riung nicht auf, d-aß man in diescr ho'chwichtigen Frage noch zu
einer Verständigung gelange.
Um halb 3 Uhr schlotz Dr. Wilckcns die Versammlung mit
einem Hoch auf den Großherzog. An die Versammlung schloß
sich ein Festmahl an.
Vadischer Landtaq.
35. Sitzung der ZweitenKammer.
Karlsruhe, 27. Mbr. SpezialLeratung des
Budgets des Ministeriums des Jnnern.
Eingegangen ist eine Petition des Heidelberger Sitt-
lichkeitsvereins gegen die Prostttution.
Abg. Sützkind (Soz.) erklärt, daß seine Partei für den
neu eingestellten Ministerialdirektor in Berlin stimmen werde,
4>och werde sie bei dem Titel „Auswärtiges Amt", Gesandter
in Berlin, ihre Bemerkungen machen.
Bei Titel „Bezirksamt und Polizei" begrüßt Abg. Blü -
mel die Einrichtung des ärztlichen Fortbildungswesens und
befürwortet Angliederung der Bezirksbaukontrolleure an die
Bezirksbauinspektlbnen. Des weiteren tritt Redncr sür die Ver-
staatlichung der Mobiliarversicherung ein.
Abg. Hoffmann (Dem.) befürwortet gleichfalls die
Vcrstaatlichung der BezirkÄaukontrolleure und das Verbot Ler
Privattätigkeit derselben. Wünschenswert fei eine größere
Unterstützung der Hinterbliebenen von verunglückten Feuer-
wehrmännern.
Abg. Dr. Schneider (natl.) bespricht eingeherrd die
gemeindepolittschen Berhältnisse in dem Orte Friedrichsfeld
und verteidigt den Bürgermeister gegen die Angriffe des Abg.
Lehmann.
Abg. Duffner (Ztr.) bittet die Regierung, bei Neuord-
nung der Baupolizeiordnung dem Lande eine gewisse Berück-
sichttgung angedeihen zu lassen.
ALg. Geppert (Ztr.) besürwortet ein schärferes Vor-
gehen gegen das wandernde Volk, gegen die Zigeunerplage. Die
Vertreter der ländlichen Orte bringen eine Reihe von Wün-
schen vor in Bezug auf die neu zu erlassende Bauordnung, die
im allgemeinen dähin gehe, einen Unterschied zwischen Stadt
und Land zu machen und für das letztere weniger strenge Be-
sttmmungen zu treffen.
Abg. Eichhorn (Soz.) bespricht das Medizinalwesen in
Baden und wünscht eine kräfttgere Bekämpsüng der Tuber-
kulose, die vor allem in einer größeren Belehrung zu suchen
sei und zwar schon in den höheren Klassen der Volksschule.
Auch die Anzeigepflicht sollte allgemein eingesührt werden, wie
denn auch in den Krankenhäusern mehr als bisher Einrichtun-
gen zur Bekämpfung der Tuberkulose getroffen werden müß-
ten, vor allem durch Herstellung von Jsolierräumen für solche
Kranke. Des weiteren befürwortet Redner. die Einrichtunz
der Dispensaires, wie fie ersolgreich in Frankreich eingeführt
seien. Auch die Wohnungsfrage sei hier wichttg, denn die Tu-
berkulose fei eine Wohnungskrankheit. Notwendig sei ferner
eine gesunde Gewerbe- und Fabrikhygiene.
Minister Dr. Schenkel geht auf die einzelnen An-
regungen näher ein und führt aus, daß es ja im allgemeinen
wünschenswert sei, daß die Baukontrolleure der Privattätigkeit
enthoben seien; allgemein dieselbe zu verbieten, halte er für
nicht am Platze, da jene auch die Fühlung mit der Praxis nicht
berlieren üürften. Was die Unterstützung verunglückter
Feuerwehrmänner betreffe, so sei es allerdinzs Pflicht, .hier
volle Unterstützung zu gewähren. Die bestehende Feuerwehr-
unterstützungskasse gewähre übrigens reiche Unterstützung, wo-
bei allerdings die Verhältnisse geprüft würden. Wenn auch ein
Rechtsanspruch nicht bestehe, so tue man doch 'das Mögliche, so
üaß materiell durch, die Gesetzgebung nicht viel geändert werde.
Bei der neuen Baupolizeiordnung würden die vorgebrachten
Wünsche nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Die Ortsbe-
reisunzen durch die Bezirksbeamten fänden gewöhnlich alle
zwei Fahre statt, sie scien von großer Wichttgkeit und aller-
dings geeignet, manche Gemeindestreitigkeiten im Keime zu er-
stickcn. Erfreulich sei auch die Anerkennung der Einrichtung
der ärztlichen Fortbildungskurse, wobei es allerdings^ wün-
schenswert sei, daß die Universitätsprofesforen diese Kurse un-
entgeltlich gäben. Was die völlig freie Aerztewahl bci den
Krankenkassen betreffe, so dürften dadurch die Kosten für diese
Kassen wesentlich erhoht werden. Der Vorredner habe auch
die Tuberkulosesrage zur Sprache gebracht; auch die Regierung
erkenne die volle Wichttgkeit dieser Fraze an, doch müsse er
entschieden den Vorwurf zurückweiscn, der dem Fraucnverein
und dem Leiter in der Tuberkulosensraqe gemacht worden
sei. Gerade Geheimrat Battlehner habe sich hier große Ver-
dienste erworben, und er spreche demselben, der in diesen Ta-
gen sein 80. Jahr vollendet, an dieser Stelle >das höchste Lob
aus. Die Regierung sei in der Bekämpfung durchaus nicht
lässig, Baden habe die Anzeigepflicht, die bei vorgeschrittenen
Fällen auch eingehalten werde. Jn unserem Lande beständcn
aber auch eine Reihe von Einttchtungen, die eine sichere Grund-
lagc für die Bckämpfung der Tuberkulose bilden, er erinnere
an die ncuen Krankenhäuser; auch die Landesversicherung habe
auf diesem Gebiete schon sehr viel getan, dieselbe habe zuerst
die Heilbehandlung der Tuberkulose- in die Hand zenommcn
und eine Lungenheilanstalt im Schwarzwald geschaffen, deren
Erfolge bedeutend seien, und sie habe eine wcitere Heilanstalt
in Aussicht genommen. Anch sei die Regierung nicht abgcneigt,
eine Position zur Unterstützung der Bestrebungen znr Heilung
und Bekämpfung der Tuberkulose in das Budget einzustellen.
