sundheir Schaden nehineü; länger andauernde Spuren
von Züchtigung dürfen sich nicht zeigen, auf üen Kopf uirü
ins Gesicht dars überhaupt nicht geschlagen werden, auch
das Reißen und Zerren an Haaren uNd Ohren ist veribo-
ten, ebenso darf das Schamgefühl der Kinder dnrch die
Strafe nicht verletzt werden. Als Straftnittel darf nur
eine gebundene Rute oder ein ganz leichtes Stöckchen ver-
wendet werden. Jm „Bad. LaNdsmann" bemerkt ein Lch-
rer dazu: Dieser Erlaß des Oberschulrats ist gewiß gut
gemeint und gibt den Lehrern bcherzigenswerte Winke
für ihr Verhalten bei Änwendung körperlicher Züchti-
gung, andererseits dürfte er aber die Stellung der Lehrer
sehr erschweren, denn die jetzt gezogenen Grenzen des
Züchtigungsrechtes in der Schule sind so peinlich defi-
niert, daß es am besten ist, wenn jeder Lehrer, ehe er den
Stock in die Hand nimmt, jedesmal den oberschrrlrätlichen
Züchtigungserlaß durchliest, damit er ja nicht gegen den-
felben verftößt.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seme Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Professor Dr. Alfred H o che an der Universität Freivurg
und dem cvangvlifchen Pfarrer Emit Himmelheber tn
Wollbach das Ritterkreuz 1. Klasse des Ordens vom Zähringer
Wwen verliehen, solvie dem Bahnderwalter Georg Pippig
in Neckavgemnnd unter Verleihung des Titels „Rechnnngsrat"
die Stefle eines Revisors bei der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen übertragen.
Kärlsruhe, 11. März. Der Großherzog em-
pftng hente Vormittag halb 12 Uhr den Minifter Dr.
Schenkel znr Vortragserstattung und danach den General-
adjutanten von Rdüller nach seiner Rückkehr aus Han-
nover, wo er im Höchsten ^lnftrage den Trauerfeierlich-
keiten für den verftorbenen Generalfeldmarschall Grafen
von Waldersee angewohnt hat. Znm Frühstück erschien
Lie Prinzessin Wikhelm. Jm Laufe des Nachmittags
hörte der Großherzog die Vorträge des >Geheimerats Dr.
Jreiherm von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.
Ausland.
Rußland.
— Nach einer Mitteilung ans hohen Kreisen, meldet
das Reutersche Bureau aus Petersburg, besteht der Grund
zu der Annahme, daß der Botschafter Graf Benckendorff
>dem Kaiservon Rußland einen eigenhändi-
genBrief des KönigsEduard überbracht habe.
König Eduard habe, als er vernommen, daß Graf Ben-
-ckendorff im Begriffe stände, London zu verlassen, nin von
feinem nach Oftafien gehenden Sohne Abschied zu neh-
men, die Gelegenheit genommen, um mit dem Grafen
Benckendorff die die beiden Nationen angehenden Angele-
genheiten zu besprechen und ihn zu ersuchen, dem Kaiser
in herzlichen Worten die Hoffnnng auszusprechen, Laß der
Ton der Presse 'beider Länder weniger scharf
werden möchte, und zu erklären, es wäre der fests Ent-
schlnß E n g l a n d s, im ostasiatischen Kriege strenge
N e u t r alitätzu bewahren. Graf Benckendorff habe
pflichtgemäß dem Kaiser die Unterredung mit König
Cdnard berichtet und werde nach seiner Rückkehp dem Kö-
nig die Antwort des Kaisers übermitteln.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg. 12 März.
/v Aus der evangelischen Gcmeinde. Morgen wird im
Abendgottcsdienst der Providenzkirche Herr P-astor Borrmnd
aus Gand in Belgien einen Vortrag über dic cvangelische Be-
wegung in Bel-gien halten. Die-se Bewegung ist in ein-em be-
merkenswerten Forr,chrittc be-griffen; sie bcdarf aber u-mso
mchr der Unterstützung dcr dcutschen Proteskanten, als es
-hauptsächlich die ArbeiterbevÄkerung ist, in der sie Wurzel gc-
faßt hat. — Die Jahreschronik der evangelischen Gcmeinide
für 1903 ist erschienen. Sie euthält auch die Rcihe der An-
sprachen, die bci der Einweihung der Christuskirck^ gehalten
worden sind. Sie ist bei den Kirchendienern und im Evangel.
Verlag lHauptstr. 35) zu haben. (Preis 20 Psg.)
ASV. Der Akademischc Schutz-Verein, der Lis jetzt haupt-
sächlich unter den akademischen Lehrern unserer Univerfität
zahlreiche Mitzlieder gewonnen hat, wendet sich zur Zeit auch
an den weitercn Kreis akademisch Gebildeter mil der Auffor-
iderung zum BeUritt. Zweck des Vercins ist, im Jntei-esse dcr
Wissenfchaft, ihrer Arbciter und dcs Publikumis auf deu Ver-
lag, Vertrieb und A-bsatz der wissenschaftlichen Literatur ein-
zuwirken, um der Verteucrung der Schriftwerke zu steucrn, dcn
Absatz zu fördcrn und die Autoren gegen wirtschaftliche Ueber-
macht beim Abschluß der Verlagsverträge zu schützen. Ta der
im „Börsenverein" organisierte Buchhandcil ebcn durch seine
Organisation sowöhl den Autoren wie den Bücherkäufern ge-
genübe'r cine fehr bede-utende Macht repräsentiert, erscheint es
naturgemäß, daß auch die Autoren und Bücherkäufer sich zu
einer Organisation zusammenschließen. Den> hiesigen Jn-
tereffenten wird durch den Vereinsdicner demnächst das Statut
des Bereins zugestellt werden; s-ollte jemand dabei übersehen
sein, so beliebe man das Statut direkt einzufordern. Vorsitzen-
der des Heidelberger Zweigvereins ist Herr Wirkl. Geh. Rat
Dr. Czerny, Exzellenz.
Goldcne Hochzeit. Am Montag den 11. d. feiern Herr
Geometer Franz Treiber und feine Gemahlin, Bergstraße
26 wohnhaft, ihre goldene Hochzeit.
Postalisches. Tie Vereinigung mehrer Pakete zu einer
Postpaketadrcsse ist sür die Zeit vom 27. März bis einschl-ießlich
S. April im inncren dcutschcn Verkehre nicht gcstattct. Auch
für den Auslandsverkchr empfiehlt es sich im Jnteresse des
Publikums, während dieser Z-cit zu jedcm Paket -bcsondere Be-
gleikpapiere auszusertigcu.
^ Konzert Alliance. Einen sehr gemütlichen Abcnd kann
man gegenwärtig im Hotel „Adler", in welchem das Damen-
orchester Alliancc konzertiert, verleben. Die Leistungen -des
Ovchesters sind vorzüglich und zeu-gen von einer guten musi-
kalischcn Ausbildung der Konzerticrendcn.
