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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 9
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Leonhardt, Karl Friedrich: Italienische Majolikawerkstätten des 16. Jahrhunderts und die in ihnen benutzen Vorlagen, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0397

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Äbb. 16. Ciefes Becken, Majolika. Hbfaloms Ende. Orbino um 1570.
ftätten, faft niemals fehlt, vorangeftellt wird, während wed)[elnde verwandte 3^idt)en
diefelbe [d)lie|5en. Faft ausnahmslos tragen fie auf der Rückfeite nach alter urbina-
tifdjer Art zwei bis vier zitron- oder orangefarbene fdjmale Ringe, die Lippe, Fuß
und Innenkanten des Gefäßes ßervorßeben, ein gutes, äußerliches Unterfcheidungs-
merkmal von den gleichzeitigen Arbeiten der venezianer Botega der Kekropstöchter
und der Domenengo Becers. Die völlige opake Glafur und die häufige Rahmung mit
Grotesken frühen Stiles und allererfter Qualität laffen mit Sicherheit auf Urbino fchließen.
Einen Anhalt für die Datierung ergibt der ümftand, daß der oben bereits erwähnte
Faentiner bzw. Veronefer Gianbaptifta dale Pale Ende der fedjziger Jahre diefe Mal-
weife bereits kennt und in feiner ötteife weiterentwickelt.
Dem entfprechen auch die neuen Vorlagen, die zu dem weiter benutzen Ovid Ber-
nard Salomons einzutreten, die Bibelilluftrationen aus dem Verlage des Guil-
leaume Roville in Lyon, die dem als Jean de Moni bekannteren Pierre Eskrich zu-
gewiefen werden.1
Die Braunfehweiger Sammlung befißt gerade ein Duzend folcher Entlehnungen diefer
ötterkftatt, teils mit2, teils ohne Groteskenrahmen (Abb. 15 u. 16), dazu kommen 18Celler
1 Figure de la biblia illustrate de stanze tuscane per Gabriel Symeoni in Lyone, a presso
Guillelmo Rouillo, 1564.
2 Ein befonders fd)önes Exemplar diefer Art kam 1899 aus der Sammlung 3fd)ille zum Ver-
kauf (Nr. 135 des Katalogs mit Hbb.). Die Verfe der Rückfeite find die Symeonis. Die Braun-
fd)weiger Sammlung befißt ein gleichwertiges Gegenftück in Nr. 560 „Saul läßt David bewaffnen“.
Die Nennung des Namens der Patanazzi würde diefe Stücke um rund zwei Jahrzehnte jünger
erfdjeinen laffen.

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