Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0402
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Heft 9
DOI Artikel:Leonhardt, Karl Friedrich: Italienische Majolikawerkstätten des 16. Jahrhunderts und die in ihnen benutzen Vorlagen, 2
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Äbb. 20. Flacher Leller mit fchmalem Rand, Majolika.
Mofes am Berge Fjoreb (nacb einem bolzfcbmitt aus der
Bevilaquabibel von 1576). ürbino oder Venedig um 1590.
Es hat fich bislang nur eine einzige Entlehnung (Äbb. 20) aus den an 600 Schnitten
der Bibel von 1576 nacl)weifen laffen, in einer öUerkftatt, die ebenfalls als venezianifd)
angefehen zu werden pflegt und wenn dies richtig fein füllte, in Venedig noch einmal
die befte urbinatifche Eedmik gegenüber dem Verfall, der fid) in der Spätzeit Domenengos
und des Meifters G. R. offenbart, zur Geltung gebracht hätte. Es ift jene öüerkftatt, die
man aus den zahlreichen Cellern nach und in der Art der Venationes des Stra-
danus kennt, mit denen fich ein dritter und letzter Kreis von Vorlagen für die ganz
fpäte Majolikamalerei eröffnet, der niederländifdje und franzöfifche Kupferftid). Es ift
hier eine Folge von Cellern nach den Bibelbildern des Etienne de Laune und
eine Prunkfchüffel mit dem goldenen 3eitalter nach Fjendrik Golßius in einem putten-
durchfet$ten Groteskenrahmen als ein noch ganz auf der Fjöhe der Cedjnik ftehendes
Erzeugnis der Majolikamalerei um 1590 h^rvorzuheben (Äbb. 21). Die IHerkftatt, die
der urbinatifdjen mit dem 3eid)en 4 nahefteht, ift leicht kenntlich an den flachbogen-
förmig geteilten ftoppelartigen Gräfern, die auf den meiften Stücken alle Farben der
Majolikapalette, namentlich auch LQeiß annehmen.1
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Faffen wir zufammen, was hier über die öderkftätten, die fich regelmäßig fremder
Vorlagen bedienten, gefagt werden konnte, fo ergibt fich, das nur drei Gruppen von
1 Qierher dürfte aud) die bei O. v. Falke a. a. O. S. 90, Äbb. 39, wiedergegebene Schüffel der
Berliner Sammlung wie Nr. 133 des Katalogs der Sammlung Sfdlille, 1899 (Äbb.), gehören.
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