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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 11
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Däubler, Theodor: Walt Laurent
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0465

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[Halt Laurent. Kompofition. Mai 1919.

mäßigften Künftler im Sinne von nicht fchulmäßiger Kubift. Infofern er aber docß
einer ift, muß man das einem 3ufall zufcßreiben, keinem Drinfteßn in der Entwicklung
diefer Richtung. Es gibt vielleicht 3erfallskubismus und zugleich Äufbaukubismus; es
handelt fid) um die Betrachtungsweife, durch die man an ein fold)es ülerk von ent-
fcheidender Bedeutung herantritt! Die kubiftifchen Elemente bei Laurent wären jedoch
vorhanden, ohne daß er jemals einen Picaffo, einen Braque, Gleizes oder Mejsinger
hätte fehen müffen. Ihm liegt das Äbftrakte durchaus im Blut! Oft fchöpft er Ex-
plofionen: geometrifche Granatenfplitter, hervorgebrochen aus einem intenfivften Farben-
kern, rhythmifieren fiel) da zu einem Bildganzen. Älfo doch etwas vom 3erfaUkubis-
mus? Vor allem ftel)t eines ficher: er ift kein ülürfelkünftler! Äud) kein Craumgaukler:
er weiß Crümmer Craum als Einheit zu organifieren, abfolut einzufe^en. Er verfteht’s,
geftaltlofem Chaos ein Rückgrat zu geben: er kennt die Geheimniffe der Struktur einer
Gräte. Auch die der Rippe. Ja, feftigende Rippen legt er um feinen Farbenraufd).
Purpurnes Fieber kann er zum Blutwerden anleiten. Seinen Gerippungen, elaftifchen
Verkörperungen, voll von Ätemmöglid)keit für Farben, ftellt er männlichft trotzige
Bafaltungen in der eignen Seele entgegen. Korngelbe. Frühlingsgrüne. Er weiß: die

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