Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0457
DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:Kuhn, Alfred: Emy Roeder: über das Formproblem der Plastik
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0457
Emy Roeder. Pubertät. 1918.
übertragen. Unter den fänden weitet die Form fid) aus, wächft und wird ruhig. Diefe
Beruhigung ift den Porträtköpfen Emy Roeders eigen. Die Menfchen find auf ihr
Grundwefen reduziert. So hebt fid) das Individuelle zum Allgemeinen, zum üypifchen,
aus dem 3ufälligen wird das Notwendige, aus dem Momentanen das Dauernde.
Nid)t anders die Entwicklung der Vollfigur. Nach teils exotifierenden, teils natura-
liftifd)en Schwankungen der Frühzeit wird noch einmal vorausfebungslos an den Akt
herangetreten. Ähnlich wie beim Porträtkopf wird die Überwindung der Natur der
Preis ihres Studiums. Vier Frauenfiguren entftehen. Vier Stationen der weiblichen
Paffion. Sie rücken Emy Roeder in die erfte Reihe der zeitgenöffifchen Plaftiker.
Man könnte fowohl die Fjalbfigur des Mädchens als aud) die Vollfigur Pubertät nennen.
In beiden fprid)t fid) dasfelbe aus. Die Arme feft an den Körper gepreßt, als zöge
429