Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0058
DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:B., G.: Das Aussfuhrverbot von Kunstwerken
DOI Artikel:Ausstellungen
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Ausheilungen
Goyen, eine Flußlandfcßaft von S. van Ruys-
dael und eine große Hlcßiraiftenkücße von
David Deniers. Ein vorbildlich) ausgeftatteter
wiffenfchaftlicher Katalog gibt wiederum will-
kommene Erläuterungen. Es fei darauf ßin-
gewiefen, daß die feit 1915 erfcßienenen Kata-
loge der Firma Goudftikker (der neuefte trägt
die Nr. 14), die durch) ihr reiches Abbildungs-
material einen begehrenswerten Befiß daiftellen,
nunmehr auch käuflich zu bekommen find. Fj-
Dresden
flm 5. Januar wurde die angekündigte große
Äusftellung von Herken Emil Noldes in den
Oberlichdfälen und den fämtlichen Räumen des
Graphifcßen Kabinetts Emil Richter eröffnet.
3um erftenmal werden hier gleichzeitig Gemälde,
Aquarelle, 3eichnungen, Radierungen, FjolzfcFmitte
und Lithographien des Meifters gezeigt. Die
Reihe der 47 Gemälde beginnt chronologifch mit
dem „Ganz um das goldene Kalb“ aus dem Jahre
1910 und dem Bild „Chriftus in der Unterwelt“
von 1911. Unter den zwölf Gemälden aus dem
Jahre 1919 fallen befonders eine Anzahl Doppel-
köpfe auf, unter den Citeln „Jüngling und Mäd-
chen“, „Schmied und Schneider“, „Buben“. —
Die Veranftaltung wird bis ca. 7. Februar dauern.
Leipzig
Die Kunftausftellung der Firma P. F). Beyer
und Sohn zeigt 3eich)nungen aus dem Nachlaß
Guftav Klimt-Hien, Aquarelle von Scßmidt-
Rottluff-Berlin, Artus-Grimma, Graphik von
hjeinz Dörffel-Leipzig und Gemälde erfter Meifter.
London
Ehe Leicefter Galleries haben zum erften
Male inLondon eine Sonderausftellung vonhjenri
Matiffe und Ariftide Maillol veranftaltet.
Michael Sadler nennt in der Heftminfter Gazette
Matiffe einen halben Griechen und einen halben
Barbaren, Maillol wird als halb mittelalterlich
und halb klaffifd) bezeichnet.
New York
Die Fülle der Angebote von Einmännerfchauen,
Gruppenausftellungen ufw., die die vielen Kunft-
falons gleich vom Beginn der Saifon an auf
das Publikum loslaffen, ift faft erdrückend und
verwirrend. Diesmal fei nur auf eine einzige
Äusftellung während des Novembers kurz ein-
gegangen, weil fie für die Neuorganifation der
New Yorker Künftler von Bedeutung zu werden
verfpricht. Es ift dies die erfte Ausheilung der
neuen Vereinigung der „Amerikanifchen Maler,
Bildhauer und Radierer“, einer Art etwas fpäten
Sezeffion der fogen. National Academy of De-
sign, die fich immer wie eine jüngere Schwefter
der Royal Academy in London vorgekommen
ift und in recht vielem diefer.nur zu erfolgreich
nachgeftrebt hat. Der Name der neuen Ver-
einigung jedoch, der offenbar abfichtlid) dem
der einft unter Hlßft'ers Führung gtftandenen
internationalen Vereinigung in London nach-
gebildet ift, befagt fcßon, daß es fich hier we-
niger um eine beftimmte „Richtung“, als viel-
mehr fozufagen um das freie Ausleben der Ceil-
nehmer nach außen hin handelt. Viele diefer
gehörten und gehören noch der Academy an,
die einigen „Hilden“ und Radikalen ja auch
ihre Core zu öffnen pßegt, nolens volens, und
es kommt den Neuen nicht fo fefjr darauf an,
eine beftimmte Richtung, etwa den Expreffio-
nismus, zu pflegen, als vielmehr jeden Künftler
