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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 9
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Leonhardt, Karl Friedrich: Italienische Majolikawerkstätten des 16. Jahrhunderts und die in ihnen benutzen Vorlagen, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0396

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Äbb. 15. Pierre Eskrid). Äbfaloms Ende.
könnte fick) fel)r wohl [chon in in den fünfziger Jahren von jener getrennt haben. (Has
wir an bezeidjneten Erzeugniffen der eigenen Botega Oratios befi^en, ftei)t nur in
lockerem 3ufammenhang mit der alten Malweife. Sie find großfiguriger und in ßelleren
Fönen gehalten, vor allem ift das warme, faftige Grün, das die Fontanaarbeiten der
vierziger und fünfziger Jaßre auszeichnet, verfcßwunden. Die Ausführung ift dagegen
kaum weniger forgfältig.
Diefe Veränderungen begründen an fiel) keine 3weifel an der Eigenhändigkeit diefer
Arbeiten. Sie entfprechen einem Stilwed)fel, der fiel) auch in der übrigen Produktion
Urbinos bemerkbar macht und dem [ich auch Oratio angefchloffen tyabzn dürfte. Als
Vorlage wird auch \)ier der Ovid Bernard Salomons weiter benutzt. Auffällig find
gelegentlich vorkommende franzöfifche Rückfeitenbezeichnungen, die aber nicht etwa auf
die franzöfifche Ausgabe des Vorlagenwerkes zurückgehen. Für andere tüerkftätten
läßt fich ähnliches bislang nicht nachweifen.
Der Übergang zu lichteren Farbtönen läßt fich auch an jenen Arbeiten, die fich der
Fontanamanier der fünfziger Jahre enger anfdüießen, deutlich und fdjrittweife ver-
folgen. Er hängt wohl mit der Einführung der Groteskenmalerei im Loggienftil zu-
fammen. Es gibt zahlreiche Stücke, deren Mittelbild noch ganz in der alten farben-
kräftigen Manier gehalten ift und daher die zierliche Malerei des weißgrundigen Rah-
mens allzufehr übertönt. Die neue Malweife fud)t einen Ausgleich zu fchaffen, indem
fie auf die fchwereren Farben der Majolikapalette verzichtet. Es find wohl jüngere Kräfte,
die nach dem Ausfd)eiden Oratios den neuen Stil in der alten Fontanawerkftatt zur
Vollendung bringen, kaum fd)on Angehörige der Patanazzifamilie, die erft feit etwa
1580 nachweisbar werden, fondern eher die vierte Generation des Fontanagefchlect)tes,
aus der uns zwar Namen, aber keine Signaturen überliefert find.
Es find hier vor allem Arbeiten zu nennen, die in der Braunfehweiger Sammlung
ganz auffallend ftark vertreten find und vielfach für venezianifd) gehalten werden.
Sie tragen in ihrer Mehrzahl ein ficheres fignaturartiges Merkmal, ein einer 4 ähnliches
3eichen1, das der rückfeitigen Infchrift, die in ürbino, im Gegenfatj zu anderen Cüerk-
1 Vgl. Katalog der Äuktion Lanna 1909, Nr. 434.

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