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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 16
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Zahn, Leopold: Der Maler Josef Eberz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0639

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fierungs- und Materialifierungsprozeß, der im tüeltkrieg zur Menfchheitstragödie ge-
worden war. Qlir können ßeute weder von einer neuen Religion — im Sinne einer
kollektiviftifcßen Konvention — noch von einer neuen Religiofität — im Sinne einer
gläubigen Subfumierung unter eine ßößere, zufammenfajjende Einheit und einer (Qelt-
anfdjauung, die in allem irdifdjen Dafein und Gefcßeßen nur Manifeftation tranfzen-
dentalen ttlirkens erkennt, fondern nur von einer religiöfen Seßnfucßt und Stimmung
fprecßen. Qnfere Seele ift erwacht und fordert ihre ewigen Rechte. Äber nichts und
niemand ift da, der fie ißr gewähren könnte. Gott und die Götter find tot. Die
Priefter entheiligt. Gebet wird zu Schrei. Erhebung zu Krampf. Erfchütterungen
um jeden Preis — nicht folche, wie fie die Cragödien des Älltags gewähren, — fon-
dern folche, wie fie der Menfd) nur erlebt, wenn ihn Myfterien des Cranfzendentalen,
Kosmifchen, Ewigen umfchauern. Qnfere Seele hungert nach göttlicher, ewiger Speife.
Jofef Eberz’ religiöfe Kunft würde uns wenig zu bedeuten haben, wenn fie nur
Äusdruck einer konfeffionell-dogmatifchen Gläubigkeit wäre, unberührt von der Qual,

Jofef Eberz.

Geburt Chrifti. (Öl.) 1914.

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