auf feine Faffon felig werden zu laffen. Nur
verlangt man, daß jeder fein beftes gebe. Das
ift alles. Und nun ift das erftaunlicße gefcfjehen,
daß eine folcße aus ca. 40 verfdßedene 3iele
verfolgenden Künftlern begehende Genoffenfchaft
eine Äusftellung zuftande gebracht hat, die, man
darf wohl Jagen, in ihrer ruhigen aber keines-
wegs langweiligen (Hürde einen hohen Begriff
vom Können wie Hollen vieler der Beteiligten
gibt und fogar gleichfam zu einem Ganzen fich
zufammenfchließt. Das kann nicht allein die
Folge der fchönen Räume (b. i Gimpel & Hilden-
ftein) fein, des guten, natürlichen, aber nicht
grellen Lichtes (hier ßnden ja die meiften Aus-
heilungen bei elektrifcher Beleuchtung ftattl), des
feinfühligen Gefchmackes, mit dem die Herke
gehängt find. Der Hauptgrund muß vielmehr
darin zu ßnden fein, daß hier ein jeder etwas
lebendiges und damit eignes zu geben ver-
fucßt hat, und fich dabei fofort herausftellte,
daß da eben troß aller Verfdßedenheiten eine
Einheit die meiften umfpannt und bewegt: eben
unfere 3^it. Hier ßnden fich Künftler, die noch
in naturaliftifcßen Anfcßauungen befangen find,
Impreffioniften, folche, die ihren Renoir eifrigft
ftudiert haben, freudige Schüler Cezannes wie
Leon Kroll, und Vorkämpfer der expreffionifti-
fchen Malerei hierzulande wie M. Prendergaft.
Sie ftoßen fich nicht, fie verdrängen fich nicht, fie
find nur zum friedlichen Hettkampf in die ge-
meinfame Arena getreten. Und diefer Kampf
wird ihnen und wird ihrem Publikum ficßer zum
Vorteil gereichen. F.
Rotterdam
Über Heihnachten und Neujahr ßnd im Mu-
feumBoijmans wiederum einige hervorragende
Kunftwerke aus Rutterdamer Piivatbefiß zu einer
kleinen Äusftellung vereinigt. An der Spiße
fteht Jan Steens große, 1661 datierte Illuftrie-
36
Goyen, eine Flußlandfcßaft von S. van Ruys-
dael und eine große Hlcßiraiftenkücße von
David Deniers. Ein vorbildlich) ausgeftatteter
wiffenfchaftlicher Katalog gibt wiederum will-
kommene Erläuterungen. Es fei darauf ßin-
gewiefen, daß die feit 1915 erfcßienenen Kata-
loge der Firma Goudftikker (der neuefte trägt
die Nr. 14), die durch) ihr reiches Abbildungs-
material einen begehrenswerten Befiß daiftellen,
nunmehr auch käuflich zu bekommen find. Fj-
Dresden
flm 5. Januar wurde die angekündigte große
Äusftellung von Herken Emil Noldes in den
Oberlichdfälen und den fämtlichen Räumen des
Graphifcßen Kabinetts Emil Richter eröffnet.
3um erftenmal werden hier gleichzeitig Gemälde,
Aquarelle, 3eichnungen, Radierungen, FjolzfcFmitte
und Lithographien des Meifters gezeigt. Die
Reihe der 47 Gemälde beginnt chronologifch mit
dem „Ganz um das goldene Kalb“ aus dem Jahre
1910 und dem Bild „Chriftus in der Unterwelt“
von 1911. Unter den zwölf Gemälden aus dem
Jahre 1919 fallen befonders eine Anzahl Doppel-
köpfe auf, unter den Citeln „Jüngling und Mäd-
chen“, „Schmied und Schneider“, „Buben“. —
Die Veranftaltung wird bis ca. 7. Februar dauern.
Leipzig
Die Kunftausftellung der Firma P. F). Beyer
und Sohn zeigt 3eich)nungen aus dem Nachlaß
Guftav Klimt-Hien, Aquarelle von Scßmidt-
Rottluff-Berlin, Artus-Grimma, Graphik von
hjeinz Dörffel-Leipzig und Gemälde erfter Meifter.
London
Ehe Leicefter Galleries haben zum erften
Male inLondon eine Sonderausftellung vonhjenri
Matiffe und Ariftide Maillol veranftaltet.