-i- Der angebliche Raubmörder. Bci der Untersuchung gcgcn
Äcn sich selbst des Raubmordes in Frankfurt bezichtigenden
I o h n hat sich bis zur Stunde nichts Belastendcs ergeben.
Jedoch ist gegen denselllen ein Haftbefehl wegen Landstreicherei
erlassen wordcn. Auch soll er auf seinen Geisteszustand hin
beobachtet werden. Wie man der „Frankfurter Z-eitung" mit-
teilt, war John vorgestern total betrunken und konnte sich am
suchung die Beschlagna-Hme rechtfertigen, um Fälschungeu
handeln würde, wie sie in gleichem Ilmfange ein Pfälzi-
fches Gericht noch nicht beschäftigt haben.
andern Morgen an nichts inehr erinnern. — Jm heutizen
Morgen-blatt meldet die „Frankf. Ztg.", daß in Hamburg
ein Mann verhastet wurde, der höchst wahrscheinlich
an dem Morde -beteiligt war. Es ist -dies der aus
Goslar sta-mmende Kutscher Stafforst. Der Mcmn war
einige Zeit hindurch bei einem Pferdehändler in Offenbach
angestellt, wartete auch mehrere Wochen hinöurch die Pferde
einer Frankfurter Herrschaft, die von jenem Händler gekaust
waren. Am 26. Februar, am Tage des Mordes, ist Stafforst
t>on Frankfurt abgereist und über Koblenz und Köln nach
Hamiburg geMngen. Man fahndete nach ihm, weil bekannt
wurde, daß er mit dem verhafteten Möiboltransporteur ver-
kehrte. Ein Hausierer beschrieb einen Mann, deu er öfters mit
dem Groß gcsehen und aus dieser mündlichen Beschreibung
crkanntc man den Stassorst. Nahezu erwiefen ist die Teil-
nehmerschast des Stasforst dadurch-, daß man bei ihm die Uhr-
kette des ermordeten Lichtenstein fand. Sein Alibi konnte er
nicht nachweisen, seine Angaben sind widersprechend, sein ?luf-
treten ist unsicher. Als er bei dem- Verhör in die Enge ge-
trieben wurde, verweigcrte er jede Ausfage. Stafforst -hatte
seit dem 9. Oktober v. I. keine foste Befchästigung, er trieb
sich in der Welt herum und kcnn von Kassel wieder nach Frank-
suvt, wo er dann vermutlich mit dem Groß zufanttnen die Tat
ausgeführt hat. Er wäre also der „Gastwirt aus Offenbach",
der nach der Angabe des Groß ein Klavier kaustn wollte.
— Unfall. Beim Abladen von Eifenbahnschienen am- Ran-
gierbahnhof der Nebenbckhn brachte der Bahnarbeiter Joh.
Morast aus Schriesheim seine rechte Hand zwischcn zwei der-
sebben, wobei er erhebliche Verletzungen davontrug und sich im
akademischen Krankenhaus verbinden laffen mutztc.
st- Tötlicher Sturz. Geftern Vormittag 8 Uhr stürzte der
76 Jahre alte, im Pfründnerhaus 1 untevgebrachte Klatterer
die Kellcrtrcpp« hinunter und war sofort tot.
Vorträge in Karlsruhe. Man berichtet uns aus Karls-
ruhe von gestern, daß die Vorträge, welche unser Mitbürger,
Herr Prof. Grützmacher, während dieses Winter wöchent-
lich in den von I. K. H. der Frau Großherzogin vcranstaltcten
Fortbildungskurfen für Damen hält, fortdauernd eine rege
Beteiligung zu verzeichnen haben. Die dieswöchentliche Vor-
lesung, welche den Ansgang des Mittelalters nnd die sich vor-
bereitende Reformation behandelte, beehrte die Fvan Groß-
herzogin mit ihrer persänlichen Anwesenheit. Dieser wieder-
holte Besuch zeugt von dem sichtilichen Jntereffe, mit welchem
die hohe Frau die geistvollen Ausführungen des Herrn Redners
verfolgt.
Karlsrnhc, 10. März. (Gewerbevereine und
Handwerkervereine.) Die heute abgehattene Ver-
samni'lung des hiesigen Gewer-bevereins beschästigte sich
mit der Frage der Verschmelznng dcr badischen
Handwcrker- und der badischen Gewerbe-
-vereine. Da -der Landesverbandspräsident, Stadtrat Nie-
derbühl, in -letzter Stunde seinen Vortray über diese Frage ab-
sagte, so referierte der Sekretär des Vcreins, Jngenieur
Schmidt, über die Ausschußsitzung in Rastatt, in welcher
diese Frage zur prinzipiellcn Entschcidung stand. Auf den
Estdanken der Vereinigung ist man nach Vorbesprechungcn der
verschiedenen Faktoren deshal-b gckommen, weil die Han-d-
werkervereinigungen von dem Standpunkt des 'Befähigungs-
nachweises zurückgetreten sind. Jn dcr Debattc fand die Ver-
einigung insofern wenig Anklang, als alle Redner die Befürch-
tung aussprachcn, daß damit die Gewerbevercine den Boden
der Gewerbefreiheit verliehen. Der frühere Borsitzende des
Vereins, Herr Schoch, tvies vor allem darauf hin, daß die
historischen Gegensätze in Frage der Zwangsinnungen und auch
in anderen Punkten durch eine Vereinigung der beiden Korpo-
rationen nicht aus der Welt geschaffl würden. Da das Hand-
wcrk in den Handwerkerkammern eine gesetzliche Vertr-etung be-
sitze, so sei eine Vereinigung auch dringend nicht geboten, und
es sei viel beffer, daß jede der beiden Vereinigungen auf ihre
Weise nach besten Kräften Lemüht sei, das Jntereffe des Ge-
wcrbes zu fördern. Die Handwerkskammern würden dann,
ivie auch jetzt schon, zu prüfen haben, um das Beste zu behalten.
Die freie Geistesströnrung, sie möge eine Richtung einschlagen,
welche sic wolle, dürfe nicht unterdrückt und auch nicht einge-
dämmt tvcrdcn. Jn gewiffen aktucllcn Gesetzesfragen könne
ein gemeinsa-mer Ausschuß die Angelegcnheit erörtcrn. Jn der
lveiteren Tebatte kam auch die Personenfrage zur Sprache,
und dabei stieß der Gedanke, den Präsidenten der Handwerkcr-
vereinigung, Franz Schmidt in Schwetzingen, als zweiten Vor-
sitzertden der geplanten Vereinigung zu übernehmen, auf star-
ken Widerspruch. Aber auch Mitglieder der Handtrerkerver-
eine, die in der Debatte das Wort ergrtfsen, sprachen aus glei-
chen gewerbcpolitischen Gründen gegen eine Vereinigung in
der Art, daß die eigene Meinung unterdrückt werde. Schließ-
lich wurde einstimmig ein Antrag angenmmen, vor der Lan-
desversammlung in Osfenburg Herrn Niederbühl zu ersuchen,
im Karlsrüher Vcrein einen Vortrag über diesc wichtige Frage
zu halten, dam.it man klar in die Angelegenheit schen könnc.
