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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 14
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0583

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Äusftellungen

v. tüintergerft. Eine kleine Schäferfzene wurde
von einigen dem Cüatteau zuerkannt.
Der Kunftausfcfmß des Leffingbundes ift unter
Mitwirkung der Leitung des Landesmufeums
dabei, die Ergebniffe der intereffanten Äus-
ftellung feftzulegen.
In der Bilderfdjau wirkte vermittelnd zwifdjen
der älteren Malerei und der des 17. Jahrhunderts
eine wundervoll bewegte Landfchaft, die Pieter
Brueghel zugefdjrieben wird. Mit zwei kleinen
Studienbildern waren die Italiener Carracci
und Guido Reni vertreten. Von Rubens brachte
die Äusftellung einen prächtigen ausdrucksvollen
Studienkopf eines Äpoftels. Cüeitere bemerkens-
werte Bilder waren ein kraftvoller Löwen-
bezwinger f 1 äm i f ch er Schule um 1600 und eine
Grablegung ähnlicher Ärt. Von den Holländern
fiel befonders eine ausgezeichnete Landfchaft
mit Kühen von Mommers auf. Die fpanifche
Malerei war durch zwei Bildniffe in der Ärt des
Coello vertreten. Von den Bildern aus dem
Änfang des 19. Jahrhunderts erregte befonders
das von Schoners gemalte lebensvolle Bildnis
des um 1806 in Braunfchweig wirkenden Ärdji-
tekten Peter Krähe Bewunderung.
In einem Glasfchrank fah man neben Fürften-
berger Porzellan aus der 3eit um 1780 reizvolle
Miniaturen von Pesne und 3iefenis.
Das Ängebot von Kunftwerken für die Äus-
ftellung war fo groß, daß im F)erbft eine weitere
Äusftellung von älteren Bildern aus Braun-
fchweiger Privatbefilj ftattfinden kann. Sehr.
Der Genius im Kinde
ünter dem obigen Eitel bereitet die ftädtifdje
Kunfthalle Mannheim und der ihr angegliederte
„Freie Bund zur Einbürgerung der bildenden
Kunft“ eine umfangreiche Äusftellung vor, die
das Verhältnis von Kind und Kunft be-
handeln foll. Der Äusftellungsplan faßt vor-
läußg drei Hauptteile ins Äuge. Der erfte Geil
ift dem Kinde als Künftler gewidmet. Er
zeigt fowohl künftlerifche Arbeiten heute bereits
Erwachsener, die es zu bedeutenden Künftlern
gebracht haben, als foldjer, in denen die künft-
lerifche Anlage fpäter erlofd). Er zeigt ferner
eine große Auswahl von Arbeiten heute im
Kindheitsalter ftehender Menfchen, wobei mög-
liche viele Individualitäten von früheften Jahren
an über längere 3eiträume hinaus verfolgt
werden follen. Mannigfaches, für Pfychologie
und Pädagogik fowie allgemeiner Kunfterkennt-
nis wichtiges Beobachtungsmaterial foll hier
unter verfchiedenften Gefichtspunkten zufammen-
geftellt und eventuell fpäter zu wiffenfchaftlichen
Einzeldarftellungen verarbeitet werden.

Der zweite Geil der Äusftellung gilt der Kunft
in der unmittelbaren Lebensumgebung
des Kindes, alfovor allem in Haus und Schule.
Hier foll ein gewähltes Material an künftlerifch
einwandfreien, d. h- zum eigenen künftlerifchen
Mitgeftalten anregenden Bilderbüchern, Änfdjau-
ungsvorlagen, Spielzeugen ufw. vorgeführt wer-
den, die fiel) zum Gefamtbild einer vorbildlichen
„Kinderftube“ und „Schulklaffen“ zufammen-
fchüeßen. — Der letzte Geil der Äusftellung gilt
dem fchwierigen und verzweigten Problem der
künftlerifchen Erziehung des Kindes, alfo vor
allem des 3ßi<hen- und Modellierunterrichts.
Die Äusftellung kann nur zuftande kommen
bei tätiger beratender Hilfe aller für die ver-
fchiedenen Gebiete in Frage kommenden Kreife,
vor allem alfo der Künftler, foweit fie Ar-
beiten aus der Kinderzeit bewahrt ha-
ben, fodann überhaupt aller Eltern und Er-
zieher künftlerifch irgendwie begabter Kinder,
endlich aller um die Kunfterziehung unferer Ju-
gend bemühten Lehrer und Erzieher. Alle werden
um Überlaffung ihres Materials, auch um Er-
ftattung vonÄnregungen undVorfd)lägen freund-
lichft erfucht.
B erlin
Der „Generaldada“ Dr. Otto Burchard ladet
zur Befidjtigung einer Monftre-Dada-Äusftellung
in feiner Kunfthandlung ein, in der Arbeiten von
Georg Groß, Heartfield, Baargeld, Max Ernft u. a.
gezeigt werden. Das Programm derVeranftaltung
ift einigermaßen verwirrend, denn es ift nicht
leicht, in ihm die „Hellßcbt der Einficht in die
Äusficht aller Änficht über Politik und öüirtfchaft,
Kunft, Medizin, Sexualität, Erotik, Perverfion und
Änäfthetik“ zu entdecken.
ttlertvolle Handeinbände zeigt Paul Kerften
in den neuen Räumen des bekannten Antiqua-
riats von Edmund Meyer, Potsdamer Str. 28.
Befonders erwähnenswert find der Koran des
Brandus-Verlages und die Jenaer Liederhand-
fchrift. K. S.
Chemnitj
In der Galerie Gerftenberger ftellt Guftav
Schaffer fein in den lebten 15 Jahren entftan-
denes umfangreiches graphhehes ttlerk aus, das
eine intereffante, in ftetem eifrigen Schaffen fort-
entwickelte Kurve felbftvertrauenden Ringens dar-
ftellt. Schaffer, der heute an der Spitze der
Chemnitzer Künftlerfchaft und des fid) in diefer
Fabrikftadt kräftig regenden Kunftlebens fteht,
kam vom Kunftgewerbe und fud)te fich feine
eigenen ülege durch langanhaltendes Natur-
ftudium und redliche Handwerksarbeit. Die faft

Der Cicerone, XII. Jal)rg., ßeft 14

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