schläge zur HeLung der Zuchtstation Pfullendorf und tritt für
die Wiederbesetzung der Bczirkstierarztstelle in Martdorf ein.
Abg- Schmidt (Ztr.) verbreitet sich über den An-bau
bon Wein, Tabak und Kraut.
Abg. Neuwirth (natl.) anerkennt die Verdicnste der
Regierung um, die För'dcrung der Landwirtschaft. Jm Än-
bau von Handelsartikeln, Tpbak, Zucker und Cichorie mache
sich eine Uebcrproduttion geltend, die oiuf 'die Preise driicke,
so daß mancher Landwirt wieder gern zum Körnerbau zurück-
kc'hren würde, wenn es sich löhnte. Das einzige Mittel, den
-Körnerbau wieder «inigermaßen lohneNd zu gestalten, sind
die A b s a tz g e n o s s e n s ch a f t e n; diese verdienen daher
die reichste Unterstützung von Seiten der Regierung. Jn der
Sinsheimer Gegend macht sich der Mangel ciner Viehweide
empfindlich bemerkbar. Der Dbstbaü laboriert an zu vielen
Obstsorten. Zu bedauern ist die Einstellung !des Zuschusses
für d«s landw. Wochenblatt.
Abg. Burkhard (natl.) betont gegenüber der Hecht-
schcn Broschüre, datz die kleinen Landwirte vom Zolltarif einen
gröheren Nutzen haben als die Großgrundbesitzer, welche aus
Mangel am Gesinde gezwungen sind, ihre Aecker zu verpach«-
ten. Ueberall ertönt der Ruf nach Schutzzoll: bei der Justiz-
debatte wurde über 'den Ueberflutz an Juristen geklagt und
die Sozialdemokraten vcrlangten Schutz gegen ausländische
Arbeiter; warum tvill man es 'den Bauern verwehren, seine
Hnteressen zu verfechten?
Abg. Muser (dem.) verlangt Uebernahme der Einquar-
tieru-ngslasten auf die Staatskasse; nur aus diese Weise könne
eine wirklich gleichmätzige Verteilung erreicht iverden. Red-
ner tritt für Erleichterung des GrundbesitzerwerbZ und Er-
weiterung der Zivilprozeßordnung in der Richtung ein, datz
den Landwirten ein gewisses Existenzmininrum garantiert
wird. Der Obstbau bietet für die Landwirtschaft noch ein
tveites Feld 'der Betätigung; wandern doch jährlich über 27
Millionen Mark für Obst ins Ausland. Hier muß die Re-
gierung rechtzeitig durch Belehrung der Landwirte eingreifen,
sonst liegt die Gefahr nahe, daß unser Markt mit amerikani-
schem Obst überschwemmt wird. Die Verschuldungsfrage, die
den Cardinalpunkt der Agrarpolitik bildet und die Zollfrage
an Bedeutung weit überragt, mntz von der Landwirtschaft in
-den Vordergrund gerückt werdcn. Der 'Staat sollte eine Kre-
ditorganisation, nicht eine Äandeskreditkasse, ins Leben rufen,
welche den Landtvirten in Kaufangelegenheiten an die Hcmd
geht und die Sparkassen und Kreditgenossenschaften evgänzt.
Redner erläntert eingehend die Aufgaben einer solchen Kredit-
organisation, die bei einer leichten Amortisation der Grnnd-
schnlden 'den Londwirten die Vorteile einer mätzigen Verzirr-
sung bietet und die Verschuldung des Grundbesitzes unserer
mittleren und kleinen Landwirte verhütet.
Abg. Pfefferle (natl.) wünscht einheitliche Regelung
der Keller- und Bücherkontrolle der Weinproduzenten und
-Handlungen und begrüßt die Absicht der Regiernng, in der
Ackerbauschule Hochburg Weinbaukurse einzusühren. Die seit
eintger Zeit elngeführten Obstbaukurse haben sich als sehr
zweckinäßig erwiesen. Den- Gemeinden sollte die Regierung
bezüglich der Jagdverpachtungen mehr entgegenkommen.
Minister Kre nr s 'betont, daß es der Regierung mit der
Zuchtbuchführung ernst sei. Den Dienst in Markdorf könne
der Bezirkstierarzt in Ueberlingen wohl versehcn. Der Obst-
Lauberein Ueberlingen möge sich- an den Landesobstbauverein
anschließen; iin übrigen werde es die Regierung an Unter-
stützung nicht fehlen lassen. Für den Obstbau geschehe bei uns
in Baden, was möglich ist. Auch für die Menenzucht werden
reiche Mittel aufgewendet. Die Einstellung des Zuschusses
für das landw. Wochenblatt entspricht den Jnteressen des
landw. Vereins.
Nach einer persönlichen Bemerkung des Abg. Müller
wird die Beratung um ^2 Uhr abgebrochen. Fortsetzung mor-
gen (Freitag) 9 Uhr.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 17. März. Der Großherzog em--
fing heute Mittag 12 Uhr den Major von Woyna zu län-
gerem Vortrag. Zur Frnhstückstafel der Höchsten Herr-
schaften erschienen der Prinz nnd die Prinzessin Max.
z. B. Ringkämpfer und Sportsleute, den Genutz von Alköhol
sorgsam vermeidcn. — Vor etwa 3V Jähren war der Alköhol-
zenuß unter den Kindern viel weniger verbreitet als heutzu-
tage: bis zum 18. Lebensjahre mußten sich die meisten mit
Milch und Wasser begnügen. Die Umgestaltun-z unserer wirt-
schaftlichen Verhältnisse in dcn letzten Jahrzehnten hat es mit
stch gebracht, daß auch die ärmeren Klassen der Bevölkerung
und ebenso die Kinderwclt teilnehmen an den Freuden des
Alkohols. Umfragen in Schulen ergeben das nur zu deutlich;
ja, selbst in Waisenhäusern und ähnlichen Anstalten sucht man
schwächlichen Kindern dnrch Wein und Spirituosen aufzuhelfen.
Die wichtigste Aufgabe bei der Bekämpfung dieses
Mißbrauchs sällt der Schule zu. Aber Schulverbote,
den Alkohol betreffend, reichen nicht aus, besondcrs dann nicht,
wenn gelegentlich bei Schülausflügen und Schulfesten doch wte-
der gegen den aufgestellten Grundsatz gesündi-gt wird. Der
Alköholgenuß sollte bekämpft werden durch den Unterricht selbst,
durch Belehrung, Bewegung im Freien, Leibesübungen und
dadurch, daß man die Freude der Kinder an der Natur weckt.