Es wird die Sitzung um halb 1 Uhr abgebrochcn.
Aus Stadt und Land.
6 eidelberg, 29. Febrnai.
(!) Badischer Berein für Volkskunde. Am vottgen Sams-
tag sand die Gründung des Vereins statt, der seine Wirksam-
keit allmählich über ganz Baden auszudehnen hofft. Es melde-
ten sich 60 Mitglieder; in den Vorstand wuvden gewählt die
Herren Profcsforen Kahle, Lorentzen, Sütterlin. Die endgil-
tige Organisation wurd-e einer Versammlung vorbehalten, die
im Frühjahr nach Baden-Baden einberufen werden soll. Doch
wurde schon jetzt bestimmt, daß der Beitrag möglichst niedrig
festgesetzt werden soll. Beitragserklärungen nimmt jeder der
3 obigen Herren entgegen. Hr. Prof Kahle wurde mit der Ver-
Morgen um ^,8 llhr sammelten sich die geladenen Zeu-
gen, darunter anch der Verteidiger Rechts>anwalt Cor-
marm und Kapitän Nieten, der Vorsitzende d>es Gerichts,
das den Todesspruch gefällt hatte. Puntt 8 Uhr er-
tönte das Armesündsrglöckchen, und Kohler erschien unter
Vorantritt des Geistlichen und Legleitet von zwei Wär-
tern. Der Mörder war leichenblaß, aber gefaßt. Er trat
ungefesselt in strammer HMung an den Tisch Äes Stacits-
anwalts und meldete sich selbst, indem er mit lauter
Stimme „Kohler!" rief. Von diesem Moment bis zur
Festschnall'ung Kohlers auf dem Brett der Guillotiue und
dem Herabsausen des Fallbeiles verging ein Zeitraum
von höchstens 3 Minuten. Der Verurteilte war auch
wie auf Kommando festen Schrittes an die Guillottne he-
rangetreteu. 10 Minuten nach 8 Uhr wurde bereits
die Leiche in eiuem schlichteu, schwarzen Sarg fortge-
fahren.
trctung des Vereins -auf der am 6. April m Leipzig staüfin-
denden Versanrmlung der deuffchen Vereine für Bolkskun.de
betraut.
X Dcr gestrigc Bortrag des Herrn Dr. Kalähne über Ka-
thodcn-, Röntgen-, Becquerel- und verwcmdte Strahlen tm
Kaufm. Berein interessierte die Zuhöverschaft in hohem Gvade.
Einen Bericht bringen wir morgen.
^ Bon der Elektrischen. Am 'Samstag morgen wurde die
neue Strecke Msmarckplatz—Kuno Ftfcherstraße von der Ober-
Direktion >des Wafser- und Dtraßertbaues abqenommen. Diese
Linie wird am 1. März 190-t dem Betrieb übergeben.
X Boektge-Konzert. Das gcstrige Boettge-Konzert in der
Stadthalle war sehr qut besucht und bcreitete den Zuhövern
einige genutzreiche Stunden. Wir kommen auf dasselbe mor-
gen noch zurück.
st- Es war nichts. Gestern machten sich in einer hiesigen
Wirtschaft zwei junge Leute dadurch ver-
dächtiz, daß der eine beim Begleichen der
Zeche aus einem Eouvert nrit Papiergeld ttnen Hundertmark-
schein entnahm. Man dachte an> Frankfurt und- sistterte dic
Beiden. Es stellte sich. jedoch. heraus, daß das Geld dem Erbe
entstammt, das sie vom> Vorniund ausbezählt erhalten hatten.
— Grober Unfug. Jn der Nacht vom Samstaz auf Sonn-
tag schlugen drei Studenten auf der Anlage 7 Gaslaternen und
die elektttsche Uhr entzwei. Die Namen der drei konnten fest-
gestellt werden; die Tater kamen weqen Sachbeschädigunq zur
Anzeige und sehen einer empfindlichen Bestrafung entgegen.
X Geländet. Jm Neckar, nahe bei Wieblinzen, wurde am
Samstag Nachmittag durch Fischer die Leiche des am Freitag
als verinißt angezeigten 14jährigen Mädchens geländet.
— Polizeibericht. Ver-Haftet wurden 6 Personen we-
gen Bettelns, ein Taglöhner wcgen Diebstahls, ein anderer
wcgen Kötperverletzung. Znr Anzeige kamen 12 Personen
wegen Ruhestörung und '3 Personen wegen Sachbeschädi-gung.
Heidelberfter Vereinsangelesienheiten.
X Militärverein Heidelberg. Am Samstag, >den 27. Fe-
bruar, fand im Vereinslokal zum „Faulen >Pelz" die dies-
jährige ordentliche Gener-alversammlung statt. Der 1. Vor-
stand, Herr Rechtsanwalt Dr. Bauer, eröffnete die Versamm-
lung und begrüßte die Erschienenen. Hieraus wurde die Ta-
gesordnung statutengemäß erledigt. Der Antrag anf Bestel-
lung eines 3. Vorstandes wurde angenommen. Jm Laufe >des
Abends teilte der 1. Vorstand mit, daß im Sommer dieses
J-ahres eine Fahrt nach dcm Kysfhäuser - Denkmal
in Aussicht genommen ist, und fordert die Mitglieder zu zahl-
reicher Beteiligung auf.
