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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 8
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Oelenheinz, Leopold: Ein neues Verfahren zur Meisterbestimmung und Ergebnisse desselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0359

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diefeiben, wenn nicht beffere Dienfte tun. Und doch ift es fo. Verfaffer l)at aufgaben-
mäßig vielfach) auf diefe Kleife z. B. Exzellenz v. Bode in Berlin (am 21. I. 18) nach)
Photographie die übermalten und die unberührten Stellen der Eizianifcßen Venus im
Kaifer-Friedrichmufeum in kurzer 3eit fagen können, mit der Klirkung einer Empfehlung
v. Bodes an Geheimrat Friedländer. Und diefem konnte Verfaffer als Aufgabe die
Identität eines Originalbildes mit einer dazugelegten Photographie dartun. Eine Reihe
von fünf Aufgaben Dürer und Burgkmair betreffend, konnte (am 18. XI. 15) Verfaffer
vor dem verfammelten Perfonal des Germanifchen Mufeums und den beiden Direktoren
v. Bezold und Dr. ßampe, in Übereinftimmung mit den ihm unbekannten wiffenfdjaft-
lichen Ergebniffen, ebenfalls nach Photographie löfen ufw. An den Originalen des
Kliener Mufeums hat Prof. Dr. M. Benedikt, mit dankenswerter Förderung durch
Dr. Glück, mit der Klünfchelrute felbft Verfuchje ausführen können. So dürften die
3weifel an der Brauchbarkeit des neuen Verfahrens zurücktreten.
Klie wirkt nun der Klünfchelring, wie ift es möglich ihn zur Erkennung der Meifter
zu verwenden? Dies deutlich zu machen müffen wir auf einiges Gefch)ich)tliche und
Grundfäfeliche eingehen.
Der Schriftfteller Kallenberg in Bagreuth fand kurz vor dem Krieg, daß der von
Goethe in den Klahlverwandtfchaften II. Kap. 11 in feiner Handhabung und Klirkungs-
weife befchriebene Pendel nicht nur über den „Kiefen“, fondern auch über ihrer Photo-
graphie in der Hand des Senfitiven von felbft, ohne äußeren Antrieb je nach dem
Kiefen differenzierte — und zwar mit dem Kiefen identifche, d. h- mit deffen Eigen-
fchwingungen übereinftimmende — Bahnen befchreibt. Der Pendler muß es nur fo
weit gebracht haben, fein eigenes Kiefen in einen labilen, aftatifchen 3uftand zu ver-
femen. Auch muß er frei von irgendwelchen noch fo feinen äußeren Störungen
arbeiten können. Die Schwingungen des Pendels find bald Kreifungen, Ellipfen,
Strichungen, Sternungen und die Verbindungen diefer Formen. Der Pendelkörper wird
unbeirrt durch Bewegungen, etwa wie die im Schnellzugswagen auftretenden1, „in
entfchiedenem Klirbel fortgeriffen“ (Goethe). Auch die 3ahl der Schwingungen kommt
in Betracht. Es tritt ein Ruhepunkt ein, dem meift keine Kliederholung der Schwingungen
— es fei denn daß man den Pendel abfet$t — folgt. Auch ganz beftimmte Empfin-
dungen treten oft auf. Einfache Körper, wie Metalle, Imben unter fiel), aber nicht in
den einzelnen Stücken verfchiedene Schwingungen, Eiere nach den Gefchlecßtern weiter
differenzierte, Menfchen je und je unter fiel) verfchiedene Bahnen. Doch nicht nur der
einzelne Menfch und fein photographifches Bildnis find feßwingungsidentifet), — auch
feine Gatfpuren in Handfchrift, Malerei, Kupferftich ufw., find es mit dem Urheber.
Ebenfo die Photographie davon, ja auch die Autotypie, vermöge einer Imprägnations-
wirkung, wie Prof. Dr. M. Benedikt dartut. Auch die Erkenntnis der Klirkung der
Handfchrift im weiteften Sinn ift Kallenbergs Verdienft. Es ift klar, daß, wenn jeder
Menfch vom andern verfchiedene Schwingung hat> auch jeder über demfelben Kiefen
andere Schwingungen Imben muß. Das Gefamtergebnis muß aber natürlich aufs
Gleiche führen. (Gefetj der perfönlidjen Gleichung.) Klichtig ift auch, daß felbft eine
feßwaeße Berührung des zu bependelnden Gegenftandes vermöge Imprägnation auf
kürzere oder längere 3eit eine Verwirrung der Eigenbahnen des Kiefens ßervorrufen
kann. Alfo berühre man niemals die Stellen, die man abzupendeln die Abficht hegt.
Man kann nun meift nicht ohne weiteres fagen: Dies ift ein echter Holbein ufw. Es
bedarf faft ftets der Möglichkeit des Vergleichs durch Differenzgefühl und den Augen-
1 ttlorauf Herr Öniv.-Prof. Dr. Medicus in 3ürid) Verf. bewies.
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