ernst Kratttnger von
Buggingcn, Joses Ziebold bon Waldkirch, Karl Hirt von Klew
gen, Emil Bischoff von Offenburg, Franz Knapp I. von Brnchsal,
Joseph Knapp von> Connewitz. Angnst Dörtzbach von Mänchzell--
Heinrich Bär von Treschklingen, Friedrich Zutavern von Brei-
tcn, Wilhelm Glunk von Pfohren, Karl Oehler von Frechurg-
Karl Lais von Freiburg, Karl Hormnth von Rheinshcim, Kar!
Martin von Kollmarsreuthe, Karl Häg von Gengenbach, Karl
Beetz von ^Hilsbach, Philipp Linder von Daisbach, ChristtaN
Dill von lStein, Robert Schweizer von Wendelsheim, Georg.
Müller von Newyork, Karl Zink von Waghäusel.
Zuruhegcsetzt: Bureaudiener Karl Demuth in> Konstanz.
Aus dem Bereiche dcs Groß. Ministeriums der Justiz, de»
Kultus und Unterrichts.
Zugewiesen: Aktuar Martin Schächner beim GrundbuchanO
Sand dem Grundbuchamt Oeschelbronn.
Versetzt: Aktuar Friedrich Motsch bcim Amtsgericht .Karls
ruhe zum Amtsgericht Mannheim; Aktnar Friedrich Wildcr'
muth beim Amtsgcricht Mannheim znm Amtsgericht KarlS^
ruhe; Kanzleidiener Augnst Greiner beim Oberlandesgerickü
anstatt znm Amtsgericht Heidelberg zum Landgericht Osfenburg-
Kanzleidiencr Philipp Rösch beim Landgericht Osscnburg zinN
Oberlandesgericht.
Zurückgenommen wurde: Dic Bersetzung des Amtsgerichtd
diencrs Pcter Wcnger in Heidelberg znm Oberlandesgericbt-
Etatsmässig angestellt: Aktuar Hcinrich Hecker beim Land
gcricht Karlsruhe.
Evangelischer Oberkirchenrat.
Verlichcn: Dem zweitcn Gehilfcn, Finanzgehilfen Friedriw
Rost bci der Evangelischen Stifffchaffnei Sinsheim die BeamteN'
eigenschaft.
Aus dcm Bcreiche 5cs Grotzh. Ministeriums des Jnnern.
Zugetcilt: Aktuar Wilhelm Veiih, znrzeit bei der Stadtvei
Ivaltung Heidelberg, dem Großh. Bezirksamt Pfullendorf Znt
Aushilfe im Revisionsdienst.
Oberdirektion des Wasser und Straßenbaues.
Die Bcamtcntigcnschaft verliehcn: Dem Landstras^nwärtcr
Konrad Isele in St. Blasien. ' „
Entlassen: Der Landstraßenwärter Makar Menzer in Aaw
(wegen Kränklichkeit).
Kleine Zeitung.
Hochschulnachrichtkn. B e r l i n. Der bisherige Hilff'
bibliothekar an der Universitätsbibliothet, Herr D^-
Trom m sdorsf, ist zum Btbliothekar an. der hiesigc^
königlichen Bibliothek (nicht an der Universitäk^
bibliothck, wie irrtünilich gesagt war), ernannt worden.
Jena, 16. Febr. Jm Austrage dcr medizimsch-naturwiffeN'
schastlichen Gesellschaft hat sich Prof. Walter nach Rapau^
begeben, um Prof. Häckel zum 70. Geburtstag untcr Ucbea'
rcichuiig einer Festschrist die Glückwünsche der Gescllschast ö^
überbringen. — Die Studcnten brachten gestern Abend Gc'
heimrat Euckcn einen Fackelzug znm Tank für den abgelehw
ten Ruf nach Tübingen dar. — Hallea. S., 16. Febr. Dcf
Direktor Ler agrikulturchcmischen' Kontrollstation der Univct'
sität, Pros. Bühring, ist insalge eines Herzschlags auf dc
Stroße gestorben.
