Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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Heft 13
DOI article:Frieg, Will: Wilhelm Morgner
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als Schüler nicht an tollen Streichen fehlen. Ällem feßte er die Krone auf, indem er
verfud)te, mit einem Freunde nach) Amerika auszukneifen. Diefer abenteuerliche Sinn
war fo ftark in ihm, daß er fiel) felbft einen Vagabunden, einen £augenid)ts nannte.
Morgner deutete er der Morgenare, der nach Morgen Handernde. Bei feiner Mutter
fet}te er es Schließlich durch, daß er Maler werden konnte. 1908 kommt er als Schüler
zu Georg Cappert nach Horpswede, der ihm ein guter Berater und Förderer wurde.
Er bleibt aber nicht lange, fondern ftudiert und arbeitet fleißig in feiner Fjeimat. Bis
1910 entfteßen die erften größeren Ärbeiterbilder. 1911 weilt er einige 3eit in Berlin
und lernt hier die modernen Farben- und Formprobleme kennen. In der Juryfreien und
Neuen Sezeffion find feine erften Bilder ausgeftellt. 1912 werden in der 3eitfcl)rift
„Der Sturm“ abftrakte Fjolzfchnitte und Linoleumfchnitte veröffentlicht. 1912—13 er-
reicht er künftlerifd) feine Fjöhe. Fjerbft 1913 tritt er als Einjähriger ins F>eer. Den
Krieg macht er 1914 im (Heften, 1915 im Often mit. 1916 wird er einem Gräber-
kommando in Mazedonien zugeteilt; 1917 kommt er wieder nad) dem Heften. Seit
den Kämpfen bei Langemark im Auguft 1917 ift er vermißt.
Das Sd)warzweißwerk
Hüßelm Morgner gehört zu den größten Graphikern aller 3eiten. Er ift einzu-
gliedern in die Reihe: Rembrandt, Dürer, Goya, Delacroix, Millet, Segantini, van Gogh,
Munch, Barlach. Über 1800 Blätter hat er uns hinterlaffen. Feder-, Kohle- und Kreide-
zeichnungen, Holz- und Linoleumfchnitte, Lithographien und Radierungen. Ein Berg
Cüilbelm Morgner.
Der Holzfäller mit dem Gekreuzigten. Cempera. 1913.
Privatbefitj, Dresden.
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