Handel nnd Verkehr.
X Zwcibriicken, 27. Febr. Jn der heutigen Generalver-
sammlung der Kre >dit - und D e p o s i t e^i L a n k A.-.G. in
Zweibrücken, in der 23 Aktionäre mit 3494 Stiinmen vertreten
waren, wurde der F u s i o n sv e r t r ag mit der Rheini -
schen Creditbank in Mannheim einsttmmig genehmigt.
Börsen-Bericht vom 27. Februar.
(F r ci n k f u r t.)
Deutsche Reichsanl. 89.15
8V//„ Deutsche Neichsanl. 101 65
3°/ö Preuß. Consols 89.80
8'/-°/o Preuß. Consols 101.10
3' 2°/° abgest. Bad-.n 99.9"
4"/„ Russische Staatsanl. 91.20
4"/„ Ungar. Staatsrente 97 30
4°/, äußere Argent. 1897 78.10
5°/o innere Mexikaner 40.75
Rtein. Kreditbank-Aktien 138 —
Oberrhein. Bank-Aktien 92.—
Heidetbg. Zement-Aktien 120.—
Allg. Elektr.-Ges.-Aklien 2077-
Oesterr. Kredit-Akiien 198.60
Oestr. Staatsbahn-Aktien 13bft<
Oesterr. Süvbahn-Aktieii 14.—
Reichsbank-'
(London.)
4°/o Japaner 66.—
Goerz Sbares
Geduld Shares 5°/»
Great Fingall Shares 7'°/,«
Jvanboe Shorcs 8°/>„
Baltimore u. Ohio Sharcs 76 /z
Canada Vacific Sbares 113°/j
(Berlin.)
4V-°/° Cbinesen 84.60
Diskonlo Komm.-Aktien 182.70
Dentsche Bank Aktien 216.—
Berl. Hand.-Ges.-Aktien 150.—
Darmst. Bank-Akticn 138.40
Dresdener Banl-Aktien 1447/2
Nat.-Bank für D.-Aktien llösi^
Schaaffhaus. Bankv.-Akt. 133.70
Bochunier Gnß-Aktien 180.—
Dortmnnder UnionC.-Äkt. 77.20
Gelsenk. Bergw. Aktien 198.40
Harpener Aktien 184.70
Hibernia - Aktien 1887g
Kölner Bcrgwerk - Aktieii 395.
Laura - Aktien
215.-
Privat Diskont
skont 4°/„
Geldsorttn.
20 Franks-Stücke
16.28
Dollars in Golü
4.18
Engl. Sovereigns
20.46
Oesterr. Noten
35.15
Russische Noien
2!5°fi
Amerikanische Noten
4.19
Englische Noten
20.48
Wasserstandsnachrichten.
Heidelberg, 29 Febr. (Neckar.) 2.14 m, gef. 020 m.
Der Krieg in Ostasien.
London, 28. Febr. Die japanische Gesandtschaft
Veröffentticht -eine amtliche Depesche aus Tokio, nach wel°
cher feindliche Reiter vor Pingjang erschienen und von
japanischer Jnfanterie zurückgeschlagen wurderi.
Petersburg, 28. Febr. Der rufsischen Tele-
graphenagentur wird aus Liaujang von heute gemeldet:
Chinesen vo-m Daluflusse berichten, daß ein russischss be-
rittenes Avantgarde-Detachement etwa 200 Werst jen-
seits des Flnsses nach Korea hinein vorgeritten und nttt
einer japanischen Abteilung znsammengestoßen ist. Dis
Japaner wnrden zurückgeworfen und slohen
unter Zurücklassung von Pferdm, >Äie ihnen vo>n Kosaken
abgenommen wurden. General Linnewitsch ließ der be-
rittenen Abteilnng ein Jnfanteriekorps anf dem Fuße
solgen, um sich im Nostden Koreas sestzusetzen. Jn der
Südmantschurei ist alles ruhig. Mehrm>als täglich treffen
Truppentransporte mit der 'Eisenbahn ein. Die chinesischs
Bevölkerung ist ruhig und- verkaust den Russen ohns
Schwierigkeiten Lebensmittel und Pfetde. Me chinestschen
Behörden zeigen sich freundlich.
Petersburg, 28. Febr. Wie amtlich gemeldet
wird-, ist am 28. Februar folgendes Telegranim des Ge-
neralmajors Pflug eingegangen: Die Nacht znm 27. Fe-
bruar ist in Port Arthur ruhig verlaufen. Ein feinidliches
Geschwader hält sich in Äer Nähe von Port Arthur. Es
laufen Nachrichten ein über T r u p p e n b ew e g n n -
gen der Ghinesen westkich des Lianflusses. Gerüchten
zufolge befinden sich gegen 10 000 Mann unter Genercil
Ma auf deni Wöge zwischen Tusidschu und Tschaojanc Die
Schutzwache 'der Schin-Min-Tun-B'ahn ist Verstärkt wor«
den. Auf jeder Station befinden sich 40—50 chinesische
Soldaten. Unsere berittenen Trnppen sind in
Korea eingerückt. Die koreanische Bevölkerung
verh-ielt si-ch gegen uns s r s u n d s ch a f t I i ch.
Jrkutsk, 28. Febr. Gestern Aben/d wurde die
S ch i en e n>I e g n n g auf denr Eise des Baikal-
sees, die voni Ost- und Westufer her in Angriff genoM-'
men war, been'det. Der Verkehr mit von Pferdeü
-gezogenen Waggons beginnt am Dienstag.