— Tcr Roscnmontagszug in Mainz ging bei ei
träglichem, effvas trübem Wetter in Szene' Ter Freiü'
denveffkehr war enorm. Iknter den Angekommenen be'
merkte man anch die vier ältesten Söhne des Pnnze"'
Paares Friedrich Karl von Hessen in Begleitung ihi'^s'
Lehrers. Ter Zug setzte sich mit der träditionellen De''
spätung nach 12 Uhr in Bewegung. „Der Freinbem
verkehr einst nnd jctzt" so hiesz die Jdee des Zuges und r-'
versteht sich, daß sie zn einer Fülle von ulkigen
gleichen Anlaß gab.
— Berlin, 16. Febr. Wie der „Vossischen ZeitunS
geschrieben wird, steht es minmehr sest, datz das Kroll'
sche E t a b l i s s e m e n t noch in diesem Jahre von ^
Dikdsläche verschwinden wird, nm dem neuen „groß^
königlichen OPer n h a n s e" Platz zu machen. Für bi
Anfertigung von Entwürfen wird schon in der näebst^
Zeit ein Preisausschreiben erfolgen, an dem die deutsckN'
Architekten und 'Künstler zum Wettbewerb eingeläbd'
werden. ^ ..
— Brcmcn, 15. Febr. Die „Weserzeiffmg" melde.
Der Jnhaber des m Konkurs geratenM Bankgeschäst^
Lürmann und So-Hn, G e n e r a l k o n s u I L ü r in a n ''
ist sIüchtig. Es wurde ein Haftbefehl erlassen. „ h
— Paris, 16. Februar. Jn Coloinbes bei Paris st^
13 Pfleglinge des 'Gemeindekindergartens ein
von heftigen V e r g i f t u n g s e r s ch e i n u n g en ^
hufs wirksameren Schutzes des Publikums bei kühler oder reg-
nerifcher Witterung dic Ostseite der Schutzhalle im Stadtgar-
ten, statt — wie scither — durch Vorhänge, durch eine Holz-
wand zu schliesten. Die bezüglichen Kosten, einfchließlich der-
semgen des Anstrichs der Holzwand, betragen 980 Mark. Fer-
ner sind für Rcparatur und Erzänzung der Stühle im Er-
frischiungspavillon 120 Mark, für Unterhaltung der Marquisen
l00 M., für Reparatur der Wirtschaftsgartenlaternen 200 M.
und für allgemeine Bauunterhaltung 200 Mark vorgesehen. —
Es ist in Aussicht genommen, dem Kanzleiassistenten des
Forstamts Wohnungsgelegenheit in der Stadt zu verschaffen
und die von ihnb benützte Wohnung im chemals v. Gayette-
fchen Hause wieder einem Waldhüter zuzuweisen. — Für den
ausgeschiedenen Waldhüter Nägele, welcher über 30 Jahre im
Dienste der Genwiitde Handfchuhsheim gestanden hat und eine
Jnvalidenrente von 160 Mark jährlich bezieht, wird nach Prü-
fung seiner Verhältnisse die Bewilligung eines Unterstützungs-
gehaltes von 250 Mari pro Jahr beantrazt. — Es find die
Kostcn der Beschaffung einer neuen Waldkarte für die rechte
NeLrrfeite vorgesehen, indem die jetzige Karte aus dem Jahre
1841 stammt und fämtliche damals hergestellte Exemplar«
aufgebraucht sind. — Jm Voranschlage des Vorjahres für das
Vermessungsamt waren unter „Sonstiges" nur 1200 Mark
vorgesehen, wovon 600 Mark auf Bureaubedürfnisse, 200 Mk.
auf die Vergütung für auswärtige Dienstgefchäfte und 500
Dkark auf eine anzustellende Dienstaushilfe entfielen. Von
Seiten des Verrnessungsamtes wurde nun darauf hingewiesen,
das; es unumgänzlich nötig sei, für die Stadtverwaltung, die
bisher allein auf die Benützung des staatlichen Katafterwerkes
angcwiesen war, ein eigenes Katasterwerk zu beschaffen, das
auch besser und leichter auf dem Laufenden erhalten werden
könne, als dies bei jenem Werk bisher müglich war. Die dar-
nach gefertigten Planmatcrialien könntcn dann vervielfältigt
und einem größereu Kreise zugänglich gvmacht werden. Endlich
sollte fpäter unter Benützung dieser Materlalien ein neuer
authentifcher Uebcrsichtsplan für das ganze Stadtgebiet in
einem handlichen Maststabe gefertizt werden. Zur Durch-
führung diefer, in anderen Städten bercits vollendeten Ar-
beiten wäre für einige Jahre die Vcrwendung eines befon-
dcren Planzeichners nötig; austerdem müßre zur alsbaldigen
Bornahme dcr erforderlichen Nachtrags- und Ergänzungsver-
messungen sür das laufende Jahr wenigstens noch ein weiterer
tcchnischer Gehilfe eingestellt werden. Die bezuglichen Kosten
berechnet das Vermefsungsamt für das laufende Jahr auf
4000 Mark. Der bisher vorgesehene Betrag von 500 Mark
für Dienstaushilfe käme dann in Wczfall. — Der durch Hand-
schuhsheim fließcnde Bach besindet sich besonders vor dem Rat-
hause daselbst in einem keineswegs befriedigenden Zustand.