Das Landerziehungsheim in Jlsenburg im Harz scheint in die-
sem Sinne aus seine Zöglinge zu wirken nnd gibt sich der
Hosfnung hin, damit die besten Erfolge zu erzielen. Für un-
sere Schulcn im gewöhnlichen Sinne des Wortes ist es natür-
lich viel schwieriger, in dieser Weise zu wirken, umso mehr,
als die Eltern der Schüler ihnen meist gar ketn Verständnis
entgegenbringen. — Seit längerer Zeit schon hat man in Ame-
rika den Kampf gegen den Alkohol in den Schulen begonnen,
in Frankreich tnt mrm seit den 80er Jahren desgleichen. Ge-
genwärtig scheint man unter den dentschen Staaten, insbefon-
dere Baden, in der Sache vorgehen zu wollen.
Fragt man nnn, in ivelchem Alter der Mensch Wein und
Mer trinken oder nicht trinken soll, so koinmt der Sachver-
ständige zu folgenden Forderungen: Bis zum 15. Le-
bensjahre soll das Kind keinen Tropfen
Wein oder Bier haben und vom 15. bis 18. Lebensjahre
nur sehr wenig; vom 18. Lebensjahre ab ist es den mähig ge-
nießenden Erwachsenden gleich'zustellen. — Nur wenn so ver-
sahren wird, kann die Zahl der jugendlichen Verbrecher, die
noch immer zunimmt, wieder herabgedrückt werden. Fast alle,
die jetzt so vielfach zur Bestrafung kommenden Vergehen der
Jugendlichen und oft sogar der Kinder unter 14 Jahren, wie
Beleidigung, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Haussrie-
densbruch, Vergehen, die bei Männern fünfmal so hänfig vor-
kommen als bci Frauen, sind auf unmäßigen Mohotgenuß zu-
rückzuführen. Dieser raubt Besonnenheit und Selbstbeherr-
schung und wirft dic Mädchen der Unzucht in die Arme. Darum
'haben auch die Mädchenschulen alle Veranlassung, gegen den
Alköholgenuß zu kämpfen und gegen die schlechte, mit Recht
auch verspottete Gewohnheit, bei allen Anlässen zu trinken.
Mag der Erwachsene sich hier und da die Sorgen durch Wein-
oder Mergenuß verscheuchen; beim Kinde, das keineSorgen hat,
komint dies in Wegsall: Jagend ist Trunkenheit ohne Wein. —
Herrn Privatdozenten Dr. Gaupp gebührt für seine kla-
ren, außerordentlich lehrreichen 'Aussührungen herzlicher Dank.
Schade, daß nicht noch mehr Zuhörer erschienen waren. Möge
daher dieser ausführliche Bericht den Nichterfchienenen we-
nigstens einigen Ersatz für das Versäumte bieten.
Jm Laufe des Nachmittags unternahmen die Großherzog-
ticheu Herrschaften eine längere Spazierfahrt. Danach
hörte der Grotzherzog die Vorträge des Geheimerats Dr.
Freiherrn von Babo und des Legationsrals Dr. Seyb.
Auslaud.
Oesterreich-Ungar«.
Wien, 16. März. Jn der heutigen Gemeinderats-
sitzung erwähnte Lueger die slawrs ch e n Kund -
gebungen an der hiesigen Universität und erklärte,
die Wiener Bevölkerung habe dabei die bekannte Lang-
mut und Duldsamkeit böwiesen, sie werde jedoch jederzeit
für den deutschen Eharakter der Stadt sowohl als der
Universrtät eintreten und ebenso mann'haft die Rechte der
deutschen Stammesgenossen im Reiche wahren. (Stür-
mische Zustimmung auf allen Seiten.)
Wien, 17. März. Der Olmützer Domdechant Klug
erhielt eine Zuschrift des Kardinal-Staatssekretärs Merry
del Bal, welche besagt, Pcrp'st Pius X. habe am 14. ds.
die vom F ü r st - E r z b i s ch o f Dr. Kohn selbst und
freiwrllrg gegebene Resrgnation angenommen und
das Metropolitankaprtel beauftragt, zur Wahl ernes Ka-
prtularvrkars zu schreiten.
England.
London, 17. März. Der Herzog von Cam-
bridge verbrachte eine unruhrge Nacht; ein neuer Blut-
erguß aus dem Magen erfolgte. Der Kranke war am
Morgen rm Zustand tiefer Erschöpfung. Um 10 Uhr 35
Mrnuten trat der Tod ein. (Der hochbetagte Prinz
Georg Frredrich Wilhelm Karl, Herzog von Cam'bridge,
Graf von Trpperary, Baron von Culloden, war der Sohn
des 1850 verstorbenen Herzogs Zldolf von Cambridge,
Vatersbruders des 1878 verstorb-enen ehemaligen Königs
Georg V. von Hannover. Er war geboren zu Harrnover
am 26. März 1819 rmd war morganatisch vermählt mit
'der 1890 verstokbenen Lursa Barebrother; die Kinder
ditzser E'he führen den Namen Fitz-iGeorge. Herzog Ge-
org von Cambridge war Mitglied des Oberhauses, Feld-
marschajll, Oberst der Grenadiergarde und des 20. Jrr--
fanterieregiments von Bengalen; auch war er Chef des
preußrschen Jnfanterie-Regiments v. Goeben (2. cher-
nisches) Nr. 28. Eine Schwester des Herzogs ist die
1822 geborene Großherzogin Augnsta Karoline von Meck-
lenburg-Strelitz.)
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 18 März.
-p Von ber Universität. Am Dienstag promovierte Frl.
Lilly L. Ströbe, gebürtig aus Wertheim, in englischer Philo-
logie cmn laude zum Dr. phil. Jhre Dissertation behandelt
die altenglischen Kleidernamen.
->- Lichtbilder-Vortrag. Wie wir schon mitteilten, findet
auf Veranlassung des „Kaufmännischen Vereins" kommcnden
Sonntag Wend im großen Harmoiriesaale ein Vortrag des
Univcrsitäts-Lektors Dr. Edw. Th. Walter( -Lund) über
den „Krieg in Ostasien und die beteiligten Mächte und Völker"
statt. Aehnlich wie in dem seinerzeit mit so großem Erfolge
aufgenommerren Vortrag über „Die Gelbe Gefähr" wird Dr.
Walter in kurzen, jedem verstäwdlichen Zügen die Entstehungs-
geschich-te ües Krieges und 'den Kriegsschauplatz be'handeln,
ferner die zur Auseinandersetzung mit Rußland hindrängende
Entwicklung der japanischen Verhältnisse während des letzten
Jahrzehnts, das Spiel Engl-an'ds, sowie die laufenden Ereig-
nisse. Lichtbil'der in tadelloser Ausführung zeigen den je-
weiligen Kriegsschauplatz, sowie Leben und Treiben der be-
teiligten ostasiatischen Völker. Ostasien ist für den Vortragenden,
der in den letztcn Jahren in etwa 400 Vereinen gesprochen hat,
ein vertrautes Gebiet. Er legte bereits 1889 Examen im
Chinssischen und Japcmischen ab, gab 1890 ein „Lehrbuch der
japanischen Umgangssprache" 'heraus u. bearbeitete einschlägige
Artikel sür 'den „Brockhaus"; er wird also, wie kaum ein
Anderer, imstande sein, über den heute im Vordergrund des
Jnteresses stehcnden Gegenstand gewissenhaft Bescheid zu ge-
bcn. Der Vortrag ist auch Nichtmitgliedern zugänglich; über
Eintrittspreise usw. geben 'die Anzeigen in unserem Platte
Auskunft.
