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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 1
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Cohen-Portheim, Paul: Asiatischer und europäischer Geist in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0035

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Hbb. 12. (Ililly Jaeckel. Berglandfcbaft.
3u dem Huffat}: „Joachim Kirchner, Moderne Landfdjaftsmalerei“.

Aber nur in einer folchen gelt.
f)errfd)t dagegen der Verftand, [o wird ftatt der Kunft die Kliffenfchaft die führende
Rolle übernehmen, und die Kunft wird zu einer folgen 3eit von ihrer eigentlichen
Aufgabe vertrieben zu einer mehr oder weniger überflüffigen, wenn auch reizvollen
Nebenbefd)äftigung werden.
Genau das ift im wiffenfchaftlichen 3eitalter die Stellung der Kunft in Europa
gewefen.
Solange der Menfch das Problematifche des CIniverfums fühlt, wird er fid) dasfelbe
durch Symbole näherzubringen fuchen — folche Symbole fchafft ihm die Kunft; von
dem Augenblicke an aber, wo er das üniverfum mit F)ilfe der Naturwiffenfchaften ver-
banden hat (oder vielmehr verbanden zu haben glaubt), endet die Symbolik.
Ein Symbol fefet man für das, was man, ohne es zu verftehen, fühlt — „Natur-
gefetje“, chemifche und phyfifche Vorgänge fymbolifiert man nicht. Darum ift die Kunft
in einem 3eitalter des Verftandes nicht fymbolifch -—- und damit hört fie auf, eine
irgendwie hervorragende Rolle zu fpielen.
Eine folche Entwicklung hat es nur zu einer 3eit, und auch dann nur in Europa
gegeben. Die Entwicklung der Naturwiffenfchaften von der 3ßit der Renaiffance an
bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gab der europäifchen Menfchheit ein neues CUelt-
bild, und diefes war durchaus materialiftifd). Soweit und folange diefe Erklärung der
Menfchheit genügte, war ihr darum Kunft nichts weiter als ein Spiel. In dem Vor-

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