Geeignete Abhilfe kann hier nur durch eine cntsprechendeUeber-
deckung des Bachbettes erfolgen. Damit wäre zugleich auch
cine Erweiterung des Platzes in der Nachbarschaft des frühe-
ren Rathauses erreicht und ein pafsender Raum zur Abhaltung
eines ObstmarkteS geschaffen, einer Einrichtung, für die im
Stadtteil Handschuhsheim ein lebhaftes Bedürfnis besteht. —
Verfchiedene in der letzten Zeit vorgelegte Baugesuche lafsen
die Herstcllung eines Kanals in der Eppelheimcrstraße zwi-
fchen Mittermaier- und östlicher Schlachthausstrahe als drin-
gend erwünscht erscheinen. Die Kanalifierung der betr. Strecke
war bisher mit Rücksicht auf die tiefzreifenden Aenderungen,
ivclche die Erstellung des neuen Bahnhofcs in dcni für den
Bergheimer Baubezirk bestehenden Kanalisationsplan berur-
sachen wird, noch verschoben worden. Eine weitere Zurück-
stellung erscheint aber, wenn nicht die Bautätigkeit in jener
Gegend gehemmt werden oder gesundheitswidrige Verhältnisse
entstehen sollen, als untunlich — Der durch den Gemarkungs-
teil Handschuhsheim fließende Bach zeigt, wie erwähnt, hin-
sichtlich fetnes Bettes, fowett dasfelbe im> bebauten Ortsteil
gelcgen ist, zum Tetl höchst unbefriedigeude Zustände, die einer
fystcmatischen Verbcsserung dringend bedürfen. Die hierbgi
erforderlich werdendcn' Arbeitcn wcrdcn fich vorausfichtlich
über den Zeitraum mehrerer Jahre erstrccken. Es wird hier
zunächst eine erstc Rate von 1000 Mari angefordert. — Von
den zenehmigten vier Iveiteren Hauptlehrerstellen soll cine auf
Ostern d. I. zur Besetzung kommen, nachdem auf genannn'n
Zeitpunkt die Errichtung etner weiteren kombtnierten Klasfs
für Knaben und Mädchen Les ersten und zweiten Schuljahres
im Schulhaus IV (Neucnheim) geplant ist. — Ten Lrei
Hauptlehrern, welche früher in' dem >Schulhaus I Tienstlooh-
nungen hatten, wurde, als ste dieselben wegeu Abüruchs die-
fcS -Schulhauses vcrlasseu mutzten, aus Btlligkeitsgrüuden Zu-
fchüsse vou je 260 Mark zur Miete von Privatwohiiunger. ge-
währt, da die Stadt ntcht in der Lage war, ihuen .inberwcite
Dienstwohnungen zur Verfügung zu stcllen.
(Schluß folgt.)
V Bon der Universität. Aus den reichen Papyrus-
schätzeu unserer Universitätsbibliothek, aus der koptischen
Paphrushandschrift Nr. 1 hat der Privatdozent für Kirchen-
geschichte in der theologischeu Fakultät dcr Universität Berlin,
Lic. Dr. Carl Schmidt, soeben ein bedentsames Dokument
urchristlicher Literatur, die „A cta P a u l i" (koptischer Text,
Uebersetzung und Untersuchungen mit Tafelband) herausge-
gc-ben (Letpzig bei Heinrichs). Philologen, Juriiten u. Theo-
logen find sett mehrercn Jahren an der Publitation der Hei-
delberger Sammlung vou Paphrushandschristeu lebhast in-
tcrcssiert. — Die hiesizen Universitätsklinikeu
sind zur Zeit üermaßen mit Leideuden jeder Art iiberfüllt,
daß Raum und Lagerstätten für neu aufzunehmende Krankc
nur noch in beschränktem Maße vorhanden sind. Da das
Pflegcpersonal zur Bedienung 'der Krankcu nicht mehr aus-
reichte, niußteu aushilfsweisc Krankenfchwestern von Frank-
furt a. M. eingestellt werden.
