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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 8
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Neue Bücher und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0369

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Neue Bücher und 3eitfriftcn

pnd von Neuerfcßeinungen zu nennen: Lionello
Venturi, La critica e l’arte di Leonardo da Vinci
und Giovanni Poggis Leben Leonardos nad)
dem Cext Vafaris mit Kommentar und Cafeln.
Ettore Verga endlich, der unermüdliche Ver-
wefer derRaccolta Vinciana im Castello Storzesco
zu Mailand hat den zehnten Band der „Raccolta
Vinciani“ mit einem fehr dankenswerten General-
regifter [amtlicher Bände herausgegeben.
3ur Jahrhundertfeier Raff aels foll im gleichen
Verlage wie Poggis Buch das Leben Raffaels
von Vafari in zwei Prachtbänden erfcheinen.
Die große offizielle Publikation über Raffael von
Hdolfo Venturi ift bereits abgefchloffen und
dürfte fpäteftens im April im Buchhandel er-
fcheinen. Alle Refultate moderner Raffael-
Forfchung find hier von Venturis Meifterhand
zufammengefaßt worden. Das Buch wird auch
deshalb Huffehen erregen, weil Venturi den Mut
bepßt, die große jüngft aufgetauchte Sepiafkizze
zu einem Porträt Leos X. als echt anzuerkennen.
Sie wird hier zum erftenmal den Kunftgelehrten
zur Meinungsäußerung vorgelegt werden. E. St.
C. Ä. Loosli „Ferdinand Fjodler“
Mit einem technifchen Hufwand fondergleidjen,
der kaum einer befferen Sache hätte dienen
können, hat der 3üricher Verlag Ra [eher & Co.
das große jodlerwerk herausgebracht, das jeljt
mit zwei Cextbänden aus der Feder des jodler-
freundes Loosli und rund fedßzehn Lieferungen
mit insgefamt 260 Cafeln, darunter 28 in farbiger
Photolithographie vorliegt. Und doch ift das
Endergebnis negativ. Der große Hufwand ward
fchmählict) vertan, weil diefe Veröffentlichung
nach Hnlage und technifdßer Durchführung ein
völliges Fiasko bedeutet. Der Cext Looslis ift
weder Kunftgefchichte noch Kritik, am aller-
wenigften Kunft. Nach Hrt alter Chroniften
zeichnet diefer treue Freund die Etappen im
Leben jodlers getreulich nach, forgfam bemüht,
vor allem den Meifter felbft immer wieder zu
CQort kommen zu laffen. Ihm eignet weder die
Gabe des Scbriftftellers noch der Intellekt des
Kritikers. Mehr zu geben als ein Buch der Er-
innerungen lag fcheinbar auch nicht in feiner
Hbpcßt. Infofern hätte der Cext diefes monu-
mentalen ttlerkes ficher in der Memoirenliteratur
unferer3eit einen befcßeidenenPlah beanfpruchen
dürfen. Darüber hinausgehende Erwartungen
bleiben unerfüllt.
Hngeficßts der technifchen Leiftung der in
diefem CQerk vereinigten Cafeln faßt den deut-
fchen Kunftfreund denn doch ein gelindes Grauen,
lüer [ich in der Materie auskennt, mußte von
vornherein wiffen, daß jodlerfcße Bilder in far-

bigem Künftlerfteindruck überhaupt nicht zu re-
produzieren find und fo ift das Ergebnis in der
Cat geradezu vernichtend. Hber auch die 250 ein-
farbigen miedergaben in Lichtdruck find (von
der Reproduktion einiger Dutjend jandzeieß-
nungen abgefehen) fo unerhört fcßlecßt und
irreführend, daß man wohl ohne Überhebung
fagen darf, daß es in Deutfcßland kaum ein
Verleger wagen dürfte, derartiges in einem fo
teueren und anfprucßsvollen ttlerk zu edieren.
Faft feßeint es, als habe man in der Schweiz
noch nicht jene einfachsten technifchen Mittel,
über die bei uns felbft kleinere Provinzanftalten
in ausgezeichneter (Xleife verfügen. Alles in
allem: Dies Cüerk, das dem Gedächtnis eines der
Größten gelten foll, ift ein Fiasko. Schade darum.
Diefe leider notwendigen kritifeßen Feftftel-
lungen vorausgefchickt, wird die Frage bren-
nend, ob man überhaupt gut daran tat, das
ttlerk jodlers in diefem Umfang der Öffentlich-
keit darzubieten. Huch diefe Frage wird durch
die Publikation felbft verneint. Denn in diefer
bunten Mifcßung von Gelegenßeitsarbeiten, 3U-
fälligem und künftlerifcß Belanglofem mit den
zwei Dußend Bildern (allenfalls!) jodlers, die
einmal vor der Gefcßicßte befteßen werden, doku-
mentiert fieß aueß hier das allgemeine Scßickfal
aller großen Künftler, die immer nur auf Hb-
und Umwegen zu den wenigen epocßalen Lei-
tungen kommen, die einmal Eckpfeiler der Ent-
wicklung bleiben. Die find bei Fjodler wirklich
mcßt fehr zahlreich- Im Gegenteil, uns will es
fdßeinen, als fei der Moment nicht mehr fern,
wo man in nüchternfter Einteilung aucß diefem
Lebenswerk feine leßte feftfteßende Formel wird
geben müffen, wenn [ich die Begeifterung des
Augenblicks gelegt hat und objektivfte mertung
im Umkreis des übrigen großen europäifchen
Kunftwerdens ihr Recht verlangt, mieviel dann
vom jodlerwerk überhaupt übrig bleibt, das vor-
auszufagen, fchiene im Augenblick vermeffen,
aber fo paradox es klingen mag, fcheint doch
heute bereits die üatfaeße feftzuftehen, daß in
der Kunftgefchicßte jedenfalls der Schweizer
Boecklin den Schweizer jodler an Bedeutung
und um einige Jahrhunderte überleben dürfte.
Möglich, daß aucß das nicht zutrifft. Einerlei.
Erft muß einmal das jodlerwerk gefeßrieben
werden, das wirklich leßte Feftftellungen ermög-
licht. Ewald Bender foll es unter der Feder
haben. Nach Loosli ift es doppelt nötig ge-
worden. Biermann.
üribüne der Kunft und 3eit
In diefer von Kafimir Edfcßmid bei Erich
Reiß, Berlin herausgegebenen Schriftenreihe (auf

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