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Heidelberger Zeitung (46) — 1904 (Januar bis Juni)

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Nr. 126-150 (1. Juni 1904 - 30. Juni 1904)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14240#1326

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^ierung uoch ein Abgeordneter an eine außerordentliche
Tagung im Herbst benkt. Denn bei einigeni guten Willen
kann das noch vorliegende Arbeitspensum ganz gut bis
zum 15. Juli bewältigt werden. Es sind noch zu er-
ledigen: An Regierungsvorlagen: 1. Versassungsreform
mit Landtagswahlgesetz u. Wahlkreiseinteilung; 2. Aerzte-
Ordnung; 3. Gesetz über bie Einverleibung des hessischen
Anteils an Kürnbach in das badische Staatsgebiet; 4. Ab-
änderung des Gesetzes über Verwaltungsrechtspslege;
5. Gesetz über den gewerblichen und kaufmännischen Fort-
bildungsunterricht. An Jnitiativanträgen: 1. -drei An-
träge. Zehnter und Gen., Iseuwirth und Gen. und Ob-
kircher und Gen., welche sich mit der Aufbesserung der
Verpslegungssätze bei Einquartierung und mit der Ma°
növer-Flurschaden-Entschädigung befassen; 2. Der Antrag
Zehnter und Gen., die Besteuerung des unverdienten
Wertzuwachses betr.; 3. Antrag Obkircher und Gen. über
die Berechtigung, welche durch den Besuch der Realmittel-
schulen erlangt wird; 4. der Gesetzentwurf Fehrenbach
und Gen. über die Regelung des Amtsverkündigungs-
wesens; 5. der Antrag Venedey und Gen. auf Abänderung
der Gemeinde-Ordnung (Bürgermeister-, Gemeinderats-
und Bürgerausschußwahl betr.); 6. der Antrag Kramer
und Gen., Revision der Städte-Ordnung betr.; 7. der An-
trag Heimburger und Gen. aus Aenderung der Wahlord-
nung für Gemeinden und Städte; 8. der Antrag Frühauf,
die llmgestaltung des Eiseichahnrates betr.; 9. der Antrag
Venedey und Gen., Verstärkung des Gnädengaben-Fonds;
10. die Anträge Obkircher und Gen. und Eichhorn und
Gen. über die Verwertung der Wasserkräfte des Rheins
und die Erteilung von Wasserkraft-Konzessionen. Hierzu
kommt dann die Jnterpellation Hauser und Gen. über die
Gewitter- und Hochwasserschäden in den Amtsbezirken
Meßkirch und Stockach und die Jnterpellation der soziald.
Fraktion betr. das Verbot der Versammlung des Frei-
burger Gewerkschaftskartells; endlich eine Anzahl (etwa
50) Petitionen. Anlaß zu längeren Auseinandersetzungen
geben nur die Regierungsvorlagen und auch diese nur
teilweise. Die Initiativanträge siNd zumeist alte Be-
kannte des Hauses, die durch kurze Erklärungen der
Fraktionsredner zur Genüge „erläutert" werden können.
Die Hnterpellationen dürften käum zur Verhandlung
kommen nnd die Petitionen brauchen wenig Zeit zur Be-
ratung. Die Hauplfrage ift, ob die V e r f a s s u n g s-
vorlage erledigt werden kann. Dagegen treten alle
anderen Vorlagen und Anträge in den Hintergrund.
Bei diesev Gelegenheit sei noch festgestellt, daß nber den
Landtagsschluß (Termin) noch keine Entscheidung ge-
troffen ist. Was bisher in der Tagespresse darüber ver-
lautete, sind lediglich Dermutungen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Es wurden zugeteilt: Finanzasseffor Friedrich Eiche
beim Hauptsteueramt Karlsruhe dem HauptzoLamt Mannheim,
Finanzassessor Ludwig Hauser beim Hauptsteueramt Heidel-
berg dem Hauptsteueramt Karlsruhe, Finanzassessor Josef Vo -
g e l bcim Hauptsteueramt Freiburg dem Hauptsteueramt Hei-
delberg.