-p- Dcr hiesige Gewerbe- und Jndustricverein hielt gestern
Wend ini kleinen Saal der „Harmonie" seine diesjährige Ge-
neralversam-mlung ab, die recht schwach besucht war. Einen
Bericht über die Vcrsammlung bringen wir morgen, indem
wir für heute nur bcmerken, daß die ausscheidenden Vorstands-
mitglieder einstim-mig wicdergewählt wurden.
-j- Einbruch. Gestern Morgen zwischen 4 und 5 Uhr wurde
inr „Cafe J-mperial" eingebrochen. Der Dieb drang vom Hofe
aus durch das Fenster in die Küche und von hier ins Restau-
rant. Er schien es aber aus Geld abgesehen zu habcn, denn er
erbrach die Buffettasse, sowie die Schublade, in welcher Ler
Obertellner sein Geld aufzüheben pflcgte. Zum Glück hatte
er alles Geld mit in die Wohnung genommen, sodaß der Dieb
das Nachse'hen hatte. Eine goldenc Uhr, welche der Obertell-
ner in seiner Schublade eingewickelt liegen hatte, scmd der
Dieb auch nicht. Die silbernen Teekannen usw. ließ er auch
unberührt. Den- Rückweg trat er durch ein Fenster im Bil-
lardsaal an. Es scheint, daß der Einbrecher mit den Lokal-
verhültnissen sehr vertraut War.
— Pvlizeibericht. Verhaftet wurdcn ein Taglöhner
wegen Bettelns, eine Kellnerin, die wegen Diebstahls ausge-
schrieben ist, und ein Buchdrucker wegen Fälschurrg seiner Le-
gitimationspapiere. Zur Anzeige kamen ein Taglöhner
'wezen Zechbetrugs, ein Dienstknecht wegen Sachbeschädigung,
eine Dienstmagd wegen Haftgeldbetrugs, ein Kutscher wegen
Tierquälerer und 4 Perfonen wegen Ruhestörung.
X Heiligkrenzsteinach, 17. März. (K r i e g e r d e n k m a l.)
Wieder war crm letzten Sonntag, wie^schpn öfter in letzterer
Zeit, der hiesige Militärverein, mit dem Kriegerdcnkmal-
komitee znsammengckommen, um durch Beratung den bestehen-
den Plan zu fördern, anch am hiesigen Ort durch Errichtnng
eines Kriegerdenkmals das Andenken an die Kämpser von 1870
bis 1871 nnd die für das Vaterland Gefallenen zu lvahren.
Es lst anerkennenswert, daß Dank dem Eifer des' Vorsitzenden,
und der Opferwilligkeit seincr Mitglieder, und sonstiger Gön-
ner des Vereins schon in diesem Sommer- an die Ausfüh-
rung, des schönen Werkes herangetreten werden kann. Bor-
behaltlich der Zustimmung der Gemeinde, dürfte das Denkmal
seinen Stcmdort auf dem Marktp'latz sinden, und in der ge-
plcmlen schlichten, ernsten Art daselbst eine hervorragöiÄe
Zierde nnseres Ortes hilden. Erwähnt sei noch, daß zwar
einige Mittel vorhanden, dieselben aber noch gering sind, und
daß Gaben auswärtiger Freunde und Gönner jederzeit gerne,
und mit Dank angenommen 'werden, nm auch unvorhergesehene
Kosten deckcn und die Ausführung möglichst gediogen ge-
stalten zu können.
V Mannhcim, 17. März. (V o m M ö r d e r K n a P p')
Die Revision dcs Johannes Knapp aus Heddesheim, wcichc)
vom hiesigen Schwurgerichte wegen Mordes zum Lode veü"
urteilt worden war, wurüe vom Reichsgerichte verworfe»'
Das Urteil ist somit rechtskräftig geworden.
Mannheim, 17. März. (Der Kaufmann FraüZ
Bühqie), dcr von Ler hiesigen Strafkammer seinerzeir wegeb
Belerüigung des Richrertolleginms und wegen umfangreichsj-
Wäschedie'bstähle zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt worden P'
wurde dieser Tage ncrcy Erfurt überführt, um sich dort ebeu^
falls wegen Dievstahls zu veranrworten. Er wurüe freig^
sprochen und sollte nach Mannheim zurückgebracht werden. Ä-ln
nun aus Frantfurt gcmeldet wird, ist es Böhme im dortigs"
Hauptbähnhofe gelungen, die Aufmerksamkeit seines Traus^
porteurs zu täuschen und zu flüchten. Er ist bisher noch n-E
wiedcr ergriffen worden. , .
Vom Neckar. 16. März. (Die L o h r i n d e n p r e i l'^
sind bei der nun letztcn diesjährigen Versteigerung am Dieu^
tag in Hirschhorn abermals gesunken. Es wnrden Pv.
Zentncr je nach Qualität nur 3,50—4,75 Mk. erlöst. Dab^j
herrschte so wenig Kauflust, daß viele Rinden nicht abgesttz^
werden konnten. ^
— Rastatt, 17. März. (D e r B ü r g e r a u s s ch u ß)
in gestriger Sitzung den Voranschlag für 1904 einstim-rnm'
genehmigt. Herr Bürgermeister Bräunig teilte init, daß denr^
nächst eine Petition sür Erbauung der Bahnlinie Rastatt-Kem
Offcnburg an den Landtqg gelangcn werde.
L Karlsruhc, 16. Marz. (Jm Prozeh der Pojlj
verwaltung) gegen die Stadtgemeinde MannheiN>
hat das Reichsgericht in der Sitzung vom 14. März die von del
Postverwaltung eingelegte Re'vision gegen das Urteil dcs Obe^
landesgcrichts Karlsruhe verworfen. Die PostverwaltuNg
muß dcr Stadt Mannheim also die Kosten evsetzen, welche de»
Stadt durch Anbringung von Schntzvorrichtungen an denjenigeN
Stellen entstanden sind, an denen Kreuzungcn zimschen den
Starkstromleitungen der elektrischen Straßenbahn und dct
Fernsprechleitungen der 'Rqichspost vorhanden sind. Dm
Streitgegenstand beträgt etwa 40 000 Mk. Das Urteil os
umso schweriviegender, als eine ganze Reihe von Städten am
den Ausgang des Prozesses gewartet haben, uni gleiche Fo^
derungen wie die Stadt Mannheim gegen die Postverwaltuug
geltend zu machen. Der Postverwaltung wird dadurch eim
sofortige Ausgabe von mehveren Hunderttausend Mark eut^
stehen. Außerdem ist die vielumstrittene Frage entschieden,
wonach die Postverwaltung rhre Leitnngen auf eigene Kosten M
schntzen hat, falls der Wegennterhaltungspflichtige — dre
Stadt — eine Straßenbahn usw. änlegt. -
Karlsrnhe, 17. März. (Vom Hafen.) Jm Jahre Idvo
hat der Umschlag im Karlsruher Hafen den des Straßburgei
Hafens beinahe eingeholt. Er betrng hrer 545 000 Tonricw
dort 574 000 Tonnen, also nur 29 000 Tonnen mehr.
