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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

DOI issue:
Heft 12
DOI article:
Valentiner, Wilhelm Reinhold: Karl Schmidt-Rottluff
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0497

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Hbb. 9. Karl Schmidt-Rottluff. Doppelbildnis. 1920.
Die Entwicklung der ßolzfdjnitte Schmidt-Rottluffs, der feiner Gemälde parallel lau-
fend, führt von einer mehr malerifchen, impreffioniftifchen Äuffaffung zu größter pla-
ftifcher Vereinfachung der Form und zunehmender Vergeiftigung des Inhaltes, fcüobei
Meifterwerke in der einen wie der anderen Darftellungsart entftanden find, wie denn
der Gedanke der Entwicklung nicht dazu verführen darf, bedeutende ülerke einer
früheren Stufe gegenüber folchen einer fpäteren herabzufeßen.
Gleich das erfte abgebildete Blatt: „Frau mit aufgelöftem Fjaar“ (Äbb. 10), gibt einen
folchen, in feiner Art durchaus vollkommenen F)olzfchnitt, leider in der diefer üecfmik
fo abträglichen Verkleinerung wieder. Die meifterlid) abgewogene Verteilung von Cüeiß
und Schwarz, die Straffheit in der Linienführung des Gefichtes und der Fjände, die
Großheit der Äuffaffung, vor allem aber das eindringlich fchauende Auge, das von der
Maffe herabflutenden Fjaares frei bleibt, heben die Geftalt fogleid) über das Alltägliche
hinaus und geben ihr eine allgemeinere Bedeutung. Die rätfelfiafte ÜJirkung, die der Künftler

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