tvünscht AufheLunz der veralteten Bcstimmungen über den
Leinpsad Schaffhausen-Stein, wodurch die Gemeinde Gailingen
an -der Errichtung eines Rheinbaos gehindert werde. Auf der
Stratze Konstanz-Mainau sollte ein Fußgängersteig sür die
ganze Strecke arrgelegt tverden. Bezüglich der Petitionen steht
Redner auf dem Standpunkt Wilckens. Die ztveite, Neckar-
brücke in Mannheim ist Iwar keine Landstratze, doch kann sehr
wohl eine rechtliche Verpflichtung des Staates zu einem Beitrag
konstruiert werden, sobald die, Friedrichsbrücke nicht mehr aus-
reicht. Dieser Zeitpunkt ist nach der vollen Ueberzeugung des
Manichcimcr Stadtrats bereits gekommen. Außendem hat der
Staat auch ein Jnteresse an der stärkeren Belebung des Jndu-
striehafens.
Abg. Venedey (Dem.) unterstützt den Wunsch des Vor-
redners betr. die Erstellung eines 'Gehweges von Konstanz nach
Mainau. Es ist gewissermaßen Ehrenfache des Staates, den
Verkehr nach einem der schönsten Punkte des Landes zu er-
leichtern. Redner besürwortet die eingelaufenen Petitionen
und die gänzliche Abschaffung des Arrestes als Ordnungsstrafe
und der Conduitenliflen.
ALg. Kramer (Soz.) befürwortet die Erbauung einer
Neckarbrücke zwischen Seckenheim und Jlvesheim.
Abg. Köhler (Ztr.) tritt für die Ersetzung des Por-
phyrs durch Kalkftein im Bezirk Tauberbischofsheim und für
die Abschaffung des Arrestes als Ordnungsstrafe ein.
Abg. Hautz (natl.) ersucht die Regierung, die Anschaffung
mehrerer Rheinbagger für die Strecke Kehl-Karlsruhe in Er-
wägung zu ziehen.
Minister Schenkel legt die Gründe dar, die zur Ueber-
nahme der Flußbaubeiträge auf die Staatskasse führten. Einen
Teil der Beiträge sür die Jnftandhaltung der Binnenslüsse
müssen die Gemeinden leisten. Vor einer anderweitigen Ver-
teilung mützten zuerst die Ertragssteuern reformiert werden.
Ter Oberrheinkanal kann nur durch eincn Privatunternehmer
erstellt werdcn; cs ist ganz ausgeschlossen, daß der Staat ein
solch kostspieliges, unrentables Projekt anf eigenes Risiko aus-
sührt. (Unrühe.) Mit Baggern ist Lie Verwaltung hinläng-
lich ausgerüstet; wenn weiterc nottvendig werden sollten, wird
die Regierung eine entsprechende Anforderung stellen. Von
den Beschwerden der Gemeinde Gailingen über den Leinpfad
am Rhein ist der Negierung nichts bekannt; sie wird der An-
gelegenheit näher tretcn. Ueber die Versickerung des Donau-
wassers schweben zur Zeit Berhandlungen. Die Erhebnngen
sind noch nicht abgeschlossen. Grundsätzlich hat man sich dahin
gecinigt, daß eine Verschlechterung des jetzigen Zustandes nicht
eintreten darf; andererseits aber dürfen auch keine Berbesse-
rungdn zu Gunsten der Aach vorgenommen werden. Weitere
Mittel sür irgend w>elche Zwecke, namentlich sür Brücken, kön-
nen anf dem gegenwärtigen Lanotag nicht mehr bereitgestellt
werden.
Ministerialdirektor Heil betont, daß auch Kalksteine zur
Beschotterung verwendet werden, Die Vervollständigung der
Fußweganlage Konstanz-Mainau erscheint wünschenswert; im
nächsten Extraordinarium wivd wohl eine Anforderung gxstellt
werden, sofern die beteiligten Gemeinden zu einem Beitvag
bcreit sino. Dic Revision der Breisacher Brückenordnung, die
nur im Einvernchmen mit den reichsländischen Behörden er-
folgen kann, wird in wohlwollende Erwägung gezogen. Be-
züglich der Petitionen bemerkt Redner, daß das sogen. ge-
mischte Gehaltssystem mit Mißständen verbunden ist, deren Be-
seitigung wünschenswert wäre. Die Landstraßenwärter sind
von Büdgetperiode zu Budgetperiode besser gestellt wrden; ihre
Einkommensverhältnisse sind jedenfalls besser, als die anderer
Berufsstände in ähnlicher Stellung. Zu einer Beschwerde ge-
gen die Verhängung von Arrcststrasen hatten d-ie Strahen-
meister keine Veranlassung, da bisher nur einmal einer Stu-
Lenarrest bekam. So lange die gesetzliche Bestimmung nicht
abgeschafst ist, muß die Regierung im Wege der Vollzugsver-
ordnung Lie Beamtenkatcgoricn bezeichnen, gegen welche Arrest
als Oronungsstrafe verhängt werden kann. Eine staatliche
Verwaltung ist ohne Führung von Conduitenlisten rein nn-
möglich. Lehtere sind nicht mit sogen. „schtvarzen Listen" zu
verwechseln.
Abg. Geppert (Ztr.) ist erfreut, daß die Verhandlungen
über die Renchkorrektion wiedcr aufgenommen wurden.
Abg. Venedey (Dem.) meint, es sei nichk nötig, Lie
Erstellung des Fußwezes nach der Mainau bis zum nächsten
Budget zu verschieben. Die kleine Ausgabe könne der Staat
wohl auf sich nehmen, ohne daß die Gemeinden zu Beiträgen
herangezogen werden.
Abg. Heimburger (Dem.) weist auf den schlechten
Zustand der Straße Labr-Dinglingen hin und- bittet um Ab-
hilfe.
Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Weiß (natl.) erklärt
Minister Schenkel, daß im Wiesental Untersuchungen
wegen Ausführung einiger Talsperren angestellt wurden. Das
Ergebnis werde in einer Denkschrift s. Zt. veröffentlicht wer-
den. Dabei werde auch die Frage bcrührt, ob sventuell das
Neckargcbiet einbezogen werden soll.
Sämtliche Positionen tverden genehmigt.
Berichterstatter Hergt (Ztr.) hält nun tviederum einen
monotonen, unendlich langtveiligen Vortvag über die vorlie-
genden Petitionen und rekapituliert wortwörüich den gedruck-
ten Kommissionsbericht.
Zu diesem Punkt sprechen noch Birkenmayer (Ztr.)
und Frühaus (freis.).