sprünglich als Jndnstriehafen gedacht, hat sich der Karlsrnhe-
Platz mehr und mehr zu einem U m s ch'l a g s h a f en^eirt^
wickelt. Dies beweist, wie unbillig es war, daß die Stam
Karlsruhe dön Hafen aus eigene Kosten bauen mnßte, währem
der Staat (von Mannheim nicht zu reden!) in Kehl 8 Med'
Mark in einen Hafen verbautc, der dem Besucher den Eindrrw
von Oede und Leeve macht, was sich bei der Nachbarschaft des
rührigen großen Platzes Straßburgs begreift, ohne daß in<m
dcn Kchler Geschäften eine Schuld beimessen könnte. Karl-'(
ruhe wurde fast immer cmf den Weg der Sclbsthilfe verwiesev'
so geschah es in den 60er Jahren mit der Bähn nach Maxa»,
dann in den 90er mit dcnr Rheinstichkanal nach Karlsruhe-
Die Stadt ist bis jctzt dabei nicht schlecht gefahren, äber das
Gefühl, daß ihre Jnteressen allezeit von oben gebührend g"
fördert wurden, hat sich nicht eNrwickeln können.
Karlsruhc, 16. März. (Umzug.) Die in den 40e
Jahren von Emil 'Kehlcr hier gegründete Maschinen-
fabrik wnrde, als Kehler nach Ettlingen zog, von einer Ui-
tiengcsellschaft üüernommen. Früher anf 'Gemarkung Beiern
heim gelegen, gehört sie seit längerer Zeit zu Karlsrnhe E
ist allmählich von dcr Stadterweiterimg umringt ivorden. 7-1
nähe beim Rheinhafen erbaute neue Musterfabrik ist seit ciwge
Zeit fcrtig, nnd soeben sindet der Umzug mit den WerkzeNw
maschinen, Geräten usw. statt. Die alten Gebäude werde?
abgebrochen, womit teil-weise schon begonnen worden ist. Ei^
Teil des Geländes an der Gartenstraße ist von der Siadt ge^
kauft und wird ein Schulgebäude (Mittelschule) aufnehme'''
Der größcre Teil ist durch Kauf an Konsul S ch m i e d e '
übcrgegangen, der seine anstoßende Waggonfaürik etngevf^
und läßt auf dem vereinigten Geländc beider Fäbriken Woh''
quartterc mit gemeinsamer Hciznng iqw. errichten will.
— Aus dem Murgtal, 16. März. (Die Hoffnunv
a uf e i n g u t e s O b st j a h r l e b t) in unserem Volkc dio>e
Fahr mchr' als in den drei Vorjahren. Jn den beiden vorye "
gchenden Jahren waren um diese Zeit blühende Bäume kei
Seltenheit; heute ist noch alles tot. Selbst dre sonft so jchpx-
Stachelbeeren zeigen bis heitte nur wenig „Grünes", vyrig
Jahr standen sie in voller Blüte. Wird bie Blütezeit so imM
weiter hinausgerückt, was bei den schr kühlcn Nächten ja zn er
warten ist, so dürfte die Baumblüte übcr die Zeit der stu^ch
Nachtfröste hinüberkommcn imd gut und gesund abblühen.
Ansatz wäre dann auch gut nnd im Hevbste könnte ymn Ijpi
wieder an vollhangenden Bänmcn ersrenen. Anch die
fässer bekämen wieder Jnhalt und die vielen Ansgaben 1
Bier und andere Getränke, ohne welche unsere heutige Acner ^
tion nicht mchr zu existteren zu können glaubt, würden
deutend reduziert wcrden. Ein großer Fehler wird vom
immer dadnrch begangen, daß zn wcnig auf die Auswab-l
Sorten gesehen wird. Würden die Sorten geprüst, ob sur
Gegend passend, so wären nnzweifelhaft so gänzlich m v
ratcne Erntcn wie voriges Aahr nicht zu crwarten. - »r
Donaueschingen, 16.-. Märzp HEstin langwierig
E n tc i gn n n g sp r 0 z e!ß) zwischen dem Eisenbao ^
fiskus und dem Baimnternehmer Mall hier ist nnn
läufig durch Urteil des Oberlandesgcrichts in Karlsruhe 3 „
Abschluß gekommcn. Es handelte sich um ein Grimdstuck
Hervn Mall am Bahnhof (6120 Ar groß) von dem im
1901 ein Teil (55 Ar) Mr Erweiterqnä, dcs BahnkörperS u ^
braucht wnrde. Herr Mall betrieb auf diesem Grnndstüq
Zementwarenfabrikation, die dazu erforderlichen iNebäulicv ^
ten bestandcn in -einer mis Fachwerk gebauten Werkstättc
einiqer Lagerschuppen. Der Eisenbahnfiskus bot Hcrrn ^
25 000 Mk. Entschädigung und als 'Ersatz für das verwr ^
Grnndeigcnttim cin daneben längs der Bahn liegendes
Herr Mall verlangte aber 200 000 Mk. Enffchädigung. ^
Enteignimgsverfahrcn vor dem Großh. Landes'kommissär mu^ö'
von dcr ?ibschätzüngskommission dic Entschädigung auf
Mark geschätzt. Mall war mit dieser Schätzung äber uE
frieden, und brachte bie Sache auf dem qerichtlichen Weg^Z^-
dlnstrag. Der Prozeß durchlief alle Instanzen bis znm -ch
landesgericht. Dieses sprach Herrn Mall nnn 70 000 >
als Entschädigung zu.
Theater- und Kunstnachrichten.
Heidelberg, 18. März.
(S t a d t t h c a t e r.)
neueinstudierte Operettenvorstellung dieser Saison Ustrd ß-
tag am Stadtthcatcr „Das vcrwunschcne S
Vvn Millöcker gegeben — von Kenncrn als die feinste ustj^pt-
lischc Arbeit dcs bcrühmtcn Komponisten gcschäht. Dic
parttcn des auch textlich gclnngencn lustigen Wcrkcs w« ^
von ,den Damcn Bonne, Koppenhöfer, Kornar, Pilna^ unu
Hcrrcn Brenner, Hcy, Steinmann, Stauffert, Stcffcu---
bcrs und Schütt 'durchgcführt. An Stelle des erkrankten
die Wiederbesetzung der Bczirkstierarztstelle in Martdorf ein.