X Adretzbuch für Sommerfrifchen. Der hessische gemetn-
nützige Verein zur Vermtttelung von Land- und Kuraufent-
halten in Darmstadt ist zur Zeit mit der Zufammcnstel-
lung der empfehleuswerten S o m m e r f r i f ch e n im Ver-
einsgebtet (Odenwald mit Bergstraße, Main- nnd
Neckartal, Rheinhessen, Vogelsberg mit Umgebung, ohne
Bcschräuknng auf dte Londesgrenzen) beschäftigt. Diese Som-
mevfrischen sollen gedruckt und an die Jnteressenten kosten-
los abgegeben werdcn. Wir machen unsere Leser hierauf mit
dem Anfügen aufmerksam, daß Wohnungs- u. Pensionsanze-
Lote tunlichft bald dem Gefchäftsflchrer des Vereins, dem
Herrn Rechnungs- und 5lassenführer Harth in Darm-
stadt mitzuteilen sin'd, werm sie noch Ausnahme in der Zu-
sammenstellung findcn follen.
Strafe, also dcs Göttergebotes ist Orest. Zur Beurteilung
des Ganzen ist dies von grötzter Wichtigkcit, nur so läßt sich
die crschreckende Ruhe und Ueberlegung erklären, mit der
Orest vorgeht. Denn dieser, an Euergie der Schwester weit
überlegen, empfindet nicht die gerinAte Scheu vor setner
fchrecklichen Tat, nein, jubeln will er, wenn ihm der Mutter-
mord gelungen ist. Die Götter haben ihn gesandt und sie
allcin tragen die Vercmtwortung. Entsprcchend dem teilweife
religiösen Charakter der gricchischen Tragödie, sollte eben auch
hier gezeigt werden, daß dic Götter den Frevel ahndcu, die
Götter, in deren Hünden der Mensch nur eine Puppe ist. Und
gcrade dies läßt uns jene Gestalten aus vergangener Zeit so
frcmd erscheinen, denu um sie reiu als Menscheu zu verstehen,
müßten wir schon au halbzivilisiertc Völker deuien, bei deneu
nach dem Gesetz der Blutrache der Mord unweigerlich den Mord
uach sich zieheu muß.
(Schlutz folgt.)
X Tcr Fastniichtsdienstag, Das Wctier hielt fich am ge-
strigen Fastuachrsdienstag leidlich. Seit der Mürtagszeit mar
die Hauptstratze sehr belebt, uud je weitcr der Zeiger an der
Uhr vorrückte, desto mehr Publikum fand sich dort ein, um an
dem Fastuachtstreibcu aktiv oder passw teilzunehmen. Um
3 Uhr war die gauze Straße vom Darmstädter Hof bis zum
Cafe Wachter mit einer dichtgedrängten Menscheumenge be-
setzr: ein Dkecr von Köpfen, von oben herabgesehen. Alle Fenster
Ivaren bcsetzt. Schnceballen, Papierschlangen und Knallerbsen
wurden geworfen; hcitcre Rufe und das Klatschen dcr Narren-
pritschen gaben von der lnstigen Karnevalsstimmnng Zeugnis.