Die Kommissionsanträge werden hierauf unter AbUchnung
des Amendements Klein (empfehlende Ueberweisung) mit
dem Amendement Wilckens (Uebertveisung zur Kenntnis-
nahme) angenonrmen.
'Schluß der Sitzung 2 Uhr. Nächste Sitzung: Samstag
9 Uhr. Tazesordnung: Antrag Eichhorn u. Gen. betr. Er-
richtung von Arbeitskammern und Petitionen.
Karlsruhe, 24. März. Die Budgetkommission
der Zweiten Kammer beantragt, den Etat der Steuer-
und Zollberwaltung (Berichterstatter Frühauf) unver-
ändert zu genehmigen.
Aus der KarLsruher Zeitung.
— Seine 5i'önigliche Hoheit der Großherzog haben
dcm Erzbischöflichen Geistlichen Rat Monsignore Dr. Lorenz
Werthmann in Freiburg die Erlaübnis zur Annahme
und zum Tragen des ihm von dem Papste verliehenen Ehren-
kreuzes „Pro Ecclesia et Pontifice" erteilt.
Karlsrnhe, 24. März. Der Großherzog emp-
fing heute Vormittag den Prcilsidenten Dr. Mcolai zu län-
gerem Vortrag. Zur Frühstückstafel der Großherzogl.
Herrschaften erschienen die Prinzessin Wilhelm, der Prinz
und die Prinzessin Max. Jm Laufe des Nachmittags
'hörte der Großherzog einen weiteren Vortrag des Prä-
sidenten Dr. Nicolai. Darauf folgten die Vorträge des
Geheimerats Dr. Freiherrn von Babo und des Legations-
rats Dr. Seyb. Die Großherzogin wird morgen Vor-
mittag der Konfirmation der Kadetten im Kadettenhans
anwohnen.
Ausland.
Oesterreich-Uugaru.
Wien, 24. März. Während eines Manövermar-
sches im letzten Sommer in Bosnien ereigneten sich zahl-
reiche, zum Teil tötliche Unglücksfälle durch Hitzschläge.
Bei dem P r o z e s s e, der gegen die verantwortlichen
Personen geführt worden ist, wurde gestern das Urteil
verkündet. Qberst v. Grünzweig wurde zu 5 Mo-
uaten, Oberst v. Förökzu 2 Monaten strengen Arrests
verurteilt, wegen Außerachtlasfung Von Dimstvorschristen
begangen dnrch Hintansetzung der den Vorgesetzten ob-
liegenden Sorgen für die Krhaltung und Schonung der
untergebenen Mannschaft. Gegm den Major Jaschi
wurde das Verfahren eingestellt; er soll im Disziplinar-
wege bestraft wevden. Die übrigen Angeklagten wurden
freigesprochen.
Junflliberale Versammlung.
Heidelberg, den 26. März.
Die gestrige jungliberale Verswmmilung in der „Rose" im
Stadtteil Neucnheim war zcchlreich besucht und nahm einen
anregenden Verlauf.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vorstand,
Prof. Mctzger, des bevorstehenden Geburtstages Bis-
marcks und führte in herzlichen, eindringenden Worten die
Gestalt und oie Arbeit des unverzeßlichen großen Kanzlers den
Zühörern vors Auge.
Dann wurde einstimmig beschlossen, sich der Rcsolution des
Karlsruher jungliberalen Vereins in Bezug aus die Aushebung
des Z 2 des Jesuitengesetzes anzuschließen.
Hierauf hielt Finanzassessor Hauser den angekündigten
Vortrag über: „D a s badische S te ue r s y ste m".
Jn der Einleitung kam der Vortragende zunächst auf 'die
verschiedenen Arten der Deckung des staatlichen Finanzbedarfs
zu sprechen, tvobei eine ordentliche und eine außerordentliche
Deckung unterschieden tvurde: die erstere dnrch die privatrecht-
lichen Einncrhmien des Staates, auch Erwerbseinkünfte genanüt,
und durch die öffentlichen rechtlichen Ein-nahmen oder Ab-
gaLcn, die außerordentliche Deckung durch üie Aufnahme von
Anlehen. Nach einer Erklärung des Begriffs „Steuersystem"
ging 'oer Redner «uf die in Theorie uüd Praxis wichtigste Un-
terscheidung der Steuern nach direkten und indirekten über,
gab eine kurze Darstcllung der wichtigsten Unterscheidungs-
nierkm-ale dieser beiden Hauptgruppen und der ihnen in der
Praxis zugeteilten einzelnen Steuern.
Redner kam 'vann auf den eigentlichen Gegenstand seines
Vortrags, das badische Steuersystem, das zur Zeit ein aus
direkten, nämlich der allgemeinen Einkommenstener nnd den
Ertragssteuern, und inidirekten Steucrn, nämlich Len inneren
Verbrauchsstcuern, den Verkehrssteuern, den Justiz- und Poli-
zeigefällen nebst Hundesteuer, gemischtes Steuersystcm dar-
stellt, und erläuterte des Weiteren die einzelnen in idem
System zu einem Ganzen verbundenen Steuern.
Den Schwerpunkt in der nun folgenden Darstellung le-zte
'der Vortragende, nach-dem er in großen Zügen die geschichtliche
Entwicklung der badischen Steuergesetzgebung seit Lem Bestehen
des Großherzogtums mit ihren Reforrübestrebungen insbeson-
dere aus dem GeLiete der direkten Steuern, geschildert hatte,
auf die Kritik des bestehenden 'Steuersystems, 'wobei er zeigte,
wie auch die badische Gesetzgebung uüd Finanzleitüng von An:-
fang an bemüh-t gewesen ist, das Shstem den als allgemein gil-
tig erkanntcn An-forderungen finanz- und sozialpolitischer Art
entsprechend auszubauen und wie man dabel mit -dem unge-
rechteren System reiner Ertragssteuern immcr mehr gcbrochen
und immer mehr in die Bahnen der gerechten Personal- oder
Einkommensbesteuerung eingelenkt ist.
Redner ging sodann über auf das Verhältnis und die
finanzielle Bedeutung der direkten uüd indirekten Steuern in
unserem Steuersystem, zeigte, wie die letzteren immer mehr
in den Vordergrund getreten sind, uüd bcgründete ihre wissen-
schaftlich und praktisch soviel angefochtene Notwendizkeit, na-
mentlich bei uns in Baden, wo der Druck der birekten Steuern
ohnehin schon ein sehr hoher und die Anziehung der Steuer-
schranLe in dieser Richtung wegen des bei uns auf diesem Ge-
biete speziell hervortretenden Znsammenhanges zwischen» staat-
licher und komin-u-naler Besteuerung 'besonvers beden-klich ist.