Karlsruhe, 28. Juni. Ter Erbgroßherzog und
die Erbgroßherzogin sind heute Mittag zu einem mehr-
wöchentlichen Aufenthalt nach Vulpera bei Tarasp abge-
reist.

Ausland.

Türkei.

K o n st a n t i n o p e 1, 27. Juni. Trotz des Fuß-
salls der Prinzessin Naime vor dem Sultan erfolgte gestern
in Brussa die Degradation des früheren Schwieger-
fohnes des Sultans, Marschalls Kemaleddin. Wie
dem Berichterstatter der „Frankf. Ztg." von autoritativer
Seite mitgeteilt wird, war diese Degradation die unaus-
bleibliche Folge des die Scheidung veranlassenden Fer-
mans. Kemaleddin wurde auf Grund der Korrespon-

fenen äußeren Maximiliansbrücke und unmittelbar mit
dieseni der westliche Bogen in den Wderlagergelenken um
die hakbe Gelenkbreite ab, so daß die nötige Spannung der
Bogen nicht mehr vorhanden ist. Der östliche Bogen setzte
fich auf das dort noch befindliche Lehrgerüst auf, während
der westliche sich zwischen den Widerlagerquadem fing.
Die Arbeiten mußten sofort eingeftellt werden; sie sollen
indes nnr so lange ausgesetzt bleiben, bis man sich durch
ruhige Beobachtungen überzeugt hat, daß weitere Verän-
derungen nicht vorkommen. Von diesen Beobachtungen,
die imnierhin einige Tage iu Anfpruch nehmen müssen,
werden die weiteren Maßnahmen .abhängen. Ms jetzt
hat die Bauleitung von der eigentlichen Ursache des
Zwischenfalles keine genaue Kenntnis. Die Einsturzge-
fähr ist nicht akut; schlimmer als auf der rechten ift die
Situolion auf 'der linken Seite, da dort das Lehrgerüft
seit 14 Tagen entfernt ist. Um die gleiche Zeit, als die
letzte Senkung sich ereignete, wurden in verschiedenen
Gegenden der Stadt erhebliche Erderschütte-
rungen wahrgenommen. Ob aber die Senkung des
Brückenbogens, speziell die letztere Senkung, sich infolge
diefes Erdftoßes vollzogen hat, oder umgekehrt die Sen-
knng des Brückenbogens die erwähnte Erderschütterung er-
zeugt hat, ist bis jetzt nicht feftzustellen. Da auf der linken
Seite der Brücke 'das Lehrgerüft enfiernt ist, so wird dort
em weiteres Senken des Bogens befürchtet. Von einem
Ausbau der Brücke dürfte unter keinen Umständen mchr
die Rede sein. Der für die Firma Sager und Wörner
durch dieses neuerliche Malheur entstehende Schaden> wird
auf 700 000 bis 800 000 Mk. geschätzt. Wie die Stern-
warte mifieilt, fit auf den Kurven des erdmagnetifchen
Observatoriums der k. Sternwarte keine Spur vorhanden
von einer erdmagnetischen Störung oder einem Erdbchen.
Es wird also wohl ein Konftruktionsfehler an der Kata-
strophe schuld sein.

denz mit der Tochter des Sultans Murad, der Prinzessin
Chadische, der Gotteslästerung überwiesen, üa er
hierin für seine Person Ausdrücke wählte, die Gott allein
znkommen. Aus Grund des Scheri wurden ihm die zur
Zugehörigkeit zur muselmännischen Religion erforder-
lichen Oualitäten' abgesprochen und er als autzerhalb der
Religion stehend erklärt. Da Kemaleddin auf Grund des
Scheri-Aktes nicht mehr Muselmann war, ein Nichtmusel-
manu aber keine Frau islamitifchen Bekenntnifses besitzen
känn, so durfte die Ehe auch ohne seine Zusfimmung auf-
gelöst werden. Seine Ausftoßung aus dem Heere fit
eine weitere Folge der Gotteslästerung.