Tientsin, 27. Febr. Die Generale Tschien urid
Ma protestieren gegen die Neutralität C h i«
nas. Die Generale Jnanschikei und Tjeljan forderten,
wie chin-esische Blätter meld-m, die Regierung auf, ein
Schutz- und Trutz-Büüdnis mit Japan abzuschließen.
Tokio, 27. Febr. Admiral Kamimura meldet
über den Angriff auf den Hafen u. A.: Man beobachtete
knrz nach Mttag die drei russischen Schiffe „Novrk",
Asky" nnd „Bajan", welche sich in den Hafen zurückg^
zogen und gelangte dadurch zu der Ueberzeugnn-g, daß dch
Versenkung der Brander von keinem nanr*
hasten Erfotge gewesen ist. Hrerauf erösfnete die FloÜ^'
ein heftiges Bombardement auf das Jnnere des Hafens-
Man sah Rauchsänlen auffteigen. Während dieser Ope-'
ration hat unser.Kreuzergeschwader einen Torpedojägec
bei Ritetstisan vernichtet. Unsere Schisfe erlitten keinv
Beschädrgrmgen nnd dre Mannschasten keine Verluste.
Abgang der Meldung befindet sich die Flott-e noch i^
Aktion. Admircil Togo befindet sich noch im Vordew
treffen; näheres wird berichtet w-erden.
Söul (Korea), 27. Febr. Die korecmische Regiernng
hat sich entschlossen, Truppen zu entsenden, die mit deN
Japanern gemeinsam vorgehen sollen. Dek'
Hafen Widju (Grenze Krea-Lrautung) ist für den Hander
geöffnet worden.
Washington, 27. Febr. Die Morgan, der
kürzkich zum Handelsagenten in D aln y ernannt wurde,
gegebenen Weisungen, sich sofort nach diesem OÜ
zu begeben, sind vorlänfig zurückgenommeN
worden. Morgan wird weitere Befehle abwarten, da ge'
genwärtig nicht di-e 'Msicht besteht, Morgan Ler russische^
Regiernng aufWzwingen.
^Si/s/WL/'S//.
/sr,L>^aö/ — S,///g>L/s Ses/rs.
Zum RaubmorÄ in Franksurt.
Frankfurt, 28. Febr. Mehrere Verhaftungest
sind hier vorgenommen worden, aber keine wurde auf'
recht erhalten.
Es wird zu der Sache noch erzählt: Vor einiger Zeik
— es mögen 14 Tage her sein — läuteten abends 8 Uhr
zwei schlecht gekleidete Männer an der Glocke vor de^
Haustür Zeil 69. Es wurde geöffnet nnd beide ginged
ins Haus die Treppe hinauf rn den zweiten Stock. Zu^
fällig brachte in diesem ^Augertblick ein Schusterjungb
Stiefel zu der Famili-e im dritten Stock und verscheuchü
die beiden verdächttgen Jndividuen, die offenb-ar nicht mik
ehrli-chen Absichten gekommen waren. Ans dem Gang so"
der eine dem andern zugeflüstert haben: „Hättest
gleich öraufschlagen sollen!"
Neuerdings ist der Verdacht anfgetaucht, das Ve>"
brechen sei -von internationalenGaunern vei'
übt worden. Dafiir spricht die große Raffiniertheit, dv'
gegen die genaue Kenntnis der ^Gelegenheit. — Auß^
dem fehtenden Barbetrag -sind d-en Mördern anch now
sonsttge Wertgegenstände, die sich im Kassenschrank be'
fanden, wie Uh-ren, Kette und Ringe, in die Händs g^''
sallen.
Lichtenstein war d-er Erbe einer reichen Wittve; nmll
bezifsert die Erbschaft auf zwei Millionen, doch hatte ein^
andere Person zunächst noch d-ie Nutznießung. Mögliches'si
weise haben 'die Mörder geglaubt, Lichtenstein habe
Erbschaft schon erhoben.
Jn knrzer Zeit ist dies der dritte Mord, der in Frank'
fnrt am hellen Tage verübt wnrde; auch die Täter
beiden ersten Fälle sind noch nicht entdeckt.
Seit einigen Tagen soll, so heißt es, ein Klovier '
transporteur vermißt wevden, der in Dienst^
eines hiesigen Unternehmens stand, das sich mit Möbed
und Klaviertransport befaßt. Jener Tvansportenr
am vergan-genen Montag bei Li-chtenstein gewesen sesis
und ihm gesagt haben, er werde im Laufe der Woche uu
einem Ofsenbacher Wirt wegen Ankaus eines Klcrvier
wiederkommen. J-ener'Mann ist seit etlichen Tagen niäl
mehr in seine Wohnung gekommen ; sein Anfenthafisoe»
ist nnhekannt.
Neuefte Nachrichten.
München, 28. Febr. Professor Lenbach hatte eiM'
weniger gute Nacht. Gegen Morgen traten Unterlefim
schmerzen auf. Die Temperatur beträgt 37 Grad.
Bcrlin, 27. Febr. Das „Tagebl." meldet: der BM
kier Fritz Mayer stellte sich freiwillig der B-ehö^'
Er gab -an, Berlin überhaupt nickst verlassen zu '
sondern sich während der Zeit seines Verschwindens um
falschem Namen in zwei kleinen Berliner Hotels uulS ,
halten zu haben. Den Vorwurf der Unters-chlagung
von ihm verwalteten Depots weist er von sich. Er
l-edigtich durch den großen 'Kurs-Sturz in letzter Zeii
seine prekäre Lage gevaten sein. So weit sich bisher m
sehen lasse,, wird jedenfalls zunächst Anklage wegeu
trügerischen Bankerotts erhoben.
Rom, 28. Febr. Die „Tribuna" und andeve ^
lienische Blätter begrüßen den Ab-schluß des j,
'd e l s v e r tr a g e s mit Deutschland mit ^
einer Verständigung gelange.