Jn der nunmehr folgenden Besprcchung der zur Zeit noch
in Schtvebe befindlichen Reform unserer direkten Steuern kam
Redner auf die dcr noch bestehenden Ertvagssteuer anhaftenden
Mängel zu sprechen, deren Revision-sbe-dürfti-gkeit mtt der fort-
sch-reiten'den wirtschaftlichen Entwicklung sich immer stärker
geltenid niachte, Unter Hinweis auf die in dieser iBeziehung in
anderen Bundesstaaten, namentlich in Preutzen und Hessen,
bereits durchgeführten Reformen, wurde der Grundgedanke
unserer Reform: Die Ueberleitung unseres Ertragssteuer-
fystems in ein Systcm von Bermögcnssteuern als der gerech-
teren, den allgenieinen FortErun-gen am besten entsprechenden
Besteuerung -dargelegt und cine kurze Schildcrung der bis jetzt
erfolgten legislativen und administrativen Mahnahmen, der
Aufnahme dcs Reformprojektes in der Volksbertretnng und
des augenblicklichen Standes des Reformwerkes gegeben.
Mit eincm warnien Nachruf an den hervorragen-den Schöp-
fer und Leiter der ganzen -Reformbetvegung, den so tragischer
Weise mitten aus der Vollivaft seines Schasfens herausgerisse-
nen Staatsmann und Finanzleiter BuchenLerger und dem zn-
versichtlichen Appell an dessen Nachfolger, daß er das begonnene
Reformwerk zum segensreichen Enüe führen möge, schloß der
Redner seine Ausführungen, ^
Bester Dank wurde dem Redner für seine velehrenden Dar-
le-gungen znteil. Wie se-hr dieselben intereffierten, das zeig-te
die starke Benützung dcs Fragekastens. Die Beantivortung der
zahlreich auszeworfenen Fragen rief eine lebhafte und an-
regende Besprechung hervor.
Mit dem Ausdruck des Dankes für den Zahlreichen Besuch
und die lebhafte Ant-eilnahme 8n den V-erhandlungen schloß Ler
Vorsitzcnde die Versannnlung.
Aus Stadt und Land.
Heidelbcrg, 25 März.
ff- Von der Univcrsität. Außerordentlicher Prosessor Dr.
Carl Neumann an der Universität Göttingen, ein geLorener
Manüheimer, von 1893—1902 Privatdozen-t und Extraordina-
rius für Geschichte un-d Kunstgeschichte an der Ruperto Carola,
erhielt cinen Ruf an die Universität Breslau. Sein letztes
Buch, das große Werk über „Rembrandt", hat den größten
Erfolg in der kunstgeschichtlichen Literatur der letzten Jahre er-
zielt,
X Bunter Abend. Auf den Bunten Abend, den morgen Mit-
glieder unseres Stadttheaters im großen Saale der Stadthalle
vxvanstülten, möchten 'wir an diescr Stelle noch besoüders hin-
weisen. Die beliebtesten Kräfte unserer Bühne haben sich zu
dieser eigenartigen Vorstellung zusamimengetan, die zugleich
einen Abschieb bedeutet, denn die Saison neigt sich ihreni Ende
zu und in wenigen Tagen tverden sich die Künstlerinnen und
K'ünstler, denen wir so manche unterhaltende Stunde verdan-
ken, nach allen Himmelsrichtungen zerstreuen. Das Jntercsse
an dem Abend ist, wie wir -hören, ein sehr l-ebhaftes, der Vor-
verkanf der Mllette geht sehr flott. Wer sicher sein will, einen
Platz zu erhalten, der säume nicht, sich mit einer EintrittÄa
zu versehen. Aus dem Program-m sei hevvorgehoben, daß E '
Sedmak 'Gesänge von Hugo Wols, Herr v. Keller mehrere q- '
der und Dichtungen von Rossgger zum Vortvag bringen ws '
Das Ehemann-Duett singen Frl. Koppenhofer und Hrrr Hsl''
das Haselnuß-Dnett Frl. Kornar und Herr v. Keller. Auch o
Solovorträge der Damen Keller, Kornar und Koppenhüser nn
der Herren Hey, Plcmk und Stauffert seien 'hervvrgehdve '
Die Bcgleitung der gesamten Vorträge liegt in den H(inde
des Hrn. K-apellmeisters de Clark. Die Hofmusikalienhandmnv
E. Pfeiffer bittet, die vorausbestellten Karten bis spätester
heute ALcnd abzuholen. ,
X Stadttheater. Frl. Robertine, die prima Ballerina
Mannheinier Hoftheaters, und Frl. J-arosch füllten geswr
Abend die Pause ztvischen Cavalleria rusticana uüd der ^
Galathe in fehr angenehmer Weise durch hübsche Tanznum-
mern -aus. Anch am Schluffe dcr schünen Galathe brilliert^
die beiden -Künstlerinnen mit einenr veizend getanzten Csardn^
Frl. Robertine hat sich durch diesen Abend die Gunst
Heidelberger Publikums aufs neue erobert, das im-iner danw«
sein wird, wenn ihm derartize AL>tvechsIungen geboten
-p Vortrng im Lehrerinnenvcrein. Ein Bericht über de
Vortrag des Herrn Rechtspraktikanten E. Leonhard: Ellen Key
(ein Beitrag zur Kinder- und Frauensrage und znm SoziaU-"
mus) wird morgen erscheinen.
Postalisches. Vom 1. April ab sind PostantveisnriHr
nach Oesterreich-Ungarn (einschließlich BoSnien-HerMoviN
und Sandschak Novibazar) von den Absendern nicht mehr
der Markwährung, sondern in ö st e r r e i ch i s ch - u n g a r w
scher Währung (Kronen und Heller) a u S z u st e l l en-
Der Einzahlurigskurs ist bis auf weiteres 100 Kronen — "
Mark 7 Psg.
Die Bahnsteigsperre wird am 15. Mai im ganzen badrscy«'
Oberlande zur Einführung kommen. .
