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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 12
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Valentiner, Wilhelm Reinhold: Karl Schmidt-Rottluff
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0485

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Äbb. 1. Karl Sdjmidt-Rottluff. Mondfcbein. 1919.
auf; Schmidt-Rottluff fiedelte ebenfo wie Fjeckel und Pechftein nach Berlin über, das in
feine geiftig wenig geordneten Verhältniffe — merkwürdig genug! — trotj feines viel-
bejammerten moralifd)en und politifchen Verfalls, vielleicht gerade deshalb, die beften
künftlerifchen Kräfte Deutfrfjlands zog.
Vergleicht man die Kunft Schmidt-Rottluffs mit der diefer Gleichftrebenden aus der
Dresdner 3eit, fo wird ihr ausgefprodßener (Uillensgehalt, ihr fefter innerer Äufbau,
ihre ftarke, plaftifche Formengebung und ihre durchdringende Farbenenergie befonders
deutlich.
Daß Sachfen die Fjeimat des Künftlers ift (fein zweiter Name ift nach feinem Geburtsort
unweit Chemniß gewählt), ift gewiß nicht zufällig, obgleich man pd) zuerft wundern
mag, daß diefes Land, deffen Bevölkerung den weichen, flawifcpen Einfcplag nicht
verleugnet, eine Kunft von folcher Stilftrenge hervorbrachte. Die fächfifche Mifcpung
des Germanen- und Slawentums ift von jeher bedeutungsvoll für das deutfehe Geiftes-
leben befonders auf religiöfem und mufikalifchem Gebiet von Luther bis Bach und
weiter bis zu den Romantikern in der Mufik gewefen, und fo fepeinen auf diefer
religiös-mupkalifchen Grundlage vergangener Jahrhunderte nun auch die fruchtbarften
Gedanken der neuen deutfdjen Kunft hervorgewa(d)[en zu fein, gefördert durch die
vom Often neuerdings hereindringende Kultur, aus der die Revolution hervorging. Mit
wenigen großen Ausnahmen kommen die bedeutendften deutfd)en Künftler der Gegen-


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