Heidelberger BereiriS'mqeleqenlieiten.
Tee Odenwatdtlub hielt gestern in Anlvesenhcit von
ctwa 50 Mitglieder-i im „Wcißen Bock" seine Generalver-
sammtung ab. Dem vom Vorsitzenden, Prof. L-orentzen,
vorgetragenen Rechenschaftsbericht war zu entnehmen, daß der
Klub im lctzten Jahre 186 neue Mitglieder 'gewonnen hat,
die Gesamtzahl stellt sich damit auf über 500, ein erfreuliches
Resultat, das lebhaft begrüßt wurde. Jn der Wcrbuug neuer
Mitglieder soll emsig fortgefahren iverden. Tie vorjährigen
Ausflüge hatten eine starke Beteiligung zu verzeichnen; hof-
fentlich nimmt dieselbe noch immer mchr zu. Von den Arbciten
des Bereins ist zu erwähnen, die Erneuerung der blaucn Kreis-
linie öer Wegniarkierung. Mehrere Wünsche des Klubs sind
dankenswerter Weise von der Forstverwaltung erfüllt worden.
Die Sam'nrlung sür den Turm auf dem WeißcN' Stein ist im
lctzten Jahre vou 3400 Mk. auf 4921 Mk. gestiegen. Jnsbe-
sondere dank der Gaben des Gemeinnützigen Vereins mit 600
Mark, des Vereins Alt-Heidelbcrg mit 50 Mk., des Vereins
Neuenheim mit 50 Mk., der Sektion Diannheim mit 350 Mk.
und der Sektion Weinheim mit 50 Mk. Außerdem wurden dem
Fond durch Beschtuß der gestrigen Versammlung 300 Mk. aus
den Ueberschüssen der hiesigen Sektion überwicsen. Man hat
nunmehr zwei Drittet der erforderlichcn Bausum'me bcisam-
men. Wcnn mit der Dammlung eifrig fortgefahren wird,
dann kann man bald an die Errichtung eines neuen Turmes
herantreten. Die Ruinen des bisherigcn Turms mußten, wcil
sie gefährlich waren, auf Anordnnng des Bezirksanits vollstän-
dig beseitigt werden. Für das Forstpcrsonal hat dcr Klub Bc-
lohnungen ausgefetzt für die Ermittlung solcher Unholde, welche
die Einrichlungen dcs Vercins beschädigen. Dcr 7 Uhr-Zug
ins Neckartal, der so günstig für Ausflüge in den Odenwaild
ist, soll leider im nächsten Sommer fortfallen; der Klub will
sich bemühen, dies zu verhindern, und hat eine enft'prechcnde
Eingabe an die Bahnverwaltung gemacht. Was den Ges-amt-
tlub LU'bctrifft, so zählt derselbe 61 Sektionen mit 5264 Mit-
gliedern. Es steht ihm eine große Aufgabe bevor, iudem der
Turm auf der Neunkircher Hohe eingestürzt ist und neu auf-
gebaut tverden muß. Mit Vefriedigung hat der Klub davon
Kenutnis genommen, daß in Heffen ein Gesetz zum Schutz der
Kunstdenkmäler und der Naturdenkmäber eingeführt ist. Es
wäre zu tvünfchen, daß Baden in dcr gleichen Weise vorglnge.
Der Vorsitzende empfiehlt dann nocb dcn kürzlich hier ncu-
gegründeten Verein sür badische VÄkskun>de, deffen Tätizkeit
sich mit der des Klubs nähe berührt. Sodann teilt er mit,
daß von dem Klubmitglied Lehrer Krapp 270 Volkslieder dcs
nördlichew Odenwalds gesammelt und -em Vercin dargcbracht
worden sind. . Die Lieder sollen gedruckt werden. Zu dca
Druckkosten hat anch unser Klub 50 Mk. bewilligt. Die nächst^
Generalverfammlung des GesamtklubH wird in Lindenfels statf^
finden n«d hoffentlich stark besucht sein. Hierauf erstattete
Herr Groos an Stelle des erkraukten urrd gänzlich aus den>
Verein ausgeschiedenen bisherigen Rechners, Herrn Dünket'
den Kaffenbericht. Daraus ging hervor, daß die Einnähnren
1391 Mk., die Ausgaben 1030 Mk. üetvugen, sodaß sich ei»
Ueberschuß von 361 Dlk. ergibt, von dem, tvie gesagt, 300 M'-
-dem Fond für den Weihen Stein-Turm überwiesen wuvden-
Die Rechnungen lvurden im Laufe des Aberrds von den Herren
Maquet uud Laudsried geprüst und für richtig befurrden, sodao
dem- Rechner Entlastung erteilt werden konnte. Es folgl<
hierauf die Vorstandswahl. Zum 1. Vorstmrd ivurde Prof-
Lorentzen, zum 2. Nechtsairwalt Schoch wiedergewählt, mtd an
Stelle des Herrn Dünkel Herr Dr. Grunert zum Kaffenwart
bestimnrt. Die bisherigen Ausschutznrütgliedcr, nämlich
Herren: Christ, Frey, Groos, Landfried, Maquet, Mittermaicr'
Rummel und Schneider wurden wiLdergewählt. An Stelle dee
Herrn Brenner, der cine Wiederwahl nicht.mehr anrmhm, trar
Herr Apotheker Griebel. Außerdem Ivnrde der Ausschuh ^n
Anbetracht der ebhöhten Zahl der Ktubmitglieder durch tnc
Herren Prof. Gerber, Apotheker Mayer, Gg. Schmitt, Privat-
mann Haller und Kaufmann Reinh. Werner verftärkt. Zurn
Schluß wurde der hier im September bevorsteheude Touriste»^
tag besprochen. Die Touristenvereine, wie Vogefenklub, Oben^
waldklub usw. bilden einen Verband, deffen Geschästsfrchrun^
zur Zeit sich in Strahburg besindet. Der Verband hält alle
Jahve einen Touristentag ab. Der letztjährige fand in Ilhr^
weiler statt und war bei der wenig gün-stigen Aage dieses Ortes
nur schwach besucht. Für dieses Jahr wurde dem Odenwald'
klub dic Abhaltung des Touristentages übertragen und diefer
hat Heidelberg als 'Ort besftmmt, un-d die hiesige Sekfton er-
sucht, das Fest vorzubereiten. Man tvar in der gestrigen Ver-°
sammtung gern damit einverftanden, daß der Klub diese Arrft
gabe übernimmt. Tas Fest wird in den Tagen voin —1'-"
September stattfinden. Vorgesehen ist bis jetzt am -Samstag^
den 10. September um 4 Uhr die Hauptversammlung in der
Stadthalle; abends Kommers. Somitag vormittag Besichftgrtt>Ä
des Schlosses, u-m 12 Uhr Weinfrühschoppen mit Musik arn
Großen F-aß, un, 2 Uhr Mittagessen, dann Spazicrgang zur
Sftstsmühle und Rückfahrt mit Kahnen zur Schtoßbeleuchtung'
die die Stadt veranstaltet. Das Feuerwerk übermmmt der
Klub. Der Montag ist für Ausflüge besftmmt. Kosten tverdev
dem hiesigen Klub voraussichtlich nicht erwachsen, oder doch
nur in gauz geringem Umfang. Jn eincr späteren General-
versammlung tverden nähere Mitteilungen uber die Vorberefj
tungen des Festes geinacht Iverden. Zum Schluffe der gestrigeU
Generalversammlung wurden einige Anvegungen aus der Ver-
sammlung betreffs Herrichtung von Brunnen, gewünfchteu
Wegverbesserungen und Wegherstellungen und dergleichen ge^
macht. Es ist erfreulich, daß die genieinnützigen Bestrebungeir
des Vereins in inrmer weiteren Kreisen unferer BüvgerschaU
Verständnis finden, nnd man darf wohl hoffen, daß die>es
Verständnis sich auch praktisch durch den Hinzutritt immer
terer Mitglieder betäftgeu wird.