Mit 'spannung wnrde der Zug der Großen Karnevalgesellschast
ertvariet. Endlich erschten er. Man nahm ihn sehr beifälltg
auf und freute fich über die vielen hübschen Gedanken, die darin
mit glücklichem Humor verkörpert wurden. Schmückendes Bei-
werk, wie Klappergarde, Prinzengarde, Prunkwagen, Elferrat,
Fanfarenbläscr, Herolbe und sonstige Rciter gab dem Zuge
Glanz und Schimmer und umrahmte die einzelnen Gruppen
in der schönsten Wcise. Zahlreich waren die lokale-n Anspie-
lungen im Zuge, die Hostieferantenfabrik, das vergcssene Nenen-
heimer Postamt, der Zickzackverkchr auf dem Ncckar, die über-
bürdete Schu>ljugend, die auf dic Schtefertafel fchrieb: „Jch
bin ein Esel!", die modernen Studentinnen von Jung-Hetdel-
berg, dann die Bauchwehhalle, das bestürmtc Leihhaus, die
Mmmelbahn usw., das alles tvar in der Jdee und Durchführung
sehr gut und echt karnevalistisch. Dic Politik wnrde durch zwei
Wagen, dic den Crimmitschauer Streik darstellten — einer
zeizte die Herren im Hause, dcr andcre Lic Weberfamilie nebst
Streikposten und Schutzmann — in das Karnevalstreiben hin-
eingezogen. Beide Wagen fandcn befonderes Jnteresse. Wer
konnte, sah sich den> Zug, der einen langen Weg zu machcn hatte,
zweimal an. Ei'nstimmig erkannte man ihn als hubsch und
intercssant an. Außerhalb dcs osftziellcn Zuges bcwegten sich
im Laufe des Nachmittags noch einige Gruppcn durch dic Stra-
ßen. Dcr I). <2. stcllte den alten und neuen. Karzer,
das heißt dcn nenen als Zelle im Amits-
gefängnis mit einem studentischen Jnsassen dar. Auch der 8. L.
vcranstaltete wieder einen Aufzng. Die Elektrische hatte den
Verkehr für einige Stunden eingestellt, bis das Gedränge all-
rnählich nachlietz. Aber es dauerte das lebhaste Treiben doch
bis zur Nachtcsicnszcit an und noch am späten Abend pulsierte
hin und wieder eine Flntlvelle karncvalistischer Fröhlichkeit durch
die,Straße. Di.e Wirtschasten warcn abends natürlich stark
besetzt und an Fastnachtshalloh fehltc es dort nicht. Nun ist
alles vorüber! Heute Ausspannung und da und dort ein kleiner
Jamnier, morgen tritt das WerktagSleben in sein volles Rccht.
f TodeSfall. Gestern Nachmtttag tst Prof. Gaß, ein lang-
jähriges Mitglied des Lehrerkollcgiums des hiesigen Gymna-
siums, gestorben.
Eine unmittelbare Schlafwaqenverbindung soll zwischen
Berlin und Mannheim eingerichtct werden. Die Nacht-
vcrbindnng zwischen der ReichShauptstadt und Mannhcim wär
bisher zwar mit dnrchgehenden Wagen nach Mannheim und
Neunkirchen versehen. Wer aber den Schlaswagen bentitzcn
wollte, mnßte ihn früh 6 Uhr in Osterburken verlassen, da
'dem Zuge nnr ein Schlaswagen nach Stuttgart beigegeben ist.
Es bcsteht deshalb die Absicht, diesem Zuge noch einen zweiteN
Schlafwagen nach Mannheim beizuzebcn. Der Zug geht bom
Anhalter Bahnhos in Berlin abends 8.35 Uhr über Erfurt,
Ritschenhansen und Würzburg. Er trisft in Mannheim 8.15
Uhr ein. Heidelberg crretcht der Zug niorgcns 7.50 Uhr. Er
findet dort umnittelbaren Anschluß nach Karlsruhe urvd allcn
südlich davon gekegenen Stationen in Baden.
-s- Feuerlösch Probe. Am Donnerstag, den 18. Fobr.,
nachm. halb 3 Uhr, findet aus dein Mcßplatz eine össent -
ItcheFeuerlösch - Probe statt. Zu diesem Zwecke wird
ein Kamin und cin Holzschuppen, beide innen mit Teer ge-
strichcn und mit Petrolenm begossen, angezündet und mittels
dem Momcnt - Feuerlöscher „Excelsior" der
Firma Wilh. Narr ini Stnttgart znm Verlöschen gebracht. 'Es
sei deshalb hiermit aus diesen- Versuch, dcr 'die staunens'werte
Löschkrast des Apparatcs vor Angen führen wird, aufmerksam
gemacht.