Abg- Schmidt (Ztr.) verbreitet sich über den An-bau
bon Wein, Tabak und Kraut.
Abg. Neuwirth (natl.) anerkennt die Verdicnste der
Regierung um, die För'dcrung der Landwirtschaft. Jm Än-
bau von Handelsartikeln, Tpbak, Zucker und Cichorie mache
sich eine Uebcrproduttion geltend, die oiuf 'die Preise driicke,
so daß mancher Landwirt wieder gern zum Körnerbau zurück-
kc'hren würde, wenn es sich löhnte. Das einzige Mittel, den
-Körnerbau wieder «inigermaßen lohneNd zu gestalten, sind
die A b s a tz g e n o s s e n s ch a f t e n; diese verdienen daher
die reichste Unterstützung von Seiten der Regierung. Jn der
Sinsheimer Gegend macht sich der Mangel ciner Viehweide
empfindlich bemerkbar. Der Dbstbaü laboriert an zu vielen
Obstsorten. Zu bedauern ist die Einstellung !des Zuschusses
für d«s landw. Wochenblatt.
Abg. Burkhard (natl.) betont gegenüber der Hecht-
schcn Broschüre, datz die kleinen Landwirte vom Zolltarif einen
gröheren Nutzen haben als die Großgrundbesitzer, welche aus
Mangel am Gesinde gezwungen sind, ihre Aecker zu verpach«-
ten. Ueberall ertönt der Ruf nach Schutzzoll: bei der Justiz-
debatte wurde über 'den Ueberflutz an Juristen geklagt und
die Sozialdemokraten vcrlangten Schutz gegen ausländische
Arbeiter; warum tvill man es 'den Bauern verwehren, seine
Hnteressen zu verfechten?
Abg. Muser (dem.) verlangt Uebernahme der Einquar-
tieru-ngslasten auf die Staatskasse; nur aus diese Weise könne
eine wirklich gleichmätzige Verteilung erreicht iverden. Red-
ner tritt für Erleichterung des GrundbesitzerwerbZ und Er-
weiterung der Zivilprozeßordnung in der Richtung ein, datz
den Landwirten ein gewisses Existenzmininrum garantiert
wird. Der Obstbau bietet für die Landwirtschaft noch ein
tveites Feld 'der Betätigung; wandern doch jährlich über 27
Millionen Mark für Obst ins Ausland. Hier muß die Re-
gierung rechtzeitig durch Belehrung der Landwirte eingreifen,
sonst liegt die Gefahr nahe, daß unser Markt mit amerikani-
schem Obst überschwemmt wird. Die Verschuldungsfrage, die
den Cardinalpunkt der Agrarpolitik bildet und die Zollfrage
an Bedeutung weit überragt, mntz von der Landwirtschaft in
-den Vordergrund gerückt werdcn. Der 'Staat sollte eine Kre-
ditorganisation, nicht eine Äandeskreditkasse, ins Leben rufen,
welche den Landtvirten in Kaufangelegenheiten an die Hcmd
geht und die Sparkassen und Kreditgenossenschaften evgänzt.
Redner erläntert eingehend die Aufgaben einer solchen Kredit-
organisation, die bei einer leichten Amortisation der Grnnd-
schnlden 'den Londwirten die Vorteile einer mätzigen Verzirr-
sung bietet und die Verschuldung des Grundbesitzes unserer
mittleren und kleinen Landwirte verhütet.
Abg. Pfefferle (natl.) wünscht einheitliche Regelung
der Keller- und Bücherkontrolle der Weinproduzenten und
-Handlungen und begrüßt die Absicht der Regiernng, in der
Ackerbauschule Hochburg Weinbaukurse einzusühren. Die seit
eintger Zeit elngeführten Obstbaukurse haben sich als sehr
zweckinäßig erwiesen. Den- Gemeinden sollte die Regierung
bezüglich der Jagdverpachtungen mehr entgegenkommen.
Minister Kre nr s 'betont, daß es der Regierung mit der
Zuchtbuchführung ernst sei. Den Dienst in Markdorf könne
der Bezirkstierarzt in Ueberlingen wohl versehcn. Der Obst-
Lauberein Ueberlingen möge sich- an den Landesobstbauverein
anschließen; iin übrigen werde es die Regierung an Unter-
stützung nicht fehlen lassen. Für den Obstbau geschehe bei uns
in Baden, was möglich ist. Auch für die Menenzucht werden
reiche Mittel aufgewendet. Die Einstellung des Zuschusses
für das landw. Wochenblatt entspricht den Jnteressen des
landw. Vereins.
Nach einer persönlichen Bemerkung des Abg. Müller
wird die Beratung um ^2 Uhr abgebrochen. Fortsetzung mor-
gen (Freitag) 9 Uhr.
Aus der Karlsruher Zeitung.
Karlsruhe, 17. März. Der Großherzog em--
fing heute Mittag 12 Uhr den Major von Woyna zu län-
gerem Vortrag. Zur Frnhstückstafel der Höchsten Herr-
schaften erschienen der Prinz nnd die Prinzessin Max.
z. B. Ringkämpfer und Sportsleute, den Genutz von Alköhol
sorgsam vermeidcn. — Vor etwa 3V Jähren war der Alköhol-
zenuß unter den Kindern viel weniger verbreitet als heutzu-
tage: bis zum 18. Lebensjahre mußten sich die meisten mit
Milch und Wasser begnügen. Die Umgestaltun-z unserer wirt-
schaftlichen Verhältnisse in dcn letzten Jahrzehnten hat es mit
stch gebracht, daß auch die ärmeren Klassen der Bevölkerung
und ebenso die Kinderwclt teilnehmen an den Freuden des
Alkohols. Umfragen in Schulen ergeben das nur zu deutlich;
ja, selbst in Waisenhäusern und ähnlichen Anstalten sucht man
schwächlichen Kindern dnrch Wein und Spirituosen aufzuhelfen.
Die wichtigste Aufgabe bei der Bekämpfung dieses
Mißbrauchs sällt der Schule zu. Aber Schulverbote,
den Alkohol betreffend, reichen nicht aus, besondcrs dann nicht,
wenn gelegentlich bei Schülausflügen und Schulfesten doch wte-
der gegen den aufgestellten Grundsatz gesündi-gt wird. Der
Alköholgenuß sollte bekämpft werden durch den Unterricht selbst,
durch Belehrung, Bewegung im Freien, Leibesübungen und
dadurch, daß man die Freude der Kinder an der Natur weckt.