-s- Malerstreik. Jn einer gestern Slbend in der Brauere
Krauß abgehaltenen Versammluntg beschlosscn die
gehilfen, da die Meister, mit Ausnahme eines einzigen, aus ih^
Forderungen nicht eingegangen sind, heute in dcn Ausstaü
zu treten, Die Gehilfen verlangen 40 Pfg. StundenlohM
lOstündige ArLeitszeit und Isststündige Mittagspause. Bor-
aussichtlich kom-mt eZ bald zu einer Verständigung.
ch Dossenheim, 24. März. (Verhaftet.) Die
delberger Gendarmerie verhaftete gestern einen jungen Mevj
schen, der sich der Militärpflicht dnrch Auswanderung naw
Amerika entzogen hatte. Von Amerika zurückgekehrt, trieb e
sich unter verschie'denen Namen im Lande herum. Von dc^
Stxmtsanwaltschaft Baden-Baden wnrde er steckbrieflick ver^
jolgt. «
Mannheim, 24. März. (Zndem schweren Ungl u a
in Rhcinau) ist nachzutragen, daß alle drei Kinder ihrei
Verletzungen erlegen sind.
Karlsruhe, 24. März. (D i e Umlagen) sind in dc>
Stäoteordnungsstädten wie fol-gt festgesetzt: Offenburg 70 Pw-'
Konstanz 69 Pfg., Lahr 60 Pf-z., Mannheim 67 Pfg., Bader«
53 Pfg., Bruchsal 51 Psg., Heidelberg 60 Psg., Karlseuh
48 Pfg., Pforzheim 47 Pfg., Freiburg 40 Pfg.
Karlsruhe, 24. März. (P e r s o n a l i e n.) Die ang^k
kündigten Ernennungen im Justizdienst sind erfolgt, wenn «uM
noch nicht amtlich veröffentlicht. Präsident Uibcl kommt n-aw
Freiburg, Direktor Zehnter wivd Präsident in- Offenburg,
rektor West Präsident in Mosbach, Direktor v. Stockhorne
in Mosbach kommt nach Heidelberg, Landzerichtsrat Ganter
in Freiburg wird Direktor in Mosbach, OberlandesgerichtstU
v. Waldeck wird Direktor in Mannheim. -— Gymnasiuins^
direktor Neff in Donaueschingen kom-mt nach Raftatt, der dor^
tige Gymnasinmsdirektor nach Freiburg.
Karlsruhe, 24. März. (Baumaterialienhänd^
l-e r.) Heute wurde hier ein Verband bad. Baumatcriali^si^
händler gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Kiefer-Karlsruw'
als weitcre Borstandsmitglieder Göss-el unL Wolf-Karlsruhfi
Binndo-Mannheim, Nuhinger-Heidelberg und Dietrich-KoN'
stanz gewählt.
Heidelbevsier Vereinsansielegenheiten.
V Thcosophische Gesellschaft. Jm Lokale des Kaufm.
eins findet Samstag Abend halb 9 Uhr ein Vortrag kuu
Theosophischen Gesellschast übcr „Die theoretische Grun'dlaw
der Astrologie" statt.
Theater- und Kunstnachrichten.
— Heideiberg, 25. März. (S t a d t th e a te r.)
letzte Opernvorstellung gelangt Sonntag im Stcrdttheater „Hosft
manns Erzählnngen" von Jacq. Osfenbvch zur AufführuM
und verabschieden sich am selben Abend die Damen Koppenhöfer-
Kornar, Caro, Sedmak un-d die Herren Hey, v. Keller,
und Plank von unserem Publikum.
Verlosungen.
Freibnrg, 24. März. Münsterbaulotterie. Es ftelen
500 Mk. auf: 249 321, 212 346, 36 554, 33 500, 52 629'
39 811, 246 219, 6239. 1000 Mk.: 179 492. 5000 M"
210 922. 10 000 Mk.: 12 685. 40 000 Mk.: 116 605.
Handel und Verkehr.
Mannheim, 24. März. Oberrhelnische Bank, —
93.00 G.NHein.Kreditbank 138.40 B.. 138.30 G Rhcin. Hhpotbekew
Bank —.—B.. 188 90 G. Braueret Kleinlein, Heldelberg—.^5,''
—.— G-, Schroedl'sche Brauerei Heidelberq —.— B. —- -
Portland-Zementwerk Heidelberg —B-, 118.— G.
Mannheim 24. März. (Prodnktenb örse.) Per 100
Weizen bierländ. 18.— bis —.—, rheinii'chw 18.— bis —
Azima 18 25 bis 18 50, Theodosia 19.— bis 19.50, Saxonska —-
bis — — Ulka 17.75 bis 18.25, Taganrog 18.- bis 18.50. rn-
mänisch. 18.— bis 18.75, amer. Winter II —.— bis —.—, Walla'
Walla —.— bis —.—. Kansas II nen —.— bis —.— La Pw -
18.50 bis 18.75, Bahia blanka —.— bis —. Semcnce Mn .
—bis —, Kerncn 18.— bis —, Roggen
neuer 14.50 bis —, nordd. —bis —.—, rnssischer H-/L
bis Gerste hies. Gegend 13.75 bis 14 50 Psälz. 14.—
15.—, Ungarische —b!s —.—. Futtergerst 11.75 bis —- '
Hafer Bad. 13.— bis 14.—, wiirtt. Alp. —bis —, Nor
deutsch —. - bis —.—. Hafer rnss. nener 14.25 bis 15.50, Ma
Amerik. mixed. 12.25 bis —.—, La Plata 12.25 bis —.—, DoN"
—bis —, Kohtrep 8 Dentscher 23.25 bis —, nNgaj'
—.— bis—.—, W i ck e n 14.75 bis—.—, Kleesamen deuttw,.
120.—bis 125.—, Amerikaner 105— bis 110.—, Lucerne 111 ^
120.—. Provence 115.— bis 125.—, Esparsette 31.— bis o'--,
Amerik. —.— bts —.—, Leinöl mit Faß 40.— bis
Waggon 39.— bis —, Rüböl mit Faß 52.00 bts
Waggon 51.00 bis —.—, Petroleum Amerik. 23.75 bis
In Fässern 23.10 bis ——. bei Waggon 19.40 bis rw'
Nobel —.— bis —, in Fäffern —bis —.—, bet WagSfi.
—.-, gew. russ. 16.90 bis —, in Fäfferu 20.70 bis-",„
bei Waggon 21.70 bis —, russ. Meteoc 17.80 bis —
Füffern 21.60 bis —bet Waggon 22.80 bi«
Rohsprit 64.50 bis —. 90er Rohsprtt 48.50 bis
prit versteuert 132.50. ,
Weizenm. 00 0 _1_2_3_4 Roggemn. 00
28.25 26.25 24.25 23.25 22.25 20.25 22.75
Ten denz: Weizen ruhiger. Uebriges ziemlich unverändert.