Theater- und Kunstnachrichten.
ft- Heidelberg, 12. März. (S t a d t t h e a t c r.) Näch^
sten Monterz findet die letzte Nufführung dcr Komödie „D-er
Biberpelz" von Gerhart Hauptmann statt. Dic Hanptrollev
des -bedeutenden nnd interessanten Bühnenwerkes, deffen letzst
Aufführung wohl sichcrlich großeni Jntereffe begegnen dürste''
toerden gespielt von dcn Damen Bonne, v. Bukovics, Hartmanr>-
Huch und den Herren Si-gl, Steffcns, Haaß, Steinmanw
Schütt, Schneider, Albers und Brenner. — Zum Benefft»
für Frl. Marie Koppenhöfer gelangt Dienstag, den lv-
d. M. neu einstudiert die komische Oper „Tas Glöckchcn dee
Eremiten" znr Auffichrung und sinv auher der Benestzianft'''
welche die überaus dankbare Parfte der Rose Friquet singen
wird, noch hervorragend beschästigt: Frl. Scdmak und Ä
Herren v. Keller, Lange, Mark und Stauffert. :
ft- Wedckind-Konzert. Die Lerühmte Mmmersä.ngern
Erika Wedekind erhielt von einem amerikanischen
sario einen Antrag für 1905. Die Künstlerin würde für
Konzerte eine Pauschalsumme von 25 000 Dollar, also 100 01
Mark erhalken. Ob Frau Wedekind dicsen Antrag akzeptierr-
Haudel und Verkehr.
Mannliftm, 11. März. Oberrbeinische Bank —5,/
S3.00 G. Rhein. Kreditbank —B- 138.- G. Rbein. Hyl-otbckew
Bank 188.—B., —.-G. Branerei Kleinlein, Heidelberg —
—.— G-, Schroedl'sche Branerei Heidelberq —.— B. —- -
Portland-Zemenlwerk Heidekkerg —.— B.. 118.— G.
Wicsloch, 11. März. Ter heutige Schweinemarkt ivar >»
98 Stück Milchfchweinen befahren. Prcis fiir Milchschwe>»
15 bis 24 Mark per Paar.
Börsen-Bericht vom 11. Mlirz.
(Frankfur t.)
3"/„ Dentsche Reichsanl. 89.55
Denlsche Reichsanl. 101.65
3°/, Prenß. Consols 89 70
3'///, Prenß. Consols 101.4«
Z'///, abgest. Baden 100.10
4"/, Rnssische Staatsanl. 91V,
47, Ungnr. Staatsreute 97 80
4°/, äußere Argent. 1897 77.90
5"/« innere Mcxikaner 40 35
Rhein. Kreditbank-Aktien 138.40
Oberrhein. Bank-Aktien 93.20
Heidelbg. Zement-Aklien 117.60
Allg. Elektr.-Ges.-Akiien 207.30
Oesterr. Kredit Akiien 200.—
Oestr. Staatsbahn-Aktien 186.—
Ocsterr. Südbabii-Aklicn 18.80
(Berlin.)
4>/-"/o Cbinesen
8S-7<1
DiSkonto Komm -Aktien 182-7/
Dentsche Bank Aktien
B-rl. Hand.-Ges.-Aktien 15»
Darmst Bank-Aktien 183-st
DreSdener Bant-Aktien lll-F
Nat.-Bmik für D.-Aktien
Schaaffhaus. Bankv.-Äkl. 182-st
Bochnmer Guß-Akften I8V-7,
DortmnnderUnionC.-Akt. (H .
Gelsenk. Bergw. Aklien 20/-„„
Harpenec Aktien 187-f^
Hibernia-Altien 18'-
Kötner Bergwerk - Aktien 40tst»
(L 0 nd 0 n.)
4°/° Japaner
bSV-
Goerz irbares
2'/.«
Gedulo Shares
Great Fingall Shares
8'/,
Jvanhoc Sbares
8°/„
Baltimore u. Ohio shares
'/6V1,
Canada Vacific Sbares
1137.
Lanra - Aktien
Privat Diskout
Reichsbank-Diskont 4"/,
Getdsorten.
20 Franks-Slücke
Dollais in Gotv
Engl. Sovereigns
Oesterr. Noten
Nnssiiche Notcn
Amentänische Noten
Engltsche Stoten
219-60
3 t»
Wasscrftauüönachrichtcn.
N e ck a r.
Heidelberg 11.. 1.95 gcst. 0.06 m
Heilbrom» 1 ., 1.31, gef 0.04 m
Manritietm I l„ 3.40. gest 0.00 m
.0.03-
be > n
Lauterbnrz 1l.. 3.46, gest. ^
Maxan, 11, 3.62, gei't. 0-^
M .iinhrim 11 3.17. gest. O ^
Der Krieg in Ostasien.
London, 11. März. Dem
,Daily Chron»
wird aus Tokio gemeldet: Der Transport dreier Dw>i ,
nen japanischer Truppen nach dem N 0 rden ^
reas ist jetzt v 0 llendet nnd das Vorrücken deglN -
Das zweite Armeekorps ist schon mobil gemacht.