Das Landerziehungsheim in Jlsenburg im Harz scheint in die-
sem Sinne aus seine Zöglinge zu wirken nnd gibt sich der
Hosfnung hin, damit die besten Erfolge zu erzielen. Für un-
sere Schulcn im gewöhnlichen Sinne des Wortes ist es natür-
lich viel schwieriger, in dieser Weise zu wirken, umso mehr,
als die Eltern der Schüler ihnen meist gar ketn Verständnis
entgegenbringen. — Seit längerer Zeit schon hat man in Ame-
rika den Kampf gegen den Alkohol in den Schulen begonnen,
in Frankreich tnt mrm seit den 80er Jahren desgleichen. Ge-
genwärtig scheint man unter den dentschen Staaten, insbefon-
dere Baden, in der Sache vorgehen zu wollen.
Fragt man nnn, in ivelchem Alter der Mensch Wein und
Mer trinken oder nicht trinken soll, so koinmt der Sachver-
ständige zu folgenden Forderungen: Bis zum 15. Le-
bensjahre soll das Kind keinen Tropfen
Wein oder Bier haben und vom 15. bis 18. Lebensjahre
nur sehr wenig; vom 18. Lebensjahre ab ist es den mähig ge-
nießenden Erwachsenden gleich'zustellen. — Nur wenn so ver-
sahren wird, kann die Zahl der jugendlichen Verbrecher, die
noch immer zunimmt, wieder herabgedrückt werden. Fast alle,
die jetzt so vielfach zur Bestrafung kommenden Vergehen der
Jugendlichen und oft sogar der Kinder unter 14 Jahren, wie
Beleidigung, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Haussrie-
densbruch, Vergehen, die bei Männern fünfmal so hänfig vor-
kommen als bci Frauen, sind auf unmäßigen Mohotgenuß zu-
rückzuführen. Dieser raubt Besonnenheit und Selbstbeherr-
schung und wirft dic Mädchen der Unzucht in die Arme. Darum
'haben auch die Mädchenschulen alle Veranlassung, gegen den
Alköholgenuß zu kämpfen und gegen die schlechte, mit Recht
auch verspottete Gewohnheit, bei allen Anlässen zu trinken.
Mag der Erwachsene sich hier und da die Sorgen durch Wein-
oder Mergenuß verscheuchen; beim Kinde, das keineSorgen hat,
komint dies in Wegsall: Jagend ist Trunkenheit ohne Wein. —
Herrn Privatdozenten Dr. Gaupp gebührt für seine kla-
ren, außerordentlich lehrreichen 'Aussührungen herzlicher Dank.
Schade, daß nicht noch mehr Zuhörer erschienen waren. Möge
daher dieser ausführliche Bericht den Nichterfchienenen we-
nigstens einigen Ersatz für das Versäumte bieten.
Jm Laufe des Nachmittags unternahmen die Großherzog-
ticheu Herrschaften eine längere Spazierfahrt. Danach
hörte der Grotzherzog die Vorträge des Geheimerats Dr.
Freiherrn von Babo und des Legationsrals Dr. Seyb.
Auslaud.
Oesterreich-Ungar«.
Wien, 16. März. Jn der heutigen Gemeinderats-
sitzung erwähnte Lueger die slawrs ch e n Kund -
gebungen an der hiesigen Universität und erklärte,
die Wiener Bevölkerung habe dabei die bekannte Lang-
mut und Duldsamkeit böwiesen, sie werde jedoch jederzeit
für den deutschen Eharakter der Stadt sowohl als der
Universrtät eintreten und ebenso mann'haft die Rechte der
deutschen Stammesgenossen im Reiche wahren. (Stür-
mische Zustimmung auf allen Seiten.)
Wien, 17. März. Der Olmützer Domdechant Klug
erhielt eine Zuschrift des Kardinal-Staatssekretärs Merry
del Bal, welche besagt, Pcrp'st Pius X. habe am 14. ds.
die vom F ü r st - E r z b i s ch o f Dr. Kohn selbst und
freiwrllrg gegebene Resrgnation angenommen und
das Metropolitankaprtel beauftragt, zur Wahl ernes Ka-
prtularvrkars zu schreiten.
England.
London, 17. März. Der Herzog von Cam-
bridge verbrachte eine unruhrge Nacht; ein neuer Blut-
erguß aus dem Magen erfolgte. Der Kranke war am
Morgen rm Zustand tiefer Erschöpfung. Um 10 Uhr 35
Mrnuten trat der Tod ein. (Der hochbetagte Prinz
Georg Frredrich Wilhelm Karl, Herzog von Cam'bridge,
Graf von Trpperary, Baron von Culloden, war der Sohn
des 1850 verstorbenen Herzogs Zldolf von Cambridge,
Vatersbruders des 1878 verstorb-enen ehemaligen Königs
Georg V. von Hannover. Er war geboren zu Harrnover
am 26. März 1819 rmd war morganatisch vermählt mit
'der 1890 verstokbenen Lursa Barebrother; die Kinder
ditzser E'he führen den Namen Fitz-iGeorge. Herzog Ge-
org von Cambridge war Mitglied des Oberhauses, Feld-
marschajll, Oberst der Grenadiergarde und des 20. Jrr--
fanterieregiments von Bengalen; auch war er Chef des
preußrschen Jnfanterie-Regiments v. Goeben (2. cher-
nisches) Nr. 28. Eine Schwester des Herzogs ist die
1822 geborene Großherzogin Augnsta Karoline von Meck-
lenburg-Strelitz.)
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 18 März.
-p Von ber Universität. Am Dienstag promovierte Frl.
Lilly L. Ströbe, gebürtig aus Wertheim, in englischer Philo-
logie cmn laude zum Dr. phil. Jhre Dissertation behandelt
die altenglischen Kleidernamen.
->- Lichtbilder-Vortrag. Wie wir schon mitteilten, findet
auf Veranlassung des „Kaufmännischen Vereins" kommcnden
Sonntag Wend im großen Harmoiriesaale ein Vortrag des
Univcrsitäts-Lektors Dr. Edw. Th. Walter( -Lund) über
den „Krieg in Ostasien und die beteiligten Mächte und Völker"
statt. Aehnlich wie in dem seinerzeit mit so großem Erfolge
aufgenommerren Vortrag über „Die Gelbe Gefähr" wird Dr.
Walter in kurzen, jedem verstäwdlichen Zügen die Entstehungs-
geschich-te ües Krieges und 'den Kriegsschauplatz be'handeln,
ferner die zur Auseinandersetzung mit Rußland hindrängende
Entwicklung der japanischen Verhältnisse während des letzten
Jahrzehnts, das Spiel Engl-an'ds, sowie die laufenden Ereig-
nisse. Lichtbil'der in tadelloser Ausführung zeigen den je-
weiligen Kriegsschauplatz, sowie Leben und Treiben der be-
teiligten ostasiatischen Völker. Ostasien ist für den Vortragenden,
der in den letztcn Jahren in etwa 400 Vereinen gesprochen hat,
ein vertrautes Gebiet. Er legte bereits 1889 Examen im
Chinssischen und Japcmischen ab, gab 1890 ein „Lehrbuch der
japanischen Umgangssprache" 'heraus u. bearbeitete einschlägige
Artikel sür 'den „Brockhaus"; er wird also, wie kaum ein
Anderer, imstande sein, über den heute im Vordergrund des
Jnteresses stehcnden Gegenstand gewissenhaft Bescheid zu ge-
bcn. Der Vortrag ist auch Nichtmitgliedern zugänglich; über
Eintrittspreise usw. geben 'die Anzeigen in unserem Platte
Auskunft.