Um halb 3 Uhr schlotz Dr. Wilckcns die Versammlung mit
einem Hoch auf den Großherzog. An die Versammlung schloß
sich ein Festmahl an.
Vadischer Landtaq.
35. Sitzung der ZweitenKammer.
Karlsruhe, 27. Mbr. SpezialLeratung des
Budgets des Ministeriums des Jnnern.
Eingegangen ist eine Petition des Heidelberger Sitt-
lichkeitsvereins gegen die Prostttution.
Abg. Sützkind (Soz.) erklärt, daß seine Partei für den
neu eingestellten Ministerialdirektor in Berlin stimmen werde,
4>och werde sie bei dem Titel „Auswärtiges Amt", Gesandter
in Berlin, ihre Bemerkungen machen.
Bei Titel „Bezirksamt und Polizei" begrüßt Abg. Blü -
mel die Einrichtung des ärztlichen Fortbildungswesens und
befürwortet Angliederung der Bezirksbaukontrolleure an die
Bezirksbauinspektlbnen. Des weiteren tritt Redncr sür die Ver-
staatlichung der Mobiliarversicherung ein.
Abg. Hoffmann (Dem.) befürwortet gleichfalls die
Vcrstaatlichung der BezirkÄaukontrolleure und das Verbot Ler
Privattätigkeit derselben. Wünschenswert fei eine größere
Unterstützung der Hinterbliebenen von verunglückten Feuer-
wehrmännern.
Abg. Dr. Schneider (natl.) bespricht eingeherrd die
gemeindepolittschen Berhältnisse in dem Orte Friedrichsfeld
und verteidigt den Bürgermeister gegen die Angriffe des Abg.
Lehmann.
Abg. Duffner (Ztr.) bittet die Regierung, bei Neuord-
nung der Baupolizeiordnung dem Lande eine gewisse Berück-
sichttgung angedeihen zu lassen.
ALg. Geppert (Ztr.) besürwortet ein schärferes Vor-
gehen gegen das wandernde Volk, gegen die Zigeunerplage. Die
Vertreter der ländlichen Orte bringen eine Reihe von Wün-
schen vor in Bezug auf die neu zu erlassende Bauordnung, die
im allgemeinen dähin gehe, einen Unterschied zwischen Stadt
und Land zu machen und für das letztere weniger strenge Be-
sttmmungen zu treffen.
Abg. Eichhorn (Soz.) bespricht das Medizinalwesen in
Baden und wünscht eine kräfttgere Bekämpsüng der Tuber-
kulose, die vor allem in einer größeren Belehrung zu suchen
sei und zwar schon in den höheren Klassen der Volksschule.
Auch die Anzeigepflicht sollte allgemein eingesührt werden, wie
denn auch in den Krankenhäusern mehr als bisher Einrichtun-
gen zur Bekämpfung der Tuberkulose getroffen werden müß-
ten, vor allem durch Herstellung von Jsolierräumen für solche
Kranke. Des weiteren befürwortet Redner. die Einrichtunz
der Dispensaires, wie fie ersolgreich in Frankreich eingeführt
seien. Auch die Wohnungsfrage sei hier wichttg, denn die Tu-
berkulose fei eine Wohnungskrankheit. Notwendig sei ferner
eine gesunde Gewerbe- und Fabrikhygiene.
Minister Dr. Schenkel geht auf die einzelnen An-
regungen näher ein und führt aus, daß es ja im allgemeinen
wünschenswert sei, daß die Baukontrolleure der Privattätigkeit
enthoben seien; allgemein dieselbe zu verbieten, halte er für
nicht am Platze, da jene auch die Fühlung mit der Praxis nicht
berlieren üürften. Was die Unterstützung verunglückter
Feuerwehrmänner betreffe, so sei es allerdinzs Pflicht, .hier
volle Unterstützung zu gewähren. Die bestehende Feuerwehr-
unterstützungskasse gewähre übrigens reiche Unterstützung, wo-
bei allerdings die Verhältnisse geprüft würden. Wenn auch ein
Rechtsanspruch nicht bestehe, so tue man doch 'das Mögliche, so
üaß materiell durch, die Gesetzgebung nicht viel geändert werde.
Bei der neuen Baupolizeiordnung würden die vorgebrachten
Wünsche nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Die Ortsbe-
reisunzen durch die Bezirksbeamten fänden gewöhnlich alle
zwei Fahre statt, sie scien von großer Wichttgkeit und aller-
dings geeignet, manche Gemeindestreitigkeiten im Keime zu er-
stickcn. Erfreulich sei auch die Anerkennung der Einrichtung
der ärztlichen Fortbildungskurse, wobei es allerdings^ wün-
schenswert sei, daß die Universitätsprofesforen diese Kurse un-
entgeltlich gäben. Was die völlig freie Aerztewahl bci den
Krankenkassen betreffe, so dürften dadurch die Kosten für diese
Kassen wesentlich erhoht werden. Der Vorredner habe auch
die Tuberkulosesrage zur Sprache gebracht; auch die Regierung
erkenne die volle Wichttgkeit dieser Fraze an, doch müsse er
entschieden den Vorwurf zurückweiscn, der dem Fraucnverein
und dem Leiter in der Tuberkulosensraqe gemacht worden
sei. Gerade Geheimrat Battlehner habe sich hier große Ver-
dienste erworben, und er spreche demselben, der in diesen Ta-
gen sein 80. Jahr vollendet, an dieser Stelle >das höchste Lob
aus. Die Regierung sei in der Bekämpfung durchaus nicht
lässig, Baden habe die Anzeigepflicht, die bei vorgeschrittenen
Fällen auch eingehalten werde. Jn unserem Lande beständcn
aber auch eine Reihe von Einttchtungen, die eine sichere Grund-
lagc für die Bckämpfung der Tuberkulose bilden, er erinnere
an die ncuen Krankenhäuser; auch die Landesversicherung habe
auf diesem Gebiete schon sehr viel getan, dieselbe habe zuerst
die Heilbehandlung der Tuberkulose- in die Hand zenommcn
und eine Lungenheilanstalt im Schwarzwald geschaffen, deren
Erfolge bedeutend seien, und sie habe eine wcitere Heilanstalt
in Aussicht genommen. Anch sei die Regierung nicht abgcneigt,
eine Position zur Unterstützung der Bestrebungen znr Heilung
und Bekämpfung der Tuberkulose in das Budget einzustellen.