Leinpsad Schaffhausen-Stein, wodurch die Gemeinde Gailingen
an -der Errichtung eines Rheinbaos gehindert werde. Auf der
Stratze Konstanz-Mainau sollte ein Fußgängersteig sür die
ganze Strecke arrgelegt tverden. Bezüglich der Petitionen steht
Redner auf dem Standpunkt Wilckens. Die ztveite, Neckar-
brücke in Mannheim ist Iwar keine Landstratze, doch kann sehr
wohl eine rechtliche Verpflichtung des Staates zu einem Beitrag
konstruiert werden, sobald die, Friedrichsbrücke nicht mehr aus-
reicht. Dieser Zeitpunkt ist nach der vollen Ueberzeugung des
Manichcimcr Stadtrats bereits gekommen. Außendem hat der
Staat auch ein Jnteresse an der stärkeren Belebung des Jndu-
striehafens.
Abg. Venedey (Dem.) unterstützt den Wunsch des Vor-
redners betr. die Erstellung eines 'Gehweges von Konstanz nach
Mainau. Es ist gewissermaßen Ehrenfache des Staates, den
Verkehr nach einem der schönsten Punkte des Landes zu er-
leichtern. Redner besürwortet die eingelaufenen Petitionen
und die gänzliche Abschaffung des Arrestes als Ordnungsstrafe
und der Conduitenliflen.
ALg. Kramer (Soz.) befürwortet die Erbauung einer
Neckarbrücke zwischen Seckenheim und Jlvesheim.
Abg. Köhler (Ztr.) tritt für die Ersetzung des Por-
phyrs durch Kalkftein im Bezirk Tauberbischofsheim und für
die Abschaffung des Arrestes als Ordnungsstrafe ein.
Abg. Hautz (natl.) ersucht die Regierung, die Anschaffung
mehrerer Rheinbagger für die Strecke Kehl-Karlsruhe in Er-
wägung zu ziehen.
Minister Schenkel legt die Gründe dar, die zur Ueber-
nahme der Flußbaubeiträge auf die Staatskasse führten. Einen
Teil der Beiträge sür die Jnftandhaltung der Binnenslüsse
müssen die Gemeinden leisten. Vor einer anderweitigen Ver-
teilung mützten zuerst die Ertragssteuern reformiert werden.
Ter Oberrheinkanal kann nur durch eincn Privatunternehmer
erstellt werdcn; cs ist ganz ausgeschlossen, daß der Staat ein
solch kostspieliges, unrentables Projekt anf eigenes Risiko aus-
sührt. (Unrühe.) Mit Baggern ist Lie Verwaltung hinläng-
lich ausgerüstet; wenn weiterc nottvendig werden sollten, wird
die Regierung eine entsprechende Anforderung stellen. Von
den Beschwerden der Gemeinde Gailingen über den Leinpfad
am Rhein ist der Negierung nichts bekannt; sie wird der An-
gelegenheit näher tretcn. Ueber die Versickerung des Donau-
wassers schweben zur Zeit Berhandlungen. Die Erhebnngen
sind noch nicht abgeschlossen. Grundsätzlich hat man sich dahin
gecinigt, daß eine Verschlechterung des jetzigen Zustandes nicht
eintreten darf; andererseits aber dürfen auch keine Berbesse-
rungdn zu Gunsten der Aach vorgenommen werden. Weitere
Mittel sür irgend w>elche Zwecke, namentlich sür Brücken, kön-
nen anf dem gegenwärtigen Lanotag nicht mehr bereitgestellt
werden.
Ministerialdirektor Heil betont, daß auch Kalksteine zur
Beschotterung verwendet werden, Die Vervollständigung der
Fußweganlage Konstanz-Mainau erscheint wünschenswert; im
nächsten Extraordinarium wivd wohl eine Anforderung gxstellt
werden, sofern die beteiligten Gemeinden zu einem Beitvag
bcreit sino. Dic Revision der Breisacher Brückenordnung, die
nur im Einvernchmen mit den reichsländischen Behörden er-
folgen kann, wird in wohlwollende Erwägung gezogen. Be-
züglich der Petitionen bemerkt Redner, daß das sogen. ge-
mischte Gehaltssystem mit Mißständen verbunden ist, deren Be-
seitigung wünschenswert wäre. Die Landstraßenwärter sind
von Büdgetperiode zu Budgetperiode besser gestellt wrden; ihre
Einkommensverhältnisse sind jedenfalls besser, als die anderer
Berufsstände in ähnlicher Stellung. Zu einer Beschwerde ge-
gen die Verhängung von Arrcststrasen hatten d-ie Strahen-
meister keine Veranlassung, da bisher nur einmal einer Stu-
Lenarrest bekam. So lange die gesetzliche Bestimmung nicht
abgeschafst ist, muß die Regierung im Wege der Vollzugsver-
ordnung Lie Beamtenkatcgoricn bezeichnen, gegen welche Arrest
als Oronungsstrafe verhängt werden kann. Eine staatliche
Verwaltung ist ohne Führung von Conduitenlisten rein nn-
möglich. Lehtere sind nicht mit sogen. „schtvarzen Listen" zu
verwechseln.
Abg. Geppert (Ztr.) ist erfreut, daß die Verhandlungen
über die Renchkorrektion wiedcr aufgenommen wurden.
Abg. Venedey (Dem.) meint, es sei nichk nötig, Lie
Erstellung des Fußwezes nach der Mainau bis zum nächsten
Budget zu verschieben. Die kleine Ausgabe könne der Staat
wohl auf sich nehmen, ohne daß die Gemeinden zu Beiträgen
herangezogen werden.
Abg. Heimburger (Dem.) weist auf den schlechten
Zustand der Straße Labr-Dinglingen hin und- bittet um Ab-
hilfe.
Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Weiß (natl.) erklärt
Minister Schenkel, daß im Wiesental Untersuchungen
wegen Ausführung einiger Talsperren angestellt wurden. Das
Ergebnis werde in einer Denkschrift s. Zt. veröffentlicht wer-
den. Dabei werde auch die Frage bcrührt, ob sventuell das
Neckargcbiet einbezogen werden soll.
Sämtliche Positionen tverden genehmigt.
Berichterstatter Hergt (Ztr.) hält nun tviederum einen
monotonen, unendlich langtveiligen Vortvag über die vorlie-
genden Petitionen und rekapituliert wortwörüich den gedruck-
ten Kommissionsbericht.
Zu diesem Punkt sprechen noch Birkenmayer (Ztr.)
und Frühaus (freis.).