X Altc Knlköfen. Bei den Ausräumungsarbeiten im
Steinbruch in Leimen (Jementwerk) sticß man auf zwei uralte
Kalköfen, welche nach dem Urteil der SachvcrstäNdigcn zwei-
fellos römischen Ursprungs sind. Dic Oesen Lesitzen einen
Durchmesser von zweieinhalb Meter nnd sind in ihrem unteren
Teile in die Muschelkalkschichten dcs Bruches eingcgraben.
Außerdem sanden sich zwci Schlüssel, die in ihrcr eigcntüm-
lichen Form auffallend einem im Landesmuseum in Karlsruhe
ausbewahrten römischen Schlüssel glcichcn. Leider fallen die
Oefen bei der sortschreitenden Arbeit im Bruch der Vernich-
tung anheim.
X Warnung. Eine französilche Firma vcrsucht mit dem
sogen. Schneeballensysteni! hier in Teutschland seidene Unter-
röcke abzusetzcn. Da dieses Warenverkausssystem in Tentsch-
land verboten ist, seicn unsere Leser davor gewarnt.
st- Unfall. Gcstern wollte cin Metzger in der Bergheimer-
straße aus einen Wagen der elcktrischen Bahn springen, er glitt
dabei aus unü wnrdc eine Strecke weit geschleift, wobei cr am
linken Knie erheblich vcrleht wurdc.
Unfaü. Jm Ntarstallhos bekam gestern Abend ein Stu-
dcnt cinen anscheinend epileptischen Anfall und mußte nach
dcm akademischen Krankenhans vcrbracht wcrden, wo sich der
Ansall -wiederholtc.
— Polizeibericht. Verhastet wurden ein Schiweizer
wegen Bettelus, ein Taglöhner wegen Trunkenheit, 2 Stu-
denten und ein Kausmann wegen sortzesetztcr Rnhestörung.
Zur Anzeigc kamen 1 Kellncr wcgen Unterschlagung nnd
4 Personen wegen Ruhestörung.
Bruchsal, 16. Febr. (Das leidige Spielen m i t
Schußwaffen) hat gestern A-bend auch hier zu traurigen
Folgen gesührl. Der 11jährige Sohn cines hiesigen Schrei-
ncrmeisters legte mit einem geladenen Jagdgewehr anf dcn
Schreinevzesellen Albert Schrcier aus Kenzingen an, als
plötzlich der Schuß losging und dem Schreier an dem Kinniback
eine schwere Verlehung beibrachte.
Karlsruhe, 16. Febr. (E i n blutiges D r a m a)
spielte sich gestern Abend in der Weststadt ab. Ein 51 Jahre
alter, von seiner Frau getrennt lebender Taglöhner aus Mün-
zeshetm, kam mit seiner Logiswirtin, einer ebensalls von ihreni
Manne geschiedcnen 44 Jahrc alten Frau in seinem Zimmer,
das er abgeschlossen hattc, in Strcit. Jm Verlause desselbcn
griff der Mann- zum Revolver und tndem er seine Drohung,
erst die Frau nnd dann sich selbst zu erschießen, wahrmachtc,
scuerte cr zunächst zwei Schüfse auf die Frau, während er sich
selbst zwei Kugeln in den Kopf jagtc. Glücklicherweisc wurde
die Frau, wic es si-ch später heransstelltc, nur leicht, er selbst
aber durch einen Schnß in die rechte Schläse lebensge -
s ä h r l i ch verletzt. Nachidem den Verletzten von einem Mi-
litärarzte Notverbände angelegt waren, wnrden sie in das
städt. Krankenhaus übersührt, von wo die Frau hentc srüh wic-
der entlassen wnrdc.
— Karlsruhe, 16. Febr. (De r närrischc F e st z u g)
der GroßenKarnevals - Gesellschast zing heute
Nachmtttag bei lcidlich gutem Wettcr unter Niitwirkung vie-
ler Vereine von statien. Die Zugsordnung wies insgesamt
69 Nummern auf. Besonderen Applaus fanden die Wagen
der Karnevals-Gesellschast, die Landgrabengarde und die
Studicrendcn der Technischen Hochschule, dic sich mit 6 Wagen
am Znge beteiligten. Ein kostüm-ierter Ball in der Festhalle
bildete den Abschlutz des Faschings in der Residenz.
X Waldmichelbach, 16. Febr. (Bahnbau.) Der hie-
sige Gemcinderat hat in seiner gestrigcn Sihung beschlossen,
zu den Geländecrwerbsiosten zu dem projektierten BahnbaU
von Hirschhorn durch das Ulsenbachtal hierher eine einmaffÄ^
Summe von 10 000 Mark beizusteuern.