Das Ziegelhäuser Vrückenprojekt vor der
Zweiten Kammer.

llnserem gestrigen kurzen Bericht lafsen wir nach-
stehend ein ausführliches Referat über 'den Teil der Kam-
merfitzuug vom letzten LPontag folgen, der fich mit dem
ZiegelhäuserBrückenprojekt beschäftigte. Es
werden damit zugleich einige Ungenauigkeiten in dem
ersten Bericht richtig gestellt.

Abg. Neuwirth (lib.): Die Gemeinden Ziegel-Hansen
nnd Petcrsthal wenden sich an das Hans um Bewilligung eines
Staalszuschnsses zur Erbauung einer festen Neckarbrückc. Die
Kommission erkennt die Bitte der Gemeinden Ziegelhauscn und
Petersthal als vollberechfigt an. Der Personen- und Güter-
verkehr in dieser Gegend hat sich iu den letzten Jahren erfreulich
gehoben, wclchem llmstand durch Erstellung einer festcn Brücke
Rechnung gctragen werden mutz, wenn nicht empfindliche Nach
teile für die industrielle Entwicklung eintreten sollen. Die Ge-
meinde Schlierbach ist der Stadt Heidelberg einverleibt. Bei
der städtischen Verwaltung findet aber das Verlangen der Pe-
tenten zur Zeit keine Unterstützung, tveil man augenblicklich vor
dringendcren und wichtigeren Aufgaben stehe, das Brückenprojekt
vorerst zurückstellen müsse. Dcr in der Stolzschen Broschüre
auf 300 000 Mark angegebene Kostenaufwand sei viel zu nieder
gegriffen; bei dem Bau der Neuenheimer Brücke sei man auf
800 000 Mk. gekommen. Die Erbauung der Brücke als Staats-
brücke wird von Seitcn dcr Grotzh. Regierung abgelehnt, weil
man cs nicht für angängig hält, sür solche kurze, eigentlich nur
dem Lokalverkehr dienenden Berbindungswege Staatsstratzen
anzulegen. Es bleibe somit den Petenten überlassen, ihrerseits
das Unternehmen zu leiten, zu dem ein entsprechender Staats-
zuschutz in Aussicht gestellt werden könne. Der einstimmige
Wunsch der Kommission geht dahin, die Grotzh. Regierung zu er-
suchen, die Gemeinden Ziegelhausen und Petersthal in ihrem
Begehren, eine feste Neckarbrücke zu erhalten, nicht nur sinan-
ziell, sondern auch bei den mit der Städt Heidelberg einzuleiten-
den Verhandlungen zu unterstützen und das Unternehmen zu >
einem günstigen Abschlutz zu bringen. Jn diesem Sinne stcllt
die Kommission den Äntrag: „Hohe zwcite Kammer wolle vor-
liegende Petition der Großh. Regierung zur Kenutnisnahme
überweisen".

