Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0559
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Heft 14
DOI article:Wedderkop, Hermann von: Paul Klee
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Paul Klee. Barbarenkönig. Feder und Äquarell. 1917/151.
Es heftest durchaus nid)t für diefe Begabung das Gefet^, alles zum Äusdruck Stre-
bende zu meßr oder minder vereinfachten Formen zufammenzukürzen. Im Gegenteil:
oft weid)t plötzlich — und darin liegt vielleicht das Befte und (Inauffpürbare der Ärt
diefer Begabung — die Linie aus dem Scßlüffigen ab. Dann entftehen diefe Gebilde,
die Äugen in ungleichmäßigen Schleifen umrahmen oder Köpfe mit Minaretts krönen.
Gebilde, die, beginnend mit irgendeiner realen Gegebenheit, fiel) in eine andere Kielt mit
gänzlich veränderten Klirkungsbedingungen verlieren. Diefe Formen find fo ungreifbar,
fo unkörperlich wie die Farbnebel, aus denen fie ßervortreten.
Es ift nicht der Kubismus, der die Brücke fchlägt von vergangener Kunftform zu der
Klees. Er ift erwachsen auf realem Formboden; nichts ift verkehrter als mit gewiffen
modernen Kunfttheoretikern zu fagen, daß er eine neue Raumanfcßauung begründe —-
Myftik ift hier das Klort, das die Lernbegierigen fättigt. Er will a priori ein Form-
problem löfen; dem mag fid) der Raum, foweit er dadurch betroffen wird — binfen-
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