Die Kommissionsanträge werden hierauf unter AbUchnung
des Amendements Klein (empfehlende Ueberweisung) mit
dem Amendement Wilckens (Uebertveisung zur Kenntnis-
nahme) angenonrmen.
'Schluß der Sitzung 2 Uhr. Nächste Sitzung: Samstag
9 Uhr. Tazesordnung: Antrag Eichhorn u. Gen. betr. Er-
richtung von Arbeitskammern und Petitionen.
Karlsruhe, 24. März. Die Budgetkommission
der Zweiten Kammer beantragt, den Etat der Steuer-
und Zollberwaltung (Berichterstatter Frühauf) unver-
ändert zu genehmigen.
Aus der KarLsruher Zeitung.
— Seine 5i'önigliche Hoheit der Großherzog haben
dcm Erzbischöflichen Geistlichen Rat Monsignore Dr. Lorenz
Werthmann in Freiburg die Erlaübnis zur Annahme
und zum Tragen des ihm von dem Papste verliehenen Ehren-
kreuzes „Pro Ecclesia et Pontifice" erteilt.
Karlsrnhe, 24. März. Der Großherzog emp-
fing heute Vormittag den Prcilsidenten Dr. Mcolai zu län-
gerem Vortrag. Zur Frühstückstafel der Großherzogl.
Herrschaften erschienen die Prinzessin Wilhelm, der Prinz
und die Prinzessin Max. Jm Laufe des Nachmittags
'hörte der Großherzog einen weiteren Vortrag des Prä-
sidenten Dr. Nicolai. Darauf folgten die Vorträge des
Geheimerats Dr. Freiherrn von Babo und des Legations-
rats Dr. Seyb. Die Großherzogin wird morgen Vor-
mittag der Konfirmation der Kadetten im Kadettenhans
anwohnen.
Ausland.
Oesterreich-Uugaru.
Wien, 24. März. Während eines Manövermar-
sches im letzten Sommer in Bosnien ereigneten sich zahl-
reiche, zum Teil tötliche Unglücksfälle durch Hitzschläge.
Bei dem P r o z e s s e, der gegen die verantwortlichen
Personen geführt worden ist, wurde gestern das Urteil
verkündet. Qberst v. Grünzweig wurde zu 5 Mo-
uaten, Oberst v. Förökzu 2 Monaten strengen Arrests
verurteilt, wegen Außerachtlasfung Von Dimstvorschristen
begangen dnrch Hintansetzung der den Vorgesetzten ob-
liegenden Sorgen für die Krhaltung und Schonung der
untergebenen Mannschaft. Gegm den Major Jaschi
wurde das Verfahren eingestellt; er soll im Disziplinar-
wege bestraft wevden. Die übrigen Angeklagten wurden
freigesprochen.
Junflliberale Versammlung.
Heidelberg, den 26. März.
Die gestrige jungliberale Verswmmilung in der „Rose" im
Stadtteil Neucnheim war zcchlreich besucht und nahm einen
anregenden Verlauf.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vorstand,
Prof. Mctzger, des bevorstehenden Geburtstages Bis-
marcks und führte in herzlichen, eindringenden Worten die
Gestalt und oie Arbeit des unverzeßlichen großen Kanzlers den
Zühörern vors Auge.
Dann wurde einstimmig beschlossen, sich der Rcsolution des
Karlsruher jungliberalen Vereins in Bezug aus die Aushebung
des Z 2 des Jesuitengesetzes anzuschließen.
Hierauf hielt Finanzassessor Hauser den angekündigten
Vortrag über: „D a s badische S te ue r s y ste m".
Jn der Einleitung kam der Vortragende zunächst auf 'die
verschiedenen Arten der Deckung des staatlichen Finanzbedarfs
zu sprechen, tvobei eine ordentliche und eine außerordentliche
Deckung unterschieden tvurde: die erstere dnrch die privatrecht-
lichen Einncrhmien des Staates, auch Erwerbseinkünfte genanüt,
und durch die öffentlichen rechtlichen Ein-nahmen oder Ab-
gaLcn, die außerordentliche Deckung durch üie Aufnahme von
Anlehen. Nach einer Erklärung des Begriffs „Steuersystem"
ging 'oer Redner «uf die in Theorie uüd Praxis wichtigste Un-
terscheidung der Steuern nach direkten und indirekten über,
gab eine kurze Darstcllung der wichtigsten Unterscheidungs-
nierkm-ale dieser beiden Hauptgruppen und der ihnen in der
Praxis zugeteilten einzelnen Steuern.
Redner kam 'vann auf den eigentlichen Gegenstand seines
Vortrags, das badische Steuersystem, das zur Zeit ein aus
direkten, nämlich der allgemeinen Einkommenstener nnd den
Ertragssteuern, und inidirekten Steucrn, nämlich Len inneren
Verbrauchsstcuern, den Verkehrssteuern, den Justiz- und Poli-
zeigefällen nebst Hundesteuer, gemischtes Steuersystcm dar-
stellt, und erläuterte des Weiteren die einzelnen in idem
System zu einem Ganzen verbundenen Steuern.
Den Schwerpunkt in der nun folgenden Darstellung le-zte
'der Vortragende, nach-dem er in großen Zügen die geschichtliche
Entwicklung der badischen Steuergesetzgebung seit Lem Bestehen
des Großherzogtums mit ihren Reforrübestrebungen insbeson-
dere aus dem GeLiete der direkten Steuern, geschildert hatte,
auf die Kritik des bestehenden 'Steuersystems, 'wobei er zeigte,
wie auch die badische Gesetzgebung uüd Finanzleitüng von An:-
fang an bemüh-t gewesen ist, das Shstem den als allgemein gil-
tig erkanntcn An-forderungen finanz- und sozialpolitischer Art
entsprechend auszubauen und wie man dabel mit -dem unge-
rechteren System reiner Ertragssteuern immcr mehr gcbrochen
und immer mehr in die Bahnen der gerechten Personal- oder
Einkommensbesteuerung eingelenkt ist.
Redner ging sodann über auf das Verhältnis und die
finanzielle Bedeutung der direkten uüd indirekten Steuern in
unserem Steuersystem, zeigte, wie die letzteren immer mehr
in den Vordergrund getreten sind, uüd bcgründete ihre wissen-
schaftlich und praktisch soviel angefochtene Notwendizkeit, na-
mentlich bei uns in Baden, wo der Druck der birekten Steuern
ohnehin schon ein sehr hoher und die Anziehung der Steuer-
schranLe in dieser Richtung wegen des bei uns auf diesem Ge-
biete speziell hervortretenden Znsammenhanges zwischen» staat-
licher und komin-u-naler Besteuerung 'besonvers beden-klich ist.
