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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 12
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Valentiner, Wilhelm Reinhold: Karl Schmidt-Rottluff
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0502

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Da gebietet der Krieg ein dröhnendes Halt. Mehr als gewöhnliche Menfchen leiden .
die von Ähnungen verfolgten Künftler unter der furchtbaren Krife einer vom Fieber
gefchüttelten Menfchheit. Dunkle, eherne Cöne klingen in den merken Schmidt-Rottluffs
vom Jahre 1914 auf 15, aber ihre Form wäd)ft immer mächtiger, wie denn in diefer
3eit nod) der Siegesglaube des deutfchen Volkes ins Ungemeffene geht und feine Ge-
fühle fich grenzenlos überfteigern. Im Deutfchen, der fat), wie fid) die Macht feines
Reiches von Reims bis Riga, von Belgien bis zur üürkei ausdehnte, mußten, ob er
wollte oder nicht, Cräume von einer Beherrfchung Europas, fei es einer geiftigen, fei
es einer weltlichen, auffteigen, wie wohl nur noch einmal in feiner Gefd)id)te zur 3eit
Ottos III., ums Jahr 1000, als auch Europa einen Augenblick zu feinen Füßen zu liegen
fd)ien, als auch eine Kunft von großem, machtvollen Geift getragen, entftand — ehe die
ganze weltliche Herrlichkeit zufammenftürzte.
.Und alles Denken wird in den folgenden Kriegsjahren übertönt von dem graufigen
Klirren, mit dem die Schilder der Armeen zweier (Uelten zufammenfchlagen, bis im

Äbb. 12. Karl Schmidt-Rottluff. (Heibliches Bildnis. Fjolzfcbnitt. 1915.

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