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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 9
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Leonhardt, Karl Friedrich: Italienische Majolikawerkstätten des 16. Jahrhunderts und die in ihnen benutzen Vorlagen, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0399

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Äbb. 18. Geller, Majolika. Sauls Berufung. Venedig um 1565.

Die tüerkftatt des Scßäuf felingefcßirres [erließt fieß feßr eng an die Malweife
der Fontanawerkftatt der fünfziger Jaßre an. Man würde daßer leießt verleitet fein,
ißre Arbeiten ebenfalls in diefes Jaßrzeßnt zu fetzen, wenn nießt der Nacßweis der be-
nutzten Vorlage von 1564 entgegenftände (Äbb. 17 u. 18). Die Lokalifierung diefer
ötterkftatt mit ißren nießt gerade ßäußgen Arbeiten ift nießt ganz fießer. Es gibt jedoeß
eine um etwa ein weiteres Jaßrzeßnt jüngere Ergänzung des Scßäuffelingefcßirres, über
deren venezianifeße Herkunft kein 3weifel befteßt, und wenn aueß der Scßluß, daß der
Befteller der Ergänzung fieß an den Verfertiger des urfprünglicßen Gefcßirres gewendet
ßabe, kein zwingender ift, fo laffen ßcß doeß aueß keine triftigen Gründe gegen die
venezianifeße Herkunft des letzteren geltend maeßen. Icß möcßte anneßmen, daß wir
in diefer lüerkftatt die Entwicklung der Botega „in Venezia in cßastello“ vor uns ßaben.
Das Scßäuffelingefcßirr füßrt auf eine vierte von beftimmten Botegen regelmäßig be-
nutzte Fjolzfcßnittfolge, Bernard Salomons Illuftrationen zum alten Ceftament,1
die feßon 1554 in italienifcßer Ausgabe erfeßienen und fowoßl für das urfprünglicße
Scßäuffelingefcßirr, wie für die Ergänzung benutzt werden. Auffallend ßäußg werden
die Entleßnungen aus ißnen aber erft gegen Ende des Jaßrßunderts und darüber ßinaus
in [Herkftätten, deren minderwertige Erzeugniffe leßten Verfalls der Majolikamalerei
ßcß nur feßwer der Entwicklung anknüpfen laßen. Am beliebteften ift oßenbar die
Darftellung des traumdeutenden Jofef vor Pßarao gewefen, die noeß auf einer Scßüßel
1 „Figure del veccbio testamento con versi toscani per Damian Mar aff i in Lione per Giovanni
di Cournes, 1554.“ Bekannter find die zahlreichen franzöfifeßen Ausgaben unter dem Citel der
„Quadrins ßistoriques de la bible par Claude Paradin, Lyon, Jean de Cournes, 1553ß.“

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