Es wird die Sitzung um halb 1 Uhr abgebrochcn.
Aus Stadt und Land.
6 eidelberg, 29. Febrnai.
(!) Badischer Berein für Volkskunde. Am vottgen Sams-
tag sand die Gründung des Vereins statt, der seine Wirksam-
keit allmählich über ganz Baden auszudehnen hofft. Es melde-
ten sich 60 Mitglieder; in den Vorstand wuvden gewählt die
Herren Profcsforen Kahle, Lorentzen, Sütterlin. Die endgil-
tige Organisation wurd-e einer Versammlung vorbehalten, die
im Frühjahr nach Baden-Baden einberufen werden soll. Doch
wurde schon jetzt bestimmt, daß der Beitrag möglichst niedrig
festgesetzt werden soll. Beitragserklärungen nimmt jeder der
3 obigen Herren entgegen. Hr. Prof Kahle wurde mit der Ver-
Morgen um ^,8 llhr sammelten sich die geladenen Zeu-
gen, darunter anch der Verteidiger Rechts>anwalt Cor-
marm und Kapitän Nieten, der Vorsitzende d>es Gerichts,
das den Todesspruch gefällt hatte. Puntt 8 Uhr er-
tönte das Armesündsrglöckchen, und Kohler erschien unter
Vorantritt des Geistlichen und Legleitet von zwei Wär-
tern. Der Mörder war leichenblaß, aber gefaßt. Er trat
ungefesselt in strammer HMung an den Tisch Äes Stacits-
anwalts und meldete sich selbst, indem er mit lauter
Stimme „Kohler!" rief. Von diesem Moment bis zur
Festschnall'ung Kohlers auf dem Brett der Guillotiue und
dem Herabsausen des Fallbeiles verging ein Zeitraum
von höchstens 3 Minuten. Der Verurteilte war auch
wie auf Kommando festen Schrittes an die Guillottne he-
rangetreteu. 10 Minuten nach 8 Uhr wurde bereits
die Leiche in eiuem schlichteu, schwarzen Sarg fortge-
fahren.
trctung des Vereins -auf der am 6. April m Leipzig staüfin-
denden Versanrmlung der deuffchen Vereine für Bolkskun.de
betraut.
X Dcr gestrigc Bortrag des Herrn Dr. Kalähne über Ka-
thodcn-, Röntgen-, Becquerel- und verwcmdte Strahlen tm
Kaufm. Berein interessierte die Zuhöverschaft in hohem Gvade.
Einen Bericht bringen wir morgen.
^ Bon der Elektrischen. Am 'Samstag morgen wurde die
neue Strecke Msmarckplatz—Kuno Ftfcherstraße von der Ober-
Direktion >des Wafser- und Dtraßertbaues abqenommen. Diese
Linie wird am 1. März 190-t dem Betrieb übergeben.
X Boektge-Konzert. Das gcstrige Boettge-Konzert in der
Stadthalle war sehr qut besucht und bcreitete den Zuhövern
einige genutzreiche Stunden. Wir kommen auf dasselbe mor-
gen noch zurück.
st- Es war nichts. Gestern machten sich in einer hiesigen
Wirtschaft zwei junge Leute dadurch ver-
dächtiz, daß der eine beim Begleichen der
Zeche aus einem Eouvert nrit Papiergeld ttnen Hundertmark-
schein entnahm. Man dachte an> Frankfurt und- sistterte dic
Beiden. Es stellte sich. jedoch. heraus, daß das Geld dem Erbe
entstammt, das sie vom> Vorniund ausbezählt erhalten hatten.
— Grober Unfug. Jn der Nacht vom Samstaz auf Sonn-
tag schlugen drei Studenten auf der Anlage 7 Gaslaternen und
die elektttsche Uhr entzwei. Die Namen der drei konnten fest-
gestellt werden; die Tater kamen weqen Sachbeschädigunq zur
Anzeige und sehen einer empfindlichen Bestrafung entgegen.
X Geländet. Jm Neckar, nahe bei Wieblinzen, wurde am
Samstag Nachmittag durch Fischer die Leiche des am Freitag
als verinißt angezeigten 14jährigen Mädchens geländet.
— Polizeibericht. Ver-Haftet wurden 6 Personen we-
gen Bettelns, ein Taglöhner wcgen Diebstahls, ein anderer
wcgen Kötperverletzung. Znr Anzeige kamen 12 Personen
wegen Ruhestörung und '3 Personen wegen Sachbeschädi-gung.
Heidelberfter Vereinsangelesienheiten.
X Militärverein Heidelberg. Am Samstag, >den 27. Fe-
bruar, fand im Vereinslokal zum „Faulen >Pelz" die dies-
jährige ordentliche Gener-alversammlung statt. Der 1. Vor-
stand, Herr Rechtsanwalt Dr. Bauer, eröffnete die Versamm-
lung und begrüßte die Erschienenen. Hieraus wurde die Ta-
gesordnung statutengemäß erledigt. Der Antrag anf Bestel-
lung eines 3. Vorstandes wurde angenommen. Jm Laufe >des
Abends teilte der 1. Vorstand mit, daß im Sommer dieses
J-ahres eine Fahrt nach dcm Kysfhäuser - Denkmal
in Aussicht genommen ist, und fordert die Mitglieder zu zahl-
reicher Beteiligung auf.