Abg. Hergt (Ztr.): Nach dem Bericht, den wir soeben
gchürt haben, hat sich die Kommission unzwcifclhaft auf eincn
für dic Petenten sehr günstigcn Standpunkt gestellt. Nun ist
aufiallend, datz die Kommission trotz ihrer autzerordentlich wohl-
wollcnden Beurteilung dcr Verhältnisse doch nur zu dem Antrag
auf Ueberweisung zur Kenntnisnahme gelangt ist, allerdings
mit einem so wohlwollenden Zusatz, datz die Grotzh. Regierung
darin die Aufforderung erblickcn mutz, sich der Sache freundlich
anzunehmen und den bcteiligtcn Gemeinden zu ihrcm Zicl zu
verhelfen. Die Grotzh. Regierung hat die Erbauimg dcr Brücke
nach dem Wunsche der Petenten, d. h. als Staatsstratze, abge-
lehnt, weil es sich hier nur um einen Lokalvcrkehr haudlc.
Man mutz das als richtig zugeben, wenn man das Wort Lokal-
verkehr im weitesten Sinne nimmt, da der durch die Fähre ver-
mittclte Verkehr sich einerseits weit ins östliche Ncckartal und in
das Elsenztal, anderseits nach der Bergstratze hin erstreckt, man
könnte deshalb ebensogut sagcu, datz es sich bei der Fähre uicht
lediglich um einen Lokalverkehr handelt. Wenn sich der Ver-
kehr irgendwo innerhalb dcs Landes nicht entwickeln kann, weil
es an cinem Verkehrsmittel fehlt, so mutz hier mindestens ebenso
kräftig geholfen werden, als wenn es sich um den Verkehr mit
dem Ausland handelt. Hier bietet sich eine Gelegenheit, einer
vorwiegend ländlichen Bevölkerung unter die Arme zu greifen,
ihr den Wettbewerb und die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen
Verhältnisse zu ermöglichen durch ein Verkehrsmittel, wclches
hierzu notwendig ist, wclches sie aber aus eigener Kraft sich >
nicht verschaffen kann. Bci der Petition handelt es sich um eine
Abzwcigung von der Landstrahe, und es könnte deshalb auch hier
die Großh. Rcgierung ins Auge fassen, die Brücke als Landstratze
zu erbaucn. (Abg. Dr. W e i h: Wie bei Eberbach!) Gcwitzl
Wenn nun die Gemcinden Pctcrsthal und Zicgelhausen in
erstcr Linie ihren Blick um Hilfe nach der Stadt Heidclberg rich-
tcn, so bin ich nicht im Zweifcl, datz trotz einer Bemerkung im
Bericht die Stadt Heidclberg und die dortige Stadtvcrwalfimg
der Erbauung eincr Brücke bei Zicgelhausen günstig geneigt ist.
(Abg. Dr. Wilckens: Gcwitzl) Jch wcitz anderseits auch,
datz dic Stadt Heidclverg im gcgenwärtigen Augenblick so grotze
und wichtige Aufgabcn hat, datz cs ihr schwer fallen mag, jctzt
auch diescs Brückenprojekt sclbst in dic Hand zu nehmen. Aber
die Stadt Heidelberg wäre gewitz damit einverstanden, wcnn die
Rcgicrung die Sachc in dic Hand nehmcn und anerkennen würde,
datz diesc Brücke als Landstratzenbrücke gebaut werden tönnte.
Dann würdc die Angelegenheit auf dem rechten Wege sein und
nach dcm Stratzengesctz wäre die Verteilung der Kostcn vou
vornherein klar. Datz die Gemeindcn nicht daran dcnken kön-
ncn, die Erbauung dieser Brücke als eigenes Unternehmen zu
betrciben, daran ist dic Regierung insofern mit schuld, als sie
die Erhebung von Brückengeldern nicht mehr zuläht. Könnte
wie jetzt für die Fähre spätcr für die Brückcnbenuhung cine
Gebühr erhoben werden, so wäre die Aufnahmc und Amortisa-
tion des Baukapitals sicher möglich.

Abg. Mampel (Antis.): Jch glaube, datz der Staat die
Pflicht hat, hier einzugreifen. Dies liegt auch im Jntcrcsse der
Stadt Heidelberg. Der Fuhrwerksverkehr ist in Hcidelberg
durch die Stratzenbahn sehr erschwert. Nun sagt man, Ziegel-
hausen und Petersthal haben kein Hinterland. Jch glaube aber,
sie habeu Hinterlaud genug. Nach Wilhelmsfeld führt eine
schöne Strahe. Die Brücke würde auch von der Bevölkerung
von Schönau und Heiligkreuzsteinach benützt werden. Es würde
jedcnfalls in jencr Gegend schon Jndustrie in grötzerem Umfang
erwachsen sein, wenn die Verkehrsverhältnisse 'besser wären.
Jch glaube, dah es dringend geboten ist, dah der Staat jetzt ein-
nial die Sache in die Hand nimmt.