Eingesandt.
Heidelberg, 17. Febr.
Seitens eines gewissen öffentlichen Hauses wurden ge-
stcrn in den Wirtschaften Empfehluiigen in Form von kleineN
Besuchskarten unter die junge Mäntierwelt gebracbt.
Wtr halten es demgegenübcr sür empsehlenswert, daß die Pw
lizet recht bald diesem großstädtischen Unsug steuert.
Ttieater- uud Kunftnachrichten.
Herdelberg, 17. Febr. (S t a d t t h e a te r.) MorycN-
Donnerstag, wird wiederholt die Oper „Cavalkeria
r u st i c a n a" von Mascagni und die komische Operette „D i c
schöne Galathe von Suppe gegebcn. Eine weitere Wic-
derholung der beidcn musikalischen Werke kann in der nächsteN
Zeit ntcht stattfinden. Freitag geht wieder die populäre Op<"
rette „D ie F l e d e r m a u s", deren bisherige Aussührungtts
stets mit grogem Beifall anfgenommen wurden, in der bereit^
bekannten Rollenbesehung in Szene.
Mannheim, l7. Febr. Die für nächsten Samstaz, d<w
20 ds., angekündigte Aufführung des Kindermärchens „Prin-
zessin Goldhaar" wird bereits um 4 Uhr, ftatt 5 Uhr, beginnieN.
PersonaLnachrichten.
Aus dein Bereiche der Staatseisendahnverwaltun».
Befördcrt: zu L o k o m o t i vf ü h r e r n die Lokomotiv-
heizer Karl Schwing in Mannheim, Hcinrich Bommer in Vib
lingen, Emil Lung in Lauda.
Bestätigt: als Kanzleigehilfe Louis Westphal von
Waßcspindt (Preußen); als R c ch n u n g s g e h i l f e Schreib-
gehilfe Karl Wenninger von Rapbach..
Bertragömähig aufgeiiommen: als L o k om o t iv h e i z e r'
Friedrich Moser von Karlsruhe, Adolf Herzog von Weiher,
Josef Kiefer von Durüach, Anton Dtringer von Grombach'
äkarl Stort von Wolsenweiler, Friedrich Schneider von Lauda,
Ernft Weiß von Zaisenhausen, Karl Kohm von Heidelberg-
Engelbert de Temple von Landau, Otto Frirsch von Osfcnburg,
Ludchig Laih von Adersbach, Jakob Fichtner von Zai-
scnhausen, Friedrich Hörner von Berg, Johann Berger
von Eberfingen, Karl Lampert von Obrighciin,
Theodor Falkenstein von Winterberg, Ernst Kratttnger von
Buggingcn, Joses Ziebold bon Waldkirch, Karl Hirt von Klew
gen, Emil Bischoff von Offenburg, Franz Knapp I. von Brnchsal,
Joseph Knapp von> Connewitz. Angnst Dörtzbach von Mänchzell--
Heinrich Bär von Treschklingen, Friedrich Zutavern von Brei-
tcn, Wilhelm Glunk von Pfohren, Karl Oehler von Frechurg-
Karl Lais von Freiburg, Karl Hormnth von Rheinshcim, Kar!
Martin von Kollmarsreuthe, Karl Häg von Gengenbach, Karl
Beetz von ^Hilsbach, Philipp Linder von Daisbach, ChristtaN
Dill von lStein, Robert Schweizer von Wendelsheim, Georg.
Müller von Newyork, Karl Zink von Waghäusel.
Zuruhegcsetzt: Bureaudiener Karl Demuth in> Konstanz.
Aus dem Bereiche dcs Groß. Ministeriums der Justiz, de»
Kultus und Unterrichts.
Zugewiesen: Aktuar Martin Schächner beim GrundbuchanO
Sand dem Grundbuchamt Oeschelbronn.
Versetzt: Aktuar Friedrich Motsch bcim Amtsgericht .Karls
ruhe zum Amtsgericht Mannheim; Aktnar Friedrich Wildcr'
muth beim Amtsgcricht Mannheim znm Amtsgericht KarlS^
ruhe; Kanzleidiener Augnst Greiner beim Oberlandesgerickü
anstatt znm Amtsgericht Heidelberg zum Landgericht Osfenburg-
Kanzleidiencr Philipp Rösch beim Landgericht Osscnburg zinN
Oberlandesgericht.