Handel nnd Verkehr.
X Zwcibriicken, 27. Febr. Jn der heutigen Generalver-
sammlung der Kre >dit - und D e p o s i t e^i L a n k A.-.G. in
Zweibrücken, in der 23 Aktionäre mit 3494 Stiinmen vertreten
waren, wurde der F u s i o n sv e r t r ag mit der Rheini -
schen Creditbank in Mannheim einsttmmig genehmigt.
Börsen-Bericht vom 27. Februar.
(F r ci n k f u r t.)
Deutsche Reichsanl. 89.15
8V//„ Deutsche Neichsanl. 101 65
3°/ö Preuß. Consols 89.80
8'/-°/o Preuß. Consols 101.10
3' 2°/° abgest. Bad-.n 99.9"
4"/„ Russische Staatsanl. 91.20
4"/„ Ungar. Staatsrente 97 30
4°/, äußere Argent. 1897 78.10
5°/o innere Mexikaner 40.75
Rtein. Kreditbank-Aktien 138 —
Oberrhein. Bank-Aktien 92.—
Heidetbg. Zement-Aktien 120.—
Allg. Elektr.-Ges.-Aklien 2077-
Oesterr. Kredit-Akiien 198.60
Oestr. Staatsbahn-Aktien 13bft<
Oesterr. Süvbahn-Aktieii 14.—
Reichsbank-'
(London.)
4°/o Japaner 66.—
Goerz Sbares
Geduld Shares 5°/»
Great Fingall Shares 7'°/,«
Jvanboe Shorcs 8°/>„
Baltimore u. Ohio Sharcs 76 /z
Canada Vacific Sbares 113°/j
(Berlin.)
4V-°/° Cbinesen 84.60
Diskonlo Komm.-Aktien 182.70
Dentsche Bank Aktien 216.—
Berl. Hand.-Ges.-Aktien 150.—
Darmst. Bank-Akticn 138.40
Dresdener Banl-Aktien 1447/2
Nat.-Bank für D.-Aktien llösi^
Schaaffhaus. Bankv.-Akt. 133.70
Bochunier Gnß-Aktien 180.—
Dortmnnder UnionC.-Äkt. 77.20
Gelsenk. Bergw. Aktien 198.40
Harpener Aktien 184.70
Hibernia - Aktien 1887g
Kölner Bcrgwerk - Aktieii 395.
Laura - Aktien
215.-
Privat Diskont
skont 4°/„
Geldsorttn.
20 Franks-Stücke
16.28
Dollars in Golü
4.18
Engl. Sovereigns
20.46
Oesterr. Noten
35.15
Russische Noien
2!5°fi
Amerikanische Noten
4.19
Englische Noten
20.48
Wasserstandsnachrichten.
Heidelberg, 29 Febr. (Neckar.) 2.14 m, gef. 020 m.
Der Krieg in Ostasien.
London, 28. Febr. Die japanische Gesandtschaft
Veröffentticht -eine amtliche Depesche aus Tokio, nach wel°
cher feindliche Reiter vor Pingjang erschienen und von
japanischer Jnfanterie zurückgeschlagen wurderi.
Petersburg, 28. Febr. Der rufsischen Tele-
graphenagentur wird aus Liaujang von heute gemeldet:
Chinesen vo-m Daluflusse berichten, daß ein russischss be-
rittenes Avantgarde-Detachement etwa 200 Werst jen-
seits des Flnsses nach Korea hinein vorgeritten und nttt
einer japanischen Abteilung znsammengestoßen ist. Dis
Japaner wnrden zurückgeworfen und slohen
unter Zurücklassung von Pferdm, >Äie ihnen vo>n Kosaken
abgenommen wurden. General Linnewitsch ließ der be-
rittenen Abteilnng ein Jnfanteriekorps anf dem Fuße
solgen, um sich im Nostden Koreas sestzusetzen. Jn der
Südmantschurei ist alles ruhig. Mehrm>als täglich treffen
Truppentransporte mit der 'Eisenbahn ein. Die chinesischs
Bevölkerung ist ruhig und- verkaust den Russen ohns
Schwierigkeiten Lebensmittel und Pfetde. Me chinestschen
Behörden zeigen sich freundlich.
Petersburg, 28. Febr. Wie amtlich gemeldet
wird-, ist am 28. Februar folgendes Telegranim des Ge-
neralmajors Pflug eingegangen: Die Nacht znm 27. Fe-
bruar ist in Port Arthur ruhig verlaufen. Ein feinidliches
Geschwader hält sich in Äer Nähe von Port Arthur. Es
laufen Nachrichten ein über T r u p p e n b ew e g n n -
gen der Ghinesen westkich des Lianflusses. Gerüchten
zufolge befinden sich gegen 10 000 Mann unter Genercil
Ma auf deni Wöge zwischen Tusidschu und Tschaojanc Die
Schutzwache 'der Schin-Min-Tun-B'ahn ist Verstärkt wor«
den. Auf jeder Station befinden sich 40—50 chinesische
Soldaten. Unsere berittenen Trnppen sind in
Korea eingerückt. Die koreanische Bevölkerung
verh-ielt si-ch gegen uns s r s u n d s ch a f t I i ch.
Jrkutsk, 28. Febr. Gestern Aben/d wurde die
S ch i en e n>I e g n n g auf denr Eise des Baikal-
sees, die voni Ost- und Westufer her in Angriff genoM-'
men war, been'det. Der Verkehr mit von Pferdeü
-gezogenen Waggons beginnt am Dienstag.