Abg. Dr. Wilckens (natl.): Der Abg. Hergt hat Recht
gchaibt, als er von der Annahme ausging, datz ich persönlich kein
Gegner dcs Unternehmens sei. Jm Gegenteil, auch ich erkenne
eiu gewisscs Bedürfnis für die Brücke an und habe nicht da-
gegcn einzuwenden, wenn diescr Bau aus Staatsmitteln zur
Ausführung gelangt. Eine andere Frage aber wäre die, ob,
wenn der Staat versagen Iviirde, es möglich wäre, datz die Brücke
in der nächsten Zeit von den Gcmeinden —- etwa mit Hilfe des
Kreises und des Staates — zur Ausführung gebracht würde.
Einer solchen Lösung stehen aber doch erhebliche Schwierigkeiten
entgegeu. Es ist bekannt, datz gerade Ziegelhausen und Pcters-
thal wenig leistungsfähig sind und daß namentlich Ziegelhauscn
sehr hohe Umlagen und nur ein geringes Gemeindevermögeu
hat. Was aber die Stadt Heidekberg anbelangt, so ist bereitS

darauf hingcwicsen worden, datz sie ein erhevlich gcringeres Jw
teresse an der Brücke hat, wie die Orte auf dem rechtcn Neckar-
ufer. Es ist aber auch weiter von dem Abg. Hergt schon aner^
kannt worden, dah sie sich augenblicklich in so grotzen Unter-
nehmungen befindct — ich erinnere nur an die Verbreitcriing
der neuen Ncckarbrücke —, datz sie jetzt nicht auch einem Brücken-
bau bei Ziegelhausen näher treten kann. Jch möchte aber auo>
noch darauf aufmerksam machen, datz der Kostcnpunkt in der
ganzen Frage vielfach unterschätzt wird. Es ist ja allerding-"
von dem trefflichen Techniker, dem Baurat Swlz, welcher die
Sache im Auftrag der Jnteressenten zuerst bearbeitet hat, der'
Auftvand ftir die Brücke nur auf 300 000 Mark berechuet wofi
den. Die Rheinbauinspektion Mannheim hat sich aber später'
nach näherer Prüfung dahin ausgesprochen, dah in der EM
fachhett und unter Zugrundelegung der Hochwasserverhältnisse'
wie sie in jenem Projekt angenomMen waren, die Brücke nE
ausführbar sein werde, und es sind speziell unsere städtische'f
Sachverständigen der Meinung, datz die Kosten einer Brücke unten
solchen Verhältnissen auf 800 000—600 000 Mark zu stehe»
kommen werden. Würde von diesen die Stadt ein Drittel uffd
die Gemeinden zwei Drittel übernehmen, so wären dics für dch
Gemeinden zur Zcit kaum erschwingliche Leistungen. Die Stad'
Heidelberg ist übrigens seit Juli 1900 mit der Sache i'iberhaufi
nicht mehr befatzt gcwcsen. Jch glaube indes nicht, datz sie dcr-
malcn eine audere Erklärung abgeben könnte, als sie solck'd
unterm 12. Juli jenes Jahres abgegeben hat. Jch maäie ferm'f'
darauf aufmerksam, datz es für Ziegelhausen unter den gege»-
wärtigen Verhältnissen vielleicht ratsamer wäre, die Höherleguvö
des Kreisweges von Ziegelhausen nach Heidelberg zu betreibeu,
welcher nicht hochwasserfrei ist. Den Jnteressen dcs Verkehr-
würde damit umso mehr gedient Iverden, als ja dann später eiw
mal auch der Erstcllung einer elektrischen Strahertbahn pou
Heidelberg nach Ziegelhausen näher getreten werden könnte. Aul'
kann also nur meine Ansicht dahin zusamMenfassen, datz, weu'f
an der bisher ins Auge gefatzten Grundlage, nämlich an der
Errichtung der Brücke durch die beteiligten Gemeinden unteu
Leistung eincs Staatsbeitrags festgehalten werdcn sollte, uU
nächster Zeit kaum die Aussicht vorhandcn sein wird, datz man
einem praktischcn Ergcbuis kommt. Eine anderc Frage ist die, o0
dcr Staat Veraulassung hat, die Sache in die Hand zu nehinsj)
und die Brücke als Landjlrahenbrücke zu erbaucn, wogegen
nichts einzuwendcn habe. Jedenfalls aber wird es zweckmäM
sein, ivenn von der staatlichen Wasser- und Stratzenbauverwai-'
tung einmal cin Projckt ausgearbeitet wird, und KonenvoraU-
schläge aufgestellt werden. Jch kann untcr dicscn limständcU
dem Kommissionsantrag zuftimmcn, habe aber auch keinen
latz, dcn Antrag Hergt und Genossen zu bekämpscn. Wenn NU)
übrigens der Abg. Hergt darüber gewundcrt hat, dah die Ko>u(
mission nach Lagc des Falls nicht zum Antrag auf emvkehleuoj;.
Ueberweisung gckommcn sci, so will ich zwar mit ihin darübe^
nicht streiten. Wohl aber möchte ich mich gcgen das seit Mch
naten in Zicgelhausen kursierende Gerücht, datz dcr Oberbiirge^
meister von Heidelberg derjenige sei, der in dieser Sac^: Ziegfi^.
haufen gegenüber einen ungünstigen Einfluh ausübe und.
Schuld tragc, dah der Antrag nur zur Kcnntnisnahme übeu-
wiesen werden solle, aufs entschiedenste verwah-
r e n. Jch habe wcdcr die Behandlung dcr Sache in der Kow-
mission, noch jene im Hause zu beeinflussen gcsucht und wfii.
daher solche Behauptungen, ivie sie in Ziegelhauscn im Urnlaui
zu sein scheinen, als durchaus unwahr zurück.

