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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 12
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Valentiner, Wilhelm Reinhold: Karl Schmidt-Rottluff
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0495

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über die Unmöglichkeit eines 3ufammenfchluffes der Menfchen, und feien es der nächften,
treffen. Und fo nahen [ie fich mit den Fjänden, wie aus fernen Kielten einander be-
rührend, ganz [ich begreifend und fich doch nicht näher kommend, als es eben den
Menfchen vergönnt ift, fich nahe zu kommen. Unlösbares Problem des Lebens und
der Kunft! Und doch ein Problem, um das fich zu mühen höchfte Menfdjenwürde ift,
und das ))iev der Löfung fo nahe gebracht wird, als es der Kunft nur möglich ift.

III.
Seit der älteften Fjolzbaukunft der Germanen, feit der ßolzplaftik der deutfchen Gotik
und Renaiffance, feit der Kunft des Fjolzfchnittes zur 3ßit Dürers hat der deutfche
Künftler das F)olz mit Vorliebe zum Ausdruck feiner Ideen für Baukunft, Plaftik und
Graphik verwertet. Es ift, als ob die Bildung des rohen Stammes mit feiner knorrig
ungefügen Form, die fich dem leidenfchaftlich fchnitjenden Meffer doch fo willig fügt,
dem halb barbarifchen, halb rührend fich hingebenden deutfchen Kiefen befonders gemäß
fei. Nirgends fonft in Europa ift in der künftlerifchen Bearbeitung des Fjolzes in älterer
3eit ähnlich Bedeutendes wie in Deutfchland geleiftet worden.
So konnte es nicht fehlen, daß die neue deutfcße Kunft mit ihrem mächtigen Anlauf
den Fjolzfchnitt und die Fjolzplaftik wieder neu belebte, nachdem beider Kiefen fo lange
verkannt worden war. Ein unbewußter Raffeninftinkt trieb auch Schmidt-Rottluff, fich

Äbb. 7. Karl Scbmidt-Rottluff.

Abend am Meer. 1920.
Berlin. Privatbept}.

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