Tientsin, 27. Febr. Die Generale Tschien urid
Ma protestieren gegen die Neutralität C h i«
nas. Die Generale Jnanschikei und Tjeljan forderten,
wie chin-esische Blätter meld-m, die Regierung auf, ein
Schutz- und Trutz-Büüdnis mit Japan abzuschließen.
Tokio, 27. Febr. Admiral Kamimura meldet
über den Angriff auf den Hafen u. A.: Man beobachtete
knrz nach Mttag die drei russischen Schiffe „Novrk",
Asky" nnd „Bajan", welche sich in den Hafen zurückg^
zogen und gelangte dadurch zu der Ueberzeugnn-g, daß dch
Versenkung der Brander von keinem nanr*
hasten Erfotge gewesen ist. Hrerauf erösfnete die FloÜ^'
ein heftiges Bombardement auf das Jnnere des Hafens-
Man sah Rauchsänlen auffteigen. Während dieser Ope-'
ration hat unser.Kreuzergeschwader einen Torpedojägec
bei Ritetstisan vernichtet. Unsere Schisfe erlitten keinv
Beschädrgrmgen nnd dre Mannschasten keine Verluste.
Abgang der Meldung befindet sich die Flott-e noch i^
Aktion. Admircil Togo befindet sich noch im Vordew
treffen; näheres wird berichtet w-erden.
Söul (Korea), 27. Febr. Die korecmische Regiernng
hat sich entschlossen, Truppen zu entsenden, die mit deN
Japanern gemeinsam vorgehen sollen. Dek'
Hafen Widju (Grenze Krea-Lrautung) ist für den Hander
geöffnet worden.
Washington, 27. Febr. Die Morgan, der
kürzkich zum Handelsagenten in D aln y ernannt wurde,
gegebenen Weisungen, sich sofort nach diesem OÜ
zu begeben, sind vorlänfig zurückgenommeN
worden. Morgan wird weitere Befehle abwarten, da ge'
genwärtig nicht di-e 'Msicht besteht, Morgan Ler russische^
Regiernng aufWzwingen.
^Si/s/WL/'S//.
/sr,L>^aö/ — S,///g>L/s Ses/rs.
Zum RaubmorÄ in Franksurt.
Frankfurt, 28. Febr. Mehrere Verhaftungest
sind hier vorgenommen worden, aber keine wurde auf'
recht erhalten.
Es wird zu der Sache noch erzählt: Vor einiger Zeik
— es mögen 14 Tage her sein — läuteten abends 8 Uhr
zwei schlecht gekleidete Männer an der Glocke vor de^
Haustür Zeil 69. Es wurde geöffnet nnd beide ginged
ins Haus die Treppe hinauf rn den zweiten Stock. Zu^
fällig brachte in diesem ^Augertblick ein Schusterjungb
Stiefel zu der Famili-e im dritten Stock und verscheuchü
die beiden verdächttgen Jndividuen, die offenb-ar nicht mik
ehrli-chen Absichten gekommen waren. Ans dem Gang so"
der eine dem andern zugeflüstert haben: „Hättest
gleich öraufschlagen sollen!"
Neuerdings ist der Verdacht anfgetaucht, das Ve>"
brechen sei -von internationalenGaunern vei'
übt worden. Dafiir spricht die große Raffiniertheit, dv'
gegen die genaue Kenntnis der ^Gelegenheit. — Auß^
dem fehtenden Barbetrag -sind d-en Mördern anch now
sonsttge Wertgegenstände, die sich im Kassenschrank be'
fanden, wie Uh-ren, Kette und Ringe, in die Händs g^''
sallen.
Lichtenstein war d-er Erbe einer reichen Wittve; nmll
bezifsert die Erbschaft auf zwei Millionen, doch hatte ein^
andere Person zunächst noch d-ie Nutznießung. Mögliches'si
weise haben 'die Mörder geglaubt, Lichtenstein habe
Erbschaft schon erhoben.
Jn knrzer Zeit ist dies der dritte Mord, der in Frank'
fnrt am hellen Tage verübt wnrde; auch die Täter
beiden ersten Fälle sind noch nicht entdeckt.
Seit einigen Tagen soll, so heißt es, ein Klovier '
transporteur vermißt wevden, der in Dienst^
eines hiesigen Unternehmens stand, das sich mit Möbed
und Klaviertransport befaßt. Jener Tvansportenr
am vergan-genen Montag bei Li-chtenstein gewesen sesis
und ihm gesagt haben, er werde im Laufe der Woche uu
einem Ofsenbacher Wirt wegen Ankaus eines Klcrvier
wiederkommen. J-ener'Mann ist seit etlichen Tagen niäl
mehr in seine Wohnung gekommen ; sein Anfenthafisoe»
ist nnhekannt.
Neuefte Nachrichten.
München, 28. Febr. Professor Lenbach hatte eiM'
weniger gute Nacht. Gegen Morgen traten Unterlefim
schmerzen auf. Die Temperatur beträgt 37 Grad.
Bcrlin, 27. Febr. Das „Tagebl." meldet: der BM
kier Fritz Mayer stellte sich freiwillig der B-ehö^'
Er gab -an, Berlin überhaupt nickst verlassen zu '
sondern sich während der Zeit seines Verschwindens um
falschem Namen in zwei kleinen Berliner Hotels uulS ,
halten zu haben. Den Vorwurf der Unters-chlagung
von ihm verwalteten Depots weist er von sich. Er
l-edigtich durch den großen 'Kurs-Sturz in letzter Zeii
seine prekäre Lage gevaten sein. So weit sich bisher m
sehen lasse,, wird jedenfalls zunächst Anklage wegeu
trügerischen Bankerotts erhoben.
Rom, 28. Febr. Die „Tribuna" und andeve ^
lienische Blätter begrüßen den Ab-schluß des j,
'd e l s v e r tr a g e s mit Deutschland mit ^