Ktnchan will dassekbe Blatt erfahren haben, daß
von Züchtigung dürfen sich nicht zeigen, auf üen Kopf uirü
ins Gesicht dars überhaupt nicht geschlagen werden, auch
das Reißen und Zerren an Haaren uNd Ohren ist veribo-
ten, ebenso darf das Schamgefühl der Kinder dnrch die
Strafe nicht verletzt werden. Als Straftnittel darf nur
eine gebundene Rute oder ein ganz leichtes Stöckchen ver-
wendet werden. Jm „Bad. LaNdsmann" bemerkt ein Lch-
rer dazu: Dieser Erlaß des Oberschulrats ist gewiß gut
gemeint und gibt den Lehrern bcherzigenswerte Winke
für ihr Verhalten bei Änwendung körperlicher Züchti-
gung, andererseits dürfte er aber die Stellung der Lehrer
sehr erschweren, denn die jetzt gezogenen Grenzen des
Züchtigungsrechtes in der Schule sind so peinlich defi-
niert, daß es am besten ist, wenn jeder Lehrer, ehe er den
Stock in die Hand nimmt, jedesmal den oberschrrlrätlichen
Züchtigungserlaß durchliest, damit er ja nicht gegen den-
felben verftößt.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seme Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Professor Dr. Alfred H o che an der Universität Freivurg
und dem cvangvlifchen Pfarrer Emit Himmelheber tn
Wollbach das Ritterkreuz 1. Klasse des Ordens vom Zähringer
Wwen verliehen, solvie dem Bahnderwalter Georg Pippig
in Neckavgemnnd unter Verleihung des Titels „Rechnnngsrat"
die Stefle eines Revisors bei der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen übertragen.
Kärlsruhe, 11. März. Der Großherzog em-
pftng hente Vormittag halb 12 Uhr den Minifter Dr.
Schenkel znr Vortragserstattung und danach den General-
adjutanten von Rdüller nach seiner Rückkehr aus Han-
nover, wo er im Höchsten ^lnftrage den Trauerfeierlich-
keiten für den verftorbenen Generalfeldmarschall Grafen
von Waldersee angewohnt hat. Znm Frühstück erschien
Lie Prinzessin Wikhelm. Jm Laufe des Nachmittags
hörte der Großherzog die Vorträge des >Geheimerats Dr.
Jreiherm von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.
Ausland.
Rußland.
— Nach einer Mitteilung ans hohen Kreisen, meldet
das Reutersche Bureau aus Petersburg, besteht der Grund
zu der Annahme, daß der Botschafter Graf Benckendorff
>dem Kaiservon Rußland einen eigenhändi-
genBrief des KönigsEduard überbracht habe.
König Eduard habe, als er vernommen, daß Graf Ben-
-ckendorff im Begriffe stände, London zu verlassen, nin von
feinem nach Oftafien gehenden Sohne Abschied zu neh-
men, die Gelegenheit genommen, um mit dem Grafen
Benckendorff die die beiden Nationen angehenden Angele-
genheiten zu besprechen und ihn zu ersuchen, dem Kaiser
in herzlichen Worten die Hoffnnng auszusprechen, Laß der
Ton der Presse 'beider Länder weniger scharf
werden möchte, und zu erklären, es wäre der fests Ent-
schlnß E n g l a n d s, im ostasiatischen Kriege strenge
N e u t r alitätzu bewahren. Graf Benckendorff habe
pflichtgemäß dem Kaiser die Unterredung mit König
Cdnard berichtet und werde nach seiner Rückkehp dem Kö-
nig die Antwort des Kaisers übermitteln.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg. 12 März.
/v Aus der evangelischen Gcmeinde. Morgen wird im
Abendgottcsdienst der Providenzkirche Herr P-astor Borrmnd
aus Gand in Belgien einen Vortrag über dic cvangelische Be-
wegung in Bel-gien halten. Die-se Bewegung ist in ein-em be-
merkenswerten Forr,chrittc be-griffen; sie bcdarf aber u-mso
mchr der Unterstützung dcr dcutschen Proteskanten, als es
-hauptsächlich die ArbeiterbevÄkerung ist, in der sie Wurzel gc-
faßt hat. — Die Jahreschronik der evangelischen Gcmeinide
für 1903 ist erschienen. Sie euthält auch die Rcihe der An-
sprachen, die bci der Einweihung der Christuskirck^ gehalten
worden sind. Sie ist bei den Kirchendienern und im Evangel.
Verlag lHauptstr. 35) zu haben. (Preis 20 Psg.)
ASV. Der Akademischc Schutz-Verein, der Lis jetzt haupt-
sächlich unter den akademischen Lehrern unserer Univerfität
zahlreiche Mitzlieder gewonnen hat, wendet sich zur Zeit auch
an den weitercn Kreis akademisch Gebildeter mil der Auffor-
iderung zum BeUritt. Zweck des Vercins ist, im Jntei-esse dcr
Wissenfchaft, ihrer Arbciter und dcs Publikumis auf deu Ver-
lag, Vertrieb und A-bsatz der wissenschaftlichen Literatur ein-
zuwirken, um der Verteucrung der Schriftwerke zu steucrn, dcn
Absatz zu fördcrn und die Autoren gegen wirtschaftliche Ueber-
macht beim Abschluß der Verlagsverträge zu schützen. Ta der
im „Börsenverein" organisierte Buchhandcil ebcn durch seine
Organisation sowöhl den Autoren wie den Bücherkäufern ge-
genübe'r cine fehr bede-utende Macht repräsentiert, erscheint es
naturgemäß, daß auch die Autoren und Bücherkäufer sich zu
einer Organisation zusammenschließen. Den> hiesigen Jn-
tereffenten wird durch den Vereinsdicner demnächst das Statut
des Bereins zugestellt werden; s-ollte jemand dabei übersehen
sein, so beliebe man das Statut direkt einzufordern. Vorsitzen-
der des Heidelberger Zweigvereins ist Herr Wirkl. Geh. Rat
Dr. Czerny, Exzellenz.
Goldcne Hochzeit. Am Montag den 11. d. feiern Herr
Geometer Franz Treiber und feine Gemahlin, Bergstraße
26 wohnhaft, ihre goldene Hochzeit.
Postalisches. Tie Vereinigung mehrer Pakete zu einer
Postpaketadrcsse ist sür die Zeit vom 27. März bis einschl-ießlich
S. April im inncren dcutschcn Verkehre nicht gcstattct. Auch
für den Auslandsverkchr empfiehlt es sich im Jnteresse des
Publikums, während dieser Z-cit zu jedcm Paket -bcsondere Be-
gleikpapiere auszusertigcu.
^ Konzert Alliance. Einen sehr gemütlichen Abcnd kann
man gegenwärtig im Hotel „Adler", in welchem das Damen-
orchester Alliancc konzertiert, verleben. Die Leistungen -des
Ovchesters sind vorzüglich und zeu-gen von einer guten musi-
kalischcn Ausbildung der Konzerticrendcn.