Zurückgenommen wurde: Dic Bersetzung des Amtsgerichtd
diencrs Pcter Wcnger in Heidelberg znm Oberlandesgericbt-
Etatsmässig angestellt: Aktuar Hcinrich Hecker beim Land
gcricht Karlsruhe.
Evangelischer Oberkirchenrat.
Verlichcn: Dem zweitcn Gehilfcn, Finanzgehilfen Friedriw
Rost bci der Evangelischen Stifffchaffnei Sinsheim die BeamteN'
eigenschaft.
Aus dcm Bcreiche 5cs Grotzh. Ministeriums des Jnnern.
Zugetcilt: Aktuar Wilhelm Veiih, znrzeit bei der Stadtvei
Ivaltung Heidelberg, dem Großh. Bezirksamt Pfullendorf Znt
Aushilfe im Revisionsdienst.
Oberdirektion des Wasser und Straßenbaues.
Die Bcamtcntigcnschaft verliehcn: Dem Landstras^nwärtcr
Konrad Isele in St. Blasien. ' „
Entlassen: Der Landstraßenwärter Makar Menzer in Aaw
(wegen Kränklichkeit).
Kleine Zeitung.
Hochschulnachrichtkn. B e r l i n. Der bisherige Hilff'
bibliothekar an der Universitätsbibliothet, Herr D^-
Trom m sdorsf, ist zum Btbliothekar an. der hiesigc^
königlichen Bibliothek (nicht an der Universitäk^
bibliothck, wie irrtünilich gesagt war), ernannt worden.
Jena, 16. Febr. Jm Austrage dcr medizimsch-naturwiffeN'
schastlichen Gesellschaft hat sich Prof. Walter nach Rapau^
begeben, um Prof. Häckel zum 70. Geburtstag untcr Ucbea'
rcichuiig einer Festschrist die Glückwünsche der Gescllschast ö^
überbringen. — Die Studcnten brachten gestern Abend Gc'
heimrat Euckcn einen Fackelzug znm Tank für den abgelehw
ten Ruf nach Tübingen dar. — Hallea. S., 16. Febr. Dcf
Direktor Ler agrikulturchcmischen' Kontrollstation der Univct'
sität, Pros. Bühring, ist insalge eines Herzschlags auf dc
Stroße gestorben.
— Tcr Roscnmontagszug in Mainz ging bei ei
träglichem, effvas trübem Wetter in Szene' Ter Freiü'
denveffkehr war enorm. Iknter den Angekommenen be'
merkte man anch die vier ältesten Söhne des Pnnze"'
Paares Friedrich Karl von Hessen in Begleitung ihi'^s'
Lehrers. Ter Zug setzte sich mit der träditionellen De''
spätung nach 12 Uhr in Bewegung. „Der Freinbem
verkehr einst nnd jctzt" so hiesz die Jdee des Zuges und r-'
versteht sich, daß sie zn einer Fülle von ulkigen
gleichen Anlaß gab.
— Berlin, 16. Febr. Wie der „Vossischen ZeitunS
geschrieben wird, steht es minmehr sest, datz das Kroll'
sche E t a b l i s s e m e n t noch in diesem Jahre von ^
Dikdsläche verschwinden wird, nm dem neuen „groß^
königlichen OPer n h a n s e" Platz zu machen. Für bi
Anfertigung von Entwürfen wird schon in der näebst^
Zeit ein Preisausschreiben erfolgen, an dem die deutsckN'
Architekten und 'Künstler zum Wettbewerb eingeläbd'
werden. ^ ..
— Brcmcn, 15. Febr. Die „Weserzeiffmg" melde.
Der Jnhaber des m Konkurs geratenM Bankgeschäst^
Lürmann und So-Hn, G e n e r a l k o n s u I L ü r in a n ''
ist sIüchtig. Es wurde ein Haftbefehl erlassen. „ h
— Paris, 16. Februar. Jn Coloinbes bei Paris st^
13 Pfleglinge des 'Gemeindekindergartens ein
von heftigen V e r g i f t u n g s e r s ch e i n u n g en ^