Wg. Rohrhurst (natl.): Auch mir ist Mitteilung uou
vertrauenswürdiger Seite zugegangen, nicht nur dahin, bav
der Wg. Wilckens die Stellung der Kommission becinfwv
habe, sondcrn auch dahin, datz unsere politischen Fremide
der Kommission gcgen cinen Antrag auf empfehlende Hube,
wcisung eine ablehnende Haltung eingenommen hätten. ch-,
möchte meinerseits ausdrücklich konstatieren, dah dcr BescYwu
der Kommiffion auf Kenntnisnahme einstimmig gefatzt, ein
derer Antrag nicht gestellt und von keiner Seite irgend ein Eiw
flutz auf die Kommission ausgei'ibt wurde. Was die Sache
anbelangt, so kann ich mich den Ausführungen der Wgg. 2Lflckej^
und Hergt anschlietzen und möchte auch meinerseits an die.o _
Regicrung die Bitte richtcn, datz sie in eine wohlwollende Priist>> ^
der Frage betr. Errichtung einer festen Brücke eintritt U
cinen Kostenvoranschlag anfertigen läht. §

Abg. Klein (natl.) erklärt als Vorsitzender dcr K»
mission: Wir haben die Petifion mit grohem Wohlwollcn ^
handelt und waren cinig darin, datz sehr mitzliche Verhältnn
bestehen und dah der Verkehr nicht durch die Fähre mehr ^ ,
wältigt wcrden kann, und deshalb die Erstellung einer fE ^
Brücke wünschenswert erscheint. Nachdem aber die Grotzld
gierung erklärt hat, sie könne die Brücke nicht von Staatswc»
bauen, blieb uns nichts anderes übrig, als auszusprecpen,
die Gemeinden Zicgclhausen, Petersthal und auch die
Heidelberg dic Sache in die Hand nehmcn möchten und
mit Staatsunterftützung, die ich in reichlicher Höhe bekürwor
möchte.

