Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0472
DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:Pelka, Otto: Gotische Elfenbeine
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0472
Äbb.5. Ceile eines Diptychons. (Durchbrochener Hintergrund.)
Franzöfifd); Ende des 14. Jahrh. London, Viktoria- u.Älbert-Mufeum.
ihren lebten Grund in der angedeuteten Erfd)einung des kird)lid)-religiöfen Lebens,
das ift ein nicht in einer inneren Notwendigkeit begründetes Hinausgehen über die zum
Verftändnis des dargeftellten Vorganges erforderliche Perfonenzatjl durch Hinzufügung
von 3ufd)auern, die in lebhafte Beziehungen zu den handelnden Hauptperfonen treten.
Daß ich mit diefer Anfrfjauung auf dem richtigen [Hege war, beweift mir ein Auf-
fat} von V. Curt Habicht,1 den ich an diefer Stelle zu erwähnen nicht unterlaffen kann,
in dem die burlesken 3üge in den geiftlichen Spielen auf die Auswirkungen des an-
tiken Mimus zurückgeführt werden: „Leben, Bewegung, Ausdruck, Geftik und Phy-
siognomik kamen nur in die Stellen und Rollen, die mit Mimengut fdjalteten oder
direkt von Mimen gefcßaffen (zweifellos auch gefpiclt) wurden, ünd gerade diefe
Vorzüge fuchten die mittelalterlichen Künftler, und wo fie fie fanden, ftellten fie fie
auch dar. Schon aus diefen Gründen ift es unangebracht, von Höhe und Verfall des
künftlerifchen Ausdrucks zu reden und eine auf formaler Grundlage allein aufgebaute
Vervollkommnung anzunehmen“ (a. a. O. S. 49). „Man darf in den geiftlichen Spielen
alfo nicht nur eine wefentliche Quelle erblicken, aus der die bildenden Künftler immer
1 „Die geiftigen Grundlagen der Kunft des Mittelalters“ im Archiv für Kulturgefcbichte, Bd. XIX
(1919), S. 35ff. Er ift ein Vorläufer einer größeren Arbeit feines Verfaffers über: Mimus, Myfterien-
fpiele und bildende Kunft.
444