-i- Der angebliche Raubmörder. Bci der Untersuchung gcgcn
Äcn sich selbst des Raubmordes in Frankfurt bezichtigenden
I o h n hat sich bis zur Stunde nichts Belastendcs ergeben.
Jedoch ist gegen denselllen ein Haftbefehl wegen Landstreicherei
erlassen wordcn. Auch soll er auf seinen Geisteszustand hin
beobachtet werden. Wie man der „Frankfurter Z-eitung" mit-
teilt, war John vorgestern total betrunken und konnte sich am
suchung die Beschlagna-Hme rechtfertigen, um Fälschungeu
handeln würde, wie sie in gleichem Ilmfange ein Pfälzi-
fches Gericht noch nicht beschäftigt haben.
andern Morgen an nichts inehr erinnern. — Jm heutizen
Morgen-blatt meldet die „Frankf. Ztg.", daß in Hamburg
ein Mann verhastet wurde, der höchst wahrscheinlich
an dem Morde -beteiligt war. Es ist -dies der aus
Goslar sta-mmende Kutscher Stafforst. Der Mcmn war
einige Zeit hindurch bei einem Pferdehändler in Offenbach
angestellt, wartete auch mehrere Wochen hinöurch die Pferde
einer Frankfurter Herrschaft, die von jenem Händler gekaust
waren. Am 26. Februar, am Tage des Mordes, ist Stafforst
t>on Frankfurt abgereist und über Koblenz und Köln nach
Hamiburg geMngen. Man fahndete nach ihm, weil bekannt
wurde, daß er mit dem verhafteten Möiboltransporteur ver-
kehrte. Ein Hausierer beschrieb einen Mann, deu er öfters mit
dem Groß gcsehen und aus dieser mündlichen Beschreibung
crkanntc man den Stassorst. Nahezu erwiefen ist die Teil-
nehmerschast des Stasforst dadurch-, daß man bei ihm die Uhr-
kette des ermordeten Lichtenstein fand. Sein Alibi konnte er
nicht nachweisen, seine Angaben sind widersprechend, sein ?luf-
treten ist unsicher. Als er bei dem- Verhör in die Enge ge-
trieben wurde, verweigcrte er jede Ausfage. Stafforst -hatte
seit dem 9. Oktober v. I. keine foste Befchästigung, er trieb
sich in der Welt herum und kcnn von Kassel wieder nach Frank-
suvt, wo er dann vermutlich mit dem Groß zufanttnen die Tat
ausgeführt hat. Er wäre also der „Gastwirt aus Offenbach",
der nach der Angabe des Groß ein Klavier kaustn wollte.
— Unfall. Beim Abladen von Eifenbahnschienen am- Ran-
gierbahnhof der Nebenbckhn brachte der Bahnarbeiter Joh.
Morast aus Schriesheim seine rechte Hand zwischcn zwei der-
sebben, wobei er erhebliche Verletzungen davontrug und sich im
akademischen Krankenhaus verbinden laffen mutztc.
st- Tötlicher Sturz. Geftern Vormittag 8 Uhr stürzte der
76 Jahre alte, im Pfründnerhaus 1 untevgebrachte Klatterer
die Kellcrtrcpp« hinunter und war sofort tot.
Vorträge in Karlsruhe. Man berichtet uns aus Karls-
ruhe von gestern, daß die Vorträge, welche unser Mitbürger,
Herr Prof. Grützmacher, während dieses Winter wöchent-
lich in den von I. K. H. der Frau Großherzogin vcranstaltcten
Fortbildungskurfen für Damen hält, fortdauernd eine rege
Beteiligung zu verzeichnen haben. Die dieswöchentliche Vor-
lesung, welche den Ansgang des Mittelalters nnd die sich vor-
bereitende Reformation behandelte, beehrte die Fvan Groß-
herzogin mit ihrer persänlichen Anwesenheit. Dieser wieder-
holte Besuch zeugt von dem sichtilichen Jntereffe, mit welchem
die hohe Frau die geistvollen Ausführungen des Herrn Redners
verfolgt.
Karlsrnhc, 10. März. (Gewerbevereine und
Handwerkervereine.) Die heute abgehattene Ver-
samni'lung des hiesigen Gewer-bevereins beschästigte sich
mit der Frage der Verschmelznng dcr badischen
Handwcrker- und der badischen Gewerbe-
-vereine. Da -der Landesverbandspräsident, Stadtrat Nie-
derbühl, in -letzter Stunde seinen Vortray über diese Frage ab-
sagte, so referierte der Sekretär des Vcreins, Jngenieur
Schmidt, über die Ausschußsitzung in Rastatt, in welcher
diese Frage zur prinzipiellcn Entschcidung stand. Auf den
Estdanken der Vereinigung ist man nach Vorbesprechungcn der
verschiedenen Faktoren deshal-b gckommen, weil die Han-d-
werkervereinigungen von dem Standpunkt des 'Befähigungs-
nachweises zurückgetreten sind. Jn dcr Debattc fand die Ver-
einigung insofern wenig Anklang, als alle Redner die Befürch-
tung aussprachcn, daß damit die Gewerbevercine den Boden
der Gewerbefreiheit verliehen. Der frühere Borsitzende des
Vereins, Herr Schoch, tvies vor allem darauf hin, daß die
historischen Gegensätze in Frage der Zwangsinnungen und auch
in anderen Punkten durch eine Vereinigung der beiden Korpo-
rationen nicht aus der Welt geschaffl würden. Da das Hand-
wcrk in den Handwerkerkammern eine gesetzliche Vertr-etung be-
sitze, so sei eine Vereinigung auch dringend nicht geboten, und
es sei viel beffer, daß jede der beiden Vereinigungen auf ihre
Weise nach besten Kräften Lemüht sei, das Jntereffe des Ge-
wcrbes zu fördern. Die Handwerkskammern würden dann,
ivie auch jetzt schon, zu prüfen haben, um das Beste zu behalten.
Die freie Geistesströnrung, sie möge eine Richtung einschlagen,
welche sic wolle, dürfe nicht unterdrückt und auch nicht einge-
dämmt tvcrdcn. Jn gewiffen aktucllcn Gesetzesfragen könne
ein gemeinsa-mer Ausschuß die Angelegcnheit erörtcrn. Jn der
lveiteren Tebatte kam auch die Personenfrage zur Sprache,
und dabei stieß der Gedanke, den Präsidenten der Handwerkcr-
vereinigung, Franz Schmidt in Schwetzingen, als zweiten Vor-
sitzertden der geplanten Vereinigung zu übernehmen, auf star-
ken Widerspruch. Aber auch Mitglieder der Handtrerkerver-
eine, die in der Debatte das Wort ergrtfsen, sprachen aus glei-
chen gewerbcpolitischen Gründen gegen eine Vereinigung in
der Art, daß die eigene Meinung unterdrückt werde. Schließ-
lich wurde einstimmig ein Antrag angenmmen, vor der Lan-
desversammlung in Osfenburg Herrn Niederbühl zu ersuchen,
im Karlsrüher Vcrein einen Vortrag über diesc wichtige Frage
zu halten, dam.it man klar in die Angelegenheit schen könnc.