-p- Dcr hiesige Gewerbe- und Jndustricverein hielt gestern
Wend ini kleinen Saal der „Harmonie" seine diesjährige Ge-
neralversam-mlung ab, die recht schwach besucht war. Einen
Bericht über die Vcrsammlung bringen wir morgen, indem
wir für heute nur bcmerken, daß die ausscheidenden Vorstands-
mitglieder einstim-mig wicdergewählt wurden.
-j- Einbruch. Gestern Morgen zwischen 4 und 5 Uhr wurde
inr „Cafe J-mperial" eingebrochen. Der Dieb drang vom Hofe
aus durch das Fenster in die Küche und von hier ins Restau-
rant. Er schien es aber aus Geld abgesehen zu habcn, denn er
erbrach die Buffettasse, sowie die Schublade, in welcher Ler
Obertellner sein Geld aufzüheben pflcgte. Zum Glück hatte
er alles Geld mit in die Wohnung genommen, sodaß der Dieb
das Nachse'hen hatte. Eine goldenc Uhr, welche der Obertell-
ner in seiner Schublade eingewickelt liegen hatte, scmd der
Dieb auch nicht. Die silbernen Teekannen usw. ließ er auch
unberührt. Den- Rückweg trat er durch ein Fenster im Bil-
lardsaal an. Es scheint, daß der Einbrecher mit den Lokal-
verhültnissen sehr vertraut War.
— Pvlizeibericht. Verhaftet wurdcn ein Taglöhner
wegen Bettelns, eine Kellnerin, die wegen Diebstahls ausge-
schrieben ist, und ein Buchdrucker wegen Fälschurrg seiner Le-
gitimationspapiere. Zur Anzeige kamen ein Taglöhner
'wezen Zechbetrugs, ein Dienstknecht wegen Sachbeschädigung,
eine Dienstmagd wegen Haftgeldbetrugs, ein Kutscher wegen
Tierquälerer und 4 Perfonen wegen Ruhestörung.
X Heiligkrenzsteinach, 17. März. (K r i e g e r d e n k m a l.)
Wieder war crm letzten Sonntag, wie^schpn öfter in letzterer
Zeit, der hiesige Militärverein, mit dem Kriegerdcnkmal-
komitee znsammengckommen, um durch Beratung den bestehen-
den Plan zu fördern, anch am hiesigen Ort durch Errichtnng
eines Kriegerdenkmals das Andenken an die Kämpser von 1870
bis 1871 nnd die für das Vaterland Gefallenen zu lvahren.
Es lst anerkennenswert, daß Dank dem Eifer des' Vorsitzenden,
und der Opferwilligkeit seincr Mitglieder, und sonstiger Gön-
ner des Vereins schon in diesem Sommer- an die Ausfüh-
rung, des schönen Werkes herangetreten werden kann. Bor-
behaltlich der Zustimmung der Gemeinde, dürfte das Denkmal
seinen Stcmdort auf dem Marktp'latz sinden, und in der ge-
plcmlen schlichten, ernsten Art daselbst eine hervorragöiÄe
Zierde nnseres Ortes hilden. Erwähnt sei noch, daß zwar
einige Mittel vorhanden, dieselben aber noch gering sind, und
daß Gaben auswärtiger Freunde und Gönner jederzeit gerne,
und mit Dank angenommen 'werden, nm auch unvorhergesehene
Kosten deckcn und die Ausführung möglichst gediogen ge-
stalten zu können.
V Mannhcim, 17. März. (V o m M ö r d e r K n a P p')
Die Revision dcs Johannes Knapp aus Heddesheim, wcichc)
vom hiesigen Schwurgerichte wegen Mordes zum Lode veü"
urteilt worden war, wurüe vom Reichsgerichte verworfe»'
Das Urteil ist somit rechtskräftig geworden.
Mannheim, 17. März. (Der Kaufmann FraüZ
Bühqie), dcr von Ler hiesigen Strafkammer seinerzeir wegeb
Belerüigung des Richrertolleginms und wegen umfangreichsj-
Wäschedie'bstähle zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt worden P'
wurde dieser Tage ncrcy Erfurt überführt, um sich dort ebeu^
falls wegen Dievstahls zu veranrworten. Er wurüe freig^
sprochen und sollte nach Mannheim zurückgebracht werden. Ä-ln
nun aus Frantfurt gcmeldet wird, ist es Böhme im dortigs"
Hauptbähnhofe gelungen, die Aufmerksamkeit seines Traus^
porteurs zu täuschen und zu flüchten. Er ist bisher noch n-E
wiedcr ergriffen worden. , .
Vom Neckar. 16. März. (Die L o h r i n d e n p r e i l'^
sind bei der nun letztcn diesjährigen Versteigerung am Dieu^
tag in Hirschhorn abermals gesunken. Es wnrden Pv.
Zentncr je nach Qualität nur 3,50—4,75 Mk. erlöst. Dab^j
herrschte so wenig Kauflust, daß viele Rinden nicht abgesttz^
werden konnten. ^
— Rastatt, 17. März. (D e r B ü r g e r a u s s ch u ß)
in gestriger Sitzung den Voranschlag für 1904 einstim-rnm'
genehmigt. Herr Bürgermeister Bräunig teilte init, daß denr^
nächst eine Petition sür Erbauung der Bahnlinie Rastatt-Kem
Offcnburg an den Landtqg gelangcn werde.
L Karlsruhc, 16. Marz. (Jm Prozeh der Pojlj
verwaltung) gegen die Stadtgemeinde MannheiN>
hat das Reichsgericht in der Sitzung vom 14. März die von del
Postverwaltung eingelegte Re'vision gegen das Urteil dcs Obe^
landesgcrichts Karlsruhe verworfen. Die PostverwaltuNg
muß dcr Stadt Mannheim also die Kosten evsetzen, welche de»
Stadt durch Anbringung von Schntzvorrichtungen an denjenigeN
Stellen entstanden sind, an denen Kreuzungcn zimschen den
Starkstromleitungen der elektrischen Straßenbahn und dct
Fernsprechleitungen der 'Rqichspost vorhanden sind. Dm
Streitgegenstand beträgt etwa 40 000 Mk. Das Urteil os
umso schweriviegender, als eine ganze Reihe von Städten am
den Ausgang des Prozesses gewartet haben, uni gleiche Fo^
derungen wie die Stadt Mannheim gegen die Postverwaltuug
geltend zu machen. Der Postverwaltung wird dadurch eim
sofortige Ausgabe von mehveren Hunderttausend Mark eut^
stehen. Außerdem ist die vielumstrittene Frage entschieden,
wonach die Postverwaltung rhre Leitnngen auf eigene Kosten M
schntzen hat, falls der Wegennterhaltungspflichtige — dre
Stadt — eine Straßenbahn usw. änlegt. -
Karlsrnhe, 17. März. (Vom Hafen.) Jm Jahre Idvo
hat der Umschlag im Karlsruher Hafen den des Straßburgei
Hafens beinahe eingeholt. Er betrng hrer 545 000 Tonricw
dort 574 000 Tonnen, also nur 29 000 Tonnen mehr.