Jn der nunmehr folgenden Besprcchung der zur Zeit noch
in Schtvebe befindlichen Reform unserer direkten Steuern kam
Redner auf die dcr noch bestehenden Ertvagssteuer anhaftenden
Mängel zu sprechen, deren Revision-sbe-dürfti-gkeit mtt der fort-
sch-reiten'den wirtschaftlichen Entwicklung sich immer stärker
geltenid niachte, Unter Hinweis auf die in dieser iBeziehung in
anderen Bundesstaaten, namentlich in Preutzen und Hessen,
bereits durchgeführten Reformen, wurde der Grundgedanke
unserer Reform: Die Ueberleitung unseres Ertragssteuer-
fystems in ein Systcm von Bermögcnssteuern als der gerech-
teren, den allgenieinen FortErun-gen am besten entsprechenden
Besteuerung -dargelegt und cine kurze Schildcrung der bis jetzt
erfolgten legislativen und administrativen Mahnahmen, der
Aufnahme dcs Reformprojektes in der Volksbertretnng und
des augenblicklichen Standes des Reformwerkes gegeben.
Mit eincm warnien Nachruf an den hervorragen-den Schöp-
fer und Leiter der ganzen -Reformbetvegung, den so tragischer
Weise mitten aus der Vollivaft seines Schasfens herausgerisse-
nen Staatsmann und Finanzleiter BuchenLerger und dem zn-
versichtlichen Appell an dessen Nachfolger, daß er das begonnene
Reformwerk zum segensreichen Enüe führen möge, schloß der
Redner seine Ausführungen, ^
Bester Dank wurde dem Redner für seine velehrenden Dar-
le-gungen znteil. Wie se-hr dieselben intereffierten, das zeig-te
die starke Benützung dcs Fragekastens. Die Beantivortung der
zahlreich auszeworfenen Fragen rief eine lebhafte und an-
regende Besprechung hervor.
Mit dem Ausdruck des Dankes für den Zahlreichen Besuch
und die lebhafte Ant-eilnahme 8n den V-erhandlungen schloß Ler
Vorsitzcnde die Versannnlung.
Aus Stadt und Land.
Heidelbcrg, 25 März.
ff- Von der Univcrsität. Außerordentlicher Prosessor Dr.
Carl Neumann an der Universität Göttingen, ein geLorener
Manüheimer, von 1893—1902 Privatdozen-t und Extraordina-
rius für Geschichte un-d Kunstgeschichte an der Ruperto Carola,
erhielt cinen Ruf an die Universität Breslau. Sein letztes
Buch, das große Werk über „Rembrandt", hat den größten
Erfolg in der kunstgeschichtlichen Literatur der letzten Jahre er-
zielt,
X Bunter Abend. Auf den Bunten Abend, den morgen Mit-
glieder unseres Stadttheaters im großen Saale der Stadthalle
vxvanstülten, möchten 'wir an diescr Stelle noch besoüders hin-
weisen. Die beliebtesten Kräfte unserer Bühne haben sich zu
dieser eigenartigen Vorstellung zusamimengetan, die zugleich
einen Abschieb bedeutet, denn die Saison neigt sich ihreni Ende
zu und in wenigen Tagen tverden sich die Künstlerinnen und
K'ünstler, denen wir so manche unterhaltende Stunde verdan-
ken, nach allen Himmelsrichtungen zerstreuen. Das Jntercsse
an dem Abend ist, wie wir -hören, ein sehr l-ebhaftes, der Vor-
verkanf der Mllette geht sehr flott. Wer sicher sein will, einen
Platz zu erhalten, der säume nicht, sich mit einer EintrittÄa
zu versehen. Aus dem Program-m sei hevvorgehoben, daß E '
Sedmak 'Gesänge von Hugo Wols, Herr v. Keller mehrere q- '
der und Dichtungen von Rossgger zum Vortvag bringen ws '
Das Ehemann-Duett singen Frl. Koppenhofer und Hrrr Hsl''
das Haselnuß-Dnett Frl. Kornar und Herr v. Keller. Auch o
Solovorträge der Damen Keller, Kornar und Koppenhüser nn
der Herren Hey, Plcmk und Stauffert seien 'hervvrgehdve '
Die Bcgleitung der gesamten Vorträge liegt in den H(inde
des Hrn. K-apellmeisters de Clark. Die Hofmusikalienhandmnv
E. Pfeiffer bittet, die vorausbestellten Karten bis spätester
heute ALcnd abzuholen. ,
X Stadttheater. Frl. Robertine, die prima Ballerina
Mannheinier Hoftheaters, und Frl. J-arosch füllten geswr
Abend die Pause ztvischen Cavalleria rusticana uüd der ^
Galathe in fehr angenehmer Weise durch hübsche Tanznum-
mern -aus. Anch am Schluffe dcr schünen Galathe brilliert^
die beiden -Künstlerinnen mit einenr veizend getanzten Csardn^
Frl. Robertine hat sich durch diesen Abend die Gunst
Heidelberger Publikums aufs neue erobert, das im-iner danw«
sein wird, wenn ihm derartize AL>tvechsIungen geboten
-p Vortrng im Lehrerinnenvcrein. Ein Bericht über de
Vortrag des Herrn Rechtspraktikanten E. Leonhard: Ellen Key
(ein Beitrag zur Kinder- und Frauensrage und znm SoziaU-"
mus) wird morgen erscheinen.
Postalisches. Vom 1. April ab sind PostantveisnriHr
nach Oesterreich-Ungarn (einschließlich BoSnien-HerMoviN
und Sandschak Novibazar) von den Absendern nicht mehr
der Markwährung, sondern in ö st e r r e i ch i s ch - u n g a r w
scher Währung (Kronen und Heller) a u S z u st e l l en-
Der Einzahlurigskurs ist bis auf weiteres 100 Kronen — "
Mark 7 Psg.
Die Bahnsteigsperre wird am 15. Mai im ganzen badrscy«'
Oberlande zur Einführung kommen. .