Heidelberger BereiriS'mqeleqenlieiten.
Tee Odenwatdtlub hielt gestern in Anlvesenhcit von
ctwa 50 Mitglieder-i im „Wcißen Bock" seine Generalver-
sammtung ab. Dem vom Vorsitzenden, Prof. L-orentzen,
vorgetragenen Rechenschaftsbericht war zu entnehmen, daß der
Klub im lctzten Jahre 186 neue Mitglieder 'gewonnen hat,
die Gesamtzahl stellt sich damit auf über 500, ein erfreuliches
Resultat, das lebhaft begrüßt wurde. Jn der Wcrbuug neuer
Mitglieder soll emsig fortgefahren iverden. Tie vorjährigen
Ausflüge hatten eine starke Beteiligung zu verzeichnen; hof-
fentlich nimmt dieselbe noch immer mchr zu. Von den Arbciten
des Bereins ist zu erwähnen, die Erneuerung der blaucn Kreis-
linie öer Wegniarkierung. Mehrere Wünsche des Klubs sind
dankenswerter Weise von der Forstverwaltung erfüllt worden.
Die Sam'nrlung sür den Turm auf dem WeißcN' Stein ist im
lctzten Jahre vou 3400 Mk. auf 4921 Mk. gestiegen. Jnsbe-
sondere dank der Gaben des Gemeinnützigen Vereins mit 600
Mark, des Vereins Alt-Heidelbcrg mit 50 Mk., des Vereins
Neuenheim mit 50 Mk., der Sektion Diannheim mit 350 Mk.
und der Sektion Weinheim mit 50 Mk. Außerdem wurden dem
Fond durch Beschtuß der gestrigen Versammlung 300 Mk. aus
den Ueberschüssen der hiesigen Sektion überwicsen. Man hat
nunmehr zwei Drittet der erforderlichcn Bausum'me bcisam-
men. Wcnn mit der Dammlung eifrig fortgefahren wird,
dann kann man bald an die Errichtung eines neuen Turmes
herantreten. Die Ruinen des bisherigcn Turms mußten, wcil
sie gefährlich waren, auf Anordnnng des Bezirksanits vollstän-
dig beseitigt werden. Für das Forstpcrsonal hat dcr Klub Bc-
lohnungen ausgefetzt für die Ermittlung solcher Unholde, welche
die Einrichlungen dcs Vercins beschädigen. Dcr 7 Uhr-Zug
ins Neckartal, der so günstig für Ausflüge in den Odenwaild
ist, soll leider im nächsten Sommer fortfallen; der Klub will
sich bemühen, dies zu verhindern, und hat eine enft'prechcnde
Eingabe an die Bahnverwaltung gemacht. Was den Ges-amt-
tlub LU'bctrifft, so zählt derselbe 61 Sektionen mit 5264 Mit-
gliedern. Es steht ihm eine große Aufgabe bevor, iudem der
Turm auf der Neunkircher Hohe eingestürzt ist und neu auf-
gebaut tverden muß. Mit Vefriedigung hat der Klub davon
Kenutnis genommen, daß in Heffen ein Gesetz zum Schutz der
Kunstdenkmäler und der Naturdenkmäber eingeführt ist. Es
wäre zu tvünfchen, daß Baden in dcr gleichen Weise vorglnge.
Der Vorsitzende empfiehlt dann nocb dcn kürzlich hier ncu-
gegründeten Verein sür badische VÄkskun>de, deffen Tätizkeit
sich mit der des Klubs nähe berührt. Sodann teilt er mit,
daß von dem Klubmitglied Lehrer Krapp 270 Volkslieder dcs
nördlichew Odenwalds gesammelt und -em Vercin dargcbracht
worden sind. . Die Lieder sollen gedruckt werden. Zu dca
Druckkosten hat anch unser Klub 50 Mk. bewilligt. Die nächst^
Generalverfammlung des GesamtklubH wird in Lindenfels statf^
finden n«d hoffentlich stark besucht sein. Hierauf erstattete
Herr Groos an Stelle des erkraukten urrd gänzlich aus den>
Verein ausgeschiedenen bisherigen Rechners, Herrn Dünket'
den Kaffenbericht. Daraus ging hervor, daß die Einnähnren
1391 Mk., die Ausgaben 1030 Mk. üetvugen, sodaß sich ei»
Ueberschuß von 361 Dlk. ergibt, von dem, tvie gesagt, 300 M'-
-dem Fond für den Weihen Stein-Turm überwiesen wuvden-
Die Rechnungen lvurden im Laufe des Aberrds von den Herren
Maquet uud Laudsried geprüst und für richtig befurrden, sodao
dem- Rechner Entlastung erteilt werden konnte. Es folgl<
hierauf die Vorstandswahl. Zum 1. Vorstmrd ivurde Prof-
Lorentzen, zum 2. Nechtsairwalt Schoch wiedergewählt, mtd an
Stelle des Herrn Dünkel Herr Dr. Grunert zum Kaffenwart
bestimnrt. Die bisherigen Ausschutznrütgliedcr, nämlich
Herren: Christ, Frey, Groos, Landfried, Maquet, Mittermaicr'
Rummel und Schneider wurden wiLdergewählt. An Stelle dee
Herrn Brenner, der cine Wiederwahl nicht.mehr anrmhm, trar
Herr Apotheker Griebel. Außerdem Ivnrde der Ausschuh ^n
Anbetracht der ebhöhten Zahl der Ktubmitglieder durch tnc
Herren Prof. Gerber, Apotheker Mayer, Gg. Schmitt, Privat-
mann Haller und Kaufmann Reinh. Werner verftärkt. Zurn
Schluß wurde der hier im September bevorsteheude Touriste»^
tag besprochen. Die Touristenvereine, wie Vogefenklub, Oben^
waldklub usw. bilden einen Verband, deffen Geschästsfrchrun^
zur Zeit sich in Strahburg besindet. Der Verband hält alle
Jahve einen Touristentag ab. Der letztjährige fand in Ilhr^
weiler statt und war bei der wenig gün-stigen Aage dieses Ortes
nur schwach besucht. Für dieses Jahr wurde dem Odenwald'
klub dic Abhaltung des Touristentages übertragen und diefer
hat Heidelberg als 'Ort besftmmt, un-d die hiesige Sekfton er-
sucht, das Fest vorzubereiten. Man tvar in der gestrigen Ver-°
sammtung gern damit einverftanden, daß der Klub diese Arrft
gabe übernimmt. Tas Fest wird in den Tagen voin —1'-"
September stattfinden. Vorgesehen ist bis jetzt am -Samstag^
den 10. September um 4 Uhr die Hauptversammlung in der
Stadthalle; abends Kommers. Somitag vormittag Besichftgrtt>Ä
des Schlosses, u-m 12 Uhr Weinfrühschoppen mit Musik arn
Großen F-aß, un, 2 Uhr Mittagessen, dann Spazicrgang zur
Sftstsmühle und Rückfahrt mit Kahnen zur Schtoßbeleuchtung'
die die Stadt veranstaltet. Das Feuerwerk übermmmt der
Klub. Der Montag ist für Ausflüge besftmmt. Kosten tverdev
dem hiesigen Klub voraussichtlich nicht erwachsen, oder doch
nur in gauz geringem Umfang. Jn eincr späteren General-
versammlung tverden nähere Mitteilungen uber die Vorberefj
tungen des Festes geinacht Iverden. Zum Schluffe der gestrigeU
Generalversammlung wurden einige Anvegungen aus der Ver-
sammlung betreffs Herrichtung von Brunnen, gewünfchteu
Wegverbesserungen und Wegherstellungen und dergleichen ge^
macht. Es ist erfreulich, daß die genieinnützigen Bestrebungeir
des Vereins in inrmer weiteren Kreisen unferer BüvgerschaU
Verständnis finden, nnd man darf wohl hoffen, daß die>es
Verständnis sich auch praktisch durch den Hinzutritt immer
terer Mitglieder betäftgeu wird.
