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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 2
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0107

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Ausheilungen

kung; viele Ärbeiten kranken an zu weitgehender
Detaillierung, zeigen aber die durchgebildete
fjandwerklichkeit, die [ich auch auf plaftifchem
Gebiete nicht ohne Erfolg geübt hat.
Lene Schneider-Kainer vereinigt ihre technifch
wohlgefchulten, in der künftlerifchen Konzeption
jedoch noch unfreien Graphiken und farbigen
3eichnungen aus Hmfterdam in der Neuen
Kunfthandlung von Margulies. K. S.
Expreffioniftenfdjau Darraftadt 1920
Äls gemeinfames Unternehmen der Stadt und
der heffifchen Regierung wird im Frühjahr diefes
Jahres auf der Mathildenhöhe eine große Aus-
stellung expreffioniftifcher Kunft ftattßnden, die
internationalen Charakter haben foll. Als Leiter
des Unternehmens ift Hofrat Stockhaufen inDarm-
ftadt auserfehen, der das Programm gemeinfam
mit dem ftändigen Rat ausarbeitet. Die Äus-
ftellung, die erfte ihrer Ärt, kann ein überzeugen-
des Dokument der 3eit werden.
Breslau
Die Galerie Ernft Ärnold zeigt gegenwärtig
eine umfangreiche Kollektivausftellung von Ge-
mälden, Segnungen und Graphik des Breslauer
Expreffioniften Oeiurich Eifchler. Ferner ent-
hält die Äusftellung Hauptwerke von Max Lie-
bermann, Max Slevogt und CUilhelm Urübner.
Hußerdem [ehr reizvolle Handzeichnungen von
Liebermann und Slevogt und fehr originelle
3eichnungen und Radierungen von Oswald Pohl,
Magdeburg.
Erfurt
Die „Künftlergruppe Jung-Erfurt“, eine Ver-
einigung junger, aus Erfurt oder näherer Um-
gebung ftammender Maler und Bildhauer, die
[ich im Frühjahr 1919 konftituiert hatte, tritt zur
3eit in den Räumen des hießgen Kunftvereins zum
erftenmal in die Öffentlichkeit. Damit ift glück-
licherweife endgültig mit der Gewohnheit ge-
brochen worden, diefe wefentlich fortfchrittlid)
gefinnten Künftler nur im Rahmen einer alljähr-
lich veranftalteten CUeitmachtsausftellung, in der
arger Dilettantismus [ich breit machen durfte,
zu CUort kommen zu laffen. So ift es möglich,
ein einigermaßes klares Bild vom Stande der
jungen Erfurter Kunft zu erhalten.
Einen noch [ehr gemäßigten Expreffionismus
vertritt Otto Meßmel in feinen Gemälden,
Paftellen und 3m<hnungen: Berliner Straßen-
bilder, Ciergarten, Grunewald ufw., lebendig er-
fchaut und mit feinem Emppnden für die fpezi-
pfcße Berliner Stimmung wiedergegeben. Cüilly
Kird) erfcheint in feinen kräftigen Scßwarz-
Cüeiß-Ärbeiten glücklicher als in den Äquarellen.

Ulährend Carl Schneider ganz im Dekorativen
wurzelt, fuchen Cüalter Fer.nkorn und Älfred
Hanf den Cüeg zu einer geiftigen Kunft. Von
Hanf, dem weitaus Bedeutenderen von beiden,
feffeln am ftärkften die illuftrativen Blätter. Auf
der äußerften Linken fteht Cheo Kellner, der
fchon im Sommer in Greifswald Äuffehen er-
regte; drei Köpfe in Holzfctmitt, darunter ein
feelifch fehr ftarkes Selbftbildnis, zeigen den [ehr
felbftändigen Schüler Feiningers erftaunlich weit.
Der zweifellos begabte CU. R. Hutb muß [ich
noch von dem übermächtigen Einßuß Gleichmanns
befreien. Von Plaftikern ift in erfter Linie Carl
Äuguft Lüdecke zu nennen: fein großer Redner,
in einzelnem noch ungeftaltet, weckt große Er-
wartungen für die 3ukunft; ein früher Bildnis-
kopf in feiner Ruhe und Gefchloffenheit der
plaftifchen Form kontraftiert feltfam mit einer
malerifch-unruhigen Porträtbüfte von Richard
Baurotp, deffen übrige Hrbeiten noch zu fehr
im Banne Lehmbrucks ftehen, als daß fich etwas
Pofitives darüber fagen ließe.
3ur Eröffnung der Äusftellung hieltDr.Redslob
eine glänzende Rede, mit der er zum lebten
Male als Mufeumsdirektor vor das Erfurter
Publikum trat. Es ift hier nicht der Ort, auf die
vielen Verdienfte hinzuweifen, die [ich Redslob
in feiner bisherigen Cätigkeit als Leiter des
hiefigen Mufeums erworben hat. Nur foviel fei
hervorgehoben: wenn Erfurt heute ein Mufeum
befißt, das [ich fehen laffen kann; wenn hier
auch in weiteren Kreifen der Sinn für die künft-
lerifchen Beftrebungen unferer Generation ge-
weckt wurde; wenn endlich jungen aufftreben-
den Calenten ein Cüeg bereitet wurde — fo ift
das einzig Redslob zu danken. So fchmerzlich
es ift, ihn fcheiden zu fehen: wir freuen uns
doch, daß [ich ihm nunmehr die Möglichkeit er-
öffnet, als Generaldirektor in Stuttgart feine Kräfte
freier als bisher entfalten zu können, und daß
er zugleich als Lebendiger in unferer Seit nach
Berlin in ein Ämt berufen wurde, in dem er
gleichfam das künftlerifche Gewiffen des ge-
famtenReichs verkörpert. Cüalter Paffarge.
miesbaden
Im Naffauifchen Kunftverein — Cüies-
badener Gefellfdjaft für bildende Kunft
find u. a. Kollektionen von Felix Müller, Eberz
ausgeftellt. Felix Müller geht als Maler in
den Bahnen Noldes. Sieht die CUelt fatyrifcß
und verlegt die Satyre auf die große Leinwand.
CUie weit er damit auf die Dauer kommen wird,
ift noch nicht abzufehen. Eine CUarnung könnte
ihm die „Geburt“ fein — ein wirklicher Geburts-
akt! —, wo die Satyre zum verzerrten Ernft

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