-s- Malerstreik. Jn einer gestern Slbend in der Brauere
Krauß abgehaltenen Versammluntg beschlosscn die
gehilfen, da die Meister, mit Ausnahme eines einzigen, aus ih^
Forderungen nicht eingegangen sind, heute in dcn Ausstaü
zu treten, Die Gehilfen verlangen 40 Pfg. StundenlohM
lOstündige ArLeitszeit und Isststündige Mittagspause. Bor-
aussichtlich kom-mt eZ bald zu einer Verständigung.
ch Dossenheim, 24. März. (Verhaftet.) Die
delberger Gendarmerie verhaftete gestern einen jungen Mevj
schen, der sich der Militärpflicht dnrch Auswanderung naw
Amerika entzogen hatte. Von Amerika zurückgekehrt, trieb e
sich unter verschie'denen Namen im Lande herum. Von dc^
Stxmtsanwaltschaft Baden-Baden wnrde er steckbrieflick ver^
jolgt. «
Mannheim, 24. März. (Zndem schweren Ungl u a
in Rhcinau) ist nachzutragen, daß alle drei Kinder ihrei
Verletzungen erlegen sind.
Karlsruhe, 24. März. (D i e Umlagen) sind in dc>
Stäoteordnungsstädten wie fol-gt festgesetzt: Offenburg 70 Pw-'
Konstanz 69 Pfg., Lahr 60 Pf-z., Mannheim 67 Pfg., Bader«
53 Pfg., Bruchsal 51 Psg., Heidelberg 60 Psg., Karlseuh
48 Pfg., Pforzheim 47 Pfg., Freiburg 40 Pfg.
Karlsruhe, 24. März. (P e r s o n a l i e n.) Die ang^k
kündigten Ernennungen im Justizdienst sind erfolgt, wenn «uM
noch nicht amtlich veröffentlicht. Präsident Uibcl kommt n-aw
Freiburg, Direktor Zehnter wivd Präsident in- Offenburg,
rektor West Präsident in Mosbach, Direktor v. Stockhorne
in Mosbach kommt nach Heidelberg, Landzerichtsrat Ganter
in Freiburg wird Direktor in Mosbach, OberlandesgerichtstU
v. Waldeck wird Direktor in Mannheim. -— Gymnasiuins^
direktor Neff in Donaueschingen kom-mt nach Raftatt, der dor^
tige Gymnasinmsdirektor nach Freiburg.
Karlsruhe, 24. März. (Baumaterialienhänd^
l-e r.) Heute wurde hier ein Verband bad. Baumatcriali^si^
händler gegründet. Zum Vorsitzenden wurde Kiefer-Karlsruw'
als weitcre Borstandsmitglieder Göss-el unL Wolf-Karlsruhfi
Binndo-Mannheim, Nuhinger-Heidelberg und Dietrich-KoN'
stanz gewählt.
Heidelbevsier Vereinsansielegenheiten.
V Thcosophische Gesellschaft. Jm Lokale des Kaufm.
eins findet Samstag Abend halb 9 Uhr ein Vortrag kuu
Theosophischen Gesellschast übcr „Die theoretische Grun'dlaw
der Astrologie" statt.
Theater- und Kunstnachrichten.
— Heideiberg, 25. März. (S t a d t th e a te r.)
letzte Opernvorstellung gelangt Sonntag im Stcrdttheater „Hosft
manns Erzählnngen" von Jacq. Osfenbvch zur AufführuM
und verabschieden sich am selben Abend die Damen Koppenhöfer-
Kornar, Caro, Sedmak un-d die Herren Hey, v. Keller,
und Plank von unserem Publikum.
Verlosungen.
Freibnrg, 24. März. Münsterbaulotterie. Es ftelen
500 Mk. auf: 249 321, 212 346, 36 554, 33 500, 52 629'
39 811, 246 219, 6239. 1000 Mk.: 179 492. 5000 M"
210 922. 10 000 Mk.: 12 685. 40 000 Mk.: 116 605.
Handel und Verkehr.
Mannheim, 24. März. Oberrhelnische Bank, —
93.00 G.NHein.Kreditbank 138.40 B.. 138.30 G Rhcin. Hhpotbekew
Bank —.—B.. 188 90 G. Braueret Kleinlein, Heldelberg—.^5,''
—.— G-, Schroedl'sche Brauerei Heidelberq —.— B. —- -
Portland-Zementwerk Heidelberg —B-, 118.— G.
Mannheim 24. März. (Prodnktenb örse.) Per 100
Weizen bierländ. 18.— bis —.—, rheinii'chw 18.— bis —
Azima 18 25 bis 18 50, Theodosia 19.— bis 19.50, Saxonska —-
bis — — Ulka 17.75 bis 18.25, Taganrog 18.- bis 18.50. rn-
mänisch. 18.— bis 18.75, amer. Winter II —.— bis —.—, Walla'
Walla —.— bis —.—. Kansas II nen —.— bis —.— La Pw -
18.50 bis 18.75, Bahia blanka —.— bis —. Semcnce Mn .
—bis —, Kerncn 18.— bis —, Roggen
neuer 14.50 bis —, nordd. —bis —.—, rnssischer H-/L
bis Gerste hies. Gegend 13.75 bis 14 50 Psälz. 14.—
15.—, Ungarische —b!s —.—. Futtergerst 11.75 bis —- '
Hafer Bad. 13.— bis 14.—, wiirtt. Alp. —bis —, Nor
deutsch —. - bis —.—. Hafer rnss. nener 14.25 bis 15.50, Ma
Amerik. mixed. 12.25 bis —.—, La Plata 12.25 bis —.—, DoN"
—bis —, Kohtrep 8 Dentscher 23.25 bis —, nNgaj'
—.— bis—.—, W i ck e n 14.75 bis—.—, Kleesamen deuttw,.
120.—bis 125.—, Amerikaner 105— bis 110.—, Lucerne 111 ^
120.—. Provence 115.— bis 125.—, Esparsette 31.— bis o'--,
Amerik. —.— bts —.—, Leinöl mit Faß 40.— bis
Waggon 39.— bis —, Rüböl mit Faß 52.00 bts
Waggon 51.00 bis —.—, Petroleum Amerik. 23.75 bis
In Fässern 23.10 bis ——. bei Waggon 19.40 bis rw'
Nobel —.— bis —, in Fäffern —bis —.—, bet WagSfi.
—.-, gew. russ. 16.90 bis —, in Fäfferu 20.70 bis-",„
bei Waggon 21.70 bis —, russ. Meteoc 17.80 bis —
Füffern 21.60 bis —bet Waggon 22.80 bi«
Rohsprit 64.50 bis —. 90er Rohsprtt 48.50 bis
prit versteuert 132.50. ,
Weizenm. 00 0 _1_2_3_4 Roggemn. 00
28.25 26.25 24.25 23.25 22.25 20.25 22.75
Ten denz: Weizen ruhiger. Uebriges ziemlich unverändert.