Michael Sadler nennt in der Heftminfter Gazette
Matiffe einen halben Griechen und einen halben
Barbaren, Maillol wird als halb mittelalterlich
und halb klaffifd) bezeichnet.
New York
Die Fülle der Angebote von Einmännerfchauen,
Gruppenausftellungen ufw., die die vielen Kunft-
falons gleich vom Beginn der Saifon an auf
das Publikum loslaffen, ift faft erdrückend und
verwirrend. Diesmal fei nur auf eine einzige
Äusftellung während des Novembers kurz ein-
gegangen, weil fie für die Neuorganifation der
New Yorker Künftler von Bedeutung zu werden
verfpricht. Es ift dies die erfte Ausheilung der
neuen Vereinigung der „Amerikanifchen Maler,
Bildhauer und Radierer“, einer Art etwas fpäten
Sezeffion der fogen. National Academy of De-
sign, die fich immer wie eine jüngere Schwefter
der Royal Academy in London vorgekommen
ift und in recht vielem diefer.nur zu erfolgreich
nachgeftrebt hat. Der Name der neuen Ver-
einigung jedoch, der offenbar abfichtlid) dem
der einft unter Hlßft'ers Führung gtftandenen
internationalen Vereinigung in London nach-
gebildet ift, befagt fcßon, daß es fich hier we-
niger um eine beftimmte „Richtung“, als viel-
mehr fozufagen um das freie Ausleben der Ceil-
nehmer nach außen hin handelt. Viele diefer
gehörten und gehören noch der Academy an,
die einigen „Hilden“ und Radikalen ja auch
ihre Core zu öffnen pßegt, nolens volens, und
es kommt den Neuen nicht fo fefjr darauf an,
eine beftimmte Richtung, etwa den Expreffio-
nismus, zu pflegen, als vielmehr jeden Künftler
auf feine Faffon felig werden zu laffen. Nur
verlangt man, daß jeder fein beftes gebe. Das
ift alles. Und nun ift das erftaunlicße gefcfjehen,
daß eine folcße aus ca. 40 verfdßedene 3iele
verfolgenden Künftlern begehende Genoffenfchaft
eine Äusftellung zuftande gebracht hat, die, man
darf wohl Jagen, in ihrer ruhigen aber keines-
wegs langweiligen (Hürde einen hohen Begriff
vom Können wie Hollen vieler der Beteiligten
gibt und fogar gleichfam zu einem Ganzen fich
zufammenfchließt. Das kann nicht allein die
Folge der fchönen Räume (b. i Gimpel & Hilden-
ftein) fein, des guten, natürlichen, aber nicht
grellen Lichtes (hier ßnden ja die meiften Aus-
heilungen bei elektrifcher Beleuchtung ftattl), des
feinfühligen Gefchmackes, mit dem die Herke
gehängt find. Der Hauptgrund muß vielmehr
darin zu ßnden fein, daß hier ein jeder etwas
lebendiges und damit eignes zu geben ver-
fucßt hat, und fich dabei fofort herausftellte,
daß da eben troß aller Verfdßedenheiten eine
Einheit die meiften umfpannt und bewegt: eben
unfere 3^it. Hier ßnden fich Künftler, die noch
in naturaliftifcßen Anfcßauungen befangen find,
Impreffioniften, folche, die ihren Renoir eifrigft
ftudiert haben, freudige Schüler Cezannes wie
Leon Kroll, und Vorkämpfer der expreffionifti-
fchen Malerei hierzulande wie M. Prendergaft.
Sie ftoßen fich nicht, fie verdrängen fich nicht, fie
find nur zum friedlichen Hettkampf in die ge-
meinfame Arena getreten. Und diefer Kampf
wird ihnen und wird ihrem Publikum ficßer zum
Vorteil gereichen. F.
Rotterdam
Über Heihnachten und Neujahr ßnd im Mu-
feumBoijmans wiederum einige hervorragende
Kunftwerke aus Rutterdamer Piivatbefiß zu einer
kleinen Äusftellung vereinigt. An der Spiße
fteht Jan Steens große, 1661 datierte Illuftrie-
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