sprünglich als Jndnstriehafen gedacht, hat sich der Karlsrnhe-
Platz mehr und mehr zu einem U m s ch'l a g s h a f en^eirt^
wickelt. Dies beweist, wie unbillig es war, daß die Stam
Karlsruhe dön Hafen aus eigene Kosten bauen mnßte, währem
der Staat (von Mannheim nicht zu reden!) in Kehl 8 Med'
Mark in einen Hafen verbautc, der dem Besucher den Eindrrw
von Oede und Leeve macht, was sich bei der Nachbarschaft des
rührigen großen Platzes Straßburgs begreift, ohne daß in<m
dcn Kchler Geschäften eine Schuld beimessen könnte. Karl-'(
ruhe wurde fast immer cmf den Weg der Sclbsthilfe verwiesev'
so geschah es in den 60er Jahren mit der Bähn nach Maxa»,
dann in den 90er mit dcnr Rheinstichkanal nach Karlsruhe-
Die Stadt ist bis jctzt dabei nicht schlecht gefahren, äber das
Gefühl, daß ihre Jnteressen allezeit von oben gebührend g"
fördert wurden, hat sich nicht eNrwickeln können.
Karlsruhc, 16. März. (Umzug.) Die in den 40e
Jahren von Emil 'Kehlcr hier gegründete Maschinen-
fabrik wnrde, als Kehler nach Ettlingen zog, von einer Ui-
tiengcsellschaft üüernommen. Früher anf 'Gemarkung Beiern
heim gelegen, gehört sie seit längerer Zeit zu Karlsrnhe E
ist allmählich von dcr Stadterweiterimg umringt ivorden. 7-1
nähe beim Rheinhafen erbaute neue Musterfabrik ist seit ciwge
Zeit fcrtig, nnd soeben sindet der Umzug mit den WerkzeNw
maschinen, Geräten usw. statt. Die alten Gebäude werde?
abgebrochen, womit teil-weise schon begonnen worden ist. Ei^
Teil des Geländes an der Gartenstraße ist von der Siadt ge^
kauft und wird ein Schulgebäude (Mittelschule) aufnehme'''
Der größcre Teil ist durch Kauf an Konsul S ch m i e d e '
übcrgegangen, der seine anstoßende Waggonfaürik etngevf^
und läßt auf dem vereinigten Geländc beider Fäbriken Woh''
quartterc mit gemeinsamer Hciznng iqw. errichten will.
— Aus dem Murgtal, 16. März. (Die Hoffnunv
a uf e i n g u t e s O b st j a h r l e b t) in unserem Volkc dio>e
Fahr mchr' als in den drei Vorjahren. Jn den beiden vorye "
gchenden Jahren waren um diese Zeit blühende Bäume kei
Seltenheit; heute ist noch alles tot. Selbst dre sonft so jchpx-
Stachelbeeren zeigen bis heitte nur wenig „Grünes", vyrig
Jahr standen sie in voller Blüte. Wird bie Blütezeit so imM
weiter hinausgerückt, was bei den schr kühlcn Nächten ja zn er
warten ist, so dürfte die Baumblüte übcr die Zeit der stu^ch
Nachtfröste hinüberkommcn imd gut und gesund abblühen.
Ansatz wäre dann auch gut nnd im Hevbste könnte ymn Ijpi
wieder an vollhangenden Bänmcn ersrenen. Anch die
fässer bekämen wieder Jnhalt und die vielen Ansgaben 1
Bier und andere Getränke, ohne welche unsere heutige Acner ^
tion nicht mchr zu existteren zu können glaubt, würden
deutend reduziert wcrden. Ein großer Fehler wird vom
immer dadnrch begangen, daß zn wcnig auf die Auswab-l
Sorten gesehen wird. Würden die Sorten geprüst, ob sur
Gegend passend, so wären nnzweifelhaft so gänzlich m v
ratcne Erntcn wie voriges Aahr nicht zu crwarten. - »r
Donaueschingen, 16.-. Märzp HEstin langwierig
E n tc i gn n n g sp r 0 z e!ß) zwischen dem Eisenbao ^
fiskus und dem Baimnternehmer Mall hier ist nnn
läufig durch Urteil des Oberlandesgcrichts in Karlsruhe 3 „
Abschluß gekommcn. Es handelte sich um ein Grimdstuck
Hervn Mall am Bahnhof (6120 Ar groß) von dem im
1901 ein Teil (55 Ar) Mr Erweiterqnä, dcs BahnkörperS u ^
braucht wnrde. Herr Mall betrieb auf diesem Grnndstüq
Zementwarenfabrikation, die dazu erforderlichen iNebäulicv ^
ten bestandcn in -einer mis Fachwerk gebauten Werkstättc
einiqer Lagerschuppen. Der Eisenbahnfiskus bot Hcrrn ^
25 000 Mk. Entschädigung und als 'Ersatz für das verwr ^
Grnndeigcnttim cin daneben längs der Bahn liegendes
Herr Mall verlangte aber 200 000 Mk. Enffchädigung. ^
Enteignimgsverfahrcn vor dem Großh. Landes'kommissär mu^ö'
von dcr ?ibschätzüngskommission dic Entschädigung auf
Mark geschätzt. Mall war mit dieser Schätzung äber uE
frieden, und brachte bie Sache auf dem qerichtlichen Weg^Z^-
dlnstrag. Der Prozeß durchlief alle Instanzen bis znm -ch
landesgericht. Dieses sprach Herrn Mall nnn 70 000 >
als Entschädigung zu.
Theater- und Kunstnachrichten.
Heidelberg, 18. März.
(S t a d t t h c a t e r.)
neueinstudierte Operettenvorstellung dieser Saison Ustrd ß-
tag am Stadtthcatcr „Das vcrwunschcne S
Vvn Millöcker gegeben — von Kenncrn als die feinste ustj^pt-
lischc Arbeit dcs bcrühmtcn Komponisten gcschäht. Dic
parttcn des auch textlich gclnngencn lustigen Wcrkcs w« ^
von ,den Damcn Bonne, Koppenhöfer, Kornar, Pilna^ unu
Hcrrcn Brenner, Hcy, Steinmann, Stauffert, Stcffcu---
bcrs und Schütt 'durchgcführt. An Stelle des erkrankten