Theater- und Kunstnachrichten.
ft- Heidelberg, 12. März. (S t a d t t h e a t c r.) Näch^
sten Monterz findet die letzte Nufführung dcr Komödie „D-er
Biberpelz" von Gerhart Hauptmann statt. Dic Hanptrollev
des -bedeutenden nnd interessanten Bühnenwerkes, deffen letzst
Aufführung wohl sichcrlich großeni Jntereffe begegnen dürste''
toerden gespielt von dcn Damen Bonne, v. Bukovics, Hartmanr>-
Huch und den Herren Si-gl, Steffcns, Haaß, Steinmanw
Schütt, Schneider, Albers und Brenner. — Zum Benefft»
für Frl. Marie Koppenhöfer gelangt Dienstag, den lv-
d. M. neu einstudiert die komische Oper „Tas Glöckchcn dee
Eremiten" znr Auffichrung und sinv auher der Benestzianft'''
welche die überaus dankbare Parfte der Rose Friquet singen
wird, noch hervorragend beschästigt: Frl. Scdmak und Ä
Herren v. Keller, Lange, Mark und Stauffert. :
ft- Wedckind-Konzert. Die Lerühmte Mmmersä.ngern
Erika Wedekind erhielt von einem amerikanischen
sario einen Antrag für 1905. Die Künstlerin würde für
Konzerte eine Pauschalsumme von 25 000 Dollar, also 100 01
Mark erhalken. Ob Frau Wedekind dicsen Antrag akzeptierr-
Haudel und Verkehr.
Mannliftm, 11. März. Oberrbeinische Bank —5,/
S3.00 G. Rhein. Kreditbank —B- 138.- G. Rbein. Hyl-otbckew
Bank 188.—B., —.-G. Branerei Kleinlein, Heidelberg —
—.— G-, Schroedl'sche Branerei Heidelberq —.— B. —- -
Portland-Zemenlwerk Heidekkerg —.— B.. 118.— G.
Wicsloch, 11. März. Ter heutige Schweinemarkt ivar >»
98 Stück Milchfchweinen befahren. Prcis fiir Milchschwe>»
15 bis 24 Mark per Paar.
Börsen-Bericht vom 11. Mlirz.
(Frankfur t.)
3"/„ Dentsche Reichsanl. 89.55
Denlsche Reichsanl. 101.65
3°/, Prenß. Consols 89 70
3'///, Prenß. Consols 101.4«
Z'///, abgest. Baden 100.10
4"/, Rnssische Staatsanl. 91V,
47, Ungnr. Staatsreute 97 80
4°/, äußere Argent. 1897 77.90
5"/« innere Mcxikaner 40 35
Rhein. Kreditbank-Aktien 138.40
Oberrhein. Bank-Aktien 93.20
Heidelbg. Zement-Aklien 117.60
Allg. Elektr.-Ges.-Akiien 207.30
Oesterr. Kredit Akiien 200.—
Oestr. Staatsbahn-Aktien 186.—
Ocsterr. Südbabii-Aklicn 18.80
(Berlin.)
4>/-"/o Cbinesen
8S-7<1
DiSkonto Komm -Aktien 182-7/
Dentsche Bank Aktien
B-rl. Hand.-Ges.-Aktien 15»
Darmst Bank-Aktien 183-st
DreSdener Bant-Aktien lll-F
Nat.-Bmik für D.-Aktien
Schaaffhaus. Bankv.-Äkl. 182-st
Bochnmer Guß-Akften I8V-7,
DortmnnderUnionC.-Akt. (H .
Gelsenk. Bergw. Aklien 20/-„„
Harpenec Aktien 187-f^
Hibernia-Altien 18'-
Kötner Bergwerk - Aktien 40tst»
(L 0 nd 0 n.)
4°/° Japaner
bSV-
Goerz irbares
2'/.«
Gedulo Shares
Great Fingall Shares
8'/,
Jvanhoc Sbares
8°/„
Baltimore u. Ohio shares
'/6V1,
Canada Vacific Sbares
1137.
Lanra - Aktien
Privat Diskout
Reichsbank-Diskont 4"/,
Getdsorten.
20 Franks-Slücke
Dollais in Gotv
Engl. Sovereigns
Oesterr. Noten
Nnssiiche Notcn
Amentänische Noten
Engltsche Stoten
219-60
3 t»
Wasscrftauüönachrichtcn.
N e ck a r.
Heidelberg 11.. 1.95 gcst. 0.06 m
Heilbrom» 1 ., 1.31, gef 0.04 m
Manritietm I l„ 3.40. gest 0.00 m
.0.03-
be > n
Lauterbnrz 1l.. 3.46, gest. ^
Maxan, 11, 3.62, gei't. 0-^
M .iinhrim 11 3.17. gest. O ^
Der Krieg in Ostasien.
London, 11. März. Dem
,Daily Chron»
wird aus Tokio gemeldet: Der Transport dreier Dw>i ,
nen japanischer Truppen nach dem N 0 rden ^
reas ist jetzt v 0 llendet nnd das Vorrücken deglN -
Das zweite Armeekorps ist schon mobil gemacht.
Ktnchan will dassekbe Blatt erfahren haben, daß