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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 1
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B., G.: Das Aussfuhrverbot von Kunstwerken
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Büchersammelwesen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0062

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Büdjerfammelwefen

möglichst harmonifchen Äufbau durch) die Gleich-
mäßigkeit der weißen Räume in und zwifchjen
den Buchftaben erzielen will, da dies die Vor-
bedingung für eine gute Seitenwirkung ift. Und
daß neben dem Streben nach) vollendeter äußerer
Schönheit die gleiche Sorgfalt auch der Cext-
geftaltung zugewendet wird, muß befonders be-
tont werden; die Durchficßt des vorliegenden
Textes beforgte der Münchener Oberbibliothekar
Dr. Erich Petjet. Huf diefer Fjöhe ftehen nur
wenige Preffen, und wenn Deutfchland auf dem
Gebikte des fchönen Buches zu einem Bedränger
Englands wird, fo hat die Bremer Preffe an
diefem Erfolge einen rühmlichen hervorragen-
den Hnteil. Georg Minde-Pouet.
Älte Bücher und ifjre Sammler
£Uenn neuerdings fogar der Gefeßgeber, ohne
auf merklichen öüiderftand der beteiligten Kreife
zu ftoßen, neben Edelfteinen und Perlen „alte
Drucke“ als luxusfteuerpflichtig bezeichnet hat,
fo fpricht diefe Catfache ftärker als alle Ulorte
für die Bedeutung, die das alte Buch als Sammel-
gegenftand erhalten hat. So ganz ohne Kritik
ift diefer gefeßgeberifche Eingriff allerdings nicht
hingenommen worden, aber diefe Kritik richtete
fid) mehr gegen die Faffung als gegen den In-
halt der Gefehesbeftimmung. Lebhaft hat man
den Mangel jeder näheren Erklärung, was denn
eigentlich unter „alten Drucken“ zu verftehen
fei, beklagt und darauf hingewiefen, daß eine
Sonderfteuer auf Inkunabeln, wertvolle Bücher
des 16. Jahrhunderts und vor allem auf mo-
derne Luxusdrucke nicht unberechtigt fei, wäh-
rend eine Befteuerung jedes „alten Druckes“ als
zu weitgehend erachtet werden müffe. Huch ift
gefragt worden: find Drucke aus dem Hnfang
des 19. Jahrhunderts auch alte Drucke, oder ift
geftattet, eine Grenze zu ziehen und etwa alles
nach 1600 Gedruckte nicht mehr als „alt“ im
Sinne des Gefeßes anzufehen? Huf die Beant-
wortung, die die Steuerpraxis im Verein mit
den Verbänden der Buchhändler und Äntiquare
diefen Fragen erteilt hat, will ich nicht ein-
gehen, wohl aber möchte ich betonen, daß der
Gefe^geber gar nicht fo fd)led)t beraten war,
wenn er von jeder Einfchränkung des Begriffs
abgefehen hat. Denn es ift in der Cat nicht
leicht, gewiffe Gruppen alter Drucke als Sammel-
objekt zu bezeichnen und andere auszufchließen,
oder deutlicher gefagt, die Gefichtspunkte anzu-
geben, welche die Mehrzahl der deutfehen
Sammler alter Bücher bei der 3ufammenftellung
ihrer Bibliothek im Äuge haben.
Noch fehlt eine brauchbare Gefctjichte des
Bücherfammelwefens in Deutfchland, aus der

man eine einigermaßen deutliche Hnfdjauung
der wechselnden Cendenzen und Neigungen der
verfchiedenen Sammlergenerationen gewinnen
könnte. Baufteine zu einer folchen Gefchichte
finden fiel) zwar überall verftreut in 3eitfd)riften,
Verfteigerungskatalogen und Gelehrtenbiogra-
phien, aber die erfte und an fich fehr verdienft-
liche 3ufammenftellung diefes Materials, die
Bogeng in feiner Fachkunde für Bücherfammler
gegeben hat, kommt doch nicht recht über ein
Hufzählen von Namen und Daten hinaus. Huf
die 3ufammenhänge, die den Sammler mit den
literarifchen und künftlerifchen Beftrebungen
feiner 3eit verbinden, ift noch nirgends hin-
gewiefen, und eine Schilderung des Hnteils, den,
nicht zuletzt, auch ftille Sammlerarbeit an der
Verbreitung und Vertiefung geiftiger Kultur hat,
ift noch nicht verfucht worden.
Ich verkenne allerdings durchaus nicht die
Schwierigkeiten, die fich gerade heute einer
Bewältigung diefer Hufgabe entgegenftellen. Ift
doch niemals mehr über Snobismus und wal)l-
lofes Kaufen aus unfachlichen, nicht zu billigen-
den Motiven geklagt worden, als in unferen
Lagen. Dennoch, meine ich, darf nicht über-
feinen werden, daß auch aus diefer nicht immer
erwünfehten Husdehnung des Sammelwtfens un-
verkennbar die Sehnfucht weiter Kreife nach
dem Befih geiftiger Güter fpricht, daß jedes
fchöne Buch, jedes wirkliche Kunftwerk ver-
edelnd auf den Käufer und feine Umgebung
einwirkt.
Hllerdings macht es die Konkurrenz gerade
diefer Käuferfchichten dem ernfthaften Sammler
immer fchwerer, feine Bibliothek in der er-
wünfehten (Xleife zu ergänzen. Ohne eigene
Kennerfchaft haben folche Käufer meift nur das
Beftreben, anerkannte öüerte aufzukaufen, fo
daß gewiffe Büchergruppen heute aus unferem
an fid) fchon fd)led)t verforgten Markt fo gut
wie verfchwunden find. Hber gerade deshalb
ift es lehrreich, fich einmal mit diefen Bücher-
gruppen zu befchäftigen, denn man gewinnt
dadurch ein ziemlich zutreffendes Urteil über
die Kriterien, die für die Huswahl der Sammler
beftimmend find.
Eine Bedingung, die Verbindung des Buches
in irgendeiner Form mit der Graphik, muß vor
allem erfüllt fein, wenn das alte Buch begehrens-
wert fein foll. Von den IJolzfchnittinkunabeln
bis zu den illuftrierten Büchern Richters, Menzels
und ihrer 3eitgenoffen in Frankreich erfreut fid)
jedeHrt der Illuftration und des Buch fd)mucks, mag
es fid) um Fjolzfchnitt, Kupferftid) oder Litho-
graphie handeln, faßt gleichmäßiger Beachtung
und Ulertfchähung. Die bevorzugten Sammler-

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