Ministerialdircktor Geh. Rat Hei-l: Die Efilcllung
Brücke als Staatsbrücke kann nicht in Aussicht gcnommen
den und zwar aus den prinzipiellen Gründcn, die ich ber»
hervorgehoben habe. Es ist, schon als im Jahre 1900 erstiNv
einc Vorstellung an das Ministcrium gclangtc, gesagr worv .
dah bei Lage des Staatshaushalts nicht daran zu dcnken >
datz die Brückc als StaatSürücke gebaut werde, um so >»»>»6 „
als die Annahmc, datz dic Brücke mit einem Aufivand.. ^
300 000 Mark crstellt werden könnte, kaum zutreffen >vnf y,.
Auch nacb der jetzigen Auffassung unserer technischen Oberbehv' x
würde die Brücke unter einem Kostenaufwand von 500 000 ->>>,„
nicht zu erstellcn scin und mir wissen nickt, ob auch diese 2wjfi§i
überhaupt reichcn witd. Jch möchte, falls das hohe Haus ^
weitergehendcn Antrag auf cmpfehlende Neberwcisung
geben sollte, namens der Grotzh. Regierung wenigstens die z-fiz
ivahrung aussprechen, datz sie diesen Antrag nicht in dem -s>
verstehen könnte, datz sic das Projekt für Heidelberg und
hausen ausarbeiten lasse. Es wird den beteiligten Gciiie>w,.K
sonst in jeder Hinsicht an die Hand gegangen werden, ab^',-„c
wird ihre Aufgabe sein, dic erforderlichcn Unterlagen st>ü
Entschlietzung über die Gewährung einer staatlichen Unterstutz
zum Bau der Brücke selbst zu beschaffen.

Abg. Mampel (Antis.) : Es ist dringend nötig'
Brücke zu bauen. Danu wird es nicht mehr so viel ausinE^^
wenn einmal die Strahe auf der rechten Neckarieite
schwcmmt wird. Man kann doch nicht so lange warten, bm
Stratze einmal höher gclegt ist. Was die Kosten airbelai'g
könnten diese durch ein Anlehen bestritten werden, die Z>ch.„^
hierfür könnteu tcilweise durch Brückengcld aufgcbracht wer
Fährgeld mutz von dcn Passanten auch jetzt bezahlt werden.

Wg. Dr. Wilckens (natl.): Meine Ausführungen
züglich der Höherlegung der Stratze rechts des Neckars
Ziegelhauscn nach Heidclberg haben nur den Sinn gehrwt,
dieses Unternehmen nach mciner Ansicht für Ziegekhausen
dringendere und weuigcr kosfipielige iväre. Es würde bei
sierung dieses Projektes mit einem weit geringercn fiufivj.st
als ihn der Brückenbau erfordert, zu erreichen sein, dah
hausen eine auch bei Hochwasser niemals versagcnde Verbnw ^
mit Heidelberg erlangt. Der Grotzh. Regierungskominissar ' ^
gemeint, die Stadt HeidelLcrg solle wegen Ausarbcitung ,pz
Brückenprojefies das Nötige in die Wege leiten. Jch
äber nicht, datz es Aufgabe der Stadt Heidelbcrg wäre, in
Richtung vorzugehen. Wenn die Gemeinden das Unternvd
ausführen sollen, wird solches in nächster Zeit überhaupt
Aussicht auf Verwirklichung haben. Wir habcn s. Z. städtU^ch
seits wegen Vcrbreitcrung der neuen Brücke in Heidelberg
ein Projeft ausarbeiten lassen, und es der Oberdiretfio»
Wasser- und StratzenbaucS vorgelegt; diese Bchörde hat
 
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